| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 85 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Amerikanische Rußbläser. Infolge der steigenden Größe
                              									der Verdampfungsvorrichtungen, ihrer zunehmenden Belastung sowie des erhöhten
                              									Brennstoffpreises ist die Wirtschaftlichkeit des Kesselbetriebes von
                              									ausschlaggebender Bedeutung für die Unkosten der Krafterzeugung. Diese wachsen
                              									beträchtlich, wenn sich an den Heizflächen den Wärmeübergang hindernde Niederschläge
                              									bilden. Sie bestehen bei Verwendung von Anthrazit, da der Brennstoff wenig flüchtige
                              									Bestandteile enthält, vorwiegend aus Flugasche. Bei bituminösen Kohlen ist ihr
                              									Gehalt an Kohlenstoff groß. Bei Abgaskesseln tritt Flugstaub auf, und auch
                              									Oelfeuerungen zeigen Bildung von Ruß mit hoher Wärmeisolation. Die Niederschläge
                              									erstrecken sich bis zum Ekonomiser. Sie sind dort infolge der niedrigeren
                              									Temperatur loser. Ihre Einwirkung macht sich indessen wegen des geringeren
                              									Wärmegefälles stärker geltend. An den dem Feuerraume nahe liegenden Rohren schmilzt
                              									der Ueberzug bald zu einer harten Kruste zusammen. Nicht selten überbrücken bei
                              									Wasserrohrkesseln diese Schlackenkrusten die Rohre. Entfernt man den Ruß längere
                              									Zeit nicht, so bildet sich Kohlen- und Schwefelsäure, die das Kesselblech angreifen
                              									und Veranlassung zu anderen Störungen geben. Zur Beseitigung der Niederschläge
                              									dienen Handbläser und mechanische Bläser. Erstere bestehen aus einem Hahngehäuse und
                              									der Blasdüse. Die Bauart ist einfach und die Anschaffungskosten gering, die
                              									Bedienung aber schwer und unangenehm. Ein Mann handhabt das Dampfventil, während ein anderer das
                              									Blasrohr durch die Putztüren einführt. Er kann die Arbeit schlecht übersehen und
                              									nicht alle Teile der Heizfläche sind dem handgeführten Rohre erreichbar. Nebenluft
                              									tritt durch die Putztüren ein. Die Reinigung dauert dreimal so lange als bei
                              									Verwendung von mechanischen Bläsern, während die Wirkung nur ein drittelmal so gut
                              									und der Dampfverbrauch bei beiden Vorrichtungen gleich ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 86
                              Abb. 1.
                              
                           Die Abgase hatten bei Benutzung mechanischer Bläser eine um 80
                              									bis 100° niedrigere Temperatur als bei Reinigung mit Handbläsern. Dies läßt
                              									natürlich auf eine entsprechende Erhöhung des Wärmedurchganges schließen. Gegen die
                              									Anwendung mechanischer Bläser macht man geltend, daß die Anschaffungskosten hoch
                              									sind und die den heißesten Gasen ausgesetzten Blasrohre leiden. Diese waren
                              									ursprünglich aus Eisen und zeigten starken Verschleiß. Später schützte man sie durch
                              									einen Luftmantel sowie Wasserkühlung, Wicklung oder durch einen mit Asbest
                              									ausgefüllten Schutzraum.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 86
                              Abb. 2.
                              
