| Titel: | Beitrag zur Berechnung von Klotzbremsen. | 
| Autor: | Richard Bengel | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 3 | 
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                        Beitrag zur Berechnung von
                           								Klotzbremsen.
                        Von Ingenieur Richard
                                 									Bengel in Darmstadt.
                        BENGEL: Beitrag zur Berechnung von Klotzbremsen.
                        
                     
                        
                           Die übliche Berechnung von Klotzbremsen für Hebe- und Fahrzeuge (vgl. Ernst, Hütte, Dubbel u.a.) begeht den Fehler, eine Linie
                              									als Berührung zwischen Klotz und Scheibe anzunehmen und das erzeugte Bremsmoment Mr = μ • B • r zu setzen (Abb. 1). In Wirklichkeit passen sich alle Bremsklötze
                              									der Scheibenrundung an; dem Kreisbogen vom Mittelpunktswinkel 2 α (Abb. 2) entspricht
                              									eine Klotzlänge l = 2 • r
                              									• sin α (cm). Bei b cm
                              									Scheibenbreite wird die Flächenpressung
                              										p=\frac{B}{b\,.\,2\,r\,.\,sin\,\alpha}\mbox{ kg/cm}..
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 3
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 3
                              Abb. 2.
                              
                           Diese Pressung p erstreckt sich über die ganze Länge l, da Klotz und Scheibe sich im Betrieb einschleifen,
                              									wie auch ein zylindrischer Tragzapfen sich in die zugehörige Lagerschale
                              									einläuft.
                           Ein um den Winkel φ aus der Mittellinie (Richtung von
                              										B) gelegener Flächenstreifen von der Größe b • r • dφ bietet, gemäß
                              										Abb. 3, dem Klotzdruck die Fläche b • r • dφ cos φ und übernimmt demnach den Kraftanteil
                           dB = b • r • p • cos φ • dφ.
                           Der radiale Zweig von dB stellt
                              									den Normaldruck dN des Klotzes gegen die Bremsscheibe
                              									dar und ist
                           dN = dB • cos φ = b • r • p cos2
                              									φ dφ.
                           Die durch dN hervorgerufene
                              									Reibung dieses Flächenelements wird mithin
                           dR = μ • dN = μ • b • r • p • cos2
                              									φ • dφ.
                           Hieraus folgt als gesamte Umfangsreibung
                           
                              R=\mu\,.\,b\,.\,r\,.\,p\,\int_{\varphi=-\alpha}^{\varphi=+\alpha}\,cos^2\,\varphi\,d\,\varphi.
                              
                           
                              R=\mu\,.\,B\,\frac{1}{2\,sin\,\alpha}\,.\,\int_{\varphi=-\alpha}^{\varphi=+\alpha}\,cos^2\,\varphi\,d\,\varphi.
                              
                           
                              
                              R=\mu\,.\,B\,\frac{1/2\,sin\,2\,\alpha+\alpha}{2\,sin\,\alpha}
                              
                           R = ξ •
                              										μ • B
                           Die Ausrechnung von ζ liefert
                              									für:
                           
                              
                                 
                                    α =
                                    
                                 0°
                                 15°
                                 30°
                                 45°
                                 60°
                                 75°
                                 90°
                                 
                              
                                 ξ =
                                 1,000
                                 0,992
                                 0,950
                                 0,905
                                 0,854
                                 0,807
                                 0,785.
                                 
                              
                           Ueber 2 α = 90° pflegt man nicht
                              									hinauszugehen, um nicht einen gar zu massigen Bremsklotz zu erhalten; immerhin zeigt
                              									sich, daß in- diesem Grenzfalle das wahre Reibungsmoment schon um 10 v. H. hinter
                              									dem nach bisherigen Regeln berechneten Moment zurückbleibt.
                           Die Vernachlässigung der tatsächlichen Klotzform führt aber auch zu einem falschen
                              									Bilde über die Rückwirkung der Scheibenreibung auf den Klotz und dadurch zu einer
                              									irrigen Berechnung der aufzuwendenden Hebelkraft K. Von
                              									besonderer Bedeutung ist diese Frage für Bremsen mit zwei Drehrichtungen (z.B.
                              									Aufzugswinden, Fahr- und Schwenkwerke von Kranen).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 3
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 3
                              Abb. 4.
                              
                           Zwei in gleichem Abstande von der Mittellinie gelegene Streifen (Winkel φ) entwickeln denselben Reibungswiderstand dR = μ • dN, die paarweise
                              									Zusammenfügung (Abb. 3) zeigt dann eine Mittelkraft
                              										dR'
                           dR' = 2 • dR • cos φ
                           (dR' ⊥ B) und die Summe aller dieser Kräfte dR' wird
                              									somit
                           
                              R'=\mu\,B\,\frac{1}{sin\,\alpha}\,\int_{\varphi=0}^{\varphi=+\alpha}\,cos^3\,\varphi\,d\,\varphi.
                              
                           
                              R'=\mu\,B\,.\,\frac{1/2\,sin\,alpha\,.\,cos^2\,\alpha+2/3\,sin\,\alpha}{sin\,\alpha}
                              
                           
                              R' = Ψ • μ • B.
                              
                           
                           
                              
                                 
                                    
                                    α =
                                    
                                 0°
                                 15°
                                 30°
                                 45°
                                 60°
                                 75°
                                 90°
                                 
                              
                                 
                                    Ψ =
                                    
                                 1,000
                                 0,976
                                 0,915
                                 0,832
                                 0,750
                                 0,687
                                 0,667.
                                 
                              
                           Den Angriffspunkt von R', der im
                              									Abstande r' von der Drehrichtung liegen möge (Abb. 4), ermittelt man auf Grund der Ueberlegung, daß
                              										R' • r' = Ψ • μ • B • r' = Reibungsmoment der Bremse = ζ • μ • B • r sein muß.
                           Also r'=\frac{\xi}{\psi}\,.\,r=\zeta\,.\,r..
                           
                              
                                 
                                    
                                    α =
                                    
                                 0°
                                 15°
                                 30°
                                 45°
                                 60°
                                 75°
                                 90°
                                 
                              
                                 ζ =
                                 1,000
                                 1,015
                                 1,040
                                 1,085
                                 1,137
                                 1,172
                                 1,175.
                                 
                              
                           Das Reibungsmoment einer Klotzbremse nimmt also mit zunehmendem Umfassungswinkel α ab, während der Abstand der Resultierenden dabei
                              									zunimmt. Es ist daher zweckmäßig, den Umfassungswinkel α nicht größer zu wählen als ihn der Flächendruck zwischen Scheibe und
                              									Klotz fordert. Lage und Größe der Resultierenden R' im
                              									Abstand r' sind wichtig für Bremsen mit wechselnder
                              									Umlaufrichtung.