| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | R. Müller | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 5 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Brennstoffvergasung.
                           Gewinnung von Tieftemperaturteer im Gasgenerator. Von dem
                              									bereits bekannten Verfahren hat man früher wenig Gebrauch gemacht. Erst im Kriege
                              									trat hier ein Umschwung ein. Mit der Frage, wie am zweckmäßigsten der
                              									Tieftemperaturteer gewonnen werden kann, hat sich insbesondere das „Institut für
                                 										Kohlenforschung“ in Mühlheim-Ruhr befaßt. Von diesem Institut wurde darauf
                              									aufmerksam gemacht, daß beim Generatorbetrieb die Tieftemperaturgewinnung sich rasch
                              									im großen Maßstabe technisch durchführen läßt. Hier ist der Einbau der
                              									Schwelretorten am leichtesten durchzuführen. Abb. 1
                              									zeigt einen Drehrostgenerator mit eingehängter Retorte, die im unteren Ende gegabelt
                              									ist. Der frische Brennstoff wird durch den Fülltrichter eingeführt und beim
                              									Herabsinken in der Retorte einer Temperatur von etwa 500° C ausgesetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 4
                              Abb. 1.
                              
                           Das durch den Drehrost eingeblasene Dampfluftgemisch bildet
                              									mit dem heißen Koks der tieferen Brennstoffschichten Generatorgas, das dann im
                              									oberen Teile des Generators die Schwelretorte umspült und zum größten Teile durch
                              									den in der Abbildung ersichtlichen Gasabzug abströmt. Der kleinere Teil der Gase
                              									wird aber durch die Schwelretorte abgesaugt und mit den Schwelprodukten durch
                              									den oberen Abzugstutzen nach der Reinigungsanlage zur Nebenproduktengewinnung
                              									geleitet.
                           Gaserzeuger mit getrennter Abführung der Vergasungsgase und der Schwelgase hat man
                              									schon früher ausgeführt und als Zonengenerator bezeichnet. Auf diese Weise wurde der
                              									in der Kohle chemisch gebundene Stickstoff gewonnen, der bei der Entgasung zum Teil
                              									als Ammoniak ausgetrieben wird, das als schwefelsaures Ammoniak als Düngemittel
                              									Verwendung findet. Der in Abb. 2 dargestellte
                              									Generator, Bauart „Kohle und Erz“, Essen, hat nur einen Entgasungsraum, der
                              									zur Gewinnung des Tieftemperaturteeres die notwendigen Temperaturabstufungen zuläßt.
                              									Der ohne Zusatz von Wasserdampf zur Vergasungsluft sehr heiß betriebene Vergaser
                              									trägt als besonderen Aufbau den hohen Entgasungsschacht h mit aufgesetztem Fülltrichter c. Die
                              									Schlacke wird bei d abgeführt. Das Heißgas wird mit
                              									einer Temperatur von etwa 1100°C unmittelbar aus der Reduktionszone entnommen, durch
                              									den Ringkanal e und durch die Leitung f zum Sammelkanale geführt. Etwa 25 v. H. der Heißgase
                              									werden durch die Kanäle h zum Schacht b geführt. Das Gemisch von Generatorgas und Schwelgas
                              									strömt durch das Rohr k zum Ventil l und nach der zu den Reinigern führenden Leitung m. Das so erhaltene Mischgas hat eine Temperatur von
                              									etwa 150° und wird in den Reinigungsanlagen von Teer und Ammoniak getrennt. Die
                              									gereinigten Schwelgase können entweder für sich verwendet oder den Generatorgasen
                              									beigemischt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 4
                              Abb. 2.
                              
                           Zur Gewinnung des Tieftemperaturteeres bei Steinkohlengeneratoren ist Gaskohle mit 30
                              									bis 40 v. H. an flüchtigen Bestandteilen am besten geeignet. Man erhält dabei etwa 8
                              									v. H. Tieftemperaturteer. In Deutschland kommt auch Braunkohle zur Vergasung.
                              									Während sie in Brikettform im Generator gut vergast wird, stellt sie in erdiger Form
                              									der Vergasung wesentliche Schwierigkeiten 
                              									entgegen. Die Gewinnung von Tieftemperaturteer. aus solcher Braunkohle ist
                              									dementsprechend noch schwieriger. Die oberen feuchten Brennstoffschichten
                              									kondensieren die Teerdämpfe und es entstehen auf diese Weise Schwitzzonen, die einen
                              									regelmäßigen Gasdurchgang verhindern. Dadurch entsteht eine schlechte Ausbeute an
                              									Tieftemperaturteer. Die wirtschaftliche Teergewinnung auch aus minderwertiger
                              									Braunkohle ist eine sehr wichtige Aufgabe für die Zukunft. (Technische Rundschau
                              									1919, Nr. 27.) W.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Flugzeuggebläse. Mit zunehmender Flughöhe nimmt die
                              									Motorleistung rasch ab. Die Hauptursache des Abfalles der Motorleistung ist die
                              									Abnahme der Luftdichte mit der Steighöhe. Allgemein gilt für die Luftdichte γ, wenn b den Druck und
                              										t die Temperatur bedeutet, die Gleichung:
                              										r=r_0\,\frac{b}{760}\ \frac{273}{273+t} hierbei ist γ0 = 1,293 kg/m3. Die Motorleistung ist aber nicht allein von der
                              									Luftdichte abhängig. Auch die Arbeitsweise des Vergasers verschlechtert sich bei
                              									zunehmender Flughöhe, ebenso der thermische und mechanische Wirkungsgrad. Diese
                              									Nachteile der Flugmotoren würden bald erkannt. Mittel zur Abhilfe sind aber erst
                              									verhältnismäßig spät eingeführt worden. Dabei ist es nun gelungen, die Flugmotoren
                              									bis auf nahezu 4 km Steighöhe leistungsgleich zu erhalten. Bei größerer Steighöhe
                              									versucht man aber den Leistungsabfall durch Vorverdichter, durch Flugzeuggebläse,
                              									auszuschalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 5
                              Abb. 1.
