| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | W. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 240 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Fabrikorganisation und Werkstattbetrieb.
                           Einstellbeamte. In großen Werken kann die Einstellung der
                              									Arbeiter nicht mehr, wie es bei kleineren meistens üblich ist, den einzelnen
                              									Meistern überlassen werden. Die Meister sind mit anderen, wichtigeren Aufgaben
                              									überlastet, außerdem ist es schwer, jedem einzelnen Meister gerade die Anwärter
                              									zuzuführen, die für seinen Betrieb geeignet sind. Man wird daher in großen Werken
                              									besondere Einstellbüros einrichten müssen, die mindestens bereits eine Vorauswahl
                              									unter den Einzustellenden treffen. Die Tätigkeit in diesen Einstellbüros erfordert
                              									besonders veranlagte und besonders für ihre Aufgabe ausgebildete Beamte, wenn ihre
                              									Tätigkeit von Erfolg sein soll. Ueber die Auswahl und die Ausbildung solcher Beamten
                              									sowie über die Einrichtung derartiger Büros schreibt R. W. Kelly im „Industrial management“ vom April 1919.
                           Das nächste Erfordernis ist ein geeigneter Raum, in dem die Einzustellenden befragt
                              									werden können. Das darf nicht irgend ein Kellerraum oder die Ecke einer Baracke sein
                              									(es ist charakteristisch für die amerikanischen Verhältnisse, daß das besonders
                              									betont wird und betont werden muß!), damit die Leute für die Befragung das
                              									erforderliche Zutrauen und die nötige Ruhe haben. Weibliche Aufnahmebeamte für
                              									Frauen haben sich als vorteilhaft erwiesen. Die Aufzunehmenden werden zweckmäßig
                              									gleich von vorn herein nach einzelnen Arbeitsgruppen eingeteilt z.B. Metallarbeiter,
                              									Holzarbeiter, Hofarbeiter, die durch Aufschriften an den Schaltern ohne weiteres
                              									kenntlich gemacht werden können. Dadurch wird erreicht, daß jeder der
                              									Aufnahmebeamten sich auf gewisse Berufe einarbeiten kann.
                           Ein angemessener Umgangston, anständige Behandlung der Arbeitsuchenden ist
                              									selbstverständlich, Abgewiesene müssen mit Rücksicht behandelt werden. Der
                              									Einstellbeamte muß vor allem für jeden einzelnen der Einzustellenden Zeit haben, und
                              									der Arbeitsuchende muß das merken, anders wird es nicht gelingen, sein Vertrauen zu
                              									gewinnen und durch sorgfältige Ermittelung der Eignung jeden an den Platz zu
                              									stellen, den er am besten ausfüllen kann. Namentlich für die Einstellung von
                              									Kriegsbeschädigten ist diese Geduld von Wichtigkeit. Hierbei, wie auch bei der
                              									Einstellung anscheinend gesunder Arbeiter, ist eine Unterstützung durch einen
                              									ärztlichen Beirat von großem Nutzen.
                           Ein Haupterfordernis aber ist für den Einstellbeamten eine genaue Kenntnis der
                              									Arbeit und des Arbeiters, und zwar vom Standpunkt eben des Ausfragenden aus, der
                              									eine gewisse Aehnlichkeit mit dem des Lehrers haben muß. Sehr häufig wird der
                              									Einstellbeamte erst aus dem Arbeitsuchenden herausfragen müssen, zu welcher Arbeit
                              									im Werke er eigentlich geeignet ist.
                           Ein ständiger persönlicher Verkehr mit den Meistern des eigenen Werkes, gemeinsames
                              									Essen mit ihnen usw., ferner enge Fühlung mit den entsprechenden Beamten anderer
                              									Fabriken, mit Arbeitsnachweisen, endlich auch mit Fortbildungsschulen wird den
                              									Einstellbeamten in seiner Fähigkeit, Arbeiter auf ihre Verwendbarkeit für bestimmte
                              									Betriebe zu beurteilen, wesentlich fördern.
                           Als Stütze bei der Befragung haben sich Beschreibungen einzelner Arbeitsvorgänge in
                              									ihren einzelnen Teilen (also ein ähnliches Vorgehen, wie es bei der Zergliederung
                              									der Arbeitsvorgänge bei der „wissenschaftlichen Betriebsführung“ gebräuchlich
                              									ist), im allgemeinen nicht als zweckmäßig erwiesen. Mehr Bedeutung hat die
                              									Beschreibung der einzelnen Berufsarten und ihrer Sonderzweige. Hier kommt in
                              									Betracht: 1. eine allgemeine Beschreibung der vorkommenden Arbeiten, 2. eine
                              									Aufstellung der hauptsächlichsten geistigen und körperlichen Anforderungen, auch in
                              									bezug auf Vorbildung und Erfahrung, endlich 3. Angaben über Lohn, Arbeitzeit,
                              									Vorwärtskommen und andere wirtschaftliche und soziale Vor- und Nachteile.
