| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 178 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Materialprüfung.
                           Neue Anwendungen des Wolframmetalls. Schon seit einer
                              									Reihe von Jahren hat das Wolframmetall zur Herstellung von Schnelldrehstahl eine
                              									große praktische Bedeutung erlangt ferner hat es sich infolge seines sehr hohen
                              									Schmelzpunktes bei der Herstellung der elektrischen Glühlampen gut bewährt. Die
                              									Anfertigung der feinen Glühfäden bereitete indessen eben wegen des hohen
                              									Schmelzpunktes des Wolframs erhebliche Schwierigkeiten und war nur unter Anwendung
                              									der verschiedensten Kunstgriffe möglich, weil man nicht imstande war, das Wolfram in
                              									regulinischem geschmolzenem Zustande herzustellen. Dies ist kurze Zeit vor dem
                              									Ausbruch des Krieges erst dem Ingenieur H. Lohmann in
                              									Berlin gelungen, so daß nunmehr das Wolframmetall für alle technischen Zwecke
                              									Verwendung finden kann. So kann man heute aus Wolfram Tiegel, Röhren und andere
                              									chemische Geräte herstellen, die sich durch hohe Säure- und Temperaturbeständigkeit
                              									auszeichnen. Infolge seiner großen Härte eignet sich das Wolframmetall auch zur
                              									Anfertigung von Werkzeugen, wie Bohrern, Feilen und Sticheln, ferner kann man aus
                              									dem gegossenen Metall Draht ziehen, der außer in der Glühlampentechnik auch noch in
                              									anderen Industriezweigen Anwendung finden wird.
                           Während des Krieges konnte wegen Rohstoffmangels für die genannten Verwendungszwecke
                              									noch kein Material hergestellt werden, dagegen hat sich, wie H. Lohmann in der „Elektrochemischen Zeitschrift“,
                              									25. Jahrg., S. 141 bis 143 berichtet, das Wolframmetall bereits als Diamantersatz in
                              									ziemlich weitem Umfang eingeführt. Bekanntlich werden von der Industrie alljährlich
                              									für viele Millionen Mark Diamanten für Werkzeuge aller Art, so für Drahtziehsteine,
                              									Besatz für Tiefbohrkronen, Gesteinsägen, Glasschneider, Abdrehwerkzeuge und andere
                              									Zwecke mehr, verbraucht. Für alle diese Zwecke kann der Diamant, an dem bekanntlich
                              									während des Krieges ein fühlbarer Mangel herrschte, durch Wolframkarbid ersetzt
                              									werden. Denn das Wolframkarbid steht dem Diamanten an Härte nur sehr wenig nach. Die
                              									Herstellung des Karbids und die Anfertigung von Werkzeugen daraus ist fertig
                              									durchgearbeitet und es werden bereits Drahtziehsteine unter der Bezeichnung
                              										„Volomit“-Ziehsteine in den Handel gebracht (D. R. P. 286 184,
                              									289066), die für alle Metalle verwendbar sind und deren Preis erheblich niedriger
                              									als der von Diamant-Ziehsteinen ist.
                           Sander.
                           Materialprüfung. Da nunmehr die Rücksicht auf eine
                              									Geheimhaltung der Ergebnisse aller im militärischen Interesse durchgeführten
                              									Versuche hinfällig ist, erscheint es wünschenswert, die wichtigsten Resultate
                              									gesammelt unserer Industrie zur Verfügung zu stellen. (Jahresber. 1917 des
                              									Materialprüfungsamtes Berlin-Lichterfelde.)
                           Es wurden 74 Riemen aus Zellstoff auf Zugfestigkeit und Dehnung geprüft. Sie
                              									bestanden teils aus Tuchgewebe, das in zwei bis elf Lagen zusammengefaltet und längs
                              									vernäht war, teils aus zwei oder drei aufeinander gelegten und vernähten Schläuchen,
                              									teils waren sie durchgewebt; mehrere waren mit Drahteinlagen versehen. Die
                              									ermittelten Zugfestigkeiten betrugen bei den drahtlosen
                           
                              
                                 Tuchriemen
                                   54–189, Mittel
                                 =
                                 118 kg/cm2
                                 
                              
                                 Schlauchriemen
                                   72–  82, Mittel
                                 =
                                   77 kg/cm2
                                 
                              
                                 durchgewebten Riemen
                                   56–125, Mittel
                                 =
                                   96 kg/cm2
                                 
                              
                                 mit Drahteinlage versehenen
                                 
                              
                                 Tuchriemen
                                 104–200, Mittel
                                 
                                    =
                                    
                                 163 kg/cm2
                                 
                              
                                 Schlauchriemen
                                 126–175, Mittel
                                 =
                                 149 kg/cm2
                                 
                              
                                 durchgewebten Riemen
                                 321 kg/cm2.
                                 
