| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 246 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Die Anwendung von Düsen an Stelle von Zylindern und
                                 										Kreiselrädern. Im Jahrgange 1904 der Schweizerischen Bauzeitung schlug
                              									Prof. Dodler vor, dem Dampfstrahle in der Turbine nur so
                              									viel Energie zu entziehen, daß der Dampf in einer erweiterten Düse wieder den
                              									Anfangsdruck erreichen kann. Durch diese Maßnahme läßt sich ohne Benutzung eines
                              									Kompressors der Kreislauf in ein Gebiet hohen Wirkungsgrades verlegen und die
                              									Geschwindigkeit in der Turbine nach Belieben verringern. Prof. Stodola stellte demgegenüber fest, daß der ausgesprochene Gedanke
                              									undurchführbar sei, da sich der kondensierte Dampf an den Wänden niederschlägt und
                              									hierbei seine kinetische Energie verliert. Außerdem ist der schädliche Einfluß der
                              									Widerstände, welche während des Vorganges auftreten, nicht zu unterschätzen. Der
                              									erstgenannte, entscheidende Einwand Stodolas fällt
                              									bei Luft und anderen Gasen fort. Es ist daher erklärlich, daß der Gedanke
                              									auftrat, den Vorschlag Dodlers bei. Kaltluftmaschinen zu
                              									verwerten. Dies könnte in folgender Weise geschehen. Man läßt Luft vom Drucke p1 durch eine Düse
                              									gegen den niedrigeren Druck p2 ausströmen. Sie kühlt sich dabei von T1 auf T2 ab. An den kalten Luftstrom von der
                              									Geschwindigkeit w2 wird
                              									bei unverändertem Drucke von der zu kühlenden Flüssigkeit die Wärmemenge Q0 abgegeben. Hierdurch
                              									erreicht man die Temperatur T3, während die Geschwindigkeit infolge der Reibung bis auf den Wert w3 sinkt. Nunmehr tritt
                              									die Luft in eine Verdichtungsdüse. Dort wird die Geschwindigkeit gleich Null. Der
                              									Druck steigt bis p4 und
                              									die Temperatur bis T4.
                              									Hierauf wird die Luft durch einen Kompressor unter Aufwand der Arbeit L wieder auf den Anfangsdruck gebracht, und die
                              
                              									Temperatur nimmt bei adiabatischer Zustandsänderung weiter bis zum Werte T5 zu. Schließlich erfolgt bei
                              									gleichbleibendem Druck p1 die Entziehung der Wärmemenge Q, wobei die
                              									Temperatur bis T1
                              									abnimmt. Die Vorteile einer derartigen Kaltluft Maschine gegenüber den gewöhnlichen
                              									Anlagen bestehen im Fortfalle des Expansionszylinders, einer entsprechenden
                              									Verringerung des Ansaugeraumes und des Druckverhältnisses im Kompressor. Eine
                              									Untersuchung der Ausführungsmöglichkeit wurde von Prof. Mollier in Heft 35 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure
                              									vorgenommen. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß die Anwendung von Düsen an Stelle von
                              									Zylindern und Kreiselrädern an den auftretenden Reibungswiderständen scheitert. Er
                              									stellte nämlich fest, daß die Reibungsziffer \frac{Q_0}{A\,L} nur etwa 0,054, die
                              									Kälteleistung für 1 PS-Stunde nur 34,3 kcal. werden kann, wenn T2
                              									= 200 ist. Ein Wettbewerb mit modernen
                              									Kaltdampfmaschinen kommt somit garnicht in Frage. Ebensowenig lassen sich die
                              									Gedanken Dodlers beim Bau von Kraftmaschinen
                              									verwirklichen.
                           Schmolke.
                           Vereinigte Oel- und Dampfmaschine. Es liegen bereits
                              									zahlreiche Vorschläge vor, die Abwärme von Verbrennungskraftmaschinen zur
                              									Dampferzeugung zu verwenden, um so eine doppeltwirkende Gas-Dampfmaschine zu
                              									schaffen. Ueber eine solche Maschine wurde kürzlich in der Royal Society of Arts
                              									berichtet. Bei dieser Neuerung wird sowohl das vorgewärmte Kühlwasser als auch die
                              									Wärme der Abgase verwendet. Der auf diese Weise erzeugte Dampf gelangt dann in der
                              									Verbrennungskraftmaschine auf der anderen Kolbenseite zur Verwendung. Es kann eine
                              									gewöhnliche Verbrennungskraftmaschine Verwendung finden, die nach dem Zweitakt- oder
                              									Viertaktverfahren arbeitet. Es kommen sowohl Einzelzylinder- als auch
                              									Mehrzylindermaschinen in Betracht, die als, Explosions- oder Gleichdruckmaschinen
                              									gebaut sein können. Die Maschinen arbeiten, wie bereits ausgeführt, hierbei mit
                              									doppeltwirkenden Kolben. Der Kühlmantel besteht aus zwei Teilen. Der untere Teil ist
                              									als Dampfmantel für den als Dampfmaschine wirkenden Teil des Zylinders ausgeführt.
                              									Der obere Teil des Kühlmantels kühlt den Verbrennungsraum der
                              									Verbrennungskraftmaschine. Die Auspuffgase werden durch einen Wärmeaustauschapparat
                              									geleitet, Der kleine Dampfkessel ist mit Oelfeuerung ausgerüstet.
                           Im Betriebe wird das Wasser im oberen Kühlmantel erwärmt. Im Wärmeaustauschapparat
                              									wird die Wärme der Auspuffgase verwendet. Eine Wasserpumpe fördert das Wasser durch
                              									den Wärmeaustauschapparat in den Kühlwassermantel, das Wasser strömt dann stark
                              									erhitzt in den Oberteil des Dampfkessels über. Ist die Wassergeschwindigkeit groß
                              									genug, so kann sich an der Zylinderwand keine Dampfblasenschicht bilden, die für die
                              									Kühlung der Zylinderwandungen nachteilig ist. Es findet somit hier auch das Prinzip
                              									der bekannten Heißkühlung Verwendung. Im Kessel scheidet sich der Wasserdampf aus
                              									und sammelt sich im Dampfdom. Der Dampfdruck beträgt hier etwa 10 at abs. Da fast
                              									die gesamte Kühlwasser- und Auspuffwärme vom zirkulierenden Kühlwasser aufgenommen
                              									wird, so tritt auch dann eine starke Dampferzeugung ein, wenn der Dampfkessel nicht
                              									beheizt wird. Der auf diese Weise erhaltene Dampf, der durch die erwähnte
                              									Hilfsfeuerung vermehrt werden kann, wird durch ein Regelventil dem Unterteil des
                              									Kühlmantels zugeführt. Aus diesem Dampfraume strömt der Dampf, durch einen Schieber
                              									gesteuert, unter dem Kolben, um hier Arbeit zu leisten. Der Abdampf strömt in einen
                              									Kondensator. Das kondensierte Wasser und das frische Speisewasser werden durch eine
                              									Vorwärmeschlange in den Wärmeaustauschapparat geleitet. Auf diese Weise wird
                              									erreicht, daß beim Zweitaktverfahren auf einen Verbrennungsdrucktakt von der
                              									Kolbenoberseite ein Dampfdrucktakt von der Kolbenunterseite trifft. Bei Verwendung
                              									des Viertaktverfahrens dagegen erfolgen auf je einen Verbrennungsdrucktakt zwei
                              									Dampfdrucktakte, Die Dampfkesselanlage ist für einen Dampfdruck von 10 at bestimmt.
                              									Damit ergibt sich, daß das Kühlwasser auf etwa 180° C erwärmt wird. Durch diese
                              									Temperaturerhöhung ist es möglich, schwer siedende Brennstoffe zu verwenden.