                              
                           Der Vorverdichter hat die Aufgabe, dem Flugmotor ohne Rücksicht auf die ihn umgebende
                              									Atmosphäre das volle Luftgewicht zu liefern. Es herrscht dann vor dem Vergaser
                              									stets derselbe Druck. Als Vorverdichter kommen Kolbengebläse, Kapselgebläse oder
                              									Kreiselgebläse in Betracht. Kolbengebläse werden sich mit Rücksicht auf das hohe
                              									Eigengewicht wenig für Flugmotoren eignen. Von Kapselgebläsen wurden verschiedene
                              									Ausführungsarten versucht. Am besten hat sich das Kreiselgebläse erwiesen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 5
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 5
                              Abb. 3.
                              
                           Das Gebläse wird im allgemeinen unmittelbar vom Motor aus
                              									angetrieben. Bei Mehrmotoren-Flugzeugen, insbesondere Riesenflugzeugen, wird das
                              									Gebläse von einem besonderen Motor angetrieben und dient dann zur Luftlieferung für
                              									alle Motoren. So lange nun der Luftdruck vor dem Vergaser nicht über den Bodendruck
                              									gesteigert wird, arbeitet der Motor mechanisch und thermodynamisch unter den
                              									gleichen Verhältnissen. Der Zweck des Gebläses ist, dem Flugmotor größere Flughöhen
                              									zu geben. In größeren Höhen wird durch Verwendung eines Gebläses auch eine gewisse
                              									Mehrleistung erreicht. Durch die Abnahme der Dichte der Außenluft wird der Auspuff
                              									gegen Druck verringert. Außerdem arbeitet der Motor während des Saughubes als
                              									Druckluftmaschine, da er die Förderarbeit des Gebläses wieder in Nutzarbeit umsetzt.
                              									Dadurch wird erreicht, daß bereits in 5000 m Höhe die Nutzleistung um etwa 12 v. H.
                              									vergrößert wird.
                           
                           Da die Gebläse nicht gekühlt werden, so verläuft die Verdichtung nach einer
                              									Polytrope. Die Leistung der Flugmotoren beträgt im allgemeinen 1 bis 1,1 PS/ltr
                              									Hubvolumen, das angesaugte Luftgewicht 3,5 bis 3,6 kg/PS-st. Versuche mit einem
                              									Gebläse für 1100 bis 1200 PS Motorenleistung und einem Druckverhältnisse von 1,82
                              									ergaben einen Wirkungsgrad von 68 v. H. Vom Druckstutzen des Gebläses gelangt die
                              									Luft unmittelbar in den Vergaser, wie dies Abb. 1
                              									zeigt. Das Anschlußstück wird aus Aluminium hergestellt. Der Vergaser bedarf keiner
                              									Aenderung. Dagegen ist der Raum über dem Schwimmer, ferner der Behälter, aus dem der
                              									Vergaser den Brennstoff unmittelbar erhält, durch ein Ausgleichrohr mit dem
                              									Gebläsedruckstutzen zu verbinden, damit hier an allen Stellen der gleiche Druck
                              									herrscht (Abb. 2).
                           In- der Abb. 3 ist der Zusammenbau eines 260
                              									PS-Flugmotors mit einem Gebläse von Schwade & Co. gezeigt. Das Gebläse ist unmittelbar mit dem Motor
                              									gekuppelt und im Mittel für rd. 1000 kg/st bei einem Höchstdruckverhältnis von
                              										\frac{b_0}{b}=1,52 bestimmt. Es besteht aus vier
                              									hintereinander liegenden Kammern (Abb. 4). In der
                              									ersten Kammer ist das Getriebe eingebaut, während die übrigen je ein Laufrad mit dem
                              									dazugehörigen Leitschaufelkranz enthalten. Die Kammern bestehen aus Aluminiumguß,
                              									die Laufräder aus Spezialstahl. Das Getriebe hat zwei gegenüberliegende, auf festen
                              									Bolzen mit Kugellagern laufende Zwischenräder. Die Luft strömt dem Gebläse durch das
                              									Untergehäuse des Motors zu, damit dieses gekühlt wird. Das Gebläse wiegt 47,5 kg.
                              									Wird das Gewicht des 260 PS-Flugmotors mit 420 kg angenommen und berücksichtigt man,
                              									daß der Motor ohne Gebläse in 3,5 km Höhe nur noch 170 PS leistet, der Antrieb des
                              									Gebläses aber rd. 20 PS erfordert, so hat der Motor ohne Gebläse in dieser Höhe 2,5
                              									kg/PS Einheitsgewicht gegen 1,95 kg/PS mit Gebläse.
                           Die Abb. 5 zeigt ein Gebläse von Brown, Boveri & Co. Das Gebläse ist für
                              									eine 1200 PS-Motoranlage bestimmt. Es wurde durch einen 120 PS-Flugmotor
                              									angetrieben, der seine Frischluft ebenfalls vom Gebläse erhielt. Das Gebläse liefert
                              									normal 4200 kg/st bei 0,52 at abs. Anfangsdruck und 1 at abs. Enddruck und
                              									verbraucht etwa 120 PS. Der Antriebsmotor läuft mit 1450, das Gebläse mit 6000
                              									Uml./min.