                              
                           Ein Urteil über den Einfluß des Aufbaues der Riemen gestatten diese Ergebnisse nicht,
                              									da die untersuchten Riemen aus Garnen verschiedenen Ursprungs hergestellt waren. Um
                              									Aufschluß über diese Frage zu erzielen, sind auf Anregung des Amtes durch die
                              									Riemen-Freigabestelle systematische Versuche eingeleitet, die sich auch auf
                              									Leistungsversuche erstrecken.
                           Bei Zugversuchen mit Nietverbindungen, bestehend aus je zwei durch Beiwinkel zur
                              									Kreuzform vereinigten Winkeleisen von 100 × 100 × 10 mm, ergab sich das Einschalten
                              									von Futterstücken zwischen den Winkeln als günstig für den Widerstand der
                              									Verbindung. Das Gleiten der Hauptwinkel gegeneinander trat ein an den Proben ohne
                              									Futterstücke bei 55500 kg, an denen mit Futterstücken erst bei 70800 kg.
                           Eine elektrisch geschweißte Kette aus Rundeisen von 27 mm  streckte bei σS = 18,6 kg/mm2, bezogen auf den doppelten Eisenquerschnitt, und
                              									riß bei einer Zugspannung σB
                              									des Materials von 39,5 kg/mm2. Zugversuche mit
                              									Probestäben ohne und mit Schweißnaht aus drei ungeprüften Kettengliedern entnommen,
                              									teils warm gerade gerichtet und ½ Stunde bei 900° C geglüht, teils ohne Richten und
                              									Glühen durch Abdrehen aus dem Vollen bearbeitet, ergaben an den ungeglühten Proben,
                              									daß die Streckgrenze durch das Schweißen von 41,6 auf 36,5 kg/mm2 und die Bruchfestigkeit von 51,1 auf 50,3
                              										kg/mm2 zurückgegangen war; die Bruchdehnung
                              									betrug für die kalt bearbeiteten Stäbe mit und ohne Schweißnaht 12,5 v. H., für die
                              									geglühten dagegen ohne Schweißnaht 30,6 v. H. und mit Schweißnaht nur 16,1 v. H. In
                              									der geschweißten Kette war die Bruchfestigkeit des Materials nur mit 77 v. H.
                              									ausgenutzt. Die metallographische Untersuchung ergab vollkommene Schweißung ohne
                              									Anzeichen örtlicher Ueberhitzung.
                           Versuche mit Stahlrohren lieferten folgende Werte:
                           
                              
                                 Rohr Nr.
                                 1
                                 2
                                 3
                                 
                              
                                 Aeußerer Durchmesser mm
                                 50
                                 25
                                 20
                                 
                              
                                 Wandstärke mm
                                   1,0
                                   1,0
                                   1,0
                                 
                              
                                 Zug-ver-such
                                 Streckgrenze kg/mm2Zugfestigkeit kg/mm2Dehnung v. H.
                                 45,546,1  8,4
                                 54,157,2  5,8
                                 52,355,1  6,3
                                 
                              
                                 Biege-ver-such
                                 Proportionalitätsgrenze kg/mm2Bruchfestigkeit kg/mm2Verhältnis von Zug- zu Biege-festigkeit v. H.
                                 25,056,0121
                                 36,276,8142
                                 38,971,6137
                                 
                              
                           Die Biegefestigkeit war demnach im Mittel um 33 v. H. größer als die
                              									Zugfestigkeit.
                           Der Einfluß der Wärme und Kälte auf die Zugfestigkeit wurde an folgenden Metallen
                              									untersucht:
                           
                              a) Achsenstahl: durch Abkühlen auf – 25° C blieb die bei
                                 										Zimmerwärme beobachtete Streckgrenze σS unverändert = 28,5 kg/mm2, die Bruchfestigkeit σB stieg von 32 auf 46 kg/mm2, die Bruchdehnung δ11,3 betrug 30 gegen 31 v. H.
                              b) Schnelldrehstähle mit 10 und 16 v. H. Wolframgehalt
                                 										lieferten folgende Werte, wobei die in Klammern stehenden für 16 v. H. Wolfram
                                 										gelten.
                              
                           Versuchstemperatur
                           
                              
                                 C°
                                 400
                                 600
                                 700
                                 800
                                 
                              
                                 
                                    σ
                                    S
                                    
                                 –
                                 
                                 28,1 
                                 (46,0)
                                 9,1 
                                 (11,7)
                                   6,5 
                                 (9,4)
                                 
                              
                                 
                                    σ
                                    B
                                    
                                 116,0
                                 (–)
                                 44,9 
                                 (53,7)
                                 16,2 
                                 (21,5)
                                 14,2 
                                 (19,9)
                                 
                              
                                 
                                    δ
                                    11,3
                                    
                                 –
                                 
                                 21,1 
                                 (–)
                                 49,8 
                                 (34,1)
                                 65,1 
                                 (–)
                                 
                              
                           Durch höheren Wolframgehalt war also die Widerstandsfähigkeit
                              									der Festigkeit gegen die Wärme gesteigert worden.
                           
                              c) Aluminium zeigte bei 20°, 100° und 150° folgende
                                 										Festigkeitseigenschaften: σS
                                 										= 8,4 – 7,5 – 6,5 kg/mm2,  σB =
                                 										10,7 – 8,7 – 7,1 kg/mm2, δ11,3 = 23,9 – 36,3
                                 										– 51,1 v. H.
                              d) Zinkguß mit σB
                                 										= 12,7 kg/mm2 und
                                 											δ11,3 = 0 v. H.
                                 										zeigte die Höchstwerte für Festigkeit 16,3 kg/mm2 und Dehnung 1,2 v. H. bei 100° C, durch höheres Erwärmen nahmen
                                 										Festigkeit und Dehnung wieder ab.
                              
