| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 275 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Anlaßvorrichtung für Flüssigkeitsmotoren. Eine Anordnung
                              									zum leichten Anlassen des kalten Motors bei schweren Brennstoffen auch im Winter
                              									zeigt die Abbildung. Die Vorrichtung kann auch bei größeren Motoren für Motorpflüge
                              									usw. verwendet werden. Die Vorrichtung besteht aus einem an beiden Enden
                              									geschlossenen Metallrohre, das etwa zur Hälfte mit Metallkugeln gefüllt ist. Um in
                              									kalter Jahreszeit ein schnelles Anspringen des Motors zu erreichen, wird das Rohr
                              									erhitzt und dann in die Saugrohrleitung eingeführt. Das Rohr hat zwei kleine
                              									Oeffnungen, deren eine innerhalb, die andere außerhalb der Saugrohrleitung zu liegen
                              									kommt, wenn das Rohr zum Anlassen des Motors in die Saugrohrleitung gesteckt ist.
                              									Durch die außerhalb der Saugrohrleitung befindliche Oeffnung wird dann etwas Benzin
                              									in dies erhitzte Rohr gespritzt, das sofort verdampft. Beim Ankurbeln saugt der
                              									Motor sofort die Benzindämpfe in den Zylinder und fängt zu arbeiten an. Hat der
                              									Motor eine richtige Umlaufzahl erreicht, so wird das Rohr aus der Saugrohrleitung
                              									herausgezogen und die Oeffnung luftdicht verschlossen. (The Autocar 1919, Mai.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 274
                              
                           Motorfeldbahnen. Die Herstellung eines brauchbaren
                              									Beförderungsmittels für Güter aller Art abseits der Eisenbahnlinien ist mit
                              									Berücksichtigung des jetzt herrschenden Zugtiermangels eine sehr wichtige Frage der
                              									Landwirtschaft. Besonders für die großen Rüben- und Kartoffelgüter ist die
                              									Benutzungsmöglichkeit der Motorfeldbahnen eine sehr große. Auf flüchtig verlegten
                              									Gleisen können die Motorfeldbahnen überall dorthin geführt werden, wo augenblicklich
                              									Massengüter zu fördern sind. Die Erfahrung zeigt, daß bis zu 20 km der Transport mit
                              
                              									Motorfeldbahnen bei etwa 10 t Nutzlast, billiger ist, als, der Transport mit
                              									Vollbahnen. Für größere Entfernungen sind die Selbstkosten der Vollbahnen
                              									wieder geringer. Auf jeden Fall ist aber die Motorfeldbahn bei größeren
                              									Massentransporten dem Pferdefuhrwerk auf der Landstraße vorzuziehen. Im allgemeinen
                              									ist die Bedeutung solcher Feldbahnen für die Forst- und Landwirtschaft, sowie für
                              									größere Industriebetriebe bereits erkannt. Auch während des Krieges hat man mit
                              									Feldbahnen gute Erfahrungen gesammelt.
                           Beim Bau der Motorlokomotiven sind folgende Gesichtspunkte zu berücksichtigen:
                              									Vollkommene Betriebsicherheit bei einfacher Bedienung und Wartung, geringes
                              									Eigengewicht, um leichtes Maschinenmaterial verwenden zu können, große Zugkraft, um
                              									Steigungen zu befahren, gute Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse der
                              									verschiedenartigen Betriebe. Von bekannten Motoren- und Automobilfabriken sind
                              									bereits solche Motorlokomotiven gebaut. Häufig findet hierfür ein luftgekühlter
                              									zweizylindriger Motor von 4,5 PS Verwendung, der sich besonders durch einfache und
                              									starke Bauart auszeichnet, und dessen Wartung ohne besondere Kenntnisse von
                              									jedermann leicht erlernt werden kann. Eine solche Lokomotive nimmt Steigungen von 5
                              									v. H bei einer Nutzlast von 3000 kg mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 8 km
                              									in der Stunde.
                           Ebenso werden bereits Motortriebwagen für Feldbahnen verwendet. Für einen solchen
                              									zweiachsigen Wagen kommt gewöhnlich ein 6 PS-Motor mit zweistufigem Getriebe in
                              									Betracht. Ein solcher Triebwagen kann nun für die verschiedenen Bedürfnisse entweder
                              									mit einem zweiten Wagen, oder allein Verwendung finden. Auch hier können der
                              									Einfachheit halber luftgekühlte Motoren eingebaut werden. Die Kühlluft wird durch
                              									ein Gebläse zwangsweise über die Zylinder geleitet. Das Getriebe, das zwei
                              									Geschwindigkeiten nach beiden Fahrtrichtungen zuläßt, ist möglichst stark
                              									auszuführen. Das Einschalten der Geschwindigkeitsstufen geschieht mittels
                              									Handhebels. Für die Einstellung auf Vor- und Rückwärtsfahrt ist zweckmäßigerweise
                              									ein besonderer Handhebel vorgesehen. Ein solcher Triebwagen erreicht bei 2500 kg
                              									Nutzlast und etwa 1500 kg Eigengewicht mit der ersten Geschwindigkeitsstufe etwa 3
                              									km Geschwindigkeit in der Stunde auf Steigungen bis zu 6 v. H., mit der zweiten
                              									Geschwindigkeitsstufe; auf Steigungen von etwa 2 v. H, eine Geschwindigkeit von 9 km in der
                              									Stunde. Auf wagerechter Bahn können mit der kleineren Geschwindigkeit 20 t Nutzlast
                              									gefördert werden.
