| Titel: | Untersuchung zweier Strahlungspyrometer. | 
| Autor: | G. Berndt | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 269 | 
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                        Untersuchung zweier
                           								Strahlungspyrometer.
                        Von Prof. Dr. G. Berndt, Berlin-Friedenau.
                        Mitteilung aus dem physikalischen Laboratorium der
                           								Optischen Anstalt C. P. Goerz A.-G.,
                           								Berlin-Friedenau.
                        BERNDT: Untersuchung zweier Strahlungspyrometer.
                        
                     
                        
                           1. Die Messung hoher Temperaturen.
                           a) Thermoelement und Widerstandsthermometer. – Die
                              									Ueberwachung der im Betriebe auftretenden hohen Temperaturen – es sei nur an
                              									Rauchgase, Schmelz- und Härteöfen erinnert – ist in wissenschaftlich geleiteten
                              									Fabriken restlos durchgeführt. Meist wird hierzu das Thermoelement in Verbindung mit
                              									einem Millivoltmeter mit Temperaturskala benutzt, das in beliebiger Entfernung von
                              									der Meßstelle angebracht werden kann und so z.B. von dem Zimmer des Betriebsleiters
                              									aus eine dauernde Kontrolle ermöglicht. Die Meßapparate sind auch als
                              									selbstregistrierende Instrumente ausgebildet worden, so daß man den gesamten
                              									Temperaturverlauf eines oder auch mehrerer Oefen (auf demselben Blatt) fortlaufend
                              									aufzeichnen kann und damit eine dauernde objektive Unterlage erhält. Zu beachten ist
                              									hierbei indessen, daß das Thermoelement nicht direkt die Temperatur des betreffenden
                              									Ofens, sondern immer nur die Temperaturdifferenz zwischen den beiden Orten angibt,
                              									an welchen sich die Lötstelle seiner beiden Schenkel (im Innern des Ofens) und die
                              									Verbindungsstellen der Leitungsdrähte mit den aus dem Ofen herausragenden Enden des
                              									Thermoelementes (die sogenannte „kalte Lötstelle“) befinden. In der Praxis
                              									macht man sich mit genügender Annäherung unabhängig von ihrer Temperatur, wenn man
                              									die Thermoelementdrähte, evtl. durch Zwischenschaltung einer
                              										KompensationsleitungPeake, Brit. Patent Specif. Nr. 370, A. D. 1909 (vgl. Nature, 92,
                                    											S. 570, 1914)., soweit verlängert, daß die äußeren
                              									Anschlußstellen nicht mehr durch die Ofenstrahlung beeinflußt werden und somit auf
                              									einer nahezu konstanten Temperatur verharrenRecht
                                    											geeignet ist dafür etwa 1 m tiefes Eingraben in den Erdboden..
                              									Neben dem Thermoelement wird auch das Widerstandsthermometer verwendet; es besteht
                              									aus einer Spirale aus reinem Platindraht, die auf einen geeigneten Isolator
                              									(meist einen dünnen Quarzstab) gewickelt ist. Zum Schutz wird sie zweckmäßig in ein
                              									dünnwandiges Quarzrohr eingeschmolzen. Wegen seiner geringen Abmessungen (im
                              									allgemeinen 60 mm Länge bei 4 mm Durchmesser) kann man das Widerstandsthermometer
                              									auch bequem an die eigentliche Meßstelle bringen; es nimmt leicht die dort
                              									herrschende Temperatur an. Die bei der Erwärmung entstehende Widerstandsänderung des
                              									Platindrahtes wird in der Regel in der Wheatstoneschen
                              									Brückenschaltung gemessen. Ihre vier Widerstände sind dabei so gewählt, daß das
                              									Galvanometer stromlos ist, wenn sich das Widerstandsthermometer auf Zimmertemperatur
                              									(also 20°) befindet. Bei der Temperaturbestimmung verfährt man praktisch so, daß man
                              									nicht durch Verschieben des Gleitkontaktes an der Brücke (bzw. Aenderung der
                              									Vergleichswiderstände) wieder Gleichgewicht herstellt und daraus die erfolgte
                              									Widerstandsänderung des Platindrahtes berechnet, sondern daß man den hierbei
                              									erfolgenden Ausschlag des Galvanometers beobachtet, auf dem man direkt eine
                              									Temperaturteilung anbringt. Auch bei der Temperaturmessung durch
                              									Widerstandsthermometer kann man somit selbstregistrierende Apparate verwenden und
                              									die Meßinstrumente in beliebiger Entfernung aufstellen. Da der Ausschlag aber außer
                              									von den Widerständen des ganzen Meßkreises auch von der Spannung der Stromquelle
                              									abhängt, so muß diese von Zeit zu Zeit kontrolliert und gegebenenfalls von neuem
                              									eingestellt werden, was im praktischen Betriebe von ungeübten Arbeitern wohl nur
                              									selten mit der nötigen Sorgfalt wird durchgeführt werden können. Darin liegt eine
                              									bedenkliche Fehlerquelle. Unabhängig hiervon wird man bei einer besonderen von Hartmann & BraunBrueger, E. T. Z.
                                    											27, 531, 1906. angegebenen Galvanometerkonstruktion; bei dieser befindet sich
                              									zwischen den zylindrisch ausgebohrten Polschuhen eines Hufeisenmagneten ein
                              									Eisenkern von ovalem Querschnitt, auf welchen zwei fest miteinander und mit der
                              									Drehachse verbundene Spulen gewickelt sind, die einen bestimmten Winkel miteinander
                              									bilden. Der Eisenkern mit den Spulen ist leicht drehbar zwischen Spitzen gelagert,
                              									unterliegt aber – im Gegensatz zu den üblichen Drehspulinstrumenten – keinen
                              									weiteren Richtkräften. Die Schaltung erfolgt ähnlich wie bei dem
                              									Differential-Galvanometer; es sind also die einen Enden der beiden Spulen
                              									miteinander verbunden und an dieselbe Batterie angeschlossen; ihr Strom verzweigt
                              									sich dann durch das Widerstandsthermometer und einem konstanten Vergleichswiderstand
                              									und führt über diese zu den anderen Enden der beiden Spulen. Es läßt sich leicht
                              									zeigen, daß der Ausschlag eine Funktion der Widerstandsänderung des Thermometers
                              									(also der Temperatur), dagegen innerhalb sehr weiter Grenzen unabhängig von der
                              									Spannung der Meßbatterie ist, so daß es vollauf genügt, wenn diese in bestimmten
                              									längeren Zeitabständen durch eine neue ersetzt (bzw. bei Akkumulatoren wieder
                              									aufgeladen) wird.
                           Es gibt nun eine ganze Reihe von Fällen, bei welchen die Benutzung des
                              									Thermoelementes und auch des Widerstandsthermometers ausgeschlossen ist. Dies gilt
                              									zunächst für alle Temperaturen über 1600°, bei welchen selbst die
                              									Platin-Platinrhodiumdrähte des bekannten Le
                                 									Chatelierschen Thermoelementes beträchtlich angegriffen werden, so daß sich
                              									ihre Thermokraft stark ändert und die Temperaturangaben nicht mehr zuverlässig sind
                              									(bei dem Widerstandsthermometer liegt die obere Temperaturgrenze sogar schon bei
                              									900°). Ferner ist ihre Benutzung in allen den Fällen unmöglich, wo die Drähte oder
                              