                           Baumaterialprüfung: Der Beton eines Fundamentes war im
                              									Laufe der Zeit stark zerstört und zum Teil weich geworden. Der Antragsteller
                              									vermutete, daß das in der Baugrube stehende Wasser Bestandteile enthielt, die diese
                              									Zerstörung hervorgerufen hätten. Diese Annahme erwies sich als zutreffend, denn das
                              									Grundwasser entsprach einer gesättigten Gipslösung. Durch das lockere poröse Gefüge
                              									des mageren Betons war der Zerstörungsvorgang begünstigt worden.
                           Eine in blauem Ton liegende Hohlgangsverbindung war mit Zementsteinen ausgemauert,
                              									die nach einiger Zeit rissig wurden und sich zum Teil völlig zersetzten. Auch
                              									hier war die Zerstörung aufs das mit der Ausmauerung in Berührung kommende
                              									Grundwasser zurückzuführen, das, wie die Untersuchung ergab, einen hohen Gehalt an
                              									schwefelsauren Salzen aufwies.
                           Mörtel, die nach einem besonderen Verfahren (Spritzverfahren) aufgebracht waren,
                              									erwiesen sich als ziemlich dicht und fest.
                           Papier- und textiltechnische Prüfungen: Die schwierige
                              									Lage der Papierindustrie hat sich noch weiter verschärft und unter anderem dazu
                              									geführt, daß die „Bestimmungen über das von den Staatsbehörden zu verwendende
                                 										Papier“ noch weiter in der Richtung abgeändert werden mußten, daß Zellstoff
                              									zum Teil durch Holzschliff ersetzt wurde. Auch hierbei handelt es sich wie bei der
                              									Aenderung im Vorjahr, lediglich um Kriegsmaßnahmen, die nach Rückkehr normaler
                              									Verhältnisse wieder aufgehoben werden.
                           Das Amt hat sich gegenüber allen Bestrebungen auf Beseitigung des Prüfungszwanges
                              									ablehnend verhalten.
                           Zu der Behauptung, daß die Kontrollprüfungen zurzeit von geringem Wert seien, weil
                              									die Behörden doch genötigt sind, auch nicht genügende Papiere zu behalten, da Ersatz
                              									durch genügende kaum möglich sei, ist zu bemerken, daß nicht genügende Normalpapiere
                              									während der ganzen Kriegsdauer bis hinein in die jüngste Zeit nur ausnahmsweise
                              									vorgekommen sind. Sobald die Lieferanten mit der Kontrollprüfung nicht mehr zu
                              									rechnen haben, tritt zweifellos ein starkes Sinken in der Güte der Normalpapiere ein
                              									und in unsere Archive gelangen wieder Papiere, die mehr auf äußere Eigenschaften hin
                              									gearbeitet sind und keine Gewähr für lange Lebensdauer bieten.
                           Eine Herabsetzung der Festigkeitseigenschaften der Normalpapiere ist nicht erfolgt
                              									und der Verein deutscher Papierfabrikanten hat sich gegen Bestrebungen, die dahin
                              									zielen, sehr energisch ausgesprochen; er ist auch ein entschiedener Gegner der
                              									Lockerung oder gar Aufhebung des Prüfungszwanges während des Krieges.
                           Der Mangel an Kleingeld hat im Verlauf des Krieges verschiedene Kommunal verbände
                              									veranlaßt, Notgeld einzuführen, um den im Verkehr wegen Mangel an Kleingeld
                              									aufgetretenen Schwierigkeiten zu begegnen. Bei der Auswahl des Papiers zur
                              									Herstellung des Notgeldes ist man nicht immer mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen.
                              									Es ist einleuchtend, daß nicht jedes Papier zur Herstellung von Papiergeld brauchbar
                              									ist, und man darf sich bei der Herstellung von Notgeld nicht auf die Vorschläge der
                              									liefernden Firmen über das zu verwendende Papier verlassen, es sei denn, daß es sich
                              									um Druckereien handelt wie unsere Reichsdruckerei oder ähnliche Institute, die
                              									selbstverständlich in der Lage sind, die Güte von Papier nach allen Richtungen hin
                              									zu beurteilen.
                           Die Ansichten über die Brauchbarkeit geklebter Papiersäcke als Ersatz für Jute-,
                              									Baumwoll- usw. Säcke gehen in vielen Industriezweigen noch sehr auseinander.
                           Die Ursache dieser verschiedenen Beurteilung liegt wohl einerseits in den
                              									verschiedenen Ansprüchen, dann aber auch darin, daß teils sehr feste Papiere zu
                              									Säcken verarbeitet werden, teils sehr wenig feste, die hierzu wenig oder gar nicht
                              									geeignet sind. Um Besserung in diese Verhältnisse zu bringen, hat die
                              									Reichssackstelle im Benehmen mit dem Materialprüfungsamt folgende Richtlinien für
                              									die Festigkeitseigenschaften von Sackpapier aufgestellt:
                           Mittlere Reißlänge mindestens 4000,
                           Mittlerer Falzwiderstand mindestens 250 Doppelfalzungen nach
                              										Schopper,
                           Quadratmetergewicht 70 bis 80 g.
                           Die Bestrebungen des Verbandes deutscher Dachpappenfabrikanten, im Anschluß an die
                              									früher geschaffenen Normen für Rohdachpappe nunmehr auch Normen für fertige Dachpappe
                              									aufzustellen, wurden durch den Kriegsausbruch unterbrochen; die Arbeiten sollen
                              									jetzt gemeinsam mit dem Amt wieder aufgenommen werden.
                           Gemeinsam mit Behörden oder Kriegswirtschaftsgesellschaften werden unter anderen
                              									folgende Fragen bearbeitet:
                           Für die Luftschiffer-Rohstoffabteilung sind planmäßige Untersuchungen an gummierten
                              									Ballonstoffen im Gange, die die Frage klären sollen, ob diagonale oder parallele
                              									Dublierung bei Stoffen für Feldballone vorzuziehen ist.
                           Im Auftrage der Reichssackstelle hat die Abteilung systematische Untersuchungen an
                              									gewebten Papiersäcken begonnen, die über die vorteilhafteste Ausführung und
                              									Anordnung der Nähte zwecks Erzielung möglichst hoher Festigkeit an den Nähten
                              									Aufschluß geben sollen.
                           Umfangreiche Arbeiten wurden ferner vor allem in Fragen der neuen Waschmittel
                              									ausgeführt. Infolge der allgemeinen Seifenknappheit ist die inländische
                              									Wäschereitechnik völlig umgestellt worden und die gesetzgebenden Behörden im Verein
                              									mit der Industrie und dem Handel waren bestrebt, brauchbare Seifenersatzstoffe zur
                              									Verfügung zu stellen. Außer der Wasch- oder Reinigungswirkung der Waschmittel kommt
                              									der etwaigen Faserschädigung durch die Waschmittel eine unter den heutigen
                              									wirtschaftlichen Verhältnissen wesentlich erhöhte Bedeutung zu. In dieser Hinsicht
                              									sind wichtige Beobachtungen gemacht worden. Es handelt sich vor allem um die
                              									Schädigung der Wäsche durch Sauerstoffwaschmittel und Chlorlaugen (den sogenannten
                              									Sauerstofffraß) bei Gegenwart gewisser Katalysatoren, wobei tausendstel mg Kupfer
                              									bereits Durchlöcherungen der Wäsche erzeugen.
                           Metallographie: Mehrfach wurden wieder gebrochene
                              									Stahlwellen aus Sonderstahl untersucht. Nächst. der chemischen Zusammensetzung ist
                              									auf das Verhalten des Materials die vorausgegangene Wärmebehandlung von maßgebendem
                              									Einfluß. Besonders deutlich kommt dieser Einfluß bei der Kerbschlagprobe zum
                              									Ausdruck, wie folgende Versuche zeigen.
                           Kerbschlagversuche (10 mkg-Pendelschlagwerk) mit Wellen
                              									material.
                           