                           Bei Versuchen mit einer solchen Maschinenanlage wurde das Kühlwasser in den Vorwärmer
                              									mit einer Temperatur von 38° geführt und trat auf 160° vorgewärmt in den
                              									Wärmeaustauschapparat über. Die austretenden Auspuffgase hatten eine Temperatur von
                              									485°, wurden im Wärmeaustauschapparat auf 205° und im Speisewasservorwärmer auf 66°
                              									abgekühlt. Die ersten Versuche wurden mit einer Zweitaktmaschine ausgeführt, die
                              									zuerst mit Leuchtgas, später mit Oel betrieben wurde. Weitere Versuche wurden dann
                              									mit einer Dreizylinder-Schiffsmaschine für den Betrieb mit Benzin vorgenommen. Die
                              									Maschine leistete bei 600 Uml./min. 12,5 PS ohne und 16,5 PS mit Abwärmeausnutzung.
                              									Der Dampfdruck betrug dauernd ohne Zusatzfeuerung unterm Kessel 7 at. Mit
                              									Zusatzfeuerung ließ sich die Leistung auf 38 PS bei 750 Uml./min., vorübergehend
                              									sogar auf 51,5 PS steigern, wie die englische Zeitschrift „The Engineer“ vom
                              									30. Mai 1919 berichtet.
                           Für den Betrieb mit schweren Treibölen ist das hierbeschriebene Verfahren besonders
                              									gut geeignet, weil in den gut angewärmten Zylindern die zum Entzünden des
                              									Brennstoffes notwendige Temperatur bei kleinerem Verdichtungsdrucke als in der
                              									Dieselmaschine erreicht wird. Bei einer Zweitaktmaschine wurden ohne Rücksicht auf
                              									den Kraftverbrauch der Ladepumpe im besten Falle ohne Wärmeausnutzung mit 360
                              									Uml./min, 330 PS abgebremst und dabei 137 g/PSe
                              									Treiböl verbraucht. Bei Ausnutzung der Abwärme konnte die Maschinenleistung dauernd
                              									auf 400 PS, vorübergehend sogar auf 540 PS gesteigert werden.
                           Eine solche Maschine kann in derselben Weise angelassen werden wie jede
                              									Verbrennungskraftmaschine. Nach vorübergehendem Stillstande würde sie, weil der
                              									Druck im Dampfkessel bestehen bleibt, sich selbst anlassen können. Wie die Versuche
                              									gezeigt haben, können einer solchen Maschine ohne weiteres große
                              									Leistungssteigerungen zugemutet werden, ohne daß das Triebwerk dabei ungünstig
                              									beansprucht wird, wie dies bei Maschinen mit besonderer Vorrichtung zur
                              									Leistungserhöhung der Fall ist. Eine solche Maschine wird außerdem als
                              									doppeltwirkende Maschine ruhiger laufen und einen kleineren Ungleichförmigkeitsgrad
                              									haben, als die gewöhnliche Verbrennungskraftmaschine. Der thermische Wirkungsgrad
                              									wird durch die restlose Ausnutzung der Abwärme besonders günstig sein.
                           Es ist bekannt, daß unsere heutigen Automobilmotoren nur ungefähr 25 v. H. der ihnen
                              									zugeführten Wärme in Arbeit umsetzen. Bei Dieselmaschinen steigert sich dieser
                              									Wirkungsgrad auf 36 v. H. Ein solcher Wirkungsgrad ist aber immer noch besser als
                              									der einer Dampfmaschine, der nur 16 bis 19 v. H. beträgt. Der Erfinder Still gibt nun an, daß sich bei der beschriebenen
                              									Maschinenanlage, durch die Verbindung einer Verrbrennungskraftmaschine mit einer
                              									Dampfmaschine, der Wirkungsgrad auf 50 v. H. erhöht. Natürlich könne auch ein
                              									solcher hoher Wirkungsgrad bei einer gewöhnlichen Verbrennungskraftmaschine erreicht
                              									werden, wenn das erwärmte Kühlwasser und die heißen Auspuffgase zu Heiz- und
                              									Kochzwecken Verwendung finden können.
                           W.
                           
                           Die zweckmäßige Darstellung der Leistungen der
                                 										Dampflokomotiven und deren Verwendung für Aufstellung und Prüfung von
                              									Fahrplänen. (Regierungs- und Baurat Velte aus Danzig,
                              									Verein Deutscher Maschinen-Ingenieure.) Die Erzielung einer zweckentsprechenden
                              									Fahrplanaufstellung bedingt eine weitgehende maschinentechnische Mitarbeit, damit
                              									der zur Verfügung stehende Lokomotivpark in der richtigen Weise eingesetzt wird
                              									unter genauer Berücksichtigung der Eigenart der jeweiligen Streckenverhältnisse. Zu
                              									dem Zwecke ist es nötig, Darstellungen zu schaffen, die die Leistungsfähigkeit der
                              									Lokomotiven eindeutig unter Berücksichtigung aller maßgebenden Gesichtspunkte
                              									festlegen und in ihrer Verwendung einfach sind. Dabei wurde unter Anlehnung an die
                              									Ermittlungen Strahls für Heißdampflokomotiven (vgl. Glasers Annalen 1913, Bd. 73, S. 86 und 87) ausgegangen von der
                              									Leistungsfähigkeit der Rostfläche \frac{B\,h}{10^6}=\frac{540\,.\,7500}{1000000}=4. Hierin bezeichnet B die stündlich auf 1 m2 Rostfläche verbrannte Kohlenmenge in kg und h den Heizwert der Kohle. 1 m2
                              									Rostfläche erzeugt dann bei einem Gesamtkesselwirkungsgrad von η ∾ 0,6 stündlich: 3300 kg Dampf von 13 at abs., t = 315° und einem Wärmeinhalt von 725 WE. Die
                              									Beurteilung der Dampfverwertung zur Erzielung einer bestimmten Leistung Ni in PS erfolgte unter
                              									Verwendung und Weiterbildung der Untersuchungen Lihotzkys, die in der Z. d. Oesterr. Ing.- und Arch.-V. 1915, Heft 26 bis 28
                              									veröffentlicht sind. Die Werte der mittleren Drucke pi und der Dampfverbrauch Ci wurden für eine
                              									Reihe von Drehzahlen n für 1 sek. für die Spannungen
                              									von 12 bzw. 14 at Schieberkastendruck absolut in ihrer Abhängigkeit von der Füllung
                              										ε dargestellt, und gleichzeitig wurde gezeigt, wie
                              									verschiedene Schieberkastenspannungen zu berücksichtigen sind. Mit Hilfe dieser
                              									Darstellungen und unter Verwendung der Gl. N_i=p_i\,\frac{v_i}{k} wurde die Ni-Schaulinie in ihrer
                              									Abhängigkeit von der Geschwindigkeit vi km/st ermittelt. Dabei ist k=\frac{270\,D}{d^2\,s} ein Festwert
                              									der Lokomotive, wo d der Zylinderdurchmesser in cm, s der Hub in cm und D der
                              									Triebraddurchmesser in cm ist. Weiter wurde gezeigt, wie die vorstehenden
                              									Feststellungen zur Ermittlung der richtigen Zylindergrößen Verwendung finden können.
