| Titel: | Das Zeichnen von Hyperbeln und Polytropen. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 129 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Das Zeichnen von Hyperbeln und
                           								Polytropen.
                        Von Dr. K. Schreber,
                           								Aachen.
                        SCHREBER: Das Zeichnen von Hyperbeln und Polytropen.
                        
                     
                        
                           Sehr häufig hat der Maschinenbauer die Aufgabe zu lösen, Hyperbeln oder
                              									allgemein Polytropen zu zeichnen. Neben der alten Lösung dieser Aufgabe für
                              									Hyperbeln hat man jetzt das sehr geistreich erfundene Verfahren von Brauer, welches
                              									gleichzeitig für Hyperbeln und Polytropen gilt. Leider hat dieses den Nachteil, daß
                              									sich die Ungenauigkeiten häufen, weil jeder Punkt nur auf Grund des vorher
                              									gefundenen gezeichnet werden kann. Selbst das sehr häufig angewandte
                              									Auskunftsmittel, von Zeit zu Zeit wieder einmal einen Punkt unmittelbar vom
                              									Ausgangspunkt aus zu zeichnen, ist nur ein Verschleiern der Schwierigkeit, denn es
                              									muß jetzt der Ausgleich zwischen dem durch laufende Zeichnung und dem vom
                              									Ausgangspunkt her gezeichneten Punkt gefunden werden. In der Nähe der Bezugslinien
                              									versagt es nahezu vollständig.
                           Die vorliegende Aufgabe läßt sich aber mit einer für alle Punkte gleichen Genauigkeit
                              									und fast beliebiger Annäherung an die Bezugslinien lösen mit Hilfe des von der Firma
                              										Schleicher & Schüll in Düren in den Handel
                              									gebrachten logarithmischen Papieres.
                           Indem ich mir den Buchstaben k für den Sonderfall der
                              										Poissonschen Gleichung vorbehalte, benutze ich zur
                              									Erinnerung an Zeuner für die allgemeine Polytrope den
                              									Buchstaben z und schreibe:
                           pvz
                              									= pavza,
                           logarithmiert man und stellt etwas um, so erhält man:
                           
                              
                              z=-\frac{\mbox{lg}\,p-\mbox{lg}\,p_a}{\mbox{lg}\,v-\mbox{lg}\,v_a}.
                              
                           Man setze lg p = y und lg v = x, dann wird
                           
                              z=-\frac{y-y_a}{x-x_a},
                              
                           d.h. z ist die Neigungstangente
                              									der geraden Linie y = f(x).
                           Das logarithmische Papier von Schleicher & Schüll ermöglicht, sehr leicht diese gerade Linie zu
                              									zeichnen. Seine Bezugslinien haben dieselbe Teilung, welche der Rechenschieber
                              									trägt, so daß man für jede an den Bezugslinien stehende Zahl deren Logarithmus
                              									erhält.
                           Unsere Aufgabe, durch den Punkt pv eine Polytrope mit
                              									dem Exponenten z zu legen, wird also gelöst, indem man
                              									durch denselben Punkt im logarithmischen Papier eine gerade Linie mit der Neigung –
                              										z legt und von dieser sämtliche zusammengehörigen
                              									Werte von p und v abliest
                              									und in das mm-Papier überträgt. Zeigt sich beim Ausziehen der Linie, daß man eine zu
                              									große Lücke hat, so kann man sie ohne weiteres ausfüllen, da in der geraden Linie im
                              									logarithmischen Papier keine Lücke vorhanden ist.
                           Als Beispiel, wie die Anwendung erfolgt, werde zu einem Indikatordiagramm einer
                              									Gasmaschine das der zugehörigen rechnerisch einfach zu verfolgenden Maschine aufgezeichnet,
                              									damit man den indizierten Wirkungsgrad (Völligkeitsgrad) durch Planimetrieren
                              									feststellen kann. Da es hier nicht darauf ankommt, eine Gasmaschine zu untersuchen,
                              									sondern nur ein Beispiel für das Zeichnen von Polytropen gegeben werden soll, so
                              									setzen wir die spezifischen Wärmen als unveränderlich voraus.
                           Der Heizwert des Gases war 1020 cal/m3, aus 1 m3 entstehen 2,50 kg Heizgase mit der spezifischen
                              									Wärme bei unveränderlichem Volumen cv = 0,183 und einem Verhältnis der beiden
                              									spezifischen Wärmen z = 1,37. Das Verhältnis des
                              									Verdichtungsraumes zum Gesamtraum beträgt 0,140.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 129
                              Abb. 1.
                              