                              
                                 Behandlung der Probenvor der
                                    											Prüfung
                                 Nickel-Chromstahlmit 0,5%
                                    											CSpezifischeSchlagarbeit
                                 Nickel-Chromstalmit 0,15 %
                                    											CSpezifischeSchlagarbeit
                                 
                              
                                 Zustand der Einlieferung ins
                                    											Amt
                                 7,5 mkg/cm2
                                 5,7 mkg/cm2
                                 
                              
                                 ¼ Stunde bei 900° C geglüht
                                    											undlangsam im Ofen abgekühlt
                                 2,6 mkg/cm2
                                 7,2 mkg/cm2
                                 
                              
                                 ¼ Stunde bei 900° C
                                    											geglühtund in Oel von Zimmer-wärme abgeschreckt, dann1 Stunde
                                    											angelassen bei:
                                 600° C
                                 4,1 mkg/cm2
                                 –
                                 
                              
                                 650° C
                                 5,1 mkg/cm2
                                 –
                                 
                              
                                 700°C
                                 7,4 mkg/cm2
                                 7,8 mkg/cm2
                                 
                              
                           Während das kohlenstoffreichere Material mit 0,5 v. H. Kohlenstoff nach dem Ausglühen
                              									mit darauffolgender langsamer Abkühlung nur noch sehr geringe Schlagfestigkeit
                              									aufwies, die erst nach dem Vergüten und Anlassen bei 700° C auf den Anfangswert
                              									gebracht werden konnte, wurde das Material mit niedrigem Kohlenstoffgehalt (0,15 v.
                              									H.) durch das Ausglühen bereits erheblich zäher. Durch Vergüten und Anlassen bei
                              									700° C konnte keine weitere wesentliche Wirkung erzielt werden.
                           Privatdozent Dr.-Ing. W. Müller.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Zur Frage der wirtschaftlichen Ausnutzung der Brennstoffe
                              									liefert Dr. Karl Goldschmidt einen bemerkenswerten
                              									Beitrag. Ausgehend von der Tatsache; daß wir im Jahre 1913 für 180 Mill. M Benzin,
                              									Leucht- und Schmieröle sowie für den gleichen Betrag Salpeter und Ammoniumsulfat
                              									eingeführt haben, erörtert er die Frage, ob wir diese aus dem Auslande bezogenen
                              									Stoffe nicht aus unseren Stein- und Braunkohlen herstellen können und auf welchem
                              									Wege dies möglich wäre. Er bespricht zunächst an Hand statistischer Angaben die
                              									Entgasung der Kohle in Kokereien und Gaswerken, sodann die Vergasung der Kohle in
                              									Generatoren. Während die Gaswerke und Kokereien Nebenprodukte im Wert von vielen
                              									Millionen Mark liefern, hat man bei dem Betrieb der Generatoren erst recht spät der
                              									Gewinnung von Nebenprodukten Beachtung geschenkt. Das Verfahren von Mond ermöglicht
                              									es, den größten Teil des in den Brennstoffen enthaltenen Stickstoffs bei der
                              									Erzeugung von Heiz- und Kraftgas als Ammoniak zu gewinnen, daneben hat man in
                              									jüngster Zeit auch begonnen, den Generatorteer abzuscheiden und zu verwerten. Eine
                              									weitere Art der Kohlenverwertung ist die Schwelung, die
                              									hauptsächlich bei bituminösen Schiefern und Braunkohlen Verwendung findet. Der
                              									Braunkohlenteer hat während des Krieges wegen seines Gehalts an Brenn- und
                              									Schmierölen große Bedeutung erlangt, und es sind in Mitteldeutschland große Anlagen
                              									zur Gewinnung von Braunkohlenteer errichtet worden. Allein die Anlagen der Deutschen Erdöl- A.-G. und der Rütgerswerke, A.-G., dürften zusammen etwa 300000 t Teer im Jahre
                              									erzeugen. Auch Braunkohlen mit verhältnismäßig geringem Bitumengehalt, die man