                              									Nach Darstellung von Ni
                              									wurde unter Verwendung der Gl. Z_i=\frac{N_i\,270}{v_i} die Schaulinie der Zugkraft Zi ermittelt und unter
                              									Verwendung der Widerstandsformeln von Strahl (vgl. Glasers Annalen 1913, Bd. 73, S. 104) die Zugkräfte am
                              									Zughaken Zzg und die Tonnenbelastungen für verschiedene
                              									Neigungen festgelegt. Alle diese Ermittlungen wurden für die einzelnen
                              									Lokomotivgattungen in einem übersichtlichen Schaubild zusammengestellt, so daß man
                              									bei jeder Geschwindigkeit und Steigung mit einem Blick übersehen kann 1. die
                              									Leistung in t, 2. die Leistung Ni in PS, 3. die Zugkraft Zi in kg, 4. die Zugkraft Zzg am Zughaken, 5. den
                              									Dampfverbrauch Di in
                              									Stunde, 6. den spez. Dampfverbrauch, 7. den mittleren Druck pi in kg, 8. die Umdrehungszahl n/sek, 9. die mittlere Kolbengeschwindigkeit cm/sek,
                              									10. die erforderliche Füllung ε. Weiter wurde die Verwendung der Darstellungen für
                              									die verschiedensten Fragen des praktischen Lokomotivdienstes gezeigt und die
                              									Beziehungen zwischen dem Dampfverbrauch Dt in einer bestimmten Zeit in ihrer Abhängigkeit von
                              									der Geschwindigkeit v und den Streckenverhältnissen
                              									formelmäßig festlegt.
                           Im zweiten Teil des Vortrages wurde gezeigt, wie die vorstehenden Ermittlungen bei
                              									der Fahrplanaufstellung Verwendung finden können. Das vom Verfasser hierfür
                              									ersonnene Verfahren ist im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß unter
                              									Benutzung der ermittelten Belastungstabellen bzw. besonders abgeleiteter Formeln für
                              									die jeweilig gegebenen Verhältnisse ein Geschwindigkeitsbild, bezogen auf die Zeit,
                              									ermittelt wird, aus dem dann direkt das Zeitwegbild (der graphische Fahrplan)
                              									entwickelt wird. Mit Hilfe der Verbindung beider Schaulinien kann dann angegeben
                              									werden, an welcher Stelle sich der zu beobachtende Zug zu einer bestimmten Zeit
                              									befindet und mit welcher Geschwindigkeit er sich bewegt. Dabei ist es mit Hilfe der
                              									Belastungstabellen stets möglich, und hierauf wird besonderer
                                 										Wert gelegt, festzustellen, welche Beanspruchung der Lokomotive bei den
                              									einzelnen Zeitabschnitten vorliegt. Denn nur wenn dies möglich ist und auch bei
                              									Aufstellung der Fahrpläne tatsächlich beachtet wird, ist man bei deren
                              									Verwirklichung vor Ueberraschungen gesichert. Stellt man das Geschwindigkeitsbild
                              									einer Fahrt nach der Zeit dar, so zeigt dies teils krummlinigen, teils geradlinigen
                              									Verlauf. Da der krummlinige Teil rechnerisch schlecht zu verfolgen war, so wurde
                              									auch dieser in geeigneter Unterteilung durch einen geradlinigen Verlauf ersetzt.
                              									Infolgedessen ergaben sich einfache Formeln, welche zur Berechnung der Fahrzeiten
                              									dienen konnten. Die zunächst für die Wagerechte und für eine bestimmte Last G aufgestellten Formeln wurden dann weiter für die
                              									schnelle Berücksichtigung beliebiger Streckenverhältnisse und Zuglasten geeignet
                              									gemacht, wobei gleichzeitig weitere Anleitungen für die zweckentsprechende
                              									praktische Auswertung gegeben wurden. An der Hand einer Reihe von Beispielen wurde
                              									die praktische Durchführbarkeit des Verfahrens gezeigt, und zwar für die
                              									verschiedenen Streckenverhältnisse. Gleichzeitig wurden für die behandelten Fahrten
                              									mit den aufgestellten Formeln unter Verwendung der nach den Angaben Lihotzkys ermittelten Werte für pi und Ci die erforderlichen Dampfverbrauche festgelegt und
                              									diese Ergebnisse mit denen ähnlicher praktischer Versuchsfahrten verglichen.
                           Schwerölbetrieb fürLeichtmotoren. Wie bereits wiederholt in dieser
                              									Zeitschrift erwähnt, hat der Weltkrieg einen großen Mangel an leichten Treibölen,
                              									wie Benzin usw. erzeugt. Professor Riedler führt in der
                              									Zeitschrift „Autotechnik“ 1919, Nr. 12, Seite 5 aus, daß der Krieg ein
                              									gewaltiger Verbraucher und ein sinnloser Vernichter der wichtigsten Rohstoffe war.
                              									Der Wirtschaftskampf geht zunächst, nicht wie früher um Absatzgebiete, sondern um
                              									Rohstoffe und deren höchste Verwertung.
                           Für Verbrennungsmaschinen ist die Weiterentwicklung besonders schwierig, weil diese
                              									Maschinen bisher einem Werdegange gefolgt sind, der künftig aussichstlos ist. Der
                              									Bau dieser Maschinen für einzelne bestimmte Brennstoffsorten muß aufgegeben werden.
                              									Das bisherige Bestreben, die Maschinen nur mit einem bestimmten Brennstoffe zu
                              									betreiben, entspricht nicht mehr der kommenden Brennstoffversorgung. Deshalb müssen
                              									alle Verbrennungskraftmaschinen, auch die Leichtmotoren für Verkehrzwecke, besonders
                              									vervollkommnet werden, so daß ein einwandfreies Verbrennen verschiedener
                              									Brennstoffsorten in derselben Maschine möglich wird, vom Benzin bis zum Gasöl. Der
                              									Benzinmotor muß zum Oelmotor umgewandelt werden.
                           Es muß aber angestrebt werden, die zähflüssigen Brennstoffe durch geeignete
                              									Vorrichtungen vollständig und gleichmäßig zu zerstäuben, dann auf geeignete Weise
                              									den fein zerstäubten Brennstoff gut zu vergasen, um so ein richtiges
                              									Brennstoff-Luftgemisch zu erhalten. Weiterhin muß dafür gesorgt werden, daß ein
                              									Zerfall des Gemisches vor der Verbrennung verhütet wird, und alles Brennbare des
                              									Gemisches vollständig und genügend rasch verbrennt.
                           
                           Deshalb arbeitet man seit Verwendung des Benzols mit Zusatzwärme, und unsere
                              									bekannten Vergaser zerstäuben und vergasen schwere Brennstoffe wie Benzolspiritus,
                              									Benzolöl und Benzolpetroleum durch Verwendung vorgewärmter Luft und durch
                              									Einschaltung eines Verdampfers, der durch die heißen Abgase betrieben wird. Die
                              									Schweröl-Luftgemische neigen stark zum kondensieren, der Brennstoff spaltet sich aus
                              									dem Luftstrome ab und bildet Tropfen. Dieser Zerfall wird besonders begünstigt durch
                              									starke Temperaturabnahme und durch ungeeignete Ausbildung der Saugleitung. Scharfe
                              									Krümmungen sind hier zu vermeiden. Der Wärmezustand des Motors und aller seiner
                              									Teile, mit denen das Gemisch in Berührung kommt, muß ein solcher sein, daß sich das
                              									warme Gas-Luftgemisch nicht abkühlen kann. Deshalb geht man dazu über, die
                              									Hauptrohrleitung durch Abgase zu beheizen, oder sie mit der Auspuffleitung zu
                              									vereinigen. Empfehlenswert ist es, bei schweren Brennstoffen die sogenannte
                              									Heißkühlung zu verwenden, d.h. das Kühlwasser unter Druck über die Siedetemperatur
                              									bis zu 180° zu erhitzen.
                           Vollkommene Verbrennung des gleichmäßigen Schwerölluftgemisches im Motor ist endlich
                              									nur dann möglich, wenn jede Störung des Verbrennungsvorganges durch fremde Einflüsse
                              									vermieden wird. Durch Versuche ist bereits der schädliche Einfluß des Schmieröles
                              									festgestellt worden. Das Schmieröl wird durch die Kolbenringe in den
                              									Verbrennungsraum gebracht. Je kohlenstoffreicher der Brennstoff und je geringer
                              									seine Brenngeschwindigkeit ist, desto störender macht sich das Schmieröl bei der
                              									Verbrennung bemerkbar. Die Verbrennung ist durch Schmierölzutritt schon beim
                              									Benzolbetriebe sehr erheblich verschlechtert und verändert den gesamten
                              									Verbrennungslauf. Noch ungünstiger gestalten sich die Verhältnisse beim
                              									Schwerölbetrieb.
