| Titel: | Untersuchung zweier Strahlungspyrometer. | 
| Autor: | G. Berndt | 
| Fundstelle: | Band 334, Jahrgang 1919, S. 281 | 
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                        Untersuchung zweier
                           								Strahlungspyrometer.
                        Von Prof. Dr. G. Berndt, Berlin-Friedenau.
                        Mitteilung aus dem physikalischen Laboratorium der
                           								Optischen Anstalt C. P. Goerz A.-G.,
                           								Berlin-Friedenau.
                        (Schluß von Seite 274.)
                        BERNDT: Untersuchung zweier Strahlungspyrometer.
                        
                     
                        
                           Nachdem somit die Korrektionen des Féry-Pyrometers
                              									für eine bestimmte Entfernung (bei wagerechter und senkrechter Lage) bestimmt worden
                              									waren, wurde eine Reihe von Versuchen bei verschiedenen Abständen zwischen
                              									Instrument und Ofen ausgeführt; zu diesen diente wieder der Platinofen. Er wurde
                              									zunächst in wagerechter Lage auf eine Reihe konstanter Temperaturen geheizt und dann
                              									das Pyrometer nacheinander in die Entfernungen 115, 85, 55, 85 und 115 cm gebracht
                              									(aus den entsprechenden Beobachtungen wurde das Mittel gegenommen). Diese waren
                              									selbstverständlich so gewählt, daß noch die ganze Lötstelle des Thermoelementes im
                              									Pyrometer von der Strahlung getroffen würde.
                           Tabelle 6.
                           Korrektionen des Féry-Pyrometers bei verschiedenen Abständen vom
                              									Ofen (wagerechte Lage).
                           
                              
                                 Abstand . . . .
                                 115 cm
                                 85 cm
                                 55 cm
                                 
                                 
                              
                                 Th.-El.Temp.
                                 Korrektion
                                 Diff.
                                 Korrektion
                                 Diff.
                                 Korrektion
                                 Diff.
                                 Differenz d. Korr. bei den Abständen
                                 
                              
                                 115 und 85
                                 115 und 55
                                 
                              
                                 VI. Sk.
                                 Abg. Sk.
                                 A–VI.
                                 VI. Sk.
                                 Abg. Sk.
                                 A.–VI.
                                 VI. Sk.
                                 Abg. Sk.
                                 A–VI.
                                 VI.
                                 Abg.
                                 VI.
                                 Abg.
                                 
                              
                                   500
                                 + 22
                                 
                                 
                                 + 21
                                 
                                 
                                 + 19
                                 
                                 
                                 + 1
                                 
                                 + 3
                                 
                                 
                              
                                   600
                                 + 27
                                 
                                 
                                 + 23
                                 
                                 
                                 + 21
                                 
                                 
                                 + 4
                                 
                                 + 6
                                 
                                 
                              
                                   700
                                 + 40
                                 
                                 
                                 + 36
                                 
                                 
                                 + 32
                                 
                                 
                                 + 4
                                 
                                 + 8
                                 
                                 
                              
                                   800
                                 + 32
                                 
                                 
                                 + 28
                                 
                                 
                                 + 26
                                 
                                 
                                 + 4
                                 
                                 + 6
                                 
                                 
                              
                                   900
                                 + 38
                                 
                                 
                                 + 37
                                 
                                 
                                 + 35
                                 
                                 
                                 + 1
                                 
                                 + 5
                                 
                                 
                              
                                 1000
                                 + 48
                                 + 52
                                 + 4
                                 + 47
                                 + 37
                                 – 10
                                 + 44
                                 + 32
                                 – 12
                                 + 1
                                 – 15
                                 + 4
                                 – 20
                                 
                              
                                 1100
                                 + 52
                                 + 52
                                 0
                                 + 49
                                 + 45
                                 –   4
                                 + 45
                                 + 40
                                 –   5
                                 + 3
                                 –   7
                                 + 7
                                 – 12
                                 
                              
                                 1200
                                 + 47
                                 + 56
                                 + 9
                                 + 44
                                 + 49
                                 +   5
                                 + 42
                                 + 46
                                 +   4
                                 + 3
                                 –   7
                                 + 5
                                 – 10
                                 
                              
                                 Mittel
                                 
                                 
                                 + 4
                                 
                                 
                                 –   3
                                 
                                 
                                 –    4
                                   + 2,6
                                 – 10
                                   +5,5
                                 – 14
                                 
                              
                           Wie man aus Tab. 6 ersieht, in welcher die Mittelwerte der Korrektionen für die
                              									einzelnen Entfernungen vermerkt sind, weichen diese nur unwesentlich von einander
                              									ab, und zwar zeigte sich, daß sie bei voller Oeffnung mit abnehmendem Abstande
                              									deutlich kleiner werden, und zwar bei 85 cm um 2,6°, bei 55 cm um 5,5° (gegenüber
                              									115 cm). Es ist dies wohl auf die verschiedene Erwärmung des Pyrometergehäuses und
                              									damit der äußeren Anschlußstellen zurückzuführen. Benutzt man dagegen die
                              									vorgeschaltete Blende, so weisen die Korrektionen größere Unterschiede auf. Während
                              									nämlich bei großer Entfernung die abgeblendete Skala gegenüber der vollen um etwa 4°
                              									zu hohe Werte gibt, betragen die Unterschiede bei 85 cm Abstand – 3°, bei dem
                              									kleinsten benutzten Abstand – 4°, dabei schwanken die Einzelwerte in beiden Fällen
                              									aber um – 10° bis + 5° bzw. von – 12° bis +  4°. Vergleicht man dagegen die
                              									Korrektionen der abgeblendeten Skala für die verschiedenen Entfernungen unter sich,
                              									so nehmen sie mit abnehmenden, Abstand zu, und zwar bei 85 cm um 10° und bei 55 cm
                              									um 14° (gegenüber 115 cm). Der Grund für dieses von dem bei der vollen Skala
                              									beobachteten abweichende Verhalten dürfte darin liegen, daß infolge der Abblendung
                              									der Strahlen eine verschiedene Erwärmung des Inneren, sowie des Gehäuses des
                              									Pyrometers erfolgt, und durch die von den Instrumentenwänden ausgesandte Strahlung
                              									das Thermoelement somit in anderer Weise beeinflußt wird als bei voller Oeffnung.
                              									Zweckmäßig wird man deshalb mit dem Pyrometer, soweit es mit der Größe der
                              									Schauöffnung irgend verträglich ist, von dem Ofen fortgehen, um von den
                              									Strahlungseinflüssen auf das Pyrometergehäuse nach Möglichkeit unabhängig zu
                              									werden.
                           Tabelle 7.
                           Korrektionen des Féry-Pyrometers bei verschiedenen Abständen vom
                              									Ofen (senkrechte Lage).
                           
