| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Th. Rümelin | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 260 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gastechnik.
                           Koks für Lokomotivbeheizung und gewerbliche Feuerungen. In
                              									Oesterreich wurde während des Krieges ein Ausschuß gebildet zur Förderung der
                              									erhöhten Gewinnung der Nebenprodukte bei der Koks- und Gaserzeugung. Ueber die auf
                              									dem Gebiete der Koksverwertung gesammelten Erfahrungen macht Ingenieur K. Marischka
                              									ausführliche Mitteilungen. Die bei den deutschen Eisenbahnen mit der Koksfeuerung
                              									der Lokomotiven gemachten Erfahrungen sind als sehr günstig zu bezeichnen. Koks wird
                              									teils allein, teils mit Kohle oder Briketts gemischt bei allen Zuggattungen
                              									verwendet. Anfangs wurde nur Zechenkoks, später auch Gaskoks benutzt, und man zieht
                              									diesen sogar in mancher Beziehung vor, weil er im allgemeinen kleinstückiger ist und
                              									sich schneller entzündet als Zechenkoks. Andererseits ist zu berücksichtigen, daß
                              									sehr poröser Gaskoks (aus Retortenöfen) geringere Festigkeit hat, auf der Lokomotive
                              									mehr Raum beansprucht und infolge des geringeren Raumgewichts auch mehr
                              									Schaufelwürfe des Heizers erfordert. Gaskoks aus Großraumöfen steht in seinen
                              									Eigenschaften in der Mitte zwischen Retortenofenkoks und Zechenkoks. Dieser wird
                              									meist mit Kohle oder Briketts im Verhältnis 1 : 3 oder auch 1 : 2 gemischt
                              									verwendet. Die eisernen Feuerbuchsen eignen sich weniger für die Koksbeheizung als
                              									die kupfernen; der Koks wird auf dem Tender von der Kohle getrennt gelagert, so daß
                              									der Heizer je nach Bedarf Koks oder Kohle verfeuern kann. Bei Koksfeuerung wird mehr
                              									Brennstoff gebraucht als bei Verwendung von Kohle, es muß daher aus Gründen der
                              									Wirtschaftlichkeit darauf geachtet werden, daß keine unverbrannten Koksteile mit
                              									ausgeschlackt werden. Für den Rangierdienst mit seiner wechselnden Beanspruchung der
                              									Maschine ist Koks weniger geeignet; alles in allem ist jedoch durch die Heranziehung
                              									des Kokses zur Lokomotivbeheizung eine wesentliche Entlastung des Koksmarktes und
                              									eine bedeutende Ersparnis an Steinkohle erzielt worden.
                           Auch in Oesterreich standen der erhöhten Koksverwendung seitens der Eisenbahnen keine
                              									technischen Schwierigkeiten im Wege, doch herrschte bei den. Kokereien eine starke
                              									Koksknappheit, und die geforderten Preise waren zu hoch. Die Steigerung der
                              									Kokserzeugung in Oesterreich ist auch abgesehen von dem großen Bedarfe der
                              									Heeresverwaltung an Ammoniak, Teer und Benzol während des Krieges wünschenswert,
                              									weil die Eisenhütten vor dem Kriege etwa 40 v. H. ihres Koksbedarfes aus Deutschland
                              									beziehen mußten. Die Steigerung der einheimischen Kokserzeugung in dem Umfange, daß
                              									die bisherige Kokseinfuhr entbehrlich wird, ist im volkswirtschaftlichen Interesse
                              									geboten, zumal dadurch auch erheblich größere Mengen der wertvollen Nebenprodukte im
                              									Inlande gewonnen werden.
                           Durch eine planmäßige Werbetätigkeit könnte namentlich auch der Absatz von Gaskoks
                              									sehr gesteigert werden, dessen Verwendung vielfach noch Vorurteile im Wege stehen.
                              									Die in Deutschland bestehenden wirtschaftlichen Organisationen werden hierbei als
                              									Vorbild empfohlen. Die Einführung der Kohlenwäsche vor der Entgasung zum Zwecke,
                              									einen höherwertigen Koks zu gewinnen, dürfte bei den österreichischen Gaswerken aus
                              									technischen und wirtschaftlichen Erwägungen heraus kaum möglich sein. Dennoch
                              									ist eine Verbesserung der Eigenschaften des Gaskokses mit allen Mitteln anzustreben.
                              									Für Zentralheizungen und Dauerbrandöfen führt sich der Gaskoks mehr und mehr ein,
                              									auch für Schmiedefeuer könnte er ohne weiteres an Stelle von Kohle Anwendung finden,
                              									wie die in den letzten Jahren ausgeführten Versuche beweisen. Weiter kann der Koks
                              									zur Erzeugung von Generatorgas mit Vorteil Verwendung finden, so werden bereits
                              									jährlich gegen 80000 t Koks lediglich in den Wiener Gaswerken in Generatoren
                              									vergast. Es wird daher auch bei einer wesentlichen Steigerung der Kokserzeugung an
                              									Absatzmöglichkeiten nicht fehlen. Für die Unterbringung einer erhöhten Kokserzeugung
                              									eine verläßliche Gewähr zu schaffen, hat sich der oben erwähnte Ausschuß zur Aufgabe
                              									gemacht, doch müssen auch die maßgebenden Behörden und Unternehmungen hierbei
                              									mitwirken. (Ztschr. d. Vereins d. Gas- und Wasserfachm. in Oesterreich-Ungarn 1919,
                              									S. 105 bis 112.)
                           Eine Gaszentrale in Niederschlesien. Ebenso wie in
                              									Rheinland-Westfalen hat die Fern Versorgung mit Koksofengas auch in Niederschlesien
                              									bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Das Gas wird von der Kokerei der kons.
                              									Fuchsgrube in Neuweißstein geliefert und nach der Reinigung von Teer und Ammoniak
                              									dem städtischen Gaswerk in Waldenburg sowie durch eine besondere Leitung der
                              									Gaszentrale in Altwasser zugeführt. Die dort errichtete Gasförderanlage, die 3 ½ km
                              									von der Kokerei entfernt liegt, erhält das Gas unter verhältnismäßig niedrigem
                              									Druck, weil diese Leitung eine Grubenbruchstrecke mit häufigen starken
                              									Bodensenkungen durchzieht. In Altwasser wird das Gas zunächst gemessen und dann in
                              									mehreren Behältern aufgespeichert. Aus diesen wird das Gas von Kolbenkompressoren
                              									angesaugt und mit einem Druck bis zu 10 m WS in die Fernleitungen gefördert, die
                              									einen Durchmesser von 80 bis 175 mm haben. Die Anfänge dieser Fern Versorgung gehen
                              									bis auf das Jahr 1911 zurück, in welchem die Orte Altwasser und Bad Salzbrunn
                              									angeschlossen wurden. Es folgten Hausdorf und Wüstegiersdorf sowie 11 weitere
                              									Ortschaften des Kreises Waidenburg, die bis dahin noch nicht mit Gas versorgt waren,
                              									sodann Nieder-Salzbrunn und Freiburg und schließlich die Stadt Schweidnitz. Alle
                              									diese Orte legten alsbald ihre eigenen Gaswerke still; der Uebergang zum Bezug von
                              									Koksofengas machte keinerlei Schwierigkeiten, nur mußten sämtliche Brenner
                              									nachreguliert werden, weil das Koksofengas ein etwas höheres spezifisches Gewicht
                              									hat. Diejenigen Ortschaften, die bisher noch keine Gasversorgung hatten, wurden, um
                              									den Bau von Gasbehältern zu ersparen, mittels Membranreglern direkt an die
                              									Hochdruckleitung angeschlossen. Diese Regler, die den bis zu 10 m betragenden
                              									Hochdruck auf den Gebrauchsdruck von 40 bis 80 mm verringern, haben sich besser
                              									bewährt als die zuerst benutzten nassen Regler mit Glyzerinfüllung. Die
                              									Hochdruckleitungen bestehen aus 10 bis 12 m langen, nahtlosen Stahlrohren mit
                              									Schalker-Muffen, deren Dichtung mit besonderer Sorgfalt ausgeführt wurde. Für die
                              									oben erwähnte etwa 3 km lange Bruchstrecke zwischen der Kokerei und der Förderanlage
                              									in Altwasser war zuerst eine oberirdische Rohrleitung, die auf Masten verlegt
                              									werden sollte, geplant, man entschloß sich jedoch schließlich, die Leitung unter
                              									Anwendung besonderer Vorkehrungen mit 1 m Deckung in der Erde zu verlegen. Es wurden
                              									für diesen Teil der Leitung Mannesmannrohre mit verlängertem Muffenhals gewählt. Die
                              									Bodenbewegungen an dieser Stelle waren manchmal so groß und traten so plötzlich auf,
                              									daß die Rohre bisweilen aus der 400 mm langen Muffe vollständig herausgezogen waren;
                              									trotzdem wurde die Gaszufuhr nach Altwasser kein einziges Mal länger als 3 bis 4
                              									Stunden unterbrochen.
                           Seit Einführung des Koksofengases hat der Gasverbrauch in dem von der Zentrale
                              									Altwasser versorgten Gebiet eine Zunahme von mehr als 100 v. H. erfahren, trotzdem