                           W.
                           Sulzer-Dieselmaschinen. Die Firma Gebrüder Sülzet baut
                              									Dieselmaschinen für Land- und Schiffszwecke bis zu den größten Abmessungen. Für
                              									stationäre Betriebe wird dabei der Viertaktmaschine für Schiffsbetrieb die
                              									Zweitaktmaschine in besonderer Ausführung vorgezogen. Mit solchen Zweitaktmaschinen
                              									ist das bekannte Motorschiff „Monte Pluedo“ ausgerüstet. Während des Krieges
                              									wurden eine große Zahl Sulzer-Zweitaktmaschinen besonders für französische
                              									Unterseeboote entsprechend der Monte-Pluedo-Ausführung geliefert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 275
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 275
                              Abb. 2.
                              
                           Bei den Sulzer Zweitaktmaschinen ist die Zylinderspulung in eigenartiger Weise
                              									ausgebildet. Wie Abb. 2 zeigt, sind zwei Reihen
                              									Spülschlitze am unteren Zylinderende angeordnet, die auf dem halben Zylinderumfange
                              									verteilt sind. Auf der anderen Hälfte des Zylinderumfanges sind die Auspuffschlitze
                              									von entsprechender Länge angeordnet. Geht der Kolben nach abwärts, so werden zuerst
                              									die Auspuffschlitze vom Kolben freigegeben, so daß die Auspuffgase in die
                              									Auspuffleitung entweichen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 275
                              Abb. 3.
                              
                           Dann erst überschleift der Kolben die Spülluftschlitze, so daß
                              									nun Spülluft in den Zylinder eintreten kann, um die im Zylinder verbleibenden Abgase
                              									auszuspülen. Die Spülluft hat etwa 0,2 kg/cm2
                              									Druck. Aus den oberen Spülluftschlitzen tritt dabei noch, keine Spülluft aus, weil
                              									hier die Spülluftleitung durch ein Ventil geschlossen ist. Erst wenn der Kolben
                              									beginnt, wieder nach aufwärts zu gehen, wird das Ventil für die zusätzliche Spülluft
                              									geöffnet und die noch im Zylinder befindlichen Auspuffgase werden ausgetrieben. Aus
                              									diesen Spülluftschlitzen strömt auch dann noch Spülluft in den Zylinder, wenn
                              									bereits die Auspuff schlitze durch den Kolben geschlossen sind. Es tritt dann ein
                              									Aufladen des Zylinders mit Verbrennungsluft ein, das eine dementsprechend große
                              									Leistungsteigerung zur Folge hat. Das erwähnte Ventil in der Zusatzspülluftleitung
                              									wird bei neueren Maschinen als Rotationsschieber und nicht mehr als Doppelsitzventil
                              									ausgebildet.
                           Das Brennstoff- und Anlaßventil sind in einem Gehäuse vereinigt, so daß im
                              									Zylinderkopf nur eine einzige Oeffnung angeordnet ist. Auf diese Weise erhält man
                              									für den Zylinderkopf eine einfachere Gußform. Wie Abb.
                                 										3 zeigt, kann dabei auch die Kühlung besser ausgeführt werden. Solche
                              									Zylinderköpfe neigen naturgemäß auch wenig zu Rißbildung. Bei den Sulzer-Maschinen
                              									werden Zylinder, Zylinderbüchsen und Zylinderkopf aus Spezialgußeisen hergestellt.
                              
                              									In der Abb. 4 ist die Brennstoffventilsteuerung für
                              									eine umsteuerbare Maschine dargestellt. Bei dieser neuen Steuerung ist beim
                              									Umsteuern weder die Nockenscheibe zu verdrehen, noch die Steuerwelle in ihrer
                              									Längsachse zu verschieben. Ebenso kann dabei der Nadelhub verändert werden, so daß
                              									auch bei kleinen Belastungen oder im Leerlaufe eine sichere Zündung und eine gute
                              									Verbrennung erreicht wird. Für die Steuerung des Brennstoff- und Anlaßventils sind
                              									je zwei Nocken angeordnet unter einem gewissen Winkel, um von Vorwärtsfahrt auf
                              									Rückwärtsfahrt übergehen zu können. In Abb. 4 ist a der Nocken für die Vorwärtsfahrt, auf dem die Rolle
                              										a1 läuft. Die
                              									Bewegung der Rolle a1
                              									wird durch einen zweiarmigen Hebel auf die Brennstoffventilnadel übertragen. Soll
                              									durch das Handrad umgesteuert werden, so kommt die Rolle a1 außer Berührung mit dem Nocken a, und die Rolle b1 wird dann durch den Nocken b bewegt. Das Brennstoffventil wird dann in den Zeitpunkten geöffnet, die
                              									der umgesteuerten Maschine entsprechen. Durch Drehen des Handrades um einen kleinen
                              									Winkel wird der Nadelhub des Brennstoffventils mit veränderlicher Belastung
                              									geändert. Die Veränderlichkeit des Nadelhubes hat große Vorteile und solche
                              									Brennstoffventile sind anderen mit unveränderlichem Nadelhube vorzuziehen.