                              									die Schutzhüllen der Thermometer von der betreffenden Schmelze angegriffen werden.
                              									Weiterhin ist dann noch zu beachten, daß das Thermometer häufig nicht die Temperatur
                              									des gewünschten Gegenstandes angibt; so zeigt es z.B. in einem Härteofen die
                              									Temperatur der Muffel bzw. des Luftraums, aber nicht die des eingebrachten, zu
                              									härtenden Stückes, da es praktisch nicht möglich ist, es ungeschützt mit diesem in
                              									Berührung zu bringen. Man weiß also nicht, wann das Stück wirklich die Temperatur
                              									der Muffel angenommen hat.
                           b) Optische Pyrometer. – Hier bieten die optischen
                              									Pyrometer einen geeigneten Ersatz. Die optische Temperaturmessung beruht auf den
                              									Strahlungsgesetzen des schwarzen Körpers, das ist eines Körpers, der die gesamte auf
                              									ihn fallende Strahlung völlig absorbiert und nichts reflektiert. Praktisch wird er
                              									verwirklicht durch einen überall auf gleicher Temperatur befindlichen Hohlraum, aus
                              									welchem die Strahlung nur durch eine kleine Oeffnung austritt, eine Forderung,
                              									welche die meisten technischen Oefen mit genügender Genauigkeit erfüllen. Die
                              									gesamte (Wärme- und Licht-) Strahlung des schwarzen Körpers ist nach dem Stefan-Boltzmann sehen Gesetz proportional der vierten
                              									Potenz seiner absoluten Temperatur. Seine Lichtstrahlung allein folgt als
                              									physiologischer Vorgang einem andren Gesetz, und zwar steigt sie bei Rotglut etwa
                              									mit der dreißigsten, bei heller Weißglut mit der zwölften Potenz der absoluten
                              									Temperatur an. Durch Messung seiner Helligkeit kann man also die Temperatur eines
                              									lichtaussendenden schwarzen Körpers mit großer Genauigkeit bestimmen. Ein Fehler von
                              									1 v. H. bei der Photometrie würde bei 600° nur eine Abweichung von 0,2° und bei
                              									1500° von 1,25° vom richtigen Werte bedeuten. Diese Genauigkeit des Meßverfahrens
                              									wird allerdings dadurch zum Teil illusorisch, daß die hier benutzten
                              									Spezial-Photometer mit größeren Fehlern behaftet sind.
                           Mit genügender Genauigkeit kann man für die Strahlung E
                              									eines schwarzen Körpers von der absoluten Temperatur S für die Wellenlänge λ das Plancksche Gesetz in der Form ansetzen
                           
                              E=C\,.\,\lambda^{-5}\,e^{-\frac{c}{\lambda\,S}},
                              
                           wo C und c Konstanten und e die Basis der natürlichen
                              									Logarithmen bedeuten. Da die Strahlung somit in komplizierter Weise von der
                              									Wellenlänge abhängt, so muß man den photometrischen Vergleich für eine bestimmte
                              									Wellenlänge vornehmen und dazu entweder durch spektrale Zerlegung des emittierten
                              									Lichtes oder durch ein vorgesetztes Filter einen bestimmten Spektralbezirk
                              									ausblenden. Um bis zu möglichst tiefen Temperaturen herunter messen zu können,
                              									verwendet man für diesen Zweck fast immer ein Rotfilter. Durch Logarithmieren der
                              									angeführten Gleichung ergibt sich die sogenannte „schwarze Temperatur“
                              									S aus der Beziehung
                           
                              \frac{1}{S}=\frac{\lambda}{c}\,(\mbox{ln}\,C-5\,\mbox{ln}\,\lambda-\mbox{ln}\,E).
                              