                           Jetzt werden die dem Feuer ausgesetzten Teile der Bläser meist
                              									aus „Insoluminium“, einem geglühten Eisen, hergestellt, das Temperaturen von
                              									975 bis 1075° C ohne Formveränderung aushält. Eine, weitere Verbesserung bestand in
                              									Einführung der Venturi-Düsen. Durch diese wird der Dampfstrahl gut zusammengehalten,
                              									seine Richtung auf größere Entfernung gewährleistet und seine Geschwindigkeit
                              									erhöht. Die Düsen werden so weit in das Rohr eingeschweißt, daß sie nicht über
                              									die Oberfläche hervorragen. Abb. 1 zeigt einen mit
                              									fünf Blasrohren ausgerüsteten Babcock & Wilcox Wasserrohrkessel. Drei von ihnen bedienen je einen
                              									Heizzug. Das vierte beseitigt den Krustenansatz an den Wasserrohren über dem
                              									Feuerraum, und das fünfte reinigt den letzten Heizzug. Jeder Bläser besteht aus der
                              									in Abb. 2 sichtbaren, in das Mauerwerk eingelassenen
                              									Wandbüchse. Sie ist so ausgebildet, daß das Blasrohr frei gedreht werden kann, ohne
                              									daß falsche Luft in die Heizzüge eintritt. Die Drehung erfolgt mit Hilfe eines
                              									Kettenrades. Das Blasrohr ist frei im Kassel verlegt und wird von Traglagern
                              									gestützt, die auf den Wasserrohren aufsitzen. Jedes Rohr ist mit mehreren Düsen
                              									versehen. Ein Kniestück vermittelt die Ueberleitung des Dampfes in das Blasrohr. Ein
                              									Belüftungsventil am Kniestück öffnet sich nach Abstellen des Dampfes selbsttätig. Es
                              									beseitigt ein durch Kondensation im Blasrohre möglicherweise entstehendes Vakuum, so
                              									daß keine Rauchgase eingesaugt werden können. Durch Handventile werden die
                              									Rohrleitungen entwässert. Eine Stopfbüchse ist als letzter Konstruktionsteil zu
                              									nennen. Die Bedienung der Bläser erfordert nur einen Mann für kurze Zeit, und auch
                              									die Unterhaltung verursacht wenig Ausgaben, so daß die Anlagekosten als nicht zu
                              									hoch bezeichnet werden können. Im Betriebe werden die einzelnen Blasrohre so
                              									geöffnet, wie sie in der Zugrichtung, aufeinander folgen, damit der von einem Bläser
                              									aufgewirbelte Ruß sofort vom nächsten erfaßt und schließlich zum Rauchsammelkanal
                              									und den Aschensäcken gefördert wird.
                           Mit Druckluft betriebene Vorrichtungen sollen weniger günstig arbeiten. In Heft 51
                              									der Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb, dem die vorstehenden
                              									Ausführungen entnommen sind, gibt Dipl.-Ing. Pradel
                              									zahlreiche weitere Beschreibungen von Rußbläsern.
                           Schmolke.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Heißdampf-Güterzuglokomotive. Für die türkischen
                              									Militäreisenbahnen hat die Lokomotivbauanstalt Henschel
                              									& Sohn in Kassel im Jahre 1916 die Lieferung von zehn
                              									Stück 1 E-Dreizylinder-Heißdampflokomotiven erhalten, die Züge von 500 t auf
                              									Strecken mit 1435 mm Spurweite mit anhaltenden Steigungen von 20 v. T. und kleinsten
                              									Krümmungshalbmessern von 250 m mit 15 km/Std.-Geschwindigkeit zu befördern haben.
                              									Die Höchstgeschwindigkeit sollte 45 km sein. Die Lokomotiven haben folgende
                              									Hauptabmessungen:
                           
                              
                                 Zylinderdurchmesser
                                 3 × 560 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 600 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 1250 mm
                                 
                              
                                 Kesseldruck
                                 13 kg/cm2
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 4,5 m2
                                 
                              
                                 Heizfläche der Feuerbüchse
                                 16,13 m2
                                 
                              
                                 Heizfläche der Rohre
                                 225,22 m2
                                 
                              
                                 Kesselheizfläche
                                 241,35 m2
                                 
                              
                                 Ueberhitzerheizfläche
                                 80,88 m2
                                 
                              
                                 Dienstgewicht der Lokomotive
                                 91290 kg
                                 
                              
                                 Reibungsgewicht der Lokomotive
                                 78600 kg
                                 
                              
                                 Wasservorrat
                                 12 m3
                                 
                              
                                 Kohlenvorrat
                                 7000 kg.
                                 
                              
                           Um die für eine Zwillingslokomotive notwendigen Zylinderdurchmesser (686 mm) zu
                              									vermeiden, wurde hier die Dreizylinderanordnung gewählt. Die bessere
                              									Anfahrmöglichkeit infolge der gleichmäßigeren Drehkraft am Radumfange, sowie die
                              									gute Feueranfachung durch die erhöhte Auspuffzahl läßt die Drillungslokomotive
                              									gegenüber der Zwillingslokomotive im schweren Güterzugdienst vorteilhaft erscheinen.
                              									Zum Vergleich sind in Abb. 1 bis 6 die Anfahr- und Tangentialdruck-Diagramme der
                              									besprochenen Dreizylinder-Lokomotive und einer Zwillingslokomotive bei gleicher
                              									Zylinderleistung dargestellt. Für die Anfahrdiagramme ist eine Zylinderfüllung von
                              									80 v. H., für die Tangential-Druckdiagramme eine Füllung von 25 v. H. bei 40 km/Std.
                              									Geschwindigkeit angenommen. In Abb. 5 ist das
                              									Tangential Druckdiagramm der Dreizylinder-, in Abb. 6
                              									das entsprechende Diagramm der Zweizylinderlokomotive dargestellt. Bei den
                              									ausgeführten Lokomotiven ist ein Massenausgleich bis zu 50 v. H. der hin- und
                              									hergehenden Gewichte des Außentriebwerkes erreicht, ohne die höchst zulässige
                              									überschüssige lotrechte Fliehkraft von 15 v. H. des ruhenden Raddruckes zu
                              									überschreiten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 4.
                              