                           Abb. 1 und 2 zeigen
                              									eine Vierzylinder-Sulzer-Maschine von 1350 PS mit 105 Umdr./min. Die
                              									Zweitaktmaschine besitzt eine Spülluftpumpe und einen dreistufigen
                              									Luftverdichter.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 275
                              Abb. 4.
                              
                           Beide werden unmittelbar von der Kurbelwelle angetrieben. Die
                              									Spülluftpumpe ist doppeltwirkend ausgeführt und hat ungesteuerte Ventile. Die
                              									Kolbenkühlung kann durch Oel oder Wasser erfolgen. Bei den größeren Maschinen wird
                              									die Wasserkühlung ausgeführt.
                           Bei großen Schiffsmaschinenanlagen werden die Spülluftpumpen nicht mehr mit der
                              									Hauptmaschine verbunden. Die Spülluftpumpen erhalten dann eigenen elektrischen
                              									Antrieb, da man zurzeit dazu übergegangen ist, alle Schiffshilfsmaschinen elektrisch
                              									anzutreiben. Der Kraftbedarf solcher rotierender Luftpumpen ist relativ groß. Bei
                              									Maschinenanlagen von 4000 PS sind für die Spülluftpumpen nach Angabe der Zeitschrift
                              										„The Motor Ship and Motor Boat“ Juli 1919 zwei Elektromotoren von je 250
                              									PS Leistung notwendig.
                           Bei einer bereits ausgeführten Schiffsmaschinenanlage mit zwei Hauptmaschinen von je
                              									1500 PSi bei 105 Umdr./min. sind an den
                              									Hauptmaschinen nur die dreistufigen Luftverdichter angeordnet. Die
                              									Turbospülluftpumpen haben elektrischen Antrieb. Dadurch wird erreicht, daß der Bau
                              									der Hauptmaschinen einfacher wird, weil die schweren Spülluftpumpen in Wegfall
                              									kommen. Da die Drehzahl der Spülluftpumpen in weiten Grenzen geregelt werden kann,
                              									so ist es möglich, die Spülluftmenge dementsprechend zu vergrößern. Man kann auf
                              									diese Weise, wenn notwendig, eine Leistungserhöhung der Hauptmaschinen erhalten.
                           Von einer kleineren Zweitaktmaschine von 420 PSe hat
                              									die Firma Gebr. Sulzer bis jetzt über 100 Stück gebaut.
                              									Viele von diesen Maschinen sind während des Krieges in französische Boote, die
                              									während des Krieges als Wachtschiffe im Mittelmeer Dienst versehen haben, eingebaut
                              									worden, und zwar je zwei Stück, wodurch das Boot eine Geschwindigkeit von etwa 15
                              									Knoten erhielt. Die Boote waren während der letzten zwei Jahre zwischen Marseille
                              									und Biserta tätig. Sie sind durchschnittlich 25 Tage im Monat unterwegs gewesen, was
                              									bei Dampfbooten nicht möglich war. Während der Fahrt waren nur zwei Maschinisten im
                              									Maschinenraum notwendig. Innerhalb 15 Minuten war ein solches Boot fahrbereit. Die
                              									Maschinen haben zuverlässiger und andauernder gearbeitet als Dampfmaschinen irgend
                              									einer Bauart, und es waren dabei weniger Ausbesserungen notwendig.
                           W.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Zur Geschichte der Gasbeleuchtung in Oesterreich liefert
                              									Prof. Dr. A. Bauer-Wien einen interessanten Beitrag in
                              									einer kleinen Schrift über Zach. Andreas Winzler. Er
                              									betont zunächst, daß dieser Mann nicht mit dem Abenteurer Winsor identisch ist, der sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts in London um
                              									die Einführung der Gasbeleuchtung bemühte und dabei bekanntlich eine wenig rühmliche
                              									Rolle gespielt hat. Zach. Andreas Winzler wurde im Jahre
                              									1750 zu Unlingen in Schwaben geboren, er studierte Medizin und kam 1778 nach
                              									Oesterreich, wo ihm die Leitung des „Salpeterwesens“, das damals als
                              									Staatsregal einer Privatgesellschaft zugewiesen war, übertragen wurde. Im Jahre 1800
                              									erwarb er sich in Znaim in Mähren ein Anwesen und betrieb dort die Gewinnung von
                              									Salpeter mit Erfolg in eigener Regie. Daneben beschäftigte er sich mit dem Studium
                              									der Gasbereitung durch trockene Destillation von Holz und anderen Rohstoffen, sowie
                              									mit der Anwendung des gewonnenen Gases zur Beleuchtung und Heizung, namentlich aber
                              									auch mit der Nutzbarmachung der hierbei erhaltenen Nebenerzeugnisse Holzessigsäure
                              									und Teer. Durch Zeitungen und Flugblätter erhielt Winzler
                              									Kenntnis von der Erfindung einer „Thermolampe“ durch den französischen
                              									Ingenieur Lebon. Ohne näher über die Einrichtung dieses
                              									Apparates unterrichtet zu sein, unternahm Winzler die
                              									Konstruktion einer solchen Thermolampe, die er einen
                              										„Universal-Leucht-Heiz-Koch-Sud-Destillier- und Sparofen“ nannte. Er
                              									stellte einen solchen Apparat zunächst in seiner Salpeterfabrik und später im Hause
                              									des Kreishauptmanns von Rosenberg in Znaim auf. Diese
                              									Versuche Winzlers lenkten auch die Aufmerksamkeit der
                              									Militärverwaltung auf sich, die versuchsweise die Aufstellung einer Thermolampe in
                              									einer Znaimer Kaserne veranlaßte. Der Apparat diente hier zur Beheizung der Zimmer
                              									und zugleich zur Bereitung des Essens für 50 bis 60 Mann. Auf Veranlassung des
                              									Feldmarschalls Erzherzog Karl besichtigte eine militärische Abordnung aus Wien die
                              									Anlage in der Znaimer Kaserne, was zur Folge hatte, daß Winzler seinen Apparat im Hofkrieggebäude in Wien vorführen konnte. Bald
                              									darauf gelangte sein Beleuchtungsverfahren in der Alserkaserne in Wien zur
                              									Einführung.
