| Titel: | Polytechnische und Zeitschriften-Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 44 | 
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                        Polytechnische und
                           								Zeitschriften-Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische und Zeitschriften-Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattstechnik und Fabrikorganisation.
                           Geschwindigkeiten und Vorschübe an Werkzeugmaschinen nach
                                 										Androuin. (Androuin Series of Feeds and Speeds.) Engineer 1919. 5. Dez. 1
                              									Abb. (Verschiedene Vorschläge auf Grund eingehender Untersuchungen.)
                           Die Prüfung von Werkzeugstahl. (Testing Tool Steel.) Jl.
                              										Birmingham. Metall-Society 1919, Juli. (Der Verfasser
                              									führt aus, daß Gewaltversuche keinen Maßstab für den Wert eines dem üblichen
                              									Verschleiß unterworfenen Werkzeugs haben können, die es in wenigen Minuten zum
                              									Erliegen bringen.)
                           Große Kurbelwellen-Drehbank. (Large Crankshaft Lathe.) Viall, E. American Machinist 1919, 7. Dez. 9 Abb.
                              									(Vollkommen neue Bauart einer Drehbank der Crank Shaft Co., Chicago zur Bearbeitung
                              									aller Kurbelzapfen großer Gasmotoren in einer Sitzung.)
                           Die Schneidkraft der Drehstähle. (Cutting Power of Lathe
                              									Turning Tools.) Burley, G. Proceedgs. Inst. Mech. Eng.
                              									1919, 19. Dez. 24 Abb., 26 Tab. (Abdruck eines Vortrags, worin die Versuchsarbeiten
                              									des Verfassers in Verbindung mit W. Ripper wiedergegeben sind.)
                           Neuzeitlicher Fabrikbau. (Modern Factory Building
                              									Construction.) Iron Age 1919, 4. Dez; 14 Abb. (Beschreibung der neuen Fabrik der
                              									National Acme Co., Cleveland, worin Automaten in größtem Stile gefertigt
                              									werden.)
                           D.
                           Die Gewindeschneidvorrichtungen unserer bekanntesten
                                 										Automaten. Ingenieur Bauer bringt in der Z. d. V. d. I. 1919, Heft 48, eine
                              									vergleichende Kritik der an den Automaten gebräuchlichen
                              									Gewindeschneidvorrichtungen. Als Werkzeug dient meistens ein Schneideisen oder, bei
                              									Innengewinde, ein Gewindebohrer. Nach der Art des Antriebes kann man vier
                              									verschiedene Gruppen unterscheiden.
                           a) Feststehendes Schneideisen. Anwendung bei älteren
                              									Schraubenautomaten, z.B. Offenbacher oder Berliner Bauart. Die Schneideisenspindel
                              										S ist nicht drehbar, aber längs verschiebbar in der
                              									Pinole P gelagert. Der federnde Keil K verhindert die Drehung. Zum Schneiden des Gewindes
                              									wird die Spindel S nach links an das Werkstück W gedrückt, bis das Schneideisen gefaßt hat. Das
                              									Werkstück dreht sich rechts herum (Abb. 1); das Schneideisen
                              									folgt, durch eine Kurve geführt, der Gewindesteigung entsprechend nach. Unterschiede
                              									zwischen der Steigung der Kurve und derjenigen des geschnittenen Gewindes werden
                              									durch eine nachgiebige Lagerung des Schneideisen in der Längsrichtung ausgeglichen.
                              									Die Länge des Gewindes wird dadurch begrenzt, daß der Keil K nach Abb. 2 an das Ende der Pinole P gelangt und
                              									nunmehr die Drehung des Schneideisens nicht mehr verhindern kann. Dieses dreht sich
                              									ohne weiter zu schneiden mit dem Werkstück W. Der Keil
                              										K schnappt über die Schraubenfläche an der linken
                              									Stirnfläche der Pinole weg. Zum Zurückholen des Schneideisens muß sich W rückwärts drehen. Das Schneideisen stützt sich dann
                              									mittelst des Keiles K von der anderen Seite her gegen
                              									den Sprung der Schraubenfläche, kann sich also nicht mit rückwärts drehen und wird
                              									so vom Werkstück wieder nach rechts hin abgeschraubt (Abb. 3).
                           Vorteil: Einfache Bauart, bequeme Einstellung und Handhabung. Nachteil: Die
                              									Umlaufzahl des Werkstückes muß zum Gewindeschneiden verringert werden; wegen der
                              									notwendigen Umsteuerung können während des Gewindeschneidens keine anderen Werkzeuge
                              									tätig sein.
                           b) Ueberholendes Schneideisen,
                                 										Differential-Gewindeschneideisen. Anwendung bei einspindligen Automaten.
                              									Das Werkstück W dreht sich dauernd links herum. Es
                              									können also auch andere Werkzeuge während des Gewindeschneidens tätig sein. Zum
                              									Gewindeschneiden dreht sich die Schneideisenspindel S
                              									mit gleichem Drehsinn, aber größerer Umlaufzahl (Abb. 4). Der Vorschub des
                              									Schneideisens geschieht ähnlich wie vorher durch eine Kurve mit nachgiebiger
                              									Lagerung in der Längsrichtung zum Ausgleich von kleinen Verschiedenheiten. Am Ende
                              									des Gewindes wird die Spindel S durch Umschalten einer
                              									Reibungskupplung plötzlich festgehalten, und das sich unverändert weiter drehende
                              									Werkstück schraubt sich aus dem jetzt feststehenden Schneideisen heraus (Abb. 5).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 44
                              Abb. 1 bis 3: Feststehendes Schneideisen.Abb. 4 bis 5: Ueberholendes
                                 										Schneideisen.
                              