                           Nach dem Kirchhoffschen Gesetz ist
                              									nun das Verhältnis des Emissionsvermögens eines nicht schwarzen Körpers zu seinem
                              									Absorptionsvermögen A gleich dem Emissionsvermögen E des schwarzen Körpers für dieselbe Wellenlänge und
                              									Temperatur; jenes ist also gleich E • A. Bezeichnet man die absolute Temperatur des nicht
                              									schwarzen Körpers mit 7, so gilt für diesen die Gleichung
                           
                              \frac{1}{T}=\frac{\lambda}{c}\,(\mbox{ln}\,C-5\,\mbox{ln}\,\lambda-\mbox{ln}\,E\,A).
                              
                           Durch Subtraktion ergibt sich
                           
                              \frac{1}{T}-\frac{1}{S}=\frac{\lambda}{c}\,\mbox{ln}\,A.
                              
                           Hieraus folgt zunächst, da A
                              									stets < 1, daß die mit dem optischen Pyrometer bestimmte schwarze. Temperatur
                              										S eines nicht schwarzen Körpers stets kleiner ist
                              									als seine wirkliche Temperatur. Bei nicht schwarzen Körpern würde sich also die
                              									gemessene Temperatur stets zu klein ergeben; der Unterschied würde von dem
                              									Absorptionsvermögen abhängen und somit (bei konstanter Wellenlänge) selbst wieder
                              									eine Funktion der Temperatur sein. Nun hat sich aber für eine sehr wichtige Klasse
                              									von Körpern, nämlich für die Metalle, gezeigt, daß bei ihnen das Absorptionsvermögen
                              									unabhängig von der Temperatur istF. Henning, ZS. f. Instrkd. 30, 61,
                                    									1910.. Unter dieser Bedingung ist aber, wie sich sofort aus der letzten
                              									Gleichung ergibt, die Differenz zwischen den reziproken absoluten Temperaturen
                              									konstant. Es genügt also bei den Metallen zur Berechnung der Korrektion, welche an
                              									der gemessenen schwarzen Temperatur anzubringen ist, um die wahre Temperatur des
                              									strahlenden Körpers zu erhalten, eine einmalige Bestimmung des Absorptionsvermögens
                              									bei irgend einer beliebigen Temperatur (für die im optischen Pyrometer benutzte
                              									Wellenlänge).
                           Zur optischen Temperaturmessung sind im wesentlichen die Pyrometer von Wanner sowie von Holborn und
                              										Kurlbaum im Gebrauch. Bei dem ersteren vergleicht man
                              									das von dem Ofen ausgesandte Licht mit dem einer kleinen Glühlampe, welche mit
                              									konstanter Stromstärke gebrannt wird (für eine durch spektrale Zerlegung
                              									ausgesonderte bestimmte Wellenlänge) und bringt beide durch Drehen eines Nicols auf
                              									gleiche Helligkeit. Aus dem Drehwinkel kann man dann mit Hilfe einer Tabelle die
                              									schwarze Temperatur des Ofens entnehmen. Bei dem Pyrometer von
                                 										Holborn und Kurlbaum beobachtet man den gewünschten Gegenstand (durch ein
                              									Schauloch im Ofen) mittels eines Fernrohres, in dessen Bildebene sich der Faden
                              									einer kleinen Glühlampe befindet, und reguliert die Stromstärke in dieser so lange,
                              										bis der Faden
                              									sich nicht mehr von dem hellen Bilde des Gegenstandes abhebt. Die Temperatur
                              									entnimmt man mit Hilfe einer Tabelle aus, der am Amperemeter abgelesenen
                              									Stromstärke. Die Ausblendung einer bestimmten Wellenlänge erfolgt hier durch ein
                              									rotes Vorsatzglas. Mit dem Holborn- und Kurlbaum- Pyrometer kann man Beobachtungen von etwa 800°
                              									ab ausführen; um die Messungen auch auf tiefere Temperaturen ausdehnen zu können –
                              									etwa bis 650° –, verzichtet man auf das Filter und vergleicht den zu untersuchenden
                              									strahlenden Körper direkt mit der Glühlampe, da beide bei diesen Temperaturen
                              									praktisch nur rotes Licht aussenden. Bei dem Wanner-Pyrometer liegt die untere Temperaturgrenze bei etwa 900°, doch kann
                              									man auch bei diesen bis zu Temperaturen von 625° herunter beobachten, wenn man auf
                              									die spektrale Zerlegung verzichtet. Ein Nachteil des Wanner-Pyrometers liegt darin, daß es kein Bild des anvisierten
                              									Gegenstandes liefert, so daß man unter Umständen nicht genau weiß, ob man wirklich
                              									die Temperatur des gewünschten Gegenstandes oder etwa die eines anderen Ofenteiles
                              									mißt. Da die optischen Pyrometer bei jeder Beobachtung eine subjektive Einstellung
                              									auf gleiche Helligkeit erfordern, so sind Registrierungen mit ihm nicht
                              									auszuführen.
                           c) Strahlungspyrometer. – Im Gegensatz zu den optischen kann man mit den Strahlungspyrometern, die auf
                              									der Messung der gesamten Wärme- und Lichtstrahlung des Körpers beruhen, theoretisch
                              									bis zu beliebig tiefen Temperaturen heruntergehen; dafür sind sie jenen in anderer
                              									Hinsicht unterlegen. Da nämlich die Gesamtstrahlung nur proportional der vierten
                              									Potenz der absoluten Temperatur ist, so geht auch ein etwaiger Meßfehler der
                              									Gesamtstrahlung nicht wie bei den optischen Pyrometern nur mit einem Dreißigstel
                              									oder einem Zwölftel, sondern mit einem Viertel des Betrages in die Messung ein.
                              									Immerhin würde bei einer Meßgenauigkeit von 1 v. H. der Fehler bei 500° erst 1,25°
                              									und bei 1500° nur 3,75° betragen, so daß dieser größere Einfluß des Meßfehlers
                              									praktisch nicht in Frage kommt. Ein weiterer schon schwererer wiegender Nachteil
                              									liegt aber darin, daß bei nicht schwarzen Körpern die Korrektion wegen ihres
                              									Absorptionsvermögens nicht in einfacher Weise angegeben werden kann, da dieses ja
                              									auch selbst bei den Metallen, bei denen es zwar unabhängig von der Temperatur ist,
                              									noch eine Funktion der Wellenlänge bleibt. Man muß bei den Strahlungspyrometern
                              									somit strenger darauf achten, daß der zu untersuchende Körper die Voraussetzungen
                              									des schwarzen Körpers erfüllt; die Strahlungspyrometer sind also sehr empfindlich
                              									gegen selektive Strahlung.
                           Weiterhin lassen sich gegen die Verwendung der Strahlungspyrometer noch gewisse bei
                              									ihrem praktischen Gebrauch in Erscheinung tretende Bedenken erheben. Damit eine
                              									genügende Energiemenge zur Wirkung kommt, muß der zu untersuchende Ofen eine
                              									verhältnismäßig große Oeffnung haben, was leicht zu Störungen Veranlassung geben
                              									kann. Besonders wäre in dieser Hinsicht auf falsche Strahlung von Seitenwänden u.a.
                              									hinzuweisen; so geben Burgess und Le ChatelierCh. Burgess und H. Le Chatelier,
                                    											Messung hoher Temperaturen. Deutsche Uebersetzung von G. Leithäuser, 1913, S. 270. an, daß,
                              									wenn man durch einen seiner ganzen Länge nach offenen Widerstandsofen von 75 mm jzf,
                              									der auf etwa 1000° angeheizt war, hindurch visierte, das Pyrometer einige hundert
                              									Grad zeigte. Im Gegensatz zu den optischen Pyrometern hängen die Angaben der
                              									Strahlungspyrometer ferner auch von der Natur des zwischen dem zu messenden Körper
                              									und dem Instrument befindlichen Mediums ab, da die Absorption mancher Gase, wie
                              									Wasserdampf und Kohlensäure, für ultrarote Wellen, die den Hauptteil der
                              									ausgestrahlten Energie enthalten, sehr groß ist; auch Rauchgase und Staub können in
                              									dieser Beziehung stark einwirken. Anderseits bieten aber die Strahlungspyrometer den
                              									Vorteil, daß sie, einmal aufgestellt, keiner subjektiven Einstellung mehr bedürfen,
                              									sondern die Temperatur direkt anzeigen, und somit auch eine Registrierung und
                              									Fernbeobachtung gestatten.
                           
