| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 213 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der'Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Fabrikorganisation und Werkstattbetrieb.
                           Der Ausgleich von Belastungsspitzen in Kraftwerken ist in amerikanischen Kraftwerken, die mit
                              									minderwertiger Kohle betrieben werden, mit Erfolg versucht worden durch zeitweises
                              									Verbrennen hochwertiger Kohle unter den Kesseln. Es ist gelungen, die Leistung
                              									zeitweilig bis auf 175 v. H. zu steigern. Das Verfahren hat den Vorzug, keine
                              									Vergrößerung der Kraftanlage zu erfordern, da die Ueberlastung der Kessel ohne
                              									weiteres möglich ist; als Anlagekosten kommen lediglich die Bunker für die
                              									höherwertige Kohle in Betracht. (Weltwirtschafts-Zeitung 1919, Heft 30.)
                           Beseitigung und Verwendung von Spänen in
                                 										Metallbearbeitungswerkstätten. 100 kg der lockigen Späne, wie sie an der
                              									Drehbank fallen, nehmen einen Raum von fast 2 m3
                              									ein. Sie füllen daher die Sammelkästen und die Transportgefäße nur sehr
                              									unvorteilhaft aus. Selbst bei lockerem Zusammendrücken, wie es in Kästen und
                              									Transportkarren möglich ist, können höchstens 200 kg in 1 m3 untergebracht werden. Die Aufbewahrung in
                              									Sammelkästen inmitten der Werkstatt erfordert daher viel kostbaren Raum, während zur
                              									Fortschaffung viele Wege erforderlich sind, weil eine Karrenladung nur eine
                              									unbedeutende Gewichtsmenge fassen kann. Außerdem ist die Handhabung des sperrigen
                              									Gutes sehr mühsam. Eine Anfüllung der Hohlräume durch kurze Späne (insbesondere
                              									Frässpäne) ermöglicht wohl eine bessere Ausnutzung des Raumes, ist aber aus Mangel
                              									an solchen kurzen Spänen selten durchführbar, weil die grobe Drehbankarbeit
                              									naturgemäß im allgemeinen größere Spanmengen ergibt als die Fräsarbeit. Auch bietet
                              									das räumliche Zusammenbringen der verschiedenen Spansorten häufig Schwierigkeiten.
                              									Die Beseitigung der Späne bedingt folgende Kosten:
                           
                              1. Löhne für das Sammeln in Transportgefäße, Karren u.
                                 										dgl.,
                              2. Löhne für das Fahren des Gefäßes zum Stapelplatz und
                                 										zurück,
                              3. Löhne für die Verstauung der Späne im Stapelraum,
                              4. Löhne für die Verladung vom Stapelraum auf das
                                 										Fuhrwerk,
                              5. Löhne für das Umladen vom Fuhrwerk auf den
                                 										Eisenbahnwagen,
                              6. Wagenstandgeld.
                              
                           Diese sämtlichen Aufwendungen können vermindert werden, wenn die sperrigen Späne
                              									unmittelbar nach ihrem Entstehen zerkleinert werden. Es ist eine Frage der Ersparnis
                              									an den genannten sechs Kostengruppen, ob die Aufstellung einer besonderen
                              									Zerkleinerungsanlage wirtschaftlich ist.
                           
                           Zerkleinerungsanlagen werden hergestellt für Spanleistungen von 100 bis 800
                              									kg/st bei einem Leistungsaufwand von rd. 3 kW, der bis rd. 8 kW schwankt, größere
                              									Modelle für 2000 bis 3000 kg/st Spanleistung bei einem durchschnittlichen
                              									Leistungsbedarf von 13 kW. Die Kosten der Zerkleinerung werden (Anfang 1915) mit rd.
                              									1 M/1000 kg angegeben, hierbei ist der Hauptanteil der Kraftverbrauch und Löhne für
                              									die Zu- und Abfuhr, während Abnutzung und Ersatzteile der Maschinen kaum eine Rolle
                              									spielen. Nähere Angaben über die Spanzerkleinerungsmaschinen, die im wesentlichen
                              									aus einer Schlagkreuzmühle und einem Walzwerk bestehen, insbesondere auch über ihre
                              									Entwicklung, enthält die Z. d. V. d. I. 1915, Heft 47.
                           Die zerkleinerten Späne haben nur noch einen Raumbedarf von etwa 0,05 m3/100 kg; es ist dann, allerdings nur unter
                              									Beifügung von Blech- und Drahtabfällen, möglich, die Späne zu Briketts
                              									zusammenzupressen, wodurch der Rauminhalt auf 0,014 m3/100 kg verkleinert wird. Auch für die Entölung der Späne ist die
                              									zerkleinerte Form wesentlich vorteilhafter.
                           Rechenschieber zur Ermittelung der wirtschaftlichsten
                                 
