| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 65 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Elektrotechnik.
                           Neue Sicherheits-Senkbremsschaltung für Krane in
                                 										Gleichstromanlagen. (E. T. Z. 1920, S. 31/32.) Zum Antrieb der Hubmotoren
                              									von Kranen verwendet man in Gleichstromanlagen fast ausschließlich
                              									Hauptstrommotoren, die beim Senken der Last vom Netz abgetrennt und so geschaltet
                              									werden, daß sie als Generatoren auf den Anlaßwiderstand arbeiten, in dem die
                              									freiwerdende Energie vernichtet wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 65
                              Abb. 1.
                              
                           Beim Senken sehr kleiner Lasten, etwa des leeren Hakens,
                              									reicht deren Gewicht nicht aus, um las Getriebe in Bewegung zu setzen, so daß in
                              									diesem Falle der Motor vom Netze angetrieben werden muß. Da die Drehzahl eines
                              									Hauptstrommotors mit abnehmendem Drehmomente stark ansteigt, liegt die Gefahr nahe,
                              									daß sie beim Senken mit Kraft die zulässige Grenze übersteigt, wenn der Kranführer
                              									nicht rechtzeitig auf Generatorwirkung umschaltet. Um dies zu vermeiden, schalten
                              									die Siemens-Schuckertwerke den Motor als Nebenschlußmotor
                              									über einen Teil des Anlaßwiderstandes an das Netz (Abb.
                                 										1). Bei dieser Schaltung fließt jedoch dauernd Strom durch die
                              									Feldwicklung, außerdem treten beim Regeln mittels des Widerstandes starke Stromstöße
                              									auf. Die in Abb. 2 dargestellte Schaltung vermeidet
                              									diese Nachteile. Beim Heben der Last sind Anker, Anlaßwiderstand und Feldwicklung in
                              									Reihe geschaltet. Beim Senken mit elektrischer Bremsung wird der Motor vom Netz
                              									getrennt und arbeitet als Generator auf den Anlaßwiderstand. Beim Senken mit
                              									Kraft wird der Motor als Nebenschlußmotor geschaltet an das Netz gelegt, wobei
                              									jedoch durch die eigenartige Schaltung des Widerstandes starke Stromstöße beim
                              									Schalten vermieden werden. Infolge der gleichzeitigen Verwendung der Generator- und
                              									der Nebenschlußmotorschaltung findet Energieverbrauch für die Feldwicklung während
                              									des Bremsens nur beim Bremsen mit Kraft statt. Ein zu hohes Ansteigen der Drehzahl
                              									kann bei keiner Stellung der Schaltwalze eintreten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 65
                              Abb. 2.
                              
                           Dr.-Ing. Bachmann.
                           Drahtlose Sicherungsvorrichtung für Eisenbahnzüge. Unter
                              									Benutzung der elektrischen Wellen ist jetzt von der Gesellschaft für drahtlose
                              									Telegraphie (Telefunken) 
                              									eine Vorrichtung geschaffen und ausgeprobt worden, die das Lokomotivpersonal
                              									rechtzeitig auf ein zu beachtendes Streckensignal aufmerksam machen soll, also
                              									geeignet ist, viel zur Vermeidung von Unfällen beizutragen. Die ganze Einrichtung
                              									ist äußerst einfach und zuverlässig. Sie besteht in einem kleinen unter der
                              									Lokomotive befestigten Röhrensender, der mit einer im Lokomotivstand angebrachten
                              									Signalvorrichtung (Hupe und Lampe) verbunden ist. Fährt die Lokomotive über das
                              									Haltesignal, so wird die Signalvorrichtung im Führerstand in Betrieb gesetzt. Die
                              									Hupe ertönt und die Lampe leuchtet auf, und zwar solange, bis der Lokomotivführer
                              									die Signale durch einen Druck auf einen Abstellknopf zum Schweigen resp. Erlöschen
                              									bringt. Es ist also ganz ausgeschlossen, daß das Signal überhört wird oder
                              									unbeachtet bleibt. Der Lokomotivführer weiß nun aber, daß nach so und so vielen
                              									Metern ein Streckensignal zu passieren ist und kann seine ganze Aufmerksamkeit
                              									darauf verwenden resp. bei Nebel und Sturm die Fahrtgeschwindigkeit des Zuges
                              									rechtzeitig so vermindern, daß ein gefahrvolles Ueberfahren des Streckensignals auf
                              									alle Fälle vermieden wird.
                           Da die Einrichtung keine besondere Bedienung seitens des Lokomotivpersonals erfordert
                              									und so konstruiert ist, daß ein Versagen des Gerätes während der Fahrt
                              									ausgeschlossen ist – jede innere Störung des Gerätes macht sich sofort durch Ertönen
                              									der Hupe und Aufleuchten der Lampe bemerkbar –, kann man im Interesse des
                              									Zugpersonals und des Publikums nur wünschen, daß die von der Eisenbahnverwaltung
                              									jetzt vorgenommenen umfangreicheren Versuche zur baldigen Einführung dieser
                              									Vorrichtung auf alle deutschen Strecken führen möge.
                           Ueber den Kontaktwiderstand berichtet Franz Kraus in „Elektrotechnik und Maschinenbau“
                              									1920, Heft 1. Bei der Bemessung von lösbaren Kontakten elektrischer Apparate, z.B.
                              									von Schaltern oder Schraubverbindungen ist man nahezu völlig auf ziemlich rohe
                              									Erfahrungswerte angewiesen, da sich für den Uebergangswiderstand zwischen zwei
                              									Metallflächen nicht so einfache, allgemein gültige Gesetze aufstellen lassen, wie
                              									etwa für den Ohmschen Widerstand. Es kommt dies daher, daß die Berührungsoberflächen
                              									durch chemische Einflüsse stark verändert werden. Es bilden sich Oxyd- oder sonstige
                              									Verbindungen, die schlecht leitend sind und je nach ihrer Schichtdicke, selbst wenn
                              									diese unmerklich dünn ist, einen hohen Uebergangswiderstand verursachen. Außerdem