                              									früher nicht für schwelwürdig gehalten hat, hat man während des Krieges mit Erfolg
                              									verarbeiten gelernt, und man wird künftig in dieser Richtung noch weitere
                              									Fortschritte machen. Der Braunkohlenteer wird durch Destillation und Raffination
                              									aufgearbeitet, wobei man Mineralöle, Paraffin und sogen, rote Produkte erhält.
                              									Daneben wird die Braunkohle auch durch Extraktion mit Benzol auf Montanwachs
                              									verarbeitet, das im Kriege ebenfalls eine vielseitige Verwendung gefunden hat. Der
                              									nach der Extraktion verbleibende Rückstand wird gewöhnlich zur Herstellung von
                              									Briketts benutzt. Auch aus Steinkohle lassen sich durch Extraktion wertvolle Stoffe
                              									gewinnen, doch hat dieses Verfahren in der Technik bisher noch keine Anwendung
                              									gefunden.
                           Unsere starke Abhängigkeit vom Auslande bezüglich der Versorgung mit Benzin, Leucht-
                              									und Schmierölen macht die Beschaffung erdölähnlicher Produkte aus einheimischen
                              									Rohstoffen zu einer der wichtigsten Wirtschaftaufgaben der nächsten Zeit. Eine
                              									Ausdehnung der Nebenproduktenkokerei bringt uns diesem Ziele nicht näher, wohl aber
                              									könnte man daran denken, die Fabrikation von Braunkohlenbriketts einzuschränken und
                              									statt dessen mehr Braunkohle als bisher zu verschwelen, da die Brikettfabrikation
                              									unverhältnismäßig viel Feuerungsmaterial erfordert. Zur Herstellung unserer
                              									jährlichen Briketterzeugung von rd. 20 Mill. t müssen nämlich etwa 17 Mill. t
                              									Braunkohle verfeuert werden. Nimmt man den Bitumengehalt dieser 17 Mill. t
                              									Braunkohle nur zu 2 v. H. an, so ließen sich allein aus dieser Kohlenmenge schon
                              									mehr als 300000 t Braunkohlenteer gewinnen; der Schwelrückstand (Braunkohlenkoks)
                              									könnte dann entweder als Brennstoff (an Stelle von Briketts oder Rohbraunkohle)
                              									verfrachtet oder aber an Ort und Stelle vergast werden.
                           Eine weitere Möglichkeit, erdölähnliche Produkte aus Kohle zu gewinnen, bietet die
                              									Anlagerung von Wasserstoff an Teerprodukte nach dem Bergin – Verfahren. Mit Hilfe dieses Verfahrens ist die Herstellung von
                              									synthetischem Benzin, Leucht- und Treibölen von genau denselben chemischen Eigenschaften,
                              									wie sie die aus Erdöl gewonnenen Produkte besitzen, möglich. Als Ausgangsmaterial
                              									für diese Hydrierung kommen sowohl der Braunkohlenteer selbst, als auch seine
                              									Destillationsprodukte sowie Rückstände der Teerdestillation, ferner Erdölgoudron und
                              									auch Steinkohle in Betracht. Durch Verschwelen und Hydrierung eines Teiles unserer
                              									Braunkohlenförderung können wir also hochwertige Oele, die wir bisher vom Ausland
                              									bezogen haben, in großer Menge selbst herstellen. (Technik und Wirtschaft, XI.
                              									Jahrgang, S. 290 bis 297.)
                           Sander.
                           Ein kleiner Motorpflug. Die böhmisch-mährische Maschinenfabrik in Prag baut einen neuen kleinen
                              									Motorpflug, der besonders durch sein geringes Gewicht von rd. 1000 kg beachtenswert
                              									ist. Das geringe Gewicht konnte nur durch eine Reihe baulicher Vereinfachungen
                              									erreicht werden. Der in Abb. 1 bis 3 dargestellte Pflug besitzt einen Einzylindermotor
                              									mit 105 mm Bohrung und 160 mm Hub, der bei Betrieb mit Schwerbenzin, Benzol oder
                              									Benzol-Spiritus (1:1) etwa 10 PS bei 1100 Uml./min. leistet. Auf einer Seite der
                              									Maschine sitzen die Steuerventile, deren Federn und Stößel sorgfältig eingekapselt
                              									sind, wie es der häufig mit großer Staubentwicklung verbundene Ackerbetrieb
                              									erfordert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 181
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 181
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 181
                              Abb. 3.
                              