                                 										Einstellung von Werkzeugmaschinen. Die vorteilhafteste
                              									Schnittgeschwindigkeit für die Bearbeitung verschiedener Metalle ändert sich in weit
                              									höherem Maße mit den abgenommenen Spannquerschnitten, als man im allgemeinen
                              									annimmt. Ein Abweichen von ihr macht sich in einer bedeutend abgekürzten Lebensdauer
                              									bzw. Schneidhaltigkeit der Schneidstähle bemerkbar, die bei einer Ueberschreitung
                              									der wirtschaftlichsten Schnittgeschwindigkeit um nur 20 v. H, auf die Hälfte, bei 30
                              									v. H. auf ein Viertel bis ein Fünftel sinken kann. Von Einfluß ist dabei nicht nur
                              									die Fläche des abgenommenen Spanes, sondern das Verhältnis von Spantiefe zu Vorschub
                              									spielt eine weitere, wichtige Rolle. Auf der anderen Seite darf eine
                              									Werkzeugmaschine, die wirtschaftlich arbeiten soll, nicht mit weniger als ihrer
                              									Höchstleistung belastet werden, d.h. das Verhältnis von Schnittgeschwindigkeit und
                              									Spanquerschnitt muß stets so eingestellt werden, daß die aus Schnittgeschwindigkeit
                              									und Schnittwiderstand (Stahldruck) sich ergebende Leistung stets der Höchstleistung
                              									der Maschine entspricht.
                           Diese verwickelten Verhältnisse kann natürlich weder der Arbeiter noch der
                              									Betriebsingenieur ohne weheres übersehen; wenn die Bänke lediglich nach dem Gefühl
                              									oder der „Erfahrung“ eingestellt werden, so ist die Wahrscheinlichkeit
                              									wirtschaftlichster Ausnutzung nur sehr gering. Es bleibt also nichts übrig, als den
                              									günstigsten Arbeitsvorgang jeweils für den einzelnen Fall zu berechnen und dem
                              									Arbeiter vorzuschreiben.
                           Zur Erleichterung dieser Arbeit hat schon Taylor einen
                              									Rechenschieber benutzt, der indessen in der Praxis keine rechte Einführung gefunden
                              									hat. Ferner hat Friedrich eine Vorrichtung unter der
                              									Bezeichnung „Schnellschnittanzeiger“ angegeben (D. R. G. M. 490855, siehe
                              									auch Z. d. V. d. I. 1914, S. 380), die mit einem Zeiger und Teilungen versehen ist,
                              									woran man das Material, den Werkstückdurchmesser, die Drehzahl, den Vorschub, die
                              									Schnittiefe und die Maschinenhebeleinstellung für die vorteilhafteste
                              									Schnittgeschwindigkeit einstellen bzw. ablesen kann. Aus diesem
                              									Schnellschnittanzeiger von Friedrich ist nun durch
                              									Mitarbeit von Hippler ein verhältnismäßig einfacher
                              									Rechenschieber entstanden, der die zweckmäßigste Einstellung der Werkzeugmaschine
                              									einfach und schnell aus den verschiedenen maßgebenden Faktoren ermitteln läßt.
                              										(„Der praktische Maschinenkonstrukteur“ 1919, Heft 26, auch „Der
                                 										Betrieb“ 1919, Heft 11.) Der Rechenschieber besteht wie die bekannten
                              									Rechenschieber des täglichen Gebrauchs aus drei Teilen einem festen Teil, einer
                              									Zunge und einem Läufer; am genannten Ort ist eine Beschreibung und die Durchrechnung
                              									einiger Beispiele gegeben. Die Handhabung ist einfach, so daß angenommen werden
                              									kann, daß ein beschaffter solcher Schieber auch benutzt werden wird (was ja bei
                              									derartigen Einrichtungen nur gar zu oft fraglich ist!); auch ist trotz des recht
                              									hohen Preises (240 M) immerhin durch eine gebesserte Ausnutzung der Maschinen und
                              									Schneidstähle auf eine Rentabilität zu rechnen.
                           Ein elektrischer Signierapparat zum Kennzeichnen von
                              									Werkzeugen, Maschinenteilen und dergleichen wird von J. Sauer im Juniheft der AEG.-Mitteilungen beschrieben. Die Vorrichtung soll
                              									das sonst übliche Stempeln mittels Buchstabenstempeln ersetzen, das die recht
                              									teueren Stahlstempel erfordert und trotz des sehr mühsamen Verfahrens niemals recht
                              									sauber wird, außerdem häufig die gekennzeichneten Gegenstände stark beschädigt (man
                              									denke z.B. an die in der Literatur wiederholt beschriebenen, infolge der
                              									Materialschwächung durch das Stempeln geplatzten Wasserstoffflaschen). Auch das
                              									Aufätzen von Bezeichnungen ist in vielen Fällen sehr unbequem. Das elektrische
                              									Signieren geschieht mit Hilfe eines kupfernen Schreibstiftes, von dem aus man einen
                              									Funken auf die zu beschreibende Fläche überspringen läßt. Dieser bewirkt ein
                              									Herausschmelzen bzw. Herausreißen von Metallteilchen, so daß ein deutlicher
                              									Schriftzug herstellbar ist. Durch Regelung der Spannung und der Stromstärke kann man
                              									die Schrift mehr oder weniger tief in die Oberfläche eindringen lassen. Die
                              									Vorrichtung ist sehr einfach und ähnelt den elektrischen Schweißeinrichtungen. In
                              									einem Transformator, der für 1 kW Leistung ausgeführt, wird und an jede Spannung bis
                              									zu 500 Volt gelegt werden kann, wird die Spannung auf etwa 1,5 Volt herabgesetzt, so
                              									daß die Handhabung des Schreibstiftes, der in einem gegen Wärme schützenden Griff
                              									steckt, gänzlich ungefährlich ist. Die zu bezeichnenden Stücke werden auf eine
                              									Platte gelegt, an die der andere Pol des Transformators angeschlossen ist. Der Stift
                              									ermöglicht ein richtiges Schreiben, so daß auch die Eigenart der Handschrift zur
                              									Geltung kommt.
                           Nummerbezeichnungen der Fabrikgebäude und -Räume. Durch
                              									die Aeußerlichkeit einer sorgfältig durchdachten und durchgeführten Bezeichnung der
                              									einzelnen Gebäude, Höfe und Räume einer Fabrikanlage kann viel an Uebersichtlichkeit
                              									gewonnen und viel überflüssiges Suchen, mühsame Beschreibungen und Mißverständnisse
                              									vermieden werden. Die Robert Bosch - A.-G., die auch auf
                              									anderen Gebieten der Organisation vorbildlich vorgegangen ist, beschreibt in ihrer
                              									Werkzeitschrift „Der Bosch-Zünder“ (1919, Heft 4) die in ihren Werken
                              									durchgeführte planmäßige Bezifferung. Alle Höfe, Gebäude und Schuppen werden durch
                              									deutlich angeschriebene, zweistellige Nummern bezeichnet. Durch die Ziffern 0, 1, 2
                              									usw., die an diese Nummern angehängt werden, wird alsdann das Stockwerk bezeichnet,
                              									die einzelnen Räume in den Stockwerken erhalten dann noch einen Kennbuchstaben, so
                              									daß z.B. „243 f“ den Raum f im dritten Stock des Gebäudes 24 bedeutet.
                           Die Vorteile des Systems für das Zurechtfinden innerhalb des Werkes, ferner für die
                              									Führung von Inventarverzeichnissen, für Inventuraufnahmen usw. liegen auf der
                              									Hand.
                           Bedenklich an dem mitgeteilten Verfahren ist nur, daß bei größeren Bureau- und
                              									Verwaltungsgebäuden häufig die Buchstabenzahl nicht ausreichen wird, um alle Räume
                              									zu unterscheiden. Man wird daher in solchen Fällen besser einer vielerorts
                              									gebräuchlichen Umkehrung des Verfahrens den Vorzug geben, daß man nämlich die
