| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 28 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Einiges über Werkzeugmaschinen vor hundert Jahren. Im
                              									Jahrgange 1838 von Dinglers polytechnischem Journal finden sich einige recht
                              									interessante Mitteilungen aus einem Bericht des deutschen Kochschulprofessors Dr.
                              										Poppe über eine Reise durch Westfalen und Belgien,
                              									die eine gute Uebersicht über den Stand des damaligen Werkzeugmaschinenbaues geben.
                              									Poppe erwähnt eine große Metallhobelmaschine der Maschinenfabrik Jakobi, Haniel & Huyssen, der heutigen
                              									Gutehoffnungshütte, in Sterkrade. Die Maschine arbeitete bereits vollständig nach
                              									den heute gebräuchlichen Grundsätzen mit geradlinig hin- und zurückbewegtem
                              									Werkstück und einem auf einem Querbalken quer dazu geschaltetem Werkzeug. Eine
                              									Lochstanze mit Hebelantrieb durch eine unrunde Scheibe arbeitete ähnlich wie die
                              									heute gebräuchlichen, nur erfolgte der Antrieb durch zwei Arbeiter an zwei auf
                              									Schwungrädern sitzenden Kurbeln. Die Leistungsfähigkeit wird zu 400 Nietlöchern in
                              									der Stunde angegeben, wobei allerdings nichts über Durchmesser der Löcher und Stärke
                              									des Bleches gesagt ist. Diese werden sich wahrscheinlich in den damaligen
                              									bescheidenen Grenzen bewegt haben. Es ist zu verwundern, daß kein Kraftantrieb für
                              									die Lochstanze, die auf der Schiffswerft der vorhin genannten Firma stand, gewählt
                              									worden war, nachdem man doch schon damals für Werkzeugmaschinen, Gebläse usw. 
                              									Dampfmaschinen verwendete. In der kgl. Kanonengießerei in Lüptich sah Poppe
                              									eine Kanonenbohrbank, bei der die Kanone mit etwa 7,5 Umdr. i. d. Min. sich in zwei
                              									Lagern drehte, während der sich nicht drehende Bohrer durch einen auf ein Schaltrad
                              									wirkenden Gewichtshebel vorgeschoben wurde. Dauerschaltung scheint also damals noch
                              									nicht bekannt gewesen zu sein.
                           Eine doppelte Eisenschere der Werke von Lamarche & Brain in Ougree bei Lüttich wird in gleicher Weise durch
                              									unrunde Scheiben angetrieben wie die oben erwähnte Lochstanze. Besonderes Interesse
                              									erweckt der Bericht Poppes über die Werke von John
                                 										Cockerill in Seraing. Die Fabrik umfaßte damals eine große Maschinenfabrik
                              									zur Herstellung von Dampfmaschinen, eine Dampfkesselfabrik, eine Lokomotivfabrik,
                              									große Stab- und Blechwalzwerke, ein Eisenbahnschienen-Walzwerk, einen Hochofen, 16
                              									Puddel- und viele Flammöfen, eine Schmiede mit 80 Essen, eine Modelltischlerei, ein
                              									Konstruktionsbureau, eine besonders große Werkstätte für die Ausbesserung der
                              									Werkzeuge und Geräte, zwei Steinkohlengruben, eine Erzgrube und endlich eine
                              									Kratzen- oder Krempelfabrik. Die Arbeiterzahl betrug 2400, 22 Dampfmaschinen mit
                              									insgesamt 1000 PS lieferten die notwendige Energie. Eine Wasserhaltungsmaschine von
                              									400 PS arbeitete auf der Kohlengrube. Beide Kohlengruben konnten den Kohlenverbrauch
                              									der Werke nicht decken, ebenso nicht die Erzgrube in Charleroi den Bedarf an Eisen.
                              									Poppe berichtet über eine Anzahl von Senkrechtbohrmaschinen, die sich die Arbeiter
                              									selbst verbessern und vielfach mit Fußhebel zum Vorschub der Spindel einrichten.
                              									Eine große Drehbank zum Bearbeiten von Kolbenstangen von 5'' ⌀ und Einrichtung zum Gewindeschneiden, fünf Metallhobelmaschinen mit 6
                              									und 16 Fuß Hobellänge, eine wagerechte Zylinderausbohrmaschine mit Dauervorschub des
                              									Bohrkopfes auf der Spindel, eine Stoßmaschine, eine Schwungradpresse zum Ausstanzen
                              									von Nietlöchern hatten bereits grundsätzlich den Aufbau, wie er heute noch üblich
                              									ist. Bei einigen Eisenscheren berichtet Poppe, daß sie durch eine unter Flur
                              									angebrachte unrunde Scheibe angetrieben wurden. In seiner Gegenwart schnitt eine
                              									solche Schere 1 1/2''' starkes Eisen und fast eben so gut ein Blatt Papier. In der
                              									Modelltischlerei fiel eine Menge kleiner Kreissägen von 3 Fuß ⌀ auf, mit denen der
                              									Tischler sein Holz in der kürzesten Zeit zertrennt. Besonders interessant sind die
                              									Bemerkungen über das Konstruktionsbureau. Die Maschinenteile wurden, wie auch
                              									heutzutage größtenteils üblich, in Form von Einzelzeichnungen in die Werkstatt
                              									hinaus gegeben. Die Teile wurden mit Rotstift meistens in Naturgröße ohne Maßzahlen
                              									auf glatt gehobelte Bretter gezeichnet. Der Arbeiter entnimmt die Abmessungen aus
                              									der Zeichnung mit dem Zirkel und dem Maßstab. Es herrscht eine wettgehende
                              									Arbeitsteilung und SpezialisierungSpezialisierug der Arbeiter, was auf die Erzeugnisse schon damals eine günstige Wirkung
                              									hatte. (Werkzeugmaschine 1919, Heft 32.)
                           Preger.
                           Die Herstellung amerikanischer Raupenschleppermotoren. In
                              									ihren Werken zu Stockton stellt die Holt-Manufakturing
                                 									Co. Raupenschlepper her, die mit Vierzylinder-Motoren von 75 PS ausgerüstet
                              									werden. Die Abb. 1 und 2 zeigen einen Zylinder davon mit 165 mm Bohrung. Die Einzelteile eines
                              									solchen Motors werden entsprechend einer rationellen Massenfabrikation auf
                              									Spezialmaschinen bearbeitet. Als obere und untere Grenzwerte für die Zylinderbohrung
                              									kommen mit Berücksichtigung des nachträglichen Schleifens 164,97 und 164,67 mm in
                              									Betracht. Daraus folgt, daß für das Schleifen ein Span von 0,015 bis 0,165 mm übrig
                              									bleibt.
                           Die Drehbank zum Ausdrehen der Zylinder ist für ein schnelles Einsetzen des
                              									Arbeitstückes eingerichtet. Zum Ausbohren der Zylinder dienen Bohrköpfe, die
                              									mit Stellitmessern versehen sind (Abb. 3 bis 5). Solche Bohrköpfe erzeugen eine genaue Bohrung und
                              									eine saubere Arbeitsfläche. Für das Schleifen bleibt dann nur eine geringe Arbeit
                              									übrig. Bei einer 8¾stündigen Arbeitzeit können täglich 26 bis 28 Zylinder fertig auf der Drehbank hergestellt werden.
                              									Die Stellitmesser zeigen nur sehr geringe Abnutzung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 2.
