| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 97 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die Betriebsicherheit großer Dampfturbinen. Die
                              									ständige Steigerung der Leistung von Turbinensätzen in den neuzeitlichen Kraftwerken
                              									legt die Frage nahe, ob die Vereinigung so großer Leistungen wie 30 000 und mehr
                              									Kilowatt nicht eine Gefährdung der Stromlieferung bedeutet. T. F. Johnson hat diese Frage geprüft und berichtet darüber in
                              									Electrical World vom 28. Dezember 1918.
                           Ist bei gegebener Gesamtleistung die Zahl der Maschinensätze groß, die Einzelleistung
                              									also klein, so werden die Stromkosten ungünstig beeinflußt, da die Unterhaltungs-
                              									und Betriebskosten wachsen und der Wirkungsgrad gering ist. Infolge der
                              									Vielgliederigkeit und Unübersichtlichkeit der Anlage leidet auch die
                              									Betriebsicherheit. Anderseits können auch in Kraftwerken mit wenigen, sehr großen
                              									Maschinensätzen die Stromkosten unzulässig hoch werden, weil dann große Maschinen
                              									als Rückhalt vorgesehen sein müssen, und weil in Zeiten schwächeren Strombedarfs die
                              									Maschinen nicht voll ausgenutzt werden können.
                           Ein sehr großes Kraftwerk mit einer Spitzenleistung von 600000 KW braucht, wenn
                              									Einheiten von 20000 KW aufgestellt werden, 30 Hauptmaschinen und 6 Reservemaschinen.
                              									Bei 30000-KW-Einheiten würden nur 20 Hauptmaschinen und 4 Reservemaschinen
                              									erforderlich sein; also zusammen 24 gegen 36 Einheiten.
                           Für eine solche Anlage würde die 20000-KW-Einheit zu klein sein und Maschinensätze
                              									von 40000 oder gar 60000 KW die günstigsten Ergebnisse bringen. Denn die gesamten
                              									Anlage- und Betriebskosten würden wesentlich niedriger und der Wirkungsgrad
                              									wesentlich höher sein. Die Betriebsicherheit ist bei wenigen großen Einheiten
                              									schon aus dem Grunde größer, weit beim An- und Abstellen einer gewissen Leistung
                              									weniger Handgriffe erforderlich sind, also entsprechend weniger Apparate in Anspruch
                              									genommen zu werden brauchen, womit der Verschleiß und die Anzahl der Fehlerquellen
                              									in gleichem Maße abnehmen.
                           In den Vereinigten Staaten sind zahlreiche Kraftanlagen von 200000 KW in Betrieb oder
                              									im Bau, in denen durchweg Einheiten von 30000 KW arbeiten oder aufgestellt
                              									werden.
                           Johnson widerlegt dann Bedenken gegen die
                              									Betriebsicherheit so großer Einheiten durch Bekanntgabe der mit neun von
                              									Westinghouse gelieferten Maschineneinheiten gemachten praktischen Erfahrungen.
                           Die behandelten Beispiele sind Maschinen von 30000 bis 70000 KW, die sämtlich
                              									mehrjährigen Dauerbetieb hinter sich haben, ohne daß irgend welche Betriebstörungen
                              									vorgekommen sind, deren Ursache mit der außergewöhnlichen Größe der Einheiten in
                              									Zusammenhang stehen könnten. Nur in einem Falle war es nötig, einen wichtigen Teil
                              									der Maschine zur Ausbesserung an die Fabrik zurückzuschicken, aber auch hier
                              									handelte es sich um einen Schaden, der genau so gut an einer kleinen oder mittleren
                              									Turbine hätte auftreten können.
                           Hbg.
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                           Das englische Amt für Brennstofforschung. Die
                              									Notwendigkeit, die Brennstoffvorräte möglichst wirtschaftlich zu verwerten und so
                              									ihre Lebensdauer zu verlängern, hat während des Krieges in England ebenso wie bei
                              									uns die große Bedeutung der wissenschaftlichen Erforschung der Brennstoffe dargetan
                              									und zur Schaffung eines besonderen Amtes für Brennstofforschung Veranlassung gegeben.
                              									Wie dem ersten Berichte dieses Amtes zu entnehmen ist, besteht das Ziel seiner
                              									Tätigkeit erstens in der Aufnahme der Kohlenflöze in den verschiedenen
                              									Bergbaugebieten auf Grund chemischer und physikalischer Untersuchungen im
                              									Laboratorium, zweitens in Untersuchungen, darüber, wie ein erheblicher Teil der
                              									bisher direkt verfeuerten Kohle künftig durch Verkokung oder Vergasung nutzbar-
                              									gemacht werden kann. Als Vorbereitung für die erste Aufgabe wurden die üblichen
                              									Verfahren der Kohlenuntersuchung im Laboratorium einer Neubearbeitung unterzogen,
                              