                           Der dreirädrige Tragpflug ist so gebaut, daß das hinten angeordnete Lenkrad sich in
                              									der aufgeworfenen Furche führt, wobei das rechte Treibrad (in der Fahrtrichtung
                              									gesehen) auf dem Lande, das linke in der aufgeworfenen Furche läuft. Auf diese Weise
                              									erhält man bei der geringen Rahmenbreite einen Furchenabstand von etwa 40 cm.
                           Durch den auf der Verlängerung der Kurbelwelle sitzenden Regler kann von Hand aus die
                              									Drehzahl des Motors von 700 bis 1100 Uml./min. geregelt werden. Die Einrichtung
                              									besteht in der Hauptsache darin, daß man die Federbelastung der Reglermuffe mit der
                              									Hand innerhalb gewisser Grenzen verändern kann. Damit wird das Wechselgetriebe
                              									entbehrlich, das man durch ein wesentlich einfacheres, billigeres Getriebe mit
                              									fester Uebersetzung ersetzen kann. Dies geschieht aber auf Kosten der Zugkraft. In
                              									der Steigerung der Zugkraft, und nicht allein in der Verminderung der
                              									Fahrgeschwindigkeit, besteht aber die Hauptaufgabe des Wechselgetriebes.
                           An Hand von Zeichnungen werden noch Beschreibungen des bemerkenswerten
                              									Umlaufgetriebes sowie der übrigen Konstruktionsteile gegeben. Wird der Pflug zur
                              									Lastenförderung benutzt, so setzt man, nachdem man zweckmäßig die Schare samt ihrem
                              									Träger entfernt hat, auf den Rahmen einen Kastenaufbau, der bis zu 500 kg aufnehmen
                              									kann. Dabei reicht die Zugkraft noch für einen Anhänger von etwa 2000 kg. Vom
                              									Schwungrad der Antriebmaschine aus kann man mittels Riemens Hilfsmaschinen
                              									antreiben, so daß der Motorpflug allen Anforderungen kleinerer landwirtschaftlicher
                              									Betriebe entspricht. (Z. d. V. d. I. 1919, S. 421–424.)
                           W.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Vorausberechnung der Tourenkurve bei
                                 										Gleichstrom-Reihenschlußmotoren. Unter den Polschuhen einer
                              									Gleichstrommaschine tritt bekanntlich durch den Einfluß der quermagnetisierenden
                              									Kraft der Anker-Amperewindungen eine Verzerrung des Feldes auf. Bei Motoren wird an
                              									der Einlaufseite des Ankers bezogen auf die Drehrichtung das Feld verstärkt, an der
                              									Auslaufseite geschwächt. Bei geringen Belastungen, also schwächstem Feld, wo noch
                              									keine nennenswerte Eisensättigung vorhanden ist, ist die Feldschwächung der einen
                              									Seite praktisch gleich der Feldverstärkung der anderen Seite, so daß der
                              									Kraftlinienfluß in seiner Gesamtheit nicht geändert wird.
                           Anders bei größerer Belastung. Die Feldschwächung tritt natürlich ungehindert in
                              									Erscheinung; eine gleich große Zunahme des Feldes an der anderen Seite ist aber
                              									nicht möglich, weil die größere Sättigung des Eisens unverhältnismäßig viel mehr AW
                              									verbraucht. Die gesamte Linienzahl wird also geringer sein als der reinen
                              									Magnetisierung der Feldwicklung entspräche. Es wird daher zur Ableitung der
                              									Umdrehungskurve 3 des Schaubildes nicht die allein den
                              									Erregerwindungen der Magnetschenkel entsprechende Leerlaufscharakteristik 1 zugrunde gelegt, sondern die effektive Charakteristik
                              										2. Die Ermittlung einer genügenden Anzahl von
                              									Punkten für die Charakteristik 2 erfolgt in der Praxis
                              									auf nicht einfachem rechnerischem Wege.
                           
                           In „Elektrotechnik und Maschinenbau“ Heft 22 gibt K. Sachs ein allerdings auch nicht ganz einfaches
                              									graphisches Verfahren an, das in dem Schaubilde dargestellt ist. Die Abszissen
                              									entsprechen den AW eines Poles, die Ordinaten in diesem Falle der Luftinduktion B1. Es wird zunächst
                              									die theoretische Magnetisierungslinie 1 aufgetragen;
                              									einer Erregung OM entspräche eine ideelle Dichte B1
                              									= 8000 (Schnittpunkt A der
                              									Kurve). Es seien P = Länge des Polbogens in cm, A S die AW des Ankers für 1 cm Ankerumfang. Es könnten
                              
                              									auch die reinen Windungzahlen eingesetzt werden, da durch die Magnetwicklung der
                              									gleiche Strom fließt wie durch die Ankerwicklung. Von den unter dem Pole liegenden
                              										P • A S AW wirken nun
                              									je \frac{P\,.\,A\,S}{2} positiv und negativ. Ihr Wert entspricht der Strecke ML bzw. MR; die
                              									Schnittpunkte der Ordinaten mit Kurve 1, L' bzw. R' geben ein Maß für die Induktion B1 an der Aus- bzw.
                              									Eintrittseite des Polschuhes. Wäre über die Länge des Polbogens LMR bzw. TAS im cm-Maß
                              									gemessen die Induktion MA konstant, so würde die Fläche
                              										LTSR dem gesamten Kraftflusse entsprechen. Da aber
                              										B1 gemäß Kurve 1 variiert, so ist der tatsächliche Fluß gleich LL'AR'R. Es subtrahiert sich das Flächenstück TL'A und addiert sich ein kleineres Stück AR'S. Das mittlere B1, das den Rechnungen zugrunde gelegt wird, ist also
                              									kleiner.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 182
                              