                              
                           Es hat sich gezeigt, daß solche Messer ein Jahr lang arbeiten
                              									können, ehe sie ausgewechselt werden müssen. In dieser Zeit hat ein solcher Bohrkopf
                              									13500 Zylinder bearbeitet. Die Messer werden gewöhnlich innerhalb 24 Stunden zweimal
                              									geschärft. Nachdem etwa 175 bis 200 Zylinder gebohrt sind, müssen die Messer
                              									gewöhnlich radial nachgestellt werden, was durch sorgfältiges Unterlegen von
                              									Blechstreifen geschieht. Die Messer werden durch je zwei Schrauben im Bohrkopf
                              									befestigt. Die Messerenden sind in einem Winkel von 45° geschliffen. Die
                              									Arbeitsflächen des Messers sind hinterdreht, und zwar beträgt diese Hinterdrehung,
                              									wie Abb. 3 zeigt, gleichmäßig 8 bis 10°.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 5.
                              
                           Das Schleifen der Zylinder wird auf einer Schleifmaschine in bekannter Weise
                              									ausgeführt. Für das Schleifen wird eine Crystolon-Scheibe verwendet. Die
                              									Schleifscheibe dreht sich mit 5000 Umdr. i. d. Min. Das entspricht einer
                              									Umfangsgeschwindigkeit von 33 m/sek. Die Verschiebung des Arbeitstückes geschieht
                              									mit einer Geschwindigkeit von 0,01 m/sek. Dadurch wird erreicht, daß in einer Minute
                              									eine vollständige Vorwärts- und Rückwärtsbewegung erhalten wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 29
                              Abb. 7.
                              
                           Der Kolben nach Abb. 6 und 7 erhält einen hohlen Kolbenbolzen, für den zwei verschiedene Bohrungen
                              									von 49 und 47,5 mm herzustellen sind. Auf der Revolverdrehbank, die zur Herstellung
                              									und zum Aufreiben der Bohrungen dient, werden auch gleichzeitig die inneren Enden
                              									der Bolzen fertig bearbeitet. Der Kolben wird schließlich auf einer
                              									Zylinderschleifmaschine auf genauen Außendurchmesser nachgeschliffen. Hierzu findet
                              									eine Alundumscheibe Verwendung. Die Umfangsgeschwindigkeit der Schleifscheibe
                              									beträgt 30 m/sek. Dabei macht das Arbeitstück etwa 100 Umdrehungen i. d. Min. Für
                              										
                              									den Schleifvorgang bleibt ein Span von etwa 0,5 mm Stärke stehen, der durch ein
                              									einmaliges Ueberschleifen entfernt wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 30
                              Abb. 8.
                              
                           Die in Abb. 8 dargestellte Kurbelwelle wird aus
                              									Chromnickelstahl geschmiedet. Die vorgeschmiedete Kurbelwelle ist in allen
                              									Abmessungen etwa 6 mm stärker ausgeführt. Das Vorarbeiten der Hauptlagerzapfen und
                              									das Nachdrehen erfolgt auf einer Kurbelwellendrehbank. Besondere
                              									Einspannvorrichtungen sind dabei nicht notwendig. Beim Vorarbeiten der Kurbelwelle
                              									wird ein Span von etwa 3,5 mm Stärke abgenommen. Die Kurbelwelle macht dabei etwa 60
                              									Umdr. i. d. Min. Für das Nachdrehen kommt dann noch ein Span von etwa 1,6 mm in
                              									Betracht. Das Vorarbeiten der Lagerzapfen erfordert 1½ Stunden. Das Nachdrehen
                              									erfolgt in 1 Stunde. Auf einer Kurbelwellendrehbank können an einem Tage sechs
                              									solche Wellen fertig gedreht werden. Die Lagerzapfen werden mit einer
                              									Alundum-Schleifscheibe bei 950 Umdr. i. d. Min. nachgeschliffen. Die
                              									Umfangsgeschwindigkeit der Scheibe beträgt 33 m/sek. Die Welle macht 60 Umdr. i. d.
                              									Min. Zum Schleifen der Lagerzapfen sind 50 Minuten erforderlich. Die Kurbelzapfen
                              									werden in ähnlicher Weise geschliffen. Die Schleifzeit beträgt hier auch etwa 50
                              									Minuten. Die Kurbelzapfen werden vor den Lagerzapfen geschliffen und dann umwickelt,
                              									damit sie während des Schleifens der Lagerzapfen nicht beschädigt werden. (Der
                              									Motorwagen 1919, S. 361 bis 365.)
                           W.
                           Verwendung regelbarer Gleichstrommotoren für Drehbänke.
                              									Die Spindelstöcke von Drehbänken mit Einscheibenantrieb werden unangenehm
                              									verwickelt, wenn die Zahl der Geschwindigkeitsstufen besonders groß, z.B. mehr als
                              									16 wird. Man muß dann viele Zahnräderpaare, Wellen, Kupplungen, Hebel usw. einbauen,
                              									und der Arbeiter neigt dazu, die wirtschaftlich notwendige Umdrehungszahl aus
                              									Bequemlichkeit nicht auszunutzen. Durch Motoren, die mittelst Schaltwalzenanlassern
                              									in weiten Grenzen regelbar sind, kann man mit einem Räderkasten für 2 bis 3
                              									Geschwindigkeitsstufen auskommen und die ganze Bedienung durch einen Hebel für den
                              									Räderkasten und ein Handrad für. den Schaltwalzenanlasser für 40 und mehr
                              									Geschwindigkeitsstufen, je nach der Stufenzahl des Anlassers beherrschen. Der Motor
                              									wird zweckmäßig im linken Fuße, der Anlasser im rechten Fuße der Drehbank
                              									untergebracht, ohne daß ein Mehrbedarf an Platz eintritt. Die Einstellung der
                              									verschiedenen Geschwindigkeiten kann größtenteils auch während des Ganges der
                              									Maschine erfolgen. Wegen der bequemen Bedienung wird der Arbeiter eher dazu zu
                              									bringen sein, die richtige Umdrehungzahl einzustellen. (Werkzeugmaschine 1919, Heft
                              									31.)
                           Magnetkupplungen und deren Verwendung. Magnetkupplungen
                              									finden steigende Verwendung in Kraftzentralen zum Ein- und Ausrücken von
                              									Transmissionsteilen, in Eisenhüttenbetrieben an Scheren, -Walzwerken und andren
                              									schweren Arbeitsverbrauchern, und in umkehrbarer Ausführung bei Werkzeugmaschinen
                              									mit hin- und hergehender Hauptbewegung. Als Stromart kommt fast nur Gleichstrom in
                              									Frage. Wechselstrom ist unwirtschaftlich wegen der Hysteresisverluste und der
                              									größeren Erwärmung. Für jede übertragene Pferdestärke kann man 1,5 bis 3 Watt
                              									Stromverbrauch rechnen, wobei die kleineren Werte für die größeren Kupplungen zu
                              									rechnen sind. Die Betriebsspannung beträgt selten mehr als 250 Volt. Der Vorzug der
                              									Magnetkupplungen ist der Fortfall aller Gestänge, das stoßfreie Einrücken bei
                              									voller Leistung, die Nachgiebigkeit bei Ueberlastungen und die Möglichkeit des
                              									augenblicklichen Ausrückens bei Unfallsgefahr von jeder beliebigen Stelle aus.
