| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Jahnke | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 118 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattechnik.
                           Einheitswelle oder Einheitsbohrung. Der Normenausschuß des
                              									Hannoverschen Bezirksvereins deutscher Ingenieure hat beschlossen, beim
                              									Normenausschuß der deutschen Industrie (Nadi) die alleinige Einführung des Einheitswellensystems
                              									zu beantragen. Die Gründe dafür sind folgende:
                           1. Das Bestehen des Systems der Einheitswelle und Einheitsbohrung nebeneinander
                              									beeinträchtigt die Austauschbarkeit der Maschinenteile sowohl innerhalb der
                              									Betriebe, die in ihren verschiedenen Abteilungen nach verschiedenen Systemen
                              									arbeiten müßten, als auch innerhalb der ganzen deutschen Industrie. Da die meisten
                              									Werke ihren Lehrenbestand sowieso nach den Vorschlägen des Nadi umstellen werden
                              									müssen, ist es dringend notwendig, daß die Frage der Systeme nach Einheitswelle und
                              									Einheitsbohrung gleichzeitig mit geregelt wird, damit nicht noch einmal eine
                              									Umstellung mit großen Kosten notwendig wird.
                           2. Ein genauer Vergleich der Werkzeugkosten zeigt, daß beim Einheitswellensystem nur
                              									etwa 20 v. H. mehr Reibahlen gebraucht werden als bei der Einheitsbohrung, weil die
                              									gleiche Reibahle nicht für verschiedene Metalle gebraucht werden kann. Dieser
                              									Umstand ist nicht immer bei der Gegenüberstellung beider Systeme mit dem nötigen
                              									Nachdruck betont worden.
                           3. Die Reibahlen der Einheitswelle können nach der Abnutzung zunächst für die nächst
                              									straffere Passung geschliffen werden, während sie bei der Einheitsbohrung gleich für
                              									den nächst kleineren Durchmesser zurecht gemacht werden müssen.
                           4. Der Grobmaschinenbau und viele andere Zweige des Maschinenbaues (Transmissionsbau)
                              									können von der Einheitswelle nicht abgehen, während das beim Präzisionsmaschinenbau
                              									immerhin doch möglich ist.
                           5. Im Auslande ist die Entscheidung für die Einheitswelle gefallen.
                           Ernst Preger.
                           Das Löten von Grauguß mit besonderen im Handel
                              									erhältlichen Lötpulvern wird erneut empfohlen. Die Lötnaht ist im Gegensatz zur
                              									autogenen Schweißnaht weich und bearbeitungsfähig und wegen der bedeutend geringeren
                              									Erwärmung viel weniger schädlichen Spannungen ausgesetzt. Die Festigkeit der Lötnaht
                              									genügt den Bedürfnissen. Bei vorgenommenen Versuchen an einem Lötstück von 30 mm
                              									Stärke riß das Stück neben der Lötnaht. Erfolgreiche Lötungen wurden an der
                              									Ventilkammer eines Motors und an der Bordscheibe einer Trommel vorgenommen.
                              									(Werkzeugmaschine 1919, 9.)
                           Ernst Preger.
                           Sparwerkzeuge sind Werkzeuge aller Art, die zur Ersparnis
                              									des jetzt teueren und seltenen Schnellschnittstahles nur an den schneidenden Kanten
                              									aus solchem bestehen, während der übrige Teil aus billigem Maschinenstahl
                              									angefertigt ist. Die Anwendung beschränkt sich nicht nur auf die bekannten
                              									Drehstähle mit angeschweißter Schneide und auf Fräser mit eingesetzten Messern aus
                              									Edelstahl, sondern seit neuerer Zeit auch auf Spiralbohrer, Senker, Spindelbohrer
                              									und andere langgestreckte Werkzeuge, bei denen die Schneide an dem einen Ende
                              									angeschweißt oder in besonderen Fällen aufgeschraubt oder mit einer Art Bajonett
                              									aufgesetzt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 119
                              
                           Die Werkzeuge mit elektrisch aufgeschweißten Schneiden sind
                              									besonders zu empfehlen. Die Schweißstelle ist so fest, daß die Werkzeuge meist neben
                              									der Schweißstelle reißen. Um möglichst an Edelstahl zu sparen, wird empfohlen, ein
                              									kurzes Stück Edelstahl zwischen zwei Maschinenstahlstücke von nötiger Länge mit
                              									einer einzigen Schweißung stumpf elektrisch zu schweißen und dann das Edelstahlstück
                              									quer durch in zwei Hälften zu teilen, so daß auf diese Weise zwei Werkzeuge mit ganz
                              									kurzen Edelstahlenden entstehen (s. Abb.). (Werkzeugmaschine 1919, 9.)
                           Ernst Preger.
                           Eine Erhöhung der Raumausnutzung in
                                 										Stückgutlagerräumen ist nach DRP. 307379 dadurch möglich, daß in dem
                              									betreffenden Raum mehrere, einzeln übereinander verschiebbare Gestelle eingebaut
                              									werden. Die Gestelle haben je nach den örtlichen Verhältnissen die Form von Bock-,
                              									Winkel- oder Laufkränen. Die Gestelle, die über demjenigen sich befinden, das gerade
                              									be- oder entladen werden soll, werden beiseite gefahren, so daß die Be- oder
                              									Entladung leicht mit dem Lastkran erfolgen kann. Die Einrichtung ist vor allem für
                              									Lagerstücke von mehr als 25 kg Gewicht vorteilhaft, die nicht mehr gefahrlos von
                              									Hand in Schubfächer eingelegt werden können. In solchen Fällen wurde bisher meist
                              									nur der Fußboden ausgenutzt. Die Einrichtung ist zwar nicht billig, dürfte sich aber
                              									bei beschränkten Raumverhältnissen und hohen Bodenpreisen doch bezahlt machen (WT.