                           Vorteil: Das Gewindeschneiden stört andere Dreharbeiten nicht. Die Drehspindel ändert
                              									ihre Drehrichtung nicht. Die Vorrichtung arbeitet äußerst zeitsparend. Nachteil: Die
                              									Vorschubkurve für das Schneideisen muß sich auch dem Riemenschlupf anpassen. Zieht
                              									der Riemen nicht genügend durch, so bleibt das Schneideisen zurück, die Kurve
                              									schiebt den Schlitten mit der Schneideisenspindel unbeirrt weiter nach, zwängt
                              									deswegen und kann Brüche in der Maschine hervorrufen. Bei größeren Ausführungen ist
                              									deswegen Antrieb durch Zahnräder vorzuziehen. Der umgekehrte Drehsinn des
                              									Werkstückes ist nicht immer erwünscht.
                           c) Nachschleppendes oder mitlaufendes Schneideisen, doppeltes Differentialgetriebe. Anwendung bei
                              									einspindligen Automaten. Das Werkstück W dreht sich
                              									dauernd rechts herum, wie bei den gewöhnlichen Drehbänken. Zum Gewindeschneiden
                              									erhält die Schneideisenspindel 5 eine geringere Umlaufzahl 
                              									als das Werkstück in gleichem Drehsinn (Abb. 6). Das Verschieben
                              									der Spindel in der Längsrichtung geschieht ähnlich wie vorhin. Um das Schneideisen
                              									zurückzuholen, muß sich die Spindel S mit größerer
                              									Umlaufzahl als das Werkstück drehen, also dieses überholen (Abb. 7). Das Umsteuern
                              									auf höhere Geschwindigkeit erfolgt durch Umstellen einer doppelten
                              									Reibungskupplung.
                           Vorteil: Normale Drehrichtung des Werkstückes, andere Dreharbeiten werden nicht
                              									gestört, deswegen geht durch das Gewindeschneiden keine Zeit verloren. Nachteil: Die
                              									Bauart ist verwickelter als die vorige. Um die verschiedenen Geschwindigkeiten der
                              									Spindel S mit Sicherheit zu erzielen, ist stets
                              									Zahnradantrieb anzuwenden, weswegen die Vorrichtung sich nur für größere Maschinen
                              									lohnt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 45
                              Abb. 6 bis 7: Nachschleppendes Schneideisen.Abb. 8 bis 9:
                                 										Schneidvorrichtung für mehrspindlige Automaten.
                              