                           Die notwendige Kurvenläufigkeit wird dadurch erreicht, daß die Laufachse einen
                              									beiderseits begrenzten Anschlag von je 80 mm hat und außerdem die zweite und die
                              									fünfte der gekuppelten Achsen um je 25 mm nach jeder Seite in den Achslagern
                              									verschiebbar ist. Die Spurkränze der Treibachse sind um 15 mm schwächer gedreht. Die
                              									drei Zylinder liegen nebeneinander und arbeiten auf eine gemeinsame Treibachse. Die
                              									beiden äußeren Zylinder liegen wagerecht, der Innenzylinder hat eine Neigung von 1 :
                              									6,143.
                           Der Kessel mit 13 at Ueberdruck hat eine kupferne Feuerbüchse. Sie ist mit dem
                              									Feuerkasten durch kupferne Stehbolzen, flußeiserne Deckenanker und den zweiseitig
                              									genieteten Bodenring verbunden. In die Feuerbüchse ist ein Gewölbe aus feuerfesten
                              									Steinen zum Schütze der Rohrwand eingebaut. Die in vier Reihen übereinander
                              									angeordneten Rauchrohre nehmen die Ueberhitzerrohre von 32 und 40 mm φ in sich auf, die von unten in die Naß- und
                              									Heißdampfkammern des an der Rauchkammerrohrwand befestigten Sammelkastens
                              									münden.
                           Die Dampfverteilung erfolgt in jedem Zylinder durch Kolbenschieber von 220 mm φ mit federnden Dichtungsringen nach der Bauart der
                              									Preußischen Staatsbahn. Der schädliche Raum für die Deckel- und die Kurbelseite
                              									beträgt 11 v. H. des Zylinderinhaltes. Jeder Zylinder hat einen Druckausgleichhahn
                              									für Leerfahrt, der vom Führerstande aus geöffnet und geschlossen werden kann. An
                              									jedem Zylinderdeckel ist ein Wasserschlagventil angeordnet. Die Außenzylinder
                              									besitzen Heusinger-Steuerung. Die Füllungsgrade von 10
                              									bis 80 v. H. werden durch Steuerrad und Schraube eingestellt. Um für den
                              									Innenzylinder die Nachteile einer unzugänglichen Steuerung zu vermeiden, werden von
                              									den Kreuzköpfen der Schieberstangen der Außensteuerungen die Einzelbewegungen
                              									durch eine im Rahmenbau festgelagerte Welle abgeleitet.
                           Vom Eisenbahn-Zentralamt in Berlin wurden einige Versuchsfahrten mit einer solchen
                              									Lokomotive ausgeführt. Es wurden einige fahrplanmäßige Güterzüge auf der Strecke
                              									Grunewald–Güterglück gefahren. Der Güterzug hatte 1228 t Gewicht. Auf
                              									Steigungsstrecken betrug die durchschnittliche Zugkraft am Tenderhaken 7800 kg, bei
                              									25 km/Std. Geschwindigkeit und 25 v. H. Zylinderfüllung. In der folgenden
                              									Zahlentafel sind die Versuchsergebnisse zusammengestellt. Bei richtiger Ausnutzung
                              									der Lokomotive würden sich die Versuchswerte wesentlich günstiger gestalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 87
                              Abb. 6.
                              
                           Grunewald-Güterglück
                           
                              
                                 Entfernung
                                 107,21 km
                                 
                              
                                 Fahrzeit
                                 230 Min.
                                 
                              
                                 Anzahl der 100 t/km
                                 1316
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch
                                 23 600 l
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch
                                 3800 kg
                                 