                              									alle diese Ortschaften schon seit etwa 20 Jahren auch mit elektrischem Strom
                              									versorgt sind. Der Preis des Koksofengases beträgt je nach der Verwendung und der
                              									Menge des entnommenen Gases nur 4 bis 8 Pf. für 1 m3, wodurch auch zahlreiche Industrien in jener Gegend zur Gasfeuerung
                              									übergegangen sind. Der gesamte Gasverbrauch des Versorgungsgebiets hat infolgedessen
                              									eine erhebliche Steigerung erfahren und ist trotzdem noch sehr ausdehnungsfähig,
                              									denn das Koksofengas ist dazu berufen, nicht nur im Haushalt und Gewerbe, sondern
                              									auch in zahlreichen Betrieben der Industrie an die Stelle der Kohlenfeuerung zu
                              									treten. In Niederschlesien wird es bereits in Spinnereien und Webereien, in
                              									Maschinenfabriken, Buchdruckereien, Porzellan- und Glasfabriken, in Ziegeleien,
                              									einem Fernheizwerk zur Kesselfeuerung, im Brunnen- und Badebetrieb, in Bäckereien
                              									zum Heizen von Backöfen, in Fleischereien, Schneidereien und Plättanstalten als
                              									Kraft- und Heizmittel und schließlich auch in der Landwirtschaft zur
                              									Stallbeleuchtung, zur Heizung von Futterdämpfern und zum Betrieb von Gasmotoren
                              									benutzt. Die Koksofengasversorgung des ganzen Gebiets hat sich bisher ohne Störung
                              									vollzogen und hat sich namentlich auch während des Kriegs als vorteilhaft erwiesen,
                              									weil alle an die Fernleitung angeschlossenen Orte von der Kohlennot kaum etwas
                              									verspürten. (Journal f. Gasbeleuchtg., 60. Jahrg., S. 544–546.)
                           Die Aussichten der Verkokung der Kohle bei niedriger
                                 										TemperaturVgl. D. p. J., Bd.
                                    											334, S. 150.. Ueber die in England während des Krieges
                              									unternommenen Versuche zur Tieftemperaturdestillation der Steinkohle machte E. C.
                              										Evans in einem Vortrag vor der Society of Chemical
                              									Industry nähere Angaben. Er wies zunächst auf die älteren Versuche in dieser
                              									Richtung hin, namentlich auf das Coalite-Verfahren von Parker (1906), das zwar wirtschaftlich keinen Erfolg gehabt, aber doch das
                              									allgemeine Interesse auf dieses Problem gelenkt habe. Evans berichtete ausführlich über die neueren Verkokungsversuche und
                              									teilte Kostenberechnungen mit, aus denen hervorgeht, daß die der
                              									Tieftemperaturverkokung von interessierter Seite nachgerühmten Vorteile nur unter
                              									ganz besonders günstigen Bedingungen zu erzielen sind; dennoch sei diese Frage des
                              									eingehenden Studiums wert. Eine Apparatur, in der alle Kohlenarten diesem neuen
                              									Verfahren unterworfen werden könnten, sei noch nicht vorhanden, auch seien die
                              									Probleme der Tieftemperaturverkokung noch nicht völlig gelöst, doch dürfe man
                              									erwarten, daß durch ein eingehendes Studium der Kohlen, das in Angriff genommen
                              									werden solle, sowie auf Grund einer genauen Kenntnis der Verhältnisse in der Kokerei
                              									und durch einmütiges Zusammenarbeiten von Chemikern und Ingenieuren diese
                              									bedeutsamen Fragen einer erfolgreichen Lösung entgegengeführt werden könnten.
                           In der Besprechung, die diesem Vortrag folgte, wies Dr. Armstrong darauf hin, daß man der wissenschaftlichen Seite dieser
                              									Fragen bisher nicht genügende Beachtung geschenkt habe, auch müsse vor allem die
                              									wirtschaftliche Seite dieser Frage berücksichtigt werden, die bisher nicht sehr
                              									verlockend sei. Man dürfe es darum begrüßen, daß der neu gebildete „Rat für
                                 										wissenschaftliche Forschung“ die Begründung eines Laboratoriums zum näheren
                              									Studium dieser sämtlichen Fragen in Aussicht genommen habe. Dr. Perkin betonte, daß die Fortschritte auf dem Gebiete der
                              									Tieftemperaturverkokung tatsächlich größer seien, als es nach dem Bericht von Evans den Anschein habe. In der Nähe von Nottingham
                              									erbaue die Regierung eine Anlage nach dem Del Monte -
                              									Verfahren, bei dem allerdings nur nichtbackende Kohlen verwendbar seien. Bei der
                              									Retorte von Tozer seien dagegen alle Kohlenarten zu
                              									gebrauchen, da hier im Vakuum gearbeitet werde. Ebenso sei in der letzten Zeit auch
                              									die Retorte von Pringle-Richards wesentlich verbessert
                              									worden und schließlich werde man unter Umständen auch die Retorte von Lamplough mit Erfolg verwenden können. Eine Verdrängung
                              									der alten Kokereien sei indessen nicht zu erwarten, da große Mengen von
                              									Benzolkohlenwasserstoffen benötigt würden, die man bei der
                              									Tieftemperaturdestillation der Kohle nicht gewinnen könne.
                           In seinem Schlußwort bemerkte Evans dann noch, daß die
                              									unangenehmen Eigenschaften des Tieftemperaturkokses, namentlich seine leichte
                              									Zerreiblichkeit, dem neuen Verfahren hindernd im Wege ständen, doch sei begründete
                              									Hoffnung vorhanden, daß die Eigenschaften des Kokses verbessert werden, was
                              									angeblich auch einigen Werken bereits gelungen sei. (Dokumente a. d. ehem. Ind. des
                              									Auslandes 1919, S. 49–50.)
                           Gasfernversorgung in Rheinland-Westfalen. Die umfangreiche
                              									Gasfernversorgung des Rheinisch-Westfälischen
                                 										Elektrizitätswerks, A.-G. in Essen, wurde während der Kriegsjahre 1914 bis
                              									1917 von 155 auf 215 km ausgebaut. Abgesehen von anderen Anschlüssen wurde während
                              									des Krieges auch die Hochdruckleitung auf das linke Rheinufer geführt zur Versorgung
                              									der Stadt Neuß mit Koksofengas, und zwar wurde südlich von Düsseldorf der
                              									Gasrohrdüker durch den Rhein verlegt. Dies dürfte die erste vollständige Dükerung
                              									durch den Rhein sein, da bisher wohl auch im Ausland kaum irgendwo ein Düker für Gas
                              									oder Wasser durch den Rhein verlegt worden ist. Das Rohrmaterial besteht aus
                              									nahtlosen Stahlrohren von 300 mm lichter Weite, die mit Spezialdükermuffen versehen
                              									sind; es sind zwei Rohrstränge vorhanden. Die Baggerung, sowie die Montage und
                              									Versenkung der Rohre wurde durch die Firma Ph. Holzmann &
                                 										Co., A.-G., ausgeführt, während die Stahlmuffenrohre von der Firma Thyssen
                              									& Co., Mülheim (Ruhr), geliefert wurden, die auch die Dichtungarbeiten bei der
                              									Verlegung des Dükers ausgeführt hat. Die Arbeiten wurden im Sommer 1915 begonnen,
                              									der linke Stromteil wurde 1916 und der rechte im Jahre 1917 verlegt. Im Januar 1918
                              									konnte die Inbetriebnahme des Dükers erfolgen, und von jenem Zeitpunkte an wird die
                              									Stadt Neuß mit Ferngas versorgt.
                           Sander.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Abdampfheizung als Dampfersparnis bei derFördermaschine. Die Fördermaschinen waren lange Zeit
                              									starke Wärmeverbraucher infolge ihrer wechselnden Belastung, der zahlreichen
                              									Betriebsunterbrechungen und der mit diesen verbundenen Abkühlung. Durch Einführung
                              									der Zwillingsmaschinen mit Auspuff gelang es, den Dampfverbrauch von 60 bis 100 kg
                              									für 1 Schacht-PS-Stunde auf 20 kg herabzusetzen, Die Zwillings-Tandemmaschinen mit
                              									Abdampfverwertung benötigen sogar nur 11 bis 15 kg Dampf für dieselbe Leistung, und
                              									bei elektrischem Antriebe sind 9,6 bis 16 kg ausreichend. Eine erhebliche Steigerung
                              									der Wirtschaftlichkeit wurde somit erreicht. Jedoch ist man noch weit von ganz
                              									befriedigenden Ergebnissen entfernt, denn eine Turbine von mittlerer Größe bedarf
                              									nur 5,88 kg Dampf für 1 PSe-Stunde. Die Möglichkeit
                              									einer weiteren Verminderung des Wärmeverbrauchs ist vorhanden. Man müßte nämlich die
                              									Abdampf-Verwertungsanlagen tunlichst vervollkommnen. Nun läßt sich allgemein sagen,
                              									daß es wirtschaftlicher ist, Abdampf zu Heizzwecken zu verwenden, als ihn zur
                              									Krafterzeugung in einer Niederdruckturbine auszunutzen oder ihn im Kondensator
                              									niederzuschlagen. Dies gilt ganz besonders für Fördermaschinen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 262
                              
