| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Prg. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 166 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Lehren und Meßgeräte. Bei der Aufstellung von
                              									Lehren-Zeichnungen sind folgende Gesichtspunkte zu beachten:
                           1. Leichte und praktische Handhabung der Lehren. Die Leeren müssen gut anzulassen und
                              									festzuhalten sein, besonders wenn ihr Gewicht groß ist und sie, wie z.B.
                              									Lehrschrauben, mit einer gewissen Anstrengung in das Werkstück einzuführen sind. In
                              									letzterem Falle empfiehlt sich die Anbringung von Querstiften, um die
                              									Schraubbewegung bequemer ausführen zu können. Die Bauart der Lehren muß so sein, daß
                              									auch wenig technisch geschulte, ungelernte Arbeiter und Arbeiterinnen diese wirksam
                              									benutzen können. Für Rachen- und Gabellehren sind in solchen Fällen, in denen diese
                              									Art Lehren zu schwer würden oder aus anderen Gründen nicht benutzt werden können,
                              									Lehren mit Strichmarken oder Lehren mit Gefühlshebel (Minimeter) zu benutzen.
                           2. Einfachste Bauart, Wegfall jeder Verzierung, Rücksicht auf billige Fertigkeit.
                              									Jede Lehre soll grundsätzlich nur eine einzige Abmessung des Werkstückes prüfen.
                              									Lehren für mehrere verschiedene Abmessungen sind nur scheinbar billiger. Die
                              									Arbeitsteilung ist dann nicht möglich, und die Lehre wird unbrauchbar, wenn eine
                              									Abmessung des Werkstückes nachträglich geändert wird. Vielseitige Lehren geben u. U.
                              									auch leicht Anlaß zu Verwechselungen. Blattlehren sollen in den einspringenden
                              									Winkeln Bohrungen oder Einschnitte haben, damit sie gut scharf ausgearbeitet werden
                              									können, und anhaftender Schmutz nicht schadet. Etwaige Strichmarken sollen jedoch
                              									nicht in diese Ecken fallen, sondern stets außerhalb derselben liegen, damit sie mit
                              									Sicherheit gesehen werden können, Formlehren sollen nur an den geschweiften
                              									Stellen am Werkstück oder der Gegenlehre anliegen. Es verteuert die Herstellung
                              									der Lehren außerordentlich, wenn man sie auch an unnötigen Stellen zur Anlage
                              									bringt. Lehrmuttern sind zweckmäßig zylindrisch und nicht, wie vielfach üblich, aus
                              									einem vierkantigen Stück Stahl anzufertigen. Zylindrische Lehrmuttern sparen Stahl
                              									und sind billiger in der Herstellung. Erwünschten Falles kann man zylindrische
                              									Lehrmuttern in Platten aus weichem Eisen einsetzen. Griffe sollen der Stahlersparnis
                              									wegen stets eingepreßt oder eingeschraubt und aus weichem Eisen in möglichst
                              									einfacher Drehform hergestellt sein. Aussparungen werden zweckmäßig rund gemacht,
                              									weil solche auf der Bohrmaschine billig hergestellt werden können.
                           3. Werkstoff für Lehren. In den meisten Fällen ist nur guter härtbarer Werkzeugstahl
                              									zu verwenden, für ringförmige Lehren, besonders solche mit geringer Wandstärke,
                              									empfiehlt sich S.-M.-Stahl, der dann im Einsatz zu härten ist. Formlehren, die sich
                              									beim Härten ververziehen und schwer auf genaue Form zu schleifen sind, können auch
                              									aus ungehärtetem Stoffe bestehen. Es ist aber damit zu rechnen, daß sie bald
                              									abgenutzt sind und ausgemustert werden müssen. Lehrschrauben und Lehrmuttern sollen,
                              									wenn irgend möglich, so lang wie das zu prüfende Gewinde sein. Ist zu befürchten,
                              									daß durch das Schrumpfen des Stahles beim Härten die Gewindesteigung ungenau wird,
                              									oder sich die Lehre krumm zieht, so kann man die Länge auf drei Viertel der
                              									Werkstücklänge beschränken, oder man fertigt eine ungehärtete leichtgehende Lehre
                              									zur Prüfung der Gewindelänge in gleicher Länge wie das Werkstück und eine zweite
                              									gehärtete kürzere zur Prüfung des Gewindedurchmessers an. Ungleichmäßige
                              									Wandstärken, scharfe Kanten usw., die beim Härten springen würden, sind zu vermeiden,
                              									soweit das irgend möglich ist, besonders an solchen Stellen, wo es nur auf
                              									Gewichtserleichterung und nicht auf genaue Form ankommt. Gehärtete Lehren sollen zur
                              									Beseitigung von Härtespannungen 12–24 Stunden in einem abgeschlossenen Raume oder
                              									einem Oelbade einer Temperatur von 140–150° ausgesetzt werden.
                           4. Genauigkeitsgrad. Dorn-, Ring-, Blatt- und Gewindelehren können ohne besondere
                              									Schwierigkeiten mit 0,005 bis 0,01 mm Genauigkeit hergestellt werden, also darf
                              									dieser Genauigkeitsgrad auch vorgeschrieben werden. Hingegen werden Formlehren
                              									höchstens bis zu 0,1 mm Genauigkeit verlangt werden können. Als zulässige Abnutzung
                              									der Lehren nehme man etwa 1/20 der Toleranz. Sehr zweckmäßig ist es, auf den
                              									Zeichnungen der Lehren diejenigen Maße hervorzuheben, deren genaue Einhaltung
                              									unbedingt notwendig ist. Die unnötige Verteuerung der Lehren wird dadurch vermieden,
                              									denn es kann nicht von dem Verfertiger der Lehre verlangt werden, daß er über die
                              									Verwendungsart der Lehre erschöpfend Bescheid weiß.
                           5. Bezeichnung. Die Bezeichnung soll enthalten Namen des Werkstückes, eventuell
                              									Nummer desselben auf der Stückliste, Maß, welches mit der Lehre gemessen werden
                              									soll, damit bei späterer Aenderung der Abmessung keine Verwechselungen vorkommen
                              