                           Die Kupplungen bestehen bei nicht umkehrbarer Ausführung aus einem, bei umkehrbarer
                              									Ausführung aus zwei, ringförmig ausgeführten Körpern, die die Wickelung aufnehmen,
                              									und diesen gegenüber aus einem Anker, der beim Stromdurchfluß angezogen wird. Der
                              									notwendige Reibungswiderstand zwischen beiden Teilen wird durch Pockholzklötze
                              									erzielt, an die sich der Anker anlegt. Diese Klötze sind nachstellbar, um die
                              									Durchzugkraft verändern und Abnutzungen ausgleichen zu können. An Hobelmaschinen
                              									haben die magnetischen Kupplungen besondere Bedeutung erlangt. Die Riemen brauchen
                              									nicht verschoben zu werden, also können sie kräftig sein und lassen eine größere
                              									Rücklaufgeschwindigkeit des Tisches sowie kürzere Umsteuerzeiten zu. Die beiden
                              									dauernd in verschiedenen Richtungen umlaufenden Kupplungsteile stellen eine Art
                              									Schwungrad dar und erleichtern die Beschleunigung des Tisches in der
                              									entgegengesetzten Richtung. (Werkzeugmaschine 1919, Heft 34.)
                           Preger.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Bestimmung des indizierten Wirkungsgrades einer
                                 										Verbrennungskraftmaschine. Bereits im Jahre 1913 wies Nernst bei einem Vortrage in der Technischen Hochschule zu Breslau darauf
                              									hin, daß die Verwirklichung eines umkehrbaren Vorganges im Gasmotor denkbar ist,
                              									wenngleich der gegenwärtige Stand der Technik nicht die Möglichkeit bietet, eine
                              									Maschine zu bauen, die in der gekennzeichneten Weise arbeitet. Preßt man z.B.
                              									Wasserstoff und Luft voneinander getrennt adiabatisch so stark zusammen, daß das
                              									Dissoziationsgebiet, erreicht wird, so findet bei einer Vermischung der Gase im
                              									Zylinder des Motors keine Verbrennung statt. Indessen tritt allmähliche
                              									Wasserbildung ein, wenn sich das Gemisch wiederum adiabatisch ausdehnt. Es wird bei
                              									dem geschilderten Vorgange Arbeit gewonnen, weil die Expansionskurve viel langsamer
                              									abfällt als die Kompressionslinie, da bei der Ausdehnung Verbrennungswärme
                              									entwickelt wird. Der Vorgang ist, sofern man von der Vermischung der beiden Gase
                              									absieht, umkehrbar; denn verläuft er im entgegengesetzten Sinne, so würde Luft und
                              									unverbrannter Wasserstoff aus den Einlaßventilen ausgestoßen werden. Die Betrachtung
                              									des beschriebenen Prozesses läßt wichtige theoretische Folgerungen zu. Sie zeigt vor
                              									allem, daß die Forderung des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik, die Wärmezufuhr
                              									bei möglichst hoher Temperatur vorzunehmen, infolge des Eintretens der Dissoziation
                              									der Gase nur in begrenztem Maße erfüllt werden kann. Diese Tatsache muß
                              									berücksichtigt werden, wenn man die Arbeitsleistung bei adiabatischer Ausdehnung im
                              									verlustlosen Prozesse bestimmen will. Fällt der Beginn der Expansion in das
                              									Dissoziationsgebiet, so besteht anfänglich Gleichgewicht zwischen den
                              									Verbrennungserzeugnissen und ihren Bestandteilen. Dieses verschiebt sich bei
                              									sinkendem Wärmegrade, und es tritt „Nachbrennen“ ein. Die Berechnung von
                              									Druck, Volumen und Gaszusammensetzung bei Beginn der Ausdehnung kann erfolgen, indem
                              									man zunächst für die Verbrenuungstemperatur mit Hilfe des Nernsttheorems die Gleichgewichtskonstante bestimmt. Dieser Festwert ist
                              									bekanntlich ein Bruch, in dessen Zähler und Nenner die räumlichen Konzentrationen
                              									der einzelnen Gase erscheinen. Eine Beziehung zwischen Druck p, Temperatur T, Volumen v und Konzentrationen findet man durch Benutzung der
                              									Zustandsgleichung pv = mRT, wo R die Gaskonstante und m die Molenzahl ist, die bei den eintretenden 
                              									chemischen Vorgängen eine Aenderung erfahren kann. Wie eine derartige
                              									Berechnung im einzelnen für alle Punkte der Expansionslinie erfolgt, zeigt K. Neumann in Heft 41 der Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure, indem er die Adiabate der Kohlensäure bei hohen Temperaturen bestimmt.
                              									Da auch in praktisch möglichen Fällen die Zersetzung des Gasgemisches bei Beginn der
                              									Expansion einen Grad erreichen kann, der seine Vernachlässigung unstatthaft
                              									erscheinen läßt, so ist es für die Technik von großer Bedeutung, daß die neuesten
                              									Fortschritte auf dem Gebiete der Physik die grundsätzliche Lösung der Aufgabe
                              									bringen, den Dissoziationsgrad in jedem Falle zu bestimmen sowie den Verlauf des
                              									vollkommenen Prozesses und den indizierten Wirkungsgrad zu berechnen.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Automobiltechnik.
                           Ventilfederbefestigung bei Automobilmotoren. Eine einfache
                              									Verbindung der Ventilfeder mit dem Ventilschaft ist in Abb.
                                 										1 dargestellt. Sie ist eine billige, aber wenig betriebsichere Ausführung.
                              									Die Anordnung ohne Verwendung eines Ventiltellers wurde früher häufig verwendet. Die
                              									vielfach auftretenden Brüche des Ventilschaftes oder der Ventilfeder veranlaßten
                              									aber bald bessere Konstruktionen zu verwenden. Wie die Abb.
                                 										1 zeigt, muß bei dieser Ausführung die Feder an ihrem unteren Ende scharf
                              									abgebogen werden, wodurch eine starke Beanspruchung des Federstahles entsteht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 2.
                              
                           Seit mehreren Jahren verwendet man nun, wie die Zeitschrift „The Autocar“
                              									1919, S. 399 angibt, ganz allgemein Federteller, die nach Abb. 2 durch einen Keil mit dem Ventilschaft verbunden werden. Der
                              									Federteller wird dabei unten mit einem Rand versehen, so daß der Keil durch die
                              									Ventilbewegung nicht herausfallen kann. Durch diese Anordnung wird erreicht, daß die
                              									Ventilfeder an ihrem Ende nicht mehr stark gebogen wird. Im Betriebe kann sich die
                              									Feder frei einstellen, so daß starke Beanspruchungen der Feder und somit auch
                              									Federbrüche möglichst vermieden werden. Die Anordnung eines Langloches im
                              									Ventilschaft ist aber nicht zweckmäßig und entspricht wenig einer billigen
                              									Massenfabrikation.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 5.
                              
                           Um das Langloch im Ventilschaft zu vermeiden, ist man dazu übergegangen, am
                              									Schaftende Gewinde aufzuschneiden, wie dies Abb. 3
                              									zeigt. Der Federteller wird dann auf den Ventilschaft aufgeschraubt. Damit er sich
                              									nicht vom Ventilschaft loslösen kann, ist das Gewinde im Ventilteller
                              									geschlitzt und wird durch eine Klemmschraube zusammengepreßt.