                              									1919, 7).
                           Ernst Preger.
                           Fliegende Dorne werden mit großem Vorteil auch an
                              									Revolverdrehbänken und halbautomatischen Drehbänken verwendet, Besonders empfiehlt
                              									sich ihre Anwendung/ wenn die Drehbank bereits ein selbsttätiges Spannfutter
                              									besitzt, von dessen Bewegung das Spannen und Entspannen der expandierenden Dorne
                              									abgeleitet werden kann. Die expandierenden Dorne können den Formen der Werkstücke am
                              									besten angepaßt werden. Für einfache kurze Bohrungen in radähnlichen Körpern kommen
                              									in Fällen, wo die Drehspindel der Maschine nicht durchbohrt ist, Dorne mit
                              									Klemmdraht, mit Keilbacke oder mit Mutter in Betracht. (Werkstattstechnik 1919,
                              									7.)
                           Ernst Preger.
                           Geteerte Ziegel als Fußbodenbelag in mechanischen
                              									Werkstätten haben sich als Ersatz des zurzeit seltenen und sehr teuren Holzes
                              									bewährt. Besonders gut gebrannte trockene Klinker werden in einem Bad aus einem Teil
                              									dünnflüssigem Teer und vier Teilen Kreosot unter Druck einige Stunden, oder ohne
                              									Druck drei mal 24 Stunden imprägniert und je nach der Beanspruchung des Bodens
                              									flach- oder hochkantig mit versetzten Fugen auf einer Sand-, Kies- oder
                              									Ascheschüttung verlegt. Bei hoher Beanspruchung und auf Straßen empfiehlt sich die
                              									Verlegung auf Beton. Die Fugen werden ähnlich wie bei Holzpflaster mit einer
                              									geeigneten Teermischung vergossen, und wenn das Eindringen von Feuchtigkeit
                              									vermieden werden soll, die Oberfläche des Bodens mit Kalk bestreut. In Werkstätten
                              									genügt auch das Bestreuen mit feinem Sand. Der Belag ist weich genug, um fallende
                              									Maschinenteile vor Beschädigung zu schützen, und auch fast staubfrei.
                              									(Werkstattstechnik 1919, 7.)
                           Ernst Preger.
                           Verbesserungen an elektrischen Nahtschweißmaschinen sind
                              									von der Elektrischen Schweißmaschinen-Gesellschaft m. b.
                              									H., Charlottenburg 4, auf den Markt gebracht worden. Zum Schweißen von zylindrischen
                              									Büchsen aus Blechen bis zu 1 mm Stärke wird das gebogene Blech über einen Zylinder
                              									geschoben, der genau der lichten Weite der Büchse entspricht und auf die untere
                              									Elektrode aufgesetzt ist. Die untere Rollenelektrode greift durch einen Schlitz des
                              									genannten Zylinders. Das Schweißen selbst geschieht nach der bekannten Art der
                              									Nahtschweißung mit Rollenelektroden. Die Bleche müssen dabei an den Schweißstellen
                              									metallisch rein sein.
                           Eine weitere Verbesserung für die Schweißung von Blechen bis zu 3 mm Stärke besteht
                              									darin, daß man die Naht ähnlich wie bei der Punktschweißung ein kurzes Stück nach
                              									dem anderen schweißt und die streifenförmigen Elektroden bis zu einem gewissen
                              									Erkalten der Schweißstelle angepreßt läßt. Dadurch wird ein Einbrennen von Metallteilen in
                              									die Elektroden und Einbringen in das Blech bei der nächsten Schweißung vermieden.
                              									Der Vorschub der Bleche geschieht auch hier ruckweise durch ein mechanisch
                              									angetriebenes Rollenpaar, das aber im Gegensatz zur bisherigen Nahtschweißung nicht
                              									als Elektroden ausgebildet ist. (Werkstattstechnik 1919, 7.)
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Torf- und Holzfeuerungen. Bevor Torf zur Verfeuerung
                              									gelangt, muß sein hoher Wassergehalt von 85 v. H. auf höchstens 30 v. H. durch
                              									Lufttrocknung herabgesetzt werden. Der so vorbereitete Brennstoff kann in einer Schmidtschen Spar-Schachtfeuerung mit Vorteil zur
                              									Verwendung kommen. Er wird zunächst in den Füllhals (Abb.
                                 										1), eine kastenartige Vorrichtung, geschüttet, die den Zutritt falscher
                              									Luft verhindern soll. Sie ist nämlich oben und unten mit je einer Verschlußklappe
                              									versehen, deren Bewegung voneinander abhängig ist, so daß niemals beide
                              									Abschlußglieder gleichzeitig geöffnet sind. Den Füllhals umspült die aus dem
                              									Aschenfall kommende, durch Heizkanäle an der Feuerbrücke, dem Feuergewölbe und der
                              									Flammenluke ziehende und dort vorgewärmte Zusatzluft. Der noch immer recht feuchte
                              									Brennstoff wird daher gleich nach dem Aufgeben vorgetrocknet. Er gelangt hierauf in
                              									den schräg liegenden, Zuführungsschacht, wo die Trocknung vollendet wird und die
                              									Entgasung beginnt. An der Stelle, wo die Schrägwand des Schachtes in die Senkrechte
                              									übergeht, münden in ihn zwei Kanäle für die warme Zusatzluft, während die Hauptluft
                              									durch die Spalten eines Planrostes eintritt, der unterhalb des Schachtgemäuers liegt
                              									und die ganze Brennstoffsäule abstützt. Dort erfolgt das Ausbrennen des Torfes.