                           Berufliche Probearbeiten werden – außer, daß ihre Ausführung meistens zu zeitraubend
                              									ist – nicht für zweckmäßig gehalten; man muß sich hier fast immer auf ganz
                              									allgemeine Intelligenzproben beschränken. Auch den modernen psychotechnischen
                              									Eignungsprüfungen wird vom Verfasser nur ein recht beschränkter Wert zugeschrieben.
                              									Weit mehr Wert ist auf die „Psychologie des Benehmens“ zu legen. Trotzdem
                              									haben die Eignungsversuche im amerikanischen Heere (über die hier bereits kurz
                              									berichtet wurde – D. p. J. 1919 S. 191) mit ihren allgemein fachlichen Fragen und
                              									einfachen Geschicklichkeitsversuchen günstige Ergebnisse gezeitigt, eben weil sie
                              									einfach angelegt waren und nach einem gleichmäßigen Schema stattfanden.
                           Die Gleichmäßigkeit der Befragung, also eine gewisse Normalisierung auch auf diesem
                              									Gebiete, hat naturgemäß große Vorteile. Nicht nur für die Verteilung der Arbeiter auf die einzelnen
                              									Betriebe desselben Werkes, sondern namentlich auch bei der Auswahl von Arbeitern
                              									nach den Zuweisungen öffentlicher Arbeitsnachweise ist eine übersichtliche
                              									Einheitlichkeit der Angaben eine große Erleichterung bei der Beurteilung. Hier ist
                              									das Harvard Bureau of Vocational Guidance bahnbrechend
                              									vorgegangen, indem es – unter Ausbau der Einrichtungen bei dem amerikanischen Heere
                              									– mehrere hundert kurze Berufskennzeichnungen in Kartenform gebracht hat
                              										(„Tätigkeitskarten“), die auch in Buchform erschienen sein sollen. Auf
                              									diesen Karten wird für jede Berufstätigkeit eine kurze Reihe gleichbleibender Fragen
                              									gleichartig beantwortet. So wird z.B. die im allgemeinen erforderliche Anlernzeit in
                              									Monaten angegeben, die erforderliche Vorbildung (Lesen, Schreiben, Blaupausenlesen,
                              									Hochschulbildung usw.) ferner, was namentlich für die Einstellung Kriegsbeschädigter
                              									wichtig ist, die Möglichkeit der Beschäftigung beim Fehlen gewisser Gliedmaßen, so
                              									daß also die Zahl der „erforderlichen“ Beine, Hände, Finger usw. angegeben
                              									wird, endlich ob z.B. Leistenbrüche, Nervenschwäche und dergleichen zugelassen
                              									werden können. Auf Grund dieser Karten kann die Zuweisung eines bestimmten Anwärters
                              									an bestimmte Berufstätigkeiten wesentlich erleichtert werden.
                           Die Rückkehr zum Akkordlohn. Mit dem Ausbruch der
                              									Revolution wandte sich unsere gesamte Arbeiterschaft, wie es nicht anders zu
                              									erwarten war, mit aller Bestimmtheit gegen den Akkordlohn. Das alte Schlagwort
                              										„Akkordarbeit ist Mordarbeit“ auf der einen Seite, der weltfremde Gedanke
                              									der idealen Vertreter des sozialistischen Zukunftsstaates auf der anderen, es werde
                              									nunmehr ein jeder aus eigenem Antrieb sein Bestes tun für das Wohl der Gesamtheit,
                              									ließen in gleicher Wirkung die Akkordarbeit aus unseren Fabriken verschwinden. An
                              									ihre Stelle trat – die gesamte Industrie hat die Wirkung mit Schaudern erlebt – eine
                              										„Anwesenheitsprämie ohne Arbeitszwang“. Mit welchem Erfolge, das zeigen
                              									die Erzeugungsstatistiken der Bergwerke und Fabriken. In den Steinkohlenbergwerken
                              									Deutschlands hat die Förderung in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nur etwa 60
                              									v. H. des Vorjahres erreicht, in den Braunkohlengruben 57 bis 75 v. H. In der
                              									Lokomotivindustrie ist die Monatsleistung trotz einer Vermehrung der Arbeiterzahlen
                              									um 18 v. H. auf 53 v. H. der Erzeugung des letzten Kriegshalbjahres zurückgegangen.
                              									Von einer Reichswerft wird die Arbeitsleistung am Tage zu 40 v. H. der
                              									Friedensleistung, von der Maschinenindustrie mit 30 bis 35 v. H., ja von einer
                              									Torpedowerft sogar zu 0 bis 5 v. H. angegeben.