                           d) Schneidvorrichtung für mehrspindlige Automaten. Auf
                              									mehrspindligen Automaten ist das Gewindeschneiden einer der vier oder fünf
                              									Spindelstellungen vorbehalten. Die Zeit von einer Umstellung der Spindel auf die
                              									andere ist bestimmt nach der längsten Bearbeitungsdauer,: die das Gewindeschneiden
                              									fast nie ist. Die Ausnutzung der Zeit kommt hier also nicht so stark in Betracht,
                              									wie bei den einspindligen Maschinen. Die Werkspindel W
                              									wird stillgesetzt (Abb.
                                 										8) und die Schneideisenspindel S mit
                              									entsprechender Umlaufzahl so angetrieben, daß sich das Schneideisen auf das
                              									Werkstück aufschraubt. Der Vorschub erfolgt wie oben. Zum Abschrauben des
                              									Schneideisens wird die Spindel S stillgesetzt und dafür
                              									die Drehspindel W wieder in ihrem vorherigen Drehsinn
                              									angetrieben (Abb.
                                 									9).
                           Vorteil: Verhältnismäßig einfache Bauart. Bei den meisten Gewindeschneidvorrichtungen
                              									an Automaten ist zu tadeln, daß die Führung der Scheideisenspindel beim Vorschub zu
                              									starr ist, und daß vielfach das notwendige Spiel zum Selbstzentrieren des
                              									Schneideisens fehlt. Diese Uebelstände treten besonders bei feingängigem Gewinde in
                              									die Erscheinung.
                           Preger.
                           Transportkisten. Der Verpackungsfrage wird im Maschinenbau
                              									nicht immer die Aufmerksamkeit zugewendet, die sie verdient. Man muß sich darüber
                              									klar sein, daß die Packkiste auch eine Art Maschinenteil ist, insofern, als sie
                              									nicht nur während des Transportes ihren Inhalt zusammenhalten und gegen
                              									Beschädigungen schützen soll, sondern auch selbständig sich den
                              									Transporteinrichtungen anpassen und einfügen muß. Es ist daher recht
                              									verdienstvoll, wenn die „Technische Rundschau“ (Bodenbach a. E. 1919, Nr. 4)
                              									die Forderungen untersucht, die an eine Frachtkiste, insbesondere für den Versand
                              									von Maschinen und Maschinenteilen, gestellt werden müssen.
                           Der wichtigste Teil der Kiste, der Boden, muß zunächst stark genug sein, um die
                              									Maschinen auch dann gut zu tragen, wenn die Kiste auf Rollen gesetzt wird, oder wenn
                              									sie so gestapelt wird, daß sie zum Teil überhängt. Um die Kiste mit den üblichen
                              									Transportmitteln erfassen zu können, sind Leisten unter dem Boden erforderlich (im
                              									allgemeinen zwei), die zweckmäßig an den Enden zugeschärft werden. Auf diesem Boden
                              									sollen sich nun mindestens zwei Rahmen aufbauen, die stark genug sind, den Druck der
                              									Seile und Ketten beim Verladen mittelst Kran aufzunehmen. Diese Rahmen dienen
                              									gleichzeitig als Auflager, wenn die Kiste gekantet wird. In dieses eigentliche
                              									Skelett fügt sich dann das Uebrige hauptsächlich als Abschluß gegen die Außenwelt
                              									ein. Rücksicht zu nehmen ist auf ein bequemes Oeffnen der Kiste, namentlich bei
                              									Zolluntersuchungen; hierzu wird zweckmäßig der Deckel oder eine Seitenwand oder auch
                              									nur eine hinreichend große Oeffnung mit Schrauben verschlossen. Besondere Sorgfalt
                              									ist dem Bau von Frachtkisten für Seeversand zuzuwenden, da diese naturgemäß bei der
                              									Kranverladung in die tiefen Laderäume häufig eine rauhe Behandlung erfahren,
                              									insbesondere z.B. bisweilen auf eine Ecke abgesetzt oder fallen gelassen werden
                              									können.
                           Bei dem hohen Wert, den die Packkisten heute darstellen, liegt es nahe, an ihre gute
                              									Erhaltung auch nach der Benutzung zu denken: Verwendung von Schutzhüllen unter dem
                              									Nagelkopf oder Vermeiden des Nagelns durch die neuerdings bekannt gewordenen
                              									Verschlußverfahren durch angezogene oder zusammengenietete Eisenbänder; ferner ein
                              									entsprechender Schutz gegen Witterungseinflüsse.
                           Die Verpackung der Maschinen selbst erfordert häufig die Zerlegung in Teile kleineren
                              									Gewichts, ferner einen sorgfältigen Schutz einzelner hervorstehender Teile durch
                              									Umwicklung mit Holzwolle oder Lappen. Gewindelöcher und dergleichen sollten mit
                              									hölzernen Pfropfen verschlossen, blanke Teile durch Schutzanstrich oder durch
                              									Einreibung mit Starrfett geschützt werden. Geeignete Zwischenlagen zum Schutz von
                              									Hochglanz, Politur usw. gegen Reibung mit anderen Teilen sind
                              									selbstverständlich.
                           Holzförderbänder im Bergwerkbetrieb. Die jährliche
                              									Veröffentlichung des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe über Versuche
                              									und Verbesserungen im Bergwerkbetriebe teilt Erfahrungen mit über Förderbänder aus
                              									Buchenholz. Buchenholzstäbe wurden auf zwei oder mehrere Drahtseile aufgereiht, aber
                              									nicht mit Laschen oder Nieten, sondern dünndrähtige Seillitzen wurden durch
                              									Bohrungen der Buchenholzleisten gezogen und an den Enden eines 30 m langen
                              									Bandteiles in Endleisten aus Eisen eingegossen. Die Endleisten der so gefertigten
                              									Bandteile werden miteinander durch Lasche und Splint verbunden. Nach diesem
                              									Verfahren hergestellte Förderbänder bis zu einer Förderlänge von 130 m sollen recht
                              									zufriedenstellende Betriebsergebnisse gezeitigt haben.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           Hildebrandtsche Zahnkupplung mit Schmierung. Wenn
                              									Zahnkupplungen der Feuchtigkeit ausgesetzt sind, kann es leicht vorkommen, daß sie
                              									in kurzer Zeit festsitzen oder sich zum mindesten schwer betätigen lassen. Dieser
                              									Uebelstand, welcher in manchen Betrieben leicht zum Verhängnis werden kann, läßt
                              									sich dadurch mildern, daß man die Uebertragungsflächen mit einer besonderen
                              									Schmierung versieht. Eine Zahnkupplung, bei welcher die Gleitflächen ohne
                              									Schwierigkeiten jederzeit geschmiert 
                              									werden können, zeigen Abb. 1 bis 5. Die Schmierflüssigkeit gelangt durch die
                              									Oelzuführungsrohre O1,
                                 										O2 in je einen Ringkanal des Ringes r, von welchem sie durch Bohrungen jeder
                              									Zahndruckfläche einzeln zufließen kann oder durch die Fliehkraft hinbefördert wird.
                              									Die Oelkanäle sind schematisch in der Abwicklung durch Abb.
                                 										6 dargestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 46
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 46
                              
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 46
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 46
                              Abb. 5.
                              
                           Da es praktisch nicht möglich ist, die Klauen spielfrei
                              									ineinander zu passen, so werden bei gleichförmiger Uebertragung die Zähne von k1 und k2 gegenüber der
                              									Uebertragungsklaue k3
                              									einen Abstand δ haben, dessen Größe sich nach der
                              									Ausführungsgenauigkeit von vornherein und dem Grad der Abnutzung der einzelnen
                              									Klauenflächen richtet. Durch die dargestellte Anordnung der Oelleitkanäle wird
                              									ermöglicht, die jeweils belasteten Uebertragungsflächen für sich und stärker zu
                              									schmieren als die unbelasteten. Da bei Belastungsschwankungen und periodischer
                              									Uebertragung die Kupplung klappern kann, so wirkt die Schmierung auch als
                              									elastisches Polster. Die Abnutzung der Reibflächen wird durch die Schmierung
                              									gemildert. Die Kupplung läßt sich verhältnismäßig leicht betätigen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 46
                              Abb. 6.
                              