                           Eine zweckmäßige Anordnung, die eine billige Massenfabrikation gestattet, zeigt Abb. 4. Dabei wird am unteren Ende des Ventilschaftes
                              									eine ringförmige Nut eingedreht, in der ein zweiteiliger Konus eingepaßt wird. Auf
                              									diesem Ring liegt dann der aus gepreßtem Blech hergestellte eigentliche Federteller
                              									auf. Irgend welche Sicherung gegen Lockerung des Federtellers ist dabei nicht
                              									notwendig.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 31
                              Abb. 6.
                              
                           In Abb. 5 ist ebenfalls auf den Ventilschaft Gewinde
                              									aufgeschnitten. Der eigentliche Federteller wird aus Stahl gepreßt und sitzt auf
                              									einer konisch geformten Mutter auf, deren Gewinde geschlitzt ist. Der Druck der
                              									Feder auf den Federteller und somit auch auf die Mutter verhindert die Mutter sich
                              									zu lösen.
                           Bei der Abb. 6 ist wie bei der Abb. 3 im Federteller Gewinde eingeschnitten. Die
                              									Sicherung des Federtellers gegen Drehen geschieht hier mittels Splint. Abb. 6 stellt eine sehr einfache Ausführung dar. Bei
                              									einer solchen Anordnung kann die Federspannung leicht reguliert werden. Die
                              									Anordnung hat aber den großen Nachteil, daß der Federteller durch das Gewinde nicht
                              									fest genug auf dem Ventilschaft sitzt. Durch die Ventilbewegung wird aber bald eine
                              									Lockerung des Tellers eintreten, wodurch das Gewinde allmählich zerstört wird. Auch
                              									bei der Anordnung nach Abb. 3 kann eine allmähliche
                              									Lockerung des aufgeschraubten Federtelllers eintreten, wenn die Sicherungsschraube
                              									nicht von Zeit zu Zeit nachgestellt wird. Diese Nachteile besitzt die Anordnung nach
                              										Abb. 5 nicht. Hier kann niemals eine Lockerung
                              									der konischen Mutter eintreten. Die Anordnung hat sich im Dauerbetrieb gut bewährt.
                              									Damit ist nur der eine Nachteil verbunden, daß zum Einstellen der Steuerung die
                              									Feder durch eine geeignete Vorrichtung mit dem Federteller abgehoben werden muß, ehe
                              									dieser bei festgehaltenem Ventil angezogen werden kann. Derselbe Nachteil ist auch
                              									bei der Anordnung nach Abb. 3 vorhanden. Mit den
                              									Anordnungen nach Abb. 3 und 5 ist der Vorteil verbunden, daß der Ventilschaft auf keine Weise
                              									geschwächt wird.
                           W.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Ueberlegenheit der sich selbst lüftenden Motoren über die
                                 										gekapselten. (W. Bethge in Elektr. Kraftbetr.
                              									und Bahnen XVII, Heft 31.) Die Beanspruchung eines Bahnmotors wird einerseits
                              									gekennzeichnet durch die Dauerbelastung, die der mittleren Belastung während des
                              									Betriebes gleich ist, andererseits durch die Belastungsstöße, die sogen.
                              									Spitzenbelastung. Die Dauerbelastung wird durch die Verluste begrenzt, die von dem
                              									Motor bei 
                              									der zulässigen Erwärmung abgeführt werden können, während die zulässige
                              									Spitzenbelastung die Last darstellt, bei der noch eine einwandfreie Stromwendung
                              									möglich ist. Mit Rücksicht auf die Dauerbelastung reicht daher unter sonst gleichen
                              									Betriebsverhältnissen ein gelüfteter Motor für ein größeres Zuggewicht aus, als ein
                              									gekapselter, während die Spitzenbelastbarkeit bei sonst gleicher Bauart unabhängig
                              									von der Belastung ist. Einem größeren Zuggewicht entspricht aber im Betriebe auch
                              									eine höhere Spitzenbelastung. Wird der gelüftete Motor in bezug auf Dauerbelastung
                              									und Spitzenleistung gerade ausgenutzt, so wird daher von dem gekapselten Motor, weil
                              									er nur eine kleinere Dauerleistung hergeben kann, eine kleinere Spitzenleistung
                              									verlangt werden, als er mit Rücksicht auf die Stromwendung abgeben könnte. Mit
                              									anderen Worten: die Spitzenbelastbarkeit des gekapselten Motors wird nicht
                              									ausgenutzt. Auch hinsichtlich des Preises ist der gelüftete Motor dem gekapselten
                              									überlegen, da er für die gleichen Betriebsverhältnisse leichter gewählt werden kann.
                              									Man wird daher den gelüfteten Motor dem gekapselten unbedingt vorziehen, soweit
                              									nicht die Gefahr der Verschmutzung durch den mit der Kühlluft eindringenden Staub
                              									zur Kapselung zwingt.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
                           Elektrisch betriebene Selbstgreifer. Aus dem in der
                              									Elektrotechnischen Zeitschrift Heft 47 und 48 von Wintermeyer veröffentlichten Entwicklungsgang im Bau elektrisch
                              									betriebener Selbstgreifer für Massengutbeförderung ist in übersichtlicher Weise zu
                              									entnehmen, welche Wege beschritten worden sind, um die Bedienung des Greifers nach
                              									Möglichkeit zu erleichtern, die erforderlichen Bewegungsvorgänge weitgehend
                              									selbsttätig zu bewirken und so von der Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit des
                              									Bedienungsmannes unhabhängiger zu machen. Da bei den neuzeitlichen Anordnungen alle
                              									Bewegungsvorgänge präziser einsetzen und der schnellen Entschlußkraft des
                              									Kranwärters mehr oder weniger entzogen sind, so kann auch die Arbeitsgeschwindigkeit
                              									gesteigert werden, ohne daß das Massengut schlecht verladen oder unzulässig
                              									beschädigt wird. Es sind dies Vorzüge, die gerade heute, wo die Lohnfrage eine so
                              									große Rolle spielt, und wo auch mit weniger geübtem und an der Arbeit
                              									uninteressierterem Bedienungspersonal Höchstleistungen erstrebt werden müssen, in
                              									ihrem vollen Wert eingeschätzt werden können.
                           Da die Greifer heute fast durchweg elektrisch betrieben werden, sind Maßnahmen, durch
                              									die der Uebergang von einer Greiferbewegung zur anderen selbsttätig erfolgt oder
                              									wenigstens derart kontrolliert wird, daß unnötige Zeitverluste und Beschädigungen
                              									der Anlage vermieden werden, mittels geeigneter Schaltungen verhältnismäßig bequem
                              									und sicher durchzuführen. Es sind Antriebe mit einem Motor, mit zwei Motoren und
                              									solche mit Hilfsmotoren durchgebildet worden. Stets sind zwei Seiltrommeln
                              									erforderlich, die eine für das Hubseil, die andere für die Oeffnungs- und
                              									Schließbewegung des Greifers.
                           Die Art des Greiferspiels bedingt drei Haupt-Arbeitsvorgänge: das Schließen und
                              									Heben, das Oeffnen und das Senken. Das Schwenken des Greifers in einer gewissen
                              									Höhenlage wird mit denselben Mitteln wie bei jedem gewöhnlichen Schwenkkran bewirkt
                              									und hat mit dem eigentlichen Greiferspiele nichts zu tun. Die genannten drei
                              									Grundstellungen des elektrischen Antriebes sind soweit selbsttätig gestaltet, daß
                              									alle Bewegungen rechtzeitig eingeleitet und beendet werden, daß Störungen des
                              									Greiferspiels durch Veränderungen in der Belastung und in den Reibungswiderständen
                              									durch Kontrollschaltorgane vermieden werden. Lediglich diejenigen Schaltvorgänge
                              									sollen dem Ermessen des Kranführers überlassen bleiben, die abhängig sind von der
                              									jeweiligen Situation bei der Lagerung des Massengutes.
