| Titel: | Polytechnische und Zeitschriften-Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 19 | 
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                        Polytechnische und
                           								Zeitschriften-Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische und Zeitschriften-Schau
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Treidel-Fahrzeug für Schiffe System Schneider. (Tracteur
                              									automobile, système Schneider, pour le haulage des bateaux.) Génie Civil 1919, 1.
                              									Nov., S. 432/34. Jll.
                           Hochleistungs-Gasmotoren. (High-Power Gas Engines.) Stead, W. Gas and Oil Power 1919, 3. April, S. 93/6.
                           Die heutigen ortsfesten englischen Dieselmotoren. (British
                              									stationary Diesel engines of to-day.) Engineer 1919, 10. Okt., S. 349/51. Jll.
                           Die gegenwärtigen Bestrebungen in der
                                 										Automobil-Konstruktion. (Current tendencies in automobile design.) de Nomanville. Engineer 1919, 24. Okt., S. 406/09.
                              									Jll.
                           Kraftwagen mit Leuchtgasbetrieb. (Gas traction.)
                              									Engineering 1919, 15. Aug., S. 214/15. (Infolge von Benzinmangel.) D.
                           Kraftwagenbetrieb mit schweren Brennstoffen. Es ist
                              									wiederholt versucht worden, Kraftwagenmotoren mit gewöhnlichem Lampenpetroleum und
                              									noch schwereren Brennstoffen zu betreiben. Bis jetzt haben diese Versuche noch keine
                              									befriedigende Ergebnisse gezeigt. Zwei französische Ingenieure Bellem und Brégéras haben nun ein neues
                              									Verfahren angegeben, schwere Brennstoffe für Kraftwagenmotoren so zu verwenden, daß
                              									die kalte Maschine mit dem schweren Brennstoff anspringt und bei voller Leistung nur
                              									300 g/PS – Stunde verbraucht. Mit dem neuen Motor sind bereits umfassende
                              									Bremsstandversuche und Probefahrten über 1000 km ausgeführt worden.
                           Bei dem neuen Verfahren wird der schwere Brennstoff durch verstärkten Saugzug fein
                              									zerstäubt, wozu allerdings eine besondere und nicht einfache Zerstäubervorrichtung
                              									notwendig ist. Das neuartige Verfahren hat eine gewisse Aehnlichkeit mit dem
                              									Arbeitsverfahren der Dieselmaschine. Der Brennstoff wird im ersten Teil des
                              									Saughubes mit geringem Ueberdruck in den Zylinder eingeführt. Im Zylinder herrscht
                              									ein großer Unterdruck, da dabei die Hauptventile geschlossen bleiben. Der Brennstoff
                              									wird durch ein Brennstoffventil mit feinen Oeffnungen eingespritzt und durch einen
                              									mit großer Geschwindigkeit vorbeistreichenden Luftstrahl fein zerstäubt. Etwa
                              									45° vor dem unteren Totpunkt öffnet sich das Einlaßventil und es tritt Luft in den
                              									Zylinder ein. Auf diese Weise bildet sich ein genügend gutes Brennstoff-Luftgemisch,
                              									das auf etwa 4 bis 5 at verdichtet in der bekannten Weise entzündet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 19
                              Abb. 1.
                              
                           Die Abb. 1 zeigt einen solchen Motor. Das
                              									Brennstoffventil a ist im Zylinderkopf eingebaut. Jeder
                              									Zylynder hat seine eigene Brennstoffpumpe b. Die
                              									Einlaßsteuerung öffnet etwa 45° vor dem unteren Totpunkt und schließt ebenso 45°
                              									hinter dem unteren Totpunkt. Die Ansaugleitung enthält an ihrem freien Ende ein 
                              									Ventil, womit bei Leistungsverminderung die eintretende Verbrennungsluft
                              									gedrosselt werden kann, entsprechend der verkleinerten Brennstofflieferung der
                              									Pumpe. Das Brennstoffventil (Abb. 2) enthält in
                              									seiner Längsachse die Brennstoffzuleitung a. Diese
                              									mündet im hohlen Zerstäuberventil b, das dadurch mit
                              									Brennstoff gefüllt wird. Die Feder c hält das Ventil
                              										b auf seinem Sitz. Das Ventil wird durch den
                              									Brennstoffdruck geöffnet, der durch die Brennstoffpumpe erzeugt wird. Im geöffneten
                              									Zustand können dann durch die feinen Oeffnungen d
                              									Brennstoffstrahlen austreten. Die Außenluft strömt durch die Oeffnungen e in das Brennstoffventil ein und zerstäubt am
                              									Ventilkegel den Brennstoff.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 20
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 20
                              Abb. 3.
                              