                           Diese arbeiten stoßweise mit längeren Unterbrechungen und
                              									machen daher teure Wärmespeicher notwendig, wenn eine Abdampfturbine an die
                              									Kolbenmaschine angeschlossen werden soll. Auch würde eine Abkürzung der Zugdauer
                              									durch Gegendampfgeben bei Trommelmaschinen nicht gut mit Kondensationsbetrieb
                              									vereinbar sein. Andererseits ließe sich eine Ausnutzung des Abdampfes zum Heizen von
                              									Umkleideräumen und für die Erwärmung des Wassers zum Waschen und Baden unschwer
                              									ermöglichen. Die Verhältnisse liegen sogar recht günstig, denn der starke
                              									Dampfverbrauch tritt erst am Ende der Schicht ein, wenn sich die Leute reinigen
                              									müssen. Gerade dann ist aber auch eine hinreichende Abdampfmenge verfügbar. Ferner
                              									liegt die Möglichkeit der Fernheizung von Arbeiterkolonien und dergleichen vor, und
                              									es kann daher keinesfalls bezweifelt werden, daß stets Bedarf an Heizdampf vorhanden
                              									ist. Es scheint somit empfehlenswert, auf die Ausnutzung des Abdampfes zu
                              									Kraftzwecken zu verzichten und ihm die Wärme in anderer Form zu entziehen. In diesem
                              									Falle macht sich aber beim Gegendampfgeben der Uebelstand bemerkbar, daß Abdampf in
                              									die Leitung zurückgesaugt wird. A. Lütschen schlägt daher
                              									in Heft 39 der Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure die in der Abbildung
                              									gezeigte gesteuerte Verbindung des Auspuffes mit zwei Rohrleitungen vor. Im
                              									Augenblicke des Saugens strömt Luft durch das Ventil b
                              									in der Richtung b1 in
                              									den Zylinder. Die Abdampf-Verwertungsanlage ist bei a
                              									angeschlossen und erhält nur in Richtung a1 Dampf. Die Einrichtung kann mit zwangläufig
                              									gesteuerten Ventilen versehen werden.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Eisenbeton.
                           Die technischen und wirtschaftlichen Grundlagen der Verwendung
                                 										von Eisenbeton als Schiffbaumaterial. Die Gründe zur Verwendung des
                              									Eisenbetons als Schiffbaumaterial liegen einerseits im Frachtraummangel,
                              									andererseits im Mangel an Facharbeitern. (Dr.-Ing. Carl
                                 										Commentz. Z. d. V. d. I. 1019, Nr. 10.)
                           Für Schiffbauten wird fast nur fetter Beton verwendet, obwohl er verhältnismäßig
                              									schwer ist.
                           Die Längsbeanspruchung von Schiffen ergibt sich als Differenz von Auftrieb und
                              									Gewicht. Die Biegungsmomente sind verschieden, je nach der Zahl der Räume; sie haben
                              									z.B. bei einem vierräumigen Donauschiff die Größe \frac{\mbox{Verdrängung mal Länge}}{\mbox{150 bis 180}}, und bei einem
                              									zehnräumigen Rheinschiff \frac{\mbox{Verdrängung mal Länge}}{\mbox{200 bis 230}}. Eine genaue Berechnung der bei Seegang
                              									auftretenden Biegungsmomente ist bis jetzt noch nicht möglich gewesen; man hat sich
                              									hier an die Erfahrung gehalten, was auch die Vorschriften der
                              									Klassifikationsgesellschaften berücksichtigen. Es werden die Eisenquerschnitte
                              									danach festgelegt und für Eisenbeton umgerechnet. Ein solcher Gang der Berechnung
                              									wird z.B. von der norwegischen Klassifikationsgesellschaft des „Norske
                                 										veritas“ verlangt. Die verschiedenen Gesellschaften lassen nun verschiedene
                              									Beanspruchungen für Eisen und Beton zu, welche im allgemeinen etwas höher sind als
                              									für Eisenbeton bei Landbauten, was von der Verwendung eines besseren Materials
                              									herrührt. Bisher durften die Zugspannungen des Betons wie im Landbau vernachlässigt
                              									werden. Neuere Untersuchungen, namentlich von englischen Ingenieuren, kommen zu dem
                              									Ergebnis, daß eine solche Vernachlässigung durchaus nicht angängig ist, „daß die
                                 										Grundlage für die Errechnung der Beanspruchungen der gesamten Längsfestigkeit im
                                 										Schiffbau die tatsächliche elastische Formänderung sein muß“.
                           Da für schwimmenden Eisenbeton schon das Auftreten kleinster Haarrisse von Gefahr
                              									ist, müssen die Zugspannungen vor allem im Boden gering gehalten werden.
                           Wie verhält sich nun das Eisenbetonschiff gegen Stoß? Verfasser kommt hierbei zu dem
                              									Schluß, daß kleine Stöße vom Eisenbetonschiff besser aufgenommen werden wie vom
                              									Eisenschiff, selbst bei stärkeren Stößen wird ein ungehindertes Einströmen des
                              									Wassers nur sehen eintreten.
                           Was die Gewichte von Eisenbetonschiffen anbetrifft, so schwanken die Angaben darüber
                              									außerordentlich. Als Mittelwert für Seeschiffe ergeben sich bei einer Tragfähigkeit
                              									von
                             300 t ein Eigengewicht von 340 t in Beton
                                                                     gegen 160 t in
                              									Flußeisen,
                           1000 t ein Eigengewicht von 850 t in Beton
                                                                     gegen 450 t in
                              									Flußeisen,
                           3000 t ein Eigengewicht von 1820 t in Beton
                                                                     gegen 1120 t in
                              									Flußeisen,
                           6000 t ein Eigengewicht von 2880 t in Beton
                                                                     gegen 2000 t in
                              									Flußeisen.
                           Von der weiteren Entwicklung muß gefordert werden, daß sich
                              									diese Gewichte noch wesentlich verringern.
                           Zur Erzielung einer vollständigen Wasserdichtigkeit sind verschiedene Wege
                              									eingeschlagen worden, am sichersten dürfte die Herstellung eines entsprechenden
                              									Betongemisches sein. Auch empfiehlt es sich, Eisenbetonschiffe mit äußeren und
                              									inneren Anstrichen zu versehen.
                           Um die schädliche Einwirkung des Seewassers auf den Beton zu verringern, wird mit
                              									Vorteil ein Gemisch von Portlandzement und Traß gewählt.
                           Der Hauptnachteil des Eisenbetons als Schiffbaumaterial ist sein hohes Gewicht. Daher
                              									ist versucht worden, dieses herabzusetzen, was aber nur wieder auf Kosten seiner
                              									Festigkeit möglich ist. Durch Verwendung leichter Zuschläge, z.B.
                              									Hochofenschlackensand an Stelle von Kiessand könnte eine Verminderung des Gewichts
                              									um 20 v. H. erreicht werden. Wird dann noch ein günstiges Zusammenwirken des Eisens
                              									mit einem leichten, dabei doch festen und elastischen Beton erreicht, so werden auch
                              									die Abmessungen geringer werden als dies zurzeit der Fall ist.
                           