                              									können. Die Bezeichnung wird am besten vor dem Härten mit Stempeln aufgeschlagen
                              									oder nachträglich aufgeätzt.
                           6. Gegenlehren. Gegenlehren dienen zweierlei Zwecken. Erstens braucht man sie zur
                              									Prüfung der eigentlichen Gebrauchslehren auf Abnutzung und zweitens sind sie bei der
                              									Herstellung von neuen Formlehren zum Ersatz ausgemusterter Lehren unumgänglich
                              									notwendig. Wollte man Ersatzformlehren nur nach Zeichnung anfertigen, so wird man in
                              									sehr vielen Fällen eine unzulässig große Abweichung der ursprünglichen und zu zweit
                              									angefertigten feststellen können. Der Konstrukteur tut demnach gut, die Gegenlehre
                              									von vornherein gleich mit zu zeichnen, um bei späterer Neubeschaffung von Lehren
                              									eine Verzögerung zu vermeiden. Gegenlehren haben bei Blattlehren die der
                              									eigentlichen Lehre entgegengesetzte Form. Ringlehren haben bis etwa 50 mm
                              									Durchmesser volle zylindrische oder konische Gegenlehren, darüber hinaus werden die
                              									Gegenlehren der leichteren Handhabung wegen als Flachlehren oder Stichmasse
                              									ausgeführt. Dornlehren werden meistens mit ringförmigen Gegenlehren, weniger oft mit
                              									Rachen-Gegenlehren versehen. Gewinde-Gegenlehren sollen einen saugenden Gang haben
                              									und einen Ausschnitt besitzen, damit man sehen kann, ob die Gewindeflanken richtig
                              									tragen.
                           7. Meßgeräte. Meßgeräte werden meistens nur an einigen besonders stark dem Verschleiß
                              									ausgesetzten Stellen gehärtet werden können. Die Maßeinteilung muß besonders
                              									sorgfältig geschehen, wenn diese in mm abgelesen werden soll. Als Nonius empfiehlt
                              									sich der zwanzigteilige, den man gegebenenfalls mit einer Lupe abliest. Wichtig ist,
                              									daß man auf die Ausgangstemperatur der benutzten Maßstäbe Rücksicht nimmt.
                              									Meßgeräte, die für eine Normaltemperatur von 20° gebaut werden sollen, dürfen nicht
                              									ohne weiteres mit einem Maßstabe von 0° Normaltemperatur geaicht werden.
                              									(Werkstattstechnik 1919, Heft 8.)
                           Staufferbüchsen könnenals Saugkörbe zu Kühlpumpen der Werkzeugmaschinen
                              									verwendet werden, indem man den Deckel siebartig durchbohrt und in den Schaft nach
                              									dessen Ausbohrung auf etwas größeren Durchmesser eine Stahlkugel als Fußventil
                              									einlegt. (Werkstattstechnik 1919, Heft 9.)
                           Massenerzeugung von Drehstählen mit aufgeschweißter Schneide
                                 										aus Schnelldrehstahl erfolgt zweckmäßig unter Lufthämmern in besonderen
                              									Formgesenken, die dem Stahlschaft die richtige Form vor dem Aufschweißen der
                              									Plättchen aus Schnelldrehstahl geben. Das vorderste Ende wird mittelst besonderer
                              									Haumesser auf richtigen Winkel und Schneidenform abgeschnitten. Das Aufschweißen der
                              									Schneide erfolgt nach bekannter Art, indem man Schaft und Schneide gemeinschaftlich
                              									auf Schweißhitze bringt und in einem besonderen Schweißgesenk in einer Presse
                              									vereinigt. Beschreibung und Zeichnung der Gesenke für verschiedene Stahlformen ist
                              									in dem genannten Aufsatz enthalten. (Werkstattstechnik 1919, Heft 10.)
                           Beim Verbleien von Hohlkörpern aus Schwarzblech zeigen
                              									sich bei unzureichender Reinigung der Werkstücke vor dem Einbringen in das Bad blaue
                              									Stellen an der Oberfläche und Roststellen an den Nieten. Der Zunder der Bleche muß
                              									durch Beizen in 5 v. H. der Schwefel- oder Salzsäure bis auf den letzten Rest
                              									lostgelöst und durch Stahlbürsten und Sand entfernt werden. Das Blech muß nach der
                              									Reinigung die reine hellgraue Metallfarbe. zeigen. Vereinzelt sich zeigende schwarze
                              									Flächen sind mittelst eines Schabers oder durch Betupfen mit Salpetersäure zu
                              									entfernen, die durch Zusatz von Kochsalz oder Kienruß noch in ihrer Wirkung
                              									verschärft werden kann. Die in Poren und an versteckten Ecken hängen bleibenden
                              									Säurenreste müssen mit viel Wasser weggespült und mit Kalkwasser gut neutralisiert
                              									werden, um späteres Rosten zu vermeiden. Das Werkstück wird dann in Lötwasser
                              									getaucht und in ein Bad aus 34 v. H. Zinn und 66 v. H. Blei verbracht, das zum
                              									Schutz gegen Oxydation mit einer Schicht Chlorzink bedeckt ist. Bei Verwendung
                              									dekapierten Bleches kann die Entzunderung entbehrt werden. (Werkstattstechnik 1919,
                              									Heft 10.)
                           Eine Hängebahnanlage der Kaiser
                                 										& Co. Maschinenfabrik A.-G. in Cassel wird in Werkstattstechnik 1919,
                              									Heft 11 beschrieben. Die Anlage war zur leichten Beförderung von Geschoßkörpern von
                              									einer Arbeitstelle zur andern bestimmt, wird aber auch für den Friedensbetrieb sehr
                              									gute Dienste leisten. Die Laufkatze hat zwei Räder ohne Spurkranz auf einer
                              									gemeinschaftlichen Achse. Als Geleise dienen zwei in bestimmtem Abstande verlegte
                              										I-Eisen. Die Führung übernehmen zwei senkrecht
                              									zwischen den I-Eisen montierte Rollen. Dadurch wird das
                              									Durchfahren besonders kleiner Krümmungsradien ermöglicht. Der Fahr widerstand ist
                              									wegen der Lagerung der Laufrollen in Kugellagern sehr klein. Die Weichen brauchen
                              									keinerlei bewegliche Zungen. Die Tragorgane für die zu befördernden Lasten können
                              									sehr verschiedener Art sein: Zangen, Pratzen, Gefäße aller Art, Aufhängegestelle
                              									usw., die unmittelbar oder mittelst eines Flaschenzuges an die Laufkatze gehängt
                              									sind.
                           Die erste Anwendung der Kugellagerung geschah im Jahre
                              									1769 zur Beförderung eines Felsblockes von 15,6 × 8,4 × 7,3 m von der Fundstelle zur
                              									Newa (6,4 km), wo er auf ein Floß verladen und nach Petersburg gebracht wurde. Von
                              									der Landungsstelle bis zum Standort wurde der Block auf die gleiche Weise 21,3 km
                              									weit befördert, und diente als Sockel für das Standbild Peters des Großen. Der
                              									Leiter dieser Arbeit war der griechische Ingenieur Graf Carburi. Die Lagerung bestand aus Holzschienen, die mit Bronzelaufflächen
                              									versehen waren. Die Kugeln bestanden ebenfalls aus Bronze. Die Schienen wurden durch
                              									Arbeiter hinter dem Block weggenommen und vor dem Block wieder verlegt. Bei
                              									Richtungsänderungen wurde der Block durch Schraubenwinden gehoben, ein
                              									Kugellagerring untergeschoben und der Block gedreht. Die Beförderung dauerte vom
                              									März bis September 1769. Der Block wurde bereits während der Beförderung
                              									bearbeitet.
                           Prg.
                           