                              									berühren sich zwei ebene Flächen, wenn sie nicht eingeschliffen sind, stets nur in
                              									einer mehr oder weniger großen Anzahl von Punkten. Um über die Größe des
                              									Uebergangswiderstandes zwischen zwei Metallflächen ein Bild zu bekommen, schichtete
                              									Kraus eine Säule aus kreisrunden Blechen zusammen, die durch Gewichte
                              									zusammengepreßt wurden. Den Endblechen wurde der Strom zugeführt und der
                              									Spannungsabfall mit einem Voltmeter gemessen. Diese an sich ziemlich rohe
                              									Widerstandsmessung kann für diesen Fall als hinreichend genau angesehen werden, da
                              									die Messungen die Erfahrung bestätigten, daß der Widerstand einer solchen Säule auch
                              									unter scheinbar gleichen Verhältnissen stark verschieden sein kann. Es wurde der
                              									Uebergangswiderstand von Scheiben aus Kupfer, Messing, Zink, Aluminium, Eisen und
                              									Zinn untersucht. Dabei ergab sich, daß das Ohmsche Gesetz auch für den
                              									Uebergangswiderstand gilt. Versuche über den Einfluß der Temperatur auf dem
                              									Uebergangswiderstand ergaben keine eindeutigen Ergebnisse. Dagegen zeigte es sich,
                              									daß der Widerstand der Säule nach dem Erwärmen kleiner war als vorher. Kraus erklärt dies durch das bessere Anpassen der
                              									einzelnen Scheiben aneinander infolge des Arbeitens der Säule bei der Erwärmung. Der
                              									Uebergangswiderstand zwischen mechanisch oder chemisch gereinigten Oberflächen hat
                              									durchaus beachtliche Werte. Er war z.B. bei Kupfer im niedrigsten Falle gleich
                              									dem Ohmschen Widerstände eines Kupferstabes von etwa 7 cm Länge und dem gleichen
                              									Querschnitt wie die Blechsäule. Nach längerem Liegen der Metalle an der Luft steigt
                              									der Uebergangswiderstand auf ein Vielfaches des bei reiner Oberfläche gemessenen an.
                              									So betrug z.B. der Uebergangswiderstand zwischen Kupferscheiben nach fünf Jahren das
                              									sechs- bis siebenfache des Wertes bei chemisch gereinigter Oberfläche. Von den
                              									untersuchten Metallen zeigte Kupfer auch bei oxydierten Oberflächen den kleinsten
                              									Uebergangswiderstand. Ihm am nächsten kommt Messing, während sich bei Zink und
                              									Aluminium an der Luft Schichten von sehr hohem Widerstand bilden, die diese Metalle
                              									für lösbare Kontakte unbrauchbar machen. Versuche über die Abhängigkeit des
                              									Uebergangswiderstandes vom Druck ergaben, daß der Uebergangswiderstand mit
                              									wachsendem Druck zuerst rasch abnimmt, um dann einem festen Endwerte zuzustreben. Es
                              									wäre sehr erwünscht, wenn über dieses Gebiet noch weitere, systematische Versuche
                              									angestellt und die Ergebnisse der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht würden.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Ein neuer Gas-Sparbrenner. Bei der Zimmerbeleuchtung mit
                              									Gas fand bisher eine gewisse Verschwendung statt, denn es wurden fast allgemein
                              									Glühlichtbrenner von 70 bis 100 Kerzen Lichtstärke verwendet, während die am meisten
                              									benutzten elektrischen Glühlampen eine Lichtstärke von nur 16 bis 32 Kerzen
                              									besitzen. Bei dem heutigen durch die Kohlennot verursachten Gasmangel mit seinen für
                              									den Verbraucher höchst unerfreulichen Folgen erschien es geboten, der bisherigen
                              									Verschwendung bei der Raumbeleuchtung mit Gas ein Ende zu machen und Brenner mit
                              									geringerem Gasverbrauch und dementsprechend niedrigerer Leuchtkraft zu verwenden,
                              									die ja auch in den meisten Fällen vollkommen ausreichend sind, wie ein Vergleich mit
                              									der elektrischen Beleuchtung zeigt.
                           Da eine Auswechslung der vorhandenen Gasbrenner gegen schwächere wegen der
                              									Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und wegen der hohen Kosten nicht in
                              									Frage kommt, so ist zu begrüßen, daß es gelungen ist, diese Aenderung der Brenner
                              									auf einfachste Weise und ohne große Kosten auszuführen. Wie Ingenieur Heuberger in der Zeitschrift des Vereins der Gas- und
                              									Wasserfachmänner in Oesterreich und Ungarn 1919, S. 247 bis 249, berichtet, kommen
                              									neuerdings leicht auswechselbare Einsatz-Brennerköpfe auf den Markt, die sowohl für
                              									stehende als auch für hängende Normalbrenner passen und zu billigen Preisen
                              									erhältlich sind. Die Anbringung dieser Sparbrennereinsätze ist recht einfach; bei
                              									dem gewöhnlichen Hängeglühlicht z.B. hat man nur das Mundstück herauszuschrauben,
                              									das Ersatzstück an seine Stelle zu setzen und die Düse des Brenners sowie die
                              									Luftöffnungen neu einzuregulieren. Der so hergestellte Sparbrenner liefert bei etwa
                              									40 l stündlichem Gasverbrauch ungefähr 30 Kerzen. Auf ähnliche Weise nimmt man die
                              									Umänderung bei stehenden Gasbrennern vor, die nach dem Einsetzen des neuen
                              									Brennerkopfes stündlich nur noch etwa 60 l Gas verbrauchen und dafür 30 bis 35
                              									Kerzen liefern. Der Gasverbrauch wird also auf diese einfache Weise auf etwa die
                              									Hälfte vermindert, so daß also der Einzelne wie auch das Gaswerk hierdurch recht
                              									beträchtliche, Ersparnisse erzielen. Die Einsatzteile können übrigens ebenso leicht
                              									wieder entfernt und die Brenner in ihren alten Zustand zurückverwandelt werden.
                           Sander.
                           