                              
                                 Abstand . . . . . 
                                 95 cm
                                 65 cm
                                 
                                 
                              
                                 Th.-El.Temp.
                                 Korrektion
                                 Diff.
                                 Korrektion
                                 Diff.
                                 Differenz der Korr beiden beiden
                                    											Abstanden
                                 
                              
                                 VI. Sk.
                                 Abg. Sk.
                                 A–VI.
                                 VI. Sk.
                                 Abg. Sk.
                                 A–VI.
                                 VI.
                                 Abg.
                                 
                              
                                   400
                                 + 29
                                 
                                 
                                 + 29
                                 
                                 
                                    0
                                 
                                 
                              
                                   600
                                 + 43
                                 
                                 
                                 + 43
                                 
                                 
                                    0
                                 
                                 
                              
                                   800
                                 + 56
                                 
                                 
                                 + 58
                                 
                                 
                                 + 2
                                 
                                 
                              
                                 1000
                                 + 68
                                 + 53
                                 – 15
                                 + 68
                                 + 48
                                 – 20
                                    0
                                 + 5
                                 
                              
                                 1200
                                 + 65
                                 + 80
                                 + 15
                                 + 57
                                 + 75
                                 + 18
                                 – 8
                                 + 5
                                 
                              
                           Auch bei senkrechter Stellung des Ofens wurde das Pyrometer in zwei Abständen, 95 und
                              									65 cm untersucht. In diesem Falle ergeben sich zwischen den Korrektionen für die
                              									beiden Abstände (s. Tab. 7) keine eindeutigen wesentlichen Unterschiede. Das schon
                              									vorher erwähnte eigentümliche Verhalten des abgeblendeten Instrumentes findet sich
                              									bei den beiden benutzten Entfernungen bestätigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 282
                              Abb. 4.
                              
                           Stillschweigende Voraussetzung bei allen bisherigen Messungen war, daß keine nicht
                              									durch die Messung selbst bedingte Temperaturdifferenz zwischen der warmen und kalten
                              									Lötstelle des Thermoelementes im Pyrometer vorhanden war. Es wurde deshalb das
                              									Instrument stets solange an seinem Platze belassen, bis es die durch die Temperatur
                              									der Luft und die allseitige Ofenstrahlung bedingte Temperatur angenommen hatte, und
                              									dann erst mit den Messungen begonnen. Um eine Schätzung über die durch
                              									unvollständigen Temperaturausgleich verursachten Fehler, wenigsten für einen Fall,
                              									zu erhalten, wurde so verfahren, daß das Instrument an einem kalten Wintertage nach
                              									draußen gebracht und dann schnell in einem bestimmten Abstande von einem großen
                              									Versuchsschmelzofen, dessen Temperatur mit einem (nicht geeichten) Thermoelement zu
                              									etwa 1400° gemessen wurde, fest aufgestellt wurde. Zugleich mit den Angaben des
                              									Pyrometers wurden auch die Temperaturen seines Innenraumes und seiner Außenwandung
                              									mit Quecksilber-Thermometern bestimmt.
                           Trägt man die in Tab. 8 wiedergegebenen Differenzen zwischen Innen- und Außenraum des
                              									Pyrometers und seine Korrektionen gegen das Thermoelement auf (siehe Abb. 4), so erhält man eine Gerade, welche die
                              									Ordinatenachse bei 13° schneidet. Diese 13° wären also (für die Temperaturdifferenz
                              									0°) als Korrektion gegen das (nicht geeichte) Thermoelement anzusetzen. Zieht man
                              									diese von den beobachteten Korrektionen ab, so erhält man die in der Spalte 5
                              									angegebenen Werte, welche, wie man sieht, fast genau gleich der Temperaturdifferenz
                              									zwischen den beiden Lötstellen des Thermoelements im Pyrometer sind. Bei 1400° wäre
                              									demnach die hiervon herrührende Korrektion gleich der Temperaturdifferenz zwischen
                              									kalter und warmer Lötstelle des Pyrometer-Thermoelementes. Man muß also mit den
                              									Beobachtungen solange warten, bis sich diese auf mindestens 5° verringert hat.
                           Der Einfluß des Zwischenmediums wurde an den beiden oben beschriebenen Oefen
                              									untersucht, und zwar begnügten wir uns hier mit mehr qualitativen Beobachtungen, da
                              									es nur darauf ankam, gewisse Extremwerte für die Praxis festzulegen. Sorgfältige
                              									Messungen wären hier zwecklos gewesen, da ja die in den verschiedenen Betrieben
                              									vorkommenden Verhältnisse in dieser Beziehung viel zu sehr voneinander
                              									abweichen.
                           Tabelle 8.
                           Einfluß einer Temperaturdifferenz der beiden Lötstellen des
                              									Féry-Pyrometers.
                           
                              
                                 Temperatur des Pyrometers
                                 Korrektur des Pyrometers(nicht geeichtes
                                    											Th.-El.)
                                 