                           Die Brennstoffpumpe (Abb. 3) ist in bekannter Weise so
                              									gebaut, daß selbst bei großer Drehzahl die Brennstoffmenge bis zu den kleinsten
                              									Werten geregelt werden kann. Der Pumpenkolben wird in der Hülse b geführt. Sein Hub ist wie bei den Brennstoffpumpen
                              									der Dieselmaschinen unveränderlich. Der Pumpenkolben a
                              									wird an seinem unteren Ende in der Hülse b geführt. Die
                              									dünne Verlängerung des Kolbens a trägt die Hülse c,
                              									welche mit Hanf usw. gefüllt ist. Die Hülse c ist also
                              									nur mit starker Reibung auf dem dünnen Plungerkolben a
                              									verschiebbar. Der untere Anschlag der Hülse c ist
                              									begrenzt durch die Führungshülse b, welche durch eine
                              									Verzahnung mittels Hebel g verstellt werden kann. Nach
                              									oben ist der Durchmesser der Hülse c verkleinert. Sie
                              									wird ständig vom Kolben c mitgenommen und nur in den
                              									Totpunktslagen wird die Hülse angehalten, so daß sich der Kolben a gegen die Hülse c
                              									verschieben kann. Vor dem oberen Totpunkt setzt sich die Hülse auf dem losen,
                              									durchbohrten Ventil e dicht auf, so daß der weiter
                              									schreitende Kolben a die notwendige Brennstoffmenge
                              									durch das Rückschlagventil f drückt.
                           Bewegt sich nun der Kolben a nach abwärts, so nimmt er
                              									die Hülse c wieder mit sich. Je weiter nun die Hülse
                              										b nach unten verstellt wird, desto kleinere Mengen
                              									an Brennstoff werden jedesmal in die Brennstoffleitung zum Brennstoffventil gepreßt.
                              									Die Pumpe soll so genau arbeiten, daß auch der Leerlauf keine Schwierigkeiten
                              									bereitet. Für eine Vierzylindermaschine sind demnach vier solche Pumpen
                              									notwendig.
                           Bei dem im Sommer 1918 veranstalteten Wettbewerb für Schweröl-Kraftwagenmaschinen in
                              									Frankreich haben zwei Vierzylindermaschinen der Bauart Unic, die nach dem Verfahren
                              									von Bellem und Brégéras
                              									arbeiteten, die Preise der französischen Handelskammer und der
                              									Petroleum-Industriellen im Werte von 50000 und 10000 Fr erhalten. Die Maschinen von
                              									24/30 PS Leistung bei rd. 1800 Umdr./Min. haben einen Verbrauch von 300 g/PS-st
                              									ergeben. Bei rd. 40 km/st Geschwindigkeit wurden 0,15 und 0,17 ltr/km verbraucht.
                              									(Zeitschr. d. Vereines deutsch. Ing. 1919, S. 778–779.)
                           W.
                           Die Probleme der Oelmaschine und ihre Entwicklung auf der
                                 										Germania-Werft. Auf der 21. Hauptversammlung der Schiffbautechnischen
                              									Gesellschaft hielt Oberingenieur A 11 einen Vortrag über die mechanischen,
                              									thermischen, chemischen und technischen Probleme bei der Oelmaschine. Zu den
                              									mechanischen Problemen gehört in erster Linie die Frage des Massenausgleiches, der
                              									bei Schiffsdieselmaschinen eine große Rolle spielt. Man ist darüber längst im
                              									klaren, unter welchen Bedingungen und bis zu welchem Grade ein Massenausgleich
                              									erreicht werden kann. Von größerer Bedeutung ist die Bewältigung der
                              									Drehschwingungseinflüsse. Hierüber konnte man während des Krieges
                              									Betriebserfahrungen bei U-Bootsmaschinen sammeln. Durch richtige Bemessung der
                              									Wellen und Schwungmassen hat man erreicht, die kritische Drehzahl so zu bestimmen,
                              									daß sie sich genügend weit über der Betriebsdrehzahl befindet. Auch können durch
                              									Dämpfungseinrichtungen die noch verbleibenden Schwingungen unschädlich gemacht
                              									werden.
                           Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage der zweckmäßigsten Spülung. Bei
                              									Zweitaktmaschinen hat man mit der Schlitzspülung gute Erfahrungen gemacht. Die
                              									Ventilspülung ist bei großen Maschinen weniger zweckmäßig. Von den verschiedenen
                              									Arten der Brennstoffeinspritzung findet bis jetzt am häufigsten die
                              									Drucklufteinspritzung Verwendung. Sie ergibt eine bessere Zerstäubung und Verteilung
                              									und größere Geschwindigkeit des Brennstoffluftgemisches als das
                              									Brennstoffeinspritzverfahren ohne Luft. Dieses wird in erster Linie bei
                              									Glühkopfmotoren verwendet, im Vortrage wurde auch das aussichtsreiche Steinbecker-Verfahren erwähnt. Hierbei wird ein Teil des
                              									Brennstoffes zunächst in einer besonderen Kammer entzündet, wobei der Ueberdruck in
                              									ihr von 30 auf etwa 05 at steigt. Durch die Drucksteigerung in der Kammer wird der
                              									Hauptteil des Brennstoffes schnell und gut in den Zylinder eingespritzt. Ein
                              									Luftkompressor ist somit nicht notwendig.
                           Bei Besprechung der thermischen Probleme wurde darauf hingewiesen, daß eine
                              									wesentliche Steigerung des Gesamtwirkungsgrades über den bisher erreichten
                              									Höchstwert von 35 v. H. wegen der hohen Abgasverluste von 50 v. H. kaum möglich sein
                              									wird. Für die Wärmebeanspruchung ist, wie bereits früher vorgeschlagen wurde, ein
                              									Maß die stündlich durch 1 cm2 der
                              									Verbrennungsoberfläche in das Kühlwasser übertretende Wärmemenge. Eine längere
                              									Lebensdauer der durch Wärme beanspruchten Maschinenteile läßt sich durch Erhöhung
                              									der üblichen Kühlwassergeschwindigkeit durch zwangläufige Führung des Kühlwassers
                              									erzielen. Die Verbrennungskraftmaschinen können nur im geringen Maße überlastet
                              									werden. Die Leistungserhöhung bei diesen Maschinen scheint theoretisch leicht
                              									lösbar. Durch die dabei auftretende erhöhte Wärmebeanspruchung entstehen aber
                              									erhebliche Schwierigkeiten im Betriebe. Am zweckmäßigsten ist die Leistungserhöhung
                              									durch Steigerung des Anfangsdruckes. Dies kann durch Nachladen oder durch Aufladen
                              									des Zylinders mit Luft von höherer Spannung erfolgen.
                           Zu den chemischen Problemen gehört die Frage der flüssigen Brennstoffe. Bei
                              									geeigneter Temperatur kann jedes Treiböl verwendet werden, sofern die Beimischungen
                              									an Wasser, Schwefel und unverbrennbaren Rückständen ein gewisses Maß nicht
                              									überschreiten.
                           Auch die Frage, ob Zweitakt oder Viertakt zu wählen ist, ist noch nicht geklärt. Die
                              									Germania-Werft beabsichtigt, nur für ganz große Leistungen Zweitaktmaschinen, 
                              									und zwar ventillose doppeltwirkende Oelmaschinen zu bauen, kleinere
                              									Maschinenanlagen werden nach dem Viertaktsystem ausgeführt.
                           W.
                           