                              
                                 Leistung am Tenderhaken
                                 500 PSe
                                 
                              
                                 Wasserverbrauch auf 100 t/km.
                                 17,93 l
                                 
                              
                                            „                 „   1 PSe/Std.
                                 12,31 l
                                 
                              
                                            „                 „   1 m2 Heizfl.
                                 25,54 l
                                 
                              
                                 Kohlenverbrauch auf 100 t/km.
                                 2,89 kg
                                 
                              
                                            „                 „   1 PSe/Std
                                 1,98 kg
                                 
                              
                                            „                 „   1 m2 Rostfl.
                                 220,22 kg
                                 
                              
                                 Verdampfung
                                 6,21
                                 
                              
                           (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1918, S. 781 bis
                              									790.)
                           W.
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                           Elektrisches Schweißen als Mittel gegen die Verkehrsnot.
                              									In einem Vortrage über „Krieg und Schweißen“ berichtete E. Wanamacker, der Elektroingenieur der Rock-Islandbahnen, über
                              									die großen Ersparnisse, die durch Anwendung des elektrischen Schweißverfahrens für
                              									den Eisenbahnbetrieb erzielt werden können (Engineering, August 1918). Bei dem
                              									jetzigen Zustande unseres rollenden Eisenbahngerätes, von dem jetzt wohl 20 v. H.
                              									nicht betriebsfähig sein dürften, und bei dem großen Rohstoffmangel haben wir
                              									dringenden Anlaß, dieses Mittel zum Heben der Leistungsfähigkeit der
                              									Eisenbahnwerkstätten zu benutzen.
                           Die Rock-Islandbahnen haben mit Hilfe ihrer elektrischen Schweißanlagen, die aus 33
                              									Schweißeinheiten bestanden, erreicht, daß gegen früher 1400 Lokomotivtage im Jahre
                              									gewonnen wurden. Nach einer fünffachen Vergrößerung der elektrischen Schweißanlagen
                              									hofft die Gesellschaft mit ihren derzeitigen 1600 Lokomotiven ohne Ankauf weiterer
                              									ihren gesteigerten Betrieb aufrecht zu erhalten.
                           Nach gründlichen Untersuchungen hat Herr Wanamacker
                              									außerdem festgestellt, daß sich, seitdem die 33 Schweißeinheiten in Betrieb sind,
                              									der Prozentsatz der in Ausbesserung befindlichen Lokomotiven fast durchschnittlich
                              									auf 10 v. H. vermindert hat. Da, wie schon oben erwähnt, vielleicht 20 v. H. der
                              									deutschen Lokomotiven in Ausbesserung sein dürften, wäre es für unser gesamtes
                              									Wirtschaftsleben von größtem Nutzen, wenn man durch möglichst schnelle und
                              									allgemeine Aufstellung von elektrischen Schweißeinheiten in den Eisenbahnwerkstätten
                              									den Satz auf 10 v. H. verringern könnte. Schätzt man den deutschen Lokomotivbestand
                              									auf etwa 20000 Stück, so würde man bei Durchführung dieser Maßnahme mit einem
                              									Zuwachse von etwa 2000 Lokomotiven in kürzester Zeit rechnen können.
                           Dasselbe was hier über die Ausbesserung der Lokomotiven gesagt wurde, trifft
                              									natürlich auch für die Eisenbahnwagen zu. Nur fällt hier noch mehr der
                              									Rohstoffmangel ins Gewicht, da es sich dabei um viel größere Mengen handelt (es
                              									mußten bekanntlich 30 mal soviel Eisenbahnwagen als Lokomotiven an unsere Feinde
                              									abgegeben werden). Es ist auch hier nur durch eine Verlängerung der Lebensdauer des
                              									vorhandenen Gerätes durch äußerste Ausnutzung der Vorteile des elektrischen
                              									Schweißens in nächster Zeit eine möglichst weitgehende Behebung des Wagenmangels zu
                              									erzielen.
                           Im vorliegenden Falle haben wir wieder ein typisches Beispiel dafür, wie stark der
                              									Techniker die Volkswirtschaft beeinflussen kann. Gelingt es dem Eisenbahn-Techniker,
                              									alle Eisenbahnwerkstätten mit Hilfe der elektrischen Schweißung auf die höchste
                              									Leistungsfähigkeit zu bringen, so wird ihm das ganze deutsche Volk zu großem Dank
                              									verpflichtet sein. Denn zu dem großen Nutzen, der der Eisenbahnverwaltung durch die
                              									Erhöhung der Lokomotiv- und Wagentage zufließt, kommen noch erhebliche Ersparnisse
                              									an Ausbesserungskosten. Die Ausbesserung bei dem alten Arbeitsverfahren hat sich
                              									durch schnittlich 4–6 mal so teuer gestellt, als bei dem neuen Verfahren. Die
                              									Anlagekosten für die elektrischen Schweißanlagen konnten daher allein durch diese
                              									Ersparnisse durchschnittlich schon vor Ablauf des ersten Betriebsjahres gedeckt
                              									werden.
                           Wenn irgendwo, so ist im vorliegenden Falle besonders zu beherzigen, daß schnelle
                              									Hilfe doppelte Hilfe ist. Es wäre ganz verkehrt, wenn man erst nur zwei oder drei
                              									Werkstätten mit elektrischen Schweißanlagen zum Sammeln von eigenen Erfahrungen
                              									ausrüsten wollte. Nur bei sofortiger Ausrüstung sämtlicher Eisenbahnwerkstätten mit
                              									je zwei bis vier Schweißstellen wird der höchste erreichbare Erfolg eintreten. Es
                              									werden 250 bis 300 Schweißstellen für die etwa 70 Eisenbahn Werkstätten in
                              									Deutschland erforderlich sein. Da man in manchen Werkstätten zwei und auch mehrere
                              									Schweißstellen von einem Schweißaggregat wird speisen können, so dürfte die