                              									Gebäude mit Buchstaben (und wenn das nicht ausreichen sollte, mit Doppelbuchstaben)
                              									bezeichnet und die Raumbezeichnungen nur mit Ziffern vornimmt. Auch hierbei kann man
                              									die Stockwerke unterscheiden, indem man ihnen die Hundertzahlen zuweist; man hat
                              									dabei außerdem den sehr angenehmen Vorteil, übereinander, in den einzelnen Stockwerken also an
                              									der gleichen Stelle liegende Räume mit den gleichen Zehner- und Einerziffern
                              									bezeichnen zu können, so daß also z.B. 156 ein bestimmter Raum im ersten Stock, 256
                              									der dar überliegen de im zweiten Stock, 56 der darunterliegende im Erdgeschoß ist.
                              									Die so für jedes Geschoß verfügbaren 99 bzw. 100 Ziffern werden in den meisten
                              									Fällen ausreichen; bei sehr ausgedehnten Gebäuden wird man zweckmäßig für einzelne
                              									Flügel besondere, etwa durch vorgesetzte Kennbuchstaben unterschiedene Nummerreihen
                              									verwenden.
                           Unfallverhütung. Um ihre Arbeiter zur Beachtung der
                              									Unfallverhütungsvorschriften anzuhalten, namentlich sie zur Benutzung der
                              									Schutzbrillen im Gießereibetrieb zu veranlassen, die vom Werk frei geliefert, von
                              									den Arbeitern aber aus Leichtsinn ungern benutzt werden, hat die Pratt & Letchworth Co.,
                              									Buffalo, die eigenartige Einrichtung getroffen (The Iron Age, 12. 6. 19), an einer
                              									allen Arbeitern zugänglichen Stelle einen Schaukasten aufzustellen, in dem die im
                              									Betriebe beschädigten Schutzbrillen zusammen mit dem Lichtbild ihres Trägers und mit
                              									einer Beschreibung des Vorganges ausgestellt werden, bei dem sie eine Beschädigung
                              									des Arbeiters verhindert haben. Auch bei anderen Unfällen wird ein Bericht über den
                              									Einfluß, die die Beachtung oder Nichtbeachtung der Unfallverhütungsvorschriften
                              									dabei gehabt hat, stets mit dem Lichtbild und dem Namen der an dem Ereignis
                              									beteiligten Arbeiter ausgestellt. Ebenso werden die Folgen z.B. der Vernachlässigung
                              									von zunächst unbedeutenden Verletzungen im Bilde unter Namennennung gezeigt. Wohl
                              									mit Recht wird angenommen, daß die Anteilnahme der Arbeiter durch die Bilder ihrer
                              									Arbeitsgenossen und die Bekanntgabe der Begleitumstände ihrer Gefährdung durch
                              									Unfälle besonders angeregt wird.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Leuchtgasbetrieb für Motorwagen. Wie die „Deutsche
                                 										Bergwerkszeitung“, Essen vom 5. Juni 1919 berichtet, findet das
                              									Steinkohlengas in England fortgesetzt Verwendung als Treibmittel für Motoren. Da man
                              									hiervon nur geringe Mengen auf dem Wagen selbst mitführen kann, und demgemäß
                              									Ladestellen zur Ergänzung des Brennstoffes eingerichtet werden müssen, eignet sich
                              									diese Betriebsart weniger für kleine Motorwagen und große Fahrstrecken. Bei
                              									Motoromnibuslinien für Stadt- und Fernverkehr hat sich diese Neuerung aber gut
                              									bewährt und wird sogar mit Vorteil auf der 200 km langen Strecke zwischen Eastburne
                              									und London angewendet, wo von 20 zu 20 km Ladestellen vorgesehen sind. In gasdichten
                              									Säcken führen diese Wagen das Gas auf den Wagendächern mit, und von diesem Behälter
                              									aus führt eine Zuleitung zum Mischventil des Motors. Treten aus irgend einem Grunde
                              									Gasverluste ein, so kann ohne weiteres auf Benzinbetrieb umgeschaltet werden. Die
                              									Wagen führen zu diesem Zwecke stets einen gewissen Benzinvorrat mit sich. Bei
                              									Leuchtgasbetrieb nimmt die Motorleistung um etwa 15 v. H. gegenüber der Leistung mit
                              									Benzinbetrieb ab. In England ist man in neuester Zeit auch zu Versuchen mit
                              									Stahlflaschen übergegangen, die das Steinkohlengas als Preßgas in größter Menge
                              									mitzuführen gestatten und so auch kleineren Wagen mit beliebigen Fahrstrecken die
                              									Anwendung dieses Treibmittels ermöglichen. Ob bei uns auch, die Verwendung des
                              									Steinkohlengases für Motorwagenbetrieb in Frage kommen kann, hängt in erster Linie
                              									von unseren Brennstoffvorräten und ihren Preisen ab. Es sind bereits auch bei uns
                              									dementsprechende Versuche ausgeführt worden. Es hat sich aber gezeigt, daß
                              									Steinkohlengas in erheblichem Umfange nicht bei uns als Benzin- oder Benzolersatz in
                              									Frage kommen kann.
                           Brennstoffkostenersparnis bei Motorschiffen.
                              									Dampfschiffe, die durch den Panamakanal fahren, haben dort in den meisten Fällen
                              									ihren Kohlenvorrat zu ergänzen. Der Kohlenpreis ist dort zurzeit 2 £ 15 s für die
                              									Tonne, während Dieselmaschinentreiböl für 3 £ 10 s bis 4 £ 10 s dort zu haben ist.
                              									Die meisten Schiffe, die durch den Panamakanal gehen, sind 10 000 t-Schiffe mit
                              									einer Maschinenleistung von etwa 3000 bis 3500 PS. Für ein Motorschiff dieser Größe
                              									ist der tägliche Treibölverbrauch, die Hilfsmaschinen mitgerechnet, 11 bis 12 t. Ein
                              									gleich großes Dampfschiff dagegen verbraucht täglich 45 t Kohle. Die täglichen
                              									Brennstoffkosten beim Motorschiff sind etwa 54 £, beim Dampfschiff dagegen 124 £.
                              									Mit dem Motorschiff können somit täglich 70 £ an Brennstoff kosten erspart
                              									werden.
                           Die Panama-Linie ist aber keineswegs die günstigste Linie für Motorschiffe, obwohl
                              									jedes Dampfschiff, das durch den Panamakanal fährt, dort kohlen muß, und das
                              									Motorschiff dagegen seine Fahrt bis San Francisko fortsetzen kann, um sich dort mit
                              									billigem Treiböl zu versorgen. Weit ungünstiger gestalten sich die Brennstoffkosten
                              									für Dampfschiffe, die nach dem Osten fahren. Die Dampfschiffe müssen dann bei ihrer
                              									Fahrt durch den Suezkanal in Port Said oder in Suez Kohlen aufnehmen. Die
                              									Bunkerkohle kostet dort zurzeit 6 bis 7 £. Damit berechnen sich die täglichen
                              									Brennstoffkosten des Dampfschiffes der angegebenen Größe zu 270 £. Ein Motorschiff
                              									dagegen reicht bei seiner Fahrt nach dem Osten mit seinem Treiböl Vorrat bis
                              									Singapore oder Bombay. Der Preis des Treiböles in diesen Häfen ist dagegen 3 bis 4
                              									£. Damit bestimmt sich die tägliche Brennstoffersparnis des Motorschiffes zu 220 £
                              									bei seiner Fahrt vom Suezkanal nach dem Osten.
                           Bunkerkohle kostet zur Cardiff und Swansea 37 bis 40 s. Bei einem täglichen
                              									Brennstoffverbrauch von 45 t Kohle und einem Durchschnittspreis von 40 s ergeben
                              									sich täglich 90 £ Brennstoffkosten. Diese geringen Brennstoffkosten gelten nur bis
                              									zur Fahrt zum Suezkanal oder Panamakanal. Für den zweiten Teil der Reise kommen dann
                              									die hohen Brennstoffkosten in Betracht. Deshalb ist für Dampfschiffe mit einem
                              									Durchschnittspreise der Kohle von 3 £ zu rechnen. Für einen 10000 t-Dampfer bei 11 ½
                              