                           Angesichts dieser Tatsachen kehrt erfreulicherweise der besonnenere Teil der
                              									Arbeiterschaft wieder zur Vernunft zurück. Frohes Aufsehen hat es erregt, daß der
                              										„Vorwärts“ sich offen für die Wiedereinführung der Akkordarbeit
                              									ausgesprochen hat; auch einer der Führer des Verbandes der Metallarbeiter durfte es
                              									bei einem Vortrag in Hamburg wagen, auszuführen, daß der Stücklohn auch nach Marx nicht zu verwerfen sei, weil hiernach die Leistung
                              									des einzelnen Arbeiters gerecht bezahlt würde, während bei Zeitlohn der schwache und
                              									unfähige Arbeiter dasselbe verdiene wie der gewandte und arbeitswillige.
                           Eine Anzahl Tarifverträge sind bereits wieder unter Zugrundelegung des Akkordsystems
                              									in irgend einer Form abgeschlossen worden. Auch der Erklärung zahlreicher Werke, den
                              									Betrieb als unwirtschaftlich schließen zu müssen, wenn die Arbeiterschaft nicht zur
                              									Akkordarbeit zurückkehre, die anfangs als „Unternehmersabotage“ heftig
                              									bekämpft wurde, ist neuerdings Rechnung getragen worden durch einen Spruch des
                              									staatlichen Schlichtungsausschusses in der Angelegenheit der Büssingschen Kraftwagenfabrik in Braunschweig. Danach soll die Fabrik
                              									berechtigt sein, so lange ihren Betrieb stillzulegen, wie die Wirtschaftlichkeit des
                              									Unternehmens durch Verweigerung der zeitgemäßen Akkordarbeit gefährdet wird. Sobald
                              									sich die Arbeiterschaft zur Einführung der Akkordarbeit bereit erklärt, soll die
                              									Firma grundsätzlich die ganze Belegschaft wieder einstellen.
                           Förderung der Arbeitslust. In amerikanischen Fabriken
                              									sucht man (Zeitschrift für Maschinenbau, 15. 7. 1919) die Arbeitslust der Arbeiter
                              									mit Erfolg zu fördern, indem man sich durch die Mittel, die die Reklame auch im
                              									öffentlichen Leben benutzt, an ihren Gemeinschaftssinn und namentlich an den jedem
                              									Amerikaner innewohnenden Sportsgeist wendet. An auffallender Stelle werden in der
                              									Fabrik große Plakate angebracht, die die Arbeiterschaft für die Vorgänge im Werk zu
                              									interessieren suchen. „600 Maschinen in vier Monaten müssen wir liefern“,
                              									sagt ein Plakat, „Arbeiter, wir verlassen uns auf Euch“. Bald darauf: „17
                                 										Wochen für 600 Maschinen, – werden wir es schaffen?“ Dann: „Noch 8 Wochen
                                 										für die 600!“ Schaulinien über den Fortschritt der Arbeit folgen. Endlich:
                              										„607 Maschinen in vier Monaten fertig; Ihr habt es geleistet, das Land dankt
                                 										Euch!“
                           Es ist zu verstehen, daß solche Aufrufe, wenn sie geschickt abgefaßt und auf dem
                              									Laufenden gehalten werden, das Interesse der Arbeiterschaft mächtig anspornen. Es
                              									ist anzunehmen, daß sie nicht nur in amerikanischen Verhältnissen, wo der
                              									Volkscharakter für derartige Beeinflussungen wohl besonders empfänglich ist, Erfolge
                              									haben, sondern auch bei unserer Arbeiterschaft Anklang finden würden. Auch sonstige
                              									Mitteilungen, die den Werkbetrieb betreffen, wichtige Abschlüsse, Ausbringung,
                              									Verbrauchszahlen, Lohnsummen, Zunahme der Spareinlagen usw. können durch derartige
                              									Plakate zur Kenntnis der Arbeiterschaft gebracht werden und wesentlich zur Hebung
                              									ihres Interesses an dem Werke beitragen, namentlich wenn immer wieder darauf
                              									hingewiesen wird, wie stark der Arbeiter an dem Wohl und Wehe des Werkes selbst
                              									beteiligt ist. Gegenwärtig sind in Deutschland sehr viele Werkzeitungen gegründet
                              									worden, die die Anteilnahme 'der Arbeiter an ihrem Werk wecken und vertiefen sollen:
                              									es kann bezweifelt werden, ob nicht eine Einwirkung mit Hilfe der geschilderten
                              									Plakate eine augenfälligere Wirkung auszuüben vermag.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Die Verarbeitung der Gaswerk-Nebenprodukte in der Schweiz.