                        
                           
                           
                              
                              Fabrikorganisation und Werkstattbetrieb.
                              
                           Betriebüberwachung. Ueber ein eigenartiges Verfahren zur
                              										Ueberwachung der Arbeitintensität in Werkstätten mit
                              
                              									ausgedehnter Preßluftverwendung berichtet E. Sachsenberg
                              									in der „Werkstattstechnik“ vom 1. 3. 19. An die Preßluftleitung wird an
                              									bestimmter Stelle ein selbstschreibender Druckmesser angeschlossen. Dieser zeigt
                              									während der Arbeitsruhe 0 at Druck an so lange, bis die Verdichter zu arbeiten
                              									anfangen. Der Druck steigt alsdann auf den höchsten Verdichtungsdruck (6,5 at), so
                              									lange keine Entnahme stattfindet. Beim Beginn der Arbeit sinkt der Druck in der
                              									Leitung entsprechend der Stärke der Entnahme. Die Druckkurve gibt daher ein
                              									deutliches Bild der Arbeitintensität zu jeder Zeit. Die dargestellte Druckkurve, die
                              									für den Verlauf typisch ist, zeigt deutlich den langsamen Beginn der Arbeit am
                              									Morgen und nach der Mittagpause, ferner die übermäßige Ausdehnung der Frühstückpause
                              									auf nahezu eine Stunde. Sie gibt ferner ein deutliches Bild, wie die Arbeitstärke
                              									gegen Schluß des Tages allmählich absinkt und zeigt endlich, sehr deutlich den
                              									geringen Wirkungsgrad der Ueberstunden, in denen nach der dargestellten Kurve kaum
                              									zur. Hälfte der Zeit überhaupt gearbeitet worden ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 167
                              