                        
                           Maschinentechnik.
                           Schwimmkran von 250 t der englischen Admiralität. (Grue
                              									flottante de 250 t de l'amirauté britannique.) Génie Civil 1919, 25. Okt., S.
                              									389/91. Jll. 1 Tafel. (Der Schwimmkörper des Krans hat eine Wasserverdrängung von
                              									2830 t.
                           Versuche mitlandwirtschaftlichen Zugmaschinen.
                              									(Agricultural tractor trials.) Engineer 1919, 26. Sept, S. 308; 3. Okt., S. 338/40;
                              									10. Okt., S. 356/57; 17. Okt., S. 378/80. (Beschreibung von 15
                              									Zugmaschinenarten.)
                           Entwicklung eines Instruments zum Registrieren von
                                 										Flugzeugstößen beim Landen. (Development of an airplane shock recorder.)
                              										Zahn. Jl. Fraklin Inst. 1919., Aug., S. 237/44. Jll.
                           Amerikanische Maschinen zum Bearbeiten von
                                 										Eisenbahn-Schwellen. (American machines for dressing railway sleepers.)
                              									Engineer 1919, 17. Okt., S. 392/93. Jll. (Fahrbare 100 PS-Maschine zum Sägen,
                              									Bohren, Hobeln.)
                           Maschine zum Herstellen von Modelleh . (Patternmaking
                              									maschine.) Engineering 1919, 15. Aug., Seite 221/22. Jll.
                           Innen-Zahnrad von Williams. (The W. internal gear.) Trautschold. Am. Mach. 1919, 25. Okt., S. 255/58. Jll.
                              									(Große Eingriffdauer und billige Fertigung.
                           D.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Verbrennung und Rauchgas-Analyse. (Combustion and Flue Gas
                              									Analysis.) Dept of the Interior des Bureau of Mines, techn. Vortrag Nr. 219. 12
                              									Seiten. 6 Abb. (Die Anwendung von Meß-Instrumenten wird empfohlen.)
                           D.
                           Edelgaslampen. A. Steinhaqs
                              									weist zunächst auf die hemmenden Wirkungen des Krieges in bezug auf die Schaffung
                              									von Neuerungen hin. Dennoch sind eine Reihe von Fortschritten zu verzeichnen, so
                              									namentlich bei den gasgefüllten Lampen, die ursprünglich nur für hohe Kerzenstärken,
                              									heute aber auch für kleinere Leistungen gebaut werden. Als Füllung dieser Lampen
                              									kommen mit Rücksicht auf geringe Leitfähigkeit nicht nur Stickstoff, sondern auch
                              									Edelgase, besonders eine Mischung von Stickstoff und Argon in Betracht (D. R. P.
                              									289543). Die Bezeichnung „Halbwattlampe“ wurde für diese kleinen Typen fallen
                              									gelassen, da der spezifische Wattverbrauch diese Bezeichnung nicht rechtfertigt. Für
                              									ausgesprochene Starklichtbeleuchtung werden die gasgefüllten Lampen mit hoher
                              									Lichtstärke die Bogenlampen allmählich ganz verdrängen, für Innenbeleuchtung großer
                              									Räume sowie für Theaterbeleuchtung usw. werden sie heute bereits vielfach
                              									verwendet.
                           Trotz aller bisherigen Erfolge ist der Wirkungsgrad dieser Lampen immer noch sehr
                              									niedrig und kann auch bei reinen Temperaturstrahlern aus theoretischen Gründen nicht
                              									all zu hoch werden. Eine wirtschaftlichere Lichterzeugung gestatten die
                              									Luminiszenzlampen, als deren frühere Vertreter das Moore-Licht und die Quecksilberdampflampe zu nennen sind. Verfasser erwähnt
                              									ferner die Salzdampflampe von Prof. Nernst und geht dann
                              									näher auf die Neon-Bogenlampe ein, bei denen eine Neon-Helium-Gassäule unter 1 mm Druck zum Leuchten
                              									gebracht wird. Als Elektrode dient hier metallisches Thallium, das mit Cadmium
                              									legiert ist. Die Lampen weiden für Gleichstrom von 220 Volt und Stromstärken von 0,8
                              									bis 2 Amp. herrgestellt, ihr Stromverbrauch für 1 HK, senkrecht zur Achse der
                              									etwa 0,5 m langen Leuchtröhre gemessen, beträgt ½ Watt. Durch seine gelbrote Farbe
                              									ist das Neon-Licht nur für besondere Zwecke verwendbar.
                              									Neben der Neon-Bogenlampe, die eine Starklichtquelle ist,
                              									wird noch die Neon-Glimmlampe hergestellt, die eine
                              									niedrigkerzige Glühlampe von geringem Wattverbrauch (5 Watt) ist und auch in ihren
                              									Abmessungen der gewöhnlichen Glühlampe entspricht. Die Lichtwirkung dieser Lampe
                              									beruht darauf, daß ein bestimmtes Neon-Heliumgemisch zwischen einer großflächigen
                              									Kathode und einer Eisenanode zu einer orangefarbenen Glimmentladung von sehr
                              									geringer Lichtstärke und Flächenhelle gebracht wird. Diese Glimmlampen können die
                              									niedrigkerzigen Metalldrahtlampen von 5 HK in vielen Fällen, wo es sich um
                              									Signalbeleuchtung, Markierung von Notausgängen usw. handelt, ersetzen. Die Lampen
                              									wirken bei unsymmetrischer Anordnung der Elektroden als Gleichrichter und können
                              									daher auch zum Laden kleiner Elemente dienen. Da die Glimmentladung beim Eintritt
                              									von Luft oder der geringsten Spur eines anderen Gases aussetzt und kein Innenteil
                              									der Lampe auf hohe Temperatur erhitzt wird, so ist diese Lampe auch in Betrieben mit
                              									Schlagwettergefahr verwendbar. (Elektrotechn. Zeitschr. 1919, S. 149).
                           Kohlenoxydfreies Leuchtgas. Bei der Verwendung von
                              									verdichtetem Steinkohlengas zur Beleuchtung der Eisenbahnwagen haben sich anfangs
                              									mancherlei Schwierigkeiten ergeben, namentlich zeigten die Glühkörper schon nach
                              									kurzer Betriebdauer rote Flecken, die die Glühkörper bald unbrauchbar machten und
                              									deren Entstehung man sich zuerst nicht recht erklären konnte. Durch umfangreiche
                              									Untersuchungen wurde jedoch festgestellt, daß bei der Verdichtung des
                              									Steinkohlengases auf 15 at das in dem Gas enthaltene Kohlenoxyd sich mit dem Eisen
                              									der Behälter zu Eisencarbonyl verbindet. Dies ist eine recht unerwünschte
                              									Erscheinung, denn das Eisencarbonyl ist eine leicht flüchtige Verbindung, die von
                              									dem Gase mitgeführt und in der heißen Flamme wieder in seine Bestandteile Kohlenoxyd
                              									und Eisen gespalten wird. Während das Kohlenoxyd verbrennt, setzt sich das
                              									dampfförmige Eisen an den kühleren Teilen des Glühkörpers als feiner Staub ab und
                              									verwandelt sich allmählich in rotes Eisenoxydn
                           Das einfachste Mittel zur Verhütung dieser Störung ist die Entfernung des Kohlenoxyds
                              									aus dem Gas. Im kleinen gelingt dies durch Waschen des Gases mit
                              									Kupferchlorürlösung, im großen bereitet diese Methode jedoch mancherlei
                              									Schwierigkeiten, namentlich wegen des Azetylengehaltes des Gases, denn das Azetylen
                              									bildet beim Zusammentreffen mit Kupfer eine sehr explosive Verbindung. Nach einem
                              									neuen der Badischen Anilin- und Sodafabrik geschützten
                              									Verfahren (D. R. P. 300236) kann man jedoch das Kohlenoxyd auf einfache Weise
                              									entfernen, wenn man das kohlenoxydhaltige Leuchtgas zusammen mit Wasserdampf (etwa
                              									0,3 kg Dampf auf 1 m3 Gas) bei einer Temperatur