                              
                                 innen
                                 außen
                                 Differenz
                                 Beobacht.
                                 korrigiert
                                 
                              
                                 42
                                 10
                                 32
                                 – 45
                                 – 32
                                 
                              
                                 42
                                 20
                                 22
                                 – 40
                                 – 27
                                 
                              
                                 42
                                 24
                                 17
                                 – 30
                                 – 17
                                 
                              
                                 42
                                 30
                                 12
                                 – 23
                                 – 10
                                 
                              
                                 42
                                 30
                                 12
                                 – 25
                                 – 12
                                 
                              
                                 42
                                 35
                                   7
                                 – 20
                                 –   7
                                 
                              
                                 42
                                 37
                                   5
                                 – 20
                                 –   7
                                 
                              
                                 
                                 
                                   0
                                      – 13*)
                                 
                                 
                              
                           *) Aus der Kurve entnommen.
                           Das Pyrometer wurde in einer bestimmten Entfernung
                              									aufgestellt, der Ofen auf eine konstante Temperatur geheizt und dann zwischen Ofen
                              									und Thermoelement aus einem Glastrichter von 10 cm Durchmesser ein Strahl von
                              									Kohlensäure, der aus einer Bombe entnommen wurde, oder von Wasserdampf gebracht. Bei
                              
                              									dem Platinofen ergeben sich (s. Tab. 9) durch den Wasserdampf
                              									Temperaturerniedrigungen von 25 bis 65°, für Kohlensäure von 5 bis 10°, bei dem
                              									Silitrohrofen für Wasserdampf von 40 bis 120° und für Kohlensäure von 2 bis 10°.
                              									Qualmendes, stark schwelendes Papierfeuer bewirkte eine Erniedrigung von 30°. Daß
                              									die Unterschiede für den Wasserdampf bei den beiden Oefen verschieden sind, darf
                              									nicht weiter Wunder nehmen, da diese ja abhängen von der in der Zeiteneinheit
                              									entwickelten Dampfmenge und ferner von seiner Verteilung über eine mehr oder minder
                              									lange Strecke, und auf gleichmäßige Versuchsbedingungen bei den beiden Beobachtungen
                              									aus den erwähnten Gründen nicht weiter geachtet wurde. Daß im übrigen der Einfluß des Wasserdampfes
                              									wesentlich größer als der der Kohlensäure ist, ist leicht verständlich, wenn man
                              									bedenkt, daß diese in dem in Betracht kommenden Bereich nur zwei starke
                              									Absorptionsbanden mit dem Maxima bei 4,3 und 14,7 μ
                              									hat, während der Wasserdampf Absorptionsmaxima bei 2,7; 6,1; 6,5; 11,6; 12,4; 13,4;
                              									14,3; 15,7 und 17,5 μ aufweist. Der Größenordnung nach
                              									beträgt die Absorption des Wasserdampfes etwa 10 v. H. der Gesamtstrahlung.
                           Tabelle 9.
                           Einfluß des Zwischenmediums auf das Féry-Pyrometer.
                           
                              
                                 Platinofen (35 cm Abstand)
                                 Silitrohrofen (100 cm Abstand)
                                 
                              
                                 Temperatur
                                 Verringerung durch
                                 Temperatur
                                 Verringerung durch
                                 Temperatur
                                 Verringerung durch
                                 
                              
                                 beob.
                                 korrig.
                                 Wasserd.
                                 Kohlens.
                                 beob.
                                 korrig.
                                 Wasserd.
                                 Kohlens.
                                 beob.
                                 korrig.
                                 Rauch
                                 starkschwelender
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   400
                                   417
                                 25
                                   5
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                   500
                                   529
                                   40
                                   2
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   601
                                   629
                                 41
                                 10
                                   600
                                   628
                                   55
                                   2
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                   700
                                   727
                                   50
                                   3
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   780
                                   817
                                 50
                                 10
                                   800
                                   826
                                   65
                                 
                                   820
                                   846
                                 
                                 28
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                   900
                                   925
                                   60
                                   5
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   950
                                   996
                                 65
                                   9
                                 1000
                                 1024
                                   95
                                   6
                                   998
                                 1022
                                 18
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                 1100
                                 1123
                                 115
                                   8
                                 1088
                                 1111
                                 15
                                 
                                 
                              
                                 1144
                                 1200
                                 49
                                   7
                                 1200
                                 1221
                                 120
                                 10
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                   
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 1296
                                 1316
                                   6
                                 21
                                 
                              
                           Ebenso wie durch das Zwischenmedium werden natürlich die Angaben des Instrumentes
                              									auch durch Verschmutzung des Spiegels geändert. Um hierfür einige Werte zu erhalten,
                              									wurde so verfahren, daß das Pyrometer mit voller Oeffnung senkrecht in einen Raum
                              									gestellt wurde, in welchem kräftig Staub aufgewirbelt wurde, so daß sich auf den
                              									Spiegel eine Staubschicht absetzte. Mit dem bestaubten Spiegel ergaben sich dann die
                              									in Tab. 10 wiedergegebenen Korrektionen, die an den bereits korrigierten Angaben des
                              									Instrumentes mit blankem Spiegel wegen der Bestäubung anzubringen waren; sie steigen
                              									mit wachsender Temperatur von 20 bis 75° an.
                           Tabelle 10.
                           Einfluß der Bestäubung des Spiegels beim Féry-Pyrometer.
                           