                              									Obwohl die Schweiz ihren gesamten Kohlenbedarf vom Ausland beziehen muß, hat sich
                              									doch die Gasindustrie namentlich in den letzten Jahren recht lebhaft entwickelt.
                              									Ganz besonders haben die Schwierigkeiten in der Versorgung der Schweiz mit
                              									Rohstoffen und Fertigprodukten während des Krieges dazu geführt, daß der
                              									Verarbeitung der im Inland anfallendem Nebenerzeugnisse eine viel größere
                              									Aufmerksamkeit geschenkt wurde als früher. Eine wichtige Rolle in der Versorgung des
                              									Landes mit Rohstoffen spielten dabei die Gaswerke als einzige Vertreter der
                              									Kohlenindustrie in der Schweiz. An Hand zahlreicher Abbildungen berichtete Dir. Escher über die Verarbeitung des Gaswassers und des
                              									Steinkohlenteers in den wichtigsten Gaswerken des Landes.
                           Das Gaswerk Zürich erzeugt jährlich etwa 6500 t Teer und etwa 13000 t rohes
                              									Gaswasser. Die Verarbeitung des Gaswassers auf Ammoniumsulfat erfolgt in einer von
                              									der Berlin Anhaltischen Maschinenbau-A.-G. gebauten
                              									Anlage, die so arbeitet, daß das Gaswassers, nachdem es die obere Hälfte der
                              									Destillierkolonne durchströmt hat, in einem Rührgefäß mit Kalkmilch gemischt wird
                              									und dann wieder in die Kolonne zurückgeführt wird. Das in den Sättigern
                              									ausgeschiedene Ammoniumsulfat wird durch einen Salzheber aus Hartblei auf die
                              									Abtropfbühne gefördert, während die in den Sättigern frei werdenden Gase
                              									(Kohlensäure, Schwefelwasserstoff, Wasserdampf) durch einen Säurefänger
                              									hindurchgehend schließlich durch die Abgasleitung in den Kamin abgeführt und so
                              									unschädlich gemacht werden. Das Salz gelangt von der Tropfbühne in eine Zentrifuge,
                              									wo es geschleudert wird, und dann in eine Trockentrommel. Die in der Zentrifuge
                              									ablaufende Mutterlauge wird nach dem Laugekasten zurückgeleitet, wo sie zur
                              									Verdünnung der Schwefelsäure beigemischt und mit dieser wieder in den
                              									Ammoniaksättiger geleitet wird.
                           Von dem Teer der schweizerischen Gaswerke ging vor dem Kriege ein großer Teil zur
                              									Weiterverarbeitung ins Ausland. Die Destillation des Teers im eigenen Betriebe wurde
                              									erst lohnend mit der Einführung der kontinuierlichen Verfahren zur Teerdestillation,
                              									die auch für die Verarbeitung kleinerer Teermengen brauchbar sind. Die Hauptmerkmale
                              									dieser Systeme sind der geringe Inhalt des Destilliergefäßes (im Gegensatz zu den
                              									bis zu 35 t fassenden Destillierblasen bei der alten Arbeitsweise;, ferner das
                              									ununterbrochene Zu- und Abfließen aller Produkte. Verfasser beschreibt die Verfahren
                              
                              									von Hirzel, Raschig, Sadewasser, Kubierschky und Gebr. Sulzer. Das Verfahren von Raschig ist in den Gaswerken St. Gallen und Basel, das Verfahren von
                              									Sadewasser im Gaswerk Chiasso, das Verfahren von Kubierschky im Gaswerk Zürich und das Verfahren von Gebr. Sulzer schließlich im Gaswerk Genf in Benutzung. Die Arbeitsweise
                              									sämtlicher Verfahren wird an Hand von schematischer Abbildungen näher erläutert. Das
                              									Verfahren von Raschig beruht auf der fraktionierten
                              									Destillation unter Anwendung von Vakuum in dem zweiten und dritten Destilliergefäß,
                              									die Verfahren von Sadewasser und Kubierschky benutzen dagegen die fraktionierte Kondensation, während bei
                              									dem neuen Verfahren der Firma Gebr. Sulzer beide
                              									Arbeitsweisen kombiniert sind. (Schweiz. Bauzeitung, Bd. 70, S. 106–109,
                              									116–119.)
                           Sander.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Die Kennzeichnung der Freileitungen fürLuftfahrer. (Dettmar. E. T. Z.