                           Ueber die Ausnutzung der Hochofenabgase zur
                                 										Kohlensäuredüngung. (Dr.-Ing. Friedrich Riedel,
                              									Heft 49, 4. 12. 1919, der Zeitschrift Stahl und Eisen.) Der Körper der Pflanzen
                              									besteht aus Wasser, mineralischen Bestandteilen und aus organischen Substanzen,
                              									z.B.: Kartoffeln aus 75 v. H. Wasser, 1 v. H. mineralischen Bestandteilen, 24 v. H.
                              									organischen Substanzen; Roggenkörner aus 13 v. H. Wasser, 2 v. H. mineralischen
                              									Bestandteilen, 85 v. H. organischen Substanzen. Die organischen Substanzen bestehen
                              									etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff. Was nun die Herkunft dieser einzelnen Bestandteile
                              									anbelangt, so wird das Wasser den Pflanzen durch Niederschläge, Grundwasser und die
                              									Feuchtigkeit der Luft zugeführt. Die mineralischen Bestandteile sind im Boden
                              									enthalten. Der Kohlenstoff wird der Kohlensäure entnommen, die die Pflanze durch
                              									ihre Blätter aus der Luft aufnimmt. Die Kohlensäure wird nämlich unter dem Einfluß
                              									des Lichtes zerlegt. Der Sauerstoff wird ausgeschieden und der Kohlenstoff unter
                              									Mitwirkung des Wurzelsaftes und der Luftfeuchtigkeit zu organischen Verbindungen
                              									umgestaltet. In der Luft sind durchschnittlich 0,03 v. H. Kohlensäure enthalten.
                              									Schon in früheren Jahren ist durch Chemiker festgestellt, daß die Pflanzen, wenn
                              									ihnen größere Mengen von Kohlensäure zugeführt werden, eine außerordentliche Zunahme
                              									des Wachstums zeigten. Bei diesen Versuchen über Kohlensäuredüngung wurde meist
                              									flüssige Kohlensäure benutzt. Diese Form der Kohlensäure kann aber für eine
                              									ausgedehntere Anwendung nicht in Frage kommen.
                           Nun ist vom Verfasser angeregt worden, die Hochofenabgase für diesen Zweck zu
                              									verwenden. Auf seine Anregung hin wurde von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks-
                              									und Hütten -Aktien – Gesellschaft, Abteilung Dortmunder Union eine Versuchsanlage
                              									eingerichtet, und zwar zunächst für geschlossene Räume. Es wurden drei Gewächshäuser
                              									von 6 m Breite und 25 m Länge nebst zugehörigem Verbindungshause gebaut. Zwei von
                              									diesen Gewächshäusern, dienten als Vergleichshäuser, d.h. in ihnen wurden zu
                              									gleicher Zeit dieselben Pflanzen angebaut und in gleicher Weise behandelt wie im
                              									dritten, nur mit dem Unterschiede, daß dem dritten, dem sogenannten begasten Hause
                              									gereinigte, verbrannte und verdünnte Hochofengase durch gelochte Rohrleitungen
                              									zugeführt wurden. Die Häuser wurden im Mai 1917 mit Pflanzen besetzt und das dritte
                              									Haus am 12. Juni zum ersten Male begast. Schon nach wenigen Tagen zeigte sich, daß
                              									das Wachstum der begasten Pflanzen üppiger war als das der unbegasten. Das Blühen
                              									trat ebenfalls früher ein. Der Vorsprung im Wachstum zeigte sich während der ganzen
                              									Versuchszeit. Zum Beispiel erreichten die Blätter von Rizinuspflanzen im begasten
                              									Hause eine Spannweite von 1 m, während das größte Blatt unbegast nur auf 58 cm
                              									gekommen ist. Auch der. Stamm war bei den begasten Pflanzen kräftiger. Die Tomaten
                              									trugen im begasten Hause Früchte, welche an Gewicht das 2¾ fache ausmachten von dem
                              									Gewichte der gleichen Anzahl Tomaten im unbegasten Hause. Bei den Gurken war der
                              									Mehrertrag das 1,7 fache.
                           Auch auf das Freiland wurden die Versuche ausgedehnt. Es wurden zwei gleich große
                              									viereckige Felder angelegt. Der Boden wurde erst aufgebracht und war von gleicher
                              									Herkunft und Beschaffenheit. Es war lehmiger Sandboden. Beide Felder wurden in ganz
                              									gleicher Weise bestellt mit Spinat, Rübstiel, Kartoffeln, Lupinen und Gerste. Das
                              									Ergebnis der begasten Pflanzen war bei Spinat das 2½fache des Ertrages der
                              									unbegasten Pflanze, bei Rübstiel das 1½fache, bei Kartoffeln das 2,8fache, bei
                              									Lupinen das 2,74fache und bei Gerste das zweifache.
                           Die Felder waren in quadratischer Form angelegt. Das begaste Feld war mit gelochten
                              									Zementrohren eingefaßt, aus denen dauernd Abgase entwichen. Die Windrichtung
                              									war dabei gleichgiltig, da bei jeder Windrichtung die Kohlensäure über das Feld
                              									geweht wurde. Besonders bemerkenswert war noch, daß die begasten Spinatblätter von
                              									Erdflöhen nicht befallen waren, während dies bei den unbegasten der Fall war.
                           Im Frühjahr 1918 wurde die Anlage beteutend erweitert, vor allem wurde eine
                              									Freilandfläche von 30000 m2 mit Röhren belegt. Der
                              									Hauptstrang für die Versorgung der seitlichen Rohre wurde unterirdisch verlegt. Die
                              									eingeschlossene Fläche hatte nicht quadratische Gestalt, sondern war langgestreckt.
                              									Der Erfolg mit Kartoffeln war wiederum besonders groß. Es wurden
                              										„Königsnieren“ angebaut auf dem begasten und unbegasten Felde. Das
                              									begaste Feld brachte den vierfachen Ertrag des unbegasten. Auch auf die Länge des
                              									Kartoffelkrautes hatte die Begasung günstigen Einfluß. Die längsten Triebe im
                              									begasten Feld waren über 1 m lang, im unbegasten nur 70 cm. Ein Versuch mit
                              									Herbstrüben brachte den 1,4fachen bzw. 1,54fachen Betrag, je nachdem, ob das Feld
                              									einfach oder doppelt gedüngt war.
                           Der Kohlensäuregehalt der Luft wurde ebenfalls untersucht. Zu dem Zwecke wurde
                              									folgender Versuch angestellt. Bei strahlendem Sonnenschein wurden zwei Gewächshäuser
                              									benutzt das eine wurde mit 300 Tomatenpflanzen versehen, das andere blieb leer. Die
                              									helle Beleuchtung wurde gewählt, weil die Pflanzen unter Einwirkung des Lichtes am
                              									meisten Kohlensäure umsetzen. In beide Häuser wurde Kohlensäure geleitet, so daß der
                              									Gehalt 1 v. H. betrug. Dann wurde beiderseits die Zuführung des Gases unterbrochen.
                              									Nach einer gewissen Zeit war in 1 m Höhe im bepflanzten Hause der Kohlensäuregehalt
                              									der Luft auf 0,2 v. H. gesunken, im unbepflanzten dagegen nur auf 0,42 v. H. Spätere
                              									Messungen in 45 cm Höhe über dem Erdboden ergaben im bepflanzten Hause 0,1 v. H., im
                              									unbepflanzten dagegen 0,65 v. H. Es hatte also offenbar ein lebhafter Verbrauch der
                              									Kohlensäure durch die Pflanzen stattgefunden, während sich im leeren Hause die
                              									spezifisch schwere Kohlensäure am Boden angesammelt hatte.
                           Als besonders vorteilhaft erscheint zur Kohlensäuredüngung die Verwendung von Abgasen
                              									der Großgasmaschinen. Bekanntlich werden seit Jahren schon die Hochofenabgase
                              									gereinigt und in Großgasmaschinen zur Erzeugung von mechanischer Arbeit ausgenutzt.
                              									Die Auspuffgase stehen noch unter einem gewissen Ueberdrucke, der meistens genügen
                              									wird, um die Gase weiter zu leiten. Doch auch wenn es nötig werden sollte, die Gase
                              									durch besondere Ventilatoren fortzubewegen, so würde dies kein Hinderungsgrund für
                              									die weitere Verwendung sein. Als besonders günstig kann es bezeichnet werden, daß
                              									das bei unvollkommener Verbrennung der Abgase entstehende Kohlenoxyd für die
                              									Pflanzen vollkommen unschädlich ist, daß also auch bei unsachgemäßer Bedienung der
                              									Großgasmaschine eine Schädigung der Pflanzen nicht zu befürchten ist. Der Verfasser
                              									schlägt vor, daß die Hochofenwerke zunächst noch weitere Versuche mit den in der
                              									Nähe gelegenen Ländereien anstellen möchten. Bei weiterem Ausbau der Leitungen würde
                              									dann die Zeit kommen, wo die Gärtner und Landwirte Gelegenheit hätten, ihre
                              									Gewächshäuser und Felder an ein Abgase-Sammelwerk anzuschließen, nach Bedarf aus den
                              									Leitungen Abgase zu entnehmen, dadurch den Kohlensäuregehalt der Luft zu vermehren
                              									und das Wachstum der Pflanzen zu beschleunigen.
                           Es wäre sehr erwünscht und mit Freuden zu begrüßen, wenn es gelänge, auf diese Weise
                              									die Erträge in den Gärtnereien und in der Landwirtschaft zu erhöhen.
                           Simon.
                           
