| Titel: | Aus der Geschichte des Journals. | 
| Autor: | W. Dietze | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 74 | 
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                        Aus der Geschichte des Journals.
                        Aus der Geschichte des Journals.
                        
                     
                        
                           100 Jahre – Dinglers polytechnisches Journal. Unwillkürlich wandern die Gedanken
                              									in die Zeit zurück, in der die beiden Männer lebten, die dem Journal den Namen
                              									gegeben haben, und rufen den Wunsch wach, sich von Vater und Sohn Dingler und ihrem
                              									Wirken für das Journal ein Bild zu schaffen. Die von ihnen an ihre Verleger, die
                              									Freiherren Cotta v. Cottendorf gerichteten Briefe, die mir die J. G. Cotta'sche Buchhandlung Nachfolger gütigst zur Verfügung
                              									gestellt hat, geben manche Kunde von ihrer Wesensart und ihrer Tätigkeit für das
                              									Journal:
                           Dr. Johann Gottfried Dingler war am 2. Januar 1778 in Zweibrücken als Sohn eines
                              									Leinewebers geboren. Er wurde Apotheker, gründete aber später in Augsburg eine
                              									Fabrik chemischer Produkte und eine Kattundruckerei.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 74
                              Dr. Johann Gottfried Dingler.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 74
                              Dr. Emil Maximilian Dingler.
                              