                           Die Kupplung (Abb. 6) ist eine Sonderausführung für
                              									unmittelbar angebaute Gebläse. Das Gebläse stellt infolge seiner hohen Drehzahl eine
                              									Schwungmasse dar, die derjenigen der Luftschraube am andern Ende der Kurbelwelle
                              									nahekommt. Damit in der Kurbelwelle keine Resonanzschwingungen auftreten können, ist
                              									die Kupplung durch Zwischenschaltung von Federn sehr elastisch gemacht.
                           Auch die Siemens-Schuckertwerke
                              									haben Gebläse zum unmittelbaren Anschluß an den 260 PS-Daimler-Motor und an ihren
                              									Umlaufmotor ausgeführt. Das Gebläse für den 115 PS-Umlaufmotor (Abb. 7) ist dreistufig und ergibt bei 8600 Uml./min.
                              									0,3 at Ueberdruck. Sein Kraftbedarf beträgt bei 6,5 m3/min. Ansaugemenge 11,5 PS. Es wiegt mit Antrieb 28 kg.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 6
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 6
                              Abb. 5.
                              
                           In der Abb. 8 sind die Steigkurven eines 1000
                              									PS-Flugzeuges ohne und mit Gebläse bei annähernd gleichem Gesamtgewicht
                              									eingezeichnet. Die Kurve I zeigt die mittlere
                              									Steigkurve ohne Gebläse, die Kurve II die Steigkurve
                              									mit Gebläse und Spezial-Luftschraube.
                           
                           Ebenso ist bereits vorgeschlagen, zum Antriebe des Gebläses eine Gasturbine zu
                              									verwenden die die Auspuffgase eines oder mehrerer Hauptmotoren ausnutzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 7
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 7
                              Abb. 7.
                              
                           Das Flugzeuggebläse hat in erster Linie im Kriege Bedeutung erlangt, um die
                              									Gipfelhöhe der Flugzeuge immer weiter zu verlegen. Für Friedensflüge genügen im
                              									allgemeinen 3 bis 4 km Höhe. Das Gebläse könnte in Zukunft nur für Riesenflugzeuge
                              									in Betracht kommen, um Ueberseeflüge mit höchster Geschwindigkeit auszuführen. Zur
                              									Verminderung des Luftwiderstandes müßten ganz große Höhen aufgesucht werden. Für die
                              									im Flugzeug befindlichen Menschen wären dann luftdichte Räume zu schaffen, in denen
                              									Luft zum Atmen durch das Gebläse auf etwa Bodendruck gehalten wird. Solche Flugzeuge
                              									könnten Höhen von 10 bis 12 km aufsuchen und Geschwindigkeiten von rd. 250 km/st
                              									erreichen, so daß der Flug von Europa nach Amerika ohne weiteres in einem Tage
                              									ausgeführt werden kann. (Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure 1919. S. 995
                              									bis 1002 und 1026 bis 1032.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 7
                              Abb. 8.
                              
                           W.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Elektrisches Widerstand-Schweißverfahren. Das
                              									grundsätzliche Arbeitsverfahren; bei der elektrischen Widerstandschweißung
                              									besteht darin, daß ein elektrischer Strom durch die miteinander zu
                              									verschweißenden Arbeitstücke geleitet wird. Dadurch werden diese bei genügend hoher
                              									Stromstärke erhitzt, und zwar besonders an ihrer zu verschweißenden
                              									Berührungsstelle, da der elektrische Widerstand hier am größten ist. Bei der
                              									Widerstandschweißung sind im wesentlichen drei verschiedene Arten zu
                              									unterscheiden.
                           1. Punktschweißung. Hierbei erfolgt das Zusammenschweißen
                              									jeweils an einem Berührungspunkt. An derjenigen Stelle, die verschweißt werden soll,
                              									werden möglichst nahe zwei Elektroden (Stempel) angepreßt (Abb. 1). Der elektrische Strom wird durch die zwischen den Elektroden
                              									liegenden Teile des Arbeitstückes hindurchfließen und bei genügender Stärke
                              									besonders dort, wo der Stromübergang von einem Arbeitstück zum andern erfolgt, eine
                              									starke Erhitzung hervorrufen und die Arbeitstücke an dieser Stelle verschweißen.
                           Naturgemäß wird auch eine Erwärmung der Elektroden besonders an den Berührungstellen
                              									stattfinden. Die große Abkühlungsmöglichkeit infolge der großen Oberfläche (bei
                              									großen Schweißmaschinen wird notwendigenfalls künstliche Kühlung angewendet)
                              									verhindert jedoch ein Verschweißen der Elektroden mit dem Arbeitstück.