                              									Endlich tritt noch Oberluft durch Schlitze, welche sich von den erwähnten
                              									Heizkanälen abzweigen, bei der Feuerluke ein, so daß eine vollständige Verbrennung
                              									gesichert scheint. Die Schmidtsche Schachtfeuerung kann
                              
                              									auch zur Verheizung von Kleinholz, Hobelspänen usw. benutzt werden. Bei einer mit
                              									Torf von 3100 WE Heizwert beschickten Anlage der Wagenbauanstalt A.-G. in Oldenburg i. Gr., die zum Betriebe eines
                              
                              									Feuerbüchs-Heizröhrenkessels von 125 m2 Heizfläche
                              									diente, wurde die Verdampfungsziffer 3,85 festgestellt bei 4,5 at Dampfdruck und 7°
                              									C Speisewassertemperatur.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 120
                              Abb. 1.
                              
                           Eine neuere Ausführungsform der Schachtfeuerung zeigt Abb.
                                 										2. Der steil verlegte Rost besteht aus Hohlstäben, die Kastenform haben
                              									und eine mit Querschlitzen versehene Brennbahn besitzen. Sie sind nach unten offen.
                              									Dort tritt die Luft ein und wird beim Emporsteigen angewärmt. Zwischen dem
                              									senkrechten Füllschacht und dem Rost wird kalte Oberluft zugeführt, während an der
                              									Feuerluke weitere Zusatzluft eintritt, die auf ähnliche Weise wie bei der oben
                              									geschilderten Anlage in Kanälen im Schachtmauerwerk vorgewärmt wurde. An einer
                              									derartigen, besonders der Verheizung von Holz dienenden Feuerung wurden
                              									Verdampfungsversuche vorgenommen. Man fand bei 9,53 at Dampfüberdruck, 1,4° C
                              									Speisewassertemperatur vor dem Vorwärmer und 37,2° C Speisewassertemperatur hinter
                              									dem Vorwärmer die Verdampfungsziffer 3,26. Den Heizwert des verbrannten Holzes
                              									schätzte man auf 3100 bis 3400 WE. Als Dampferzeuger dienten zwei Walther-Wasserrohrkessel. In der Stunde wurden 16,6 kg
                              									Wasser für 1 m2 Rostfläche verdampft. (Pradel in Heft 12 der Zeitschrift für Dampfkessel- und
                              									Maschinenbetrieb.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 120
                              Abb. 2.
                              
                           Schmolke.
                           Einspritzkondensation. Die erhöhten Anforderungen, die
                              									namentlich durch die Dampfturbinen an die Kondensation gestellt wurden, haben auch
                              									für den Einspritzkondensator eine vertiefte Durchbildung gezeitigt, der überall
                              									seinen Platz behauptet, wo nur beschränkte Kühlwassermengen zur Verfügung stehen,
                              									oder die Eigenschaften des Kühlwassers die Anwendung des Oberflächenkondensators
                              									ausschließen. Eine längere Reihe neuerer amerikanischer Formen des
                              									Einspritzkondensators beschreibt Dipl.-Ing. Heimann in Z.
                              									d. V. d. I. 1919, Heft 13 und 14.
                           Nach kurzer Kennzeichnung der allgemeinen leitenden Gesichtspunkte – gedrängte äußere
                              									Bauweise, innere Durchbildung für gründliche Kondensation bei tunlichst geringem
                              									Kühlwasserbedarfe, möglichste Kürzung aller unter Luftleere stehenden Rohrleitungen
                              									und Verminderung der Verbindungstellen – werden Kondensatoren mit nassen, trockenen
                              									und Kreisel-Luftpumpen vorgeführt. Unter Hinweisen auf den Zusammenhang mit manchen
                              									europäischen Formen, im besonderen mit den grundlegenden Arbeiten von Leblanc über Kreiselpumpen mit Hülfsflüssigkeit, kommen
                              									Ausführungen folgender Firmen zur Besprechung: Wheeler
                                 										Condensor & Engineering Co., Henry R. Worthington Co., Alberger Pump &
                                 										Condensor Co., Westinghouse Machine Co., Cresson Morris Co., Buffalo Steam Pump
                                 										Co. u.a.m. Die Darstellung ist im wesentlichen beschreibend, doch mit
                              									kurzen Begründungen und teilweise auch mit Kennlinien von Leistung, Wirkungsgrad,
                              									Luftleere usw. versehen.
                           Rotth.
                           
                           Zweidruckturbine und Niederdruck - Wärmespeicher des
                                 											„Wannieckwerkes“ Brünn (Mähren). Eine in jeder Hinsicht
                              									vollkommene Maschine, in der sich der Dampf von 10 at auf 1,2 at ausdehnt, würde 10
                              									kg Dampf für die Kilowattstunde verbrauchen. Bei 1,2 at Anfangsdruck und 0,11 at
                              									Endspannung wäre für die gleiche Leistung etwa dieselbe Dampfmenge erforderlich. Man
                              									erkennt hieraus die außerordentlichen Vorteile, die mit einer weitgehenden Expansion
                              									verbunden sind. Eine solche kann in der Kolbenmaschine nicht stattfinden, da die
                              									Abmessungen zu groß ausfallen würden, wie man leicht einsieht. Hingegen ist man
                              									imstande, in der Turbine auch die geringsten Dampfdrücke auszunutzen. Es wäre zum
                              									Beispiel unter Umständen möglich, die Leistung einer Kolbenmaschinenanlage auf das
                              									Doppelte zu erhöhen, sofern der Abdampf in einer Niederdruckturbine verwertet wird.