                              
                                 Pyrometer mit
                                 
                              
                                 blankem
                                 bestaubtem
                                 
                              
                                 Spiegel
                                 
                              
                                 Korrigierte Temperatur
                                 Korrektion
                                 
                              
                                   523
                                 + 23
                                 
                              
                                   617
                                 + 17
                                 
                              
                                   740
                                 + 40
                                 
                              
                                   850
                                 + 50
                                 
                              
                                   972
                                 + 72
                                 
                              
                                 1079
                                 + 72
                                 
                              
                                 1323
                                 + 73
                                 
                              
                           Eine Beschmutzung des Spiegels wird sich nun im praktischen Betriebe, namentlich in
                              									den Hütten, niemals vermeiden lassen. Es wird deswegen hier notwendig sein, um nicht
                              									recht falsche Angaben zu erhalten, den Spiegel vor jeder Benutzung wieder zu
                              									reinigen. Hiermit liegt aber wiederum die Gefahr einer Beschädigung der
                              									reflektierenden Goldschicht und damit eine Aenderung des Reflexionsvermögens vor.
                              									Das sind Bedenken, welche sehr stark gegen die Brauchbarkeit des Féry-Pyrometers im praktischen Betriebe sprechen; im
                              									Laboratorium, wo das Instrument von sachverständigen Händen sorgfältig behandelt
                              									wird, sind sie naturgemäß hinfällig.
                           Im Anschluß hieran wurden auch noch einige praktische Messungen an dem schon
                              									vorher erwähnten Versuchs-Glasschmelzofen des ehem. Labor. II der Optischen Anstalt
                              									C. P. Goerz angestellt und hier das Féry-Pyrometer mit
                              									dem Wanner-Pyrometer verglichen. Wegen des nur kleinen
                              									Schaulochs mußte verhältnismäßig nahe mit dem Pyrometer herangegangen werden; darin
                              									liegt insofern eine Gefahr, als dadurch leicht Unterschiede zwischen der warmen und
                              									der kalten Lötstelle eintreten können. Man muß deshalb unbedingt einige Zeit warten,
                              									bis diese verschwunden sind, bzw. die hierdurch verursachten Korrektionen mit in
                              									Rechnung stellen. Es ergab sich hierfür bei 1430° im Mittel eine Korrektion von 83°
                              									(s. Tab. 11); dabei war es ziemlich gleichgiltig, ob das Heizgas durch den Ofen
                              									hindurchstrich oder abgestellt war. Allerdings kann man hieraus noch nicht folgern,
                              									daß die Absorption des Heizgases zu vernachläßigen ist, da ja die
                              									Verbrennungsprodukte nach Abstellung des Heizgases im Ofen verbleiben. Nach Tab. 2
                              									würde die Korrektion hier nur +71° betragen. Die 12° Unterschied gegenüber den
                              									beobachteten 83° dürften somit wohl auf die Absorption der Verbrennungsgase
                              									zurückzuführen sein.
                           Zum Schlusse wurde noch an dem zum Instrument gehörigen Galvanometer, welches außer
                              									den beiden vorher erwähnten Skalen noch eine Millivoltskala von 0 bis 4 Millivolt
                              									trägt, untersucht, ob die Teilungen nach dem Gesetz hergestellt sind, daß die
                              									thermoelektromotorische Kraft proportional der vierten Potenz der absoluten
                              									Temperatur T des strahlenden Körpers ist, oder ob
                              									dieselben nur empirisch angefertigt sind.
                           Tabelle 11.
                           Messung eines Glashafens im Ofen mit dem Féry-Pyrometer.
                           
                              
                                 
                                 Wanner-Pyro-meter
                                 Féry-Pyro-meter
                                 Korr.
                                 Temp.-Diff. derLötstellen
                                 Gesamt-Korr.
                                 
                              
                                 MitHeizgasHeizgasabgestellt
                                 1465143214491380
                                 1390137913631290
                                 + 75+ 53+ 86+ 90
                                 1216  0  0
                                 + 87+ 69+ 86+ 90
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                          Mittel + 83
                                 
                              
                           Es wurde zu diesem Zweck auf die Temperaturen 527°, 627° . . .
                              									eingestellt (um eine bequeme Rechnung zu ermöglichen), und die dazu gehörige
                              									Spannung (E) in Volt abgelesen. Aus Tab. 14 ergibt
                              									sich, daß das Verhältnis E/T4 den Wert 6,53 • 10–16 hat. Dabei schwankten die Einzelwerte zwischen
                              									6,25 und 6,74, was auf die recht roh ausgeführte, ungenaue Teilung zurückzuführen
                              									ist. Im wesentlichen ist also der Skalenteilung die theoretische Beziehung zugrunde
                              									gelegt.
                           
                        
                           
                           3. Das Hirschsohn-Braunsche Pyrometer.
                           Die Hauptfehlerquelle, welche von dem aus verschiedenen Umständen veränderlichen
                              									Reflexionsvermögen des Spiegels herrührt, ist bei einem neuen, von HirschsohnF. Hirschsohn, Z. d. V. d. I. 62, 552,
                                    										1918. konstruierten und von der Firma P. Braun & Co. in den Handel gebrachten
                              									Strahlungspyrometer dadurch vermieden worden, daß die Strahlung direkt (ohne
                              									Vermittlung eines reflektierenden oder brechenden Systems) auf den
                              									wärmeempfindlichen Teil des Pyrometers fällt, der sich am Ende eines langen, engen
                              									Rohres befindet. Die Angaben des Instrumentes sind unabhängig von der Entfernung,
                              									solange der Strahlenkegel, welcher seine Spitze an dem Rohrende hat, und der durch
                              									die vordere Oeffnung des Pyrometers begrenzt ist, in seiner Verlängerung noch
                              									ungehindert durch die Schauöffnung des Ofens hindurchgeht (und auch noch der ganze
                              									Kegelmantel das zu messende Stück trifft).
                           Statt des Thermoelementes des Féry-Pyrometers verwendet
                              										Hirschsohn ein Bolometer; dieses kann man im Prinzip
                              									als ein Widerstandsthermometer ansehen, welches nicht direkt an den Ort gebracht
                              									wird, dessen Temperatur gemessen werden soll, sondern das nur der von ihm kommenden
                              									Strahlung ausgesetzt wird und seine Temperatur durch deren Absorption erhöht.
                           Man verwendet auch hier eine Wheatstonesche Brückenschaltung (Fig. 5),
                              									bestrahlt aber nicht nur den Widerstand 1, sondern, um
                              									eine stärkere Widerstandsänderung und damit einen größeren Galvanometerausschlag zu
                              									erzielen, auch den ihm diagonal gegenüberliegenden Widerstand 4. Die beiden Widerstände 2 und 3 werden gegen die Strahlung geschützt.
                              									Bekanntlich fließt durch den Galvanometerzweig kein Strom, wenn die Beziehung
                              									besteht
                           W1 •
                              										W4 = W2 • W3.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 334, S. 284
                              Abb. 5.
                              