                           Tieftemperaturverkokung und Halbkoks. Die
                              									Tieftemperaturentgasung der Kohle ist bis jetzt in Deutschland nur in Gasgeneratoren
                              									durchgeführt worden. Der dabei zurückbleibende Halbkoks wird dann im Generator noch
                              									vollständig vergast. Man hat nun auch bereits in Deutschland, wie früher in Amerika
                              									und England, vorgeschlagen, den Halbkoks in großen Mengen zu gewinnen. Er gilt als
                              									Brennstoff der Zukunft für Hausbrand und Kesselfeuerung.
                           Die Vorzüge des Halbkoks bestehen darin, daß er rauch- und rußfrei verbrennt, da die
                              									rauch- und rußbildenden Bestandteile nicht mehr in ihm enthalten sind, sondern bei
                              									der Tieftemperaturverkokung als wesentliche Bestandteile des Urteeres abgeleitet
                              									werden. Ein großer Nachteil des Halbkoks ist seine geringe Festigkeit, die seinem
                              									Lagern, Verschicken und Verladen sehr hinderlich ist. Durch Einsetzen einer Walze in
                              									die Entgasungstrommel ist es aber bereits gelungen, den Halbkoks beträchtlich zu
                              									verdichten.
                           
                              
                                 
                                 FlüchtigeBestand-teilev. H.
                                 Koks-Rückstandv. H.
                                 Cv. H.
                                 Hv. H.
                                 Ov. H.
                                 Nv. H.
                                 Sv. H.
                                 
                              
                                 Gasflamm-Kohle
                                 39,7
                                 60,3
                                 82,2
                                 5,2
                                 8,7
                                 2,1
                                 1,8
                                 
                              
                                 Halbkoks
                                 18
                                 82
                                 84,9
                                 3,9
                                 7,5
                                 1,9
                                 1,8
                                 
                              
                                 Gewöhn-licher Koks
                                 2
                                 98
                                 96,6
                                 0,4
                                 1,64
                                 1,37
                                 
                              
                           Zur Erforschung der Eigenschaften des Halbkoks wurden im Kohlenforschungsinstitut
                              									Versuche mit einer Gasflammkohle ausgeführt, die 10 v. H. Urteer liefert. Die
                              									Ausbeute an Halbkoks beträgt in der Drehtrommel etwa 70 v. H. der Rohkohle. In der
                              									Tabelle sind Gasflammkohle, Halbkoks und gewöhnlicher Koks miteinander verglichen.
                              									(Gesammelte Abhandlungen des Instituts für Kohlenforschung in Mühlheim 1919, Bd.
                              									III, Nr. 19.)
                           Dampf-Kraftwagen. Man hat bereits auch in Deutschland
                              									versucht, den Verbrennungsmotor beim Kraftwagen durch die Dampfmaschine zu ersetzen.
                              									Diese Bestrebungen hatten aber bis jetzt keine nennenswerten Erfolge, gewinnen aber
                              									durch dem herrschenden Mangel an geeigneten Brennstoff für den Automobilmotor nun
                              									wiederum an Bedeutung. Zur Erzeugung des Dampfes für einen solchen Wagen können
                              									Schweröle usw. Verwendung., finden, die für den Betrieb von Explosionsmotoren und
                              									Dieselmaschinen nicht mehr in Betracht kommen.
                           In Amerika hat man mit solchen Dampfkraftwagen in neuerer Zeit gute Erfahrungen
                              									gemacht. Während des Krieges soll sich besonders gut der Stanley-Dampfkraftwagen bewährt haben. Mit einer Gallone gewöhnlichem
                              									Petroleum können mehr als zehn Meilen zurückgelegt werden. Ein amerikanischer
                              									Erfinder Abner Doble baut nun einen großen
                              									Dampfkraftwagen mit etwa 50 PS Leistung. Mit diesem Wagen können Geschwindigkeiten
                              									von 55 bis 60 Meilen in der Stunde erreicht werden. Da die Dampfmaschine gegenüber
                              									dem Explosionsmotor überlastungsfähig ist, so eignet sich ein solcher Kraftwagen
                              									besonders als Bergsteiger. Ein großes Anwendungsgebiet ist ebenso für den Dampfmotor
                              									bei Lastkraftwagen, Traktoren usw. gegeben.
                           Mit dem Doble-Wagen sind in Amerika bereits eingehende
                              									Versuchsfahrten ausgeführt worden. Bei einer minutlichen Drehzahl der Dampfmaschine
                              									von 800 kann in der Minute eine Meile durchfahren werden. Nach den Angaben der
                              									Zeitschrift „The Autocar“ 1919, S. 510, ist der Wagen in 1½ Minuten
                              									fahrbereit, d.h. in 1½ Minuten nach dem Anheizen des Dampfkessels ist die notwendige
                              									Dampfspannung vorhanden. Das schwierige Anlassen des Automobilmotors mit
                              									schlechtem Brennstoff bei kalter Jahreszeit fällt fort. Während der
                              									Automobilausstellung in Miniapolis, Februar 1918, wurde ein Doble-Wagen vorgeführt. Dem Speisewasser waren 30 v. H. Alkohol zugesetzt.
                              									Bei einer Temperatur von etwa –5°C war der Wagen nach 2 Minuten 10 Sekunden
                              									fahrbereit. Der Wagen wird nun von der Doble Detroit
                                 										Steam-Motors-Company gebaut, ebenso wurde in Frankreich eine Gesellschaft
                              										„Société Francaise Doble“ gegründet, die den Bau des neuen Dampfwagens
                              									aufnehmen will.
                           W.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Lokomotivfeuerung für staubförmige Brennstoffe. Der Krieg
                              									als Verbraucher und oft als sinnloser Zerstörer aller Rohstoffe hat nun überall eine
                              									große Kohlennot hervorgerufen. Selbst Länder mit großem Kohlenreichtum sind zur
                              									größten Sparsamkeit gezwungen. Die Eisenbahn als die größte Verbraucherin der
                              									Steinkohle empfindet die Kohlennot am stärksten. Deshalb ist wiederum das Bestreben
                              									mehr in den Vordergrund getreten, auch im Lokomotivbetriebe minderwertige Heizstoffe
                              									zu verwenden. Als solche kommen besonders zwei Heizstoffe in Betracht, die man
                              									früher auch bei stationären Feuerungsanlagen benutzt hat: der Kohlenstaub und der
                              									Torfstaub.
                           Der Kohlenstaub wird teils als Abfall hochwertiger Kohlen, teils als geringe Kohle in
                              									natürlicher Staubform, endlich auch aus idem Niederschlag der Wetterführung in
                              									Steinkohlengruben erhalten Versuche in Amerika haben ergeben, daß bei Handfeuerung
                              									mit Stückkohle 1000 kg, bei mechanischer Feuerung mit Kohlenstaub 565 kg für die
                              									gleiche Leistung verbrannt wurden. Für die Kohlenstaubfeuerung müssen besondere
                              									Ladevorrichtungen auf den Stationen, Aufnahme- und Zufuhrvorrichtungen auf dem
                              									Tender und entsprechende Verbrennungsvorrichtungen an der Lokomotive geschaffen
                              									werden. Aus Abb. 1 können die an der Lokomotive
                              									notwendigen Vorrichtungen entnommen werden.
                           Auf dem Vorderteile des Tenders ist ein staubsicherer Behälter aufgesetzt, der durch
                              									zwei verschließbare Oeffnungen A gefüllt wird. Der
                              									Kohlenstaub wird durch Förderschnecken B einer
                              									Mischkammer C zugeführt, in die injektorartig auch die
                              									Windleitungen 0 münden. Die Förderschnecken werden durch eine Dampfturbine N und Zahnradvorgelege O
                              									angetrieben. Die Druckluft wird im Ventilator F
                              									erzeugt, der ebenfalls von der Dampfturbine angetrieben wird. Das Kohlen-Luftgemisch
                              									wird durch die Rohrleitung D den Brennern E zugeführt, deren 1400 bis 1600° heiße Flamme unter
                              									der kleinen Feuerbrücke J heraustreten, dann um die
                              									eigentliche Feuerbrücke K herumgeführt werden, um in
                              									die Siederohre einzutreten. Durch ein Ventil H kann
                              									mittels des Hebels I Nebenluft und durch Oeffnungen L an den unteren Seitenwänden und durch den
                              									Schlackenkasten j Verbrennungsluft zugeführt werden.
                              									Das Schauloch M dient zur Beobachtung des
                              									Verbrennungsvorganges. Die Brennstoffzufuhr wird durch das Handrad U geregelt. Die Dampfleitung zur Turbine N ist mit Z bezeichnet.
                              									Mit dem Hebel P wird. die Förderschnecke in Gang
                              									gesetzt.
                           In Ländern, wo große Torflager vorhanden sind, wird zur Lokomotivheizung auch
                              									Torfstaub verwendet. Der durch Bagger ausgehobene Torfbrei wird auf dem Trockenfeld
                              									getrocknet, dann zerkleinert und gemahlen und in Trockenöfen bis auf 15 v. H.
                              									Feuchtigkeit getrocknet. Die schwedische Staatsbahnverwaltung hat bereits im Jahre
                              									1910 die Torffeuerung bei Lokomotiven eingeführt. Man schätzt den Heizwert des
                              									Torfpulvers zu ⅔n des Heizwertes der
                              									Steinkohle. Das Torfpulver 
                              									wird auf dem Tender in luftdichten Behältern mitgeführt. Das Innere des
                              									Behälters wird ständig durch eine Luftpumpe unter geringem Ueberdrucke gehalten.
                              									Wird das Zuführungsrohr geöffnet, so wird das Torfpulver in genau regelbarer Menge
                              									in die Feuerbüchse geblasen. Eine solche Torffeuerungsanlage ist in Abb. 2 dargestellt. Durch den Kanal b wird in die Feuerbüchse a der Torfstaub eingeführt. Die Feuerbrücke c
                              									füllt die ganze Breite der Feuerbüchse aus. Ueber dem Aschfall e ist der Hilfsrost d
                              									angeordnet. Die eigentliche Verbrennungsluft wird durch einen Kanal f zugeführt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 69
                              Abb. 1.
                              