                           Die „Wiener Zeitung“ vom 5. März 1802 schildert die Versuche Winzlers, die dieser auch öffentlich vorführte, und weist
                              									namentlich auf die wirtschaftlichen Vorteile des neuen Verfahrens hin, was bei den
                              									damals geltenden niedrigen Preisen von 45 Kreuzern für einen Wiener Zentner
                              									Steinkohle und 18 Kreuzern für ein Pfund Kerzen gewiß bemerkenswert war. Nach einer
                              									Mitteilung des Arztes Dr. de Carro lassen sich die
                              									finanziellen Vorteile der Vorrichtung Winzlers
                              									folgendermaßen zusammenfassen: Von 9 Kreuzern Wert des der Destillation
                              									unterworfenen Holzes erhält man 5/9 als Holzkohle zurück und 4/9 verbraucht man
                              									zum Heizen des Zimmers, zum Zubereiten der Speisen für 11 Personen und zur Gewinnung
                              									des Teers. Dieser aber sowie die Holzkohle können für 17 Kreuzer verkauft
                              									werden.
                           Winzler führte die Anwendung des Holzgases zur
                              									Destillation von Weingeist vor zahlreichem Publikum mit großem Beifall vor und
                              									brachte im Sommer 1802 seinen Apparat auch nach Preßburg, wo er ebenfalls eine
                              									günstige Aufnahme fand. Zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten interessierten
                              									sich für seine Erfindung und Blochmann bemerkt in seinem
                              									Werk über die Gasbeleuchtung: „Hätte Winzler solche
                                 										Unterstützung gehabt wie Winsor in England, und hätte
                                 										ihm ein Rohmaterial zu Gebote gestanden von solcher Güte wie z.B. die
                                 										schottische Cannelkohle, so kann man nicht zweifeln, daß Wien der Ausgangspunkt
                                 										des Beleuchtungswesens geworden wäre.“
                              									Winzler zog Ende 1811 von Znaim nach Wien, wo er in die
                              									Dienste des Altgrafen von Salm-Reifferscheidt trat, und starb in den dreißiger
                              									Jahren des vorigen Jahrhunderts. (Nach einem Sonderabdruck aus der „Wiener
                                 										Abendpost“.)
                           Sander.
                           
                        
                           Fabrikorganisation und Werkstattstechnik.
                           Wärmeschutz an Glühöfen durch Luftschleier. An Glüh-,
                              									Härte- und Schweißöfen werden die Arbeiter bei der Beobachtung des glühenden
                              									Materials durch die geöffnete Ofentür sehr stark durch die strahlende Hitze
                              									belästigt, die der Türöffnung entströmt. Zur Vermeidung oder wenigstens Linderung
                              									dieses Uebelstandes ordnet man zwischen Arbeitstür und Feuerraum einen Luftschleier
                              									an, indem man, wenn die Tür geöffnet wird, aus einer Schlitzdüse Luft austreten
                              									läßt, die die heißen Ofengase und die strahlende Wärme nach oben abführt (Abb. 1 bis 2). Im
                              										„Technischen Zentralblatt für den Werkzeug- und Maschinenmarkt“ wird von
                              									F. Wellmann eine derartige Luftschleiereinrichtung der
                              									Firma Werner Geub in Köln beschrieben und dabei einige
                              									interessante Zahlen genannt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 276
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 276
                              Abb. 2.
                              
                           Bei den Luftschleierdüsen für die Arbeitstüren eines großen Blockofens tritt die Luft
                              									aus den 6 mm breiten Düsen mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 18 m/sek aus, und zwar 2,7 m3/min. Die Luftgeschwindigkeit in 500 mm Abstand
                              									von der Schlitzmündung beträgt noch 15 m/sek, in 1000 mm Abstand noch 7,9 m/sek. Ein
                              									Ventilator liefert die Luft für 24 Arbeitstüren und verbraucht bei einer Luftmenge
                              									von 65 m3/min und einem Gesamtdruck von 465 mm
                              									W.-S. 9 kW.