                              									Schwierigkeiten entstehen aber, wenn die Versorgung der Turbine mit Abdampf in den
                              									Arbeitspausen stockt. Man müßte in diesem Falle Frischdampf von der Kesselspannung
                              									auf den niedrigen Druck der Turbine herabdrosseln, um deren Weiterbetrieb zu
                              									ermöglichen. Diese Maßnahme ist natürlich mit Verlusten verknüpft. Wirtschaftlicher
                              									ist die Verwendung von Zweidruckturbinen. Sie bestehen aus einem Hoch- und einem
                              									Niederdruckteile. Zwischen beiden tritt der Abdampf ein. Er wird stets restlos
                              									ausgenutzt. Sobald die geforderte Turbinenleistung nicht mehr ausreicht, wird mit
                              									Hilfe einer geeigneten Steuerung dem Hochdruckteile Frischdampf zugeführt. Dieser
                              									übernimmt die gesamte Arbeit, wenn der Abdampf ganz ausbleibt.
                           Auch hinsichtlich der Wärmespeicher wurden von der genannten Firma manche
                              									Verbesserungen vorgenommen. Bisher leitete man bekanntlich den Abdampf in einen zum
                              									Teil mit Wasser gefüllten Kessel. Entnahm man aus diesem Dampf, so erfolgte, da der
                              									Druck auf den Wasserspiegel im Kessel sank, ein Nachverdampfen der dort befindlichen
                              									Flüssigkeit, bis deren Temperatur der verringerten Spannung entsprach. War die
                              									Dampfzufuhr größer als die Entnahme, so trat ein Sicherheitsventil in Tätigkeit. Der
                              									dem Speicher entnommene Dampf hatte meist eine zu hohe Feuchtigkeit, wodurch sein
                              									Arbeitsvermögen verringert wurde und starke Abnutzung der Turbinenbeschaufelung
                              									eintrat. Dieser Uebelstand wird bei den neuen Wärmespeichern der Wannieckwerke,
                              									Bauart Olbricht-Gerteis, vermieden. Bei ihnen wird der im
                              									Verbraucher sogleich benötigte Abdampf diesem unmittelbar zugeführt, nachdem er
                              									durch die Abgase von Oefen oder Dampfkesselfeuerungen getrocknet und überhitzt
                              									wurde. Der Rest des Dampfes gelangt zum Speicher, dessen Abmessungen kleiner als bei
                              									der älteren Bauweise werden. Der ihm entnommene Dampf kann ebenfalls unter
                              									Verwendung der Abhitze vorhandener Anlagen getrocknet und überhitzt werden bevor er
                              									zur Verwendung kommt. Ein Druckverlust im Speicher tritt nicht ein. (Nach einer von
                              									den „Wannieck-werken“ herausgegebenen Druckschrift.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Fernsprechzentralumschalter nach dem Okli-System. Wenn im
                              									Zentralumschalter einer Hausfernsprechanlage eine oder mehrere Amtsleitungen enden,
                              									dann dürfen nur die privaten Sprechstellen, für welche Postnebenstellengebühr
                              									bezahlt wird, mit dem Amt verbunden werden. Um andere Verbindungen unmöglich zu
                              									machen, forderte die Reichspostverwaltung ursprünglich, daß an einem solchen
                              									Umschalteschrank die Postleitungen zu verdeckten Klinken führen, die nur durch
                              									besondere Schaltorgane zu bedienen waren. Es entstand eine ganze Reihe von
                              									Konstruktionen, die diese Aufgabe zu lösen suchten. Bei allen waren für die
                              									Verbindungen von Postnebenstellen mit dem Amt oder Postnebenstellen mit
                              									Hausfernsprechstellen verschieden ausgebildete Schalter vorgesehen. Beim weit
                              									verbreiteten Druckknopf System zum Beispiel werden die Hauptsprechverbindungen mit
                              									offenen Klinken und Stöpseln hergestellt, die Amtsverbindungen durch
                              									Druckknopfschalter. Natürlich muß für jede Verbindungsmöglichkeit ein Druck knöpf
                              									vorhanden sein, also bei einem mittleren Umschalteschrank mit fünf Amtsleitungen und
                              									20 Postnebenstellen schon 100 Druckknöpfe allein für den Verkehr mit dem Amt. Das
                              									macht die Schränke groß und schwerfällig und die Bedienung schwierig. Neuere
                              									Konstruktionen erreichten Verbesserungen; so sind beim Steckschlüsselsystem die
                              									Handgriffe zum Herstellen der Amtsverbindungen und der Hausverbindungen ähnlich
                              									geworden, es sind nur verschieden geformte Stöpsel und Klinken für jede von beiden
                              									Möglichkeiten vorgesehen. Auch dieses System stellte noch keine festlose Lösung der
                              									konstruktiven Aufgabe dar. Erst das Okli-System (offenes Klinkensystem) vom
                              									Wernerwerk der Siemens & Halske A.-G. hat die
                              									gleichen Schaltorgane für alle Arten von Verbindungen, die mit denselben Handgriffen
                              									bedient werden. Erst das Okli-System bringt daher kleine, leicht und bequem zu
                              									handhabende Umschalteschränke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 121
                              Abb. 1.
                              
                           Dabei kommt das Okli-System vollkommen den Vorschriften der Reichspost Verwaltung
                              									nach. Nur ist bei ihm die Unmöglichkeit einer unerlaubten Verbindung nicht durch
                              									mechanische, sondern durch elektrische Mittel erreicht. Jeder Amtsleitung ist
                              									nämlich ein Trennrelais zugeordnet, das bei jeder unzulässigen Verbindung anspricht
                              									und die Amtsleitung abschaltet. Wie aus dem Schaltschema (Abb. 1) ersichtlich ist, sind die Stöpsel durch drei Schnüre verbunden.
                              									Die Klinken besitzen außer den Kontaktfedern a und b noch eine dritte Feder c, die bei der Amtsklinke über die Wickelung des Trennrelais Tr am negativen Pol,
                              									bei der Haussprechstellenklinke am positiven Pol einer Batterie liegt. Bei der
                              									Postnebenstelle ist die dritte Feder frei.