                           Durch den Kanals wird Zusatzluft zugeführt. Die
                              									Verbrennungsluft kann durch die Klappe i reguliert
                              									werden. Nachdem auf dem Hilfsrost m fester Brennstoff
                              									angezündet ist, wird das. im Tenderbehälter k
                              									eingeschlossene Torfpulver durch das Rohr l zwischen
                              									Leitblechen m in die Feuerbüchse eingeblasen.
                              									Vergleichsversuche wurden mit einer 4/4 gekuppelten Güterzuglokomotive mit Tender
                              									von 27 t Gewicht, 1,1 m2 Rostfläche, 56,1 m2 Heizfläche, 14 m2 Ueberhitzerfläche angestellt. Die Rauchgastemperatur betrug bei
                              									Torfpulver 310° C, bei Steinkohle 340°. Bei Torffeuerung war die Ruß- und
                              									Rauchentwicklung, ebenso der Funkenauswurf sehr gering. An Lokomotiven, bei denen
                              									der Wirkungsgrad der Kohlenheizung 60 bis 65 v. H. beträgt, wurde mittels
                              									Torfpulverheizung 75 v. HL erreicht. (Technische Rundschau 1920, S. 11 bis 13.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 69
                              Abb. 2.
                              
                           W.
                           
                        
                           Werkstattstechnik und Fabrikorganisation.
                           Zwanglauf in der Fabrik-Organisation. Im Ausschuß für
                              									Betriebsorganisation des Vereines deutscher Ingenieure sprach am 9. Januar 1920
                              									Fräulein Irene Witte, eine Schülerin von Gilbreth, über
                              										„Hilfsmittel zur Veranschaulichung in der wissenschaftlichen
                                 										Betriebsführung“. Es wurden die großenteils bekannten Hilfsmittel zur
                              									Veranschaulichung und Ueberwachung des Arbeitsganges im heutigen
                              									Herstellungsvorgangbesprochen: z.B. Arbeitsanweisungen, Parteikarten und dergl.,
                              									ferner Organisationspläne, graphische Darstellungen für die Betriebs- und
                              									Arbeitsvorgänge, bildliche und körperliche Darstellungen des Gesamtbetriebes mit
                              									eingezeichneten Arbeitswegen und dergl. Der Wert des Vortrages, der voraussichtlich
                              									in der Zeitschrift „Der Betrieb“ veröffentlicht werden wird, liegt in der
                              									planmäßigen Zusammenstellung der im einzelnen bekannten Maßnahmen.
                           In einer ausführlichen Erörterung wurde dann unter hervorragender Beteiligung des
                              									Direktors Riebe von der Riebe-Kugellager- und
                              									Werkzeugfabrik G. m. b. H. eine Reihe von praktischen Erfahrungen mitgeteilt.
                              									Hierbei wurde besonders betont, daß die zahlreichen Organisations-Systeme
                              									großenteils ihren Zweck ausgezeichnet erfüllen, wenn sie wirklich durchgeführt
                              									werden, daß sie indessen ausnahmslos versagen, wenn die Durchführung nicht durch
                              									Zwanglauf gesichert wird. Als Mittel zur Erzielung eines solchen Zwanglaufes wurde
                              									vorgeschlagen, den Lauf sämtlicher zur Erfüllung der organisatorischen Maßnahmen
                              									erforderlichen Laufzettel und dergl. so durch das Lohnbüro gehen zu lassen, daß die
                              									Lohnzahlung von der ordnungsmäßigen Erledigung dieser Laufzettel abhängig wird. Der
                              									Druck, den der Arbeiter auf regelmäßige und rechtzeitige Lohnzahlung ausübt, wird
                              									die regelmäßige und rechtzeitige Erledigung dieses Zwanglaufes erzwingen. Als
                              									Schwierigkeit wurde angeführt, daß zwischen dem Abschluß der Lohnarbeit und der
                              									Lohnabrechnung nur eine geringe Zahl von Tagen zur Verfügung steht, die die
                              									Arbeiterschaft nur äußerst ungern vermehren läßt.
                           Für die Durchführung sämtlicher Organisationsarbeiten ist Grundbedigung das
                              									Verständnis sämtlicher Beteiligten für die Wichtigkeit dieser Arbeiten, und bei der
                              									Erörterung der Fragen, weshalb man scheinbar in Amerika diesen Dingen bedeutend
                              									weitergehendes Interesse entgegenbringt, als in Deutschland, wies Direktor Riebe auf die eigenartige, durch Veranlagung und
                              									Erziehung bedingte Liebe zur Zahl bei den Amerikanern hin. Der Amerikaner ist
                              									gewöhnt, alles in Zahlen auszudrücken. Für ihn gewinnt die Umwelt erst Interesse,
                              									wenn er sie sich durch Zahlen vergleiche näher bringen kann. Die Geschwindigkeit
                              									eines Schiffes in Knoten, die Zahl der zurückgelegten Seemeilen, die Zahl der
                              									Umdrehungen der Schiffsschraube 
                              									und dgl. sind Dinge, die den Amerikaner in erster Linie interessieren und aus
                              									dieser Liebe und diesem Verständnis für die Zahl folgt dann ein verständnisvolles
                              									Eingehen auf Statistiken und. ähnliche Dinge auch im Berufsund Fabrikleben. Im
                              									Gegensatz zu dieser amerikanischen Veranlagung fehlt uns in Deutschland noch diese
                              										„Erziehung zur Zahl“, die uns die Durchführung der Maßnahmen des
                              									wissenschaftlichen Fabrikbetriebes wesentlich erleichtern würde.
                           Ein dritter bedeutender Gesichtspunkt für die zweckdienliche Durchführung der
                              									wissenschaftlichen Fabrikorganisation ist eine dauernde Ueberwachung der Ergebnisse.
                              									Es kann sehr wohl vorkommen, daß eine mühsam aufgebaute Organisation
                              										„reibungslos“ arbeitet und trotzdem aus Mangel an Kontrolle (z.B.
                              									lediglich durch das garnicht selten vorkommende Verschreiben der Auftragnummer), zu
                              									ganz falschen Ergebnissen führt.
                           Ein neuer Werkzeugstahl? Zu den in englischen und auch in
                              									deutschen Tageszeitungen verbreiteten Mitteilungen über einen neuen Molybdän-Stahl
                              									schreibt „The Engineer“ vom 2. 1. 1920: „Das Ingenieurwesen würde zwar
                                 										nicht an Sachlichkeit, aber sicher an Anregung gewinnen, wenn es der Behandlung
                                 										durch die „Daily Mail“ anvertraut würde: vor ein paar Wochen hat diese
                                 										geistvolle Zeitung eine wilde Geschichte über die Erfindung eines neuen
                                 										Werkzeugstahles durch Dr. Arnold und ihre sofortige,
                                 										Unterdrückung durch die Regierung veröffentlicht. Der Stahlhandel Sheffields
                                 										wird – wahrscheinlich durch diese Mitteilung nicht eben stark beunruhigt worden
                                 										sein, aber wohl ein mächtiges Vergnügen darüber empfunden haben. Dr. Arnolds Stahl ist nicht neu. Sein wissenschaftliches
                                 										Interesse an Molybdän ist bekannt, und es war für viele kein Geheimnis, daß er
                                 										während des Krieges einen Werkzeugstahl erprobt und zum Rechtsschutz angemeldet
                                 										hatte, in dem 6 v. H. Molybdän die gewöhnlich verwandten 15 bis 18 v. H. Wolfram
                                 										ersetzen. Die Zensur verhinderte natürlich die Veröffentlichung des Patentes wie
                                 										aller anderen, die dem Feinde nützliche Mitteilungen gegeben hätten, und
                                 										insofern liegt nicht der leiseste Grund zu der Annahme vor, daß die Interessen
                                 										des Wolfram bevorzugt wurden. Bei dem gegenwärtigen Preisstande hat
                                 										Molybdän-Stahl wenig oder gar keine Vorteile vor Wolfram-Stahl, denn Molybdän
                                 										kostet dreimal so viel als Wolfram; es scheint indessen ziemlich erheblich
                                 										höhere mechanische und physikalische Eigenschaften zu haben und es kann
                                 										vielleicht im Laufe der Zeit eine bedeutende Stellung auf dem Markt gewinnen.
                                 										Freilich müssen wir zugeben, daß, obwohl es wissenschaftlich außerordentlich
                                 										interessant ist, wir nur wenig Grund zu der Annahme sehen, die Hersteller der
                                 										gewöhnlichen Schnelldrehstahle könnten durch die Freigabe des Dr. Arnoldschen Patentes sehr beunruhigt werden.“
                           Immerhin ist es begreiflich, daß in den Kreisen der norwegischen Molybdän-Gruben die
                              										Arnoldsche Erfindung erhebliches Aufsehen erregt und
                              									weitgehende Hoffnungen erweckt hat. Die norwegischen Molybdän-Gruben, die während
                              									des Krieges eine noch nie dagewesene Hochkonjunktur erlebt haben, seit Kriegsende
                              									dagegen mit ungewöhnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, die teilweise zur
                              									vollständigen Betriebseinstellung führten, sind jetzt unter dem Namen A. S. Norsk Molybdän-Produkter zu einer Interessengemeinschaft
                              									zusammengeschlossen, die 16 Gruben umfaßt und namentlich dem immer stärker fühlbar
                              									werdenden Wettbewerb der amerikanischen und australischen Molybdän-Gruben
                              									entgegentreten will.
                           Dipl.-Ing. W. Speiser.
                           