                           Die Klauen k1, k2 sind aus Sicherheitsgründen konisch
                              									aufgesetzt, damit die Teile bei stoßweisem Betriebe nicht so leicht locker werden.
                              									Zylindrisch aufgesetzte Naben können die Keile bald zerstören. k1, k2 und auch die Uebertragungsmuffe k3 sind aus Stahlguß
                              									hergestellt. Die letztere ist mit Rotguß ausgebuchst, um das Festsetzen der Muffe
                              									auf alle Fälle zu vermeiden. Aus dem gleichen Grunde sind auch die Klauen von k1 und k2 mit Schuhen aus
                              									Rotguß versehen. Die Breite b der getrennt geschmierten
                              									Rotgußbüchse macht man möglichst groß, um Verkanten zu vermeiden. Je weniger
                              									radiales Spiel die Büchse hat, desto besser für den Betrieb der Kupplung.
                           Die Dauerleistung von 300 PS bei 410 bis 450 Und. i. d. Min. konnte sicher übertragen
                              									werden. Diese Ausführung hat sich auf U-Booten recht gut bewährt, die geschmierte
                              									Kupplung lief wesentlich ruhiger als ohne Schmierung. Die Kupplung kann jedoch auch
                              									für andere Zwecke in manchen Fällen von erheblichem Nutzen sein.
                           Dipl.-Ing. M. Hofmann.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Die 16000 km-Benzol-Probe. (10000 Miles Benzole Test.) The
                              									Autocar 1919, 13. Dez. 1 Abb. (Die Prüfung eines 16 PS-Lunbeam-Wagens mit Benzol als
                              									Brennstoff zeigte am Ende der Fahrt keine nachteiligen Wirkungen auf den Motor.)
                           Schwierigkeiten mit Ventilen und Ventilsitzen. (Valve
                              									Failures and Valve seats.) Aitchison, L. Proceedings
                              									Inst. Autom. Engineers 1919, Dez. 13 Abb., 23 Tab. (Die verschiedenen Ursachen des
                              									Versagens von Ventilen an Benzinmotoren aus metallurgischem Gesichtspunkte heraus
                              									erläutert.)
                           D.
                           300 PS-Flugmotor. Der 300 PS-Flugmotor von Benz & Cie. A.-G. ist ein Musterbeispiel für die
                              									Fortschritte, die in den letzten Jahren beim Bau von Antriebsmaschinen für
                              									Luftfahrzeuge erzielt wurden. Er besitzt 12 in zwei Reihen unter 60° gegeneinander
                              									gestellte Zylinder von 135 mm ⌀ und 150 mm Hub, die paarweise auf je 
                              									einen Zapfen der sechsfach gekröpften Kurbelwelle arbeiten. Die Leistung kann
                              									bei voller Oeffnung des Vergasers, die auf dem Boden aber nur vorübergehend zulässig
                              									ist, bis auf 400 PS bei 2000 Uml./Min. gesteigert werden. Ihre Verminderung bei
                              									geringerem Luftdrucke versucht man durch Ueberbemessung der Zylinder und
                              									Ueberverdichtung auszugleichen. Das Gewicht des Motors ohne Wasser, Oelfüllung,
                              									Luftschraubennabe, Funkendynamo und Auspuffsammler ist 430 kg, d.h. 1,43 kg/PS
                              									bezogen auf die Bodenleistung. Die Zylinder liegen verhältnismäßig tief im
                              									Kurbelgehäuse und haben daher eine geringe freie Länge. Besonders hervorzuheben ist,
                              									daß die Laufmäntel aus Stahl bestehen. Dieser Baustoff ermöglicht eine bedeutende
                              									Verminderung des Motorgewichtes. Er konnte nicht verwendet werden, so lange man
                              									Gußeisenkolben benutzte, da diese Neigung zum Fressen zeigen. Bei dem beschriebenen
                              									Motor werden aber die Kolben aus einer Aluminium-Kupfer-Zinklegierung hergestellt.
                              									Hierdurch wird der erwähnte Uebelstand vermieden und überdies noch mancher Vorteil
                              									in wärmetechnischer Hinsicht erzielt. Es tritt nämlich kein Festbrennen von
                              									Oelrückständen am Kolben auf, da dessen Oberseite verhältnismäßig kühl bleibt
                              									infolge der guten Wärmeleitfähigkeit des Aluminiums. Aus demselben Grunde wird die
                              									Füllung verbessert und ist es möglich, die Verdichtung zu steigern, ohne daß
                              									Selbstzündung eintritt. Daher kann man durch Verwendung von Aluminiumkolben die
                              									Leistung eines Motors um 10 v. H. vergrößern und einen mittleren Druck von 9 at
                              									erreichen. Ferner tritt, wenn bei Versagen der Schmierung ein Fressen vorkommt,
                              									niemals eine Beschädigung des Zylinders ein. Nur der leicht auswechselbare
                              									Aluminiumkolben leidet. Daß dessen geringes Gewicht günstig wirkt, dürfte sich vor
                              									allem auch bei Kraftwagenmaschinen bemerkbar machen. Erwähnenswert sind weiterhin
                              									die in die Bolzenaugen des Kolbens eingegossenen, durch angedrehte Bunde gegen
                              									Verschiebung gesicherten Büchsen aus Stahlrohr. Sie machen es möglich, die Lauflänge
                              									der Pleuelstange auf dem Bolzen reichlich zu bemessen, und verhindern dessen
                              									Lockerwerden. Mit dem stählernen Laufmantel sind gußeiserne Ventilköpfe verschraubt.
                              									Die Verbindungsstellen hat man gegen das Eindringen von Kühlwasser in den
                              									Verbrennungsraum gesichert. Die Zündkerzenaugen werden in den oberen Teil des
                              									Stahlschaftes eingeschraubt und dann autogen eingeschweißt. Durch das gleiche
                              									Schweißverfahren wird auch der 1 bis 2 mm starke Kühlwassermantel aus Stahlblech mit
                              									dem Gußkopfe sowie dem Stahlschafte verbunden. Eine Prüfung des Zylinders auf 30 at
                              									Innendruck ist vorgeschrieben. Er ist auf der dachartig abgefrästen Oberseite des
                              									Kurbelgehäuses mit vier Schrauben befestigt. Zur Steuerung dienen ein großes
                              									Einlaßventil und zwei kleine Auslaßventile, damit keine unzulässige Formänderung
                              									dieser bei hoher Erwärmung eintritt. Sie werden von der zwischen den Zylindern
                              									gelagerten Steuerwelle durch Stoßstangen betätigt, die an Doppel- oder Schwinghebeln
                              									angreifen. Diese sind mit Kugellagerung versehen. Durch die letztgenannte Maßnahme
                              									wird die Schmierung sehr erleichtert. Die Doppelfedern der Einlaßventile haben eine
                              									kleine Bauhöhe und sind teilweise in die Zylinderköpfe versenkt, so daß ihre Hebel
                              									schräg unier den Hebeln der Auslaßventile durchgeführt werden konnten. Die