                              									1919, Heft 37 vom 11. 9.) Die zunehmende Beförderung von Personen durch Flugzeuge
                              
                              									und Luftschiffe stellt die Frage, wie weit der Verkehr durch
                              									Hochspannungs-Freileitungen bei Landungen gefährdet wird und wie weit eine
                              									Kennzeichnung der Freileitungen nötig und möglich ist, wieder in den Vordergrund. Es
                              									ist das Verdienst von Dr.-Ing. Dettmar, in seinem Aufsatz
                              									in außerordentlich übersichtlicher Weise diese Fragen behandelt und vor allem die
                              									bereits auf diesem Gebiete geleisteten Vorarbeiten weiteren Kreisen bekannt gemacht
                              									zu haben.
                           Die erste Anregung ist nach Dettmar im Jahre 1906 von
                              									Oberstleutnant Moedebeck erfolgt, welcher die Ausführung
                              									von Karten für Luftfahrer plante. In diesen Karten sollten alle vorhandenen
                              									Starkstromleitungen eingetragen werden. Mit den diesbezüglichen Arbeiten wurde
                              									seinerzeit auch begonnen, jedoch scheinen die Arbeiten nicht beendet worden zu
                              									sein.
                           Im Jahre 1909 wurde vom Grafen Zeppelin und von Major Groß angeregt, die Mäste der Starkstromleitungen durch
                              									einen Farbenanstrich besonders kenntlich zu machen. Diese Anregung führte zu keinen
                              									Maßnahmen. Im Jahre 1911 wurde von dem preußischen Ministerium für Handel und
                              									Gewerbe an den Verband deutscher Elektrotechniker das Ersuchen gestellt, die Frage
                              									des zweckmäßigsten Schutzes der Luftschiffahrt gegen die Gefahr der
                              									Hochspannungsleitungen einer Erörterung zu unterziehen. Gleichzeitig wurde auch von
                              									dem Ministerium eine Eingabe des Sächsisch-Thüringischen Vereins für
                              									Luftschiffahrt übermittelt, in der auf die Gefahren, denen die Luftfahrer ausgesetzt
                              									sind, hingewiesen und als Erkennungszeichen die Anbringung von emaillierten
                              									Blechhauben von 20 bis 30 cm  auf den Freileitungsmasten vorgeschlagen wurde.
                              									Die Kommission für die Errichtung von Betriebsvorschriften hat sich dann mit der
                              									Frage der Kennzeichnung der Starkstromleitung eingehend befaßt und auf Grund
                              									verschiedener Beratungen einen Bericht an das Ministerium erstattet. Das Ergebnis
                              									war, daß für die Luftfahrer ein besonderes Merkblatt ausgearbeitet worden ist,
                              									welches in einem allgemeinen Teil auf die Gefährdung durch die
                              									Hochspannungsleitungen hinweist. Hierauf folgt ein Hinweis auf die Erkennung von
                              									Hochspannungsleitungen, ferner Verhaltungsmaßregeln bei der Berührung und
                              									Beschädigung von Leitungen.
                           Die in der Eingabe des Vereins für Luftschiffahrt vorgeschlagenen Kennzeichen
                              									(Blechhauben) wurden als unzweckmäßig und als unausführbar bezeichnet. Hingegen
                              									wurde die Anbringung von zweifarbigen je 25 cm breiten Ringen unterhalb der Leitung
                              									in einem Abstand von 50 cm vorgeschlagen und die Ausführung einer Versuchsstrecke
                              									empfohlen.
                           Diese Versuchsstrecke wurde auch im Bereiche des Märkischen Elektrizitätswerkes
                              									ausgeführt. Sie war insgesamt 12 km lang. Die Kennzeichnung geschah durch zwei Ringe
                              									in der vorgeschlagenen Ausführung. Es wurden ungefähr kilometerweise an den Masten
                              									entweder zwei weiße Ringe oder zwei rote Ringe oder ein weißer und ein roter oder
                              									ein gelber und ein roter Ring angebracht. Unterschiedlich war auch die Zahl der
                              									bezeichneten Mäste, nämlich streckenweise erhielt jeder Mast, streckenweise jeder
                              									zweite Mast und weiterhin jeder dritte Mast diese Kennzeichen.
                           Außerdem wurden auf Veranlassung des preußischen Kriegsministeriums als besonderes
                              									Kennzeichen noch 1,5 m lange imprägnierte weiß und rot gestrichene Latten unter dem
                              									tiefsten Isolator am Mast befestigt. Das Befahren der Probestrecke erfolgte am 8. 4.
                              									1914 durch das Zeppelin-Luftschiff „Hansa“ in einer Höhe von etwa 150 bis 200
                              									m bei etwas bedecktem Wetter. Das Ergebnis war, daß die vorerwähnten Latten, deren
                              									Anstrich, da die Zeit der Anbringung der Latten bereits ¾ Jahr zurücklag, sehr stark
                              									gelitten hatte, nur auf geringe Entfernung zu erkennen waren. Am deutlichsten hoben
                              
                              									sie sich ab gegen grünen Hintergrund.