                           Prof. A. Riedler weist am Schlusse seiner Abhandlung
                              									darauf hin, daß „die wichtige Aufgabe darin besteht, die für den Schwerölbetrieb
                                 										der Leichtmotoren gekennzeichneten motor- und wärmetechnischen Bedingungen durch
                                 										besondere Ausgestaltung der Motoren und Gemischbilder zu erfüllen, in
                                 										planmäßiger Versuchsarbeit und unter sachgemäßiger Vertretung der großen
                                 										Erfahrungen der neuesten Zeit im Bau und Betriebe der Motoren. Je schärfer die
                                 										Bedingungen erfaßt werden, desto sicherer der Erfolg. Bloße
                                 											„Konstruktionsideen“ und die üblichen „Erfindungen“ werden ihn
                                 										nicht bringen.“
                           W.
                           
                        
                           Wärmetheorie.
                           Wärmeinhalt der feuchtenLuft. In Heft 29 der Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure veröffentlicht W. Schüle ein Diagramm der
                              									Wärmeinhalte feuchter Luft, dessen praktischer Wert für die Berechnung von
                              									Trocknungsanlagen und dergleichen nicht unterschätzt werden darf. Die Ordinate des
                              									Schaubildes ist die Temperatur. Da bei atmosphärischem Druck die Gewichtsmenge
                              									trockenen Sattdampfes, welche 1 kg reine Luft aufnehmen kann, durch den Wärmegrad
                              									eindeutig bestimmt wird, läßt sich zunächst die strichpunktierte Dampfgewichtskurve
                              									aufzeichnen. Der Abstand eines auf ihr liegenden Punktes von der Ordinatenachse gibt
                              									an, wieviel Gramm trockner Dampf in der genannten Luftmenge bei der durch die Lage
                              									des Punktes gekennzeichneten Temperatur enthalten ist. Auch die Wärmemenge, welche
                              									das gesättigte Dampf-Luftgemisch bei gleicher Spannung während des Erhitzens von 0°
                              									bis 100° aufnimmt, ist eine Funktion der Temperatur. Trägt man deren Werte für die
                              									verschiedenen Wärmegrade als Abszissen in das Diagramm ein, so ergibt sich die durch
                              									die Bezeichnung Q 760 kenntliche Kurve. Von ihren
                              									Schnittpunkten mit den Wagerechten durch die in Abständen von 10° auf der Ordinate
                              									angegebenen Teilpunkte verlaufen schräg nach rechts oben Linienzüge. Deren
                              									Bedeutung läßt folgendes Beispiel erkennen: Bei 60° ist der gesamte Wärmeinhalt
                              									eines Gemisches von 1 kg Luft mit trockenem Sattdampf gleich der Entfernung des
                              									Punktes f von der Ordinate. Tritt bei unverändertem
                              									Drucke eine Ueberhitzung bis auf 99° ein, so steigt der Wärmeinhalt. Er kann als
                              									Abstand des Punktes g von der Ordinate aus dem Diagramm
                              									abgegriffen werden. Analoges gilt für die Parallelen zur Linie fg, die somit als Ueberhitzungsgraden bezeichnet werden
                              									können. Die wagerechten Strecken zwischen der Ordinate und dem Linienzug O-a kennzeichnen demnach die von reiner Luft beim
                              									Steigen der Temperatur von 0° bis 100° aufgenommene Wärmemenge. Die im Schaubilde
                              									noch sichtbaren Kurven mit den Bezeichnungen 10 v. H., 20 v. H. usw. geben die
                              									Wärmeinhalte eines ungesättigten Dampf-Luftgemisches an, wenn das Verhältnis
                              									des in einem Kubikmeter desselben enthaltenen Dampfgewichtes zu dem bei
                              									gleicher Temperatur in einem Kubikmeter enhaltenen Sattdampfgewichte gleich 0,1 bzw.
                              									0,2 usw. ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 249
                              
                           Mit Hilfe des Schaubildes lassen sich die verschiedensten
                              									Aufgaben schnell lösen. Will man z.B. wissen, wieviel Gramm Wasser von 0° bei
                              
                              									atmosphärischem Druck 1 Kilogramm Luft von 100° verdampfen kann und wie tief während
                              									des Vorganges die Temperatur sinkt, so bestimmt man zunächst den Wärmeinhalt der
                              									reinen Luft bei 100°. Er ist geich der Entfernung der Ordinaten von Punkt a und muß ebenso groß wie der Wärmeinhalt des
                              									Dampfluftgemisches im Endzustande sein. Zur Feststellung der Temperatur beim
                              									Schlusse der Verdampfung zieht man daher ein Lot von a
                              									bis zum Schnittpunkte b mit der Sättigungskurve Q 760. Die Wagerechte durch b trifft die Ordinate in dem Teilpunkte 30°. Dessen Abstand von der
                              									Dampfgewichtskurve gibt weiterhin an, daß, während die Temperatur der Luft um 70°
                              									sank, 27 Gramm Dampf entstanden sind. Um den Feuchtigkeitsgehalt von gesättigter
                              									Luft zu bestimmen, die von 40° auf 80° bei gleichbleibendem Druck erwärmt wird,
                              									zieht man die Gerade cd. Er sinkt, wie man unschwer
                              									erkennt, bis auf 15 v. H. Erhitzt man gesättigte Luft von 60° bis auf 99°, so ist
                              									ihr Feuchtigkeitsgehalt, wie die Linie fg angibt, noch
                              									20 v. H. Die Temperatur, welche die Luft besitzt, wenn sie nunmehr so viel Wasser
                              									aufnimmt, daß sie bis zu 80 v. H. gesättigt ist, wäre 68° entsprechend der
                              									Senkrechten g – h. Das Wassergewicht ΔG, welches bei dieser Zunahme der Feuchtigkeit
                              									verdampft wird, findet man, wie eine einfache Ueberlegung zeigt, durch Ziehen der
                              									Linie hi in Richtung der Ueberhitzungsgeraden. Es ist
                              									gleich 19 Gramm. Ein bis auf Temperaturen von 350° erweitertes Diagramm, das u.a.
                              									Kurven gleichen Sättigungsgrades und unveränderten Volumens enthält, gibt Schüle fernerhin in dem genannten Heft der Zeitschrift
                              									des Vereines deutscher Ingenieure an.
                           Beitrag zur Theorie des Trocknens und Dörrens. Es dürfte
                              									ziemlich allgemein bekannt sein, daß beim Trocknen und Dörren die höchste zulässige
                              									Temperatur die wirtschaftlichste ist. Der Grund hierfür ist darin zu suchen, daß die
                              									Wasseraufnahmefähigkeit der Luft rasch mit steigender Wärme zunimmt. Indessen
                              									herrscht vielfach Unklarheit darüber, mit welcher Temperatur die Luft als verbraucht
                              
                              									aus einer Trocknungsanlage ausgestoßen werden soll. Meist wird angenommen, daß es
                              									geboten ist, die Abluft mit möglichst hoher Sättigung bei recht niedriger Temperatur
                              									zu entfernen. E. Höhne untersucht in Heft 35 der Zeitschrift des Vereins dtsch. Ing.