                        
                           2. Das Féry-Pyrometer.
                           Als Typus der Strahlungspyrometer sei zunächst das Instrument von FéryCh. Féry, C. R. 134,
                                    											977, 1902. Journ. d. Phys. 6, 889, 1907. Referate in ZS. f. Instrkd. 22, 378, 1902; 27, 94,
                                    											1907; 28, 159, 1908. genannt. Bei
                              									diesem wird durch eine Flußspatlinse ein Bild des zu untersuchenden Körpers auf die
                              									Lötstelle eines kleinen Thermoelementes aus Eisen-Konstantan geworfen, die durch
                              									eine kleine Silberscheibe verbreitert ist (die scharfe Einstellung wird hierbei mit
                              									Hilfe des Okulares beobachtet). Ihre Erwärmung und damit auch der Ausschlag eines
                              									mit dem Thermoelement verbundenen Millivoltmeters ist dann proportional der vierten
                              									Potenz der absoluten Temperatur. Nun sind genügend große Flußspatlinsen nur schwer
                              									zu erhalten; bei Glaslinsen würde aber infolge der Absorption der ultraroten
                              									Strahlen diese Gesetzmäßigkeit nicht mehr bestehen bleiben. Es werden deshalb in der
                              									Praxis meist Instrumente gebraucht, bei welchen die Linse durch einen auf der
                              									Oberfläche vergoldeten Hohlspiegel ersetzt ist. Die scharfe Einstellung bei diesem
                              									Instrument, welche übrigens nicht von großer Bedeutung ist, wird dadurch
                              									kontrolliert, daß man durch ein Loch durch den Spiegel hindurch das von ihm
                              									entworfene Bild beobachtet. Neben der Lötstelle sind zwei in bestimmter Weise
                              									gegeneinander geneigte kleine Spiegel angebracht, welche zwei unmittelbar
                              									übereinander liegende Teilbilder des Gegenstandes entwerfen. Bei nicht scharfer
                              									Einstellung erscheinen diese beiden Bilder gegeneinander verschoben und ergänzen
                              