                              									Steuerwelle liegt unten, damit die Federn, Ventile usw. leicht zugänglich sind.
                              									Durch zweiteilige Kegel werden die Federn mit den Ventilspindeln verbunden. Es sind
                              									Vorkehrungen getroffen, um zu verhindern, daß beim Bruche der Feder das Ventil in
                              									den Zylinder herabfällt. Mit dem Kurbelzapfen steht der eine antreibende Kolben
                              									durch eine Hauptpleuelstange, der andere durch eine an jener angreifende
                              									Nebenpleuelstange in Verbindung. Beide sind rund und ausgebohrt, wodurch sich
                              									ein sehr widerstandsfähiger Rohrquerschnitt ergibt. Um die Baulänge des Motors zu
                              									verringern, wurden die paarweise vereinigten, je drei Zylinder versorgenden Vergaser
                              									sowie die von der Steuerwelle angetriebene Funkendynamo zwischen den Zylinderreihen
                              									angeordnet. Die Pumpen für Oel, Wasser und Brennstoff sowie die Zünddynamos liegen
                              									an dem vom Führersitze zugänglichen Motorende. Die Umlaufschmierung erfolgt durch
                              									eine dreifache Zahnradpumpe, da die Erfahrung lehrte, daß eine unzulässige
                              									Anreicherung des Oeles mit Kohle- und Metallteilchen sowie ein Undichtwerden solcher
                              									Pumpen nicht zu fürchten ist. Diese sitzen an der tiefsten Stelle des
                              									Kurbelgehäuses. Eine Pumpe saugt das Oel aus dem Sammelbehälter und drückt es in die
                              									außenliegende, leicht zugängliche Verteilleitung. Es fließt von den Hauptlagern
                              									durch die Bohrung der Kurbelwelle zu den Kurbelzapfen und von dort durch das Innere
                              									der Pleuelstange zu den hohlen Kolbenbolzen, die den Ueberschuß an Oel an die
                              									Zylinderlauffläche abgeben. Die verbrauchte Flüssigkeit wird durch die beiden
                              									anderen Pumpen vom vorderen und hinteren Ende des Kurbelgehäuses abgesaugt und zum
                              									Behälter befördert. Dessen Außenwand bildet einen Teil der Bekleidung des
                              									Flugzeugrumpfes, so daß eine kräftige Kühlung des Oeles möglich ist. Andererseits
                              									kann auch bei starker Kälte ein ungestörter Umlauf stattfinden. Der Brennstoff wird
                              									in einem Haupt- und einem Hilfsbehälter aufbewahrt, damit bei Verletzung des
                              									ersteren durch Schüsse nicht völliges Leerlaufen eintritt. Aus beiden können eine
                              									vom Motor angetriebene Kolbenpumpe sowie eine Handpumpe saugen. Da diese imstande
                              									sind, mehr Brennstoff zu liefern als der Motor bedarf, ist in der Leitung zum
                              									Vergaser ein Ueberdruckventil angeordnet, von dem der Ueberfluß zu den Behältern
                              									zurückläuft. Die mit einem gemeinsamen Wasserheizmantel versehenen, paarweise
                              									zusammengegossenen Vergaser bestehen aus einer, den Stand des Brennstoffes regelnden
                              									Schwimmervorrichtung, Von ihr aus gelangt in der Anlaßstellung das Betriebsmittel
                              									infolge der Wirkung eines Drosselschiebers in eine fein gebohrte Hilfsdüse, an deren
                              									oberen Rande eine kräftige Saugwirkung erzeugt wird. Bei wachsender Drehzahl steigt
                              									der Brennstoff in die Hauptdüse. Sie hat feine Bohrungen für Nebenluft, welche die
                              									Zerstäubung befördern. Im gleichen Sinne wirkt der senkrecht zur Düse gerichtete
                              									Hauptluftstrom, indem er den Brennstoff strahl rechtwinklig ablenkt. Aus
                              									Sicherheitsgründen ist jeder Zylinder mit doppelten Zündkerzen versehen, die von
                              									zwei Dynamos unabhängig voneinander versorgt werden. Die Kühlwasserpumpe schickt den
                              									Hauptwasserstrom durch die Zylinderköpfe hindurch. Ein Nebenstrom wird durch die
                              									Kühlmäntel in Richtung auf die Zylinderköpfe getrieben. Diese werden somit wirksam
                              									gekühlt. (Heller in Heft 2 der Zeitschr. d. V. d.
                              									Ing.)
                           Schmolke.
                           Motorsegelschiffe für große Fahrt. An der Entwicklung der
                              									Motorsegler für große Fahrt konnte Deutschland während des Krieges nicht teilnehmen.
                              									Im Auslande ist aber während des Krieges eine große Zahl solcher Schiffe hergestellt
                              									worden. Die Tragfähigkeit solcher Schiffe schwankt zwischen 1200 und 4000 t. Die
                              									Maschinenleistung verteilt sich in den meisten Fällen auf zwei Motoren, deren
                              									gemeinsame Leistung zwischen 300 und 1000 PSe
                              									liegt.
                           Es scheint, daß nun auch bei uns das Interesse daran erwacht ist. Durch den Einbau
                              									von Hilfsmotoren werden die Segelschiffe in mancher Beziehung weniger abhängig von
                              									Wind und Wetter. Die mittlere Geschwindigkeit eines Segelschiffes von 5 Seemeilen i.
                              									d. Std. wird durch Windstillen häufig noch geringer. Zieht man die Verlängerung des
                              									Reiseweges, hervorgerufen durch widrige Winde, in Betracht, so ergibt sich meist die
                              									doppelte Reisezeit gegenüber 
                              									einem gewöhnlichen Frachtdampfer von 8 Seemeilen Geschwindigkeit. Allgemein
                              									kann der Preis eines Segelschiffes zwischen 4/10 und ½ des Preises eines Frachtdampfers mit der
                              									gleichen Ladefähigkeit angenommen werden. Der Einbau von Hilfsmotoren in Seglern
                              									bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich. Allerdings erhöht sich der
                              									Anschaffungswert dadurch und zwar kann diese Erhöhung zu 20 v. H. bei größeren und
                              									30 v. H. bei kleineren Schiffen angesetzt werden, so daß sich der Preis eines
                              									Motorseglers auf etwa ½ bis ⅔ des Dampferpreises beläuft. Da für die Motoranlage
                              									eine Bedienungsmannschaft notwendig ist, so erhöhen sich auch die Personalkosten.
                              									Der Motorsegler wird immer nur ein verbessertes Segelschiff sein und wird
                              									infolgedessen auch immer nur für die Beförderung bestimmter Arten von Gütern den
                              									Wettbewerb mit dem Dampfschiff aufnehmen können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 48
                              Abb. 1.
                              