                              									von etwa 500° über eine aktivierte Eisenoxydkontaktmasse leitet. Hierbei wird das
                              									Kohlenoxyd durch den Wasserdampf zu Kohlensäure oxydiert und es entsteht zugleich
                              									eine dem Kohlenoxyd äquivalente Menge Wasserstoff. Das so behandelte Gas wird nach
                              									Abscheidung der Kohlensäure und des überschüssigen Wasserdampfes verdichtet und kann
                              									nun unbedenklich in Glühkörpern verbrannt werden. Zugleich wird dem Gas bei dieser
                              									Behandlung die Giftigkeit genommen.
                           Rohes Gaswasser zu Düngezwecken bespricht Dr. Kayser im Journal für Gasbeleuchtung, Bd. 61, S. 121.
                              									Durch den Schwefelsäuremangel während des Krieges wurde die Frage nahegelegt, ob das
                              									rohe Gaswasser 
                              									nicht direkt zum Düngen verwendbar sei. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß
                              									das rohe Gaswasser eine Reihe von Stoffen enthält, die den Pflanzen schädlich sind,
                              									wie z.B. Rhodan- und Cyansalze, Phenole, Pyridinbasen und Naphthalin. Letzteres ist
                              									an sich zwar ein neutraler Körper, doch verstopft es die Poren der Pflanzen. Von
                              									nützlichen Bestandteilen des Gaswassers ist in erster Linie das Ammoniak zu nennen,
                              									ferner die Kohlensäure, die die allzu rasche Verflüchtigung des Ammoniaks verzögert,
                              									und schließlich die verschiedenen Schwefelverbindungen, die im Boden letzten Endes
                              									alle zu Sulfat oxydiert werden. Die schädlichen Stoffe, namentlich das
                              									Rhodanammonium, sind, trotzdem sie nur in sehr geringer Menge im Gaswasser
                              									vorkommen, nicht außer Acht zu lassen. Infolgedessen darf rohes Gaswasser nicht zur
                              									Düngung der Pflanzen, sondern ähnlich wie auch die Jauche, nur zur Düngung
                              									unbebauten Bodens verwendet werden. Ferner kommt es für die Wiesendüngung nach dem
                              									letzten Schnitt in Frage. Schließlich kann man auch das Gaswasser mit trockenem Torf
                              									zusammen oder mit anderen Materialen auf Mischdünger verarbeiten, doch sind hiermit
                              									erhebliche Ammoniakverluste verbunden. Der Erfolg der Düngung mit rohem Gaswasser
                              									hängt noch von einer Reihe anderer Faktoren ab, so von der Art des Bodens und von
                              									dem Wetter. Die schädlichen Bestandteile des Gaswassers wirken übrigens auch auf das
                              									Ungeziefer im Boden giftig ein und können so nützlich wirken.
                           Ueber Verstopfungen von Gasrohrleitungen, ihre Ursachen und
                                 										ihre Verhütung macht Dr. Dollinger nähere
                              									Mitteilungen. Im Gasrohrnetz der Stadt Wien traten im Laufe vorigen Jahres
                              									umfangreiche Rohr Verstopfungen ein, als deren Ursache zunächst ein unzulässig hoher
                              									Gehalt des Gases an Schwefelwasserstoff angesehen wurde, da im vergangenen Winter
                              									infolge großen Mangels an Arbeitskräften die rechtzeitige Erneuerung der
                              									Gasreinigungsmasse mehrfach unmöglich war und infolgedessen zeitweise
                              									schwefelwasserstoffhaltiges Gas zur Abgabe gelangen mußte. Die Untersuchung der in
                              									verstopften Rohren enthaltenen festen Masse ergab denn auch einen Schwefelgehalt bis
                              									zu 2,5 v. H., hauptsächlich aber bestand die Masse aus Rost und Berlinerblau, so daß
                              									die Bildung der Verstopfungen jedenfalls auch auf das Zyan des Gases sowie auf den
                              									darin enthaltenen Wasserdampf zurückzuführen war. Diese Vermutung wurde durch
                              									Versuche im Laboratorium bestätigt. Der Wasserdampfgehalt des Gases bewirkt in den
                              									Rohrleitungen einen Ansatz von Rost und das so entstandene Eisenhydroxyd nimmt aus
                              									dem Gas Zyan auf, während der Schwefelwasserstoffgehalt des Gases ohne Einfluß ist.
                              									Letzten Endes ist diese Erscheinung auf die Entbenzolierung des Gases
                              									zurückzuführen, die während des Krieges auf behördliche Anordnung in allen größeren
                              									Gaswerken eingeführt worden ist. Durch das Auswaschen des Benzols aus dem Gase wird
                              									nämlich an der Innenwand der Rohrleitungen der von früher her anhaftende fettige
                              									Ueberzug entfernt und so das Rosten der Rohre ermöglicht.
                           Da jedoch die Auswaschung der Benzolkohlenwasserstoffe aus dem Gas auch in Zukunft
                              									beibehalten werden wird, so müssen Mittel und Wege gefunden werden, um derartige
                              									Störungen in Zukunft hintanzuhalten. Im Gaswerk Wien-Simmering wurden daher
                              									systematische Laboratoriumversuche über die Beziehungen des Benzolgehaltes des Gases
                              									zur Entstehung der Fettschicht in den Rohrleitungen angestellt. Es zeigte sich
                              									hierbei, daß ein Gemisch von gleichen Teilen benzolhaltigem und benzolfreiem Gas
                              									noch eine deutliche Fettschicht in den Rohren absetzt, daß diese Fettschicht aber
                              									bei einem Gemisch aus zwei Teilen benzolfreiem und einem Teile benzolhaltigem Gas
                              									bereits sehr gering und kaum sichtbar ist. Da an der Bildung dieser Fettschicht
                              									in den Rohren sicherlich höhersiedende Kohlenwasserstoffe und nicht das Benzol
                              									selbst beteiligt ist, wurde ferner versucht, benzolfreis Gas vor dem Eintritt in das
                              									Rohrnetz mit Solventnaphtha zu sättigen. Abgesehen von den hohen Kosten der
                              									Solventnaphtha hatten diese Versuche keinerlei Erfolg, denn es bildete sich in den
                              									Rohren kein schützender Ueberzug. (Ztschr. Verein d. Gas- u. Wasserfachm. in
                              									Oest.-Ung. 1919, S. 197 bis 200).
                           Sander.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Einfluß des Geschwindigkeitsverlaufes auf die Belastung des
                                 										Walzenmotors bei Umkehrstraßen. (Stahl und Eisen 1919, Heft 43.) Elektrisch
                              									angetriebene Umkehrstraßen, die nach der bekannten Leonard-Schaltung ausgeführt sind, lassen sich außerordentlich genau
                              									steuern, da die Drehzahl der Walzen fast eindeutig von der Stellung des Steuerhebels
                              									abhängt. Dadurch läßt sich auch der Geschwindigkeitsverlauf während der einzelnen
                              									Stiche genau regeln. Die Frage, ob und wie weit durch die willkürliche Aenderung des
                              									Geschwindigkeitsverlaufes während eines Stiches die Belastung des Walzmotors
                              									beeinflußt werden kann, ist naturgemäß von erheblichem Interesse. Ist eine
                              									Abhängigkeit gegeben, dann besteht die Gefahr, daß durch nicht richtiges Steuern der
                              									Walzmotor unzulässig hoch belastet wird. Wird andererseits die eindeutige
                              									Abhängigkeit der Belastung des Walzmotors von dem Verlauf der Geschwindigkeit
                              									ermittelt, so ist die Möglichkeit gegeben, bei einer vorhandenen Motorgröße durch
                              									richtiges Steuern die höchstmögliche Leistung der Straße zu erreichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 22
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 22
                              Abb. 2.
                              