                        
                           Automobiltechnik.
                           3 t-Kardan-Lastkraftwagen. Auch wenn in nächster Zeit die
                              									Rücksicht auf die Bedürfnisse des Heeres für den deutschen Automobilbau nicht
                              									maßgebend sein wird, dürften doch die während des Krieges von der
                              									Verkehrstechnischen Prüfungskommission ausgearbeiteten Bauvorschriften noch lange
                              									die Kraftwagenindustrie in maßgebender Weise beeinflussen. Ihnen verdankt
                              									beispielsweise der 3 t-Motoromnibus von H. Büssing in
                              									Braunschweig seine kennzeichnenden Merkmale. Dieser demnächst voraussichtlich von
                              									der Allgemeinen Berliner Omnibus A.-G. in großem Umfange einzuführende Wagen trägt
                              									auf einem verhältnismäßig schmalen, aus Stahlblech gepreßtem Rahmen eine 42
                              									PS-Vierzylindermaschine, für welche die von oben eingesetzten, mit besonderen
                              									Käfigen versehenen, durch die unten liegende Steuerwelle mit Hilfe von Stoßstangen
                              									und Kipphebeln gesteuerten Ventile charakteristisch sind. Eine an der tiefsten
                              									Stelle des Kurbelgehäuses befindliche, vom hinteren Ende der genannten Welle durch
                              									Schneckengetriebe bewegte Zahnrad-Oelpumpe drückt die Schmierflüssigkeit in ein von
                              									außen bequem zugängliches Verteilungsrohr und versorgt die drei Hauptlager der
                              									Kurbelwelle. Kolben und Kurbelzapfen werden durch abspritzendes Oel geschmiert. Eine
                              									von der Zahnradpumpe nach einem Schauglase am Führersitze gehende Leitung macht es
                              									möglich, während der Fahrt jederzeit festzustellen, ob die Umlaufschmierung
                              									ungestört arbeitet. Am vorderen Ende der Kurbelwelle sitzen beiderseits eines die
                              									Längsdrücke aufnehmenden Doppeldrucklagers das Antriebrad für die Steuerwelle und
                              									die Scheibe für den Riemen des aus Aluminium gegossenen Kühlerventilators. Dieser
                              									ist auf einem gefederten Hebel gelagert, damit der Riemen stets gespannt bleibt.
                              									Quer über der Steuerwelle liegt am Vorderende der Maschine die Welle für die
                              									Zünddynamo und die Kühlwasserpumpe. In das Ansaugerohr sind zwei Drosselklappen
                              									eingebaut, deren eine von einem Fliehkraftregler beeinflußt wird, welchen eine Welle
                              									betätigt. Diese erhält vom Antriebrade der Steuerwelle ihre Bewegung und wird auch
                              									dazu benutzt, eine Licht- oder Anlaßdynamo anzutreiben. Vom Auspuffsammler führen
                              									Heizleitungen zur Hauptluftöffnung des Vergasers auf der anderen Seite der Maschine
                              									und zum aufgeschweißten Heizmantel des Ansaugkrümmers. Hierdurch wird die
                              									Möglichkeit geschaffen, daß man auch mit schwer vergasenden Brennstoffen arbeiten
                              									kann. Der Motor macht 1000 Umdrehungen in der Minute. Er verbraucht 266 g/PS-Stunde,
                              									wenn der Heizwert des Betriebsstoffes = 9500 kcal/l ist. Demnach wäre der thermische
                              									Wirkungsgrad 25 v. H. Das Verdichtungsverhältnis ist 4,95.
                           An das Schwungrad schließt sich eine leicht auszubauende Kegelreibkupplung, auf deren
                              									getriebenem Teile eine aus zwei Lamellenfedern bestehende Gelenkkupplung mit Nut und
                              									Feder geführt wird. Diese überträgt die Bewegung auf das vierstufige, an zwei
                              									Querträgern des Rahmens aufgehängte Wechselgetriebe, an das sich hinten eine
                              									Zweibackenbremse mit Fußhebelantrieb schließt. Wenn diese betätigt wird, so findet
                              									gleichzeitig der Schluß einer Drosselklappe des Vergasers statt. Der in der
                              									gebräuchlichen Kulissenführung verstellbare Getriebehebel sowie der Hebel für die
                              									Hinterradbremse liegen innerhalb der Wand des Führersitzes. Die drei Schaltstangen
                              									sind mit Verriegelungen versehen, so daß niemals mehrere von ihnen gleichzeitig aus
                              									der Mittelstellung verschoben werden können. Durch ein kurzes Wellenstück ist an das
                              									Wechselgetriebe das Kardangelenk angeschlossen. Damit der Antrieb auf die schräg
                              									liegende Kardanwelle auch richtig übertragen wird, wenn das Kreuzgelenk nicht genau
                              									in der senkrechten Mittelebene des Kugelgelenkes sitzt, kann sich eine Gabel des
                              									Kreuzgelenkes auf dem mit Nuten versehenen Ende der Längswelle frei verschieben, per
                              									mittlere Stahlgußkörper der Hinterachsbrücke ist mit den Flanschen des Kardanrohres
                              									und der beiden Seitenachsstücke 
                              									fest verschraubt. Dort kann durch ein Kegelräder- und ein Stirnräderpaar die
                              									Geschwindigkeit der Kardanwelle im Verhältnis \frac{1}{7,35} bzw.
                              									bei geringfügiger Aenderung der Zähnezahlen im Verhältnis
                              										\frac{1}{9,6} vermindert werden. Aus dem Ausgleichgetriebe
                              									treten seitlich Querwellen heraus, die mit den Naben der hohlen Stahlgußräder durch
                              									bewegliche Mitnehmer gekuppelt sind. In ihnen findet man keine Biegungsmomente.
                              									Diese werden abgefangen durch die Rohre des Achsgehäuses, welche auch die
                              									Rückwirkungen der Bremsen an den Innenseiten der Hinterräder aufnehmen und auf das
                              									Gehäuse und das Kardanrohr übertragen. Ein kugeliges, das Kardangelenk
                              									umschließendes, mit Messingschalen gefüttertes Gehäuse bewirkt die weitere
                              									Uebertragung der Kräfte auf den Rahmen. Auf den Hinterachsrohren sitzen die von den
                              									Drehmomenten vollständig entlasteten Federn, In die obersten Blätter derselben sind
                              									Kugelabschnitte aus Stahl eingenietet, die sich gegen entsprechend geformte Pfannen
                              									am Rahmenträger stützen und vor dem Herausspringen gesichert sind. Das
                              									Schneckengetriebe der Steuersäule läuft in einem Oelbade. Auch bei den Lenkzapfen
                              									der Vorderachsen wird Oelschmierung benutzt an Stelle der üblichen Verwendung von