                           Die angebrachten Ringe waren etwas besser zu sehen als die Latten, konnten aber nur
                              									als eine völlig ungenügende Markierung bezeichnet werden. Am deutlichsten waren die
                              									weißen Doppelringe. Sie waren auf Entfernungen von etwa 300 m zu sehen, konnten aber
                              									leicht mit Isolatoren verwechselt werden. Interessant war bei dem Ergebnis, daß eine
                              
                              									Unterscheidung, ob Holzmaste oder Eisenmaste, bei Entfernungen von etwa 250 bis 300
                              									m mit Sicherheit nicht mehr erfolgen konnte. Hingegen waren bei sehr großen
                              									Entfernungen die Warnungstafeln zu sehen, welche an den längs der Wege angebrachten
                              									Leitungsmasten befestigt waren.
                           Als Ergebnis wurde vorgeschlagen, die Ringe bedeutend breiter zu wählen und nur einen
                              									Ring zu verwenden und ihn höchstens in halber Höhe zwischen Leitung und Erde am Mast
                              									zu befestigen. Der Ausbruch des Krieges hat die Durchführung dieser
                              									Verbesserungsarbeiten verhindert.
                           Es wird dann weiter von Dettmar auf einen Aufsatz von Rasch in der deutschen Zeitschrift für Luftschiffahrt hingewiesen, in
                              									welchem folgende Vorschläge für die Markierung gemacht werden:
                           
                              1. die weißen Porzellanknöpfe durch farbige zu ersetzen,
                              2. die Leitungsmaste mit Oelfarbe zu streichen,
                              3. den Leitungsmasten besonders markante Formen zu
                                 										geben,
                              4. auf den Masten besondere Zeichen (Blitzstrahl, Kreuz usw.)
                                 										anzubringen.
                              
                           Erwähnt wird auch ein origineller Vorschlag, der im Schöneberger Tageblatt im Januar
                              									1913 gemacht worden ist, welcher darin besteht, die Freileitungen einfach zu
                              									beseitigen und durch Kabel zu ersetzen.
                           Nach dieser Einleitung geht Dettmar dazu über, zu prüfen, ob überhaupt eine
                              									Kennzeichnung der Starkstromleitungen notwendig ist, und kommt zu dem Ergebnis, daß
                              									unter den jetzigen Verhältnissen die Notwendigkeit einer Kennzeichnung der
                              									Starkstromleitungen durchaus noch nicht erwiesen ist, vor allem nicht die
                              									Notwendigkeit der Kennzeichnung aller Starkstromleitungen. Als zweite Frage wird
                              									geprüft, ob überhaupt eine brauchbare Kennzeichnung möglich ist. Es wird darauf
                              									hingewiesen, daß die normalen Zeichen während des Winters ⅔ während des Sommers ⅓
                              									des ganzen Tages unwirksam sein dürften. Dettmar kommt nicht zu einer direkten
                              									Beantwortung dieser Frage und beschränkt sich darauf, zu prüfen, ob die bisherigen
                              									Vorschläge bzw. wie sie durchführbar sind. Dettmar kommt zu dem Ergebnis, daß von
                              									allen gemachten Vorschlägen nur die Anbringung von mindestens ¾ m breiten Ringen am
                              									unteren Teil des Mastes in Betracht gezogen werden könnte.
                           Zum Schluß wurden noch die Kosten für diese Kennzeichnung der Starkstromleitungen
                              									geschätzt. Diese würden unter der Annahme eines Herstellungspreises von 5 bis 6 M
                              									für ein Kennzeichen und unter der Annahme von 2,5 Millionen Masten bei der
                              									Anbringung an jedem Mast auf etwa 12,5 Millionen Mark, bei der Anbringung an jedem
                              									zweiten Mast etwa 7 Millionen und etwa 5 Millionen Mark bei der Anbringung an jedem
                              									dritten Mast betragen. Da die Gesamtkosten in gar keinem Verhältnis zu den erzielten
                              									Verbesserungen stehen, so dürfte mit dieser Kennzeichnung der Leitung kaum gerechnet
                              									werden.