                           In erster Linie kommen für Motorsegelschiffe Glühkopfmotoren in Betracht. Solche
                              									Motoren wurden bereits mit entsprechender Zylinderzahl bis zu einer Leistung von 600
                              										PSe gebaut. Der Einbau dieser Motoren wurde aber
                              									erst dadurch möglich, daß man sie mit einfachen Mitteln als direkt umsteuerbare
                              									Motoren ausführen konnte. Damit war es aber möglich, Doppelschraubenanlagen bis zu
                              									1200 PSe herzustellen. Diese Motorleistung würde
                              									ausreichen, um Segelschiffen bis zu etwa 5000 t Tragfähigkeit eine Geschwindigkeit
                              									von etwa 8 Seemeilen zu erteilen. Vor allen Dingen aber erscheint es zwecklos, dem
                              									Motorsegler eine Geschwindigkeit zu geben, die denen der Frachtdampfer gleichkommt.
                              									In den meisten Fällen wird es zweckmäßiger sein, nicht Motorsegler, sondern
                              									Motorschiffe zu bauen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 48
                              Abb. 2.
                              
                           Im allgemeinen werden die Motoren bei Motorseglern in Tätigkeit treten:
                           
                              1. bei Windstillen oder geringen Windstärken,
                              2. beim Befahren von Häfen und Revieren,
                              3. bei der Küstenfahrt für die Beförderung von
                                 										Sammelladungen.
                              
                           Bei den niedrigen Geschwindigkeiten, um die es sich hier handelt, kann man die
                              									erforderlichen Motorleistungen nach der englischen Admiralitätsformel
                           
                              
                              P=\frac{v^3\,D^{2/3}}{c}
                              
                           berechnet werden, in welcher bedeutet:
                           v = Geschwindigkeit in
                              									Seemeilen/std.,
                           D = Wasserverdrängung in t,
                           c = Erfahrungskoeffizient,
                           p = Motorleistung in PSe.
                           Der Koeffizient c ist für große Schiffe mit 200
                              									anzusetzen und nimmt für kleinere Schiffe dementsprechend ab. Mit Anwendung der
                              									gegebenen Formel ergibt sich die in Abb. 1
                              									dargestellte Kurve der Motorleistung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 48
                              Abb. 3.
                              
                           Genaue Angaben über Maschinengewichte lassen sich nicht machen. Bei
                              									Doppelschraubenanlagen wird man wohl mit 200 kg/PSe
                              									für die kleinsten und 150 kg für die größten in Betracht kommenden Anlagen rechnen
                              									müssen. Die sich für die verschiedenen Motorstärken ergebenden Gewichte sind in dem
                              									Diagramm (Abb. 2) zusammengestellt. Die für den
                              									Einbau in Betracht kommenden Gewichte wachsen zum Teil mit der Größe der Motoren und
                              									mit der Menge des Brennstoffes. In Abb. 3 sind die
                              									Beziehungen der drei Gruppen von Gewichten zu den Motorleistungen übereinander
                              									aufgetragen, wobei sich herausgestellt hat, daß die Kurve für die Gesamtgewichte
                              									nahezu eine Gerade ergibt und daß man also die Gesamt-Gewichtsverluste als
                              									proportional zur Motorleistung ansetzen darf. Die effektive Pferdestärke ist nach
                              									dieser Kurve zu 550 kg anzunehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 48
                              Abb. 4.
                              