                           Man könnte nun, anders als der Verfasser, so vorgehen, daß man das tatsächliche
                              									mittlere B1 sucht,
                              									indem noch 2 bis 4
                              									zwischen L und R liegende
                              									Ordinaten abgegriffen und aus ihnen der Mittelwert gezogen würde. Dieser würde die
                              									Höhe MA bis zum Schnittpunkte mit 2 darstellen. Die Kurve 2
                              									ist natürlich noch nicht vorhanden, aber die gefundene Höhe, die kleiner als MA ist, würde einen Punkt derselben darstellen. Aus
                              									drei oder vier anderen Werten von M lassen sich eben so
                              									viele weitere Punkte der Kurve bestimmen und der Linienzug ist damit genügend
                              									bestimmt.
                           Demgegenüber hält Verfasser an dem gedachten B1 fest. Um die linke Dreieckfläche gleich der
                              									rechten zu machen, denkt er sich LT und RR' so weit verschoben, daß AT1L'' =
                                 										AR''S1 ist. Die erforderlichen Schenkel-AW
                              									wären dann OM1. Genau
                              									genommen müßten dann aber auch ML bzw. M\,R=\frac{P\,.\,A\,S}{2}
                              									geändert werden, wodurch wieder die Flächeninhalte des linken und rechten Dreiecks
                              									ungleich würden.
                           Weiter gebraucht der Verfasser folgenden nicht gerade einfach zu nennenden
                              									Gedankengang. Er ermittelt von der Leerlauflinie 1
                              									zunächst die Integralkurve F, deren Ordinaten dem
                              									Flächeninhalte des von der Kurve 1 und der
                              									Abszissenachse eingeschlossenen Flächenstückes proportional sind. Der durch die
                              									Fläche L1L''T1S1R1L1
                              									= L1L''AR''R1L1 dargestellte
                              									Kraftfluß folgt aus der Subtraktion der Integralordinaten = R1N – L1P, bzw. ist er bei
                              									Horizontalprojektion von P nach Q unmittelbar gleich der Strecke NQ. Die
                              									Integralkurve wird nun zugleich um die Strecke PQ
                              									parallel verschoben. Trägt man dann die Strecke R1Q unterhalb N ab, so liegt der Punkt R2 auf einer Kurve F'', die sich durch Subtraktion der Kurve F'
                              									von F ergibt. Man geht mit dem Produkte P\,.\,A\,S\,.\,B_1=\overline{L_1\,R_1}\,.\,M\,A als
                              									Ordinate in die Kurve F1 ein und erhält dazu die Abszisse OR1. Wird endlich von R1 die Strecke \frac{P\,.\,A\,S}{2}=R_1\,M_1 nach links
                              									abgetragen, so ergibt die in M1 errichtete Senkrechte mit der durch A gezogenen Horizontalen den Schnittpunkt A1.
                           In gleicher Weise wird noch für eine Anzahl anderer Werte auf der Abszissenachse
                              									verfahren und durch die gefundenen A1-Punkte der Linienzug 2 gelegt.
                           Das ganze Rechnungsverfahren hat noch zur Voraussetzung, daß in Joch und Polkernen
                              									nicht sehr viel AW verbraucht werden, da sonst die Rechnung zu ungenau wird. Oder es
                              									müssen die entsprechenden AW für jeden Belastungzustand vorher in Abschlag gebracht
                              									werden, weil ja für den betrachteten Vorgang die magnetischen Verhältnisse des
                              									Querkreises allein eine Rolle spielen.
                           Rich. Müller.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 182
                              
                           Registrierinstrumente mit rechtwinkligen Koordinaten.
                              									Registrierinstrumente mit rechtwinkligen Koordinaten waren bisher nur in geringer
                              									Anzahl auf dem Markt. An und für sich ergibt sich aus der kreisförmigen Bahn, die
                              									die Spitze des Zeigers des Meßinstrumentes beschreibt, auch für die Registrierung
                              									eine Kreisbahn, wenn man auf die Spitze des Zeigers ein kleines Schreibgefäß
                              									aufsetzt. Als erste Firma brachte wohl Hartmann &
                                 										Braun ein Registrierinstrument mit rechtwinkligen Koordinaten heraus, bei
                              									dem der Zeiger mit einem Solenoidkern verbunden war, der senkrecht auf- und abwärts
                              									bewegt wurde. Später folgten andere Firmen mit solchen Meßinstrumenten nach, bei
                              