                              									Zahl der nicht so leicht zu erhaltenden Schweißdynamos nebst Antriebsmotoren
                              									bedeutend geringer sein als die der Schweißstellen. Bedenken, daß die deutsche
                              									Elektroindustrie eine so große Anzahl von Schweißdynamos nicht in kürzester Zeit
                              									liefern könnte, braucht man daher nicht zu hegen. Außerdem bauen die führenden
                              									Firmen der deutschen Elektroindustrie schon mehrere Jahre Sondermaschinen für die
                              									elektrische Lichtbogenschweißung, so daß sie wohl in der Lage sein würden, eine
                              									größere Anzahl solcher Maschinen schnellstens zu liefern.
                           Bei den großen wirtschaftlichen Vorteilen, die das elektrische Schweißen bietet, war
                              									zu erwarten, daß sich bald alle Eisenbahnunternehmungen der Welt das neue
                              									Arbeitsverfahren zu Nutze machen würden. So sind auch tatsächlich in fast allen
                              									Industriestaaten eine Menge solcher Schweißanlagen bei den Eisenbahnwerkstätten in
                              									Verwendung und noch mehr im Bau. Am weitesten sind bisher die Amerikaner auf diesem
                              									Gebiete vorgeschritten. Bereits beim Bau des Panamakanales verwendeten sie in
                              									ausgedehntem Maße elektrische Schweißanlagen für die Fahrgeräte. Die hierbei und
                              									auch die später gemachten Erfahrungen haben sie wohl auch dazu bewogen, ihre
                              									Eisenbahntruppen an der Westfront ausgiebig mit Lichtbogen-Schweißanlagen
                              									auszurüsten.
                           K. Ratschke
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                           Eisenerze und Roheisen in Europa nach dem Kriege. Vor dem
                              									Kriege wurden in Frankreich jährlich 5000000 t Roheisen hergestellt gegen 9500000 t
                              									in Groß-Britannien und 19000000 t in Deutschland. Nach Aeußerungen aus französischen
                              									Fachkreisen wird Frankreich bald in der Lage sein 13000000 t zu erzeugen, so daß
                              									dann Frankreich neben Deutschland als Englands gefährlicher Wettbewerber in Europa
                              									auftreten würde.
                           In L'Information hat ein hervorragender französischer Hütteningenieur, Ch. Marquet, über die bevorstehende Verschiebung etwa
                              									Folgendes geäußert:
                           Deutschlands Roheisenerzeugung wird durch den Verlust von Elsaß-Lothringen von
                              									19000000 t auf 15 Millionen t zurückgehen, wird also nur noch um 2 Mill. t größer
                              									sein als die Frankreichs. Die Annexion Elsaß-Lothringens bringt Frankreich in den
                              									Besitz des ergiebigsten Eisenerzbezirks in Europa und der großen lothringischen
                              									Eisen- und Stahlwerke. Das Erzbecken im sogenannten französischen Lothringen umfaßt
                              									607 km2; die dortigen Erzlager werden auf 3
                              									Milliarden t geschätzt. Die Erzfelder Deutsch-Lothringens bedecken ein Gebiet von
                              									397 km2 und stellen einen Erzvorrat von 1830000000
                              									t dar. Nach der Annexion wird Frankreich insgesamt über einen Reichtum an Eisenerzen
                              									von mehr als 5 Milliarden t verfügen.
                           Demgegenüber werden stehen: Deutschland mit nur noch 1777000000 t, Groß-Britannien
                              									mit 1300000000 t und Schweden mit 1158000000 t.
                           Der Verlust Elsaß-Lothringens bedeutet für Deutschland den Verlust der Hälfte seiner
                              									Eisenerze.
                           Von 1900 bis 1913 wuchs in Frankreich die Förderung von Eisenerzen von 5500000 t auf
                              									21500000 t und die Roheisenerzeugung von 2 Milliarden auf 5 Mill. t.
                           Frankreich führte 1913 9500000 t Eisenerze aus und 1500000 t ein, so daß ein
                              									Reinbetrag der Ausfuhr von 8 Mill. t verbleibt. Frankreich konnte nicht die ganzen
                              									geförderten Erze verhütten, weil es nicht genügend Koks erzeugte. Deutschland
                              									lieferte 1913 allein 2393000 t Koks nach Frankreich, wofür dieses entsprechende
                              									Mengen Erz an Deutschland abgeben mußte.
                           Marquet fährt dann wörtlich fort: „Die Rückkehr
                                 										Lothringens wird uns einen jährlichen Zuwachs von etwa 20 Mill. t
                                 										Eisenerz bringen, aber nur eine unbedeutende Menge Brennstoff. Eine Rückkehr des
                                 										früheren Abhängigkeitsverhältnisses zu Deutschland steht außer jeder Frage. Der
                                 										Friedensvertrag muß Frankreich befreien von jeder Bevormundung in der Koksfrage.
                                 										Die erforderliche Gewähr hierfür können wir erhalten durch Abtretung des
                                 										Saargebiets an Frankreich zum Zwecke der Kohlenversorgung unserer lothringischen
                                 										Werke. Das würde nur eine teilweise Entschädigung sein für die Zerstörungen in
                                 										Frankreich.“
                           Marquet glaubt, daß Frankreich 40 Mill. t Eisenerz
                              									jährlich fördern wird und diese Menge auch verhütten kann, wenn erst die
                              									erforderlichen Hochöfen errichtet sein werden. Bisher hat Frankreich das im Lande
                              									erschmolzene Roheisen selbst verbraucht; bei einer Erzeugung von 13 Mill. t wird ein
                              									großer Ueberschuß für die Ausfuhr bereit sein. 1913 hat Frankreich nur etwa 320000 t
                              									Halbzeug ausgeführt. Wenn die Kriegsschäden ausgebessert sein werden, muß sich
                              									Frankreich nach Absatzgebieten umsehen.
                           Hierzu bemerkt Engineering vom 17. 1. 19, daß vom englischen Gesichtspunkt aus die
                              									Ausbeutung der lothringischen Erzgruben durch Frankreich nur als Vorteil betrachtet
                              									werden könne. So eifrig sich die Franzosen auch der Förderung und dem Verkauf dieser
                              									Naturschätze widmen würden, so wäre von ihnen doch nicht ein so wilder, ungezügelter
                              									(fierce) Wettbewerb zu erwarten, wie er von den Deutschen ausgeübt wurde.
                           