                           Damit diese (bei unbestrahltem Instrument) für beliebige
                              									Außentemperatur erfüllt ist, müssen die vier Widerstände aus demselben Material (mit
                              									gleichen Temperaturkoeffizienten) bestehen.
                           Durch die auffallende Strahlung erwärmen sich nun die aus kleinen Drahtspiralen
                              									bestehenden Zweige 1 und 4
                              									und ändern damit ihren Widerstand, wodurch eine Störung des Gleichgewichts in der
                              									Brücke eintritt, welche in dem Galvanometer einen dem Strom i entsprechenden Ausschlag erzeugt. Ganz allgemein ist der Strom i, wenn man die Widerstände der einzelnen Kreise mit
                              										W1, W2, W3, W4, den des
                              									Elementenkreises mit W, den des Galvanometerkreises mit
                              										w und die Spannung der Meßbatterie mit E bezeichnet.
                           
                              i=\frac{E\,.\,(W_2\,.\,W_3-W_1\,.\,W_4)}{N},
                              
                           wo N den Wert hat
                           N = Ww (W1
                              									+ W2 + W3
                              									+ W4) + W (W1 + W2) (W3 + W4)
                           + w (W1
                              									+ W3) (W2 + W4) + W1
                              									W3 (W2 + W4)
                           + W2W4 (W1
                              									+ W3)
                           Setzt man die einander gleichen Widerstände W1 und W4 gleich R und W2 und W3 gleich r so wird
                           
                              i=\frac{E\,(r-R)}{2\,W\,w+2\,R\,r+(W+w)\,(R+r)}.
                              
                           Da sich nun der Widerstand der Zweige 1 und 4 nur wenig ändert, so kann man setzen
                              										R = r + dr und es wird (ohne Berücksichtigung des
                              									Vorzeichens)
                           
                              i=\frac{E\,d\,r}{2\,W\,w+r\,(W+w)+(r+d\,r)\,(2\,r+W+w)}.
                              
                           Bezeichnet man nun den Temperaturkoeffizienten des
                              									Materials mit α, seine Temperaturerhöhung mit t, so ist dr = rαt; für
                              										t = 5° (den höchsten bei den Braunschen Pyrometern vorkommenden Wert) und \alpha=\frac{1}{273} wird dr angenähert \frac{1}{55}\,r. Unter Vernachlässigung eines
                              									Fehlers von 2 v. H. kann man also in der obigen Gleichung das Glied r + dr durch r ersetzen,
                              									dann wird
                           
                              \begin{array}{rcl}i&=&\frac{E\,d\,r}{2\,W\,w+2\,r^2+2\,r\,(W+w)}\\&=&\frac{E\,r\,\alpha\,t}{2\,W\,w+2\,r^2+2\,r\,(W+w)}.\end{array}
                              