                              									denen die kreisförmige Bewegung des Zeigers durch Lenker in eine geradlinige
                              									übergeführt wird. In der E. T. Z. 1919, S. 271 wird nun ein neues
                              									Registrierinstrument mit rechtwinkligen Koordinaten der Firma Dr. Siegfr. Guggenheimer, Nürnberg, beschrieben, das auf einem völlig anderen
                              									Prinzip beruht. Die Drehbewegung wird, wie die Abbildung zeigt, durch einen über
                              									kreisförmige Scheiben a a gelegten Coconfaden B in eine geradlinige übergeführt. Der Faden B ist mit einem Zeiger C
                              									gekuppelt, der auf einem Stahlstab F befestigt wird,
                              									der seinerseits auf Rollenlagern EE1 gleiten kann und mit einer Dämpfung G versehen ist. Die Rollenlager sind zwischen Spitzen
                              									in Steinen gelagert. Die Schreibvorrichtung ist in üblicher Weise ausgebildet und
                              									besteht aus einer Kapillare, die in einen Tintenbehälter eintaucht. Meist werden
                              									zwei Systeme mit je einer Schnurscheibe in dem Instrument angebracht und arbeiten,
                              									wie die Abbildung zeigt, auf einen Zeiger. Der Zeiger wird also mit ziemlich großer
                              									Kraft über das Papier gezogen. Für Drehstrominstrumente werden drei Systeme
                              									angeordnet, und je zwei Scheiben untereinander durch Coconfäden verbunden. Ueber die
                              									Meßgenauigkeit der Instrumente sind keine Angaben gemacht.
                           Schml.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Zusammenschluß der deutschen Stickstoffwerke. Nachdem der
                              									Plan eines Stickstoff-Handelsmonopols im Jahre 1915 an dem Widerstand der chemischen
                              									Industrie sowie des Düngemittelhandels gescheitert ist, hat das Reichsschatzamt
                              									nunmehr ein Syndikat sämtlicher Stickstoffwerke ins Leben gerufen, dessen Bildung
                              									Anfang Mai erfolgt ist. Das neue Stickstoff-Syndikat,
                              									Ges. m. b. H. umfaßt sowohl die den Luftstickstoff verarbeitenden Werke als auch die
                              									Kokereien und Gasanstalten. Von der ersten Gruppe sind daran beteiligt die Badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen, die Bayerischen Stickstoffwerke in München und Berlin sowie
                              									die Gesellschaft für Stickstoffdünger in Knapsack, von
                              									der zweiten Gruppe die Deutsche
                                 										Ammoniak-Verkauf-Vereinigung in Bochum, die Oberschlesischen Kokswerke und Chemischen
                                 										Fabriken, A.-G., in Berlin sowie die Wirtschaftliche
                                 										Vereinigung Deutscher Gaswerke in Köln.
                           Der Einfluß des Reiches, das bekanntlich während des Krieges für die Vergrößerung
                              									unserer Kalkstickstoff- und Ammoniakerzeugung viele Millionen aufgewendet hat, ist
                              									durch die Zusammensetzung des aus 11 Mitgliedern bestehenden Verwaltungsrats sowie
                              									der aus 4 Mitgliedern bestehenden Geschäftführung in weitgehender Weise gesichert.
                              									Die Geschäftführung des Syndikats besteht aus Dr. Brückner (Reichsfiskus), Dr. Bueb (Anilin- und
                              									Soda-Fabrik), Direktor Sohn
                              									(Ammoniak-Verkauf-Vereinigung) und Prof. Dr. Caro
                              									(Kalkstickstoffindustrie). Die Dauer der Gesellschaft ist zunächst auf vier Jahre
                              									vorgesehen. Von dem Stammkapital im Betrag von 360000 M haben das Reich 110000 M,
                              									die Badische Anilin- und Soda-Fabrik 150000 M, die Kalkstickstoffwerke 50000 M und
                              									schließlich die Kokereien und Gasanstalten zusammen 50000 M Anteile übernommen. Das
                              									Reich hat den Vorsitz im Verwaltungsrat inne und besitzt ferner ein Vetorecht bei
                              									der Festsetzung der Preise. Die Gesellschafter haben vertraglich auf den
                              									selbständigen Verkauf ihrer Erzeugnisse verzichtet und eine Abstufung der Preise für
                              									die Stickstoffeinheit im Kalkstickstoff, Ammoniumsulfat und Natriumsalpeter im
                              									Verhältnis 8:9:10 festgesetzt. Dabei wird nach beendetem Ausbau der im Kriege neu
                              									errichteten Fabriken eine Gesamterzeugung von 500000 t (auf Stickstoff berechnet) zu
                              									Grunde gelegt, die sich folgendermaßen verteilt:
                           
                              
                                 Bad. Anilin- u. Soda-Fabrik(Werke in Oppau
                                    											undMerseburg zusammen)
                                 1500000
                                 t Ammoniumsulfat =300000 t Stickstoff,
                                 
                              
                                 Kokereien und Gaswerke
                                   500000
                                 t Ammoniumsulfat =100000 t Stickstoff,
                                 
                              
                                 Kalkstickstoffwerke
                                   500000
                                 t Kalkstickstoff =100000 t Stickstoff.
                                 
                              
                           Demgegenüber betrug unsere Erzeugung vor dem Kriege nur rd. 110000 t Stickstoff, wozu
                              									noch zur Deckung unseres Bedarfs eine Einfuhr von 116000 t Stickstoff in Form von
                              									750000 t Chilesalpeter hinzukam. Unsere inländische Stickstofferzeugung hat sich
                              									somit im Kriege nahezu verfünffacht und ist heute mehr
                              									als doppelt so groß gegenüber dem Stickstoffverbrauch im Jahre 1913. Besonders
                              									bemerkenswert ist bei diesen Zahlen die außerordentlich rasche Entwicklung des Haber
                              									sehen Ammoniakverfahrens, das erst im Jahre 1913 in die Technik eingeführt wurde.
                              									Damit eröffnen sich für unsere Landwirtschaft, niedrige Preise für den
                              									Stickstoffdünger vorausgesetzt, für die Zukunft die günstigsten Aussichten, denn es
                              									ist geplant, neun Zehntel der Stickstofferzeugung der Landwirtschaft zur Verfügung
                              									zu stellen und den ausländischen Wettbewerb durch Maßnahmen des Reiches weitgehend
                              									auszuschalten.
                           Sander.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Am 15. Juli d. J. starb Exzellenz Dr. Dr.-Ing. E. h. Emil
                                 										Fischer, Ordinarius für Chemie an der Universität Berlin, im 67.
                              									Lebensjahre, einer der erfolgreichsten Forscher auf dem Gebiete der organischen
                              									Synthese.