                           Durch elektrische Grenzschalter wird eine weitere Erhöhung der Betriebsicherheit
                              									gewährleistet. Ein solcher Apparat dient dazu, die Hubseiltrommel in den
                              									Endstellungen beim Heben und Senken selbsttätig stillzusetzen, wodurch also
                              									Ueberschreitungen der höchsten und tiefsten Greiferstellung auch bei
                              									Ungeschicklichkeit und Unaufmerksamkeit des Bedienungsmannes sicher verhütet werden.
                              									Ein zweiter Grenzschalter kontrolliert die Bewegungen der Greifertrommel daraufhin,
                              									daß das eigentliche Greiferseil, durch das das Oeffnen und Schließen des Greifers
                              									bewirkt wird, nicht schlaff werden kann.
                           Entsprechend der gewählten Schaltung und den Sicherheitsvorkehrungen sind zur
                              									Erzielung der drei Hauptbewegungen des Greifers verschiedene Handgriffe am
                              									Steuerhebel vorzunehmen. Um deren Reihenfolge und die Größe der Ausschlagwege des
                              									Steuerhebels eindeutig festzulegen, wird letzterer in Schlitzführungen verlegt,
                              									deren Formgebung daher von den der Reihe nach vorzunehmenden
                              									Steuerhebelverstellungen abhängig ist.
                           Daß für jede der beiden Trommeln die üblichen Haltebremsen vorzusehen sind, um beim
                              									Ausbleiben des Stromes ein selbsttätiges Festhalten der Trommeln zu bewirken, bedarf
                              									kaum der Erwähnung, ferner daß der Einbau von Lastdruckbremsen zur Regelung der
                              									Senkgeschwindigkeit nicht umgangen werden kann.
                           Gsch.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Gasverbrauchsverhältnisse in den deutschen Städten. Ueber
                              									die Entwicklung des Gasverbrauchs in einer großen Reihe von deutschen Städten
                              									veröffentlicht Dr. Schilling im Journal für
                              									Gasbeleuchtung 61. Jahrg., S. 378 bis 380, interessante statistische Angaben. Danach
                              									hat die Gesamtgasabgabe auf den Kopf der Bevölkerung in den letzten zehn Jahren eine
                              									erhebliche Zunahme erfahren, die in der folgenden Zusammenstellung deutlich zum
                              									Ausdruck kommt.
                           
                              
                                 Einwohner-zahl
                                 über500000m3
                                 500000bis100000m3
                                 100000bis50000m3
                                 50000bis10000m3
                                 10000bis2000m3
                                 
                              
                                 1916/17
                                 128
                                 104
                                 93
                                 77
                                 76
                                 
                              
                                 1911/12
                                 112
                                   92
                                 72
                                 65
                                 70
                                 
                              
                                 1909/10
                                 108
                                   86
                                 72
                                 65
                                 67
                                 
                              
                                 1902/03
                                   89
                                   73
                                 62
                                 54
                                 46
                                 
                              
                           Die im Kriege notwendig gewordenen Maßnahmen zur Einschränkung des Gasverbrauchs
                              									kommen im Jahre 1916/17 somit noch nicht zur Geltung. Die Zahl der Gasabnehmer hat
                              									in den letzten 5 Jahren eine besonders starke Zunahme erfahren, und zwar in den
                              									größten Städten von 152 auf 222 auf je 1000 Einwohner, in den kleinsten Städten von
                              									95 auf 119 auf je 1000 Einwohner. Da die Gasabnehmer in der Regel aus Familien von 4
                              									bis 5 Köpfen bestehen, so gibt es in den Großstädten wohl kaum mehr Einwohner, die
                              									keinen Gasanschluß besitzen. Dieses Ergebnis ist vornehmlich der wachsenden
                              									Einführung von Münzgasmessern zu verdanken. Ihre Flammenzahl stieg in den letzten 5
                              									Jahren von 106 auf 312, in den kleinsten Städten von 18 auf 73, auf je 1000
                              									Einwohner berechnet; der Gasverbrauch auf Münzgasmesser hat indessen einen kleinen
                              									Rückgang erfahren, was mit der Einführung des Gases in den breiten unteren
                              									Bevölkerungsschichten zusammenhängt. Die Anschlußdichte, d. i. die Zahl der
                              									Gasabnehmer auf 1 km Rohrnetzlänge, wächst naturgemäß mit der Größe der Städte, sie
                              									ist besonders in den Städten mit 50000 bis 100000 Einwohnern gewachsen, und zwar von
                              									89 auf 142 in den letzten 5 Jahren. Diese Zahlen zeigen deutlich die gesunde 
                              									Entwicklung der Gasindustrie, was um so erfreulicher ist, als die Entgasung der
                              									Kohlen ihre wirtschaftlichste Ausnutzung darstellt.
                           Ein neues Verfahren zur Gewinnung von Argon. Bei der
                              									zunehmenden technischen Verwendung des Argons, namentlich zum Füllen von
                              									elektrischen Glühlampen, ist ein einfaches Verfahren zur Darstellung dieses Gases
                              									auf billigem Wege von erheblicher Wichtigkeit. Da die atmosphärische Luft fast 1
                              									Volumprozent Argon enthält, ist sie das gegebene Ausgangsmaterial zur Herstellung
                              									dieses Gases. Man verfuhr bisher in der Regel in der Weise, das man die Luft
                              									zunächst sorgfältig von Kohlensäure und Wasserdampf befreite und sie dann wiederholt
                              									über glühendes Magnesium- oder Calciummetall leitete. Hierbei wird sowohl der
                              									Sauerstoff als auch der Luftstickstoff gebunden und es bleibt schließlich nur reines
                              									Argon übrig. Auf einem anderen Wege gelang Cavendish
                              									seinerzeit die Trennung des Stickstoffs und Sauerstoffs vom Argon. Er setzte der
                              									Luft überschüssigen Sauerstoff zu und ließ durch dieses Gemisch den elektrischen
                              									Funken hindurchschlagen, bis der Stickstoff völlig oxydiert war; die so gebildete
                              									Salpetersäure wurde mit Ammoniak oder Natronlauge absorbiert. Nach beiden Methoden
                              									ist die Entfernung des Stickstoffs aus der Luft recht zeitraubend, sie können daher
                              									zur Herstellung von Argon in größeren Mengen keine Verwendung finden.