                              „Wir können als sicher annehmen, daß die Deutschen gezwungen sein werden, Alles,
                                 										was sie Frankreich 1871 genommen haben, zurückzugeben, wahrscheinlich noch mehr.
                                 										Aber die Nachfrage nach Eisen und Stahl zum Wiederaufbau der verwüsteten Gebiete
                                 										und zur Erledigung der durch den Krieg verhinderten Lieferungen wird in den
                                 										nächsten Jahren so groß sein, daß ein ernstlicher Wettbewerb zwischen den
                                 										Erzeugungsländern garnicht zu erwarten ist. Und wenn später der Wettbewerb
                                 										einsetzt, so haben wir bei Frankreich nur mit „fairem“ Geschäftsgebaren
                                 										zu rechnen. Die deutschen Verbände lieferten Kohle und Erz an Ausfuhrhäuser
                                 										unter Preis. Der Staat beförderte die für Ausfuhr bestimmten Erzeugnisse auf
                                 										Eisenbahnen und Kanälen zum halben Frachtsatz und unterstützte die
                                 										Seeschiffahrtsgesellschaften.
                              
                           
                              Die lothringischen Erzlager werden zwar von unsern Freunden tatkräftig
                                 										ausgebeutet werden, aber die daraus hergestellten Waren erhalten keine
                                 										staatliche Bevorzugung zum Zweck der Unterbietung auf dem Weltmarkt.“
                              