                           Wie aus dem Aufsatz ersichtlich, ist also die Aufgabe der Kennzeichnung noch nicht
                              									als gelöst zu betrachten. Es wird daher erforderlich sein, sich mit diesen Fragen
                              									weiterhin zu befassen, und es wäre daher sicherlich zu begrüßen, wenn in Deutschland
                              									eine Stelle geschaffen würde, welche sich mit der Weiterbehandlung dieser Frage
                              									eingehend beschäftigt. Die Mitarbeit des Verbandes der deutschen Elektrotechniker
                              									wäre auch weiterhin außerordentlich zu begrüßen. Zur weiteren Behandlung der
                              									Angelegenheit scheinen mir die Ermittlung folgender Angaben von besonderer
                              									Wichtigkeit:
                           
                              1. auf welche Entfernung muß mit Rücksicht auf die
                                 										Eigengeschwindigkeit des Flugzeugs die Leitung kenntlich sein,
                              2. wie weit können die Kennzeichen voneinander entfernt
                                 										sein,
                              3. an welchen Leitungen sind die Kennzeichen besonders erforderlicha) in bezug auf ihre Ausführung (z.B. Holzmaste mit
                                       												geringer Entfernung, Eisenmaste mit größeren Abständen, Stütz- oder
                                       												Hängeisolatoren usw.),b) in bezug auf ihren Aufstellungsort (z.B. längs der
                                       												Straßen und Eisenbahnen, in ebenem oder bergigem Gelände usw.)
                              
                           Es scheint mir erforderlich, vor allem auch die Frage zu prüfen, ob die
                              									Warnungszeichen nicht zweckmäßiger neben der Leitung selbst in bestimmten größeren
                              									Abständen auszuführen wären, und nur dort anzubringen wären, wo tatsächlich eine
                              									Landung möglich erscheint. Bei Führung der Leitungen längs der Chaußee, wo eine
                              									Landung durch die so wie so vorhandenen Bäume und wahrscheinlich erscheint, ebenso
                              									bei Leitungsführungen längs Eisenbahnen und Forsten, erscheint eine besondere
                              									Warnung überflüssig, da ja jeder Flieger eine Landung in diesem Bereich vermeiden
                              									wird. Erfolgt an solchen Stellen doch eine Landung, so wird diese jedenfalls
                              									außerhalb des Machtbereichs des Führers stattfinden, und dann hat selbst die beste
                              									Warnungstafel ihren Daseinszweck verloren.
                           Sehr zweckmäßig erscheint mir auch die Meldung an eine Zentralstelle aller derjenigen
                              									Fälle, bei welchen eine Gefährdung durch Berühren oder ein Zerreißen von Leitungen
                              									entstanden ist oder gerade noch vermieden werden konnte. Durch die Untersuchung
                              									dieser Fälle würde sicherlich viel wertvolles Material für die endgültige Lösung
                              									dieser Frage gewonnen werden.
                           Meller.
                           
                        
                           Schmiermittel.
                           Ueber Zähigkeit und Zähigkeitsmessung. Ein Schmiermittel
                              									soll den aufeinander gleitenden Maschinenteilen wenig Widerstand bieten und darf
                              									nicht zwischen den Laufflächen herausgepreßt werden. Man verwendet daher für hohe
                              									Drücke und geringe Geschwindigkeiten zähe Oele, während für die (umgekehrten
                              									Verhältnisse leichtflüssige geeignet sind. Von großer Wichtigkeit ist somit die
                              									Bestimmung der Viskosität oder Zähigkeit eines Schmiermittels.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 242
                              
                           Zu diesem Zweck wurden bisher über wiegelt die Engler-Apparate
                              									benutzt. Bei ihnen fließen aus einem hoch liegenden Gefäße 200 cm2 Oel in einen darunter stehenden Meßbehälter. Man
                              									stellt nun den Quotienten aus der Ausflußzeit der genannten Flüssigkeitsmenge bei
                              									20° C und derjenigen einer gleichen Wassermenge bei derselben Temperatur fest und
                              									erhält auf diesem Wege Vergleichswerte, die als Englergrade bezeichnet werden. Die
                              									absolute Zähigkeit, d.h. die Kraft, welche zur Fortbewegung einer Platte von 1 cm2 Flächeninhalt auf einer 1 cm tiefen, ruhenden
                              									Flüssigkeitsschicht mit einer Geschwindigkeit von 1 cm/sek nötig ist, kann mit Hilfe
                              									des Engler-Viskosimeters nicht unmittelbar bestimmt
                              									werden. Auch die Umrechnung der erwähnten Vergleichzahlen auf absolutes Maß ist
                              									schwierig. Dies liegt vor allem daran, daß das Versuchsöl bei den genannten
                              									Vorrichtungen mit verhältnismäßig großer Geschwindigkeit und bei wechselndem Drucke
                              									ausfließt. Hierdurch werden die Meßgrundlagen sehr unübersichtlich. Es ist daher zu