                           Kleinere örtliche Schäden können bei Eisenbetonschiffen während der Fahrt
                              									behoben werden, größere Reparaturen sind schwieriger auszuführen als bei
                              									Eisenschiffen.
                           Ueber die Baukosten der Eisenbetonschiffe ist es schwer, zurzeit ausführlich zu
                              									berichten. Der Schiffsrumpf samt Ausrüstung wird für Seeschiffe in Eisenbeton etwa
                              									80 v. H. der Kosten vom Eisenschiff betragen; bei Flußschiffen kann zunächst eine
                              									wesentliche Ersparnis nicht erzielt werden. Die Reparaturkosten werden die gleichen
                              									sein wie bei Eisenschiffen, die Abschreibungen etwas geringer, etwa 1 v. H. des
                              									Neubauwertes. Das Eisenbetonschiff wird in jenen Fällen bevorzugt werden, wo viel
                              									Raum erforderlich ist, wo es auf die Geschwindigkeit nicht ankommt und wo die
                              									Hafenabgaben gering sind; günstige Aussichten eröffnen sich für das Flußschiff in
                              									Eisenbeton.
                           A. Marx, Dipl.-Ing.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Kondensatoranfressungen. (Nach Dr. Michalke in Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. 63, 1919, S.
                              									728.) Durch Anfressen von Kondensatorrohren, die von der Kühlflüssigkeit durchströmt
                              									werden, wird der Betrieb häufig gefährdet. Die Ursachen solcher Anfressungen, die
                              									ähnlich wie an Röhren in der Nähe elektrisch betriebener Straßenbahnen mit
                              									Stromrückleitung durch die Schienen Löcher erzeugen, sind noch nicht genügend
                              									geklärt. Unreinheiten des Metalles oder Verschiedenheit der verbundenen Metalle,
                              									Unreinheiten des Wassers, mitgerissene Luft oder Kohlensäure können den Lochfraß in
                              									den Röhren veranlassen oder begünstigen. Die verschiedenen Schutzmaßnahmen, wie
                              									Reinigung oder Entlüftung des Wassers, Vorsicht in der Auswahl des Rohrmetalles,
                              									haben je nach den Verhältnissen mehr oder weniger Erfolg. Vielfach wurde wirksam die
                              									Einführung elektrischer Ströme in die Rohrwandungen durch die Kühlflüssigkeit
                              									verwendet. Das einfachste Verfahren besteht darin, Metallplatten, die sich gegenüber
                              									dem Rohrmetalle elektropositiv verhalten, in die Kesselwandung einzuhängen. Die
                              									durch die Kühlflüssigkeit in die Rohre eintretenden Ströme geben Schutz gegen
                              									Anfressungen. Die Stärke der Schutzströme hängt im wesentlichen von dem Widerstände
                              									der Kühlflüssigkeit und der Höhe der elektrischen Spannung ab. Sie sind bei
                              									Verwendung der weniger gebräuchlichen Eisenplatten geringer als bei Zinkplatten. Die
                              									Schutzstromdichte, gemessen in Milliampere auf das Quadratdezimeter, ist bei diesem
                              									Verfahren beschränkt, da die Spannung nicht willkürlich erhöht werden kann. Ist eine
                              									größere Stromdichte wünschenswert, als sie durch Einhängen von Zinkplatten erreicht
                              									wird, so müssen Ströme von außen durch eine Gleichstromquelle eingeführt werden.
                              									Dies Verfahren wird gewöhnlich nach Cumberland benannt,
                              									der es zuerst beschrieben hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 263
                              Abb. 1.
                              