                           
                           Werden nun Amtsleitungen mit Nebenstellen, Nebenstelle mit Hausstelle oder
                              									Hausstellen untereinander verbunden, so fließt kein Strom durch die Windungen des
                              									Trennrelais, wohl aber, wenn Hausstelle und Amtsleitung verbunden werden; hierbei
                              									wird dann der Trennschalter von den Kontakten K1 und K2 abgezogen, und die Amtsleitung ist getrennt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 122
                              Abb. 2.
                              
                           Die Amtstrennrelais sind zweckmäßig und leicht zugänglich im
                              									Schrank angeordnet, sie sitzen auf einer herausklappbaren Schiene (Abb. 2); überhaupt ist die ganze innere Ausführung des
                              									Schrankes so übersichtlich geschaltet, daß das Fehlersuchen sehr erleichtert
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 122
                              Abb. 3.
                              
                           Der Okli-Umschalteschrank (Abb. 3) ist nach dem
                              									Zentral-Batterie-System eingerichtet. Er besitzt ein Glühlampenfeld mit kleinen,
                              									weißen Glühlampen, die beim Anruf zugleich mit einer größeren Aufmerksamkeitslampe
                              									so lange leuchten, bis die Bedienungsperson sich meldet. Zur Anzeige des
                              									Gesprächsschlusses leuchten farbige Glühlampen auf und erlöschen erst, wenn die
                              									Verbindung wieder aufgehoben ist. Die Bedienung braucht also nicht durch
                              									Zwischenfragen das Gespräch stören, auch bleibt eine Verbindung nicht länger
                              									bestehen. Das Schlußzeichen wird automatisch an das Amt weitergegeben. Ruft das Amt
                              									an, so wird das Schlußzeichen so lange unterdrückt, bis die Nebenstellenverbindung
                              									hergestellt ist.
                           Es ist also die Bedienung auf wenige Handgriffe beschränkt worden, und da der
                              									Okli-Schrank außerdem viel kleiner ist als ein Umschalteschrank eines anderen
                              									Systems bei gleicher Anschlußzahl, so stellt er eine bemerkenswerte Neukonstruktion
                              									auf dem Gebiete des Fernsprechwesens dar.
                           C. O. Friedrich.
                           
                        
                           Berg- und Hüttenwesen.
                           Der Wirkungsgrad unserer Walzwerke. Bezeichnet man mit A die Umformungsarbeit beim Walzen in mkg, mit n die Streckung, ist ferner V das Volumen des Walzgutes in cm3, das
                              									sich berechnet aus dem Produkt von Anfangsquerschnitt in mm2 mal Anfangslänge in m, und K die Quetschgrenze in kg/mm2, so ist nach Kießelbach die theoretische Umformungsarbeit bei jedem Streckprozeß A = K • V • ln n. W. Tafel hat in einer Arbeit in Stahl und Eisen (1919 S.
                              									781) die Anwendbarkeit dieser Formel für die Umformungsarbeit, die als der exakte
                              									mathematische Ausdruck für den theoretischen Energiebedarf irgend einer Formänderung
                              									bezeichnet wird, an praktischen Beispielen anschaulich gemacht. Er kommt dabei zu
                              									der Feststellung, daß der Wirkungsgrad der rechnerisch, untersuchten Walzprozesse
                              									nach den Ergebnissen von Puppe bei Annahme einer Quetschgrenze von 10 kg je mm2 30 bis 70 v. H. beträgt.
                           Loebe.
                           Fördertürme in Eisenbeton. Die Treibscheibenförderung wird
                              									überall da Vorteile bieten, wo es sich um wirtschaftliche Ausnutzung der
                              									Raumverhältnisse und Herabsetzung der Anschaffungskosten handelt. Bei elektrischem
                              									Betrieb – bei dem die Treibscheibe mit dem Fördermotor unmittelbar gekuppelt ist –
                              									kann die Fördermaschine auf dem Förderturm aufgestellt werden, während bei
                              									Dampfmaschinen wegen der hin- und hergehenden Massen eine solche Anordnung
                              									bedenklich erscheint. Der Verfasser beschreibt verschiedene neuzeitliche
                              									Ausführungen der Turmkoepeanordnung – um mich eines von Herrn Geheimrat Jahnke eingeführten Ausdruckes zu bedienen – in
                              									Oesterreich-Ungarn, so den Förderturm Kutla-Schacht. Die Sicherheit gegen das
                              									Seilgleiten wird rechnerisch und graphisch ermittelt und dargestellt. Ferner werden
                              									die Förderanlagen Neu-Schroll und Neu Franz Joseph-Schacht in Pecs besprochen.
                              									(Bergbau und Hütte 1919, Ing. Schöngut.)
                           Wüster.