                           Arbeiterschränke aus Schlackenbeton hat (nach „Stahl
                                 										und Eisen“ Heft 38) die Georgsmarienhütte mit gutem Erfolge hergestellt. Die
                              									Schränke werden billiger als hölzerne, sie sind nicht brennbar, nicht leicht zu
                              									erbrechen, leicht zu reinigen, es findet sich kein Ungeziefer darin.
                           Messung des Durchmessers sehr feiner Drähte. Ein einfaches
                              									Verfahren zur Messung des Durchmessers sehr feiner Drähte gibt „Technik und
                                 										Industrie“ an: Der zu messende Draht wird in zahlreichen, dicht aneinander
                              									liegenden Windungen auf einen Stab (z.B. Bleistift) beliebigen Durchmessers
                              									gewickelt, die bewickelte Länge des Stabes dividiert durch die Windungszahl ergibt
                              									mit großer Genauigkeit den Drahtdurchmesser.
                           Zur ungefähren Ermittelung des Durchmessers von Drähten, die nicht unmittelbar
                              									zugänglich sind, wie z.B. die Schmelzdrähte elektrischer Sicherungen, bringt die
                              									Firma Gebr. Ruhstrat in Göttingen einen kleinen Apparat
                              									auf den Markt. Wenn man zwei gleich starke Drähte kreuzweise übereinander legt, so
                              									erblickt man an der Kreuzungsstelle ein Quadrat, ist der. Durchmesser nicht der
                              									gleiche, so ergibt sich ein Rechteck. Das Auge ist für diesen Unterschied recht
                              									empfindlich. Der genannte Dickenmesser besteht demgemäß aus einer Fassung, die auf
                              									einer Seite eine Lupe, auf der anderen mehrere Vergleichsdrähte bekannten
                              									Durchmessers trägt. Auch kann eine Glasplatte mit einem konischen Streifen
                              									eingesetzt werden, der über dem zu messenden Drahte solange verschoben wird, bis die
                              									Kreuzung ein Quadrat ergibt. Aus der Stellung, die der Apparat dann hat, kann der
                              									Durchmesser des Drahtes auf 1/10 genau ermittelt werden.
                           Anpressen von Wülsten an Röhrchen. Ein Verfahren zum
                              									Anpressen von Wülsten an Röhrchen als Anschlag, zum Befestigen der Röhrchen in
                              									Scheiben, zum Festhalten eines aufgeschobenen Schlauches usw. gibt die „Z. für
                                 										Maschinenbau“ vom 30. Juni an.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 277
                              
                           In das Röhrchen werden genau passende Stahldrahtstücke mit kuglig abgedrehten Enden
                              									eingeführt unter Zwischenlage von Bleipfropfen, deren Höhe sich nach der verlangten
                              									Höhe der Wulste richten muß und durch Versuche zu ermitteln ist. Unter einer
                              									Stösselpresse werden dann die Bleipfropfen durch die Stahldrahtstücke
                              									auseinandergepreßt und erzeugen die Wulste. Das Röhrchen wird alsdann auf das
                              									Auswerferloch l der Spurplatte gesetzt und beim zweiten
                              									Hub der Presse werden die Bleipfropfen durch die Stahldrahtstücke gelocht und mit
                              									ihnen aus der Röhre ausgeschoben. Die ringförmigen Reste der Bleipfropfen können
                              									ausgeschmolzen oder auch in den Wülsten belassen werden, sie ergeben dann eine
                              									gleichmäßige Bohrung.
                           Vorrichtung zum Zusammenschrauben kleinerTeile bei Massenfertigung. Zum Zusammenschrauben der in
                              									der Abbildung dargestellten Teile in der Massenfertigung beschreibt H. Ernst in „Automobil- und Motorenfabrikation“,
                              									Heft 5, eine Vorrichtung, die im wesentlichen aus einem kleinen Spannfutter auf
                              									einer Welle besteht, die mit einem Riemen angetrieben wird und durch einen Fußhebel
                              									eingekuppelt, beim Loslassen des Fußhebels dagegen selbsttätig abgebremst wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 277
                              
                           Von besonderer Wichtigkeit ist dabei die richtige Stärke und Spannung des
                              									Antriebsriemens, der gleiten muß, wenn nach dem fertigen Zusammenschrauben der Teile
                              									der Fußhebel nicht rechtzeitig freigegeben wird, Das Spannfutter klemmt den
                              									eingeführten Teil des Werkstückes bei Betätigung des Fußhebels selbsttätig fest; der
                              									andere Teil wird vom Arbeiter mittels eines kleinen Mutterschlüssels von Hand
                              									gehalten. Die Anschaffungskosten der Vorrichtung, die a. a. O. in Schnitt- und
                              									Aufrißzeichnungen dargestellt ist, haben sich in kurzer Zeit bezahlt gemacht.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Wärmetechnik.
                           Ueber den Wärmedurchgang an Heizkörpern von Dampfpfannen.