                              									namentlich wurde das Verhalten der Kohle bei Temperaturen von 500 bis 600° näher
                              									untersucht und ein Verfahren ausgearbeitet, das die Ausbeute an Gas, Teer,
                              									wässerigem Destillat und Rückstand bei einer bestimmten Temperatur zu ermitteln
                              									gestattet. Mit dieser einfachen Vorrichtung soll das Fortschreiten der Destillation
                              									von Anfang bis zu Ende verfolgt werden können, ferner sollen die dabei erhaltenen
                              									Stoffe unmittelbar gewogen oder gemessen, sowie zu weiteren Untersuchungen benutzt
                              									werden können.
                           Ueber die Verkokung der Steinkohle bei Temperaturen oberhalb 900° liegen hinreichende
                              									zuverlässige Erfahrungen vor, die als Grundlage für neue wirtschaftliche
                              									Möglichkeiten verwendet werden können; ebenso ist die Destillation der schottischen
                              									Oelschiefer gut durchgebildet. Anders ist es hinsichtlich der Verkokung bei
                              									niedriger Temperatur; hier liegen nur einzelne Erfahrungen vor und es sind noch
                              									besondere Einrichtungen zu schaffen, um diese Art der Verkokung in wirtschaftlicher
                              									Weise durchzuführen. Vor allem ist zu untersuchen, ob mit derartigen Einrichtungen
                              									Erzeugnisse erhalten werden können, deren Gesamtwert größer ist als der Wert der
                              									ursprünglichen Kohle, so daß die Kosten der Verkokung und sonstigen
                              									Arbeitsleistungen gedeckt werden. Erst dann wird man einen Ueberblick über die
                              									wirtschaftlichen Möglichkeiten gewinnen und die Lösung dieser Grundfragen wird eine
                              									nähere Prüfung der folgenden Fragen gestatten:
                           1. Können die alljährlich verfeuerten 35 bis 40 Mill. t Hausbrandkohle ganz oder
                              									teilweise durch rauchlose Brennstoffe in fester oder gasförmiger Form ersetzt
                              									werden, die man durch Verkokung der Kohle gewinnt?
                           2. Können ausreichende Mengen flüssiger Brennstoffe für die Marine gewonnen werden
                              									durch Verkokung derjenigen Kohlenmengen, die bisher in Industrie und Haushaltungen
                              									direkt verfeuert werden?
                           3. Können die Steinkohlengasmengen in wirtschaftlicherer oder zweckmäßigerer Weise
                              									erhalten werden, als dies heute in den Gaswerken geschieht?
                           4. Kann elektrische Kraft billiger gewonnen werden, wenn die zur Dampferzeugung
                              									dienende Kohle zuerst verkokt oder vergast wird?
                           5. Würden bei der wissenschaftlichen Entwicklung der Brennstoffgewinnung und
                              									-Verwertung auch die Torflager Englands für die Industrie in Betracht kommen?
                           6. Kann die Verwendung von gasförmigen Brennstoffen in der Industrie durch
                              									wissenschaftliche Bearbeitung der Verbrennungsvorgänge in Oefen, Muffeln usw. in der
                              									Metallurgie, der keramischen und chemischen Industrie gefördert werden? Die
                              									Antworten auf alle diese Fragen lassen sich nur durch gemeinsame Untersuchungen auf
                              									Grund eines durchgearbeiteten umfangreichen Planes geben, wobei auch die Industrie
                              									die Bestrebungen des Amtes nach Kräften unterstützen muß. Kein neues
                              									Verkokungsverfahren kann wirtschaftlich gerechtfertigt werden, wenn es nur den
                              									bereits bestehenden Industrien unmittelbaren Wettbewerb macht, es handelt sich
                              									vielmehr darum, für alle Erzeugnisse auch wirtschaftliche Absatzmöglichkeiten zu
                              									finden. Da das Amt für Brennstoffforschung in naher Beziehung zur Admiralität,
                              									zum Munitionsministerium, zum Handelsamt und anderen Behörden steht, ist es die
                              									geeignetste Stelle, Vorschläge für günstige Absatzmöglichkeiten für neue und alte
                              									Erzeugnisse zu fördern. Die Admiralität zum Beispiel legt großen Wert auf die
                              									Gewinnung flüssiger Brennstoffe aus inländischen Rohstoffen und könnte sämtliche