                           Am 27. Juni 1819 schrieb er an Johann Friedrich Cotta, den Verleger Goethes und
                              									Schillers, nachstehenden Brief:
                           Sr. Hochwohlgebohrnen
                           Herrn Cotta von Cottendorf
                                     k. preussischen Geheimen-Hof Rathe
                                                                                     pp.
                           franco.                                                    
                              									Stuttgart
                           Hochwohlgebohrner Herr Geheime-Hofrath!
                           Noch zu keiner Zeit wurde das Bedürfnis zur Verallgemeinung
                              									polytechnischer Kenntnisse als ein anerkanntes verlässliches Mittel zur Förderung
                              									und Emporbringung der vaterländischen Industrie und Nazionalvermögens mehr gefühlt
                              									als jetzt. Von dieser Wahrheit geleitet beeifern sich diejenigen Regierungen, welche
                              									im Wohlstande ihrer Unterthanen auch den ihrigen gegründet sehen, um polytechnische
                              									Schulen Institute und Vereine zu gründen und durch sie den herabgekommenen Wohlstand
                              									der Industrie- und Gewerbs-Classen herbeizuführen.
                           Zur sichern und schnellern Erreichung dieser Zwecke dürfte
                              									meinen Ansichten zu Folge eine gut redigirte polytechnische Zeitschrift das
                              									förderlichste Mittel seyn, und ich würde mich entschliessen wenn sich mit dem
                              									Verlage ein dem Unternehmen gewachsener Verleger befassen würde, Anfangs Januar 1820
                              									ein hierauf berechnetes polytechnisches Journal in monatlichen Heften herauszugeben.
                              									Die Tendenz desselben wäre alle gemeinnützige inn- und ausländische, auf Erfahrung
                              									gegründete Erfindungen pp. in Künsten, Manufakturen, Fabriken, Gewerben pp. in einem
                              									allen Ständen fasslichen Vortrage zu referiren. Die Benützung der dahin
                              									einschlagenden englischen französischen und italienischen Literatur so wie meine und
                              									meiner zahlreichen Freunde vielseitige eigenthümliche Arbeiten würden mich in Stand
                              									setzen dieses noch ziemlich brach liegende Feld mit Früchte tragender Saat zu
                              									bestellen und so eine Zeitschrift zu gründen, die, fern von aller
                              									Ruhmredigkeit, bis jetzt noch keine Nazion aufzuweisen hat.
                           Den bisher erschienenen Schriften ähnlicher Art z.B. der
                              									Gewerbsfreund, das Magazin aller neuen Erfindungen, das Kunst- und Gewerbsblatt,
                              									Hermbstädts Bulletin und Museum u. d. gl. m. entsprechen keineswegs, diesen
                              									Forderungen, weil ihre Herausgeber entweder nicht Polytechniker, oder nur des lieben
                              									Honorars wegen ihre Zeitschriften mit Abhandlungen füllen, welche aus andern
                              									Schriften mit der sorglosten Auswahl ohne Beurtheilung und Prüfung entlehnt sind.
                              									Hierdurch geht auch selbst das Gemeinnützige, das sie zuweilen enthalten verlohren,
                              									weil es nicht fasslich vorgetragen wird.
                           Von dem herauszugebenden Journale dessen Titel und Inhalt
                              									ich noch näher bezeichnete, sollte alle Monate ein Heft zu 7 bis 8 Bogen in gr. 8°,
                              									mit Kupfern begleitet, erscheinen.
                           Um sämtliche hier einschlagende inn- und ausländische
                              									Literatur zur Benützung herbeizuschaffen, und um die Mitarbeiter gehörig zu
                              									honoriren, auch um von Zeit zu Zeit einige unumgänglich nothwendige Versuche und
                              									Prüfungen empfohlener Gegenstände zu veranstalten würde die Besorgung der Herausgabe
                              									ein Honorar von f. 2500 erfordern, wobei mir, meinem Ueberschlage nach, noch kein
                              									anderer Gewinn zu Theil würde als der Ehre und das Bewusstsein etwas bleibendes
                              									Gemeinnützige gegründet zu haben.
                           Von diesem Vorhaben setze ich hiemit Ew. Hochwohlgebohrnen
                              										zuerst in Kenntnis, und wenn sich Dieselben zum
                              									Verlage dieses verdienstlichen Unternehmen geneigt erklären, so werde ich Ew. pp.
                              									einen speziellem Contract einzusenden die Ehre haben.
                           Mit vorzüglicher Hochachtung und Verehrung
                           Ew. Hochwohlgebohrnen
                                                                       ergebener
                                                                        Dr. Joh.
                              									Gottfr. Dingler.
                           Augsburg, den 27. Juny 1819.
                           Cotta erklärte sich zum Verlage bereit. Der Grundstein zu der ersten bedeutsamen
                              									technischen Zeitschrift war damit gelegt. „Die Bedingungen“ heißt es in einem
                              									Brief v. Juni 1819, „habe ich denenselben bereits schon angezeigt, nemlich fl.
                                 										2500 für die jährliche Redakzion, wofür Sie das Manuskript als auch die
                                 										Zeichnungen zu den Kupfern und selbst die zu gebenden natürlichen Zeugmuster
                                 										erhalten. Zu diesem Honorar erhalte ich noch 4 Exemplare des Journals auf feines
                                 										und 6 do auf Schreibpapier gratis. Der dem Journal beizugebende polytechnische
                                 										Anzeiger dürfte, wenn auch nicht ganz, doch einen Theil des Honorars
                                 										decken.“ Auch diese Bedingungen fanden Annahme, und die weiteren Briefe
                              									behandelten nun die technischen Einzelheiten der Ausführung. Da wollte Dingler die
                              									Kupfer in Augsburg: unter seinen Augen 
                              									gestochen haben. Er wollte sich gerne der Mühe unterziehen, „damit etwas
                                 										sehr vollständiges und fürs Leben brauchbares geliefert würde.“ Nach den
                              									Kupfern anderer deutscher technischer Werke könne auch nicht ein Gegenstand mit
                              									Verläßlichkeit ausgeführt werden; ein Fehler, in den er nicht gern fallen möchte.
                              									Entscheidenden Wert legte er darauf, daß das Journal in der Augsburger Druckerei der
                              									J. G. Cotta'schen Buchhandlung gedruckt werde. Hierüber schrieb er: „Es ist wegen
                                 										der bei solchen Werken unvermeidlichen Veränderungen, veranlaßt durch
                                 										eintreffende neue Erfindungen und Berichtigungen schlechterdings unmöglich, den
                                 										Druck nicht unter den Augen des Verfassers besorgen zu lassen. Es hat
                                 										Gelegenheiten gegeben, wo ich bei solchen Fällen einen Bogen Umdrucken oder
                                 										einen Karton einschalten ließ, um nicht eine Unkunde mit dem Allerneuesten zur
                                 										Schau zu tragen.“ Wenn Cotta darein nicht willigen sollte, wollte er
                              									vorziehen, den Titel „polytechnisches Journal“ seinem schon bestehenden
                              										MagazinEs handelt sich um das Magazin der Druck-, Färbe- u. Bleichkunst, das von
                                    											Dingler herausgegeben wurde. zu geben. Aber auch darein willigte
                              									Cotta ebenso, wie er sich mit dem Versand des Journals von Augsburg aus
                              									einverstanden erklärte, für den Dingler mit den Worten eintrat: „Es dürfte sich
                                 										wohl schwerlich außer Augsburg eine Stadt finden, die jede Woche durch Bothen
                                 										und Fuhrleute nach allen Richtungen der Welt Versendungen machen kann.“
                           Auch an einem größeren Papierformat als dem der von Cotta verlegten, in Augsburg
                              									erscheinenden allgemeinen Zeitung, war ihm gelegen. Der Ballen eines solchen Papiers
                              									kostete zwar fl. 28 bis 30, „aber“, so schrieb er, „da Sie nach den
                                 										Materialien, die für dieses, alle Stände in Anspruch nehmende Journal bestimmt
                                 										sind, auf einen bedeutenden Verschleiß zählen können, so dürfte diese
                                 										Kostenerhöhung von keinem Anstände seyn.“
                           Ende Januar 1820 – der Zeitpunkt läßt sich nicht mehr genau feststellen – erschien
                              									das erste Heft. „Sachkenner werden mit dem Gehalte mehr als zufrieden sein; die
                                 										folgenden werden ihm in nichts nachstehen“, stellte der Herausgeber seinem
                              									Verleger gegenüber fest. Das dauernd verspätete Erscheinen der Hefte verdroß ihn.
                              									Ein Teil der Tafeln wurden nicht als Kupferstiche in Augsburg sondern als
                              									Steindrucke in Stuttgart hergestellt. Da die Drucke nicht pünktlich eintrafen, sah
                              									Dingler durch diese Verspätungen den Zweck und Plan des Journals aus dem Geleise
                              									gerückt. Nur langsam konnte er auch in diesem Punkt zufrieden gestellt werden. Die
                              									Auflage hat anscheinend zuerst etwa 700 Exemplare umfaßt. Doch muß der Absatz
                              									geringer gewesen sein. Aus einem Briefe von 1821 ersehen wir, daß Cotta eine
                              									Herabsetzung der Auflage in Erwägung zog, Dingler sich aber dagegen aussprach und
                              									zur weiteren Verbreitung des Journals Anzeigen in nord- und süddeutschen Zeitungen
                              									und Zeitschriften empfahl. Auch hoffte er, zu erreichen, daß die bayrische Regierung
                              									die technischen Stellen für die Anschaffung und Berechnung des Journals
                              									anweisen würde. Für diesen Fall hielt er es für angebracht, diesen Stellen die
                              									Zeitschrift, die fl. 16 jährlich kostete, zu fl. 12 abzulassen. Auch bei der
                              									preußischen und württembergischen Regierung muß er sich für die Verbreitung verwandt
                              									haben, denn Anfang 1822 teilte er mit, daß das preußische und auch das
                              									württembergische Ministerium das Journal den sämtlichen technischen Behörden
                              									empfehlen würde.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 75
                              