                              									sich nur bei richtiger Fokussierung zu einem einheitlichen vollständigen Bilde. Die
                              									Angaben des Instrumentes können selbstverständlich nur so lange richtig sein, als
                              									noch die ganze Lötstelle des Thermoelementes von der Strahlung getroffen wird; es
                              									ist also bei der Einstellung darauf zu achten, daß das vom Hohlspiegel entworfene
                              									Bild des glühenden Körpers größer als jene Lötstelle ist. Statt des Thermoelementes
                              									hat Féry bei einer anderen Konstruktion eine kleine
                              									Metallspirale aus zwei Metallen mit verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten benutzt;
                              									bei dieser Konstruktion beobachtet man die Temperatur, ähnlich wie bei dem Breguetschen Metallthermometer, direkt durch den
                              									Ausschlag eines mit der Spirale verbundenen Zeigers. In der Regel benutzt man
                              									dagegen das empfindlichere Thermoelement, welches mit einem geeigneten
                              									Millivoltmeter mit Temperaturskala in Verbindung steht. Die von dem Ofen auf das
                              									Thermoelement gestrahlte Energie ist streng proportional der Größe (T4 – t4), wo T und t die absoluten
                              									Temperaturen des zu messenden Körpers und des Thermoelementes sind. Damit also die
                              									vom Thermoelement angezeigte Temperatur angenähert proportional T4 bleibt, darf sich
                              										t nicht wesentlich ändern. Nach Angabe von Féry steigt auch die Temperatur des Thermoelementes im
                              									Pyrometer niemals über 100°. Will man höhere Temperaturen messen, so hilft man sich
                              									in einfacher Weise dadurch, daß man vor das Instrument eine Blende setzt, welche die
                              									auffallende Strahlung in einem bestimmten Verhältnis vermindert. Das dem Instrument
                              									beigegebene Millivoltmeter wird dann mit zwei verschiedenen Temperaturteilungen für
                              									volle und abgeblendete Oeffnung versehen.
                           
                           Ein wunder Punkt des Féry-Pyrometers dürfte
                              									namentlich der Spiegel sein, da ja die auf das Thermoelement fallende Strahlung im
                              									wesentlichen durch sein Reflektionsvermögen bedingt ist. Nun besitzt Gold
                              									glücklicherweise im Ultrarot von 1 μ ab ein nahezu
                              									konstantes Reflexionsvermögen von 95 bis 98 v. H. Nach dem sichtbaren Spektrum hin
                              									dagegen verringert sich sein Reflexionsvermögen, so daß es bei 0,65 μ nur noch 89,6 v. H. beträgt. Da sich nun mit
                              									wachsender Temperatur das Maximum der ausgestrahlten Energie immer mehr vom Ultrarot
                              									nach dem sichtbaren Spektrum hin verschiebt und von diesem im Pyrometer ein
                              									kleinerer Teil zur Wirkung kommt, so kann die Skala nicht mehr ganz streng
                              									proportional der vierten Potenz der absoluten Temperatur bleiben; allerdings wären
                              									diese Fehler durch eine empirische Eichung zu beseitigen. Nicht so leicht zu
                              									erledigen ist dagegen die Frage nach dem Einfluß einer Aenderung der Oberfläche des
                              									Spiegels, etwa durch Zerkratzen oder durch Ablagerung von Staub. Burgess und Le Chatelier geben
                              									an, daß der Spiegel beträchtlich schlechter werden kann, ohne daß die Angaben des
                              									Pyrometers erheblich beeinflußt werden. Dieses wird sicherlich zutreffen, so lange
                              									die Unebenheiten des Spiegels nicht groß gegen die Wellenlänge der reflektierten
                              									Strahlung sind; sobald aber diese Grenze überschritten ist, muß die reflektierte
                              									Energie eine beträchtliche Verringerung erfahren, so daß die angezeigten
                              									Temperaturen zu tief ausfallen müssen. Das gilt naturgemäß auch, wenn der Spiegel
                              									durch irgend welche Umstände verschmutzt wird. Ein weiterer Nachteil des Féry-Pyrometers dürfte darin liegen, daß auch bei ihm
                              									naturgemäß der Ausschlag des Millivoltmeters nicht ein Maß für die Temperatur des
                              									Thermoelementes selbst ist, sondern nur für die Differenz zwischen seiner erwärmten
                              									Lötstelle und den am Gehäuse außen angebrachten Verbindungsklemmen. Man muß also
                              									darauf achten, daß das Instrument lange genug an seinem Ort bleibt, damit das
                              									unbestrahlte oder abgeschlossene Pyrometer außen und innen dieselbe Temperatur
                              									annimmt.
                           Aus den verschiedenen angegebenen Gründen scheinen Strahlungspyrometer im allgemeinen
                              									und somit auch das Féry-Pyrometer bisher noch keine
                              									wesentliche Verwendung in Deutschland gefunden zu haben. In der Literatur ist nur
                              									eine Stelle aufzufinden gewesen. ZschimmerE. Zschimmer in
                                       													Doelter, Handbuch der Mineral-Chemie, I,
                                       												865, 1912. gibt an, daß sich bei Messungen in der Jenaer
                              									Glashütte zwischen dem Wanner- und dem Féry-Pyrometer eine Differenz von etwa 50° ergab, während
                              									dieses nach Messung in der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt bei 1000°
                              									gegenüber dem Wanner- Pyrometer (bei einer bestimmten
                              									Meßanordnung) um 35° zu niedrig an zeigte. Eine genaue Untersuchung des Pyrometers
                              									und der verschiedenen Einflüsse auf seine Angaben scheint bisher nicht vorgenommen
                              									zu sein. Es wurden deshalb im Physikalischen Laboratorium der Optischen Anstalt C.
                              									P. Goerz A.-G., Berlin-Friedenau, an einem Féry-Pyrometer eine Reihe von Versuchen angestellt, mit
                              									dem Zweck, ein Urteil über seine Verwendbarkeit im praktischen Betriebe (außerhalb
                              									des Laboratoriums) zu gewinnen. Die Messungen erfolgten zunächst an einem
                              									Silitrohrofen von etwa 50 mm innerem Durchmesser und 620 mm Länge, bei welchem die
                              									Temperatur auf einen mittleren Bereich von etwa 50 mm konstant war. Hierhin wurde
                              									ein Kohlezylinder gebracht, der von der Rückseite bis nahe an seine Vorderfläche
                              									angebohrt wurde. In diese hinein kam ein (geschütztes) Thermoelement, welches mit
                              									einem in der Physikalisch Technischen Reichsanstalt geeichten verglichen war, und
                              									bei welchem die Temperatur der kalten Lötstelle gemessen und berücksichtigt wurde.
                              									Dieser Ofen ist mit für die Praxis genügender Genauigkeit als schwarzer Körper
                              									anzusehen. Es wurde zunächst untersucht, wie weit das Thermoelement wirklich die
                              									Temperatur der vorderen strahlenden Fläche des Kohlestückes anzeigte, welche dazu
                              									mit einem Wanner-Pyrometer gemessen wurde. Der Vergleich
                              									der Angaben des Thermoelementes mit denen des Wanner-Pyrometers ist in Tab. 1 wiedergegeben.
                           Wie man daraus ersieht, bleiben die Abweichungen durchaus innerhalb der
                              									Meßgenauigkeit, die auf etwa ±10° zu veranschlagen ist; im Mittel ergibt sich eine
                              									vollständig zu vernachlässigende Differenz zwischen Thermoelement und Wanner-Pyrometer von 2 ½.
                           Tabelle 1.
                           Vergleich von Thermoelement und Wanner-Pyrometer.
                           