                              									flüssigen Brennstoffe, die durch Verkokung von vielen Millionen Tonnen Steinkohle
                              									jährlich gewonnen werden, verwenden. Diese Tatsache allein läßt die Ausdehnung der
                              									Kokerei nach verschiedenen bisher noch nicht erprobten Richtungen in einem neuen
                              									Licht erscheinen. Zur Gewinnung von 1 Mill. t flüssigen
                                 										Brennstoffen für die Marine müssen 20 Mill. t Kohle
                                 										verkokt werden, wobei etwa 15 Mill. t Koks entstehen. Die Verwertung dieser
                              									großen Koksmengen zu günstigem Preise entscheidet natürlich über die
                              									Durchführbarkeit der Verkokung bei niedriger Temperatur, falls dieses Verfahren auf
                              									einer gesunden wirtschaftlichen Grundlage beruht. Die Forschungspläne sind daher
                              									nach drei Richtungen hin auszugestalten: Erstens ist die Verwendbarkeit und der Wert
                              									des Kokses für die unmittelbare Feuerung bei Kraftanlagen zu prüfen, zweitens müssen
                              									Untersuchungen über die Brauchbarkeit des Kokses in Kraftgasgeneratoren mit
                              									Ammoniakgewinnung angestellt werden, und drittens über die Verwendung des Kokses als
                              									Brennstoff in Industrie und Haushalt.
                           Neben der Ausbildung neuer Einrichtungen und Verfahren zu solcher Vollkommenheit, daß
                              									mit Sicherheit gleichbleibende Leistungen erzielt werden, müssen vor allem auch die
                              									Brennstoffverbraucher mit den neuen Verfahren so vertraut gemacht werden, daß sie
                              									sie vollkommen verstehen und auch benutzen. Dies wird am besten mit Hilfe eines
                              									Stabes von Sachverständigen erreicht werden, die in einer besonderen Versuchsanstalt
                              									ausgebildet sind. Trotzdem die Verwendung von Leuchtgas für Heizzwecke in der
                              									Industrie in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht hat, bleibt die
                              									Gasheizung doch noch weit hinter den Idealen der Wirtschaftlichkeit und
                              									Leistungsfähigkeit zurück, so daß noch viel Raum für wertvolle Verbesserungen
                              									vorhanden ist. Auch bezüglich der Anwendung des Kraftgases von geringem Heizwert
                              									sind noch viele Aufgaben zu lösen; so bedarf zum Beispiel die Frage eine gründliche
                              									Bearbeitung, wie sich die Gestehungskosten des elektrischen Stromes je nach der
                              									Verwendung von Kohle, Koks oder Heizgas für die Dampfkesselfeuerung stellen.
                           Zur Bearbeitung aller dieser Fragen ist die Schaffung einer besonderen Versuchsanlage
                              									notwendig, in der diese Untersuchungen in industriellem Maßstabe durchgeführt werden
                              									können. Die South Metropolitan Gas Co. hat dem Amt auf
                              									ihrem East Greenwich-Gaswerk ein Grundstück zur Errichtung einer solchen
                              									Versuchsanlage zur Verfügung gestellt und hat sich ferner bereit erklärt, die
                              									Ausarbeitung der Pläne und die Ausführung des Baues selbst zu übernehmen, sowie auch
                              									die erforderlichen Kohlen und sonstigen Hilfsstoffe für die Untersuchungen zu
                              									liefern. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1918, S. 453 bis 455.)
                           Sander.
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                           Erfahrungen mit Schiffs-Zahnradvorgelegen. Bekanntlich
                              									sind in England und namentlich in den Vereinigten Staaten zahlreiche Schiffsantriebe
                              									ausgeführt worden, bei denen zwischen Schraube und Dampfturbine ein
                              									drehzahlminderndes Zahnradvorgelege eingeschaltet ist.
                           Francis Hodgkinson hat am 14. Nov. 1918 vor der Society of
                              									Naval Architects and Marine Engineers in Philadelphia über Fortschritte im
                              									Schiffsturb nenantrieb gesprochen und dabei auch wertvolle Angaben über
                              									Hochleistungs-Vorgelege auf Schiffen gemacht.
                           