                           Mit der Punktschweißung können eine ganze Reihe Arbeiten erledigt werden, so z.B. das
                              									Zusammenschweißen von zwei und mehreren Blechen, die Befestigung eines Winkeleisens
                              									an ein Blech, das Anschweißen des Winkeleisenringes als oberer Abschluß eines
                              									Blechgefäßes, das Anschweißen eines Henkelgriffes, das kreuzweise Verschweißen von
                              									Grundeisen und Profileisen, das Zusammenschweißen von zwei Ringen u.a.m. Die
                              									Beispiele zeigen, daß das Arbeitsverfahren der Punktschweißung auf ein sehr weites
                              									Gebiet ausgedehnt werden kann. In Deutschland ist eine sehr große Zahl von
                              									geeigneten Arbeitsmaschinen für die Punktschweißung durchgebildet, die in der
                              									Fertigung weitgehend Anwendung gefunden haben. Zum Teil sind die Maschinen als
                              									Automaten ausgeführt, bei denen die Schweißung eines Arbeitstückes selbständig in
                              									der gewünschten Teilung vorgenommen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 7
                              Abb. 1. Punktschweißung
                              
                           Diese Arbeitsmaschinen, die meist als ortfeste Maschinen durchgebildet sind, werden
                              									je nach den Arbeiten, die damit ausgeführt werden sollen, in verschiedenen Größen
                              									gebaut. Am gebräuchlichsten sind Maschinen in den Grenzen von etwa 8 bis 25 kVA
                              									Leistung. Mit einer Maschine mit etwa 8 kVA Leistung können z.B. Eisenbleche bis
                              									etwa 2,5 mm, mit einer von 25 kVA Leistung bis etwa 7 mm verschweißt werden.
                           Der Anpressungsdruck wird bei den kleineren Maschinen meist durch Betätigung eines
                              									Fußhebels ausgeübt. Bei größeren erfolgt dies mechanisch, indem die Maschinen von
                              									der Transmission aus oder durch einen besonderen Motor angetrieben werden
                              									(Kraftbedarf je nach Leistung etwa 0,3 bis 0,7 kW). Mit den gebräuchlichen
                              									Maschinentypen lassen sich in einer Schicht bis zu 10000 Schweißpunkte
                              									ausführen.
                           
                           In Amerika ist man in den letzten Kriegsjahren dazu übergegangen, das
                              									elektrische Punktschweißen auch auf größere Arbeiten auszudehnen, und die Maschinen
                              									sind mit Erfolg zum Schweißen von großen Behältern (z.B. Eisenbahnwagen, Prahmen und
                              									Schiffen) verwendet worden. Von der Gen. El. Company sind
                              									z.B. tragbare und ortfeste Schweißmaschinen durchgebildet worden (Gen. Elekt. Rev.,
                              									Dez. 1918), über die nachstehend einige Angaben gemacht werden sollen:
                           Die tragbare Punktschweißmaschine wurde in zwei Typen gebaut, und zwar für eine
                              									Maultiefe von 12 Zoll (305 mm) und 27 Zoll (686 mm). Die zugehörigen Transformatoren
                              									haben eine Leistung von 265 bzw. 350 kVA. Der Anpressungsdruck kann bis auf etwa
                              									11000 kg eingestellt werden. Die Maschinen sind so gebaut, daß der höchstauftretende
                              									Schweißstrom 37500 Amp. beträgt, die Höchstspannung an den Primärklemmen des
                              									Transformators etwa 530 Volt bei 60 Per. Mit den Maschinen sind die verschiedensten
                              									Arbeiten ausgeführt worden. So wurden unter anderem zwei Bleche von 13 mm Stärke in
                              									Punkten von 25 bis 30 mm ⌀ in etwa 12 bis 15 Sekunden geschweißt. Die Elektroden
                              									bestanden aus Kupfer. Die ortfeste Maschine ist eine Doppel-Schweißmaschine. Hierbei
                              									sind also zwei Elektrodenpaare nebeneinander angeordnet, so daß gleichzeitig immer
                              									zwei punktförmige Schweißstellen hergestellt werden können? Sie hat eine Maultiefe
                              									von 1830 mm, die Transformatorleistung beträgt 2 × 480 kVA und der Preßdruck etwa 2
                              									× 13600 kg. Der höchste Schweißstrom bei dieser Maschine beträgt etwa 50000 Amp. bei
                              									einer Primärspannung von 500 Volt und 60 Per. Die Schweißdauer für einen Doppelpunkt
                              									von 32 mm ⌀ beträgt 25 Sekunden, die für 45 mm 35 Sekunden. Die Vorteile der
                              									elektrischen Punktschweißung, die in erster Linie in der leichten und guten
                              									Einstellung der Schweißhitze, in der leichten Bedienung der Maschine und in der
                              									Billigkeit gegenüber Nietarbeit besteht, sprechen dafür, daß die elektrische
                              									Punktschweißung wohl noch mit einer großen Verbreitung zu rechnen hat und die jetzt
                              									gebräuchliche Nietarbeit sicher auf vielen Gebieten verdrängen wird. In Deutschland
                              									ist bereits das Arbeitsverfahren im Schiffbau und auch in den mechanischen
                              									Werkstätten energisch aufgegriffen worden; über die ausgeführten Versuchsanlagen ist
                              									aber bis jetzt begreiflicherweise von den beteiligten Firmen noch nichts genaueres
                              									an die Oeffentlichkeit gedrungen. Weitere Vorteile des Schweißens gegenüber dem
                              									Nieten liegen noch darin, daß die Festigkeit geschweißter Bleche höher ist, als die
                              									der genieteten. Dazu kommt naturgemäß noch die weit größere bedeutende Vereinfachung
                              									in der Herstellung, so fällt das Anzeichnen und das Stanzen bzw. Bohren der
                              									Nietlöcher fort.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 8
                              Abb. 2. Nahtschweißung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 8
                              Abb. 3. Stumpfschweißen.