                              									begrüßen, daß durch Dr.-Ing. Lawaczek ein neuer
                              									Zähigkeitsmesser entworfen wurde, der die Bestimmung der absoluten Viskosität
                              									ermöglicht und bereits bei der Firma Weise Söhne, Fabrik
                              									für Kreiselpumpen, Halle a. d. Saale, mit befriedigendem Erfolge arbeitete. Er
                              									besteht aus einem senkrecht stehenden, mit dem Versuchsöle anzufüllenden Rohre, in
                              									dem ein an den Wandungen durch kleine Stifte reibungslos geführter Metallkörper
                              									herabfällt, dessen Durchmesser etwas geringer als der des Rohres ist. Er drückt bei
                              									der Abwärtsbewegung die unter ihm befindliche Flüssigkeit durch den Spalt zwischen
                              									seinem Umfange und den Rohrwänden nach oben. Hierbei ist ein ziemlich erheblicher
                              									Durchtrittswiderstand zu überwinden, der mit der Fallgeschwindigkeit wächst. Es wird
                              									daher nach einem kurzen Beschleunigungsabschnitte ein Beharrungszustand
                              									erreicht, in dem der Durchtrittswiderstand dem Gewichte des Fallkörpers vermindert
                              									um seinen Auftrieb das Gleichgewicht hält. Aus der Gleichgewichtsgeschwindigkeit
                              									läßt sich aber die Zähigkeit berechnen, da sie der wesentlichste Faktor des
                              									Widerstandes ist. Die Wirkungen des Staudruckes und des Sogs, die an der unteren
                              									bzw. oberen Stirnfläche des Metallkörpers auftreten, können durch Vergrößerung von
                              									dessen Länge verschwindend klein gemacht werden. Mit letzterer steigt nämlich das
                              									Gewicht des Körpers, während der Stirnwiderstand stets gleich bleibt. Benutzt man
                              									hohle Aluminiumkörper von geringer Wandstärke, so kann man bequem auch die Fallzeit
                              									in Gasen feststellen und deren Zähigkeit messen. Bei der Untersuchung konsistenter
                              									Fette empfiehlt es sich, nicht das Rohr, sondern den Fallkörper mit Fett anzufüllen,
                              									das durch eine Feder, wie die Abbildung zeigt, bei der Abwärtsbewegung in das Rohr
                              									gepreßt wird. Der große Stirnwiderstand der halbstarren Schmiermittel wird hierdurch
                              									ausgeschaltet. (Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure, Heft 29.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Benzollokomotivbetrieb unter Tage. Motorlokomotiven finden
                              									im Bergbau häufige Verwendung. Ihre schnelle Betriebsbereitschaft und die
                              									Verwendbarkeit in niedrigen Strecken, ebenso die geringen Anlagekosten sind hierfür
                              									ausschlaggebend. Bei genauer Beachtung der Betriebsvorschriften ist die Brandgefahr
                              									und die Gefahr der Entzündung von Schlagwettern durch Stichflammen aus den
                              									Ansauge- und Auspuffleitungen, sowie die Vergiftungsgefahr und sonstige
                              									gesundheitliche Schädigung durch die Einwirkung der Auspuffgase vermeidbar. In
                              									schlagwettergefährlichen Strecken sind Motorlokomotiven nicht zu verwenden. Die
                              									Brandgefahr entsteht durch Vergießen des Brennstoffes beim Füllen des
                              									Vorratsbehälters und ebenso durch Undichtwerden des Behälters und der Leitungen.
                              									Ebenso sind die Schutzsiebe in der Auspuffleitung stets rein zu halten, damit kein
                              									Ueberdruck entsteht, wodurch die Dichtungen aus den Leitungen herausgeblasen werden
                              									und die Flammen aus der Leitung herausschlagen können. Es empfiehlt sich deshalb, am
                              									Auspuffbehälter ein Sicherheitsventil anzubringen, so daß ein schädlicher Ueberdruck
                              									nicht entstehen kann. Der Gefahr der Schlagwetterzündung wird durch Abkühlen der
                              									austretenden Auspuffgase begegnet, so daß Stichflammen nicht entstehen können. Zu
                              									dem Zwecke werden die Oeffnungen der Ansauge- und Auspuffleitungen durch mehrere
                              									hintereinander liegende Wetterlampendrahtnetze oder durch den sogenannten
                              									Plättenschutz geschlossen. Die Stichflammen werden außerdem durch Einschalten von
                              									Töpfen. mit grobem Kies in die Ansauge- und Auspuffleitungen vernichtet. Die beste
                              									Kühlwirkung wird durch Einführung von Kühlwasser in die Auspuffleitung erreicht,
                              									wodurch die Abgase gleichzeitig geruchlos gemacht werden. Damit die Luft einwandfrei
                              									bleibt, müssen für eine 20 PS-Lokomotive 40 cbm/min Frischluft zugeführt werden.
                              									(Glückauf, 28. Juni 1919.)
                           
                              W.