                           Nach einem neuen von der Chemischen Fabrik
                                 										Griesheim-Elektron angegebenen Verfahren (D. R. P. 295572) läßt sich Argon
                              									bequemer als aus Luft aus technischem Sauerstoff gewinnen, der durch Rektifikation
                              									von verflüssigter Luft hergestellt ist. Denn in dem Luftverflüssigungsapparat findet
                              									eine Anreicherung des Argons statt, so daß der Sauerstoff mehr Argon enthält als die
                              									ursprüngliche atmosphärische Luft; außerdem sind in dem Sauerstoff nur geringe
                              									Mengen Stickstoff noch enthalten, so daß die Abscheidung des Argons in reinem
                              									Zustand verhältnismäßig einfach ist. Zur Trennung des Argons vom Sauerstoff
                              									verbrennt man den Sauerstoff einfach mit der äquivalenten Menge Wasserstoff zu
                              									Wasser, und zwar nimmt man diese Verbrennung am besten in einem geschlossenen, mit
                              									Wassermantel versehenen Metallzylinder vor, an dessen gekühlten Wandungen die heißen
                              									Verbrennungsgase stark abgeschreckt werden, so daß der gebildete Wasserdampf zu
                              									flüssigem Wasser kondensiert wird. In der Knallgasflamme wird auch der dem
                              									technischen Sauerstoff beigemengte Stickstoff völlig zu Stickoxyden verbrannt, die
                              									sich mit dem entstehenden Wasser zu Salpetersäure umsetzen und zusammen mit dem
                              									Wasser zur Abscheidung gebracht werden. Durch Anwendung geeigneter Reduzierventile
                              									läßt sich die Flamme leicht so einstellen, daß die theoretisch nötigen Mengen
                              									Sauerstoff und Wasserstoff zur Reaktion gelangen. Bei Anwendung von sehr reinem
                              									Wasserstoff läßt sich nach dem neuen Verfahren direkt reines Argon in
                              									kontinuierlichem Betrieb herstellen.
                           Wahre Größe der Stickstoffnot. Die deutsche Landwirtschaft
                              									hat vor dem Kriege bekanntlich 230000 t Stickstoff in Form von Chilesalpeter,
                              									Ammoniumsulfat, Kalkstickstoff und Kalksalpeter alljährlich verbraucht, während des
                              									Krieges mußte sie sich mit etwa der Hälfte dieser Stickstoff menge begnügen und
                              									heute stehen ihr infolge Kohlen- und Rohstoffmangels trotz der Einstellung der
                              									Munitionserzeugung seit einem Jahre auch nicht größere Mengen zur Verfügung. Um
                              									unsere Volksernährung auf die frühere Höhe zu bringen, ist es aber durchaus nicht
                              									ausreichend, der Landwirtschaft die von ihr vor dem Kriege verbrauchten 230000 t
                              									Stickstoff zuzuführen, sondern hierzu sind wesentlich größere Mengen erforderlich.
                              									Denn nach Berechnungen von Kuezinsky und Zuntz wurden im Jahre 1913 weitere 180000 t
                              									Stickstoff in Form von ausländischen Futtermitteln eingeführt, die uns heute
                              									vollkommen fehlen. Diese Stickstoffmenge bleibt also gar nicht weit hinter den
                              									unmittelbar als Dünger verwendeten 230000 t Stickstoff zurück. Von dem
                              									Futtermittelstickstoff kommt schätzungsweise nur ein Viertel in Form von tierischen
                              									Ausscheidungen unmittelbar wieder in den Boden. Die Landwirtschaft müßte daher
                              									jetzt, wo ihr die ausländischen Futtermittel fehlen, entsprechend mehr
                              									Düngerstickstoff anwenden, um ihn mit Hilfe der Pflanzen in Eiweißstickstoff als
                              									Futtermittel für die Tiere umzuwandeln. Hierbei ist, wie Prof. Neubauer ausführt, damit zu rechnen, daß in der großen Praxis bei dieser
                              									Umwandlung eine Ausbeute von höchstens 50 v. H. erreicht wird. Wenn wir also 100
                              									Teile Stickstoff als Dünger in den Boden bringen, so erhalten wir höchstens 50 Teile
                              									Stickstoff in Form von Eiweiß oder ähnlichen Pfanzenstoffen aus dem Boden zurück.
                              									Somit wären, um die fehlende Eiweißmenge der ausländischen Futtermittel
                              									auszugleichen, 360000 t Stickstoff in Form von Düngemitteln notwendig, die zu den
                              									oben erwähnten 230000 t noch hinzu kämen.
                           Die Richtigkeit dieser Ansicht wird durch folgendes Beispiel aus der
                              									landwirtschaftlichen Praxis bestätigt. Es ist eine altbekannte Erfahrung, daß durch
                              									Anwendung von 1 Doppelzentner Chilesalpeter mehr auf den Hektar, eine Mehrernte von
                              									3 bis höchstens 4 Doppelzentnern Körner erzielt wird. Nun haben wir im Jahre 1913
                              									(zumeist aus Rußland) 3 Millionen t Futtergerste eingeführt. Wenn wir diese Menge in
                              									Deutschland mehr ernten wollten, so wären hierzu rund 750000 t Chilesalpeter oder
                              									115000 t Stickstoff in anderer Form erforderlich. Diese Menge stimmt zufällig genau
                              									mit der Salpetermenge überein, die wir vor dem Kriege insgesamt aus Chile bezogen
                              									haben, und weiter stimmt diese Zahl zufällig auch wieder genau mit der
                              									Stickstoffmenge überein, die unserer gesamten Landwirtschaft heute zur Verfügung
                              									steht.
                           Dieses Beispiel zeigt also sehr deutlich, wie groß die Stickstoffnot in Wirklichkeit
                              									ist und welch große Anstrengungen zu machen sind, um der Landwirtschaft mehr von
                              									diesem wichtigen Nährstoff zuzuführen. Es ist daher mit allen Kräften danach zu
                              									streben, daß die vorhandenen Werke zur Umwandlung des Luftstickstoffs in
                              									Ammoniaksalze und Kalkstickstoff voll ausgenützt werden, damit die Ernten an
                              									pflanzlichen Nahrungsmitteln für Menschen und Tiere und damit auch die jetzt ganz
                              									darniederliegende Erzeugung von Milch, Fleisch und Fett gefördert wird. (Zeitschr.
                              									f. angew. Chem. 1919, Bd. II, S. 437.)
                           Ueber Staubexplosionen macht R. Liebetanz in der Zeitschrift „Rauch und Staub“ 1919, S. 53 bis 54,
                              									nähere Mitteilungen. Staub der verschiedensten Art, so von Kohlen, Schwefel, Mehl,
                              									Getreide, Kork, Stärke, Malz usw., kann unter bestimmten Voraussetzungen entzündet
                              									und unter Explosionserscheinungen verbrannt werden. Besonders explosiv ist der Staub
                              									von Buchweizenmehl und Malz, der sich schon bei einem Gehalt von 18 bis 20 g in 1
                              										m3 Luft entzündet, während die untere
                              									Explosionsgrenze für Holz-, Kork- und Stärkestaub bei einem Gehalt von 18 bis 40 g
                              									liegt. Explosionen in Mühlen entstehen in der Regel dadurch, daß Nägel oder harte
                              									Steine zwischen den Mühlsteinen glühend werden und einen langen Funkenstrom
                              									erzeugen. Außer durch glühende Metall- oder Steinteile können auch durch offene
                              									Flammen natürlich Explosionen eintreten. In Mühlen muß daher zur Verhütung von
                              									Explosionen sorgfältig darauf geachtet werden, daß Ansammlungen größererer
                              									Staubmengen in einem Raume verhindert, keine offenen Lampen verwendet und das
                              									Heißlaufen rotierender Zapfen vermieden wird.