                              									Knoten Geschwindigkeit bestimmt sich somit die durchschnittliche Ausgabe zu 135 £.
                              									Das Motorschiff dagegen ist auf seiner Fahrt unabhängig von den hohen
                              									Brennstoffpreisen. Es kann so große Oelvorräte mit sich führen, um stets in einem
                              									Hafen mit billigem Treiböl seinen Vorrat zu erneuern. Der Durchschnittspreis des
                              									Treiböles kann deshalb zu 3 bis 4 £ angenommen werden. Beim Preise von 4 £ bestimmt
                              									sich bei einem Brennstoffverbrauch von 12 t die Tagesausgabe zu 87 £. Damit
                              									berechnet sich die tägliche Brennstoffkostenersparnis zugunsten des Motorschiffes zu
                              									87 £.
                           Da die Frachtpreise zurzeit sehr hoch sind, haben die Brennstoffkosten keinen so
                              									großen Einfluß auf die Rentabilität des Schiffes. Es ist naturgemäß anzunehmen, daß
                              									der durch den Krieg hervorgerufene Schiffsmangel durch beschleunigte
                              									Schiffsneubauten sich schnell verringern wird. Dann werden auch die Frachtpreise
                              									fallen. In einigen Jahren werden dann wieder die Brennstoffkosten für die Schiffahrt
                              									von großem Einfluß sein. Das Motorschiff wird bei niedrigen Frachtsätzen noch eine
                              									gute Rentabilität aufweisen, während beim Dampf schiff betrieb kein Gewinn mehr zu
                              									erzielen ist.
                           Diese Verhältnisse werden in englischen Schiffahrtskreisen bereits eingehend
                              									besprochen, und der Bau zahlreicher Motorschiffe ist bereits begonnen. Außerdem muß
                              									noch mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die Kohlenpreise durch die
                              									fortgesetzten Lohnsteigerungen noch weiterhin ansteigen, während von den Oelpreisen
                              										angenommen
                              									werden kann, daß sie fallen werden. (Motorship und Motorboat, Mai 1919.)
                           W.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Vereinheitlichungen im Zählerbau. In den „Mitteilungen
                                 										der Vereinigung der Elektrizitätswerke“ 1919 Seite 138 teilt Direktor Ely, Nürnberg, eine Anzahl Vorschläge mit, die auf
                              									Veranlassung der Vereinigung der Elektrizitätswerke für Vereinheitlichungen im
                              									Zählerbau ausgearbeitet wurden. Die Anregungen beziehen sich auf die
                              									Vereinheitlichung der Abstände für die Befestigungslöcher und Klemmen der
                              									Zählergrundplatten und auf die Vereinheitlichung der Schaltbilder und der
                              									Klemmenanordnung. Eine Maßskizze für die Grundplatten von Gleichstromampere- und
                              									Wechselstromwattstundenzählern (im ganzen 21) zeigt, daß die Klemmenanschlüsse mit
                              									nur drei Ausnahmen sehr eng beieinander liegen und einer Vereinheitlichung also
                              									keine Schwierigkeiten entgegenstehen würden. Die Maßskizze für die Grundplatten von
                              									acht Gleichstromwattstundenzahlen zeigt dagegen große Unterschiede für die
                              									Anschlußklemmen, ebenso die Maßskizze für die Grundplatten von neun
                              									Drehstromzählern. Ely teilt mit, daß die meisten
                              									Zählerfabriken die Vorschläge für normale Grundplatten, die auf den Daten der
                              									Maßskizzen aufgebaut sind, gut geheißen haben und unter der Bedingung neue
                              									Konstruktionen vornehmen wollen, daß die Elektrizitätswerke als Besteller sich
                              									verpflichten, ausschließlich Zähler nach diesen Maßen zu verlangen.
                           Für die Anordnung und Reihenfolge der Klemmen hat man dagegen noch nicht völlige
                              									Uebereinstimmung erzielen können. In der Hauptsache bei Drehstromzählern gehen die
                              									Meinungen auseinander. Es fragt sich dabei, ob man die Reihenfolge 1, 2, 3, 3, 2, 1
                              