                           Der Verfasser weist darauf hin, daß man mit derartigen Feststellungen nicht nur an
                              									Preßluftbetrieb gebunden ist, sondern daß man ähnliche Feststellungen zum Beispiel
                              									auch mit Preßwasser, Dampf- und elektrischen Leitungen sowie den Transportstraßen
                              									machen könnte.
                           Speiser.
                           Die Siemens-Werke haben nach Beendigung des Krieges ihre
                              									Betriebe wieder ganz auf Friedensarbeiten eingestellt. Einen allgemeinen Ueberblick
                              									über diese Arbeiten suchten sich die Mitglieder des Berliner
                                 										Elektrotechnischen Vereins zu verschaffen, die am 31. Mai einen Teil der
                              									Siemensstädter Werke besichtigten. Im Blockwerk (Siemens
                              									& Halske A.-G.) sahen sie an dem Modell einer zweigleisigen Bahnstrecke die
                              									Arbeitsweise eines Stellwerks und der Blockapparate, wie sie bei der Preußischen
                              									Staatsbahn im Gebrauch sind. Bei diesem System werden die Signale von Hand bedient.
                              									Man kann aber bei Schnellbahnen mit dichter Zugfolge das Stellen der Signale auch
                              									durch die Züge selbst ausführen lassen, wie es z.B. bei der Berliner Hochbahn
                              									geschieht. Hier sind die beiden Fahrschienen der Blockstrecke voneinander isoliert.
                              									In einer unbesetzten Strecke liegen die Signalrelais zwischen den beiden
                              									Fahrschienen, die ihnen den Strom zuführen; ist die Strecke besetzt, so sind die
                              									Relais durch die Zugachsen kurz geschlossen. Der Bahnstrom wird durch die Schienen
                              									zurückgeleitet, ohne die Signalrelais zu beeinflussen. Besonderes Interesse erweckte
                              									das Modell einer Ablaufanlage, wie sie auf dem Bahnhof Herne ausgeführt worden ist.
                              									Hier stellen sich die vom Ablaufberg abrollenden Güterwagen ihre Fahrstraße
                              									selbsttätig ein. Im Wernerwerk (S. & H.) besuchte man
                              									den reichhaltig ausgestatteten Ausstellungsraum, in dem die Zentraluhrenanlage,
                              									viele Meßinstrumente und ein Siemensscher
                              									Schnelltelegraph vorgeführt wurden. Die Wirkung der Pupinspulen in Fernsprechkabeln
                              
                              									und der Einfluß von Kathoden-Verstärkerröhren auf die Verständigung in
                              									Fernsprechleitungen konnten an Modellen gut beobachtet werden. Die Fernsprechzentrale der Siemens-Werke gab Gelegenheit,
                              									Erzeugnisse des Wernerwerkes im praktischen Betriebe kennen zu lernen. Die Zentrale
                              									arbeitet ganz selbsttätig; zum Herstellen der etwa 75000 Verbindungen, die täglich
                              									zwischen den rund 4000 Anschlüssen auszuführen sind, ist keinerlei menschliche
                              									Vermittelungstätigkeit erforderlich. Wenn auch der Besuch des Amtes nicht in die
                              									Geschäftsstunden fiel, so erhielten doch die Besucher einen recht guten Ueberblick
                              									über die Betriebsweise des Amtes, das in seinem Umfange etwa der Anlage einer Stadt
                              									mit 130000 Einwohnern entspricht. Da sich in dem Gebäude der Siemens-Zentrale auch
                              									die Feuerwache Siemensstadt befindet, nahm man auch Gelegenheit, die Zuverlässigkeit
                              									der Feuermeldeanlagen zu erproben. Es wurden künstlich Leitungstörungen
                              									verschiedener Art hergestellt und nachgewiesen, daß trotzdem die Meldungen
                              									einwandfrei eingehen.
                           Die Dynamohalle (Siemens – Schuckertwerke G. m. b. H.) mit
                              									ihren riesigen Werkzeugmaschinen und den halb und ganz fertigen Generatoren
                              									verfehlte den mächtigen Eindruck nicht, den sie auf alle Besucher ausübt.
                           Eine Anzahl der Teilnehmer suchte dann noch das Kleinbauwerk (S. S. W.) auf. Der Besuch galt in der Hauptsache der
                              									Kriegsblindenabteilung, die nach Kriegsausbruch gegründet worden ist. Die hier im
                              									praktischen Betriebe vorgeführten Arbeitsmöglichkeiten für Blinde boten viel des
                              									Anregenden. Großes Interesse erweckten einige Einrichtungen, die es ermöglichen, die
                              									Blinden, darunter sogar einarmige, an Maschinen zu beschäftigen. U.a. ist ein
                              									Blinder imstande, zwei halbselbsttätige Maschinen zu bedienen. Durch geeignete
                              									Schutzvorrichtungen, die Verletzungen ausschließen, ist auch für Blinde Arbeit an
                              									Maschinen der verschiedensten Art möglich.
                           Bz.
                           