                           Die Atmosphärenlinie des an der Maschine genommenen Indikatordiagramms wurde um den
                              									Verdichtungsraum verlängert, die ganze Länge in zehn Teile geteilt, zwischen diese
                              									in der Nähe des Verdichtungsraumes noch einige Zwischenpunkte eingeschaltet und dann
                              									das Diagramm in mm-Papier übertragen. In Abb. 1 ist
                              									dieses Diagramm schraffiert dargestellt. Die Zeichnung des Diagramms der rechnerisch
                              									einfach zu verfolgenden Maschine geschieht, indem zunächst im logarithmischen Papier
                              										(Abb. 2) eine gerade Linie mit der Neigung – 1,37
                              									durch den Punkt p = 1, v =
                              									1,0 gelegt wird. Das ist infolge der Einrichtung des Papiers leicht auszuführen: Für
                              									dieses ist die Einheit der Bezugslinien 100 mm lang. Man muß also mit einem Maßstab
                              									137 mm auf der Bezugslinie für p abmessen und den so
                              									erhaltenen Punkt mit dem vorhin genannten verbinden. Aus dieser Geraden kann man die
                              									Drucke der Verdichtungslinie zu allen Kolbenstellungen mit gleicher Genauigkeit
                              									ablesen, im besonderen ist für v = 0,140 also im
                              									Totpunkt p = 14,4. Die Temperatur bei Beginn der
                              									Verdichtung wurde zu 117° geschätzt, also T = 390°.
                              									Durch den Punkt v = 1,0; T
                              									= 390 ist wegen der Beziehung Tvz–1
                              									= Tavaz–1 eine gerade Linie mit der Neigung – 0,37 zu
                              									legen. Um das zu erreichen, mißt man vom Punkt 390 der Bezugslinie für T 37 mm nach oben ab und verbindet den so erhaltenen
                              									Punkt mit dem vorhin festgelegten. Diese Linie läßt die Temperaturen der
                              									Verdichtungslinie ablesen, im besonderen ist im Totpunkt T = 810 = 537 + 273. Man würde also gerade bis in die Temperaturen der
                              									Selbstentzündung kommen. Durch Zuführung des Heizwertes erhält man eine
                              									Temperaturerhöhung ∆ T = 1020 / 0,183 • 2,50 = 2250°.
                              									Die heißeste Temperatur würde somit 3060 = 2790 + 273 sein. Beim Verbrennen des
                              									Gases ändert sich seine Molenzahl auf 0,91. folglich wird das Druckverhältnis im
                              									Totpunkt: pd/pv = 0,91 • 3060/810 =
                              									3,37. Eine Linie mit der Neigung – 1,37 durch den Punkt v = 0,140 und p = 14,4 • 3,37 oder den Punkt
                              										v = 1,0, p = 3,37 gibt
                              									sämtliche Drucke der Dehnungslinie, die man nur noch in das mm-Papier zu übertragen
                              									braucht, um das rechnerische Diagramm vor sich zu haben. Das Verhältnis beider
                              									Flächen ist der gesuchte Völligkeitsgrad. Eine gerade Linie mit der Neigung – 0,37
                              									durch den Punkt v = 0,140, T = 3060 gibt die Temperaturen auf der Dehnungslinie, im besonderen T = 480 = 1212 + 273 für das Ende der Dehnung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 129
                              Abb. 2.
                              
                           Man ersieht aus diesem Beispiel, welche Erleichterung das logarithmische Papier für
                              									das Zeichnen von Polytropen mit sich bringt. Bei den Gasmaschinen erhält man auch
                              									sofort einen Ueberblick über die Temperaturen.