                              									oder 1, 1, 2, 2, 3, 3 wählen soll. Der ersteren Anordnung ist bei unmittelbarer
                              									Einschaltung des Zählers in die Leitung der Vorzug zu geben, weil dabei keine
                              									Kreuzungen der Leitungen vorkommen. Die letztere Anordnung dagegen ist praktischer,
                              									wenn man die Zähler in Verbindung mit Wandlern verwendet. Von der
                              									Physikalisch-Technischen Reichsanstalt sind ferner zum Anschluß der Meßwandler an
                              									die Zähler siebenadrige Leitungen vorgeschlagen worden, welche Adern verschiedener
                              									Farbe enthalten, so daß eine Verwechselung beim Anschließen unmöglich ist. Am Schluß
                              									seiner Ausführungen schlägt Ely noch eine große Anzahl
                              									von Vereinheitlichungen vor, die er in acht Punkten für Klemmenanordnungen,
                              									Schalter, Konstruktionen und Ausführungen und in sechs Punkten für allgemein zu
                              									erstrebende Vereinheitlichungen (Drehrichtung, Zifferblätter usw.) zusammenfaßt.
                           Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die Vereinheitlichung der Grundplatte und der
                              									Schaltbilder vorläufig durchgeführt werden könnte. Es würden sich dadurch in jeder
                              									Hinsicht Erleichterungen nicht nur für das Elektrizitätswerk, sondern auch für den
                              									Fabrikanten ergeben. Die meisten Firmen haben innerhalb ihrer Betriebe schon
                              									derartige Vereinheitlichungen durchgeführt, die viele Vorteile gezeitigt haben. Ob
                              									man die Normalisierung noch weitertreiben soll, erscheint fraglich; heute ist man
                              									leicht geneigt, darin etwas zu weit zu gehen. Wenn man vorerst die grundlegenden
                              									Maße und Anordnungen festlegte, würde man schon einen Fortschritt erzielen, der in
                              									jeder Beziehung befriedigen würde, ohne dabei die Bewegungsfreiheit für
                              									Neukonstruktionen zu behindern.
                           Schml.
                           Elektrische oder Druckluftbremsung bei
                                 										Straßenbahnwagen?Siehe auch Heft 4,
                                    											Seite 42. In „Elektr. Kraftbetriebe und Bahnen“ Heft 30,
                              									36, Jahrg. 1918 und Heft 16, 21, Jahrg. 1919 hat, angeregt durch E. Volkers, der als Vertreter der Richtung: „Rein
                                 										elektrische Bremsung“ auftrat, eine ausgiebige Auseinandersetzung
                              									darüber stattgefunden, ob der elektrischen Bremsung der Vorzug gebühre. Die gegen
                              									die Preßluftbremsung gerichteten Haupteinwände Volkers
                              									sind der angeblich hohe Fahrtwiderstand, der durch die ständig mitlaufende Pumpe für
                              									die Bremsluft sowie durch schlecht eingestellte, schleifende Bremsklötze verursacht
                              									wird. Volkers bringt nach eigenen Beobachtungen
                              									Zahlenwerte, die zu einem großen Teile seine Ansicht stützen. Dazu kommen dann noch
                              									die höheren Unterhaltungskosten für Abnutzung von Bremsklötzen, Rädern und
                              									Bremsgestänge.
                           . Unbestreitbar wirkt gegenüber dem bei der Preßluftbremsung benötigten Apparate die
                              									elektrische Bremsung unter Kurzschließen des Motors außerordentlich bestechend durch
                              									seine Einfachheit. Daß diese Art der Bremsung trotzdem nicht allgemeine Anwendung
                              									finden konnte, hat naturgemäß auch seine Gründe.
                           H. Sauveur als Wortführer der Preßluftrichtung gibt zu,
                              									daß allerdings die Kurzschlußbremsung bei größeren Fahrgeschwindigkeiten durch
                              									energischere Bremswirkung, also kurzen Bremsweg, der Preßluftbremsung überlegen sei.
                              									Ihr Hauptnachteil ist aber ihr vollständiges Versagen bei geringen
                              									Fahrgeschwindigkeiten von etwa 10 km/st abwärts, da dann der Motor keinen genügenden
                              									Bremsstrom entwickeln kann. Auch in der Nähe dieser Geschwindigkeit ist die
                              									Bremswirkung noch fraglich, da der Motor sich zu langsam erregt. Jedenfalls ist eine
                              									Handbremse – die ja auch Vorschrift ist – nicht entbehrlich. Dann aber treffen diese
                              									– abgesehen von der Umständlichkeit der Bedienung zweier Bremsen –
                              									selbstverständlich die gleichen Einwände, die hinsichtlich mangelhaft eingestellter
                              									Bremsklötze der Preßluftbremsung gemacht wurden.
                           Die von Volkers ermittelten Zahlenwerte hält Sauveur an sich, wenigstens für neuere Bremsen, für viel
                              									zu hoch. Auch ein Vereisen bzw. Einfrieren soll bei neueren Bauarten nicht zu
                              									befürchten sein. Allerdings wird zugegeben, daß die Preßluftbremseinrichtung einer
                              									gewissen Ueberwachung und Unterhaltung bedürfe, daß sie dann aber eine vom Gefühl
                              									des Fahrers unabhängige, zuverlässige Bremswirkung ergibt, da ja der Bremsdruck,
                              									entsprechend dem konstant gehaltenen Luftdruck immer sich gleich bleibt, während bei
                              									der Kurzschlußbremsung eine gewisse im Gefahrmoment nicht immer vorhandene
                              									Gefühlssicherheit des Fahrers erforderlich ist, um den Kontrollerhebel unmittelbar
                              									auf diejenige Stellung zu bringen, bei der die Bremsung wohl noch sicher anspricht,
                              									anderseits aber auch nicht überbremst wird, was weniger des auftretenden Stoßes
                              									wegen bedenklich wäre, als vielmehr um der Gefahr zu entgehen, daß die Räder
                              									festgehalten werden und der Wagen in das so gefährliche Gleiten kommen kann.
                           Da in den beteiligten Kreisen überwiegend wohl die Auffassung besteht, daß die
                              									bestehenden Bremssysteme im wesentlichen gleichwertig sind, und daß, je nach den
                              									bestehenden Verhältnissen sowohl die elektrische Bremsung wie die Luftbremse und
                              									ebenso die Handbremse ihre eigentümlichen Vorzüge haben, so bringt, da neue Gründe
                              									nicht vorgebracht wurden, auch diese Aussprache keine Entscheidung nach der einen
                              									oder anderen Richrung.
                           Müller.
                           