                           Wir entnehmen einem Bericht des EngineeringEngg.
                                    											10. und 17. Januar 1919. über diesen Teil des Vortrags
                              									Folgendes:
                           Die Ansicht, daß diese Vorgelege zu. einer großen Zahl
                              									von Betriebsstörungen Anlaß gegeben haben, will der Vortragende durch nachstehende
                              									Tafel entkräften.
                           Sämtliche aufgeführten Schiffe sind in den Vereinigten Staaten gebaut, haben
                              									Westinghouse-Turbine und Vorgelege (Bauart Westinghouse) mit sogenanntem
                              									Schweberahmen.
                           
                              
                                 NamedesSchiffes
                                 Pferdestärken
                                 InBetriebseit
                                 Durch-laufeneStreckeetwaMeilen(ameri-kanisch)
                                 Be-triebs-störung.amGetriebe
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    Bemerkungen
                                    
                                 
                              
                                 Melville
                                   4000
                                 XI. 15
                                     7000
                                 keine
                                 
                                 
                              
                                 Neptune
                                   6500
                                 XII. 15
                                 128000
                                 s. A
                                 Bekohlungsdampfer
                                 
                              
                                 Malmanger
                                   2900
                                 III. 17
                                     2500
                                 keine
                                 Gesunken III. 17.
                                 
                              
                                 Westwood
                                   2500
                                 III. 17
                                   16000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Maui
                                 10000
                                 IV. 17
                                   60000
                                 s. B
                                 
                                 
                              
                                 Golaa
                                   2900
                                 VII. 17
                                   36000
                                 s. C
                                 
                                 
                              
                                 Hisko
                                   2900
                                 XII. 17
                                   25000
                                 keine
                                 
                                 
                              
                                 Coronado
                                   2400
                                 I. 18
                                   27000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Yosemite
                                   2400
                                 II. 18
                                   27000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Westerley
                                   2500
                                 II. 18
                                     7600
                                 „
                                 Gesunken IV. 18
                                 
                              
                                 Sudbury
                                   2900
                                 III. 18
                                   15000
                                 s. D
                                 
                                 
                              
                                 West Eagle
                                   2500
                                 IV. 18
                                   11000
                                 keine
                                 
                                 
                              
                                 Yellowstone
                                   2400
                                 IV. 18
                                   22000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Overbrook
                                   2900
                                 IV. 18
                                   16000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Oakland
                                   2750
                                 V. 18
                                   12000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Accomac
                                   3000
                                 VI. 18
                                   12000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Avondale
                                   2900
                                 VI. 18
                                     6000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Wakulla
                                   3000
                                 VI. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 West Ford
                                   2750
                                 VI. 18
                                     8000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Wampum
                                   3000
                                 VII. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Wassiac
                                   3000
                                 VII. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Montrolite
                                   2500
                                 VIII. 18
                                     5000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 West Galoc
                                   3000
                                 VIII. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 West Gleata
                                   3000
                                 IX. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Polar Sea
                                   1800
                                 IX. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Phoenix
                                   2900
                                 IX. 18
                                 –
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 PennsylvaniaArizonaMississippi
                                   3200  4000  3000
                                       ?      ?      ?
                                 ???
                                 „s. Ekeine
                                 SchlachtschiffMarschturbine
                                 
                              
                                 HenleyMayrant
                                 1400013500
                                       ?      ?
                                 ??
                                 „„
                                 Torpedoboots-zerstörer
                                 