                           Der für den Schutz der Rohre erforderliche Strom wird gewöhnlich aus der gesamten
                              									Kühlfläche bestimmt. Dies gibt jedoch Ungenauigkeiten, da auf die Verschiedenheit
                              									der Stromdichte an den einzelnen., Stellen nicht Rücksicht genommen wird. Die
                              									Stromdichte nimmt nämlich nach innen ab wegen des auf dem Stromwege zunehmenden
                              									Widerstandes. Es ist dies um so mehr der Fall, je enger und länger die Rohre sind.
                              									Um beurteilen zu können, ob auch an den von den Einführungstellen entferntesten
                              									Rohrteilen die Stromdichte noch genügende Schutzhöhe hat, ist die Möglichkeit einer
                              									Nachrechnung erwünscht. Diese Rechnung ist auch erforderlich, um die Höhe der
                              									erforderlichen Maschinenspannung von vornherein bestimmen zu können, wenn die
                              									Abmessungen des Kondensators und die Leitfähigkeit der Kühlflüssigkeit bekannt
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 263
                              Abb. 2.
                              
                           Schematisch ist aus Abb. 1 der Stromverlauf für ein
                              									Rohr, in das nach dem Cumberland-Verfahren Strom
                              									geschickt wird, zu ersehen. Der von einer äußeren Stromquelle gelieferte Ström wird
                              									durch einen isolierten Durchführungsbolzen zu einer Elektrode geführt, von der der
                              									Strom in das Rohr tritt. Am Anfange des Rohres, wo der Strom in das Rohr eintritt,
                              									ist die Spannung zwischen Flüssigkeit und Rohr, demgemäß die Stromdichte am größten,
                              									die nach innen zu abnimmt. Die Werte können rechnerisch verfolgt werden. Das
                              									Verhältnis der größten zur kleinsten Stromdichte ist angenähert 1\,:\,\frac{W}{2\,w}, wenn W der Widerstand der Kühlflüssigkeit in der ganzen
                              									Rohrlänge, w der Uebergangswiderstand von der
                              									Kühlflüssigkeit zum Rohr ist.
                           Ist die Leitfähigkeit des Kühlwassers nicht groß, so ist mit kleinen Spannungen nicht
                              									viel auszurichten, um ausreichende Stromdichte zu erhalten. Nimmt man für die
                              									Ausstrahlungsplatten Zink, wie zuweilen geschieht, wobei also die wirksame Spannung
                              									nicht erhöht werden kann, so ist nur bei guter Leitfähigkeit der Kühlflüssigkeit
                              									oder weiten und kurzen Rohren ausreichender Schutz zu erreichen.
                           Nach Versuchen, die auf dem untergegangenen Kreuzer „Cöln“ mit von außen
                              									zugeführten Strömen gemacht wurden, wobei der Strom von beiden Seiten in die Rohre
                              									eingeführt wurde, ergaben sich die aus Abb. 2
                              									ersichtlichen Schaulinien. Die Stromdichte an der Rohrwand nimmt hiernach von rund
                              									0,1 Milliampere/dm2 in der Mitte des Rohres bis
                              									auf etwa 0,28 Milliampere/dm2 nach den beiden
                              									Rohrenden zu. Das genaue Verhältnis des größten zum kleinsten Werte beträgt 2,08.
                              									Die Spannung zwischen Rohr und Flüssigkeit, der Stromdichte proportional, steigt von
                              									3 bis 8 Volt, die Spannung in der Kühlflüssigkeit von der Mitte nach den Enden
                              									beträgt 5 Volt. Der gesamte ins Rohr eingeführte Strom beträgt 1,2 Milliampere.
                           Sind selbst bei einer Außenspannung von 8 Volt die Stromdichten an der Rohrwandung so
                              									gering, so ist anzunehmen, daß umgekehrt die Dichten, die durch Thermospannungen infolge
                              									metallischer Verschiedenheit von Rohr und Kessel entstehen, zu elektrolytischen
                              									Angriffen kaum wesentlich beitragen, falls die Rohre nicht weit und kurz sind. Sind
                              									elektrolytische Einflüsse die Ursache zu dem gefürchteten Lochfrass an den Rohren,
                              									so können nur die metallischen Verschiedenheiten unmittelbar benachbarter kleinster
                              									Metallteile die Schuld tragen.
                           Dr. Michalke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 264
                              