                              									diese landläufige Ansicht auf ihre Richtigkeit und gelangt zu dem Ergebnis, daß sie
                              									nur in ihrem ersten Teile zutreffend ist, eine niedrige Ablufttemperatur aber die
                              									Wirtschaftlichkeit herabsetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 250
                              
                           Diese Erkenntnis wird in sehr anschaulicher Form durch das auf
                              									Grund wärmetheoretischer Betrachtungen entworfene Schaubild zur Darstellung
                              									gebracht, in welches das bei verschiedenen Sättigungsgraden durch 1 kcal, abgeführte
                              									Wassergewicht über der Temperatur als Abszisse eingetragen wurde. Man sieht, daß
                              									etwa bei 15° der Wärmeaufwand für die Verdunstung am größten ist. Je mehr die
                              									Temperatur den angegebenen Punkt überschreitet, desto wirtschaftlicher gestaltet
                              									sich bei gleichbleibendem Sättigungsgrad das Entziehen von Wasser in einer
                              									Trocknungsanlage. Ferner erkennt man, daß es bei Sättigungsgraden von mehr als 80 v.
                              									H. keine erheblichen Vorteile mit sich bringt, wenn man eine noch höhere Sättigung
                              									anstrebt. Wirtschaftlich günstige und technisch leicht erreichbare Verhältnisse
                              									findet man bei 60 bis 80° C und einem Sättigungsgrad von 60 bis 80 v. H. In
                              									übersichtlicher Weise läßt die Abbildung erkennen, daß die gleiche Wassermenge durch
                              									1 kcal, verdunstet wird bei 40 v. H. Sättigung und 78°, bei 60 v. H. Sättigung und
                              									63°, bei 80 v. H. Sättigung und 54° sowie bei völliger Sättigung und 43°. Durch
                              									weitere Benutzung zeichnerischer Verfahren zeigt Höhne,
                              									daß die Wirtschaftlichkeit des Trocknungsvorganges mit zunehmendem Gesamtdruck von
                              									Dampf und Luft sinkt. Dies Ergebnis seiner Untersuchungen dürfte zur Klärung der
                              									Frage beitragen, ob es sich empfiehlt, bei normalem Barometerstande, im Vakuum oder
                              									mit künstlich erzeugter Druckluft zu trocknen. Ferner ist der Nachweis von
                              									Wichtigkeit, daß es als falsch betrachtet werden muß, wenn man die Dörrluft einmal
                              									vorwärmt, sie dann Wasser aufnehmen läßt und als verbraucht ausstößt.
                              									Wirtschaftlicher ist es, sie nach einmaliger Benutzung bei ihrem Gange durch
                              									das Dörrgut stufenweise nachzuwärmen. Zum Schluß seiner Darstellung zeigt Höhne, in welcher Weise sich unter Anwendung graphischer
                              									Methoden Tafeln entwerfen lassen zur Bestimmung des Sättigungsgrades feuchter Luft
                              									auf Grund der Psychrometerablesungen. Er weist nach, daß man mit ihrer Hilfe zu
                              									genaueren Ergebnissen gelangt als bei Verwendung von Tafeln, die nach der Sprungschen oder Wolfschen
                              									Formel berechnet wurden. Nach richtigen Gesichtspunkten hergestellte Psychrometer
                              									sind als ziemlich zuverlässige Vorrichtungen zur Bestimmung des Sättigungsgrades
                              									feuchter Luft zwischen 0° und nahezu 100° zu betrachten. Sie verdienen mehr
                              									Vertrauen als Haarhygrometer, da bei diesen die wichtigsten Bestandteile, nämlich
                              									die Haare, in industriellen Betrieben leicht verschmutzen und dann ungenau zeigen.
                              									Allerdings macht die Handhabung der Psychrometer besondere Sorgfalt und Sachkenntnis
                              									erforderlich. Es darf z.B. das trockene Thermometer nicht weniger als 10 bis 12 cm
                              									vom feuchten abstehen, damit es nicht durch die tiefe Temperatur des letzteren
                              									beeinflußt wird. Die Bretter, auf denen die Thermometer befestigt sind, sollen unter
                              									den Kugeln durchbrochen sein, um diese der Luftströmung im hinreichenden Maße
                              									auszusetzen. Die Kugeln des feuchten Thermometers müssen mindestens 2 bis 3 cm über
                              									dem Wassertrog angebracht werden, damit das durch den Docht aus dem Behälter
                              									angesogene Wasser, wenn es eine andere Temperatur hat, als die umgebende Luft, das
                              									nasse Thermometer nicht zu unrichtigem Anzeigen veranlaßt. Außerdem ist es
                              									wünschenswert, daß das Befeuchtungswasser im Trog ungefähr dieselbe Temperatur wie
                              									die zu untersuchende Luft besitzt. Deshalb darf der Standort eines Psychrometers
                              									nicht rasch gewechselt werden. Endlich ist noch zu beachten, daß die verwendeten
                              									Dochte oft ausgewechselt werden müssen und nicht zu dick sind, da sie sonst
                              									isolierend wirken.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Industrielle Gewinnung von Helium. Das Helium, das zuerst im Jahre 1868 im Sonnenspektrum
                              									entdeckt und erst vor etwa 25 Jahren auch als Bestandteil irdischer Stoffe erkannt
                              									wurde, zählte bisher zu den seltenen Gasen. Es ist neben anderen sogenannten
                              									Edelgasen in sehr geringer Menge in der atmosphärischen Luft vorhanden und wurde
                              									bisher nur aus Cleveit, Uranit und anderen seltenen Mineralien auf recht mühselige
                              									Weise in einer Menge von wenigen Litern hergestellt, so daß die physikalischen und
                              									chemischen Eigenschaften dieses Gases näher erforscht werden konnten. Die
                              									hervorstechendsten Eigenschaften des Heliums sind seine niedrige Dichte und seine
                              									chemische Indifferenz. Nächst dem Wasserstoff ist das Helium das leichteste Gas, das
                              									wir kennen, und da es außerdem nicht brennbar ist, wäre es ein ideales Füllgas für
                              									Luftschiffe. Die Möglichkeit der Verwendung des Heliums für diesen Zweck wurde schon
                              									vor einer Reihe von Jahren erkannt, doch scheiterte die praktische Ausführung dieses
                              									Planes bisher an der Seltenheit und dem hohen Preis des Gases.
                           Nach Mitteilungen aus Amerika hat man sich dort mit diesem Projekt während des
                              									Krieges eifrig beschäftigt, um mit einem mit Helium gefüllten Riesenluftschiff den
                              									Ozean zu überqueren und einen Luftangriff auf Deutschland zu unternehmen. Die
                              									Herstellung großer Mengen von Helium soll auf einem verhältnismäßig einfachen Wege
                              									geglückt sein, so daß die Herstellungskosten des Gases nicht übermäßig hoch sind
                              									(sie sollen etwa 14 M für 1 m3 betragen). Als
                              									Ausgangsmaterial für die Gewinnung des Gases dient heliumhaltiges Naturgas. Die
                              									amerikanischen Erdölgebiete sind bekanntlich auch sehr reich an Naturgasquellen;
                              									einzelne dieser Quellen enthalten im Durchschnitt 1 v. H. Helium. Das Naturgas von Dexter (Kansas)
                              									soll sogar 1,84 v. H. Helium enthalten. Durch Verbrennen des Naturgases erhält man
                              									ein Gasgemisch, das aus Kohlensäure, Stickstoff, Helium und Wasserdampf besteht. Die
                              									Trennung des Heliums von diesen Gasen bereitet keine besonderen Schwierigkeiten, so
                              									daß die Herstellung reinen Heliums auf diesem Wege wohl möglich ist. Die
                              									Einzelheiten des Verfahrens wurden von dem bekannten amerikanischen Metallurgen Cottrell ausgearbeitet, dem dafür die Perkin-Medaille
                              									verliehen wurde. Die von der amerikanischen Regierung errichteten Anlagen sollen
                              									täglich bis zu 50000 cbf (= 1415 m3) Helium
                              									erzeugen können; hierzu muß die hundertfache Menge Naturgas täglich verbrannt
                              									werden, wenn der Heliumgehalt des Naturgases 1 v. H. beträgt. Die Trennung des
                              									Heliums von den Verbrennungsgasen erfolgt wahrscheinlich durch deren Verflüssigung,
                              									wobei das Helium und andere Edelgase, die erst bei äußerst tiefen Temperaturen in
                              									den flüssigen Zustand übergehen, gasförmig bleiben. Man erhält so ein Rohgas, das
                              									neben Helium noch die beiden Edelgase Argon und Neon enthält; auch diese Begleiter
                              									lassen sich von dem Helium mit Hilfe der Verflüssigung und nachfolgender
                              									fraktionierter Destillation abscheiden. Die Verbrennung des Naturgases liefert
                              									jedenfalls die zum Antrieb der Kompressoren und Kältemaschinen erforderliche Energie
                              									oder doch einen Teil davon.