                              
                           A. „Neptune“. Dieses Schiff war mit zwei Maschinensätzen ausgestattet mit je
                              									einem einfachen Vorgelege. Die Turbinen stellten eine versuchsweise Sonderbauart dar
                              									und versagten, während die Getriebe zu keiner Störung Anlaß gaben. Die Turbinen
                              									wurden durch andere mit höherer Drehzahl ersetzt; infolgedessen mußten auch die
                              									Vorgelege gegen solche mit höherem Uebersetzungsverhältnis ausgetauscht werden.
                           Es traten erhebliche Betriebstörungen auf, da die Zähne stark abgenutzt wurden; nur
                              									durch Anwendung von Fettschmierung konnte dem Verschleiß Einhalt geboten werden.
                              									Seit dieser Zeit (November 1915) hat die Anlage einwandfrei gearbeitet, und bei der
                              									letzten Besichtigung soll an den Zähnen keine Spur einer Abnutzung zu bemerken
                              									gewesen sein.
                           B. „Maui“ Infolge verspäteter Fertigstellung konnten mit dem Getriebe vor
                              									Indienstellung des Schiffes keine Versuche gemacht werden. Um sicher zu gehen wurde
                              									daher bei den ersten beiden Reisen mit Fett geschmiert, danach mit Mineralöl. Nach
                              									der achten Fahrt stellte man in Honolulu Abnutzung der Zähne infolge von
                              									mangelhafter Schmierung fest. Nach Ueberprüfung der gesamten Schmiervorrichtung
                              									kehrte das Schiff nach San Franzisco zurück.
                           Dort wurden die Getriebe in der Weise umgekehrt, daß die bei Vorwärtsgang
                              									beanspruchte Zahnflanke nun bei Rückwärtsgang zum Eingriff kam und umgekehrt.
                              									Bei der nächsten Fahrt trat ein Schaden am Oelkühler ein, so daß Seewasser in die
                              									Schmierleitungen trat. In Baltimore mußte daher die ganze Anlage überholt werden.
                              									Auf der Fahrt von hier nach New-York zeigte sich wieder Abnutzung der Zähne,
                              									angeblich infolge ungeeigneten Oels und abermaligen Versagens des Oelkühlers. Das
                              									Schiff machte dann eine Reise nach Europa, wobei besseres Oel verwendet wurde und
                              									kehrte mit Turbinenschaden, aber ohne Versagen der Getriebe nach New-York
                              									zurück.
                           C. „Golaa“. Auf der letzten Rückreise von Europa brachen einige Zähne des
                              									Steuerbord-Ritzels; das Schiff erreichte nur mit der Niederdruck-Turbine fahrend den
                              									Hafen. Die Untersuchung ergab, daß keine Abnutzung eingetreten war; die Last war
                              									gleichmäßig auf alle im Eingriff befindlichen Zähne verteilt. Man nahm daher einen
                              									Fehler im Baustoff als Ursache für den Bruch an.
                           Im August 1918 ereilte das neu eingebaute Ritzel dasselbe Schicksal. Die Untersuchung
                              									über die Veranlassung zu diesem neuen Schaden war zur Zeit von Hodgkinsons -Bericht
                              									noch nicht abgeschlossen.
                           D. „Sudbury“. Bei der ersten Rückreise dieses Frachtdampfers von Frankreich
                              									brachen einige Zähne des Steuerbord-Ritzels. Das Schiff erreichte New-York mit der
                              									Niederdruckturbine. Genaue Prüfung führte auch in diesem Falle zu dem Ergebnis, daß
                              									der Fehler nicht im System, sondern in dem verwendeten Stahl lag, der teilweise
                              									verbrannt war. Es stellte sich heraus, daß auch im Backbordgetriebe einige Zähne des
                              									Ritzels gebrochen waren, ohne daß dadurch eine Betriebsstörung veranlaßt wurde.
                              									Beide Ritzel waren gleichzeitig in derselben Hitze behandelt worden.
                           E. „Arizona“. Auf einer Fahrt dieses Kriegsschiffes von Cuba nach den
                              									Vereinigten Staaten wurde durch Geräusche in einem der Marschturbinen-Getriebe eine
                              									Betriebstörung angezeigt. Man fand, daß die Oelpumpe versagt hatte. Die Zähne wurden
                              									nachgearbeitet und die Reise ohne weiteren Schaden fortgesetzt.
                           Diese Zusammenstellung läßt erkennen, daß die Hochleistungs-Zahnradvorgelege die
                              									vielfach von deutscher Seite geäußerten Befürchtungen nicht bewahrheitet haben. Man
                              									darf annehmen, daß durch besonders sorgfältige Auswahl und Behandlung des Baustoffs
                              									und durch Vervollkommnung der Schmiervorrichtung die jetzt schon geringe Zahl der
                              									Betriebstörungen noch weiter vermindert werden wird.
                           Es wäre im höchsten Grade erwünscht, wenn die deutsche Fachwelt jetzt auch über
                              									unsere eigenen Leistungen auf diesem Gebiet aufgeklärt werden würde.
                           – tz –
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                           Ueber die Wirtschaftlichkeit der Stromerzeugung in
                                 										Dampfkraftwerken teilen wir aus einem Berichte der Hydro-Electric Power
                              									Commission in Ontario nach The Engineer vom 7. II. 19 einige bemerkenswerte
                              									Ergebnisse mit.
                           Von 73 Dampfkraftwerken mit 650 bis 149000 KW Leistung, in denen Kohle als
                              									Betriebstoff verwendet wird, hat der genannte Ausschuß Betriebsergebnisse gesammelt.
                              									Berücksichtigt wurden nur neuzeitliche Anlagen, die mindestens drei Jahre in Betrieb
                              									gewesen und nicht älter als sechs Jahre sind.
                           Der Wärme-Wirkungsgrad der kleineren Anlagen war im Mittel gleich 3,5 v. H., während
                              									er bei den größten auf 13,1 v. H. stieg. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß
                              									den großen Werken eine um 8 v. H. bessere Kohle zur Verfügung stand. Der
                              									Belastungsfaktor der kleinsten Anlage (650 KW) betrug 29,3 v. H., der der größten
                              									(149000 KW) dagegen 44,7 v. H.
                           