                        
                           Bohrtechnik.
                           Dr.-Ing. Bieske tritt in der Zeitschrift „Pumpen -und
                                 										Brunnenbau, Bohrtechnik“ für eine weitgehende Normalisierung im Brunnenbau ein, die große Vorteile derselben Art
                              									verspricht wie die Normen auf dem Gebiete der übrigen Industrie. Besonders wichtig
                              									erscheint die Aufstellung einer Reihe von Normaldurchmessern für die Bohrrohre, die
                              									gleichzeitig für die Rohrfilter zu gelten hätte. Bieske
                              									schlägt Durchmesser von 114, 165, 216, 267 und 305 mm mit einer für alle Durchmesser
                              									gleichen Wandstärke vor. Bohrwerkzeuge, Verschraubungen, Armaturen, Zubehörteile,
                              									Pumpen, Bohrgestänge usw. wären dann nicht mehr in den unendlich vielen wilden
                              									Durchmessern von den Brunnenbohranstalten vorrätig zu halten, und jede Firma könnte
                              									ohne Schwierigkeiten Arbeiten einer anderen ergänzen, fortführen oder wieder in
                              									Stand setzen. Die Walzwerke könnten sich auf wenige Rohrsorten beschränken und
                              									könnten dadurch die Rohre billiger liefern. Besonders beim Bau von Tiefbrunnen mit
                              									Teleskop-Verrohrung zeigt sich der Vorteil der Normalisierung in erhöhtem Maße.
                           Auch für Kesselbrunnen, die ja meistens aus Zementrohren bestehen, ist die Einführung
                              									von Normaldurchmessern aus gleichen Gründen äußerst erwünscht. Daran würde sich die
                              									Normalisierung der zugehörigen Abdeckplatten, Einsteigluken, Entlüftungsbogen,
                              									Traufrinnen usw. leicht und wirkungsvoll anschließen.
                           Abessinierbrunnen dürften ebenfalls zur Normalisierung reif sein. Wer im Felde solche
                              									schlagen durfte, wird darüber im Klaren sein, daß die vielen verschiedenen
                              									Ausführungen die Arbeiten oft in bedenklichem Maße störten.
                           Wie bei den Normenbestrebungen in anderen Industrieen ist es nicht zu umgehen, daß
                              									eine große Anzahl von Unternehmern, die schon jetzt für ihren eigenen Betrieb Normen
                              									eingeführt haben, Opfer im Interesse des Ganzen werden bringen müssen. Diese Opfer
                              									werden sich aber letzten Endes durch allseitig verminderte Kosten wieder
                              									ausgleichen.
                           Bohren sehrenger und besonders tiefer Löcher, z.B. 3 mm  und
                              									150 mm tief, geschieht zweckmäßig wie folgt: Man spannt den Spiralbohrer von 3 mm
                              									 genau zentrisch in Support oder Reitstock der Drehbank und läßt ihn dabei
                              									nur etwa 10 mm überstehen. Damit bohrt man zunächst das Loch 10 mm tief, wobei
                              									streng darauf zu achten ist, daß der Bohrer sich nicht verläuft. Mit einem zweiten,
                              									an der Spitze etwas einseitig geschliffenen Spiralbohrer von 2,8 mm  bohrt
                              									man dann auf die gleiche Art, nur mit bedeutend größerem Ueberstande des Bohrers
                              									weiten Man kann ungefährdet ohne Absetzen 50 mm tiefer bohren, wenn man große
                              									Umdrehungszahl, kleinen Vorschub und recht dünnflüssiges Oel, eventuell mit einem
                              									Zusätze von Petroleum verwendet. Der einseitig geschliffene Bohrer bohrt auf 3 mm
                              									aus, geht also im Loch frei und erwärmt sich weniger. (Werkstattstechnik 1919, Heft
                              									8.)
                           Prg.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Genaue Frequenzmessung. In der Zeitschrift für
                              									Instrumentenkunde 1919, S. 139, wird eine von Schering
                              									angegebene Methode zur genauen Frequenzmessung kurz beschrieben. Sie beruht darauf,
                              									daß zwischen die Enden der beiden Zinken einer kräftig magnetisierten stählernen
                              									Stimmgabel von 240 mm Länge und 4,6 × 6 mm Zinkenquerschnitt eine Spule von 1000
                              									Windungen eines 0,05 mm starken isolierten Kupferdrahtes mit einem Eisenkern von 7,6
                              									× 7,6 mm Querschnitt gebracht wird, in der beim Anstoßen der Gabel durch deren
                              									Schwingungen ein Wechselstrom von der Frequenz der Stimmgabelschwingungen erzeugt
                              									wird. Dieser Strom wird in ein Vibrationsgalvanometer geschickt, das auf die
                              									Schwingungszahl der Gabel abgestimmt ist. Das verwendete Vibrationsgalvanometer war
                              									so empfindlich, daß Schwingungen von kaum mehr sichtbarer Amplitude einen genügend
                              									großen Wechselstrom erzeugten. In das Vibrationsgalvanometer wird gleichzeitig ein
                              									Teil des Wechselstromes geleitet, dessen Frequenz gemessen werden soll. Durch die
                              									Ueberlagerung beider Ströme kommen Schwebungen im Vibrationsgalvanometer zustande,
                              									aus deren Dauer man den Unterschied der Frequenzen der beiden Wechselströme messen
                              									kann. Als besonderer Vorzug der Methode muß angesehen werden, daß man durch die
                              									Schwebungsmessung die Abweichung von der richtigen Frequenz mißt und daher zu sehr