                              
                           2. Nahtschweißung. Bei dieser Arbeitsmethode erfolgt das
                              									Schweißen nicht an einzelnen Punkten, sondern fortlaufend in einer Naht. Die
                              									Elektroden haben hierbei (Abb. 2) Rollenform,
                              									zwischen denen die zu schweißenden Arbeitstücke, z.B. Bleche, langsam durchgezogen
                              									wurden, so daß eine zusammenhängende Schweißnaht entsteht. Naturgemäß hat die
                              									Nahtschweißung, besonders wenn beim Schweißen auch gleichzeitig ein Dichten verlangt
                              									wird, gegenüber der Punktschweißung manche Vorteile. Auch für diese Arbeitsweise
                              									sind bereits sehr geeignete Maschinen, auch Automaten, durchgebildet und ziemlich
                              									verbreitet. Ob es möglich sein wird, die Nahtschweißung auch für größere Arbeiten,
                              									also im Schiffbau, zu verwenden, erscheint noch fraglich, da bei den hierfür
                              									erforderlichen Stromstärken und Drücken die Durchbildung der Elektrodenrollen
                              									sicherlich noch größere Schwierigkeiten bieten dürfte, als dies schon bei der
                              									Punktschweißung der Fall ist.
                           3. Stumpfschweißen. Die Stumpfschweißung wird
                              									hauptsächlich beim Zusammenschweißen von dünnen Blechen an den Schmalseiten
                              									angewendet, also in der Fertigung von Felgen, Fahrradreifen, Siederohren und
                              									dergleichen. Auch Material von verschiedener Schmelztemperatur kann beim
                              									Stumpfschweißen gut verschweißt werden. Das Verfahren hat auch bei der Anfertigung
                              									von sogenannten Sparwerkzeugen, bei denen hochwertiger Stahl auf Werkzeughalter von
                              									gewöhnlichem Stahle geschweißt wird, Anwendung gefunden. Das Arbeitsverfahren
                              									besteht darin, daß die zu verschweißenden Bleche mit ihren Schmalseiten (Abb. 3) unter Druck gegeneinander gepreßt und durch
                              									den durchgehenden Strom dabei erhitzt werden, wodurch das Zusammenschweißen erfolgt.
                              									Für das Stumpfschweißen sind in Deutschland bereits eine größere Anzahl geeigneter
                              									Arbeitsmaschinen durchgebildet worden.
                           Me.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Autogenes Schneiden von Gußeisen. Gußeisen läßt sich
                              									bekanntlich nicht in gleicher Weise wie Schmiedeeisen oder Stahl mit der
                              									Sauerstoff-Flamme durchschneiden, offenbar weil sich an der Oberfläche des Gußeisens
                              									sofort eine Oxydhaut bildet und weil dieses unter der Wirkung der Brennerflamme
                              									gebildete Eisenoxyd erst bei 1350° C, also höher als das Eisen selbst, schmilzt. In
                              									Frankreich wurden in den letzten Jahren eingehende Untersuchungen über das Schneiden
                              									von Gußeisen ausgeführt und es gelang auch schließlich, die oben gekennzeichnete
                              									Schwierigkeit zu umgehen. Dabei ging man von folgender Ueberlegung aus: In der Bessemer-Birne wird das geschmolzene Eisen unter der
                              									Einwirkung von komprimierter hocherhitzter Luft teilweise verbrannt; es wird hierbei
                              									vollständig entkohlt, anderseits aber auch weitergehend oxydiert. Eine vollständige
                              									lebhafte Verbrennung des Eisens in der Bessemer-Birne ist
                              									ausgeschlossen, weil sich das Eisen bei der Berührung mit Luft allein zu langsam
                              									oxydiert.
                           Anderseits bedient man sich bereits seit längerer Zeit zum Oeffnen eingefrorener
                              									Abstichlöcher an Hochöfen des Sauerstoffstrahles (diese Anwendung des Sauerstoffs
                              									bildet ja bekanntlich die Grundlage des autogenen Schneidverfahrens). Dabei hat sich
                              									nun gezeigt, daß das Aufbrennen der Löcher erheblich rascher bei Gegenwart von
                              									reinem Eisen vor sich geht, denn bei der Verbrennung des Eisens in reinem Sauerstoff
                              									ensteht eine bedeutende Wärmemenge, die an der Verbrennungsstelle konzentriert
                              									bleibt. Das brennende Eisen schmilzt sodann zum Teil und mischt sich mit dem
                              									schmelzenden Gußeisen. Es entsteht so eine kohlenstoffarme Legierung, deren
                              									Schmelzpunkt höher als der des Eisenoxyds liegt, so daß das Gemisch schließlich im
                              									Sauerstoffstrom verbrennen kann. Das bei der Verbrennung des Gußeisens sich bildende
                              									hocherhitzte Eisenoxyd mischt sich in der Folge ständig mit geschmolzenem Gußeisen,
                              									entkohlt dieses und ermöglicht so dessen Verbrennung.
                           Unter Verwertung dieser Evscheinungen hat man bei den Versuchen in Frankreich als
                              									Brennstoff an Stelle 
                              									von Wasserstoff reines Eisen benutzt und dieses mit Sauerstoff unter einem
                              									Druck von 5 bis 7 at verbrannt. Es gelang so, Gußeisenklötze von mehr als 10 cm
                              									Stärke zu zerschneiden. Das Schneidgerät bestand zuerst aus einem von Sauerstoff
                              									durchströmten Rohr, das zuvor auf Rotglut erhitzt wurde, doch ergaben sich hierbei
                              									häufig Störungen. Wenn man neben das Rohr einen Brennstab hielt, ging es zwar schon
                              									besser, doch war diese Arbeitsweise für den Arbeiter zu schwierig. Schließlich
                              									gelangte man dahin, den Brennstab in das Innere des Eisenrohres zu verlegen. In
                              									diesem Falle brennen Rohr und Eisenstab unter der Wirkung des durchgehenden
                              									Sauerstoffstrahls gleichzeitig ab und die Erhitzung des Gußeisens gelingt so sehr
                              									leicht.