                           Neue Methode zur Messung von Wechselstromfrequenzen. In
                              									der Phys. Zeitschrift 1919, S. 348 beschreibt Zácek eine
                              									Nullmethode für Frequenzmessungen, die darauf beruht, daß man einen Kreis mit
                              									Selbstinduktion und einen mit reinem Ohmschen Widerstand mit Hilfe von
                              									Thermoelementen und einem Differentialgalvanometer gegeneinander abgleicht. Die
                              									Abbildung zeigt die Schaltung. Der Wechselstromgenerator liefert eine Spannung E an den Punkten 1–4. Die
                              									Drossel D soll Oberschwingungen dämpfen. Legt man den
                              									Umschalter so, daß die Verbindungen 3–5 und 4–6 hergestellt werden, so sind die beiden Thermokreuze
                              										Th mit der Selbstinduktion L2 hintereinander geschaltet, der
                              									Ausschlag des Galvanometers G wäre Null, wenn die
                              									Konstanten α und ß beider
                              									Thermokreuze die gleichen wären. Da dies meist nicht der Fall ist, ergibt sich ein
                              									Ausschlag
                           
                              \varphi_0=\alpha\,.\,\frac{E^2}{(r_2+r'_1)^2+{L^2}_2\,\omega^2}-\beta\,.\,\frac{E^2}{(r_2+r'_1)^2+{L^2}_2\,\omega^2},
                              
                           dabei ist                     r2 = r'2 + r''2.
                           Setzt man α – ß = ε, so erhält man
                           
                              \varphi_0=\varepsilon\,\frac{E^2}{(r_2+r'_1)^2+{L^2}_2\,\omega^2}.
                              
                           Legt man den Umschalter nach oben, so daß die Verbindungen 1–3 und 2–4 gemacht
                              									werden, so erhält man einen Ausschlag
                           
                              \varphi=\alpha\,.\,\frac{E^2}{{r^2}_1}-\beta\,.\,\frac{E^2}{{r^2}_2+{L^2}_2\,\omega^2}.
                              
                           Dabei ist                   r1 = r'1 + r''1
                           Man ändert nun den Widerstand r''1 oder die Selbstinduktion L2, bis r21 = r22 + L22
                              									ω2, dann wird unter der Annahme, daß ϕ0 die Nullage ist,
                           
                              \overline{\varphi}=\varphi-\varphi_0=\frac{2\,r'_1\,.\,r_2+{r'_1}^2}{{r^2}_2+{L^2}_2\,\omega^2}\,.\,\varphi_0.
                              
                           Für r'1 = 0,6 Ω, ϕ0
                              									= 20 Skalenteile, r2
                              									= 150 Ω, L2 = 1 Henry, ω = 300
                              									wird z.B. ϕ = 0,032 Skalenteile. Die Abgleichung würde
                              									also praktisch genau sein beim Ausschlage \overline{\varphi}=0. Am besten ist es natürlich,
                              									man gleicht die beiden Thermokreuze genau gegeneinander ab.
                           Aendert sich nun die Frequenz, so ändert sich der Ausschlag ϕ um einen Betrag
                           
                              \Delta\,\varphi=2\,\alpha\,.\,\frac{{E^2}_0}{{L^2}_2}\,.\,\frac{\frac{\Delta\,\omega}{\omega}}{\left(1+\frac{{r^2}_2}{{L^2}_2\,\omega^2}\right)^2}.
                              