                           Die oben entwickelten französisch- englischen Ansichten böten Gelegenheit zur
                              									Anknüpfung einiger kritischer Bemerkungen. Die schlechte Gewohnheit, in technischen
                              									Zeitschriften politisch gehässige Aufreizung zu treiben, wollen wir aber den
                              									französischen und englischen Fachblättern allein überlassen.
                           Hbg.
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                           Ein neues Verfahren zur Gewinnung von Stickstoff aus der
                                 										Luft. Der für die Herstellung von Kalkstickstoff erforderliche reine
                              									Stickstoff wird bisher zumeist durch fraktionierte Destillation von verflüssigter
                              									Luft gewonnen, wofür eine ziemlich umfangreiche Maschinenanlage notwendig ist. Auf
                              									einem ganz anderen Weg gewinnt man reinen Stickstoff nach einem neuen Verfahren, das
                              									dem Elektrizitätswerk Lonza, A.-G. in Gampel (Schweiz)
                              									durch DRP. 302671 geschützt ist. Die von dieser Firma angestellten Versuche haben
                              									ergeben, daß man beim Durchleiten eines Luftstromes durch eine warme
                              									Ammoniumsulfitlösung nahezu chemisch reinen Stickstoff und als Nebenprodukt
                              									Ammoniumsulfat gewinnen kann.
                           Die Oxydation von Ammoniumsulfit durch Luftsauerstoff ist bekanntlich schon häufig
                              									versucht worden, doch bereitete dieses Verfahren in der Technik stets große
                              									Schwierigkeiten, da bei der Oxydation des Sulfits Verluste von Ammoniak und
                              									schwefliger Säure nicht zu vermeiden waren. Nach dem neuen Verfahren behandelt man
                              									eine konzentrierte Ammoniumsulfitlösung mit Luft, indem man sie durch eine Reihe von
                              									Berieselungstürmen fließen läßt, wo sie mit einem Luftstrom in innige Berührung
                              									gebracht wird. Man leitet das Verfahren so, daß die frische Sauerstoff reiche Luft
                              									mit der fast fertig oxydierten Lösung zusammentrifft, wobei die letzten Reste von
                              									Ammoniumsulfit zu Sulfat oxydiert werden, und daß das fast an Sauerstoff erschöpfte
                              									Gas mit frischer Sulfitlösung zur Reaktion gebracht wird, wobei die letzten Reste
                              									des Sauerstoffs entfernt werden. Am besten arbeitet man bei einer Temperatur von 70
                              									bis 75°, beim Ueberschreiten dieser Grenze findet eine Dissoziation des
                              									Ammoniumsulfits statt, die störend wirkt, da in diesem Falle von dem Stickstoff
                              									Ammoniak mitgerissen wird, das durch nochmaliges Waschen mit Wasser, schwefliger
                              									oder Schwefelsäure zurückgewonnen werden muß. Bei Verwendung einer 30 bis 35 v. H.
                              									Ammoniumsulfit enthaltenden Lauge, die in mehreren mit porösen Materialien, wie
                              									Koks, Bimsstein usw., gefüllten Berieselungstürmen mit Luft im Gegenstrom bei 70°
                              									behandelt wurde, konnten in sechsstündiger Arbeit 48 kg Ammoniumsulfit in
                              									Ammoniumsulfat übergeführt und zugleich 22,4 kg Stickstoff gewonnen werden. Der
                              									Stickstoff enthielt nur noch 0,1 bis 0,2 v. H. Sauerstoff und eignete sich somit gut
                              									zur Herstellung von Kalkstickstoff. Das neue Verfahren ist für Kalkstickstoffabriken
                              									von besonderem Wert, da der Kalkstickstoff bekanntlich häufig auf Ammoniumsulfat
                              									weiter verarbeitet wird. Solche Betriebe sind mit Hilfe des neuen Verfahrens somit
                              									in der Lage, direkt aus Pyrit und Ammoniak unter. Umgehung der Schwefelsäure
                              									Ammoniumsulfat herzustellen und zugleich den für die Kalkstickstoffabrikation
                              									erforderlichen reinen Stickstoff gleichsam als Nebenprodukt zu gewinnen.
                           Sander.
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                           Große gepreßte Kesselböden. Die amerikanische
                              									Kesselbaufirma Lukens Steel Co. hat aus einem Stück
                              									gepreßte Kesselböden von 3965 mm Durchmesser und 30 mm Stärke geliefert. Für die
                              									Beförderung dieser größten Kesselböden, die bisher aus einem Stück hergestellt
                              									wurden, mußte ein besonderer Eisenbahnwagen gebaut werden.
                           Die Preßstücke werden für die Zylinderkessel einer Reihe amerikanischer Fischdampfer
                              									verwendet. (Power, 24. XII. 18).
                           H.
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                           Der Deutsche Verband technisch-wissenschaftlicher Vereine
                              									ist in seiner letzten Sitzung für die Vereinheitlichung der Verkehrsmittel energisch
                              									eingetreten und zwar für den Uebergang der Haupt- und wichtigeren Nebeneisenbahnen
                              									sowie der wichtigeren Wasserstraßen in das Eigentum und -in die Verwaltung des
                              									Reiches und durch die Uebertragung der Oberaufsicht über das übrige Verkehrswesen an
                              									das Reich.
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                           Neuorganisation der Wirtschaftsstatistik des Reiches und seiner
                                 										Staaten. Der deutsche Verband Technisch-Wissenschaftlicher Vereine hat in
                              									einer Eingabe die Nationalversammlung gebeten, im Interesse der Stärkung des
                              									Reichsgedankens gegenüber den Einzelstaaten und im Interesse einer gedeihlichen
                              									wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands dafür eintreten zu wollen, daß bereits in
                              									der Verfassungsurkunde des Reiches; zum Ausdruck gebracht wird, daß die gesamte
                              									deutsche Wirtschaftsstatistik und ihre Organisation Sache, des Reiches sei.
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                           Dampfturbinenanlage für ein Unterseeboot und für
                                 										Ubootjäger. Engineering vom 10. Januar 1919 enthält einige bemerkenswerte
                              									Angaben über einen Westinghouseschen Entwurf zu einer
                              									Dampfturbine mit Zahnradvorgelege für den Antrieb eines
                              									Einschrauben-Unterseebootes.
                           Die Herabsetzung der Turbinendrehzahl erfolgt durch ein doppeltes Vorgelege, dessen
                              									beide Stufen übereinander angeordnet sind, so daß das von der Turbine angetriebene
                              									Ritzel ganz oben liegt. Hierdurch wird erreicht, daß die Turbine so hoch gelagert
                              									ist, daß der Kondensator unmittelbar senkrecht unter dem Austrittstutzen der Turbine
                              									angeschlossen werden kann.
                           Die Leistung der Anlage soll 1500 PS betragen.
                           Eine andere eigenartige Anordnung eines mittelbaren Schiffsantriebes mit mechanischem
                              									Zwischengetriebe ist im Engineering vom 17. Januar 1919 erwähnt. Es handelt sich
                              									hier um Ubootjäger von 600 PS. Auch hier liegt das Antriebsritzel auf dem höchsten