                           An Hand eines an einer Walzenstraße aufgenommenen Drehzahl- und Belastungs-Diagrammes
                              									des Walzmotors und an Hand der betreffenden technischen Daten der Walzenstraße wird
                              									zuerst ermittelt, welche Faktoren auf die Leistung und das Drehmoment des Walzmotors
                              									von Einfluß sind. Diese Faktoren sind:
                           
                              1. die sogenannte reine Walzarbeit, unter der man die zum
                                 										Auswalzen erforderliche Energie versteht. (Hierin sind die Verluste für die
                                 										Beschleunigungs- und Leerlaufarbeit 
                                 										der Walzenstraße, sowie die Verluste des Motors nicht enthalten),
                              2. die Leerlaufsarbeit der Straße,
                              3. die Arbeit für die Beschleunigung und Verzögerung der gesamten
                                 										beweglichen Teile der Walzenstraße.
                              
                           Diese letzten Werte sind, wie nachgewiesen wird, von der Größe der Beschleunigung und
                              									Verzögerung, also von dem Verlauf der Geschwindigkeit abhängig.
                           Wird für die Form des Geschwindigkeitsverlaufes ein Dreieck angenommen, was besonders
                              									bei kürzeren Stichen den tatsächlichen Verhältnissen entsprechen dürfte, so lassen
                              									sich bei gleichbleibender Stichzeit ta, wie Abb. 1 zeigt, eine große Zahl Diagramme (z.B. a, b, c) wählen.
                           Untersucht man den Einfluß, den die verschiedenen Werte der Beschleunigungzeit auf
                              									die Belastung des Walzmotors ausüben, so ergibt sich für die gewählten Verhältnisse
                              									das in Abb. 2 wiedergegebene Diagramm. Der geringste
                              									Wert für die Belastung (das effektive Drehmoment) des Walzmotors ist deutlich bei
                              									einer Beschleunigungszeit von etwa 3 Sekunden zu ersehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 23
                              Abb. 3.
                              
                           Mit Hilfe der analytischen Ableitung wird dann ermittelt, daß allgemein die geringste
                              									Belastung des Walzmotors erreicht wird, wenn die Beschleunigungzeit gleich der
                              									Verzögerungzeit wird, also dann, wenn das Geschwindigkeitsdiagramm (Abb. 1) ein gleichschenkliges Dreieck wird.
                           Weiter wird untersucht, wie sich die Belastung des Walzmotors ändert, wenn bei dem
                              									gleichschenkligen Geschwindigkeitsdiagramm die Zeit des Stiches durch Wahl einer
                              									höheren oder niedrigeren Höchstgeschwindigkeit verändert wird. Auch hierbei ergibt
                              									sich, wie Abb. 3 zeigt, bei einer bestimmten
                              									Geschwindigkeit die günstigste Belastung des Walzmotors.
                           Meller.
                           
                        
                           Hüttentechnik.
                           Die Schmierung von Luft-Kompressoren. (Lubrication of Air
                              									Compressors.) Conrad. Coal Age 1919, 17. April, S.
                              									704/06. 1 Abb.
                           Rasches Verfahren und Apparate zur Kontrolle von selbsttätigen
                                 										Feuerungen. (Méthode rapide et appareils de controle des foyers à
                              									chargement automatique.) Chopin. Génie Civil 1919, 1.
                              									Nov., S. 421/25. Jll.
                           Einige Bemerkungen über die Warmbehandlung von Stahl und ihre
                                 										Anwendung auf die Behandlung von Stahlen für Flugzeugmotoren. (Some remarks
                              									concerning the heat treatment of steel and their application to the treatment
                              									of steels user for airplane motors.) Sauveur. Jl.
                              									Franklin Inst. 1919, Aug., S. 189/97. Jll.
                           Zinn: ein idealer pyrometrischer Stoff. (Tin: an ideal
                              									pyrometric substance.) Northrups. Engineering 1919, 5.
                              									Sept., S. 309/18.
                           D.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Wieder-Nutzbarmachen kleiner Werkzeuge in der
                                 										Maschinen-Werkstatt. (Salvaging small tools in the machine shop. Grag. Am. Mach. 1919, 26. Juli, S. 965/66.
                           D.
                           
                        
                           Materialprüfung.
                           Ueber eine Ursache des Bruchs von Eisenbahnschienen und ein
                                 										Mittel zur Verhütung. Sur une cause de rupture des rails et un moyen de la
                              									supprimer.) Charpy und Durand.
                              									Génie Civil 1919, 18. Okt., S. 377/78. Jll. Vorheriges Glühen der Oberfläche
                              									mittelst fahrbarer Vorrichtung.)
                           Maschine zur Vornahme von Ermüdungsversuchen an geschweißten
                                 										Stäben. (A fatigue testing machine.) Am. Mach. 1919, 1. Nov., S. 271/73.
                              									Jll.
                           Zahnräder-Stahle. (Gear steel.) Packer. Am. Mach. 1919, 2. Aug., S. 1007/09. (Vor- und Nachteile
                              									vergüteter Stahle für Kraftwagen.)
                           Prüfung der Werkstoffe durch Röntgen-Strahlen. (The X-ray
                              									examination of materials.) Am. Mach. 1919, 2. Aug., S. 122/26. Jll.
                           D.
                           
                        
                           Wirtschaftliches.
                           Brennstoff-Wirtschaft und Verbrauch in der Darstellung von
                                 										Eisen und Stahl. (Fuel economy and consumptions in the manufacture of iron
                              									and steel.) Engineer 1919, 26. Sept., S. 316/17; 30. Okt., S. 341/43. Jll. (Angaben
                              									von Hochofen- und Stahlwerken.)
                           Normung der amerikanischen Lokomotiven. (Standardisation
                              									of American Locomotives.) Engineer 1919, 24. Okt., S, 415.
                           Die nationale Ersparnis an Brennstoffen und Kraft.
                              									(National Saving of Fuel and Power.) White, A. Canadian
                              									Engeneer 1919, 13. März, S. 299/303. (Die Arbeiten der kanadischen Kommission.)
                              									D.
                           Der zunehmende Benzinverbrauch und seine Deckung. Während
                              									des Krieges herrschte nicht nur bei uns, sondern in fast allen Ländern der Welt ein
                              									starker Benzinmangel, sogar in den Vereinigten Staaten von Amerika, die ja wie
                              									bekannt unter den Benzin erzeugenden Ländern an erster Stelle stehen. Es scheint,
                              									daß auch künftighin mit einem Benzinmangel zu rechnen sein wird, denn die Verwendung
                              									dieses Brennstoffes hat mit der Ausdehnung des Kraftwagenverkehrs und des Flugwesens
                              									allenthalben ganz außerordentlich zugenommen. In England stieg der Benzinverbrauch
                              									von 203700 t im Jahre 1911 auf 428300 t im Jahre 1916, also um mehr als 100 v. H. In
                              									Deutschland betrug der Benzinverbrauch im Jahre 1911 etwa 195000 t, in der ersten
                              									Hälfte des Jahres 1914 dagegen 130000 t. Am stärksten stieg jedoch der
                              									Benzinverbrauch in den Vereinigten Staaten von Amerika, wie folgende der
                              										„Chemischen Industrie 1919, S. 17“ entnommene Zusammenstellung zeigt. Die
                              									Angaben bedeuten Millionen Barrels, und zwar enthält 1 Barrel 42 Gallonen zu je 3,78
                              									Liter.
                           