                           Aus der Abbildung geht hervor, daß der Kohlenverbrauch für die Kilowattstunde
                              									bei den kleinen Kraftwerken sehr viel schneller abnimmt mit Verbesserung des
                              									Belastungsfaktors, als dies bei den Kraftwerken mit großer Leistung der Fall ist.
                              									Beispielsweise ist der Kohlenverbrauch einer 500 KW-Anlage bei einem
                              									Belastungsfaktor von 90 v. H. ebenso groß wie der einer 2000 KW-Anlage bei einem
                              									Belastungsfaktor von 50 v. H.
                           85 v. H. war der günstigste bei den untersuchten Werken festgestellte
                              									Belastungsfaktor.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 100
                              
                           Wird der Belastungsfaktor nicht in Rechnung gezogen, so ergiebt sich, daß der
                              									Kohlenverbrauch für die Kilowattstunde mit wachsender Größe der Anlage schnell
                              									sinkt. Dies gilt bis zu einer Leistung von etwa 50000 KW, während bei Leistungen von
                              									mehr als 150000 KW kaum noch eine weitere Verbesserung des Wirkungsgrades mit
                              									steigender Größe der Anlage festgestellt werden kann.
                           Der geringste durchschnittliche Kohlenverbrauch wurde bei dem größten untersuchten
                              									Werk zu 0,87 kg für die Kilowattstunde ermittelt.
                           In dem Berichte wird der Schluß gezogen, daß der Wirtschaftlichkeit mehr gedient
                              									wird, wenn man dahin zielt, den Belastungsfaktor der mittleren Kraftwerke (50000 KW)
                              									zu verbessern, als wenn man ungeheuer große Anlagen schafft mit nur unwesentlich
                              									besserem Wirkungsgrade.
                           Hbg.
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                           Der verstellbare Lochmesser. Der neue Lochmesser (DRP.
                              									310483, Patentinhaber: A. H. Tureczek, Berlin) besteht im
                              									wesentlichen aus dem hohlen Hauptkörper a (Abb. 1 bis 4), dem
                              									Stellbolzen b und den Tastkörpern c und c1.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 100
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 100
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 100
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 100
                              Abb. 4.
                              