                           Zieht man das sich ergebende Gesamtgewicht von der Tragfähigkeit des reinen Seglers
                              									ab, so ergibt sich das Befrachtungsvermögen des Motorseglers. Das Verhältnis der
                              									Motorenleistung zur Befrachtungsfähigkeit ist aus Abb.
                                 										4 zu entnehmen. Man ersieht daraus, daß die größten Motorleistungen, die
                              									für die Motorsegler in Frage kommen, praktisch nicht über 500 PSe hinausgehen.
                           Für den Schiffsbetrieb ist die Umsteuerbarkeit des Schiffsantriebes ein
                              									Haupterfordernis. Dies erreicht man hier am besten durch umsteuerbare Schrauben.
                              									Dadurch erhält man Motoren einfacherer Bauart. Die Anwendung der umsteuerbaren
                              									Schrauben hat auch noch den Vorteil, daß Abstufungen in der Geschwindigkeit möglich
                              									sind. 
                              									Bei Verbrennungskraftmaschinen kann die Drehzahl nicht in dem Maße verändert
                              									werden, wie bei Dampfmaschinen. Auch ist es ein Vorteil der umsteuerharen Schrauben,
                              									daß sie auf unendlich große Steigung eingestellt werden können, wobei sie, wenn das
                              									Schiff segelt und der Motor stillsteht, nur sehr geringen Widerstand im Wasser
                              									bieten. Bei den direkt umsteuerbaren Motoren wird das Gleiche in der Regel dadurch
                              									erreicht, daß die Schraubenwelle vom Motor losgekuppelt wird, so daß die Schraube
                              									beim Segeln in Umdrehung versetzt wird und leer mitläuft. Um den Laderaum des
                              									Schiffes durch Einbau der Motoren möglichst wenig zu verkleinern, sind diese weit
                              									nach hinten zu verlegen. Der Verlust an Laderaum beträgt etwa 5 v. H., kann aber
                              									unter Umständen auch auf 7 bis 8 v. H. anwachsen. (Zeitschrift d. Ver. deutsch. Ing.
                              									1919, S. 1133 bis 1141.)
                           W.
                           