                           Zu den folgenschwersten Explosionen gehören zweifellos die Kohlenstaubexplosionen,
                              									über deren Entstehung 
                              									man lange Zeit im Unklaren war. Heute weiß man jedoch, daß der Kohlenstaub sich
                              									vermittels der bei seiner plötzlichen Erhitzung entstehenden Kohlenwasserstoffe an
                              									den Explosionen schlagender Wetter beteiligt. Wenn die Luft eine zur Fortpflanzung
                              									der Flamme erforderliche Menge Staub enthalt, kann sich die Explosion auf
                              									unbegrenzte Entfernungen weiter ausdehnen und hierbei weitere Staub- und
                              									Gasansammlungen zur Entzündung bringen. Der dabei auftretende Gasdruck ist in erster
                              									Linie von der chemischen Zusammensetzung der Kohle abhängig.
                           Die Feuergefährlichkeit des Kohlenstaubes ist von drei Umständen abhängig: 1. müssen
                              									ausreichende Mengen Staub vorhanden sein, 2. muß der Staub lebhaft aufgewirbelt
                              									werden und 3. muß die die Explosion einleitende Feuererscheinung kräftig genug sein,
                              									den aufgewirbelten Staub bis zur Abgabe von Gasen zu erhitzen und diese sofort zu
                              									entzünden. Hinreichende Staubmengen sind in fast allen einigermaßen trockenen Gruben
                              									vorhanden und zur Entzündung des Staubes genügende Stoß- und Feuererscheinungen
                              									treten bei Abgabe eines Sprengschusses durch Schwarzpulver oder bei gewöhnlichen
                              									Grubengasexplosionen in der Regel auf. Dynamit und andere brisante Sprengstoffe
                              									ergeben dagegen nur dann eine Explosion, wenn das Grubengasgemenge mehr als 4 v. H.
                              									Methan enthält. Es hat sich ferner gezeigt, daß der Kohlenstaub am explosivsten ist,
                              									wenn er 25 bis 30 v. H. gasförmige Bestandteile enthält; dies ist bei Fettkohlen der
                              									Fall, die daher die stärkste und schnellste Explosionsflamme ergeben, während der
                              									Staub von gasarmer Magerkohle am ungefährlichsten ist. Die Staubbildung ist bei
                              									weichen Kohlen am größten, sie wird ferner beim Vorhandensein wasserundurchlässiger
                              									Deckschichten begünstigt, da hier jeglicher Wasserzufluß fehlt. Verfasser teilt noch
                              									weitere Einzelheiten über die Erscheinung der Kohlenstaubexplosionen mit und
                              									berichtet darin über die verschiedenen Mittel zur Verhütung dieser Explosionen. Am
                              									wirksamsten sind eine geregelte Luftzuführung und eine regelmäßige Besprengung der
                              									Arbeitsstellen mit Wasser, ferner Sicherheitslampen mit doppeltem Drahtkorb und
                              									innerer Zündung sowie möglichste Einschränkung der Schießarbeit. Durch die im Jahre
                              									1903 auf der Grube „Königin Luise“ vorgekommene Staubexplosion wurde die
                              									weitverbreitete Ansicht widerlegt, daß Kohlenstaub nur nach vorheriger
                              									Schlagwetterexplosion zur Entzündung gebracht werden könne.
                           Zerstörung vonBeton durch Kalktonerdesulfat. Es ist schon lange
                              									bekannt, daß Portlandzement beim Zusammentreffen mit Gipslösung starke Zerstörungen
                              									erfährt, deren Ursache jedoch bisher nicht ergründet war. Es steht heute fest, daß
                              									diese Zerstörungen der Bildung von kristallisiertem Kalktonerdesulfat zuzuschreiben
                              									sind, Dieses Salz, das bereits im Jahre 1883 von Michaelis in reinem Zustande dargestellt wurde, entsteht stets beim
                              									Zusammentreffen von Kalkwasser, gefällter Tonerde und irgendeinem schwefelsauren
                              									Salze. Seine zerstörende Wirkung auf Zement und Beton beruht darauf, daß durch
                              									Einwirkung schwefelsaurer Salze in wässeriger Lösung dem Zement Kalk und Tonerde
                              									entzogen werden und daß ferner bei der Kristallisation des Kalktonerdesulfates ein
                              									sehr starker Druck entsteht, der den Mörtel sprengt, sobald die Hohlräume nicht mehr
                              									genügend Raum zur Aufnahme der Salzkristalle bieten. Obwohl diese Erkenntnis bereits
                              									über 25 Jahre alt ist, so gelang es doch erst in jüngster Zeit in zerstörtem
                              									Zementmörtel oder Beton das Kalktonerdesulfat wirklich nachzuweisen. Das genannte
                              									Salz hat ähnliche Eigenschaften wie ein Bazillus und hat darum auch den Namen
                              										„Zementbazillus“ erhalten. Nachdem nun das Kalktonerdesulfat als
                              									Treibkörper erwiesen ist, kann man, wie Dr.-Ing. Nitzsche
                              									in der Zeitschrift für angewandte Chemie 1919, S. 21 bis 24, berichtet, durch
                              									Herstellung von Reinkulturen sehr rasch den Aggressivitätsgrad eines sulfathaltigen
                              									Wassers ermitteln, während man in der Praxis bisher nur durch sehr langwierige
                              									Versuche (Einlagern von Prüfkörpern in das zu untersuchende Wasser) ein Bild von der
                              									Angriffskraft eines Wassers erhalten konnte. Diese Reinkulturversuche ergeben eine
                              									gute Uebereinstimmung zwischen dem Laboratoriums versuch und den Erfahrungen der
                              									Praxis, zumal sich die Kristallbildungen der Reinkulturen ihrer Stärke nach scharf
                              									kennzeichnen und auch zahlenmäßig festlegen lassen. Der Hauptwert dieses neuen
                              									Verfahrens liegt darin, daß die Ergebnisse bereits nach wenigen Tagen zu ersehen
                              									sind und langwierige Tauchversuche entbehrlich machen. Auch die Form der erhaltenen
                              									Kristallnadeln zeigt völlige Uebereinstimmung bei dem Reinkulturversuch sowie bei
                              									einem Dauerversuch mit einem Mörtelprüfkörper in demselben Wasser. Ferner konnte auf
                              									diese Weise einwandfrei nachgewiesen werden, daß die früher vermutete schädliche
                              									Wirkung von Meerwasser auf Zement irrig ist, da sich in Meerwasser das
                              									Kalktonerdesulfat nicht bilden kann. Betonzerstörungen in Meerwasser sind daher auf
                              									andere Ursachen zurückzuführen. Dagegen sind Zerstörungen von Zement und Beton durch
                              									Grund-, Moor-, Sicker- und Abwässer meist auf die Bildung des Zementbazillus
                              									zurückzuführen.
                           Um in zerstörtem Mörtel und Beton den Zementbazillus nachzuweisen, braucht man nur
                              									das zu untersuchende Material in kleine Stückchen zu zerlegen, die unter dem
                              									Mikroskop betrachtet werden können, und diese trocknen zu lassen. Das Absuchen
                              									erfolgt dann bei 50 bis 100facher Vergrößerung. Allerdings darf man zu dieser
                              									Untersuchung nicht solche Proben verwenden, die schon stark zerstört sind, weil in
                              									diesen auch die Kalktonerdesulfatkristalle, die schon von reinem Wasser zerlegt
                              									werden, nicht mehr sichtbar sind. Man findet in solchem Material nur noch eine weiße
                              									schleimige Zerfallmasse, die aus dem Kalktonerdesulfat entstanden ist. Da auch
                              									Wässer mit geringem Sulfitgehalt bei längerer Einwirkung Zerstörungen hervorrufen,
                              									so ist der Untersuchung der Untergrundverhältnisse viel mehr Beachtung zu schenken
                              									als bisher, zumal nicht nur das Grundwasser, sondern auch die umlagernden
                              									Bodenschichten Betonzerstörungen verursachen können.