                              									genauen Werten kommen wird. Die Meßgenauigkeit ist mit 0,1 v. H. angegeben. Der
                              									Temperaturkoeffizient von. Stimmgabeln ist so gering, daß er bei Zimmertemperatur
                              									vernachlässigt werden kann.
                           Um die Frequenz der Stimmgabel auf verschiedene Werte abstimmen zu können, ist auf
                              									jedem Zinken ein Laufgewicht von 39,7 g verschiebbar angebracht. Die Frequenz kann
                              									von 40 bis 60 Per/s geändert werden, wobei eine Verschiebung der Laufgewichte um 1
                              									mm eine Aenderung der Frequenz um 0,24 Per/s hervorruft.
                           Die Methode läßt sich auch zur Schlüpfungsmessung kleiner Asynchronmotoren verwenden.
                              									Dazu muß man allerdings einen Geber auf die Motorachse aufsetzen. Dieser
                              									besteht aus einem kleinen Stahlmagneten, der bei seiner Rotation in einer
                              									feststehenden Spule einen Wechselstrom erzeugt, den man mit dem Wechselstrom des
                              									Netzes im Vibrationsgalvanometer überlagert. Die Schwebungen sind dann ein Maß für
                              									die Schlüpfung.
                           Schml.
                           Schaltapparate und Schaltanlagen in den Kriegsjahren. Die
                              									während des Krieges notwendig gewordene ausgiebige Verwendung von Zink hat sich für
                              									Starkstromanlagen im allgemeinen nicht bewährt. Selbst Leitungschienen aus Zink
                              									konnten nur genügen, wenn die Belastung nicht wesentlich über 0,5 Amp./m2 hinausging und die Verbindungstellen reichlich
                              									bemessen waren. Die Weichheit des Metalles machte Unterlegscheiben erforderlich.
                              									Trotzdem war ein dauernd guter Kontakt nur durch häufiges Nachziehen der
                              									Verbindungsschrauben zu erhalten. Elektronmetall zeigte annähernd gleiches
                              									Verhalten. Eisen in Form von Drähten oder Rohren hat sich für geringe Belastungen
                              									verwendbar erwiesen. Die Zinnknappheit führte dazu, von der üblichen Verzinnung der
                              									Verbindungstellen von Kupferschienen abzusehen, Anstände haben sich nicht
                              									gezeigt.
                           Bei Stromwandlern tritt die Neigung hervor, sie vorzugsweise mit Luftisolation zu
                              									bauen, einerseits um Oel zu sparen, anderseits sie durch bessere Versteifung
                              									kurzschlußsicherer zu gestalten.
                           In Schaltapparaten sind während des Krieges Gleichstromschalter für Stromstärken bis
                              									10000 Amp. entstanden, die in elektrolytischen Anlagen Verwendung fanden.
                           Explosionen größerer Oelschalter gehörten bisher beinahe zu den
                              									Selbstverständlichkeiten. Es entstanden Ausführungen, bei denen der Kessel für 7 at
                              									Druck hergestellt waren. Stern und Biermanns stellten dann fest, daß bei Einbau besonderer Löschkammern kein
                              									größerer Druck als ½ at auftrat, die Schaltergehäuse konnten daraufhin wieder
                              									leichter gebaut werden.
                           Um Explosionen unmöglich zu machen, wurde versucht, das Oel durch nicht brennbare
                              									Stoffe zu ersetzen, jedoch insofern mit negativem Erfolge, weil das unbrennbare
                              									Schalteröl die Kontakte zu sehr angriff. Aussichtsreicher erscheint ein anderer Weg,
                              									nämlich die Einführung von Stickstoff in den oberen Schalterraum.
                           Weitere Versuche von Stern und Biermanns zeigten, daß es möglich ist, einen Schalter zu bauen, der bei
                              									Wechselstrom schon nach der ersten Halbperiode den Stromkreis unterbricht. Die
                              									zweipolige Unterbrechung jeder Phase hat sich als ausreichend erwiesen,
                              									Vielfachunterbrechung bietet keinen Vorteil.
                           Beim Ueberspannungsschutzproblem hat sich die Sachlage insofern geklärt, daß sowohl
                              									der Hörner- als auch der Kondensatorschutz ihre fest umrissene Aufgaben erfüllen.
                              									Weiter hat sich die Ansicht durchgesetzt, daß es genügt, diesen Schutz nur an
                              									wenigen Hauptpunkten anzubringen. Bezüglich der Schutzdrosselspulen von
                              									Hochspannungswicklungen stimmen die Meinungen noch nicht ganz überein.
                           Die ganz enormen Leistungen, die mitunter auf einen Sammelschienenkreis geschaltet
                              									waren, haben bei Kurzschlüssen zu Kabelexplosionen usw. geführt. Den großen Werken
                              									blieb nichts weiter übrig, als den Generatoren usw. Reaktanzspulen vorzuschalten, um
                              									den Kurzschlußstrom herabzusetzen.
                           Bei der Anlage von Schaltzellen ist man davon abgekommen, für jede einzelne Phase
                              									eine Zelle vorzusehen. Es genügt, wenn die einzelnen Stromkreise in gesonderten
                              									Zellen liegen.
                           Das amerikanische System, das die hochspannungsführenden Teile einer Anlage
                              									vorwiegend im Freien unterbringt, wird in Deutschland zwar nicht anerkannt, doch
                              									finden gewisse Vorzüge steigende Beachtung.
                           M.
                           