                        
                           Wärmewirtschaft.
                           Die Kohlenfrage in Bayern. Zu der für Bayern als
                              									überwiegendem Verbraucherland besonders wichtigen Kohlenfrage machte Professor C.
                              										Prinz in einem Vortrag vor dem Landesverband
                              									technischer Vereine Bayerns bemerkenswerte Mitteilungen, denen wir folgendes
                              									entnehmen. Die Schwierigkeiten der Kohlen Versorgung machten sich schon während des
                              									Krieges stark bemerkbar, so bei dem Hausbrand, den Gaswerken sowie den Eisenbahnen,
                              									die allein fast 1,5 Mill. t Kohle jährlich verbrauchen. Mit der Beendigung des
                              									Krieges haben sich diese Schwierigkeiten noch sehr erheblich verschärft und
                              									zahlreiche Störungen des Wirtschaftslebens verursacht.
                           Die weitgehende Verzweigung des Kohlenverbrauchs in der bayerischen Industrie wurde
                              									an einigen Beispielen erläutert. Die bayerischen Brauereien verbrauchten im Jahre
                              									1916 zur Herstellung von 12 Mill. Hektoliter Bier etwa 480000 t Kohlen. Legt man den
                              									früher in München üblich gewesenen Jahresverbrauch von 300 l Bier pro Kopf zugrunde,
                              									so würden allein zur Deckung des Bierverbrauchs der Münchner Bevölkerung 72000 t
                              									Kohle jährlich verbraucht, wogegen für den Hausbrand der Stadt München im Jahre 1918
                              									nur 26000 t Kohle monatlich zugeteilt wurden. Der jährliche Kohlen verbrauch der
                              									Münchner Brauereien entspricht also etwa dem dreimonatigen Hausbrandbedarf der
                              									Bevölkerung Münchens.
                           Die bayerische Papier- und Zellstoffindustrie verbrauchte in den vier Monaten Juli
                              									bis Oktober 1918 nicht weniger als rund 92000 t Kohle, die Textil- und
                              									Lederindustrie im gleichen Zeitraum rund 60000 t und das Nahrungsmittelgewerbe etwa
                              									160000 t. Dabei sind jedoch alle die Betriebe mit weniger als 10 t monatlichem
                              									Verbrauch noch nicht mitgerechnet. Hieraus erkennt man, wie die alltäglichen
                              									Bedürfnisse des Lebens durch Kohlenmangel auf das schwerste beeinträchtigt
                              									werden.
                           Die beiden bayerischen Hüttenwerke Maxhütte und Amberg verbrauchen bei einer
                              									jährlichen Roheisenerzeugung von rund 230000 t gegen 280000 t Koks, der von der Ruhr
                              									bezogen wird. Daneben verbraucht die Maxhütte monatlich noch etwa 7000 t böhmische
                              									Braunkohle, so daß die Unterbrechung der Kohlenzufuhr für diese Werke eine schwere
                              									Schädigung bedeutet. Das Ausbleiben der böhmischen Kohle unmittelbar nach Beendigung
                              									des Krieges hat auch die besonders im nördlichen Bayern blühende Glas- und
                              									Porzellanindustrie stark in Mitleidenschaft gezogen, wogegen das Großkraftwerk
                              									Franken bei Nürnberg, das im Jahre 1916/17 zur Erzeugung von 57 Mill. kWst etwa
                              									80000 t Brennstoffe verbrauchte, zur Deckung seines Kohlenbedarfs auf
                              									Mitteldeutschland angewiesen ist.
                           Von dem gesamten Brennstoffverbrauch Bayerns, 4er 6 bis 8 Mill. t jährlich beträgt,
                              									wurden im Jahre 1918 rund 32 v. H. aus dem Ruhrgebiet, 21,5 v. H. aus dem
                              									Saargebiet, 14,2 v. H. aus Böhmen, 12 v. H. aus Sachsen und Mitteldeutschland
                              									und 2,7 v. H. aus Schlesien bezogen, während nur 13,5 v. H. aus Bayern selbst
                              									stammten. Aus diesem Grunde fordert Verfasser, mit allen Mitteln die Förderung der
                              									oberbayerischen Gruben zu erhöhen. Die von den Franzosen verfügte Sperre für den
                              									Versand von Saarkohle verspüren namentlich die Gaswerke recht unangenehm. Auch der
                              									Wegfall der Kohleneinfuhr aus Böhmen, das vor dem Kriege rund 2 Mill. t jährlich an
                              									Bayern lieferte, ist für eine ganze Reihe von Industriezweigen recht
                              									verhängnisvoll.
                           Angesichts dieser ernsten Lage ist die größte Sparsamkeit im Kohlenverbrauch
                              									erforderlich. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei sachkundiger Prüfung der
                              									Industriefeuerungen und unserer gesamten Wärmewirtschaft noch ganz beträchtliche
                              									Brennstoffmengen gespart werden könnenkönnnn. Die Gemeindeverwaltungen, der bayerische Revisionsverein sowie die
                              									Landesgewerbeanstalt verfügen über eine hinreichende Zahl sachverständiger Berater,
                              									die den ihnen nahestehenden Kreisen der Kohleverbraucher, namentlich den Heizern und
                              									Ofenleuten, direkt größte Sparsamkeit im Brennstoffverbrauch einschärfen sollten.
                              									Als Beispiel dafür, was auf diesem Gebiete durch sachverständige Ingenieure erreicht
                              									werden kann, führt Verfasser an, daß in den deutschen Schießbaumwollefabriken durch
                              									einfache technische Maßnahmen allein 20000 t Kohle
                              									monatlich während des Krieges erspart werden konnten. Die Verkehrsverwaltung als der
                              									größte Einzelverbraucher sollte durch Gewährung hoher Prämien die Kohlenersparnis
                              									fördern, aber auch die Presse sollte in den Dienst dieser wichtigen Aufgabe gestellt
                              									werden.
                           Zur Milderung der Kohlennot empfiehlt Verfasser zunächst den Anschluß
                              									unwirtschaftlich arbeitender kleiner Betriebe an große Kraftwerke, die stets
                              									wirtschaftlicher arbeiten. So verbrauchen kleine Elektrizitätswerke mit Dampfbetrieb
                              									zur Erzeugung von 1 kWst heute 2,5 bis 3,5 kg Kohle, große Kraftwerke dagegen nur
                              									1,1 bis 1,5 kg. Darum müssen Zusammenschlüsse kleinerer Betriebe im Interesse der
                              									Gesamtheit mit allen Mitteln erstrebt werden, obschon diese Maßnahmen Zeit
                              									erfordern. Weiter können durch den Ausbau der bayerischen Wasserkräfte beträchtliche
                              									Kohlenmengen erspart werden. Das bereits in Angriff genommene Walchenseekraftwerk
                              									wird den Kohlenverbrauch Bayerns stark herabsetzen, desgleichen das Bayernwerk, das
                              									einen Ausgleich der Bedürfnisse der einzelnen Kraftzentralen herbeiführen soll.
                              									Nachdem die militärischen Rücksichten nun in Wegfall gekommen sind, muß auf
                              									schleunigste Elektrifizierung der Staatsbahnen, die ja, wie bereits erwähnt, 1,5
                              									Mill. t Kohle jährlich verbrauchen, gedrungen werden. Weitere Ersparnisse lassen
                              									sich erzielen durch Einführung des elektrischen Betriebes in einer Reihe von
                              									Industriezweigen, die sämtlich auf diese Möglichkeit hin sorgfältig geprüft werden
                              									müssen.
                           Zur Durchführung dieser Reformen forderte Verfasser schließlich eine Reorganisation
                              									der Staatsverwaltung unter weitgehender Beteiligung der Techniker. (Südd. Bauzeitung
                              									1919, Heft 2.)
                           Sander.
                           
                        
                           Bildungswesen.
                           Einen volkstümlichen Hochschul-Experimentalkursus über
                                 										Wechselstrom und Drehstrom wird Geheimrat Prof. Dr. Wedding, insbesondere für Elektro-Praktiker, auf Veranlassung des
                              									Installations-Technischen Verbandes, Berlin, in der Technischen Hochschule im großen
                              									Elektrotechnischen Hörsaal Sonnabend, den 14., 21. und 28. Februar pünktlich von 6
                              									bis 8 Uhr abends abhalten. Auch Nichtmitglieder können Programme und
                              									Teilnehmerkarten zum Preise von M 20,– für den ganzen Kursus vom Vorsitzenden des
                              									genannten Verbandes, Patentanwalt Dr. Oskar Arendt,
                              									Berlin W 50, Kurfürstendamm 227, beziehen.