                           Als Brennrohr dient ein gewöhnliches Eisenrohr von etwa 10 mm äußerem und 5 mm
                              									innerem Durchmesser, als Seele benutzt man drei Eisendrähte von etwa 2,5 mm Dicke.
                              									Bei weiteren Rohren mit stärkerer Drahtfüllung bereitet das Anzünden mehr Mühe. Der
                              									erforderliche Sauerstoffdruck schwankt je nach 4er Dicke des Gußstückes zwischen 5
                              									bis 10 at, zu Beginn wendet man vorteilhaft einen Druck von 10 bis 15 at an. Die zu
                              									durchschneidende Gußstelle wird zweckmäßig vorher mit einem Schweißbrenner auf
                              									Kirschrotglut erhitzt, ehe man das Zündrohr aufsetzt, Das Rohr, das genügend lang
                              									sein muß, wird in dem Maße, wie es abbrennt, vorwärtsgeschaltet. Das Durchschneiden
                              									eines 20 cm dicken Gußblockes erforderte so einschließlich Anwärmung etwa 1 Minute.
                              									Das Durchbrennen des Gußeisens geht wesentlich leichter von statten, wenn der
                              									Sauerstoff vorgewärmt wird. Um die bei der Entspannung des Sauerstoffs eintretende
                              									unerwünschte Abkühlung des Gases zu verringern, kuppelt man zweckmäßig zwei oder
                              									drei Sauerstoff-Flaschen zusammen. (Karbid und Azetylen 1919, S. 82–83.)
                           Sander.
                           
                        
                           Psychotechnik.
                           Industrielle Psychotechnik. Der gegenwärtige Stand der
                                 										Wirtschaftspsychologie. Ueber einige wesentliche Gesichtspunkte hat bereits
                              										Speiser in seiner Besprechung des Buches von Moede, „Die Experimentalpsychologie im Dienste des
                                 										Wirtschaftslebens“ gehandelt (vgl. Heft 23, 1919, S. 266 f.). Ergänzend ist
                              									zu berichten, daß nach den Moedeschen Gesichtspunkten in
                              									dem erwähnten Laboratorium für industrielle Psychotechnik
                              									der Technischen Hochschule in Charlottenburg insbesondere
                              									die Methoden zur Eignungsprüfung des industriellen Lehrlings ausgearbeitet wurden
                              									und daß sich diese Verfahren in der Praxis durchaus bewährt haben. Infolgedessen
                              									fand ein auf Anregung des Ausschusses für industrielle Psychotechnik des Vereines
                              									Deutscher Ingenieure eingerichteter Ausbildungskurs für
                              									Betriebsingenieure (13. bis 18. Oktober) das regste Interesse von Seiten der
                              									gesamten deutschen Industrie. In einer Denkschrift an das Arbeitsministerium wurde
                              									die Unterstützung wirtschaftspsychologischer Forschungen gefordert und die Schaffung
                              									einer Zentralstelle dafür beantragt. Als solche wurde das Charlottenburger Institut
                              									ausersehen. Ueber sämtliche Ergebnisse der dort und in den angeschlossenen Verbänden
                              									unternommenen Arbeiten wird in der von Moede und Piorkowski herausgegebenen Monatsschrift „Praktische Psychologie“ sowie in der
                              										„Psychotechnischen Bibliothek“ (beide im Verlag von S. Hirzel, Leipzig)
                              									berichtet. Der Gang der Entwicklung wird wohl der sein, daß die wissenschaftlichen
                              									Methoden nach den Bedürfnissen und im Auftrage der Praxis von der genannten
                              									Forschungsstätte ausgearbeitet werden, daß aber sodann die großen Werke besonders
                              									der Provinz sich eigene Untersuchungsstellen schaffen, um ihren zahlreichen
                              									Lehrlingsbedarf selbst zu prüfen. Eignungsprüfungen werden in der Industrie
                              									bereits von einigen bedeutenden Firmen (A. E. G., L. Loewe,
                                 										Riebewerk-Berlin, Zeiß-Jena u.a.m.) regelmäßig
                              									ausgeführt; bei der Auergesellschaft hat Piorkowski kaufmännische Angestellte untersucht, die
                              									Dresdener Eisenbahn-Direktion prüft ihre Lokomotivführer, die Berliner Straßenbahn
                              									ihre Straßenbahnführer usw. Bemerkenswert ist die Tatsache, daß die Gewerkschaften
                              									auf ihrem letzten Kongreß in Nürnberg die Einführung von Eignungsprüfungen auf
                              									fachpsychologischer Basis beschlossen haben. So steht denn auch zu hoffen, daß die
                              									maßgebenden staatlichen Behörden den neuen Bestrebungen ihre Unterstützung nicht
                              									mehr länger vorenthalten werden. Außer der Prüfung für die Technik, speziell die
                              									Metallindustrie überhaupt, wurden in dem Charlottenburger Institut Untersuchungen
                              									für Sonderzweige (Ankerwicklerinnen, baugewerbliche Arbeiter) sowie für höhere
                              									Berufe (Telephonistinnen) ausgeführt. Der Referent arbeitet gegenwärtig die
                              									Verfahren für Eignungsprüfungen und Anlernprozesse im Friseurgewerbe aus, ein
                              									Zeichen dafür, daß auch auf anderen Gebieten sich ein starkes Interesse für die
                              									Psychotechnik geltend macht. – Psychologische Forschungen, die sich hauptsächlich