                           Bessere Ausnutzung unserer Braunkohle. Im allgemeinen sind
                              									Steinkohle und Koks unsere besten Heizungsstoffe, daneben sind namentlich für
                              									Mitteldeutschland Braunkohlenbriketts von großer Bedeutung geworden, obwohl der
                              									Heizwert nur etwa ⅔ der Steinkohle beträgt und der Aschengehalt groß ist. Ob es vom
                              									wirtschaftlichen Standpunkt richtig ist, rohe Braunkohle zu brikettieren, erscheint
                              									aber fraglich, wenn man in Betracht zieht, daß zur Herstellung von 100 kg Briketts
                              									275 bis 310 kg Rohkohle erforderlich sind (zur Trocknung der stark wasserhaltigen
                              									Kohle und zur Zerkleinerung der Rohkohle). Die Brikettierung andererseits läßt sich
                              									wegen der Schwierigkeiten im Versand der bröckeligen Kohlen nicht umgehen. Die
                              									starke Vergasung der Braunkohle zwingt, auf Verfahren zu sinnen, um sie nach
                              									Möglichkeit zu vermeiden. Das Ideal der Kohlenausbeutung ist die restlose Auflösung
                              									der Kohle in Gas unter Gewinnung sämtlicher Nebenerzeugnisse. Wenn die Vergasung auch schon in
                              									Generatoren geschieht, so gehen doch noch viele wertvolle Stoffe verloren, zum
                              									Beispiel Teere und ammoniakhaltiges Gaswasser. Auch dies gewinnt man schon
                              									stellenweise, indem man die Erhitzung nicht so hoch treibt. Man gewinnt durch den
                              									sogenannten Schwelprozeß (zum Beispiel Prov. Sachsen, Zeitz) Teer, durch dessen
                              									nochmalige Destillation leichtflüssige, benzinähnliche Körper, Photogen- und
                              									Solaröl, Paraffine und andere Oele. Als Rückstand bleibt Grude, ein vorzügliches,
                              									sparsames und billiges Heizmittel für den Haushalt. (Leider zu wenig bekannt.)
                              									Verfasser weist auf die Möglichkeit der Ausdehnung der Schwelerei auch bei
                              									bitumenärmerer Braunkohle hin, besonders, weil die Teere der Braunkohle auch zur
                              									Herstellung von Mineral-Schmierölen geeignet sind. Die Vergaseranlagen wurden schon
                              									während des Krieges mit Urteer-Gewinnungsanlagen versehen, um den aus einer Mischung
                              									von Stein- und Braunkohle zu gewinnenden Teer viskosen Oelen anzureichern. Es dürfte
                              									sich empfehlen, möglichst viele Braunkohle derart zu vergasen, das Gas durch
                              									Ferngasleitungen den Verbrauchsstätten zuzuführen und die Nebenerzeugnisse möglichst
                              									weitgehend nutzbar zu machen. Es gilt um so mehr die kostbaren Bodenschätze, die
                              									unsere Braunkohle darstellt, zu schonen und wirtschaftlich auszunutzen, als ihre in
                              									Deutschland noch vorhandenen Lagerstätten nur noch für eine ganz beschränkte Anzahl
                              									von Jahren ausreichen. (D. Bergw.-Ztg. 1919, E. Jank.)
                           Wüster.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Eine selbsttätige Feuerlöschvorrichtung für Transformatoren-
                                 										und Oelschalterräume hat die Siemens &
                                 										Halske A. -G. in Gemeinschaft mit der Fabrik explosionssicherer Gefäße in
                              									Salzkotten konstruiert, bei der Kohlensäure als Löschmittel dient. Diese wird im
                              									Augenblick der Gefahr durch völlig selbsttätige Inbetriebsetzung der
                              									Löschvorrichtung erzeugt. Die Vorrichtung ist ferner mit selbsttätigen Feuermeldern
                              									verbunden, die bei plötzlicher Temperatursteigerung in den Transformatorenräumen
                              									Signalstromkreise betätigen und unter Vermittlung von Relais die Löschvorrichtungen
                              									in Betrieb setzen.
                           Die zum Löschen erforderliche Kohlensäure wird erst bei Ausbruch eines Brandes durch
                              									Einwirkung von verdünnter Schwefelsäure auf Pottaschelösung erzeugt, und zwar kann
                              									ein Kohlensäureentwickler auch für mehrere Räume Anwendung finden, indem einfach das
                              									Entwicklungsgefäß an eine durch selbsttätig verschließbare Klappen unterteilte
                              									Rohrleitung angeschlossen wird.
                           Der selbsttätige Feuermelder wird unmittelbar über der Transformatorzelle angebracht,
                              									damit ihm die Wärme möglichst rasch zugeführt wird; desgleichen mündet das
                              									Kohlensäureeinleitungsrohr oberhalb der Transformatorzelle. Der
                              									Kohlensäureentwickler erzeugt innerhalb 2 bis 3 Minuten 40 m3 Kohlensäure. Diese Menge genügt, um in einem
                              									Raum von 100 m3 Inhalt eine ausreichende
                              									Löschwirkung zu erzielen. Neben der Betätigung der Kohlensäureentwicklung besorgt
                              									der Feuermelder noch das selbsttätige Schließen der Luftklappe an der Decke sowie
                              									der Oelablaufklappe am Boden des betreffenden Raumes; schließlich wird auch noch
                              									mittels eines Weckersignals die Zelle, in der der Brand ausgebrochen ist,
                              									angezeigt.
                           Das beschriebene System wurde von der Gutehoffnungshütte in Sterkrade in ihrer
                              									elektrischen Zentrale eingeführt, wo sechs Transformatorenzellen mit dieser
                              									Löscheinrichtung ausgestattet wurden, und zwar in der Weise, daß bei Ausbruch eines
                              									Brandes sowohl die brennende als auch die beiden Nachbarzellen mit Kohlensäure
                              									gefüllt werden können, um ein Uebergreifen des Feuers mit Sicherheit zu
                              									verhüten. Das neue Verfahren ist, da es ohne Wasser arbeitet, auch für
                              									Kunstsammlungen, Archive und Bibliotheken gut geeignet. (K. Perlewitz, E. T. Z. 1918, S. 209.)
                           Sander.
                           Trockengasgenerator der Georgsmarienhütte. Dieser neue
                              									Generator ist ein mit Koks betriebener Abstichgenerator, bei dem basische Schlacke
                              
                              									zur Verflüssigung der Koksasche zugesetzt wird und in dem außerdem die Gewinnung von
                              									Roheisen mit einem hohen Mangan- und Phosphorgehalt gewonnen wird. Wie Dr. Ing. M.