                              
                                 Th.-El.
                                 W.-Pyr.
                                 Th.-El.Korr.
                                 
                              
                                   874
                                   874
                                     0
                                 
                              
                                   918
                                   908
                                 – 10
                                 
                              
                                   936
                                   925
                                 – 11
                                 
                              
                                 1067
                                 1065
                                 –   2
                                 
                              
                                 1293
                                 1265
                                 +   2
                                 
                              
                                 1328
                                 1334
                                 +   6
                                 
                              
                           Um von dem Einfluß einer Temperaturänderung der äußeren Anschlußstellen des kleinen
                              									Thermoelementes im Pyrometer unabhängig zu sein, wurde dieses in einen Hohlmantel
                              									gesetzt, welcher ständig von Wasser durchspült wurde. Wie die Messungen des inneren
                              									Luftraumes des Pyrometers in der Nähe des Thermoelementes und des ein- und
                              									austretenden Wassers zeigten, war die Temperatur innen und außen dieselbe und blieb
                              									auch während der Messung gut konstant. In Tab. 2 sind die als Mittel aus mehreren
                              									Beobachtungen erhaltenen
                           Tabelle 2.
                           Korrektionen des Féry-Pyrometers (1. Eichung); Ofen
                              									wagerecht.
                           
                              
                                 Temp.
                                 Volle Skala
                                 Abgeblend. Skala
                                 Diff.
                                 
                              
                                 Korr.
                                 Ausgegl.
                                 Korr.
                                 Ausgegl.
                                 Korr.
                                 Ausgegl.
                                 
                              
                                   400
                                 (+ 37)
                                 + 30
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   500
                                 + 27
                                 + 29
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   600
                                 + 29
                                 + 28
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   700
                                 + 23
                                 + 27
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   800
                                 + 23
                                 + 26
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   900
                                 + 23
                                 + 25
                                  + 26
                                 + 32
                                 + 3
                                 + 7
                                 
                              
                                 1000
                                 + 28
                                 + 24
                                  + 35
                                 + 30
                                 + 7
                                 + 6
                                 
                              
                                 1100
                                 + 27
                                 + 23
                                  + 31
                                 + 29
                                 + 4
                                 + 6
                                 
                              
                                 1200
                                 + 18
                                 + 21
                                  + 25
                                 + 28
                                 + 7
                                 + 7
                                 
                              
                                 1300
                                 + 21
                                 + 20
                                  + 26
                                 + 27
                                 + 5
                                 + 7
                                 
                              
                                 1400
                                 
                                 
                                 (+ 4)
                                 + 20
                                 
                                 
                                 
                              
                                 Mittel
                                 + 24
                                 + 25
                                 
                                 + 30
                                    + 5,2
                                    + 6,6
                                 