                              									Dampfpfannen, in denen größere Flüssigkeitsmengen angewärmt und eingedampft werden,
                              									sind ein wesentlicher Bestandteil der Maschineneinrichtung von Brauereien. Man
                              									verlangt von einer Braupfanne, daß sie imstande ist, in einer Stunde von ihrem
                              									Gesamtinhalte 6–8 v. H. Wasser einzudampfen. Dies geschieht fast stets bei
                              									atmosphärischem Drucke. Früher waren alle Braupfannen mit einer eigenen Feuerung
                              									versehen. Bei derartigen Vorrichtungen mußte aber mit großen Strahlungs- und
                              									Anwärmeverlusten gerechnet werden, da der Betrieb der Pfannen bei jedem Sud auf
                              									wenige Stunden beschränkt ist und überdies noch mehrmals unterbrochen wird, was
                              									Veranlassung zum Abkühlen des Mauerwerkes gibt. Auch ist die Heizfläche im
                              									Verhältnis zum Inhalte sehr klein. Will man z.B. in einer Feuerpfanne stündlich 6 v.
                              									H. des Inhaltes eindampfen, so gelangt man zu der hohen Belastung von 30 bis 40 kg
                              									Dampf auf 1 m2 in der Stunde. Der letztgenannte
                              									Uebelstand wurde besonders fühlbar, als man zur Verwendung immer größerer Pfannen
                              									schritt, da deren Inhalt in der dritten Potenz, die Heizfläche aber nur in der
                              									zweiten Potenz der äußeren Abmessungen wächst. Eine Vergrößerung der Heizfläche
                              									durch Gliederung war nicht möglich, weil die inneren Wandungen des Gefäßes glatt und
                              									einfach sein müssen, um eine leichte Reinigung zu gestatten. Die Entwicklung der
                              									Brauereien zu Großbetrieben führte daher zur Verwendung von Dampfpfannen. Diese
                              									trifft man meist in drei Ausführungsformen. In ältere Feuerpfannen, die für
                              									Dampfbetrieb eingerichtet werden sollen, pflegt man einen eisernen oder kupfernen
                              									Heizring dicht über dem Boden einzubauen. Arbeitet man mit Drücken von 3 bis 5 at,
                              									so benutzt man Heizkörper, die aus Rohrschlangen bestehen, welche strahlenförmig von
                              									einem gemeinsamen Mittelstücke ausgehen. Sie erhalten eine umlaufende Bewegung,
                              									wodurch die Heizwirkung, wie leicht ersichtlich ist, befördert wird. Sofern man den
                              									Abdampf der Betriebsmaschine zum Heizen benutzen will, d.h. bei Anwendung niedriger
                              									Drücke, erhält die Pfanne einen Doppelboden. Die Ausnutzung der Wärme ist bei
                              									Dampfheizung nicht unbefriedigend. Als Verlust tritt nur die Ausstrahlung auf. Sie
                              									kann bei guter Wärmeschutzumkleidung stark vermindert werden. Die Bedienung
                              									beschränkt sich auf Einstellen eines Dampfventiles. Auch läßt sich durch Veränderung
                              									des Dampfdruckes die Wärmeübertragung leicht regeln. Der Heizdampf soll möglichst
                              									nicht überhitzt, sondern wenigstens voll gesättigt sein, da er beim Kondensieren die
                              									Wärme sehr leicht an die metallische Heiz fläche abgibt. Für gute Entlüftung des Dampfes und
                              									schnelle Ableitung des Dampfwassers muß gesorgt werden, damit dessen Ansammlung
                              									nicht die nutzbare Heizfläche verkleinert. Für die Wärmeabgabe gilt die Beziehung
                              									\frac{1}{k}=\frac{1}{\alpha_1}+\frac{\delta}{\lambda}+\frac{1}{\alpha_2}. Hierin ist k die Wärmedurchgangszahl in
                              									kcal/st bezogen auf 1 m2 Heizfläche bei 1°
                              									Temperaturunterschied, α1 die Wärmeübergangzahl zwischen kondensierendem Wasserdampfe und
                              									Heizfläche, δ die Wanddicke der Heizfläche in m, λ die Wärmeleitungzahl der Heizwand, α2 die
                              									Wärmeübergangzahl zwischen Heizwand und Flüssigkeit. Der Wert der letzten Zahl
                              									schwankt zwischen 2000 und 6000. Dies ist ein so großer Spielraum, daß die
                              									Berechnung der Heizfläche recht unsicher wird. Nun setzt man bekanntlich für
                              									strömende Flüssigkeiten \alpha_2=300+1800\,\sqrt{v}, wo v die
                              									Geschwindigkeit des Pfanneninhaltes in m/sek gegenüber dem Heizkörper ist. Sie läßt
                              									sich naturgemäß außerordentlich schwer bestimmen. Es dürfte daher Beachtung
                              									verdienen, daß Dipl.-Ing. Fehrmann in Heft 40 der
                              									Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure eine Abhängigkeit der
                              									Wärmeübergangzahl α2
                              									von dem Eintrittsüberdruck p des Dampfes feststellt. Er
                              									gelangte zu Ergebnissen, die durch Versuche hinreichend bestätigt werden, wenn er
                              									\alpha_2=2000\,\sqrt{p} setzt.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Die 59. Hauptversammlung des Vereines deutscher Ingenieure
                              									am 27. Oktober wurde von seinem Vorsitzenden, Generaldirektor Reinhardt-Dortmund, eröffnet.