                              										Bräutigam auf Grund eigener Versuche auf der
                              									Georgsmarienhütte berichtet, unterscheidet sich der neue Generator von anderen
                              									Abstichgeneratoren hauptsächlich dadurch, daß bei ihm die Dampfzufuhr sowie die
                              									Herdbeheizung unterbleibt. Seiner Bauart nach ist er ein kleiner Hochofen, in dem
                              									jedoch im Gegensatz zum gewöhnlichen Hochofen das entstehende Kohlenoxyd nicht zur
                              									Reduktion von Eisenerzen, sondern restlos als Heizmaterial verwendet wird. Da das
                              									Eisen in Form von Mischer- oder Martinschlacke dem Generator bereits in
                              									verschlacktem Zustande zugeführt wird, findet keine Reduktion der in diesen
                              									Schlacken enthaltenen Metalloxyde durch das Kohlenoxyd statt, vielmehr erfolgt die
                              									Ausscheidung der Metalle aus den Silikaten durch festen Kohlenstoff, und zwar
                              									außerordentlich rasch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 123
                              
                           Der Gaserzeuger hat eine Höhe von 5 m und eine Gestellweite von 1,1 bis 3,0 m, je
                              									nach der 10 bis 100 t in 24 Stunden betragenden Durchsatzmenge. Die
                              									Beschickungsvorrichtung besteht wie üblich aus einem Füllkasten mit Kegelverschluß,
                              									der Gestellmantel wird durch Berieselung mit Wasser gekühlt. Der Wind wird mit einer
                              									Temperatur von 55 bis 70° und 400 mm WS Druck den von mit Wasser gekühlten Formen
                              									umgebenen Düsen zugeführt. An der Sohle des Gestells befindet sich der Eisenabstich,
                              									etwa 200 mm höher ist seitlich davon der Schlackenabstich angebracht. Die
                              									Generatorschlacke wird alle vier Stunden, das Generator eisen bei Verwendung von
                              									Mischerschlacke alle acht Stunden, bei Verwendung von Martinschlacke alle zwölf
                              									Stunden abgestochen. Der Gaserzeuger hat durchschnittlich eine Lebensdauer von 13
                              									Monaten; nach dieser Zeit muß das Gestell erneuert werden, während Gicht und Rost
                              									weniger stark angegriffen werden.
                           Nach den Untersuchungen des Verfassers ist das in dem neuen Generator erzeugte Gas
                              									sehr reich an Kohlenoxyd (33 v. H.), dagegen enthält es sehr wenig Kohlensäure (0,5 v. H.) und
                              									Wasser (12 g in 1 m3); der Heizwert beträgt 1133
                              									WE. Infolge seines geringen Wasserstoffgehaltes hat das Gas auch einen hohen
                              									pyrometrischen Wärmeeffekt, was auch auf den geringen Wassergehalt des Gases
                              									zurückzuführen ist. Generatorgas, das in Drehrost- oder Morgangeneratoren durch
                              									Vergasung von Koks erzeugt ist, enthält im Mittel 41,2 g Wasser in 1 m3, somit mehr als dreimal so viel als das in dem
                              									neuen Trockengasgenerator erzeugte Gas. Das Trockengas ist praktisch teerfrei; somit
                              									wird der ganze im Koks enthaltene Kohlenstoff bei der Vergasung voll ausgenutzt.
                              									Auch der Schwefelgehalt des Trockengases ist erheblich niedriger als in Generatorgas
                              									aus Rohkohle.
                           Die Menge des in dem Generator erzeugten Eisens beträgt je nach der Menge und dem
                              									Eisengehalt der Zuschlagschlacke 500 bis 1300 kg in der 24-stündigen Doppelschicht,
                              									das sind rund 16,6 bis 43 kg Eisen für 1 t Koks. Das Eisen hat einen hohen Mangan-
                              									und Phosphorgehalt (je 7 bis 11 v. H). Wenn nur basische Martinschlacke als Zuschlag
                              									verwendet wurde, hatte das Roheisen etwas weniger Mangan und Phosphor als bei
                              									Verwendung von Mischerschlacke.
                           Die Abstichschlacke war gelblichgrün, dünnflüssig und von steiniger Struktur; sie
                              									floß stets glatt aus dem Generator heraus, auch bei Verwendung von hochbasischer
                              									Martinschlacke, wenn nur deren Zuschlagmenge geringer als sonst bemessen wurde. Der
                              									verwendete Koks hatte einen Kohlenstoffgehalt von 84 bis 88 v. H. und lieferte 4,7
                              									bis 4,9 m3 Generatorgas für 1 kg Koks. (Stahl und
                              									Eisen 1918, S. 186 bis 189.)
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Ingenieure für den Auslandsdienst. Bei der Umgestaltung
                              									des Auswärtigen Amtes wird auch mit dem Juristenmonopol im Auslandsdienst aufgeräumt
                              									werden. Volkswirtschaftler, Kaufleute und Ingenieure sind künftig gleichwertige
                              									Anwärter. Für die harrenden Aufgaben erscheinen die Vertreter der Technik und
                              									namentlich die volkswirtschaftlich gebildeten Ingenieure besonders berufen. Die
                              									technisch-wissenschaftlichen Aufgaben, zum Beispiel auf dem Gebiete des
                              									internationalen Verkehrs, erfordern technisches Wissen. Für das Nachrichtenwesen
                              									bringt der Ingenieur die der Technik eigene bildmäßige Darstellungsweise mit ihrem
                              									Herausarbeiten der wirtschaftlichkonstruktiven Zusammenhänge. Das Zusammenfassen der
                              									Arbeit aller im Fremdland wirkenden deutschen Wirtschaftskräfte wird ihm durch seine
                              									Erfahrung im Organisieren erleichtert. Seine sachliche, politischen Umtrieben fremde
                              									Art und die werbende Kraft seiner fachlichen Kenntnisse und Anregungen sind wichtige
                              									Hilfsmittel zum Anknüpfen und zur Erhaltung freundlicher persönlicher Beziehungen zu
                              									ausländischen Fachkreisen verschiedenster Richtung und zur Presse. (Dipl.-Ing. zur Nedden im Maiheft der „Technik und
                                 									Wirtschaft“.