                              
                           Korrektionen des Féry-Pyrometers,
                              									und zwar sowohl für die von 400 bis 1300° als auch für die von 900 bis 2000°
                              									reichende Skala für die Temperaturen von 400 bis 1400° wiedergegeben; von diesen
                              									gilt jene für das Pyrometer mit voller Oeffnung, die letztere für die auf einen
                              									bestimmten Betrag abgeblendete (demgemäß sollen die beiden Skalen als „volle“
                              									und „abgeblendete“ Skala bezeichnet werden). Bei der Beurteilung der
                              									Korrektionen ist zu beachten, daß die Beobachtungen bei 400° nicht genau sind, und
                              									deshalb außer Betracht bleiben können, da hier die Skala nur die Teilstriche 400 und
                              									450° enthält; selbst von 500° ab liegen indessen die Zehnerstriche noch so eng
                              									beieinander, daß kaum eine genaue Ablesung möglich ist. Wegen der mangelhaften
                              									Empfindlichkeit des Thermoelementes liegt danach die untere Grenze des Meßbereiches
                              									des Féry-Pyrometers nicht wesentlich tiefer als die der
                              									optischen Pyrometer, so daß sein Vorteil in dieser Hinsicht nicht so groß ist, als daß dadurch
                              									seine sonstigen Mängel aufgehoben würden. Aehnlich sind die Verhältnisse für die
                              									Temperaturen von 900 und 1000° bei der zweiten Skala. Die Abweichungen der vollen
                              									Skala liegen zwischen 18 und 27°, so daß man hier wohl innerhalb der Fehlergrenze
                              									mit einem konstanten Mittelwert von 24° rechnen kann. Stellt man sie indessen
                              									graphisch dar (s. Abb. 1), so ergibt sich eine
                              									wellenförmige Kurve, die man angenähert durch die schräge (gestrichelte) Grade
                              									ersetzen kann. Die hiernach ausgeglichenen Korrektionen sind in Tab. 1 in Spalte 3
                              									angegeben. Eine größere Zahl von Beobachtungen, auf deren Wiedergabe verzichtet ist,
                              									beweist indessen, daß der wellenförmige Verlauf der Korrektionen nicht nur durch die
                              									Beobachtungsfehler bedingt, sondern reell ist. Soweit die volle und die abgeblendete
                              									Skala miteinander zu vergleichen ist, zeigt sich zwischen beiden ein konstanter
                              									Unterschied von 5 bis 6°.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 273
                              Abb. 1.
                              
                           Nachdem das Féry-Pyrometer längere Zeit benutzt und auch
                              									der Spiegel verschiedentlich wieder gereinigt war, wurden seine Korrektionen von
                              									neuem bestimmt. Da sich inzwischen herausgestellt hatte, daß durch die Absorption
                              									von Kohlensäure die angezeigten Temperaturen erniedrigt werden (selbst bei starker
                              									Konzentration kann der dadurch hervorgebrachte Fehler, wie aus Tab. 9 (s. später)
                              									hervorgeht, allerdings nur etwa 10° betragen), so wurde diesmal, um gänzlich frei
                              									hiervon zu sein, ein Heraeus-Ofen mit Platinwicklung von
                              									etwa 40 cm Länge und 25 mm  benutzt. Als schwarzer Körper diente in diesem
                              									Falle ein von hinten zur Aufnahme des Thermoelementes angebohrter Chamottezylinder,
                              									dessen Vorderseite mit chinesischer Tusche geschwärzt war. Im übrigen erfolgten die
                              									Beobachtungen genau in derselben Weise wie früher. Wie aus Tab. 3 folgt, steigen die
                              									Korrektionen mit der Temperatur an. Die Unterschiede der beiden Skalen betragen
                              									diesmal etwa 4° gegeneinander.
                           Tabelle 3.
                           Korrektion des Féry-Pyrometers (2. Eichung) Ofen wagerecht.
                           
                              
                                 Volle Skala
                                 Abgeblendete Skala
                                 Ausgeglich.Werte
                                 (VolleSkala)102.
                                 
                              
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Diff.
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Korr./Temp.
                                 
                              
                                   478
                                 + 22
                                 
                                 
                                 
                                   400
                                 + 17
                                 4,3
                                 
                              
                                   573
                                 + 27
                                 
                                 
                                 
                                   500
                                 + 22
                                 4,4
                                 
                              
                                   660
                                 + 40
                                 
                                 
                                 
                                   600
                                 + 28
                                 4,7
                                 
                              
                                   768
                                 + 32
                                 
                                 
                                 
                                   700
                                 + 33
                                 4,7
                                 
                              
                                   862
                                 + 38
                                 
                                 
                                 
                                   800
                                 + 38
                                 4,8
                                 
                              
                                   952
                                 + 48
                                   948
                                 + 52
                                 + 4
                                   900
                                 + 43
                                 4,8
                                 
                              
                                 1048
                                 + 52
                                 1048
                                 + 52
                                   0
                                 1000
                                 + 49
                                 4,9
                                 
                              
                                 1153
                                 + 47
                                 1144
                                 + 56
                                 + 9
                                 1100
                                 +54
                                 4,9
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel + 4
                                 1200
                                 +59
                                 4,9
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel 4,7
                                 