                           Die Verwendung von Helium als Füllgas für Luftschiffe ermöglicht sehr wesentliche
                              									konstruktive Verbesserungen, die bisher mit Rücksicht auf die Explosionsgefahr bei
                              									Verwendung von Wasserstoff nicht durchführbar waren. Man wird bei mit Helium
                              									gefüllten Luftschiffen z.B. die Maschinengondeln in das Innere des Luftschiffkörpers
                              									verlegen können, wodurch eine beträchtliche Verminderung des Luftwiderstandes und
                              									eine dementsprechend größere Geschwindigkeit erzielt wird. Diesem Vorteil gegenüber
                              									macht es wenig aus, daß die Dichte des Heliums doppelt so groß als die des
                              									Wasserstoffs ist, wodurch sich der Auftrieb eines Heliumluftschiffs um etwa 7,5 v.
                              									H. niedriger als der eines Wasserstoffballons von gleichem Rauminhalt stellt. Dazu
                              									kommt, daß alle Vorkehrungen gegen Feuer- und Explosionsgefahr bei der Verwendung
                              									von Helium als Füllgas entbehrlich werden.
                           Auch bei uns in Deutschland liegt die Gewinnung von Helium in größerem Maßstab
                              									durchaus im Bereich der Möglichkeit. Zwar besitzen wir keine heliumhaltigen
                              									Erdgasquellen wie Amerika, doch sind die aus zahlreichen deutschen Mineralquellen
                              									ausströmenden Oase heliumhaltig, so namentlich die Gase der Thermalquellen von
                              									Wildbad, die einen Heliumgehalt von 0,71 v. H. aufweisen.
                           Sander.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Frauenarbeit zeigte sich während des Krieges wie
                              									anderwärts auch in den Diskus werken Frankfurt a. M. notwendig als Ersatz für
                              									Männerarbeit. Die Einstellung der Frauen war ohne Betriebstörung möglich durch
                              									weitgehende Unterteilung der Bearbeitungsgänge und durch weitgehende Anwendung des
                              									Flächenschleifens nach Lehren, die Schlosserarbeiten meist überflüssig machten.
                              									Breite, ebene Flächen wurden mit dem Schleifriemen, geformte Flächen auf einer
                              									Sonderschleifmaschine mittelst einer Topfscheibe nach dem von den Fräsmaschinen her
                              									bekannten Kopierverfahren bearbeitet. Ferner wurden neben mechanischen Hebezeugen,
                              									die mit Zangen, Haken und ähnlichen Anhängevorrichtungen arbeiten, noch für
                              									Sonderzwecke elektromagnetische Hebezeuge ausgiebig benutzt, die gerade für die
                              									Frauen große Erleichterungen brachten. Die Hebezeuge beider Arten hängen an kleinen,
                              									leicht auf Hängebahnen verfahrbaren Katzen. Endlich wurde der Fabrikpflege erhöhte
                              									Aufmerksamkeit gewidmet, und auf Grund gemachter Beobachtungen verbesserte
                              									Arbeitsbedingungen durchgeführt. Die physischen Berufseigenschaften wurden
                              									durch allgemeine Belehrungen über das Verhalten in der Werkstatt, Belehrungen über
                              									den Betrieb der Maschinen und die Behandlung der Werkzeuge gesteigert.
                           Die Anzahl der Frauen stieg sprunghaft bis auf 90 v. H. der Männer. Die Firma konnte
                              									trotzdem alle vorkommenden Aufträge bestens erledigen. (Werkstattstechnik 1919, Heft
                              									12.)
                           Werkzeugmaschinen für unmittelbaren Antrieb von der
                                 										Transmission bringen folgende Vorteile: 1. Anbringung von Laufkränen bei
                              									mäßiger Stockwerkshöhe, 2. gute Raumausnutzung und keine Verdunkelung der Werkstatt
                              									durch die wagerechten Riemen zwischen Transmission und Vorgelege, 3. schnelle,
                              									billige Aufstellung der Werkzeugmaschinen, 4. Riemenersparnisse, 5. weniger Wartung
                              									von Triebwerksteilen. Der Einscheibenantrieb gestattet den unmittelbaren Antrieb von
                              									der Transmission her ohne weiteres, weil die Abstellvorrichtungen und der
                              									Geschwindigkeitswechsel an der Maschine selbst, angebracht sind. Zur Raumausnutzung
                              									soll man dann die kurzen Werkzeugmaschinen quer zur Transmission mit
                              									halbgeschränktem Riementrieb, die langen Werkzeugmaschinen parallel zur Transmission
                              									aufstellen. Man erhält dann ziemlich breite Gänge zwischen den Maschinen. Die beste
                              									Umlaufzahl für die Transmission ist 250 in der Minute. Die Möglichkeit, Maschinen
                              									mit Stufenscheiben anzutreiben, die unmittelbar auf der Transmission lose sitzen und
                              									mit Reibungskupplungen ein- und ausgeschaltet werden, befriedigt nicht immer. Besser
                              									ist der Weg, das Vorgelege auf die Maschinen selbst zu setzen, was natürlich schon
                              									vom Konstrukteur vorgesehen sein muß, da es sich später nicht oder nur schwer
                              									ermöglichen läßt. Bei Hobelmaschinen müßte das Vorgelege auf die Ständer der
                              									Maschine gesetzt werden, bei Shapingmaschinen mit schwingender Kurbelschleife
                              									empfiehlt sich ein Räderkasten. Bei Drehbänken, Abstechbänken, Revolverdrehbänken
                              									läßt sich die Verwendung eines Vorgeleges nicht umgehen. Höchstens kann man es auf
                              									einen besonderen Ständer setzen. Bei Senkrechtdrehbänken muß man das
                              									Stufenscheibenvorgelege am Fuß der Maschine anzubringen versuchen. Bohrmaschinen
                              									sind vielfach schon mit Einscheibenantrieb versehen und haben eine Stufenscheibe am
                              									unteren, die andere am oberen Ende des Ständers. Wagrechtfräsmaschinen werden wie
                              									Drehbänke zu behandeln sein. Sie werden, wie diese, vielfach mit Einscheibenantrieb
                              									und Räderkasten gebaut. Der Stufenscheibenantrieb dürfte sich aber billiger stellen.
                              									Bei Rundschleifmaschinen war bisher das Deckenvorgelege üblich. Es muß versucht
                              									werden, wie bei den Amerikanern, den Geschwindigkeitswechsel und den Antrieb der
                              									verschiedenen Bewegungen in die Maschinen selbst zu verlegen. Flächen- und
                              									Werkzeugschleifmaschinen brauchen vorläufig noch ein Deckenvorgelege. Im ganzen
                              									genommen ist der Antrieb nur bei wenigen Werkzeugmaschinen noch durch ein
                              									Deckenvorgelege unbedingt notwendig. (Werkstattstechnik 1919, Heft 13 und 14.)