                        
                           Gasindustrie.
                           Die Luftstickstoffindustrie in Amerika. Bis zum Ausbruch
                              									des Krieges war die Luftstickstoffindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika
                              									recht unbedeutend, sie hat aber in den letzten drei Jahren große Fortschritte
                              									gemacht. Ebenso wie bei uns hat die Luftverbrennung im elektrischen Flammenbogen
                              									auch in Amerika keine weitere Verbreitung erlangt, sondern man hat auch dort dem
                              									Kalkstickstoffverfahren und dem Ammoniakverfahren von Haber, das in Amerika in abgeänderter Form zur Anwendung gelangen soll,
                              									den Vorzug gegeben und das so gewonnene Ammoniak auf katalytischem Wege in
                              									Salpetersäure verwandelt, für die im Zusammenhang mit dem großen Bedarf an Munition
                              									eine starke Nachfrage herrschte. Die Gesamterzeugung dieser Anlagen, deren Ausbau im
                              									Frühjahr beendet sein sollte, beträgt 225000 t Salpetersäure (100 prozentig), das
                              									ist zweiundeinhalbmal so viel, als die gesamte Salpetersäureerzeugung der
                              									Vereinigten Staaten im Jahre 1914 ausmachte.
                           Die erste Anlage zur katalytischen Oxydation von Ammoniak wurde im Jahre 1916 von der
                              										American Cyanamide Co. in Warners, N. J., mit sechs
                              									Katalysiereinheiten errichtet. Diese Anlage sollte stündlich 14 Pfund Salpetersäure
                              									liefern, doch wurde diese Leistung durch Verbesserung der Apparatur und der
                              									Arbeitsweise auf über 40 Pfund in der Stunde erhöht. Als Katalysator wird ein
                              									Platingazegewebe von etwa 2 Quadratfuß Fläche benutzt, das elektrisch geheizt wird.
                              									Das Ammoniak wird direkt den Autoklappen entnommen, in denen der Kalkstickstoff
                              									zersetzt wird; sie liefern etwa 30 t Ammoniakgas im Tage, das in der Hauptsache auf
                              									verdichtetes Ammoniakwasser verarbeitet und in dieser Form an die anderen
                              									Salpetersäurefabriken verfrachtet wird. Ende 1917 wurde die Air Nitrates Corporation gegründet, mit dem Zweck, für Rechnung der
                              									Regierung den Bau und Betrieb von Anlagen zur Gewinnung von Ammoniumnitrat aus
                              									Kalkstickstoff zu übernehmen. Diese Gesellschaft hat drei Fabriken errichtet, eine
                              									in Muscle Shoals, Alabama, eine weitere in Cincinnati und die dritte bei Toledo,
                              