                           Zur Verhütung dieser Zerstörungen kann man die Bauwerke entweder durch entsprechende
                              									baukonstruktive Maßnahmen oder durch Anbringung wasserdichter bituminöser Anstriche
                              									schützen, ferner durch Verwendung von kalkarmem Hochofenzement oder tonerdefreiem
                              									Erzzement, durch kieselsäurereiche Zuschläge (Traß, Ziegelmehl, granulierte
                              									Hochofenschlacke) und andere Stoffe.
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaftliches.
                           Die Mittellinie des Rhein-Weser-Elbe-Kanals hat alle
                              									früheren Kanalprojekte, soweit ihre Linien nördlich verlaufen, in sich vereinigt;
                              									neben ihr besteht nur noch das Projekt der Südlinie. Beide Projekte fanden in der
                              									jetzt druckfertigen Kanalvorlage der Preußischen Regierung an den Landtag Aufnahme.
                              									Die Regierung überläßt, sicherem Vernehmen nach, dem Landtage die Entscheidung über
                              									die Linienführung (Mittellandkanal-Korrespondenz). Dazu bemerkt Professor Franzius (Schiffahrtszeitung): Bis jetzt haben sich für
                              									die Mittellinie des Mittellandkanals die überwiegende Zahl der großen Städte und der
                              									Großinteressenten sowie der Handelskammern und der Schifferverbände erklärt, die
                              									alle die Auffassung vertreten, daß der Durchgangsverkehr zwischen
                              									Rheinland-Westfalen und Berlin dem Lokalverkehr um ein Vielfaches überlegen sein
                              									wird. Auch bei der Mittellinie 
                              									soll Mitteldeutschland nicht vernachlässigt werden; es ist genau wie bei der
                              									Südlinie ein Kanal nach Leipzig geplant, der allerdings für Leipzig beim Versand von
                              									Waren, beispielsweise nach Hannover (über die Mittellinie), einen Umweg von rund 15
                              									Betriebskilometern bedeutet. Die Entfernung zur Oberelbe ist dagegen für Leipzig
                              									über die Mittellinie nicht größer als über die Südlinie. Der Umweg für den weit
                              									überwiegenden Durchgangsverkehr vom Ruhrkohlengebiet nach Berlin wäre dagegen bei
                              									Annahme der Südlinie etwa 40 bis 45 Betriebskilometer, also das Dreifache dessen,
                              									was die Mittellinie dem geringeren Verkehr nach Mitteldeutschland zu tragen zumutet.
                              									Da der Durchgangsverkehr nach Berlin voraussichtlich den drei- bis fünffachen Umfang
                              									besitzen wird wie der Verkehr nach Mitteldeutschland, so bedeutet die Belastung des
                              									Durchgangsverkehrs beim Bau der Südlinie das neun- bis fünfzehnfache dessen, womit
                              									der Verkehr nach Mitteldeutschland beim Bau der Mittellinie belastet werden würde.
                              									Die bisherigen Rechnungen haben im übrigen erwiesen, daß der Kanalgebietsverkehr bei
                              									der Südlinie im günstigsten Falle 0,5 Mill. t größer sein würde als der
                              									Kanalgebietsverkehr der Mittellinie bei einem Verkehr von über 8 Mill. t im
                              									Jahr.
                           Meß-Ausstellung der Maschinen-Industrie in Leipzig. Einige
                              									Verbände, vornehmlich der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken, der Verein
                              									Deutscher Holzbearbeitungsmaschinenfabriken, der Deutsche
                              									Präzisions-Werkzeugverband, der Deutsche Spiralbohrerverband und der Verband
                              									Deutscher Schleifmittelwerke sind zusammengetreten, um im Anschluß an die allgemeine
                              									Leipziger Messe, aber räumlich getrennt von dieser, eine „Technische Messe“
                              									erstmalig zu veranstalten. Sie wird vom 29. Februar bis 28. März 1920 als
                              									Frühjahrsmesse in Leipzig stattfinden. Vom Meßamt ist die große Halle der früheren
                              									Bugra, sogenannte Betonhalle, den Vereinen zur Verfügung gestellt worden, wo
                              									Maschinen und Werkzeuge im Betriebe so vorgeführt werden können, daß die Besucher
                              									aus Fachkreisen ihre Rechnung dabei finden.
                           Preissteigerungen. Für die jetzigen Verhältnisse im
                              									gewerblichen Leben ist folgende Mitteilung der 
                              									Siemens-Schuckertwerke kennzeichnend: Die
                              									Preisentwicklung der letzten Monate hat dazu geführt, daß die Teuerungszuschläge,
                              									die wir auf die Vorkriegspreise erheben müssen, stellenweise bis nahe an 1000 v. H.
                              									herangekommen sind. Es ist nicht anzunehmen, daß die Preise jemals wieder auf die
                              									Vorkriegspreise heruntersinken, vielmehr ist mit Bestimmtheit damit zu rechnen, daß,
                              									selbst wenn später die Teuerungszuschläge zum Teil wieder abgebaut werden könnten,
                              									doch die Grundpreise immer ein Mehrfaches der Vorkriegspreise bleiben werden. Die in
                              									der Preisstelle des Zentralverbandes der deutschen elektrotechnischen Industrie
                              									zusammengeschlossenen Firmen haben sich deshalb entschlossen, die Grundpreise zu
                              									erhöhen und die Teuerungszuschläge dementsprechend zu ermäßigen. Nach eingehenden
                              									Erwägungen hat sich die Preisstelle dafür entschieden, als neue Grundpreise die
                              									dreifachen Vorkriegspreise zu wählen; mit diesen Preisen und entsprechend
                              									verringerten Zuschlägen wird vom 1. Januar 1920 ab gerechnet werden. Alle von diesem
                              									Tage an von uns neu herauszugebenden Preislisten werden mit diesen erhöhten
                              									Grundpreisen ausgestattet sein. Die Preise unserer früheren Preislisten sind vom 1.
                              									Januar ab im Sinne des Vorstehenden zu verändern, und zwar kommt im allgemeinen die
                              									Verdreifachung der eingedruckten Preise in Frage. Eine Ausnahme machen nur die
                              									Preislisten über Maschinen und Motoren in Ausführung mit Ersatzmetallen und die in
                              									unserer Auszugsliste 1919 enthaltenen Preise für Maschinen mit Kupfer- und
                              									Aluminiumwicklung; diese sind nur zu verdoppeln, da sie gegenüber den
                              									Vorkriegspreisen bereits um etwa 50 v. H. erhöht waren. Soweit nach diesen Angaben
                              									noch Zweifel darüber bestehen sollten, wie die neuen Grundpreise für die in Händen
                              									unserer Abnehmer befindlichen alten Preislisten zu bilden sind, bitten wir diese,
                              									sich mit unserer für ihren Bezirk zuständigen Geschäftsstelle in Verbindung zu
                              									setzen, von der sie weitere Auskunft erhalten werden. Wir sind bemüht, die alten
                              									Preislisten so schnell wie möglich durch neue mit den erhöhten Grundpreisen zu
                              									ersetzen und werden unseren Abnehmern die neuen Listen jeweils nach Fertigstellung
                              									zugehen lassen.