                           An dem unglücklichen Ausgang des Krieges, so führte er aus, sei mit Schuld, daß wir
                              									einerseits außer der militärischen und wirtschaftlichen Kraft auch die Technik
                              									unserer Gegner unterschätzt haben und daß andererseits unserer Technik daheim nicht
                              									die genügende Wertschätzung entgegengebracht worden sei, um sie zur vollen Wirkung
                              									kommen zu lassen. Eine weitere Ursache sei, daß der Mammonismus und Materialismus,
                              									die sich schon vor Beginn des Krieges breit zu machen begonnen hatten, im Kriege
                              									vielfach zu nackter Selbstsucht ausgewachsen seien. Einen Rest von Idealismus habe
                              									sich das gebildete Beamtentum bewahrt, dem auch die Mehrzahl der Mitglieder des
                              									Vereines deutscher Ingenieure angehören. Ihre Aufgabe sei es, diesen alten
                              									Idealismus wieder zu Ehren zu bringen und uns zu dem heilenden Gedanken
                              									zurückzuführen, daß die Arbeit an sich ein Zweck des Lebens sei und erst in zweiter
                              									Linie der Lohn und der damit verträgliche materielle Genuß des Lebens stehen. Dieser
                              									Aufgabe müssen die technischen Kreise umsomehr nachgehen, als man in den letzten
                              									Jahren erkannt habe, welche gewaltige Bedeutung der Technik im öffentlichen Leben
                              									zukomme. Daraus entstehe weiter die Pflicht, sich der Betätigung im öffentlichen
                              									Leben noch mehr als bisher zu widmen. Der Redner betonte, daß hier der Notwendigkeit
                              									auch Schwierigkeiten in der Auswahl der geeigneten Persönlichkeiten gegenüberstehen,
                              									und führte im Zusammenhang damit einige bemerkenswerte Gedanken über technisches,
                              									kaufmännisches und juristisches Denken aus, indem er jeder Art ihre Berechtigung
                              									zusprach. Er wies dann kurz auf die Aufgaben hin, die in Zukunft für die Erziehung
                              									der Ingenieure bestehen und erhob als Vorbedingung für eine gedeihliche Gestaltung
                              									unserer Ungewissen, Zukunft die Forderung, daß die wirtschaftlichen Gegensätze
                              									innerhalb unseres Volkes auf eine vernünftige und würdige Weise zum Ausgleich
                              									gebracht werden müßten.
                           Die Reihe der Vorträge eröffnete Staatssekretär a. D. Pr. August Müller, der über das Thema sprach: „Durch welche Mittel muß
                                 										die deutsche Industrie der Veränderung ihrer Produktionsbedingungen Rechnung
                                 										tragen?“
                           Darauf hielt Geh. Reg.-Rat Prof. Dr.-Ing. Walter Reichel
                              									einen Vortrag über „Die vorläufigen Grenzen im Elektromaschinenbau“.
                           Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft. Der
                              									Regierungsentwurf des Gesetzes betr. Sozialisierung der Elektrizitätswirtschaft wird
                              									der Lösung der Aufgabe in keiner Weise gerecht. Er ist keine Sozialisierung. Statt
                              									zusammenzufassen, bricht er aus dem Gefüge unter rein fiskalischen Gesichtspunkten
                              									einzelne Steine zugunsten des Reiches heraus und verkennt, indem er den maßgebenden
                              									Einfluß einer bürokratischen Reichsstelle zuleitet, die ungeheuren technischen und
                              									kaufmännischen Aufgaben, die restlos nur durch Einspannung aller sachlichen und
                              									persönlichen Energien in den Dienst der Allgemeinheit gelöst werden können.
                           Zur Kennzeichnung der Mängel des Entwurfes und als Anregung zur Verbesserung sind
                              									deshalb von den zuständigen Vereinen und Verbänden folgende Sätze aufgestellt
                              									worden:
                           1. Der Einteilung des Reiches in Bezirke nach Elektrizitätswirtschaftsgebieten wird
                              									zugestimmt. Es ist jedoch notwendig, daß für diese Bezirke Selbstverwaltungskörper
                              									gebildet werden, welche die Elektrizitätserzeugung innerhalb ihres Gebietes nach
                              									einheitlichen Grundsätzen regeln.
                           Die in dem Gesetzentwurfe vorgesehenen Organisationen entsprechen nicht dieser
                              									Forderung, namentlich fehlen Bestimmungen über die Art und den Ausbau dieser
                              									Organisationen sowie über die Rechte, die ihnen zur Durchführung ihrer Aufgaben
                              									verliehen werden müssen und über die Beteiligung des Reiches. Der Hinweis auf ein
                              									später zu erlassendes Gesetz (§ 1 letzter Absatz) ist unzureichend, da gerade diese
                              									Bestimmungen den wesentlichen Inhalt des Gesetzes ausmachen werden.
                           Der Grundsatz der Selbstverwaltung der Bezirksorganisationen muß klar zum Ausdruck
                              									gebracht werden. Es ist auszuschließen, daß durch die Reichsbeteiligung eine
                              									Zentralisierung der Entscheidungen in Angelegenheiten der Bezirksorganisationen
                              									erfolgt.