                              									Fett. Zur Kühlung dienen die während des Krieges von der Süddeutschen Kühlerfabrik, Feuerbach, eingeführten, wenig Lötstellen und
                              									Messingteile enthaltenden, leicht auszubessernden Vorrichtungen. (Heller in Heft 47 der Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Wirtschaftliches.
                           Patent- und Gebrauchsmuster-Messe in Leipzig. Zur
                              									Förderung der Verwertungsarbeit erfinderischer Tätigkeit auf industriellem und
                              									technischem Gebiete veranstaltet der allgemeine Erfinder-Verband E. V. Berlin auf
                              									der Technischen Messe in Leipzig (14. bis 20. März 1920) eine allgemeine Ausstellung
                              									von geschützten Erfindungen unter der Bezeichnung: Patent- und Gebrauchsmustermesse.
                              									Zur Vorführung gelangen Modelle und Zeichnungen. Nähere Einzelheiten sind durch die
                              									Geschäftsstelle des Allgemeinen Erfinder – Verbandes E. V., Berlin S. 14, Dresdener
                              									Straße 34/35, zu erfahren.
                           Ueber die Stickstoffwirtschaft Deutschlands im Kriege
                              									macht der Reichsstickstoffkommissar Dr. J. Bueb
                              									interessante Angaben. Vor dem Weltkriege war in Deutschland ein Ueberfluß an
                              									künstlichem Stickstoff vorhanden, so daß die Erzeugung von Ammoniumsulfat und
                              									namentlich von Kalkstickstoff nur durch Preisopfer in der Landwirtschaft Aufnahme
                              									finden konnte. Bald nach Ausbruch des Krieges änderte sich jedoch das Bild
                              									vollkommen, denn die Salpeterzufuhr stockte, wir waren auf unsere eigene Erzeugung
                              									angewiesen und es galt, diese in bisher nicht gekanntem Maße zu steigern. Da das aus
                              									der Kohle gewonnene Ammoniak selbsttätig mit der Kokserzeugung steigt und fällt,
                              									mußte man zufrieden sein, die Friedenserzeugung wieder zu erreichen und
                              									beizubehalten, doch konnte so nicht einmal der dritte Teil des Bedarfs von Heer und
                              									Landwirtschaft gedeckt werden. Deshalb mußte die Nutzbarmachung des Luftstickstoffs
                              									eingreifen. Zunächst wurden neue Kalkstickstoffabriken errichtet, die ihren
                              									Energiebedarf in der Hauptsache aus günstig gelegenen Braunkohlenfeldern schöpften,
                              									teils aber auch aus Steinkohlen und Wasserkraft. Diese Werke nahmen zum Teil schon
                              									1915 ihren Betrieb auf, der jedoch von den Kriegsverhältnissen stärker beeinflußt
                              									wurde, als vorauszusehen war, weshalb weitere Kalkstickstoffabriken nicht erbaut
                              									wurden. Von der Herstellung von Luftsalpetersäure mit Hilfe des elektrischen
                              									Lichtbogens mußte Abstand genommen werden, weil Fabrikationsversuche im großen
                              									entweder zu schlechte Ausbeute oder zu große Gefährlichkeit der Betriebe gezeigt
                              									hatten. Um den im Verlauf des Krieges immer steigenden Stickstoffbedarf zu decken,
                              									entschloß man sich, den weiteren Ausbau der Stickstoffanlagen nach dem Verfahren von
                              										Haber vorzunehmen, zumal die Erfahrungen der Badischen Anilin- und Sodafabrik bewiesen hatten, daß
                              									nach diesem Verfahren ein Maximum an Stickstoff mit einem Minimum an Arbeit- und
                              									Kohlenaufwand gegenüber sämtlichen anderen Verfahren erzielt wird. So wurde neben
                              									der Mutterfabrik in Ludwigshafen ein zweites Stickstoffwerk in Mitteldeutschland,
                              									auf der Braunkohle liegend, errichtet, das seit Anfang 1917 arbeitete und nach
                              									seinem vollständigen Ausbau das stärkste Glied im Körper der Stickstoffwirtschaft
                              									bilden wird.
                           Hand in Hand mit der Beschaffung des Primärstickstoffs war die Aufgabe zu lösen,
                              									diesen aus der Ammoniakform in die Salpeterform zu überführen in einem dem großen
                              									Munitionsbedarf entsprechenden Ausmaße. Diese Aufgabe wurde gelöst durch Verbrennung
                              									eines Ammoniak-Luftgemisches beim Durchleiten durch eine Kontaktsubstanz zu Nitrose
                              									und durch deren Umwandlung in wässerige Salpetersäure. So entstanden in Anlehnung an
                              									die großen Farbenfabriken und an die Kokereien neue Fabriken zur Herstellung von
                              									konzentrierter Salpetersäure, zunächst aus Sicherheitgründen auf dem Umweg über
                              									Natronsalpeter. Da dieses Verfahren aber viel wertvolle Schwefelsäure erforderte,
                              									wurde gleichzeitig die Aufgabe in Angriff genommen, konzentrierte Salpetersäure auch
                              									direkt herzustellen. Die Entdeckung einer gegen Schwefelsäure und Salpetersäure
                              									beständigen Eisenlegierung sowie der rationelle Ausbau der Herstellung
                              									konzentrierter Schwefelsäure waren dabei von entscheidender Bedeutung.
                           Während des Krieges konnten der Landwirtschaft nur 50% des höchsten
                              									Friedensverbrauchs an Stickstoff zugeführt werden, dagegen werden die neuen Anlagen
                              									künftig gewaltige Stickstoffmengen der Landwirtschaft zur Verfügung stellen können
                              									und damit eine starke Steigerung der Erzeugung aller Bodenprodukte ermöglichen.
                              									(Journal für Gasbeleuchtung Bd. 62, S. 2 bis 3.)
                           Die künftige Erz- und Kohlenversorgung Deutschlands. Ueber
                              									die Wirkung der Friedensbedingungen auf die Erz- und Kohlenversorgung Deutschlands
                              									machte Geh. Bergrat Prof. Dr. Krusch gelegentlich der
                              									letzten Tagung der Gesellschaft Deutscher Metallhütten- und Bergleute interessante
                              									Mitteilungen. Er wies zunächst darauf hin, daß die Entziehung eines erheblichen
                              									Teiles unserer Kohlen- und Eisenerzvorräte, die die Gründlagen unserer Industrie
                              									sind, das Hauptmittel der Entente zur Knebelung Deutschlands ist. Er schilderte
                              									hierauf die Bedeutung der in den abzutretenden Gebieten liegenden nutzbaren
                              									Lagerstätten im Vergleich zu den Gesamtvorräten Deutschlands. Danach stellen sich
                              									unsere eventuellen Verluste folgendermaßen dar:
                           