                              
                                 
                                 Erzeugung
                                 Eigenverbrauch
                                 Ausfuhr
                                 
                              
                                 1899
                                   6,68
                                   6,38
                                 0,30
                                 
                              
                                 1904
                                   6,92
                                   6,32
                                 0,60
                                 
                              
                                 1909
                                 12,90
                                 11,26
                                 1,64
                                 
                              
                                 1914
                                 34,92
                                 29,92
                                 5,00
                                 
                              
                           
                           Im Jahre 1918 soll die Erzeugung auf über 60 Mill. Barrels gestiegen sein. Hand
                              									in Hand mit dieser riesigen Entwicklung der Benzinerzeugung und des Eigenverbrauchs
                              									in Amerika geht die Zunahme der Kraftwagenzahl, die jährlich 40 v. H. beträgt. Nach
                              									einer amtlichen Zählung waren am 1. Juli 1918 in den Vereinigten Staaten 5466931
                              									Kraftwagen und 192000 Motorräder in Benutzung. Hierzu kommen noch über 30000
                              									Motorboote, 45000 Benzinmotoren in der Industrie und 30000 in der
                              									Landwirtschaft.
                           Nimmt man den jährlichen Verbrauch eines Kraftwagens zu 10 Barrels (= rund 1600
                              									Liter) an, so ergibt sich, daß der Benzinverbrauch Amerikas in kürzester Zeit durch
                              									die eigene Erzeugung nicht mehr gedeckt werden kann. Hieraus erklären sich auch die
                              									zahlreichen Versuche, aus hochsiedenden Mineralölen durch sogenanntes
                              										„Kracken“ Benzin zu erzeugen. Da alle diese Verfahren jedoch ziemlich
                              									unwirtschaftlich sind, wird man in Amerika ebenso wie bei uns mehr und mehr zur
                              									Verwendung von Benzol an Stelle von Benzin übergehen.
                           S.
                           Der Weltschiffbau und seine Verschiebung durch den Krieg.
                              									Der unglückliche Ausgang des Krieges hat gelehrt, wie falsch wir über die
                              									Auslandskräfte, über die industriellen Möglichkeiten unserer Gegner unterrichtet
                              									waren. Nach Lloyd's Register of Shipping, das seit fünf Jahren zum ersten Male jetzt
                              									wieder zensurfrei erschienen ist, betrug Ende Juni 1919 der Weltdampferfrachtraum
                              									47897000 Br.-Reg.-T., gegenüber 45404000 Br.-Reg.-T. Juni 1914. Die Verluste durch
                              									den U-Bootkrieg sind also nicht nur ausgeglichen worden, es ist sogar ein
                              									Mehrbestand an Frachtdampferraum von 2½ Millionen Br.-Reg.-T. vorhanden! Welche
                              									Veränderungen haben sich während des Krieges auf dem Gebiete des Weltschiffbaues
                              									vollzogen, und welche Aussichten wird der deutsche Schiffbau in Zukunft auf dem
                              									Weltmarkte haben? Auf diese Fragen antwortet ein Vortrag, den Prof. Laas von der Technischen Hochschule Berlin am 20.
                              									November 1919 vor der Schiffbautechnischen Gesellschaft gehalten hat.
                           In Großbritannien und Irland ist die Entwicklung des Schiffbaus während des Krieges
                              									verhältnismäßig gering gewesen. Die Anzahl der Werften mit einer Jahreserzeugung von
                              									1000 Br.-Reg.-T. und darüber ist zwar von 101 auf 120 gestiegen; die Gesamtleistung
                              									im Handelsschiffbau ist aber in den Kriegsjahren infolge des gesteigerten
                              									Kriegsschiffbaues erheblich hinter der Friedensleistung zurückgeblieben.
                              									Bemerkenswert ist der Versuch in England, während des Krieges Staatswerften für
                              									Handelsschiffbau in Betrieb zu setzen. In Chepstow und Beachley am Bristol-Kanal
                              									sind für 4 bis 5 Millionen Pfund Sterling große Anlagen geschaffen worden. Zur
                              									Fertigstellung eines Schiffes ist es aber nicht gekommen. Unter Berücksichtigung der
                              									zu erwartenden Beschränkung im Kriegschiffbau, sowie der vergrößerten alten und der
                              									neugegründeten Werften kann aber die theoretische Leistungsmöglichkeit des
                              									englischen Schiffbaus auf 3 Millionen Br.-Reg.-T. geschätzt werden.
                           Die wirkliche Leistungsfähigkeit ist aber noch von Faktoren abhängig, die außerhalb
                              									der Werften liegen, von der Versorgung mit Walzmaterial, mit Maschinen und Kesseln,
                              									mit den notwendigen Arbeitskräften usw. Die Zahl der Leistungsmöglichkeit ist also
                              									mit einem Einschränkungsfaktor zu multiplizieren, um die wirkliche
                              									Leistungsfähigkeit zu erhalten, die bei Ausschaltungen aller Störungen, wie
                              									Materialmangel, Streiks und Verkehrschwierigkeiten zu erwarten ist. Dieser
                              									Leistungsfaktor, der bei den einzelnen Ländern verschieden sein wird und vor allem
                              									abhängt von der augenblicklichen und künftigen Kohlennot, von der Arbeitsunlust und
                              									von dem Mangel an Facharbeitern, wird für Großbritannien und Irland auf 0,8
                              									geschätzt. Die voraussichtliche Jahreserzeugung in den nächsten Jahren würde
                              									demnach 2400000 Br.-Reg.-T. sein, gegenüber einer größten Friedensproduktion von
                              									1932 153 Br.-Reg.-T. im Jahre 1913.
                           In Skandinavien ist die Entwicklung wesentlich schneller vor sich gegangen. Durch
                              									Erweiterungen und Neugründungen ist die Zahl der Werften gestiegen, in Norwegen von
                              									11 auf 30, in Schweden von 7 auf 17, in Dänemark von 5 auf 15. Die
                              									Gesamtleistungsmöglichkeit der jetzt bestehenden Werften kann auf 400000 Br.-Reg.-T.
                              									geschätzt werden, und zwar in Norwegen auf 200000 Br.-Reg.-T., in Schweden und