                           Bei einem gegebenen Instrument sind nun die Widerstände W, w und r konstant,
                              									solange sich die Temperatur nicht ändert. Wird nun auch die Spannung konstant
                              									gehalten, so ist die Stromstärke i und damit auch der
                              									Galvanometerausschlag proportional der Widerstandsänderung und damit auch
                              									proportional zu der Temperaturerhöhung t des
                              									Bolometers. Nun ist ferner in erster Annäherung die Temperaturerhöhung eines
                              									geschwärzten Streifens nach dem Stefan-Boltzmannschen
                              									Gesetz proportional der vierten Potenz der absoluten Temperatur. Auch bei dem
                              									Bolometer muß somit der Galvanometerausschlag angenähert proportional der vierten
                              									Potenz der absoluten Temperatur sein, so daß die Skala dieses Instruments, ebenso
                              									wie die des Féry-Pyrometers, nicht linear, sondern mit
                              									nach höheren Temperaturen hin schnell wachsender Ausdehnung verlaufen muß. In der
                              									Tat zeigt die Skala des Braunschen Pyrometers auch erst
                              									von 500° ab eine, und zwar hier gleichfalls sehr eng beieinander liegende
                              									Zehnerteilung. Wird das Instrument als Ganzes auf höhere Temperaturen (etwa durch
                              									die von den Ofenwänden ausgehende Strahlung) erwärmt, so muß nach der letzten
                              									Gleichung, da alle Widerstände hierbei größere Werte annehmen, die Stromstärke i und, damit der Ausschlag abnehmen. Man wird praktisch
                              									unabhängig hiervon, wenn man die Widerstände W und w aus einem Material von sehr geringem
                              									Temperaturkoeffizienten herstellt und sie so groß und r
                              									so klein wählt, daß gegenüber dem Produkt 2 Ww die
                              									andern Glieder des Nenners zu vernachlässigen sind.
                           Voraussetzung für die richtigen Angaben des Instrumentes ist nun, daß die Spannung
                              									der Batterie konstant bleibt. Diese muß also (wie beim Widerstands-Thermometer)
                              									kontrolliert und von Zeit zu Zeit eingestellt werden, worin, wie oben erwähnt, eine
                              									Fehlerquelle liegt, die sich namentlich bei laufenden Beobachtungen bemerkbar machen
                              									wird. Weiterhin muß aber auch darauf geachtet werden, daß die vier Widerstände W1 bis W4 bei Abschluß des das
                              									eigentliche Bolometer (W1 und W4)
                              									enthaltenden Rohres stets gleiche Temperaturen haben. Dies ist in sehr einfacher
                              									Weise dadurch erreicht, daß die vier Widerstände in einen Kopf eingebaut sind und
                              									daß parallel zu dem die Strahlung aufnehmenden Rohre ein zweites Rohr angebracht
                              									ist, welches aber an seinem dem Ofen zugewandten Ende stets verschlossen bleibt;
                              									beide Rohre sind hochglanz poliert und vernickelt. Selbstverständlich ist auch noch
                              									darauf zu achten, daß die Leitungen vom Bolometer zum Ableseinstrument stets
                              									denselben Wert haben. Es werden zu diesem Zweck zwei in diese einzuschaltende
                              									Widerstandsspiralen mitgegeben, von denen soviel Widerstand abzunehmen ist, als dem
                              									Widerstände der Leitungsdrähte entspricht.
                           Um bei Aufbau des Instrumentes die Erfüllung der Bedingung leicht kontrollieren zu
                              									können, daß seine Vorderöffnung nichts von der strahlenden Fläche ab schirmt, wird
                              									ein kleines, an seinem einen Ende offen an seinem andern dagegen bis auf ein kleines
                              									Loch von schlossenes Rohr mitgegeben. Blickt man durch dieses, so muß die anvisierte
                              									leuchtende Fläche des Ofens größer als die Vorderfläche des Rohres erscheinen. Man
                              									bringt darauf die vordere Oeffnung des Pyrometers an die Stelle des Rohres und
                              									visiert durch eine in seinem Kopfe vorgesehene Oeffnung, um es in die Strahlrichtung
                              									zu bringen.
                           Die Bestimmung der Korrektionen erfolgten bei dem Braunschen Pyrometer gleichfalls mit dem zuletzt benutzten Platinofen, und
                              									zwar zunächst bei wagerechter Ofen- und Instrumentenstellung. Zu beachten ist
                              									hierbei noch, daß stets die beiden Rohre des Pyrometers neben -und nicht
                              									übereinander liegen müssen. Da es aber eine wesentlich größere Ofenöffnung
                              									erfordert, mußte man mit dem Instrument unmittelbar an den Ofen herangehen und das
                              									als schwarzen Körper wirkende Chamottestück auch noch aus der Ofenmitte nach vorn
                              									schieben. Es blieb dann zwischen beiden nur eine Entfernung von etwa 16 cm bei 45 mm
                              									Durchmesser des Chamottezylinders. Der Ofen wurde auf eine Reihe von Temperaturen
                              									gebracht, hier eine genügende Zeit konstant gehalten und das Pyrometer zunächst bei
                              									abfallenden und darauf auch bei ansteigenden Temperaturen beobachtet. Im Mittel
                              									ergibt sich, wie aus Tabelle 12 hervorgeht, hierbei eine Korrektion von + 25°, die
                              									allerdings zwischen 16° und 39° im einzelnen schwankt. Die Differenzen sind auf
                              									kleine, bei der Messung unvermeidliche Störungen (z.B. Zugluft u.a.) zurückzuführen,
                              									die eine Aenderung der Temperaturgleichheit zwischen den vier Widerständen (bei
                              									geschlossenem Rohr) und damit eine Wanderung des Galvanometer-Nullpunktes
                              									verursachen. Hierin liegt, wie bei allen Bolometern überhaupt, eine starke
                              									Fehlerquelle des Braunschen Pyrometers.
                           Das Pyrometer wurde dann gleichfalls bei senkrecht stehendem Ofen geeicht (s. Tabelle
                              									12). Hierbei ist zu beachten, daß man den Nullpunkt von neuem einstellen muß, da
                              									sich dieser bei Bewegung des Pyrometers aus der wagerechten in die senkrechte Lage
                              									stark ändert. In diesem Falle ergab sich eine mittlere Korrektion von – 14°, deren
                              									Einzelwerte zwischen + 17 und – 32° schwankten. Bei der senkrechten Stellung machen
                              									sich also die erwähnten Störungen noch stärker bemerkbar.
                           Tabelle 12.
                           Korrektionen des Braunschen Pyrometers.
                           
                              
                                 Th.-El.Temp.
                                 Pyrometerwagerecht
                                 Mittel
                                 Pyrometersenkrecht
                                 Mittel
                                 
                              
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 Temp.
                                 Korr.
                                 
                              
                                 1000
                                 978
                                       + 22
                                 + 23
                                 1023
                                 – 27
                                 – 30
                                 
                              
                                   900
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   800
                                 784
                                       + 16
                                 + 21
                                   783
                                 + 17
                                 –   5
                                 
                              
                                   700
                                 673
                                       + 27
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   600
                                 567
                                       + 33
                                 + 28
                                   602
                                 –   2
                                 –   7
                                 
                              
                                   500
                                 461
                                       + 39
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   400
                                 
                                 
                                 
                                   (431
                                 – 31
                                 – 31)
                                 
                              
                                   500
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   600
                                 577
                                       + 23
                                 
                                   612
                                 – 12
                                 
                                 
                              
                                   700
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                   800
                                 774
                                       + 26
                                 
                                   826
                                 – 26
                                 
                                 
                              
                                   900
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1000
                                 977
                                      +23
                                 
                                 1032
                                 – 32
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 M. + 26
                                 + 24
                                 