                              									auf die Werbelehre erstrecken, werden in dem Mannheimer betriebswiss. Institut
                              									unternommen; auch die Berliner Handelshochschule wird ein ähnliches Institut
                              									einrichten. Mehr die statistische Methode schlagen die Arbeiten des Institutes von
                              										Lipmann (Berlin) ein, die eine Reihe von Fragen der
                              									Wirtschaftspsychologie sowie der angewandten Psychologie überhaupt behandeln. Mehr
                              									die experimentelle Seite betont wiederum Poppelreuther,
                              									der mit der rheinischwestfälischen Industrie in Verbindung steht. In Berlin sind an
                              										Vorlesungen über Psychotechnik die von Moede an der Technischen Hochschule und an der
                              									Handelshochschule, einige von Rupp geleitete Uebungen an
                              									der Universität sowie vielleicht die für einen weiteren Hörerkreis gedachten
                              									Vorlesungen und Besprechungen (Industrielle Psychotechnik und Reklamepsychologie)
                              									des Unterzeichneten an der Humboldt-Hochschule zu erwähnen. (Im Anfang Januar wird
                              									der Referent einen Lichtbildervortrag im wiss. Zentralverein der Humboldt-Hochschule
                              									– Eintritt frei – wiederholen.) Zu dem Gebiete der Psychotechnik gehören auch die
                              									Arbeits-, Ermüdungs- und Uebungsstudien (Rationalisierung der Fabrikationsprozesse)
                              									und reklamepsychologische Untersuchungen, die ebenfalls in dem genannten
                              									Zentralinstitut der Technischen Hochschule Charlottenburg ausgeführt werden. Doch
                              									ist man zurzeit noch mit der Ausarbeitung beschäftigt, so daß sich noch nichts
                              									Abschließendes darüber sagen läßt. Es ist in Aussicht genommen, an dieser Stelle
                              									regelmäßig über die Erfahrungen auf dem neuen und wichtigen Gebiete der
                              									Wirtschaftspsychologie zu berichten.
                           Dr. Rob. Werner Schulte.
                           
                        
                           Wirtschaftsfragen.
                           Vorsicht beim Ankauf von Stahlflaschen aus
                                 										Heeresbeständen. Es werden in letzter Zeit öfters Stahlflaschen für
                              									Sauerstoff und Wasserstoff, in der Regel aus Heeresbeständen stammend, zu scheinbar
                              									billigen Preisen angeboten. Bei derartigen Käufen ist große Vorsicht am Platze.
                              									Abgesehen davon, daß der Weg, auf dem diese Flaschen in den Handel gekommen sind,
                              									nicht immer gesetzlich unbedenklich sein dürfte und der Käufer sich infolgedessen
                              									mannigfachen Unannehmlichkeiten aussetzt, bestand der Flaschenpark der
                              									Heeresverwaltung zu erheblichen Teilen aus Flaschen, die nicht mit den geltenden
                              									Vorschriften des Ministeriums für Handel und Gewerbe bzw. des Eisenbahnministeriums
                              									übereinstimmen. Erwähnt seien z.B. ausländische Flaschen, Luftschifferflaschen, 
                              									Flaschen nach füheren Vorschriften oder von veralteten Abmessungen und
                              									dergleichen. Solche Flaschen dürfen von Privaten im Inlande nicht benutzt werden,
                              									und die Gaswerke müssen daher ihre Füllung ablehnen. Sie sind infolgedessen für den
                              									Gebrauch vollständig wertlos. Aber selbst die mit den geltenden ministeriellen
                              									Vorschriften in Einklang stehenden Flaschen bedingen nach jedem Besitzübergang eine-
                              									Umprägung und behördliche Nachprüfung, vielfach auch eine Ventilerneuerung,
                              									Reinigung und ähnliche Instandsetzung, deren Kosten bei den heutigen
                              									Arbeitverhältnissen nicht unerheblich sind. Das Endergehnis ist meistens, daß der
                              									Käufer, bis die vermeintlich so billig gekauften Flaschen endlich gebrauchsfähig
                              									sind, mehr Geld aufwenden muß, als wenn er von vornherein bei einer sachverständigen
                              									Spezialfirma den Katalogpreis angelegt hätte. Was beim Einlassen mit
                              									Gelegenheitshändlern herauskommen kann, beleuchtet ein bekannt gewordener Fall, in
                              									dem Dissousflaschen (mit einem Prüfungsdruck von nur 40 at) als Behälter für
                              									Sauerstoff verkauft worden sind. Man stelle sich vor, welche Unfälle und welche
                              									Schadenansprüche gegen den Flascheneigentümer aus der Einsendung einer solchen
                              									Flasche zur Füllung an ein Sauerstoffwerk entstehen müßten, wenn ihre Merkmale dort
                              									etwa versehentlich unbeachtet blieben. (Karbid und Azetylen 1919, S. 39.)
                           Sander.
                           Ausland-Nachrichten der Siemens-Schuckertwerke. Neben den
                              										„Wirtschaftlichen Mitteilungen aus dem Siemens-Konzern“, über die in Heft
                              									10, Bd. 334 berichtet wurde, lassen die Siemens-Schuckertwerke seit dem April v. J.