                              									Dänemark auf je 100000 Br.-Reg.-T. Bei der Annahme eines Leistungsfaktors von 0,5
                              									für Norwegen und 0,6 für Schweden und Dänemark ergibt sich eine voraussichtliche
                              									künftige Jahresproduktion von 100000 Br.-Reg.-T. für Norwegen und je 60000
                              									Br.-Reg.-T. für Schweden und Dänemark. Die größte Jahreserzeugung betrug vor dem
                              									Kriege in Norwegen 57556 Br.-Reg.-T. (1907), in Schweden 18524 Br.-Reg.-T. (1913)
                              									und in Dänemark 40932 Br.-Reg.-T. (1913).
                           In Holland ist die Zahl der Werften mit 1000 Br.-Reg.-T. und darüber von 33 auf 50
                              									gestiegen mit einer Gesamtleistungsmöglichkeit von 150000 Br.-Reg.-T. Holland wird
                              									ebenso wie die skandinavischen Länder künftig nicht genügend Kohle, Eisen und
                              									Facharbeiter haben und wird für die Ausrüstungsteile auf die Einfuhr angewiesen
                              									sein. Der Leistungsfaktor wird daher nicht größer sein als 0,6. Die künftige
                              									Jahresproduktion wird daher etwa 90000 Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber einer größten
                              									Jahreserzeugung im Frieden (1914) von 118153 Br.-Reg.-T.
                           Frankreich hat während des Krieges durch Neugründungen die Zahl seiner Werften von 13
                              									auf 20 erhöht, deren Gesamtleistungsmöglichkeit auf 300000 Br.-Reg.-T. geschätzt
                              									werden kann. Bei einem Leistungsfaktor von 0,3 würde die voraussichtliche
                              									Jahresproduktion 90000 Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber 176095 Br.-Reg.-T. im Jahre
                              									1913.
                           Italien und Oesterreich-Ungarn besaßen vor dem Kriege 13 bzw. 11 Werften. Durch 7
                              									Neugründungen und durch die 5 österreich-ungarische Werften an der Adria ist die
                              									Zahl der größeren italienischen Werften auf 23 gestiegen, deren
                              									Gesamtleistungsmöglichkeit etwa 200000 Br.-Reg.-T. betragen wird. Bei einem
                              									Leistungsfaktor von 0,3 würde sich die voraussichtliche Jahreserzeugung zu 60000
                              									Br.-Reg.-T. ergeben. Die größte Friedensproduktion betrug für Italien 67522
                              									Br.-Reg.-T. im Jahre 1900, für Oesterreich-Ungarn 61737 Br.-Reg.-T. im Jahre
                              									1913.
                           Einen großen Aufschwung hat die Schiffbauindustrie in Japan genommen. Die Zahl der
                              									Werften hat sich von 8 auf 30 erhöht. Die theoretische Leistungsmöglichkeit kann mit
                              									1000000 Br.-Reg.-T. angenommen werden. Bei einem Leistungsfaktor von 0,5 würde sich
                              									eine voraussichtliche Jahresproduktion von 500000 Br.-Reg.-T. ergeben, gegenüber
                              									85861 Br.-Reg.-T. im Jahre 1914.
                           An die Spitze aller Schiffbauländer sind aber während des Krieges die Vereinigten
                              									Staaten von Nordamerika getreten, wo der Schiffbau mit einer erstaunlichen Tatkraft
                              									gefördert worden ist. Nicht weniger als 372 Werften sind hier neugegründet und
                              									vergrößert worden, so daß die Zahl der Werften von 45 auf 417 gestiegen ist. Unter
                              									ihnen befinden sich Werften von einem Umfange, wie man sie vor dem Kriege nicht für
                              									möglich hielt, z.B. die American International Shipbuilding Co. in Hog-Island bei
                              									Philadelphia mit 50 Hellingen und einer jährlichen Leistungsmöglichkeit von 600000
                              									Br.-Reg.-T., die Submarine Boat Corporation in Newark, N. J. mit 28 Hellingen und
                              									einer Leistungsmöglichkeit von 200000 Br.-Reg.-T- jährlich und die New York
                              									Shipbuilding Corporation in Bristol, Pa. mit 24 Hellingen und ebenfalls 
                              									200000 Br.-Reg.-T. jährlicher Leistungsfähigkeit. Zum Aufbau der beiden ersten,
                              									sowie einer dritten, der Merchant-Shipbuilding Corporation in Bristol, Pa., hat der
                              									Staat unbeschränkte Mittel zur Verfügung gestellt. Für den Stahlschiffbau sind
                              									ferner die Eisenwerkstätten des Binnenlandes mit Erfolg herangezogen worden, die die
                              									einzelnen Bauteile den Werften, besonders den oben genannten Staatswerften fertig
                              									bearbeitet liefern, wo sie zu den „fabricated ships“ zusammengesetzt werden.
                              									Die Werft ist in diesem Fall nur der Montageplatz für die gelieferten Teile. Neben
                              									dem Stahlschiffbau ist außerdem der Holzschiffbau und der Eisenbetonschiffbau in
                              									großem Umfange auch für große Schiffe aufgenommen worden. Die
                              									Gesamtleistungsmöglichkeit der amerikanischen Werften kann auf rund 7 Millionen
                              									Br.-Reg.-T. geschätzt werden. Schwierig ist die Einschätzung des Leistungsfaktors
                              									für Nordamerika. Einerseits steht dort wie im Kriege die ganze reiche Industrie mit
                              									allen Hilfsmitteln an Material, Betriebseinrichtungen und Arbeitern im Bedarfsfalle
                              									zur Verfügung. Andererseits hat der Krieg zweifellos eine große Zahl ungesunder
                              									Gründungen geschaffen. Bei Einsetzung eines Mittelwertes von 0,5 würde die
                              									voraussichtliche Jahresproduktion etwa 3,5 Millionen Br.-Reg.-T. betragen, gegenüber
                              									einer größten Friedensproduktion von 474675 Br.-Reg.-T. im Jahre 1907.
                           Die voraussichtliche Jahreserzeugung der übrigen Länder kann etwa auf 80000
                              									Br.-Reg.-T. geschätzt werden.
                           Als Gesamterzeugung des Auslandes im Handelsschiffbau ist demnach für die nächsten
                              									Jahre der hohe Betrag von rund 7 Millionen Br.-Reg.-T. zu erwarten, also rund
                              									doppelt so viel, als die Höchstleistung des Weltschiffbaues einschließlich
                              									Deutschlands im Jahre 1913 betrug! Wenn man berücksichtigt, daß, wie oben erwähnt,
                              									bereits schon jetzt 2½ Millionen mehr Br.-Reg.-T. an Frachtdampferraum vorhanden