                              									Punkt des Vorgeleges. Das einzige Turbinenlaufrad mit Schaufeln für Vorwärts- und
                              									Rückwärtsgang ist fliegend auf der Ritzelwelle angebracht und das Turbinengehäuse
                              									mit dem oberen Teil des Getriebegehäuses verschraubt.
                           Der vollständige Maschinensatz einschließlich der Steuerventile wiegt 1860 kg. Der
                              									Dampfdruck beträgt 23 at und das Vakuum 0,07 at. Dabei werden in der Anlage für die
                              									Pferdestärke 6,76 kg Dampf verbraucht.
                           Die Umsteuervorrichtung soll ausgezeichnet arbeiten; ein solches mit voller Kraft
                              									vorwärts fahrendes Boot wurde bei einer Probefahrt fast unmittelbar zum Stehen
                              									gebracht; der Nachlauf erreichte nicht einmal die Länge des Bootes.
                           Bisher sind drei Boote mit dieser Maschinenanlage in Dienst gestellt und einige
                              									fünfzig im Bau.
                           Hg.
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                           Koksfeuerung. Vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus
                              									betrachtet scheint die Verkokung der Steinkohle unter allen Umständen
                              									erstrebenswert, weil die bei ihr abfallenden Nebenstoffe, Teeröl, Benzol und
                              									Ammoniak, als Brennstoffe für Motoren und Düngemittel von hohem Werte sind und der
                              									etwa 30 v. H. betragende Gewichtsverlust durch den Heizwert des erzeugten Gases
                              									einigermaßen ausgeglichen wird. Daß man dessenungeachtet nicht in allen Fällen zur
                              									Koksfeuerung übergeht, hat in erster Linie seinen Grund in der geringen
                              									Zündfähigkeit und dem kleinen Raumgewichte des genannten Brennstoffes. Dieses macht
                              									bei Verfeuerung der gleichen Menge eine umfangreichere Rostfläche und höhere
                              									Brennstoffschicht erforderlich, als bei Verwendung von Steinkohle. Hierdurch wächst
                              									der Rostwiderstand, wodurch wiederum eine größere Zugstärke bedingt wird. Liegt der
                              									Brennstoff nicht nur hoch, sondern auch dicht, so wird man ohne Benutzung von
                              									Sondervorrichtungen, vor allem von Unterwind nicht auskommen. Die Schwierigkeiten
                              									bei der Entzündung von Koks sind indessen Mangel an flüchtigen Bestandteilen
                              									begründet. Sie machen sich wenig bemekrbar, wenn der neu aufgeworfene Brennstoff
                              									sofort auf die Glut gelangt, wo er die nötige Entzündungstemperatur vorfindet. Recht
                              									fühlbar werden sie aber, sofern der frische Koks allmählich an die Verbrennungszone
                              									herangeschoben wird, d.h. bei Verwendung von Wanderrosten. Die rückstrahlende Wärme
                              									des Zündgewölbes genügt nicht, um die Entflammung einzuleiten, wie bei gasreichem
                              									Brennstoffe. Man bringt daher den Koks in einem als Generator wirkenden Füllschacht
                              									zur hellen Glut. Von dort gelangt er auf den Wanderrost. Der eigentliche
                              									Feuerherd im unteren Teile des Schachtes bleibt auf einem kleinen Schrägroste
                              									in Ruhe und nimmt an der Vorwärtsbewegung nicht teil. Die Generatorwirkung der
                              									Füllvorrichtung begünstigt Flammenbildung. Zur restlosen Verbrennung der Gase muß
                              									Frischluft durch das Feuergewölbe zugeführt werden. Nicht unerwähnt möge bleiben,
                              									daß der langsame Abbrand des Koks die Rostleistung vermindert und infolge seiner
                              									Kurzflammigkeit mit geringen Ueberhitzertemperaturen gerechnet werden muß. In
                              									demselben Sinne wirkt auch der große Luftüberschuß, mit dem man arbeitet. Sollte es
                              									in Zukunft gelingen, alle Schwierigkeiten zu beseitigen, die sich der Verwendung von
                              									Koks entgegenstellen, so wäre ein Gesetz zu befürworten, das die Verfeuerung von
                              									Steinkohle verbietet. Ueber zahlreiche Versuche, die zur Lösung des Koksproblemes
                              									beitragen, berichtet Reichelt in Heft 9 der Zeitschrift
                              									für Dampfkessel und Maschinenbetrieb.
                           Schmolke.
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                           Elektromotoren von mehr als 20000PS. Die General Electric Co.
                              									New York hat für die Flotte der Vereinigten Staaten zwei Schlachtkreuzer in Auftrag
                              									von je 32000 t Wasserverdrängung und mit einer Maschinenleistung von je 180000 PS.
                              									Auf jedem dieser Schiffe dienen acht Elektromotoren für den Antrieb der
                              									Schraubenwellen, so daß auf jeden Motor eine Leistung von 22500 PS entfällt. Es
                              									gehört viel Unternehmungsgeist dazu, derartig gewaltige Motoreinheiten, die etwa
                              									viermal so groß sind als die bisher gebauten größten Elektromotoren, zuerst auf
                              									einem Kriegsschiff anzuwenden (The Electrical Review, 31. I. 19.)
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                           Eine neue Aluminium – Legierung. Nach Genie civil wurde
                              									einem französischen Erfinder eine Aluminium-Beryllium – Legierung geschützt
                              									(Französ. Patent Nr. 1254987). Danach soll ein Zusatz von 1–5 v. H. Beryllium die
                              									mechanische Festigkeit des Aluminiums in wesentlich stärkerem Maße erhöhen als die
                              									bekannte Magnesium – Beimengung. Der Schmelzpunkt liegt höher als der des
                              									Aluminiums. Die Dichte ist je nach der Menge des zugesetzten Berylliums um 5–30 v.
                              									H. niedriger. Die neue Legierung läßt sich leicht bearbeiten und fehlerfrei gießen.
                              									Die Oberfläche ist polierfähig und wird durch atmosphärische Einflüsse, kaltes und
                              									warmes Wasser nicht angegriffen. Das Material läßt sich ziehen, walzen und
                              									pressen.
                           H.
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                           Zur Umgestaltung der Technischen Hochschule. Ueber diesen
                              									Gegenstand ist von Geheimrat Professor Dr. Riedler eine
                              									Denkschrift ausgearbeitet und veröffentlicht worden (Zeitschr. d. V. d. I. Bd. 63
                              									Heft 14). Sie beschäftigt sich allerdings in der Hauptsache nur mit der Abteilung
                              									für Maschinenbau an der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg. Leider sind
                              									die kritischen Betrachtungen von Riedler reichlich
                              									allgemein gehalten und bringen keine positiven Vorschläge. Immerhin kann man aus der
                              									Denkschrift den Ruf nach einer breiten und gründlichen naturwissenschaftlichen
                              									Grundlage und den Ruf nach Zusammenfassung der vielen Unterteilungen der Abteilung
                              									für Maschinenbau herauslesen. In diesen Forderungen dürften sich allerdings die Riedlersche Denkschrift mit den Wünschen der anderen
                              									Vertreter der Technischen Hochschule begegnen.