                           E0 ist dabei eine Konstante, definiert durch E
                              									= E0 • ω. Aus der Gleichung sieht man, daß der Ausschlag sich
                              									proportional der Frequenz ändert, wenn \frac{{r^2}_2}{{L^2}_2\,\omega^2} klein gegen l ist. Das ist bei kleinen Frequenzen leicht zu
                              									erreichen.
                           Die Methode ist nach Angabe des Verfassers gut zu verwenden in der Nähe von ω = 300 bis 6000, also für Frequenzen von 50 bis 1000
                              									Per./sek. Ob ein Instrument für den praktischen Gebrauch konstruiert wurde, ist
                              									nicht angegeben.
                           Neuer Verbrauchbegrenzer. Bei Abgabe der elektrischen
                              									Leistung nach dem Pauschaltarife setzt man meist eine obere Grenze für die vom
                              									Verbraucher zu entnehmende Stromstärke fest. Die Strombegrenzer der bekannten
                              									Ausführungen schalten entweder nach Erreichung der festgesetzten Grenze den
                              									Verbraucher ganz ab, oder machen ihn vorher durch intermittierendes Aus- und
                              									Einschalten darauf aufmerksam, daß die Grenze überschritten ist. Neuerdings ist
                              									vorgeschlagen worden, nicht die Stromstärke und damit die dem Netz entnommene
                              									Leistung, sondern die entnommene Arbeit zu begrenzen. Ein solcher Verbrauchbegrenzer
                              									ist in der Abbildung dargestellt. (Zeitschr. für Beleuchtungswesen 1919. Heft 13/14,
                              									S. 69.) Er ist die Verbindung eines Stiazählers mit einem Quecksilberkippschalter.
                              									Der ganze Apparat kann sich um die Achse a drehen, b ist ein Meßgefäß, das das durch Elektrolyse
                              									abgeschiedene Quecksilber auffängt. An das Gefäß b ist
                              									ein Heber c angeschlossen, der das Gefäß selbsttätig in
                              									kurzer Zeit entleert, wenn das Quecksilber in ihm ein durch die Lage des oberen
                              									Heberteiles bestimmtes Niveau überschritten hat. Das Quecksilber gelangt dann in den
                              									teil d und vergrößert dessen Gewicht in solchem Maße,
                              									daß sich der ganze Apparat im Sinne des Uhrzeigers um die Achse a dreht. Die bisher durch den Quecksilberkippschalter
                              										e geschlossene Leitung wird damit geöffnet. Ist
                              									z.B. der Höchstverbrauch für die Zeit von einem Monat festgesetzt worden, so wird
                              									der Verbrauchsbegrenzer nach Verlauf dieser Zeit durch einen Beamten des Werkes wie
                              									ein gewöhnlicher Stiazähler gekippt und fängt von neuem an zu arbeiten. Wird der
                              									Verbrauch innerhalb des Monats überschritten, so wird der Stromkreis abgeschaltet
                              									und der Verbraucher muß das Werk benachrichtigen, um den Stromkreis wieder
                              									einschalten zu lassen. Damit er sich schon beizeiten darüber unterrichten kann, ob
                              									er die festgesetzte Grenze überschreiten wird und wann er das Werk benachrichtigen
                              									muß, ehe sein Stromkreis unterbrochen wird, ist im Gehäuse des Apparates ein Fenster
                              									vorgesehen, das das Ansteigen des Quecksilbers im Gefäße b zu beobachten gestattet. Damit kann eine Ablesevorrichtung für den
                              									Verbrauch verbunden sein, die zur Gewährung eines Rabattes bei entsprechendem
                              									Minderverbrauche gegenüber der festgesetzten Verbrauchsgrenze benutzt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 264
                              