                           Die Beschäftigung von Kriegsblinden in
                              									Maschinenwerkstätten ist bei den Siemens-Schuckertwerken
                              									bis Februar 1919 auf 52 Mann gestiegen, wozu noch 37 männliche und 13 weibliche
                              									Pfleglinge von Blindenanstalten kommen. Der Akkordlohn schwankt zwischen 0,80 und
                              									1,51 Mark für die Stunde. Die Blinden eignen sich weniger, als man ursprünglich
                              									annahm, für reine Handarbeit, wie sie früher Frauen übertragen wurde. Man hat ihnen
                              									mit bestem Erfolg Maschinenarbeit übertragen, die auch einen moralisch guten Einfluß
                              									auf sie zu haben scheint. Die Blinden sind beschäftigt besonders an Feilmaschinen
                              									zum Entgraten kleiner Teile, an Bohrmaschinen zum Bohren von Löchern mittelst
                              									Bohrvorrichtungen, an automatischen und halbautomatischen Drehbänken, deren man
                              									mehrere gleichzeitig einem Blinden zur Bedienung überweisen kann, an Exzenterpressen
                              									mit selbsttätigem Materialzuschub (Revolverteller) usw. An den Maschinen müssen
                              									allerdings sämtliche Schutzvorrichtungen besonders sorgfältig ausgebildet sein.
                              									(Werkstattstechnik 1919, 7.)
                           Ernst Preger.
                           Ueber Wirtschaftspsychologie. (Vortrag von Herrn
                              
                              									Privatdozent Dr. Moede, Monatsblätter des Berl.
                              									Bezirksvereins deutscher Ingenieure 5. Januar 1919 und 1. Februar 1919.) Der Krieg
                              									hat uns gezwungen, der Wirtschaftspsychologie, d.h. der experimentellen Psychologie
                              									im Dienste des Wirtschaftslebens mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als wir es bisher
                              									getan haben. Es handelt sich hierbei vornehmlich um das Problem der Berufsberatung.
                              									Es ist bisher nur in wenigen speziellen Fällen in Angriff genommen, in Fällen, wo
                              									eine angenäherte Lösung von vornherein möglich erscheint. Es sind das die Berufe der
                              									Kraftfahrer, Funker und Lokomotivführer. In Deutschland ist besonders die
                              									experimentelle Kraftfahrer-Eignungsprüfung am besten ausgebildet worden. Diese hat,
                              									wie ohne weiteres klar, zunächst die Tüchtigkeit der Sinne des zukünftigen
                              									Kraftfahrers zu prüfen, also die Sehschärfe und Farbentüchtigkeit und vor allen
                              									Dingen die Tüchtigkeit der Stäbchen und Zapfen, weiter die Gehörschärfe sowie die
                              									Gelenkempfindlichkeit und Leistungshöhe der Hände und besonders der Füße. Sodann ist
                              									die Auffassungsgabe zahlenmäßig zu begutachten. Diesem Zwecke dient der Schnellseher
                              									oder das Tachystoskop, das gestattet, Reizkarten mannigfacher Beschaffenheit auf
                              									Bruchteile von Sekunden dem Auge darzubieten. Weiter ist die Dauerleistung der
                              									Aufmerksamkeit zu untersuchen, sowie die Fähigkeit, zwei oder drei Ereignisse
                              									gleichzeitig zu beachten. Um die Zeit, in der auf die einzelnen Reize reagiert wird,
                              									die Reaktionskonstante des Prüflings zu messen, dazu dient bei optischen Reizen das
                              										Hoppsche Chronoskop, bei akustischen Reizen der
                              									Reaktionshammer. In das Eignungsgutachten ist noch aufzunehmen ein Urteil über die
                              									Fähigkeit, bei einfachen und verwickelten Lagen eine Wahlhandlung schnell und
                              									richtig vorzunehmen. Und endlich ist eine Ermüdungsmessung vorzunehmen, die über die
                              									körperliche Leistungsfähigkeit des Prüflings unterrichten soll. Dazu dient der
                              									Ergograph nach Mosso. Er besteht aus einer Armlagerung
                              									und einem Schlitten, an dem ein Gewicht befestigt ist, dessen Schnurlauf zum Finger
                              									des Prüflings führt. Alle Bewegungen des Fingers, die durch das Gewichtsheben und
                              									-senken veranlaßt sind, macht der Schlitten mit, an dem ein Zeiger angebracht ist,
                              									der auf einer rotierenden Trommel die Bewegungen aufzeichnet. In den
                              									Fliegerlaboratorien von Frankreich werden auch noch Puls und Atmungskurven
                              									aufgenommen, wozu noch die Aufnahme mit dem Cardiographen zu treten hätte.
                           Eine Lösung des Problems der Berufsberatung für andere Berufe als Kraftfahrer,
                              									Funker, Lokomotivführer usw. ist noch in weitem Felde. Die psychotechnischen
                              									Methoden stehen erst am Anfang ihrer Ausbildung.
                           Eine andere Klasse von Menschen, wo die Berufsberatung Aussicht auf Erfolg haben
                              									dürfte, betrifft die Amputierten. Hier ist es – wie von Herrn Professor Dr. Schlesinger im Anschluß an den Moedeschen Vortrag ausgeführt wird – möglich, exakte, und zwar
                              									mechanotechnische Methoden zu entwickeln, die zu einer Lösung der Frage der
                              									Berufsberatung führen.
                           Jahnke.