                              									sind als 1914, so ergibt sich, daß im Auslande in kurzer Zeit eine Ueberproduktion
                              									an Schiffsraum eintreten muß. Es wird in absehbarer Zeit nicht möglich sein, auch
                              									nur die besteingerichteten und wirtschaftlichst arbeitenden Werften des Auslandes
                              									mit Handelsschiffbau voll zu beschäftigen.
                           Wie stellen sich die Aussichten Deutschlands bei dieser Lage des Weltschiffbaues? Die
                              									deutschen Werften können, soweit nur ihre Anlagen an Hellingen, Werkstätten und ihre
                              									Betriebsmittel in Frage kommen, rund 700000 Br.-Reg.-T. jährlich liefern. Selbst
                              									nach Abzug der laut Friedensvertrag für die Dauer von fünf Jahren an die Feinde zu
                              									liefernden 200000 Br.-Reg.-T. bestände demnach die Möglichkeit, die verlorenen rund
                              									4 Mill. Br.-Reg.-T. Schiffsraum in acht Jahren durch deutsche Neubauten zu ersetzen,
                              									wenn, wie nach dem Stande des Weltschiffbaues anzunehmen ist, die Feinde in
                              									absehbarer Zeit auf Lieferung neuer Schiffe von Deutschland verzichten. Allerdings
                              									ist für die nächste Zeit mit einer starken Einschränkung infolge des Mangels an
                              									Material und Hilfsmaschinen und wegen der Verminderung der Leistungsfähigkeit der
                              									Arbeiter zu rechnen. Wahrscheinlich werden nicht nur England, sondern auch
                              									Nordamerika und Japan und vielleicht auch Holland und Skandinavien bald billiger
                              									bauen können als Deutschland. Dem deutschen Schiffbau, der trotz augenblicklicher
                              									Ueberfülle an Aufträgen vor einer sorgenvoll schweren Zeit steht, muß der Bedarf der
                              									deutschen Schiffahrt gesichert werden. Das Gesetz über die Wiederherstellung der
                              									deutschen Handelsflotte enthält leider keine Bestimmung, die es unmöglich macht, daß
                              									mit Reichsunterstützung Schiffe im Ausland gekauft werden. Grundbedingung dafür, daß
                              									der deutsche Schiffbau auf dem Weltmarkte wettbewerbsfähig bleibt, sind
                              									billiges Material und geringe Lohn- und Betriebskosten, d.h. in erster Linie mehr
                              									Leistung der Arbeiter auf allen Gebieten, in Erz- und Kohlengruben, Walzwerken,
                              									Hilfsindustrien und Werften!
                           Wie vor dem Kriege muß ferner auch weiterhin der deutsche Schiffbau, ebenso wie die
                              									ganze deutsche Auslandsindustrie, sich zur Aufgabe machen, nur Qualitätsarbeit zu
                              									liefern. Nur durch die Konkurrenzfähigkeit auf dem Weltmarkte wird es möglich sein,
                              									den deutschen Schiffbau in seinem heutigen Umfang zu erhalten.
                           Dipl.-Ing. Kliemchen.
                           Sparsame Wärmewirtschaft. Die im Verein deutscher
                              									Ingenieure in der Zeit vom 29. Oktober bis 1. November 1919 über sparsame
                              									Wärmewirtschaft gehaltenen Vorträge sollen in 5 Heften mit zahlreichen Zahlentafeln
                              									und Schaubildern veröffentlicht werden:
                           Heft 1: Geh. Reg.-Rat Josse, Berlin: Mittel und Wege zur
                              									besseren Ausnutzung unserer Brennstoffe. Baurat de Grahl,
                              									Berlin: Kohlenkrisis und Transportfrage. Direktor Frenkler, Berlin: Grundlegende Betrachtungen zur Brennstoffkunde. Die
                              									Nutzbarmachung minderwertiger Brennstoffe durch Vergasung. Aussprache.
                           Heft 2: Obering. Gehrke, M. A. N., Nürnberg: Verbesserung
                              									der Wärmewirtschaft durch Abdampf Verwertung bei Dampfkraftanlagen. Direktor
                              									Heilmann, Magdeburg: Der Einfluß von Schwankungen im Kraft- und Wärmebedarf auf die
                              									Wirtschaftlichkeit der Abwärmeausnützung und die vorteilhafteste Bauart und
                              									Betriebsweise von Dampfkraftmaschinen mit Abwärmeverwertung. Aussprache. Obering.
                              										Meyer, Nürnberg: Verbesserung der Wärmewirtschaft
                              									durch Abwärmeverwertung bei Verbrennungskraftanlagen und industriellen Feuerungen.
                              									Aussprache.
                           Heft 3: Betriebsing. Quack, Bitterfeld: Wärmemessung und
                              									Betriebskontrolle bei Dampfkraftanlagen-Obering. Nies,
                              									Hamburg: Betriebskontrolle im Kesselhaus. Aussprache. Dipl.-Ing. Rades, Hamburg; Feuerung und Verwertung minderwertiger
                              									Brennstoffe (Behelfsbrennstoffe). Aussprache.
                           Heft 4: Ingenieur O. Schmidt, Charlottenburg:
                              									Wärmefortleitung durch Dampf, Warmwasser, Druckheißwasser. Aussprache. Obering. A.
                              										Schulze, Dresden: Die Wärmewirtschaft in Städten,
                              									Dr.-Ing. Reutlinger, Köln: Wärmewirtschaftliche Kupplung
                              									städtischer Werke und privater Fabrikbetriebe. Aussprache.
                           Heft 5: Professor Dr. Brabbee, Berlin; Beitrag zur
                              									Brennstoffwirtschaft im Haushalt. Aussprache.
                           Die Hefte erscheinen in der Reihenfolge ihrer Fertigstellung. Vorbestellungen sind an
                              									den Verlag des Vereins deutscher Ingenieure, Berlin NW7, Sommerstraße 4a, zu
                              									richten.
                           Aufgabe für die Bewerber um das Stipendium der
                                 										Louis-Boissonnet-Stiftung für 1920, vorgeschlagen vom Kollegium der
                              									Abteilung für Bau-Ingenieurwesen der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg.
                              									Es sind die deutschen gemischten Reibungs- und Zahnbahnen zu studieren, ihre
                              									Bauarten und Betriebsweisen kritisch zu beleuchten und Vorschläge zu machen über
                              									zweckmäßigen Bau und Betrieb künftiger gemischter Bahnen.
                           Von dem Stipendienbetrage von 3000 M werden 2000 M kurz vor Antritt der Reise, 500 M
                              									nach Einreichung und Gutheißung des Reiseberichts und der Restbetrag nach
                              									Ablieferung von 20 Sonderabdrucken (Pflichtexemplaren) dieses Berichts an die
                              									Technische Hochschule zu Berlin gezahlt.