                        
                           
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Petroleumbetrieb für Motorpflügeund Zugmaschinen. Da zurzeit ein großer Mangel an
                              									Brennstoffen vorhanden ist, werden auch ausländische und besonders amerikanische
                              									Motorpflüge und Zugwagen sehr häufig für den Betrieb mit schweren Brennstoffen,
                              									besonders mit Petroleum eingerichtet. Auch bei deutschen Motorpflügen versucht man
                              									mehr und mehr die schweren Brennstoffe zu verwenden.
                           Um schwere Brennstoffe, insbesondere Petroleum vergasen zu können, muß dem Vergaser
                              									Wärme zugeführt werden. Man unterscheidet hierbei vier verschiedene
                              									Wärmezuführungsarten:
                           1. Erwärmung des Brennstoffes vor Austritt aus der Vergaserdüse, wobei man innerhalb
                              									bestimmter Grenzen höchste Leistung, jedoch ungenügende Elastizität erzielt.
                           2. Auspuffbeheizung der Saugleitung. Hierdurch entstehen hohe volumetrische Verluste,
                              									da das ganze Gemisch stark vorgewärmt in den Motor eintritt. Der Brennstoffverbrauch
                              									wird durch die gute Vergasung günstig beeinflußt, ebenso wird dabei eine gute
                              									Elastizität erreicht.
                           3. Die Luftvorwärmung, welche sehr häufig wegen ihrer Einfachheit Verwendung findet,
                              									ergibt großen volumetrischen Verlust.
                           4. Vergaserheizung durch Heißwasser oder durch Auspuffgase besitzt alle Vorzüge der
                              									genannten Verfahren ohne deren Nachteile. Um hier den volumetrischen Wirkungsgrad zu
                              									vergrößern und Frühzündungen zu vermeiden, wird zweckmäßig das Gemisch vor Eintritt
                              									in den Zylinder gekühlt, was durch Einführung von Wasserdampf in die Saugleitung
                              									geschehen kann.
                           Der hier zur Verwendung kommende Vergaser soll möglichst einfach und kräftig
                              									ausgeführt sein und unterscheidet sich sonst wenig von den normalen
                              									Ausführungsarten. Mit dem Vergaser wird in den meisten Fällen ein von ihm unhängiger
                              									Verdampfer verbunden. Für einen klagelosen Betrieb von Motorpflügen und Zugmaschinen
                              									ist außerdem die Reinigung der angesaugten Luft notwendig. Diese kann auf trockenem
                              									oder feuchtem Wege erfolgen. Hierfür sind bereits verschiedene Apparate in
                              									Gebrauch.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 169
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 169
                              Abb. 2.
                              
                           Eine ganz besondere Aufmerksamkeit muß bei Petroleumbetrieb der Durchbildung der
                              									Saugleitung gewidmet werden, damit eine Kondensation des vergasten Brennstoffes
                              									vermieden wird. Bei Versuchen zeigt es sich, daß Petroleummischungen in der
                              									Saugleitung bei Temperaturen unter 175° kondensieren, wenn nicht die
                              									Gasgeschwindigkeit hoch ist. Am zweckmäßigsten ist es deshalb, die Saugleitung zu
                              									beheizen. Eine eigenartige Ausbildung der Saugleitung zeigen Abb. 1 und 2. Bei
                              									voller Belastung des Motors, also ganz geöffneter Drosselklappe, strömt das Gemisch
                              									unmittelbar vom Vergaser in die Zylinder (Abb. 1),
                              									und zwar in kaltem Zustande, was für Vollbelastung bei Petroleumbetrieb notwendig
                              									ist. Bei Leerlauf dagegen oder leichter Belastung schließt die Drosselklappe den
                              									Durchgang durch das Saugrohr ab, und das Gasgemisch ist gezwungen, erst die von den
                              									Auspuffgasen erwärmte Heizkammer zu durchströmen, und kehrt dann zum Saugrohr zurück
                              										(Abb. 2). Bei stehenden Mehrzylindermotoren
                              									wird fast immer das Saugrohr von den Auspuffgasen beheizt. Abb. 3 zeigt eine solche Ausführungsart. Das Saugrohr
                              										K ist ganz von dem Auspuffrohr E umgeben und hat zwei quer angeordnete Heizrohre F.
                           Um einwandfreie Angaben über den tatsächlichen Petroleumverbrauch zu erhalten, sind
                              									von der Universität Nebraska im Sommer 1917 eingehende Pflugversuche mit einer
                              									kleinen Case-Zugmaschine ausgeführt worden. Als Brennstoff wurde verwandt Petroleum
                              									von 45° Baumé und 0,66 kg Gewicht für 1 Liter, bei einem Friedenspreise von 0,10 M
                              									für das Liter.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 169
                              Abb. 3.
                              
                           Zum Anlassen wurde Benzin von 49° Baumé und einem spezifischen
                              									Gewicht von 0,664 benutzt, bei einem Friedenspreise von 0,22 M für das Liter. Beim
                              									Pflügen mit einer 10/20 PS-Case-Zugmaschine und einem dreischarigen Pfluge von je
                              									355 mm Breite wurde folgendes Ergebnis erhalten:
                           
                              
                                 Tiefe beim Pflügen
                                      150 mm
                                 
                              
                                 Breite des gepflügten Landes
                                   30,78 m
                                 
                              
                                 Länge der Furchen
                                 213,36 m
                                 
                              
                                 Fahrgeschwindigkeit beim Pflügen
                                    3,56 km/Std.
                                 
                              
                                 Prozentsatz der zum Wenden benötig-      ten Zeit
                                    10,9 v. H.
                                 
                              
                                 Kosten an Brennstoff für 1 ha.
                                    3,00 M.
                                 