                              1. Oberschlesien.a) Eisen: 0,4 v. H. des Eiseninhalts unserer
                                       												Bergwerkerzeugung und 0,17 v. H. unserer gewinnbaren Erzvorräte;b) Blei-Zinkerze: 76,3 v. H. des Zinkinhalts und 54,4 v.
                                       												H. des Bleiinhalts unserer Bergwerkerzeugung;c) Steinkohlen: 22,8 v. H. unserer Steinkohlenförderung
                                       												und 40 v. H. unserer Vorräte.
                              2. Saargebiet.Steinkohlen: 6 v. H. unserer Jahresförderung und rund 3 v. H. unserer
                                       												Vorräte.
                              3. Elsaß-Lothringen.a) Eisen: 71,7 v. H. des Eiseninhalts unserer
                                       												Bergwerkerzeugung und 77,4 v. H. unserer gewinnbaren
                                       												Eisenerzvorräte;b) Steinkohlen: rund 3 v. H. unserer Förderung und rund 1
                                       												v. H. unserer Vorräte;c) Kali: rund 10 v. H. unserer Erzeugung und unsere
                                       												Monopolstellung;d) Erdöl: 2 v. H. der Deckung unseres Bedarfs.
                              4. Kreise Eupen und Malmedy.Blei-Zinkerze: 1,6 v. H. des Zinkinhalts und 0,4 v. H. des Bleiinhalts
                                       												unserer Bergwerkerzeugung.
                              5. Posen und Westpreußen.Kleine Braunkohlenvorräte, die für die unmittelbare Umgebung wichtig
                                       												sind.
                              
                           Diese Zusammenstellung zeigt besonders deutlich, welch ungeheuer großer Verlust uns
                              									bevorsteht, wenn die Abstimmung in Oberschlesien zugunsten Polens ausfallen sollte.
                              									Die hierdurch bewirkte montanwirtschaftliche Schwächung unseres Vaterlandes wäre so
                              									außerordentlich groß, daß sich die Folgen davon noch gar nicht absehen lassen.
                              									(Metall und Erz 1919, S. 293 bis 294.)
                           Sander.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Am 5. April d. J. kann Oberingenieur Rotth, unter dessen
                              									Mitwirkung Dinglers Polytechnisches Journal herausgegeben wird, auf eine 25jährige
                              									Dienstzeit in den Siemenswerken zurückblicken. Von den Arbeiten, die er als
                              									Vorsteher des Büros für Versuchskonstruktionen in den 90er Jahren ausführte, seien
                              									erwähnt: Die eigenartige schiefgestellte Kontaktrolle mit der gleitenden und
                              									rollenden Bewegung, die Sich wegen der geringen Abnutzung bei Anlassern gut
                              									bewährte, ein Zentrifugalkurzschließer für Drehstrommotoren mit in den Anker
                              									eingebauten Anlaßwiderständen, der genauen Schluß bei vorgeschriebener Drehzahl
                              									gewährleistete, und Untersuchungen über Wendepole von Gleichstrommaschinen. Ebenso
                              									waren von Bedeutung seine Versuche über die Kühlung von Maschinen durch zweckmäßige
                              									Luftführung zur Erhöhung der Leistungsfähigkeit, Versuche über elektrische
                              									Schweißung usw. Diese Versuche führten ihn in nähere Verbindung mit Geheimrat Dr.
                              										Wilhelm von Siemens, der ihn in die Leitung der
                              									Patentabteilung des Charlottenburger Werkes der Siemens-Schuckertwerke berief.
                           Geheimrat Wilhelm von Siemens hatte seine Arbeitskraft und
                              									universelle Bildung, seine physikalischtechnisch-mathematische Schulung, seine
                              									Begabung für juristisches Denken schätzen gelernt und berief ihn am 1. April 1914 in
                              									seine nähere Umgebung, damit er ihn bei seinen wissenschaftlichen, technischen und
                              									wirtschaftlichen Arbeiten unterstütze.
                           Von den von ihm verfaßten Büchern sind zu nennen: Das 1904 erschienene vom Werden und
                              									Wesen der Maschinen und Motoren; Genesis der mechanischen Technik in
                              									gemeinverständlicher Darstellung; 1906 erschien in zweiter Auflage: Maschinen zum
                              									Fördern von Flüssigkeit und Gasen; 1917 in zweiter Auflage: Grundlagen der
                              									Elektrotechnik.
                           Dr. Michalke.