                           Zur Beseitigung alter Maschinenfundamente kommt als einzig
                              									wirtschaftliche Arbeit nur die Sprengung in Frage. Es ist deswegen zweckmäßig,
                              									ähnlich wie bei den Brückenpfeilern, auch bei Fundamenten von vornherein gleich
                              									Sprengkammern anzubringen, die dann bei der späteren Beseitigung mit Sprengstoff
                              									gefüllt und mit Gips verdämmt werden. Man stampft am einfachsten bei der Herstellung
                              									der Fundamente aus Beton eingefettete Rundhölzer von 35 bis 40 mm  ein, deren
                              									Ende so gelegen ist, daß es als Mittelpunkt eines Zerstörungsradius von 1 m gelten
                              									kann. Bei größeren Fundamenten soll man statt der Rundhölzer Vierkanthölzer von 15 ×
                              									15 cm Stärke nehmen, deren Ende dann einem Zerstörungsradius von 2 m entsprechen würde.
                              									Die eingestampften Löcher können auch durchgehen und zur Durchleitung von Kabeln
                              									usw. benutzt werden. Vor der Sprengung selbst müssen alle irgend wie entfernbaren
                              									Eisenteile wenn nötig mit dem autogenen Schneidapparate beseitigt werden, damit sie
                              									nicht bei der Sprengung weit herumfliegen und der Umgebung gefährlich werden.
                              									Fenster sind zu öffnen oder ganz auszuhängen, Glasdächer am besten abzudecken.
                              									(Werkstattstechnik 1919, Heft 15.)
                           Prg.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Große Turbodynamos. In den Vereinigten Staaten ist der Bau
                              									von Turbodynamos von 30000 kW Leistung und darüber keine Seltenheit mehr. Die Westinghouse Electric Co., Pittsburg, hat bereits 14
                              									Turbodynamos von 30000 bis 70000 kW Leistung abgeliefert, von denen ein Teil bereits
                              									mehr als ein Jahr in Betrieb ist. Die Turbodynamos sind als Verbund-Dampfturbinen
                              									mit zwei Gehäusen ausgebildet. Die Hochdruckturbine macht 1500 Umdr./min., die
                              									Niederdruckturbine 750 Umdr./min. Bei 14,4 at Dampfdruck und 98,5 v. H. Luftleere
                              									leisten die Turbinenanlagen 30000 kW.
                           Für das Kraftwerk der Commonwealth Edison Co., Chicago,
                              									wurde eine Dampfturbine geliefert, die bei 15,5 at Dampfdruck und 1200 Uml./min.
                              									etwa eine Leistung von 35000 kW abgibt. Sie ist als Tandem-Verbundturbine gebaut,
                              									deren Hochdruckteil als Dampfturbine mit doppelter Dampfströmung ausgeführt ist. Bei
                              									dieser Turbine haben sich im Betriebe Störungen an der Labyrinthdichtung der
                              									Niederdrucktrommel bemerkbar gemacht. Die Ursache war darin zu suchen, daß die
                              									Gehäuseausdehnung zu wenig berücksichtigt war. Die Turbinenanlage wurde fast ohne
                              									Unterbrechung bis zu 40000 kW belastet.
                           Bei einer 40000 kW-Verbund-Turbodynamo, die seit 1917 in Betrieb ist, arbeitet die
                              									Hochdruckseite mit 1800, die Niederdruckseite mit 1200 Uml./min. Die Turbinenanlage
                              									hat mit 30000 bis 40000 kW mittlerer und bis zu 50000 kW Höchstbelastung regelmäßig
                              									gearbeitet. Durch Warmlaufen eines Hauptlagers trat eine Senkung der Trommelachse
                              									ein, wodurch die Schaufelung beschädigt wurde. Es war notwendig, die Spielräume
                              									nachzustellen und Ausgleichgewichte für das verlorene Schaufelgewicht anzubringen.
                              									Die Turbinen dieser Bauart nehmen Belastungen bis herab zu 5000 kW ohne Störung auf
                              									und halten Spitzenbelastungen von kurzer Dauer bis zu 50000 kW aus.
                           Die größte Leistung besitzt eine 60000 kW-Verbund-Turbodynamo der Interborough Rapid Transit Co., New York. Es sind hier
                              									ein Hochdruckgehäuse und zwei Niederdruckgehäuse jedes für sich angeordnet. Von
                              									diesem Turbinenaggregat ist im April 1918 die eine Niederdruckturbine mit
                              									Hochdruckdampf in Betrieb gesetzt worden, darauf folgte im August 1918 die
                              									Hochdruckturbine, an welche die vorhandene Niederdruckturbine angeschlossen wurde,
                              									erst im Oktober 1918 kam auch die zweite Niederdruckturbine in Betrieb. Im
                              									regelmäßigen Betriebe hat die Turbinenanlage bereits Belastungen bis zu 61000 kW
                              									aufgenommen. Jede der drei Einzelturbinen ist als Ueberdruckturbine für 1500
                              									Uml./min. gebaut und mit einem Drehstromgenerator von 11000 V bei 25 Per./sek.
                              
                              									gekuppelt. Bei 40000 kW Belastung tritt der Dampf mit 14,7 at abs. und 260° C in den
                              									Hochdruckteil und mit 2 at abs. und 121° C in die beiden Niederdruckturbinen ein.
                              									Die gesamte Turbinenanlage bedeckt eine Grundfläche von 15,2 × 18,8 m. Beim Versagen
                              									der einen Niederdruckturbine wird verhindert, daß die andere Niederdruckturbine den
                              									ganzen Abdampf der Hochdruckturbine aufnimmt. Zu diesem Zwecke ist in die
                              									Abdampfleitung der Hochdruckturbine ein Ueberdruckventil eingebaut, das in
                              									Tätigkeit tritt, wenn die Leistung der Niederdruckturbine 30000 kW überschreitet. Im
                              									Falle einer Störung an der Hochdruckturbine erhalten die beiden Niederdruckturbinen
                              									selbsttätig Frischdampf, sobald die Umlaufzahl um eine bestimmte Größe gesunken ist.
                              									Wenn die beiden Niederdruckturbinen versagen, strömt der Abdampf der
                              									Hochdruckturbine ins Freie. Die Turbinenanlage hat vier Oberflächenkondensatoren mit
                              									etwa 9300 m2 Kühlfläche. (Mechanical Engineering,
                              									April 1919.)
                           W.
                           Telephonieversuche mit Luftschiff „Bodensee“. Am
                              									24. 9. wurden während einer Fahrt des Luftschiffes „Bodensee“ von
                              									Friedrichshafen nach Berlin Reichweitenversuche mit drahtloser Telephonie
                              									unternommen. Auf dem Luftschiff befand sich ein Telephonie-Röhrensender mit einer
                              									Antennen-Energie von 10 Watt, welcher an einem einfachen Luftdraht von 40 m Länge
                              									angeschlossen war. Die Gegenstation von gleicher Größe befand sich in Nürnberg und
                              									benutzte die Antennenanlage der dort befindlichen Heimatfunkenstation. Der
                              									gegenseitige Verkehr begann, als das Luftschiff in 400 m Höhe über Nürnberg
                              									hinwegflog, eine Höhe, die fast während der ganzen Fahrt beibehalten wurde. Die
                              									Sprechverständigung war beiderseitig stets einwandfrei. Es konnte aber leider die
                              									größte Entfernung, auf die eine Verständigung möglich ist, nicht ermittelt werden,
                              									da die Luftschiffstation über Plauen die für die Schiffsleitung benötigten
                              									Wettermeldungen entgegennehmen und daher die Entfernungsversuche abbrechen mußte.
                              									Berücksichtigt man die aufgewendete Sendeenergie von nur 10 Watt, und die kleinen
                              									Abmessungen der verwendeten Luftleitergebilde, so muß man die auf der Strecke
                              									Nürnberg-Plauen überbrückte Entfernung von 140 km als außerordentlich
                              									bezeichnen.