                              									unter obiger. Bezeichnung auch Veröffentlichungen technisch-wirtschaftlicher Art
                              									erscheinen, die technischen Zeitschriften des Auslandes entnommen werden. Unter den
                              									Zeitschriften werden natürlich besonders solche elektrotechnischer Richtung
                              									berücksichtigt. Die Wiedergabe der angezogenen Stellen in Uebersetzung ist rein
                              									sachlich ohne jede Beurteilung. Am Schlusse jeder Nummer wild eine kurze technische
                              									Zeitschriftenschau gegeben, die wichtigere technische Erscheinungen des In- und
                              									Auslandes, vornehmlich der elektrotechnischen Zeitschriften, enthält. Bis jetzt sind
                              									15 Nummern der Ausland-Nachrichten erschienen, sie enthalten durchschnittlich etwa
                              									13 Druckseiten. Der ursprüngliche Zweck der Ausland-Nachrichten war ersichtlich, die
                              									Personen des Siemens-Konzernes, die mit dem Auslande zu arbeiten haben, laufend über
                              									das zu unterrichten, was auf technisch-wirtschaftlichem Gebiete im Auslande vorgeht,
                              									wie dort die Bemühungen Deutschlands zu seinem wirtschaftlichen Wiederaufbau
                              									beurteilt werden und wie man sich zur Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen stellt.
                              									Aber nicht nur der engere Kreis, für den die Ausland-Nachrichten zunächst bestimmt
                              									waren, wird mit Nutzen von ihnen Kenntnis nehmen, sondern wegen der allgemeineren
                              									Bedeutung der Aeußerungen aus den Zeitschriften auch alle, denen die
                              									Wiedererstarkung Deutschlands am Herzen liegt. Namentlich werden vielen die
                              									ausführlichen ausländischen Aeußerungen über allgemeine wirtschaftliche Fragen
                              									willkommen sein, die bei uns im Vordergrunde der Erörterungen stehen. So
                              									enthält die letzte Nummer 15 längere Betrachtungen über Verstaatlichung, über Löhne,
                              									über die englischen Trade-Unions usw.
                           Der vielseitige, anziehende und wichtige Inhalt der Ausland-Nachrichten hat auch
                              									außerhalb des ursprünglich gedachten engeren Leserkreises vielfach Beachtung
                              									gefunden. Die Herausgeber haben sich deshalb entschlossen, die Ausland-Nachrichten
                              									noch mehr der Allgemeinheit dienstbar zu machen, und haben sie in die Zeitungsliste
                              									1950 I eintragen lassen. Der die Selbstkosten darstellende Bezugpreis für das erste
                              									Vierteljahr 1920 beträgt 4,– M. Wir werden gelegentlich auf den Inhalt der
                              									Ausland-Nachrichten wieder zurückkommen.
                           R.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Die Jägerstahl G. m. b. H., Mannheim-Waldhof, (vergl. auch
                              									D. p. J. Heft 6, Jahrgang 1919), hat über den ihr patentierten eigenartigen Dreh-
                              									und Hobelstahl eine Werbeschrift erscheinen lassen, die ein anschauliches Bild über
                              									die weitgehende Verwendbarkeit dieses Werkzeuges und über seine Vorzüge gibt. Wenn
                              									es auch der Charakter einer Werbeschrift mit sich bringt, daß nur von Vorteilen
                              									gesprochen wird, so ist gewiß nicht zu verkennen, daß die Anwendung dieses
                              									Vielfachschneidenwerkzeuges in der Praxis ebenso einfach wie auch vielseitig ist.
                              									Die Schrift bringt zahlreiche Beispiele von dem Gebrauch dieses Stahles an der
                              									Drehbank, an der Revolverbank, der Hobelmaschine und der Fräsmaschine. Insbesonders
                              									bemerkenswert ist, wie sich der Jägerstahl den Arbeiten auf der Revolverbank
                              									angepaßt hat und wie auch schon hierzu normalisierte Stahlhalter (zu der
                              									Pittlerbank) geschaffen wurden. Hier dürfte auch das wesentlichste Verwendungsgebiet
                              									des Stahles zu suchen sein.
                           In einem weiteren Abschnitte der Schrift wird der Anschliff des Werkzeuges
                              									veranschaulicht, der keine sonderlichen Schwierigkeiten bietet. In einem anderen
                              									Abschnitte werden die Vorzüge des Jägerstahles gegenüber den üblichen geschmiedeten
                              									Stählen ins rechte Licht gesetzt. Mit Hinsicht auf den bekannten Nachteil, mit dem
                              									Jägerstahl nicht rechtwinklig aufeinander stoßende Ecken ausarbeiten zu können, wird
                              									weiter noch darauf hingewiesen, welche Gebiete durch ihn erfaßt werden sollen. Den
                              									Schluß machen Angaben über die Kosten des Stahles selbst sowie seiner Halter
                              									usw.
                           So nützlich dieses neuartige Werkzeug auch sein mag, so muß doch Bedenken erregen, ob
                              									in der Praxis sich die Schneidkanten dauernd gegen Beschädigung durch Fall, Stoß
                              									usw. schützen lassen werden. Ein Nachschleifen der ausgebrochenen Kanten ist aber so
                              									gut wie ausgeschlossen. Sorgfältige Pflege muß daher als eine der wichtigsten
                              									Erfordernisse zur Erhaltung der guten Eigenschaften des Stahles vorausgesetzt
                              									werden.
                           In der Schrift selbst wäre vielleicht noch der Schlußsatz der Seite 13 zu
                              									beanstanden, denn bis heute ist der Stahl erst noch zu erfinden, der Schruppen,
                              									Schlichten und Nachschleifen in einem Arbeitsgange verrichtet.
                           R. Müller.