                           Die Tastkörper liegen übereinander in einem durchgehenden
                              									Schlitz des Hauptkörpers a und sind mit schrägen
                              									Schlitzen d und d1 versehen. Der Stellbolzen b ist an seinem unteren Ende gegabelt. Die Gabelzinken greifen über die
                              									Tastkörper und tragen einen Zapfen e, der in die
                              									Schlitze d und dl der Tastkörper eingreift. Der mittlere Teil des
                              									Stellbolzens b ist mit einem Gewinde f versehen, auf welchem eine im Hauptkörper a frei drehbare Mutter g
                              									sitzt. Durch den an der Mutter g vorgesehenen Bund h und die Ueberwurfmutter i wird die Mutter g im Hauptkörper a drehbar, aber unverschiebbar gehalten.
                           Durch die mit der Mutter g verbundene Kappe k wird die Mutter g
                              									gedreht und dadurch der Stellbolzen b im Hauptkörper
                              										a auf und ab bewegt. Durch die achsiale
                              									Verschiebung des von dem Stellbolzen b getragenen und
                              									in die schrägen Schlitze d und d1 der Tastkörper eingreifenden Zapfens
                              										e werden die Tastkörper senkrecht zur Achse des
                              									Hauptkörpers a symmetrisch verstellt.
                           Die grobe Einstellung der Tastkörper (auf Millimeter) erfolgt durch die vom
                              									Stellbolzen b an seinem oberen Ende getragene Skala m, während die feine Einstellung der Tastkörper (auf
                              									Hundertstel Millimeter) an der Skala n abgelesen wird,
                              									welche von einem auf der Mutter g feststellbaren Ring
                              										p getragen wird.
                           Um stets eine genaue Führung der Tastkörper zu gewährleisten, ist ein nachstellbarer
                              									Keil vorgesehen.
                           Mit diesem Lochmesser, der infolge seines verhältnismäßig großen Meßbereichs eine
                              									größere Anzahl Kaliber ersetzt, soll ein Verbohren des
                              									Werkstücks vermieden werden, indem er dem Arbeiter die Möglichkeit gibt, jederzeit
                              									auf ein Hundertstel Millimeter genau festzustellen, wie weit er in seiner Arbeit
                              									fortgeschritten ist, d.h. wie viel er noch im gebohrten Loch aus bezw. nachzureiben
                              									hat.
                           Durch Drehen des Lochmessers um seine Längsachse kann festgestellt werden, ob das
                              									gebohrte Loch auch durchweg kreisrund ist, bezw. ob und wie viel an bestimmten
                              									Stellen wegzureiben ist.
                           Nutzen sich die Meßflächen durch längeren Gebrauch etwas ab, so kann der Lochmesser
                              									durch eine entsprechende Verstellung des die Skala n
                              									tragenden Ringes p wieder eingestellt werden.
                           Dipl.-Ing. O. Cracoanu.
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                           Elektrisch geschweißte Schiffe. Im Juni 1918 wurde in
                              									England ein für den Kanaldienst bestimmtes Boot von Stapel gelassen, das keine
                              									Nieten enthält, sondern vollkommen geschweißt ist. Der Schiffskörper hat
                              									rechteckigen Querschnitt, der nur in der Bilge abgerundet ist. Die ¼ und 5/16'' starken
                              									Platten der Außenhaut sind sämtlich überlappt geschweißt.
                           Wie „General Electric Review“ vom Dezember 1918 aus New York berichtet, fährt
                              									schon seit mehr als zwei Jahren auf dem Erie-See ein ebenfalls elektrisch
                              