                           Da ja nun in diesem Falle die Versuche nicht einmal bis zur äußersten
                              									Verständigungsmöglichkeit ausgedehnt wurden, so ist wohl ohne weiteres ersichtlich,
                              									daß bei Verwendung größerer Antennen und Sendeenergieen auch die deutsche drahtlose
                              									Telephonie Resultate zeitigen dürfte, die keinen Vergleich mit den aus dem Auslande
                              									berichteten Erfolgen auf diesem Gebiete zu scheuen haben.
                           
                        
                           Wasserkraftmaschine.
                           Die Kaplan-Turbine. Im D. p. J. Bd. 333, Seite 130, 1918
                              									wurde bereits über Versuche mit Kaplan-Turbinen berichtet. Nach den Ausführungen des
                              									Erfinders Prof. Dr. Kaplan in Brunn in der Zeitschrift
                              										„Die Wasserwirtschaft“ Nr. 6, 1918 sind die in der genannten Zeitschrift
                              									(1917, Heft 23 u. f.) mitgeteilten Angaben über die Bremsergebnisse der
                              									Kaplan-Turbine irreführend. Die Versuche wurden mit Laufrädern ausgeführt, deren
                              									Beschaufelung nicht entsprechend den Angaben des Erfinders ausgeführt waren.
                           Am 22. Juni 1919 wurden nun Abnahmeversuche an einer Kaplan-Turbine ausgeführt, die
                              									nach den Angaben des Erfinders gebaut ist. Sie ist für eine Spinnerei in Velm in
                              									Niederösterreich bestimmt. Die Turbine mit wagerechter Welle ist in einer offenen
                              									Wasserkammer eingebaut für etwa maximal 1400 l/sek. bei einem Gefälle von ungefähr 3
                              									m. Die Ausführung der Turbine samt Zubehör stammt aus der Stahlgießerei und
                              									Maschinenfabrik Storek in Brunn. Durch den Einbau des
                              									Meßüberfalles im Unterwassergraben, etwa 1,70 m vom Wasserauslauf aus dem
                              									Saugrohrkrümmer angebracht, war das Gefälle vermindert und betrug während der
                              									Messungen bei voller Beaufschlagung rund 2,30 m und bei halber Beaufschlagung etwa
                              									2,50 m. Die überfließende Wassermenge wurde nach der Formel von Freese berechnet. Der Bremszaun mit Dreipunktzentrierung
                              									arbeitete störungsfrei. Die Umlaufzahl wurde durch ein Hornsches Handtachometer
                              									festgestellt. Besonders wurde bei diesen Versuchen, die von Prof. Budau, Wien, ausgeführt wurden, nachgeprüft, ob der bei
                              									den früheren Versuchen bei halber Beaufschlagung von 500 1/sek. erhaltene
                              									Wirkungsgrad von 85 v. H. wirklich vorhanden sei, gegenüber einem Wirkungsgrad von
                              									84 v. H. bei voller Beaufschlagung von etwa 1000 1/sek. Ein so hoher Wirkungsgrad
                              									bei einer so stark verminderten Beaufschlagung und einer hohen spezifischen Drehzahl
                              									von etwa 800 ist ein überraschendes Ergebnis. Um keinen Zweifel an dem Ergebnis
                              									aufkommen zu lassen, wurden die Versuche wiederholt, wobei sich wieder der gleiche
                              									Wirkungsgrad ergab. Es ist somit kein Grund mehr vorhanden, die gefundenen Resultate
                              									anzuzweifeln, und somit trifft einer der ärgsten Vorwürfe, die man gegen Turbinen
                              									mit derartig hoher spezifischer Drehzahl erheben konnte, nämlich bei kleiner
                              									Beaufschlagung stark abnehmenden Wirkungsgrad zu haben, zu mindestens bei dieser
                              									Ausführungsart der Kaplan Turbine nicht zu. (Die Wasserwirtschaft Nr. 14, 1919.)
                           W.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Normalspannungen. In der Jahresversammlung des Verbandes
                              									deutscher Elektrotechniker vom 27. September 1919 sind für die Betriebsspannung
                              									elektrischer Anlagen über 100 V bis zu 100000 V Normen angenommen worden, die der
                              									nächsten Jahresversammlung in Stuttgart zur Beschlußfassung vorgelegt werden sollen.
                              									Als Betriebsspannung wird diejenige Spannung bezeichnet, die in leitend
                              									zusammenhängenden Netzteilen an den Klemmen der Stromverbraucher im Mittel vorhanden
                              									ist. Als Stromverbraucher gelten außer Lampen, Motoren usw. auch Primärwicklungen
                              									von Transformatoren. Die bisher herrschende Systemlosigkeit bei der Wahl der
                              									Spannung für elektrische Anlagen brachte den großen Nachteil mit sich, daß
                              									Maschinen, Transformatoren und Apparate jeweils besonders angefertigt werden mußten,
                              									wodurch eine Verzögerung und Verteuerung der Lieferung herbeigeführt wurde, auch
                              									wurde durch sie der Zusammenschluß benachbarter Anlagen in vielen Fällen erschwert.
                              									In den meisten Fällen bestand kein zwingender Grund, die gerade gewählte
                              									Betriebsspannung zu verwenden, weil dieselbe Wirtschaftlichkeit auch mit einer
                              									etwas abweichenden Spannung erreicht werden konnte und ist es, um eine Besserung für
                              									die Zukunft herbeizuführen, nur notwendig, dem projektierenden Ingenieur eine
                              									bestimmte Auswahl normaler Betriebsspannungen an die Hand zu geben. Durch die
                              									Normalisierung erreicht die gesamte Elektrotechnik den Vorteil, daß eine
                              									einheitliche Herstellung ermöglicht wird, daß die Lagerhaltung und der Ersatz
                              									erleichtert werden, ferner wird der spätere Zusammenschluß benachbarter Anlagen in
                              									vielen Fällen ohne weiteres möglich sein, wo bis jetzt infolge der Wahl etwas
                              									abweichender Spannungen Schwierigkeiten entstanden. Die Vorteile der Normalisierung
                              									bestehen sowohl für den Verbraucher als auch Hersteller elektrischen Materials.
                           Spart Brennstoffe! Unter diesem Leitwort veranstalten der
                              									Verein deutscher Ingenieure und die Vereinigung der Elektrizitätswerke vom 29.
                              									Oktober bis 1. November d. J. im großen Saal des Ingenieurhauses, Sommerstr. 4 a,
                              									eine Vortragsfolge über Brennstoff Wirtschaft. Die Vorträge sollen zeigen, wie mit
                              									einfachen, zurzeit zu Gebote stehenden Mitteln der Brennstoffnot vorzubeugen ist und
                              									dem Volksvermögen erhebliche Werte erhalten werden können. Die Vorträge behandeln
                              									folgende Fragen: Mittel und Wege zur besseren Ausnutzung unserer Brennstoffe;
                              									Grundlage der Brennstoffkunde; Kohlenkrisis und Transportfrage; Verbesserung der
                              									Wärmewirtschaft durch Abwärmeverwertung bei Dampfkraftanlagen, bei
                              									Verbrennungskraftanlagen und Groß Oelmaschinenanlagen; Wärmemessung bei
                              									Dampfkraftanlagen und bei Verbrennungskraftanlagen; Verwertung und Nutzbarmachung
                              									minderwertiger Brennstoffe; Wärmefortleitung; Brennstoffwirtschaft im Haushalt und
                              									in den Städten; wärmewirtschaftliche Kupplung städtischer Werke mit privaten
                              									Fabrikbetrieben.
                           
                        
                           Personliches.
                           Am 14. Oktober ist Geh. Reg.-Rat Dr.-Ing. E. h. und Dr. phil. h. c. Wilhelm v. Siemens im Alter
                              									von 64 Jahren gestorben. Die Schriftleitung wird im nächsten Heft eine eingehende
                              									Würdigung dieses bedeutenden Mannes bringen.