                              
                           Außerdem wurden auch Versuche mit Eggen und Drillen
                              									angestellt. Eine 9/18 PS-Zugmaschine mit vierteiliger 6 m breiter Egge brauchte zum.
                              									Eggen von 4,5 ha kein Benzin und 16,5 Liter Petroleum, so daß die Brennstoffkosten
                              									für 1 ha 0,36 M betragen. Beim Drillen mit 16 scheibiger Drillmaschine waren die
                              									Brennstoffkosten 0,73 M für 1 ha. („Der Motorwagen“ 1919, Heft 8 und 9.)
                           W.
                           
                        
                           Maschinentechnik.
                           Ein neues Regelprinzip für Peltonturbinen von P. Seewer
                              									beschreibt Prof. Prášil in der Schweizer Bauzeitung (1919
                              									Nr. 22 und 23). Es ist bekannt, den Regelvorgang des Peltonrades in zwei Teile zu
                              
                              									zerlegen: einmal eine Absperrung des Wasserstrahles durch eine in der Achse der Düse
                              									gelegene Nadel, die indessen nur langsam bewegt werden darf, um gefährliche
                              									Wasserstöße in der Rohrleitung zu vermeiden, zum anderen durch Ablenkung eines
                              									Teiles des Strahles von den Schaufeln, um die Beaufschlagung schnell den
                              									Schwankungen des Bedarfs anpassen zu können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 169
                              Abb. 1.
                              
                           Diese Ablenkung des Wasserstrahles erreicht Seewer nach
                              									seiner neuen Erfindung dadurch, daß er in dem Strahl mittels besonderer
                              									verstellbarer Leitplatten L (Abb. 1) eine Drehung erzeugt, die ihn beim Austritt aus der Düse vermöge der
                              									Fliehkraft kegelförmig auseinanderzieht (Abb. 2 und
                              										3). Infolge der Kontinuität entsteht ein
                              									Hohlkegel, dessen Erzeugende zum Teil an den Schaufeln vorbeigehen, bei stärkerer
                              									Auseinanderziehung zum Teil sogar die Rückseite der Schaufeln treffen, also bremsend
                              									wirken können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 170
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 170
                              Abb. 3.
                              
                           Da die Leitplatten an einer Stelle geringer
                              									Wassergeschwindigkeit liegen, ist der durch die Wasserreibung an ihnen bedingte
                              									Arbeitsverlust zu vernachlässigen.
                           Durch den Einbau und den Antrieb der Leitplatten (die eine gewisse Aehnlichkeit mit
                              									den Finkschen Drehschaufeln der Francisturbine haben)
                              									wird natürlich der Aufbau der Düse, wenn er auch konstruktiv verhältnismäßig einfach
                              									durchgebildet ist, immerhin etwas verwickelt. Die halb-schematische Abb. 1 deutet den Antrieb nur an. Die Betätigung der
                              									Leitplatten erfolgt durch die als Hohlkörper ausgebildete Düsennadel mittels eines
                              									besonderen Servomotors, der von dem für die Nadelverstellung unabhängig ist. Ein
                              									erheblicher Kraftaufwand ist für die Bewegung der Leitplatten nicht
                              									erforderlich, weil das vom Wasser auf sie ausgeübte Drehmoment durch symmetrische
                              									Ausbildung der Platten zu ihren Drehzapfen ausgeglichen werden kann.
                           Angesichts der Unbequemlichkeit des Aufbaues erscheint es trotz des unbezweifelbar
                              									hübschen Gedankens dieses Regelprinzips doch immerhin fraglich, ob darin wirklich
                              									erhebliche Vorteile gegenüber der bisher üblichen Abspaltung des Strahles durch
                              									Keile liegen.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Metallographie.
                           Aetzbilder von Eisen und Stahl mit Kupfer-Ammonium-Chlorid
                              									werden flecken- und schleierfrei, wenn man die fein abgeschmirgelte Probefläche
                              									zunächst einem Wasserstrahl aussetzt und diejenigen Stellen, an denen das Wasser
                              									wegen anhaftender Fettspuren nicht netzt, mittelst eines Papierbausches, der in
                              									Schlemmkreide, gelöschtem Kalk oder Holzkohlenasche getaucht ist, vorsichtig
                              									abreibt, bis die Fläche gänzlich vom Fett gereinigt ist. Die so behandelte Fläche
                              									darf nicht mehr mit den Fingern berührt werden oder gar sonst mit Fett in Berührung
                              									kommen. Die Probestücke werden dann mit der zu ätzenden Fläche nach unten etwa 10 mm
                              									tief in eine Lösung von 12 v. H. Kupfer-Ammonium-Chlorid getaucht und vorsichtig auf
                              									und ab bewegt, um eine örtliche Entmischung und damit Wolken und Flecken zu
                              									vermeiden. Nach dem Aetzen, das 1 bis 1 ½ Minute dauert, wird das auf der Fläche
                              									abgeschiedene Kupfer unter dem Wasserstrahl mittelst eines Papierbausches entfernt,
                              									mit einem trockenen Tuche die Fläche ahgetupft und auf einer warmen Platte handwarm
                              									gemacht. Soll der Schliff längere Zeit aufbewahrt werden, so lackiert man ihn mit
                              									einem nicht zu schnell trocknenden farblosen Lack. (Werkstattstechnik 1919, Heft
                              									9.)
                           
                              Prg.