                                 – 16
                                 – 14
                                 
                              
                           Der Einfluß des Zwischenmediums wurde bei einem Ofen mit größerer Oeffnung
                              									untersucht, bei welchem man mit dem Pyrometer weiter abgehen konnte. Leider ließ
                              									sich dieselbe nur innerhalb eines engen Temperaturbereiches (790 bis 840°)
                              									durchführen. Sie ergab sich bei Wasserdampf bei 800° zu etwa 30°, bei Kohlensäure zu
                              									8°. Die letzte stimmt mit dem Einfluß der Kohlensäure, wie er beim Féry-Pyrometer beobachtet wurde, vollkommen überein.
                              									Erstere ist etwas geringer, was wohl darauf zurückzuführen ist, daß hier ein
                              									geringerer Luftraum zwischen Ofen und Pyrometer vorhanden war, so daß der
                              									Wasserdampf sich auch nur in einer weniger ausgedehnten Schicht ausbreiten
                              									konnte.
                           Schließlich wurde ähnlich wie bei dem Féry-Pyrometer auch
                              									bei dem Braunschen Instrument noch untersucht, wie weit
                              									seine Skala dem Gesetz entspricht, daß der Ausschlag proportional der vierten Potenz
                              									der Temperatur sein sollte. Es wurde hierzu das Galvanometer mit einem sehr
                              									empfindlichen Instrument mit bekanntem Reduktionsfaktor hintereinander geschaltet
                              									und (ähnlich wie früher) die den Temperaturen 523, 623 . . . entsprechenden
                              									Stromstärken beobachtet. Wie man aus Tabelle 14 ersieht, ist im Mittel das
                              									Verhältnis i/T4 = 0,1225 • 10–16 und sehr gut konstant.
                           Tabelle 13.
                           Einfluß des Zwischenmediums auf das Braunsche Pyrometer.
                           
                              
                                 Temperatur
                                 Verringerung durch
                                 
                              
                                 Wasserdampf
                                 Kohlensäure
                                 
                              
                                       788
                                 36
                                 
                                 
                              
                                       790
                                 30
                                 10
                                 
                              
                                       840
                                 25
                                   5
                                 
                              
                                 Mittel
                                 30
                                   8
                                 
                              
                           Ein Einfluß der Bestäubung ist bei dem Braunschen
                              									Pyrometer weniger leicht zu befürchten, da sich bei diesem der
                              									temperaturempfindliche Teil am Ende eines langen, dünnen Rohres befindet (es besitzt
                              									eine Länge von 35 cm bei nur 22 mm Durchmesser gegenüber einer Länge von nur 15 cm
                              									und einen Durchmesser von 70 mm beim Féry-Pyrometer).
                              									Außerdem kommt es beim Braun sehen Pyrometer auch nicht auf das Reflexionsvermögen
                              
                              									an, sondern nur auf das Absorptionsvermögen, das durch eine schwache Staubschicht
                              									nicht wesentlich geändert wird. Daß diese etwa auf der Drahtspirale festbrennt und
                              									dadurch ihre Strahlungseigenschaften ändert, ist bei den geringen, in Frage
                              									kommenden Temperaturerhöhungen gleichfalls nicht zu befürchten.
                           Tabelle 14.
                           Skalen des Féry- und Braunschen Pyrometers.
                           
                              
                                 Temp.
                                 Abs.Temp. T
                                 Féry-Pyrometer
                                 Braunsches
                                 
                              
                                 106 • E
                                 1016 • E/T4
                                 106 • i
                                 1016 • i/T4
                                 
                              
                                   527
                                   800
                                   270
                                 6,59
                                   5,27
                                 0,128
                                 
                              
                                   627
                                   900
                                   410
                                 6,25
                                   7,94
                                    121
                                 
                              
                                   727
                                 1000
                                   660
                                 6,60
                                 12,55
                                    126
                                 
                              
                                   827
                                 1100
                                   970
                                 6,50
                                 17,71
                                    121
                                 
                              
                                   927
                                 1200
                                 1370
                                 6,02
                                 25,10
                                    121
                                 
                              
                                 1027
                                 1300
                                 1920
                                 6,74
                                 34,90
                                    122
                                 
                              
                                 1127
                                 1400
                                 2500
                                 6,51
                                 46,40
                                    121
                                 
                              
                                 1227
                                 1500
                                 3260
                                 6,45
                                 60,80
                                    120
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 Mittel 6,53
                                 
                                   0,1225
                                 
                              
                           Auf einen Punkt muß aber noch hingewiesen werden. Neben der schon früher erwähnten
                              									Kontrolle und Nachregulierung auf konstante Spannung der den Meßstrom liefernden
                              									Batterie muß noch der Nullpunkt von Zeit zu Zeit kontrolliert werden. Unbedingt
                              									notwendig ist dies nach jedem Transport des Instrumentes oder wenn es gar
                              									abwechselnd in wagerechter oder senkrechter Lage benutzt wird, zumal das Instrument
                              									außerordentlich empfindlich gegen Neigungen ist. Kippt man das geschlossene
                              									Instrument aus der wagerechten Lage um etwa 45°, so geht der Galvanometerzeiger
                              									entweder über den Nullpunkt der Skala hinaus bis zum Anschlag oder schlägt nach der
                              									andern Seite bis zu Temperaturen von 200 bis 250° aus. Dreht man es nach oben oder unten in die
                              									senkrechte Stellung, so geht der Zeiger beide Male über den Nullpunkt hinaus. Bei
                              									Drehung um 180°, so daß das Instrument wieder wagerecht steht und nur nach der
                              									entgegengesetzten Seite zeigt, ergab sich gleichfalls ein Ausschlag von +250°,
                              									während nach einer vollständigen Drehung um 360° der Zeiger wieder auf den Nullpunkt
                              									zurückkehrte.
                           Geht man umgekehrt von der senkrechten Stellung aus und hat man bei dieser den
                              									Nullpunkt richtig eingestellt, so ergibt sich bei Neigung um 45° (bei welchem die
                              									beiden Rohre nebeneinander liegen) ein Ausschlag, der einer Temperatur von 650°
                              									entspricht. In den beiden wagerechten Stellungen zeigt es gleichfalls 650°, bei nach
                              