                           Die in § 1 vorgesehenen Bezirksorganisationen bieten keine Gewähr für den Ausschluß
                              									zentralistischer Bürokratisierung, sofern das Reich die in den §§ 2 bis 7
                              									festgesetzten Rechte erhält.
                           2. Als wesentlicher Mangel des Entwurfes ist das Fehlen jeglicher Bestimmung über die
                              									Finanzwirtschaft anzusehen. Es muß gefordert werden, daß mit der
                              									Elektrizitätswirtschaft gleichzeitig ihre Finanzwirtschaft im Sinne eines in sich
                              									geschlossenen Unternehmens geregelt wird. Es ist zweckwidrig, die Finanzgrundlage
                              									für die Elektrizitätswirtschaft mit dem Schicksal der öffentlichen Finanzen zu
                              									verbinden. Deshalb wird vorgeschlagen, für die Zwecke dieses Gesetzes eine unter
                              									Reichsaufsicht stehende Finanzgesellschaft zu bilden und dieser die Beschaffung der
                              									erforderlichen Mittel zu übertragen. Die Begebung von Anleihen für ein solches
                              									Institut auch im Auslande würde keine Schwierigkeiten bereiten. Auf diese Weise
                              									würden auch Gefahren vermieden, die ein starker unmittelbarer Besitz des Reiches an
                              									greifbaren Werten mit sich bringen könnte.
                           3. Um die Einheitlichkeit der Elektrizitätswirtschaft zu gewährleisten, empfiehlt
                              									sich die Einrichtung einer Zentralstelle, von der die allgemeinen Grundsätze für die
                              									Elektrizitätsversorgung ausgehen. Die Bürokratisierung ist dadurch auszuschalten,
                              									daß ein Sachverständigenausschuß gebildet wird, wie er auch im Kohlengesetz
                              									vorgesehen ist, dessen Mitglieder überwiegend aus den in der Elektrizitätswirtschaft
                              									praktisch erfahrenen Kreisen unter Beteiligung der Arbeitnehmer zu entnehmen sind.
                              									Es ist für die völlige Unabhängigkeit dieser Körperschaft und für ihren
                              									ausschlaggebenden Einfluß Sorge zu tragen. Der Ausschuß muß alsbald gebildet werden
                              									und bei der Aufstellung des Gesetzes mitwirken.
                           4. Die organisatorische Aufgabe des Gesetzes darf sich lediglich auf die Erzeugung
                              									der Elektrizität und auf die Verkupplung der Erzeugungsstätten nicht aber auf die
                              									Verteilung erstrecken. Auszunehmen sind einzelne Sonderfälle (unmittelbare
                              									Versorgung sehr großer Verbraucher, Uebernahme von Verteilungsunternehmungen, die
                              									nach Abtrennung der Erzeugung selbständig nicht weiter bestehen können).
                           Die in § 2 des Entwurfes enthaltene Befugnis des Reiches, Verkupplungsleitungen und
                              									die in privater Hand befindlichen Kraftwerke übernehmen zu können, wird dann
                              									überflüssig. Die Verkupplungsleitungen werden vielmehr von den Bezirksorganisationen
                              									zu übernehmen sein, in die gleichfalls die privaten Kraftwerke ebenso wie die
                              									kommunalen und gemischtwirtschaftlichen eingebracht werden.
                           5. Die Ausschaltung des privaten Unternehmertums bei der Elektrizitätsgroßwirtschaft,
                              									wie in dem Gesetze geplant, ist zu verwerfen, seine Initiative und tätige Mitwirkung
                              									muß ebenso gewahrt bleiben, wie die bewährte Teilnahme der Gemeinden und
                              									Gemeindeverbände, Der elektrotechnischen Industrie muß der enge Zusammenhang mit der
                              									Anwendung, dem sie die Erringung ihrer führenden Stellung in der Welt verdankt, zur
                              									Behauptung dieser Stellung und als Grundlage weiteren Fortschrittes erhalten
                              									bleiben.
                           6. Der Zentralstelle bleibt somit als Aufgabe der Ausgleich der
                              									Elektrizitätswirtschaft der einzelnen Bezirksorganisationen untereinander, so z.B.
                              									die Vorsorge für den Austausch elektrischer Arbeit zwischen ihnen, die Vorsorge für
                              									die Lieferung elektrischer Arbeit von Orten billiger Erzeugung nach anderen
                              									Bezirken.
                           7. Durch vorstehende Regelung werden gleichzeitig die Sonderbestimmungen der jetzigen
                              
                              									§§ 3 ff. für die gemischtwirtschaftlichen Unternehmungen überflüssig, die übrigens
                              									im Widerspruch zu den Grundsätzen des § 2 stehen.
                           Die in § 5 vorgeschlagene Entschädigung ist unhaltbar, weil der Wert von Aktien und
                              									Anteilen nach zufälligen Sachwerten berechnet werden soll, mit denen er in keiner
                              									Verbindung steht.
                           8. Die im § 23 vorgesehene Entschädigung für durch das Gesetz etwa betroffene
                              									Arbeitnehmer ist unzureichend.