                              									Ohio.
                           Die Baukosten für diese Anlagen betrugen 75 Mill. Dollar, das Kapital für den Bau und
                              									den Betrieb dieser Fabriken hat die amerikanische Regierung zur Verfügung gestellt.
                              									Die American Cyanamide Co. erhält für die Ausnutzung
                              									ihrer Patente eine Lizenzgebühr; diese Gesellschaft hatte im Geschäftsjahr 1918/19
                              									Aufträge für etwa 6 Mill. Dollar. Da in Amerika außerdem noch riesige Mengen
                              									Chilesalpeter in den letzten Kriegsjahren verarbeitet wurden, kann man sich einen
                              									ungefähren Begriff machen von den gewaltigen Munitionsmengen, die Amerika für seine
                              									Armee gebraucht und seinen Verbündeten geliefert hat. Die Anlage in Muscle Shoals
                              									ist für eine jährliche Erzeugung von 90000 t hundertprozentiger Salpetersäure
                              									berechnet, die beiden anderen Anlagen liefern zusammen eben so viel. Alle drei
                              									Fabriken benutzen als Katalysatoren für die Ammoniakverbrennung Platingazegewebe,
                              									die elektrisch geheizt werden. Daneben arbeitete noch eine Versuchsanlage der
                              									Regierung in Sheffield, Ala., die unter dem Namen Nitrate
                                 										Co. Nr. I bekannt ist und jährlich etwa 15000 t Salpetersäure liefert.
                              									Weiter besitzt die Semet-Solvay Co. eine
                              									Ammoniakverbrennungsanlage in Syracuse. Diese beiden Anlagen verwenden Platingaze,
                              									die in Zylinderform gewalzt ist und durch äußere Erhitzung auf die
                              									Reaktionstemperatur gebracht wird. Diese Anordnung soll ein erheblich rascheres
                              									Durchleiten der Gase gestatten als die elektrisch geheizten Siebe. Nachdem die
                              									Oxydation des Ammoniaks durch äußere Erhitzung eingeleitet ist, soll die Temperatur
                              									durch die Reaktionswärme von selbst aufrecht erhalten werden. Schließlich hat noch
                              									die Marineverwaltung in Indianhead, M., eine Ammoniakfabrik errichtet, die nach dem
                              									abgeänderten Verfahren von Haber arbeitet. Auch das hier gewonnene Ammoniak wird in
                              									Salpetersäure verwandelt, die Erzeugung dieser Anlage soll 30 000 t Salpetersäure
                              									jährlich betragen. (Chem. Ind. 1919, S. 50.)
                           Gewinnung von Mineralöl in England. In weit größerem
                              									Umfang als Deutschland ist bekanntlich England für die Versorgung mit Heiz- und
                              									Treibölen vom Ausland abhängig. Diese Abhängigkeit hat sich infolge des
                              									Frachtraummangels während des Krieges recht stark bemerkbar gemacht, und es wurde
                              									daher auf Veranlassung des Munitionministeriums ein Ausschuß gebildet, dem die
                              									Auffindung einheimischer Rohstoffe für die Oelgewinnung oblag, um den wachsenden
                              									Bedarf der Marine und Industrie decken zu können. Dieser Ausschuß hat seine
                              									Aufmerksamkeit zunächst den Oelschiefern zugewendet, die ja in Schottland schon seit
                              									mehreren Jahrzehnten mit Erfolg ausgebeutet werden. Die Gewinnung von Oelschiefer in
                              									Schottland betrug im Jahre 1916 etwas über 3 Mill. t gegenüber 3,28 Mill. t im Jahre
                              									1913, die Gewinnung ist also im Kriege etwas zurückgegangen. Der schottische
                              									Oelschiefer, der an der Grube einen Wert von 5 sh. für die Tonne hat, liefert bei
                              									der Verarbeitung im Durchschnitt 20 Gall. Oel und 45 engl. Pfund Ammoniak für die
                              									Tonne.
                           In England selbst finden sich, wie die „Chemische Industrie“ 1919, S. 55
                              									mitteilt, Oelschiefer in den Grafschaften Derby und Dorset (Kimmeridge) und man hat
                              									im Kriege auch die Verwertung dieser Vorkommen ins Auge gefaßt, obwohl der hohe
                              									Gehalt an Schwefelverbindungen, die nur schwer zu entfernen sind, die Verarbeitung
                              									des englischen Schiefers sehr erschwert. Zur Verwertung dieser Schiefervorkommen
                              									wurde eine neue Gesellschaft, The English Oilfields,
                                 									Ltd., gegründet, die zunächst mit der Ausbeutung eines auf 5 Mill. t
                              									geschätzten Vorkommens von Oelschiefer bei Kings Lynn begonnen hat. Bei diesem Lager
                              									soll sich der Schiefer nur wenige Fuß unter der Erdoberfläche finden und man rechnet
                              									mit einer Ausbeute von 30 Gall. Oel aus einer Tonne. Da dies erheblich mehr ist, als
                              									aus den schottischen Schiefern gewonnen wird, so bleibt abzuwarten, ob diese
                              									günstigen Berechnungen in der Tat zutreffen.
                           Neben dem bituminösen Schiefer hat man auch den Torf zur Gewinnung von Oelen
                              									herangezogen. Man hat berechnet, daß die englischen Torflager eine Ausdehnung von
                              									2,5 Mill. ha haben und etwa 1800 Mill. t getrockneten Torf liefern könnten. Hieraus
                              									ließen sich durch Destillation 244 Mill. t rohes Schweröl und etwa 630 Mill. t Koks
                              									gewinnen. Aehnlich liegen die Verhältnisse in Irland, das ebenfalls ausgedehnte
                              									Torfmoore besitzt. Dort hat man bereits vor dem Krieg versucht, den getrockneten
                              									Torf, der aber immer noch 25 v. H. Wasser enthält, in Generatoren mit
                              									Nebenproduktengewinnung zu vergasen und das Torfgas zum Betrieb von Motoren sowie
                              									als Kochgas zu verwenden. So wurden z.B. im Jahre 1912 in einer irischen Weberei
                              									drei Torfgasmotoren von zusammen 400 PS in Betrieb genommen, doch scheint dieser
                              									kleine Versuch infolge des verhältnismäßig hohen Preises für den Torf (1 t stellte
                              									sich auf 6 sh.) nicht zur Errichtung größerer Anlagen ermutigt zu haben. Nachdem
                              									aber die Methoden der Torfvergasung inzwischen erheblich vervollkommnet worden sind,
                              									wurde im Jahre 1917 die Errichtung von Gaszentralen mit Oel- und Paraffingewinnung
                              									in Irland in Aussicht genommen; das Torfgas sollte dabei zur Erzeugung von
                              									elektrischer Energie dienen. In welchem Umfang dieses Projekt zur Ausführung
                              									gekommen ist und mit welchem Erfolg, darüber liegen nähere Angaben noch nicht vor.
                              									Es ist jedoch kaum anzunehmen, daß die Torf Vergasung die in sie gesetzten hohen
                              									Erwartungen erfüllt hat, wenn man sich erinnnert, daß ein gleichartiger Versuch in
                              									Deutschland, die Torfgaszentrale im Schweeger Moor bei Osnabrück, vor acht Jahren
                              									sich als ein Fehlschlag erwiesen hat.
                           Von sonstigen einheimischen Rohstoffen zur Oelgewinnung hat man in England noch die
                              									Kännelkohle, den Torbanit sowie den Kohleneisenstein herangezogen. Der Torbanit ist
                              									ein der Kännelkohle ähnliches und zusammen mit dieser sich findendes Mineral, das in
                              									vielen englischen
                              									Kohlengegenden vorkommt und reich an Bitumen (Kerogen) ist. Der Kohleneisenstein
                              									(Blackband) ist ein bituminöser Spateisenstein, der sich verschwelen läßt und
                              									hierbei neben Oelen auch Ammoniak liefert. Der verbleibende Rückstand gelangt zur
                              									Verhüttung im Hochofen.
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Die Ausnutzung der Wasserkräfte in Norwegen hat in den
                              									letzten 15 Jahren namentlich durch die starke Entwicklung der elektrochemischen
                              									Industrie sehr große Fortschritte gemacht. Die „Chemische Industrie“ 1919, S.
                              									94, veröffentlicht eine sehr interessante Zahlentafel, aus der das Ueberwiegen der
                              									Wasserkraftwerke gegenüber den Dampfkraftanlagen in Norwegen deutlich
                              									hervorgeht.
                           