                              									geschweißtes Boot von ungefähr 14 m Länge. Im Gegensatz zu dem englischen Schiff
                              									sind bei diesem älteren amerikanischen Boot die Nähte stumpf geschweißt. Auch die
                              									einzelnen Teile des Kiels sind untereinander und mit den Steven verschweißt, während
                              									die Außenhaut mit dem Kiel und den Spanten in der üblichen Weise vernietet ist. Die
                              									Platten haben nur eine Stärke von 3/16'' .
                           Die zusammenstoßenden Platten wurden zugeschärft, so daß eine V-förmige Nut für die
                              									Schweißung entstand, die mit einem Strom von 150 Ampere und 50 Volt ausgeführt
                              									wurde. In der Stunde wurden ungefähr 60 cm Schweißnaht hergestellt.
                           Es scheint, daß das Boot im Betriebe die Absicht des Erbauers vollauf erfüllt hat,
                              									die dahin ging, auf wirtschaftliche Weise eine starke und unbedingt wasserdichte
                              									Außenhaut herzustellen.
                           Das Boot trägt eine elektrische Schweißeinrichtung an Bord, die dazu benutzt wird, um
                              									an anderen Schiffen Ausbesserungsarbeiten vorzunehmenvorzunehmeu.
                           Bei verschiedenen Gelegenheiten, hat das Boot in schwierigen Lagen Beweise für seine
                              									hervorragenden Festigkeitseigenschaften geliefert. Es hat lange Fahrten durch Treibeis gemacht, ist
                              									unter den schwierigsten Verhältnissen als Eisbrecher benutzt worden und wurde einmal
                              									von einem abtreibenden Erzdampfer gegen ein anderes großes Schiff gequetscht. Wenn
                              									es bei diesen Beanspruchungen auch kleine Beschädigungen erlitten hat, so standen
                              									diese doch stets in Zusammenhang mit den vorhandenen Nietlöchern, während trotz der
                              									außergewöhnlich geringen Dicke der Platten diese nur Einbeulungen aufwiesen, ohne
                              									daß eine der Schweißnähte im geringsten verletzt war.
                           Der Erbauer des amerikanischen Bootes hat erklärt, daß er auf Grund dieser günstigen
                              									Erfahrungen das nächste Boot vollkommen geschweißt und ohne jedes Niet herstellen
                              									würde.
                           – tz. –
                           ––––––––––
                           
                        
                           Zur Umgestaltung der Technischen Hochschulen. In der Riedlerschen Denkschrift (vgl. Z. d. V. d. I. Bd. 63 Heft
                              									14 und D. p. J. Bd. 334 Heft 8) wird an erster Stelle die Forderung nach einer
                              									grundlegenden, vielseitigen wissenschaftlichen Ausbildung
                              									des Studierenden, die nicht nach Fachabteilungen abgegrenzt ist, erhoben. Daneben
                              									soll die Hochschule auf den Sondergebieten neue vertiefte
                              									Ausbildung gewähren und Forschungsstätten auf allen wichtigen Gebieten erhalten. In
                              									diesem Sinne sollen die Vorlesungen über Mathematik und über Mechanik so
                              									gehalten werden, daß ihre Begriffe und Ergebnisse unmittelbar auf die Aufgaben der
                              									Technik angewandt werden, damit der Studierende diese Begriffe und Ergebnisse
                              									anschaulich erfasse und frühzeitig erfahre, nach welcher Richtung sie in praxi zur
                              									Verwendung kommen.
                           Jhk.
                           ––––––––––
                           
                        
                           Die Mitteilungen des Normenausschusses bringen die
                              									endgültig genehmigten Blätter 4 und 5 über Zeichnungen, die zweiten Entwürfe über
                              									Passungen, DJ-Normblatt 17 bis 26, wo die bisher erhobenen Einwände Berücksichtigung
                              									finden, desgleichen die Schraubenblätter, DJ-Normblatt 61 bis 69 und 74 bis 88, die
                              									auch die lagermäßigen Schraubenlängen und alle Abmessungen für die Sechskant-,
                              									Fasson- und Stiftschrauben enthalten; weiter die DJ-Normblätter 39 und 98 über die
                              									Bedienungselemente; das DJ-Normblatt 102 über die Bezugstemperatur; Fachnormen für
                              									das Bauwesen: Fenster des Kleinhauses, in den DJ-Normblättern 109, 110, 113; vom
                              									Transmissionsbau die Scheibenkupplungen und die Stehlager in den DJ-Normblättern
                              									116, 118; die einfachen und doppelten Schraubenschlüssel in den DJ-Normblättern 129,
                              									130, 132; die ersten Entwürfe über die Keilquerschnitte in DJ-Normblatt 141 bis 144
                              									und über die Lagerbuchsen in DJ-Normblatt 146, 147.