                           Der Verbrauchsbegrenzer ist mit einer Arretiervorrichtung versehen, um ein Drehen um
                              									die Achse a während des Transports zu verhüten. Die
                              									Arretierung löst sich erst dann, wenn der Zähler angeschlossen ist.
                           Schml.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Der Deutsche Eisenbau-Verband. Die Gesamt-Erzeugung der
                              									Werktstätten betrüg im abgelaufenen Geschäftsjahr 151331 t gegen 262799 t im
                              									Vorjahr und 411591 t im Jahre 1913/14, weist somit eine Verminderung von 42 ½ v. H.
                              									auf gegenüber dem Vorjahr und betrug also ⅓ der Leistung des letzten Jahres vor dem
                              									Kriege.
                           Der Deutsche Eisenbau-Verband erhebt Einspruch gegen den die wirtschaftliche
                              									Selbständigkeit der Industrie stark beeinträchtigenden Entwurf der Reichsregierung
                              									zum Betriebsrätegesetz.
                           Die unter den heutigen trostlosen wirtschaftlichen Verhältnissen besonders stark
                              									leidende deutsche Eisenbauindustrie würde bei der Verwirklichung dieses
                              									Gesetzentwurfes vernichtend bedroht. Der D. E. V. ersucht daher Regierung und
                              									Nationalversammlung, das Betriebsrätegesetz in dieser Form nicht zur Ausführung zu
                              									bringen und vor der Verabschiedung desselben führende Persönlichkeiten der Industrie
                              									zur Mitwirkung und Mitberatung heranzuziehen.
                           Ausbau der „Mittleren Isar“. Im Mai dieses Jahres
                              									ist mit dem Wasserkraftausbau derjenigen Flußstrecke der Isar begonnen worden,
                              									welche von der Wasserkraftabteilung des bayerischen Staatsministeriums des Innern im
                              									Jahre 1907 unter dem Sammelnamen der „Mittleren Isar“ zusammengeschlossen
                              									worden war. Das bayerische Staatsministerium hat durch das Zusammenfassen solcher
                              									Flußstrecken, welche nicht mehr einzeln sondern nur im ganzen zum Ausbau zugelassen
                              									werden, einen sehr wichtigen Schritt in der Einsparung von volkswirtschaftlichen
                              									Werten getan, denn bei der früheren Art und Weise, welche es den Interessenten
                              									freistellte, sich an dem Flusse das passendste Wasserkraftstück herauszusuchen,
                              									bestand natürlich die Gefahr, daß das Beste vorweggenommen wurde und der Rest
                              									ungenützt liegen blieb, kurz daß dem Raubbau Tür und Tor geöffnet war. Bayern
                              									sowohl, wie Deutschland haben allen Anlaß, die Flußschätze des besten deutschen
                              									Wasserkraftlandes möglichst restlos an den Mann zu bringen, damit die infolge des
                              									Friedens von Versailles so wertvoll gewordene und durch das Verhalten der Arbeiter
                              									stark zurückgegangene Kohlenerzeugung Deutschlands so sehr wie möglich geschont
                              									werden kann. Selbstverständlich können die bayerischen Wasserkräfte nicht an Ort und
                              									Stelle allein verbraucht, sondern müssen mit sogenannten Oberspannungsleitungen von
                              									150 bis 200 kV auf größere Entfernungen fortgeführt werden. Meinem Mitarbeiter Dr.
                              									Hans Thoma, welcher auf meine Anregung hin sich mit diesem Problem befaßte, ist es
                              									gelungen, für die Fortleitung größerer Leistungsmengen mittels hochgespannten
                              									Wechselstromes neue Gesichtspunkte aufzufinden.Thoma, die Bayernwerksfrage, München-Augsburger
                                    											Abendzeitung vom 16. 8. 1919.
                           Früher interessierte sich für die „Mittlere Isar“ eine Gruppe angesehener
                              									Banken und Großindustrieller. Diese gründeten die Mittlere Isar G. m. b. H., welche
                              									sich aber unter den derzeitigen Verhältnissen begreiflicher Weise nicht zum
                              									sofortigen Ausbau entschließen konnte. So gingen die Ausnutzungsprojekte, welche
                              									unter meiner Leitung als geschäftsführenden Direktors der Gesellschaft im Jahre 1918
                              									aufgestellt worden waren, zu Beginn des Jahres 1919 in den Besitz des bayerischen
                              									Staates über, dessen Volksvertretung die rascheste Bauinangriffnahme zur Bekämpfung
                              									der Arbeitslosigkeit und Kohlennot trotz der Verteuerung der Löhne und Materialien
                              									dringend forderte. Der Ausbau wird unter einem eigenen Staatskommissar bewirkt,
                              									hierfür wurde Herr Regierungs- und Baurat Krieger
                              									ernannt. Bis heute sind für etwa 8 Millionen Mark Bauten in Angriff genommen.
                           Die Kraftstrecke der „Mittleren Isar“ hat nach meinem Projekt folgende
                              									besonderen Eigenschaften. Sie ist rund 51,5 km im Fluß lang und hat 87,75 m
                              									natürlichen Fall. Die mittlere Regenhöhe des zu etwa ⅔ in den nördlichen Kalkalpen
                              									liegenden rund 3000 km2 großen Einzugsgebietes
                              									beträgt 1200 mm/Jahr, die mittlere Wasserführung der Isar unterhalb München schwankt
                              									zwischen 90 und 120 m3/s, die Wasserführung im
                              									Winter liegt etwa bei 50 v. H., in katastrophalen Niederwasser-Perioden sogar noch
                              									unter diesem Prozentsatz der mittleren Jahresführung des Flusses.
                           Das Projekt zieht den in der Talung östlich von München vorbeifließenden
                              									Grundwasserstrom zur Ausnützung mit heran, wodurch die durchschnittliche
                              									Nutzwassermenge auf 118 m3/s steigt. Die Gerinne
                              									sind auf 125 m3 sekundliche Wasserführung
                              									bemessen, der „Ausbau“ beträgt also \frac{125}{118}=106 v. H. Durch einen 32 Millionen
                              										m3 fassenden Speicherweiher im Erdinger Moos
                              									wird der Vorteil bedeutender Milderung des winterlichen Kraftmangels und derjenige
                              
                              									der täglichen Spitzensteigerung und der besseren Ausnutzung der Abflußschwankungen
                              									im Fluß erreicht. An den Schalttafeln der fünf Tandem-Stationen mit
                              									10,8–26,5–25,1–10,8–10,8 m Fallhöhe werden daher rund 500 Millionen kWh jedes Jahr
                              									zur Verfügung sein, entsprechend einer Ersparnis von jährlich mindestens 40000
                              									Waggons Kohlen. Zum Ausgleich der Tagesspitzen ist am unteren Ende der Kanalstrecke
                              									ein Gegenweiher von 3 Millionen m3 Inhalt
                              									vorgesehen. Die größte abgebbare Leistung beträgt 112000 PS, mit Berücksichtigung
                              									der Ueberlastbarkeit der Kanäle sogar über 125000 PS. Die Weiher aber bewirken, daß
                              									selbst in einem wasserarmen Winter täglich 12 Stunden lang 100000 PS abgegeben
                              									werden können.
                           Das Projekt ist bemerkenswert durch die Kombinierung von vier großen
                              									wasserwirtschaftlichen Nutzungen an einem und demselben Unternehmen. Das Grundwasser
                              									leistet nicht nur nützliche hydraulische Arbeit; sondern durch seinen Entzug wird
                              									zugleich die Entwässerung und damit die Kultivierung des Erdinger Mooses ermöglicht.
                              									Nach J. MayrMayr, Das Erdinger Moos und die „Mittlere
                                       												Isar“, Bayer Staatsanzeiger Nr. 149, 1919. kann ungefähr
                              									ein Fünftel bis ein Viertel des Bedarfes der Stadt München an Getreide, Milch und
                              									Kartoffeln von dem neuen Moossiedelungsland erübrigt werden. Mit dem Speicherweiher
                              									läßt sich ferner eine großzügige Abwasserreinigungsanlage in sogenannten Hof er
                              									sehen Fischteichen verbinden. Dr. Strell hat
                              									ausgerechnet, daß durch die bisher geübte Einleitung der Münchener Abwasser in die
                              									Isar gering gerechnet jedes Jahr 5 ½ Millionen Mark an Phosphor, Kali und Stickstoff
                              									verloren gehen. Schließlich ist noch bei den Kanälen der „M J“, wie auf der
                              									denkwürdigen Wasserwirtschaftsratstagung am 17. 7. 1919 in MünchenRümelin, Die Tagung
                                    											des bayerischen Wasserwirtschaftsrates am 17. VII. 1919. „Die
                                       												Wasserkraft“, München, Nr. 9 und 10, 1919. dargetan, zum
                              									erstenmal in der Welt die von Hallinger geforderteHallinger, Von
                                    											München bis zur Donau. Der 1200 t-Schiffszug auf Wasserkraftkanälen. Huber,
                                    											Dießen vor München. 1919. Möglichkeit der Kombinierung von
                              									Wasserkraft- und Schiffahrtnutzung an einem verhältnismäßig schmalen Werkkanal
                              									wirklich als zulässig erachtet und beschlossen worden.
                           Dr.-Ing. Th. Rümelin.