                              
                                 Jahr
                                 WasserkraftPS
                                 DampfkraftPS
                                 Zunahme derWasserkraft PS
                                 
                              
                                 1905
                                   201591
                                   70778
                                 –
                                 
                              
                                 1906
                                   216480
                                   70379
                                 etwa 15000
                                 
                              
                                 1907
                                   300193
                                   73201
                                    „    84000
                                 
                              
                                 1908
                                   343845
                                   77051
                                    „   44000
                                 
                              
                                 1909
                                   369647
                                   72932
                                    „   26000
                                 
                              
                                 1910
                                   435047
                                   98330
                                    „   65000
                                 
                              
                                 1911
                                   465087
                                 102784
                                    „   30000
                                 
                              
                                 1912
                                   662905
                                 106738
                                    „ 198000
                                 
                              
                                 1913
                                   763060
                                 117793
                                    „ 100000
                                 
                              
                                 1914
                                   807559
                                 131117
                                    „   44000
                                 
                              
                                 1915
                                 1064581
                                 138549
                                    „ 257000
                                 
                              
                           Die ausgenutzten Wasserkräfte haben sich somit in dem Zeitraum von 1905 bis 1915 um
                              									etwa 863000 PS vermehrt; diese Zunahme, die in erster Linie auf die erfolgreiche
                              									Entwicklung der Luftstickstoffindustrie zurückzuführen ist, war seit dem Jahre 1912
                              									besonders groß. Durch den Ausbruch des Krieges trat im Jahre 1914 offenbar eine
                              									Verlangsamung im Ausbau der Wasserkräfte ein, dafür war jedoch im Jahre darauf
                              									die Zunahme um so stärker. Auch im Jahre 1917 wurden neue Anlagen für ungefähr
                              									250000 PS erbaut, die indessen nur zum Teil in Betrieb gesetzt werden konnten, da
                              									die Beschaffung der dazu notwendigen Materialien große Schwierigkeiten
                              									bereitete.
                           Sander.
                           Die Turbinentechnische Gesellschaft in Berlin
                              									beabsichtigt, in der Woche vom 13. bis 18. Oktober eine Vortragsreihe aus
                              									Sondergebieten des Maschinenbaues abzuhalten, zu denen namhafte Fachleute ihre
                              									Mitwirkung zugesagt haben. Die Vorträge betreffen: Dampfturbinen, Wasserturbinen,
                              									Kreiselpumpen, Gasturbinen, moderne Wärmeprobleme, Elektrotechnik. Insgesamt dürften
                              									die Vorträge 30 bis 40 Stunden umfassen. An Gebühren wären für die Vortragsstunde 3
                              									M, für den ganzen Cyklus 80 M zu entrichten. Die Vorträge finden in der Technischen
                              									Hochschule Charlottenburg statt. Voranmeldungen erbeten an den Vorsitzenden der
                              									Turbinentechnischen Gesellschaft, Herrn Prof. Krainer,
                              									Techn. Hochschule, Charlottenburg.
                           Vergaserbewerb der K. P. K. und des A. D. A. C. Zur
                              									Kleinmotor-Vergaserprüfung haben bisher gemeldet: Spar-Vergaser-Ges. (Tuto-Vergaser), Lyma-Vergaser-Fabrik Dietz & Co. (Lyma-Vergaser), „Homa“ -Fabrik für Apparate- und Maschinenbau
                              									(Homa-Vergaser), Pallas-Zenith-Ges. (Pallas- und
                              									Zenith-Vergaser).
                           In einer Verfügung weist das Kriegsministerium darauf hin, daß die Ergebnisse des
                              									Vergaserbewerbes für die Heeresverwaltung als Unterlage für die Ausrüstung des
                              									späteren Friedensheeres dienen sollen.
                           Ad.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Der Geheime Kommerzienrat Dr.-Ing. E.h. Richard Pintsch
                              									ist am 6. September im 80. Lebensjahre gestorben.