                              
                           Die gefundenen Werte sind in Abb. 2 eingetragen und
                              									aus dieser die Korrektionen für die von 100° zu 100° fortschreitenden Temperaturen
                              									des Féry-Pyrometers bestimmt; diese sind in der
                              									vorletzten Spalte in Tab. 3 mitgeteilt. Berechnet man das Verhältnis Korr./Temp. (s.
                              									letzte Spalte), so ergibt sich dafür ein mit wachsender Temperatur ansteigender
                              									Wert, der im Mittel 4,7 • 10–2 beträgt. Wie aus
                              									dem Vergleich mit Tab. 2 folgt, haben sich die Korrektionen vollständig geändert,
                              									was zum Teil auf die Verschlechterung des Spiegels, zum andern Teil aber auch auf
                              									die andere Strahlungsquelle zurückzuführen ist. Der Silitrohrofen glühte bei der
                              									hohen Temperatur in seiner ganzen Länge, wenn auch selbstverständlich mit von der
                              									Mitte nach außen abnehmender Intensität. Bei dem Platinofen fiel sie dagegen nach
                              									dem Rohrende hin wesentlich schneller ab. Bei der starken Empfindlichkeit des Féry-Pyrometers gegen falsche Strahlung sind die in den
                              									beiden Fällen beobachteten Unterschiede demnach leicht erklärlich. Für die Praxis
                              									ergibt sich daraus die Folgerung, die Eichung des Instrumentes möglichst an dem zu
                              									messenden Ofen (am besten durch Vergleich mit einem optischen Pyrometer)
                              									vorzunehmen, und zwar sowohl für die volle wie auch für die abgeblendete Skala,
                              									sowie diese von Zeit zu Zeit zu wiederholen. Letzteres gilt auch für den Fall, daß
                              									es sich nicht um Absolut-, sondern nur um Vergleichungsmessungen handelt. Die
                              									Vermutung, daß die früheren Beobachtungen durch die Kohlensäureentwicklung des
                              									Kohlestückes in dem Silitrohrofen gefälscht sind, kann leicht widerlegt werden:
                              									gerade bei den höheren Temperaturen hätte sich die größte Menge von Kohlendioxyd im
                              									Ofen bilden und demnach hätte auch bei diesen eine höhere Korrektion auftreten
                              									müssen, als bei dem vollständig kohlensäurefreien Platinofen; tatsächlich wurde
                              									gerade das Gegenteil beobachtet.
                           Tabelle 4.
                           Korrektion des Féry-Pyrometers (2.
                              									Eichung); Ofen senkrecht.
                           
                              
                                 Volle Skala
                                 AbgeblendeteSkala
                                 AusgeglicheneWerte
                                 (VolleSkala)102
                                 
                              
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Diff.
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Korr./Temp.
                                 
                              
                                   371
                                 + 29
                                 
                                 
                                 
                                   400
                                 + 32
                                 8,0
                                 
                              
                                   557
                                 + 43
                                 
                                 
                                 
                                   600
                                 + 45
                                 7,5
                                 
                              
                                   744
                                 + 56
                                 
                                 
                                 
                                   800
                                 + 59
                                 7,4
                                 
                              
                                   982
                                 + 68
                                   947
                                 + 53
                                 – 15
                                 1000
                                 + 72
                                 7,2
                                 
                              
                                 1135
                                 + 65
                                 1120
                                 + 80
                                 + 15
                                 1200
                                 + 85
                                 7,1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel 7,4
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 273
                              Abb. 2.
                              
                           Bei den bisherigen Beobachtungen hatten Ofen und Pyrometer wagerecht gestanden.
                              									Vielfach, z.B. bei den Beobachtungen am Schmelzofen, wird es sich aber nicht
                              									vermeiden lassen, das Pyrometer von oben darauf zu richten. Es wurde deshalb
                              									weiterhin untersucht, wie sich seine Korrektionen hierbei gestalten. Auch in diesen
                              										Falle ergibt
                              									sich ein linearer Anstieg der Korrektionen mit der Temperatur (s. Tab. 4, die im
                              									übrigen genau so
                           Tabelle 5.
                           Vergleich der Korrektionen des Féry-Pyrometers bei wagerechtem
                              									und senkrechtem Ofen.
                           
                              
                                 Temp.
                                 Korrektionen (volle Skala)
                                 
                              
                                 wagerecht
                                 senkrecht
                                 Differenz
                                 
                              
                                   400
                                 + 17
                                 + 32
                                 15
                                 
                              
                                   500
                                 + 22
                                 + 39
                                 17
                                 
                              
                                   600
                                 + 28
                                 + 45
                                 17
                                 
                              
                                   700
                                 + 33
                                 + 52
                                 19
                                 
                              
                                   800
                                 + 38
                                 + 59
                                 21
                                 
                              
                                   900
                                 + 43
                                 + 65
                                 22
                                 
                              
                                 1000
                                 + 49
                                 + 72
                                 23
                                 
                              
                                 1100
                                 + 54
                                 + 79
                                 25
                                 
                              
                                 1200
                                 + 59
                                 + 85
                                 26
                                 
                              
                           angeordnet ist wie Tab. 3, und Abb.
                                 										3), und zwar beträgt die Abweichung, die diesmal mit wachsender Temperatur
                              									abnimmt, im Mittel 7,4 v. H. gegenüber 4,7 v. H. bei wagerechter Stellung des
                              									Ofens. Bei abgeblendeter Skala ergaben sich in dem Falle Temperatur-Unterschiede von
                              									– 15 bis + 15° gegenüber der vollen Skala. In Tab. 5 sind die Korrektionen für
                              									wagerechten und senkrechten Ofen, und zwar nur für die volle Skala, da nur für diese
                              									eine genügende Anzahl von Messungen vorliegen, nebeneinander gestellt worden. Es
                              									ergibt sich zwischen beiden ein mit wachsender Ofentemperatur ansteigender
                              									Unterschied.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 274
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                                 (Schluß folgt.)