                              									unten gerichteter senkrechter Stellung dagegen 470° an, während der Zeiger bei
                              									völliger Drehung um 360° wieder auf den Nullpunkt zurückkehrt.
                           Dreht man das Pyrometer schließlich von der senkrechten Stellung aus, aber so, daß
                              									die beiden Rohre übereinander zu liegen kommen, so erhält man bei schräger Lage
                              									sogar Ausschläge bis zu etwa 1000°, bzw. gehen sie über den Nullpunkt hinaus,
                              									während sie bei der Drehung um 90° 1200° betragen und bei solchen um 180° und 270°
                              									auf der andern Seite über den Nullpunkt hinaus erfolgen.
                           Dreht man schließlich das wagerechte Pyrometer aus der Ausgangsstellung, bei welcher
                              									beide Rohre nebeneinander liegen, um eine zu ihm parallele Achse, so erhält man
                              									gleichfalls Ausschläge bei Drehung um 45° bis 850, und bei Drehung um 90° bis zu
                              									etwa 1150°, falls der Ausschlag nicht nach der andern Seite erfolgt. Auch hier kehrt
                              									nach einer vollständigen Drehung (wie auch in den vorher besprochenen Fällen) der
                              									Zeiger wieder auf den Nullpunkt zurück. Das Instrument muß also sorgsam gegen
                              									Neigungen geschützt und der Nullpunkt jedesmal vor dem Gebrauch von neuem
                              									eingestellt werden.
                           Da die Lage des Nullpunktes somit sehr von der Stellung des Pyrometers abhängt, und
                              									sieh selbst bei Drehung von 180° stark ändert, so werden auch die Korrektionen des
                              									Pyrometers hiervon abhängen (wie ja auch schon aus dem Vergleich der bei wagerechtem
                              									und senkrechtem Ofen ermittelten hervorgeht). Bei transportablen Instrumenten wird
                              									man sich deshalb mit mittleren Korrektionen begnügen müssen, während man bei fest
                              									aufgebauten sie am besten wieder an Ort und Stelle durch Vergleich mit einem
                              									geeichten optischen Pyrometer bestimmt.
                           
                        
                           4. Zusammenfassung.
                           Der Hauptvorteil der Strahlungs- gegenüber den optischen Pyrometern liegt darin, daß
                              									sie Registrierung der Temperatur und Fernbeobachtung zulassen und nach einer
                              									einmaligen Aufstellung keiner subjektiven Einstellung (etwa auf gleiche
                              									Intensitäten) bedürfen. Von geringerer Bedeutung ist dagegen die Erweiterung des
                              									Meßbereiches zu den tiefen Temperaturen hin, da diese bei den bisher
                              									ausgeführten Konstruktionen nur etwa 100 bis 150° beträgt.
                           Diesen Vorteilen stehen nun aber eine Reihe von Nachteilen gegenüber, die für die
                              									beiden benutzten Instrumente getrennt besprochen werden müssen.
                           Beim Féry-Pyrometer liegt die gefährlichste Fehlerquelle
                              									in der Aenderung des Reflexionsvermögens des Spiegels, die von Verschmutzung oder
                              									Beschädigung (Zerkratzen bei der Reinigung u.a.) herrühren kann. Das Instrument muß
                              									also des öfteren gereinigt und von Zeit zu Zeit einer Neueichung unterzogen
                              									werden.
                           Bei absoluten Messungen ist ferner auf die Absorption des Zwischenmediums zu achten,
                              									die namentlich bei Wasserdampf größere Beträge annehmen kann.
                           Da das Instrument besonders bei geringem Abstand vom Ofen nicht nur von der Strahlung
                              									des anvisierten Stückes, sondern auch von falscher Strahlung von den Ofenwänden her
                              									getroffen wird, so wird es am besten an seinem Gebrauchsorte geeicht werden.
                           Weiterhin ist darauf zu achten, daß es so lange an seinem Gebrauchsorte verbleibt,
                              									bis das ganze Instrument auf gleichmäßige Temperatur erwärmt ist, damit nicht
                              									Temperaturdifferenzen zwischen der warmen und der kalten Lötstelle seines
                              									Thermoelementes auftreten.
                           Sein Gebrauch verbietet sich schließlich an all den Stellen, wo aus irgend welchem
                              									Grunde kein genügend großes Schauloch angebracht werden kann.
                           Das Braunsche Pyrometer hat gegenüber dem Féryschen den Vorteil, daß es keine optisch abbildenden
                              									Teile enthält und somit von den Aenderungen, welche bei diesem die Hauptfehlerquelle
                              									bilden können, frei ist.
                           Demgegenüber stehen aber eine Reihe von Nachteilen, die von der Benutzung des
                              									Bolometers als Strahlungsempfänger herrühren. Es sind dies einmal die Abhängigkeit
                              									des Ausschlages (und damit der Temperaturangabe) von der Spannung der Meßbatterie,
                              									die im praktischen Betriebe in der Hand ungeübter Arbeiter schwere Fehler
                              									verursachen kann, wodurch ein Hauptvorteil der Strahlungspyrometer, die objektive
                              									Einstellung an der Meßskala, zum großen Teil illusorisch wird.
                           Ferner die Nullpunktschwankungen, wie sie bei jedem Bolometer durch ungleichmäßige
                              									Beeinflussung der vier Widerstände der Wheatstoneschen
                              									Brückenschaltung durch temperaturerhöhende und -erniedrigende Umstände verursacht
                              									werden, und die niemals ganz zu vermeiden sind.
                           Deshalb muß bei dem Instrument vor jeder Beobachtung und unbedingt nach jedem
                              									Transport der Nullpunkt von neuem eingestellt und auch darauf geachtet werden, daß
                              									es in der ihm einmal gegebenen Stellung verharrt.
                           Von dem Zwischenmedium hängen die Angaben des Braunschen
                              									Pyrometers naturgemäß in ähnlicher Weise wie die des Féryschen Pyrometers ab.
                           Gegenüber diesem besitzt es noch den Nachteil, daß es einer wesentlich größeren
                              									Oeffnung bedarf, so daß seine Verwendungsmöglichkeit dadurch bis zu einem gewissen
                              									Grade beschränkt wird.