                           Einen interessanten Einblick in Dinglers Auffassung von den Aufgaben des Journals
                              									gibt nachstehende Stelle aus einem Briefe v. 15. Nov. 1821:
                           
                              „In ergebener Beantwortung dero Werthen vom 8. d. habe ich die Ehre zu erwidern,
                                 										daß ich im Besitze des Magaz. aller neuen Erfindungen bin, daß ich aber in
                                 										demselben durchaus alle Originalität vermiße und bisher auch nicht einen
                                 										einzigen Artikel darinnen fand, der sich zu den Abhandlungen des polyt. Journal,
                                 										als verträglichen Gesellschafter eignete. Das letzte Heft ist das No. 9 der
                                 										neuen Folge, welches ich besitze, und es würde mich freuen wenn die weitern
                                 										Folgehefte ein Mal etwas Neues und gründliches enthielten. Die Arbeiten des
                                 										Herrn Prof. Poppe, namentlich seine Uebersetzungen sind so elend und erbärmlich,
                                 										daß es schade um das gute Papier ist, das damit macularisirt wird. Ich habe von
                                 										ähnlichen Herren Vielschreibern eine Menge Beiträge f. d. polyt. Journal
                                 										erhalten, die ich sogar wohlstandshalber honorirte, von denen ich aber zur Ehre
                                 										des Journals nie Gebrauch machen werde. Gleicher Fall ist mit allen neuern
                                 										technologischen Schriften Journalen u.s.w. Alles längst bekanntes und
                                 										verunstaltet wieder gegebenes.
                              
                           
                              Meine große Reise in Sachsen Preußen pp. gab mir erneuerte Gelegenheit alte
                                 										Schreibelichter persönlich zu besuchen und sie für das polyt. Journal mit heuen
                                 										und eigenthümlichen Arbeiten zu intereßiren; ich fürchte aber, daß bei dem
                                 										besten Willen es doch keiner wagen wird, sich an daßelbe anzuschließen. Wir
                                 										wollen also wie bisher fortfahren, solche Materialien und Hülfsmittel zu
                                 										benuzen, die uns keinen Vorwurf des Kompiliren zuziehen, und uns streng an
                                 										Originalität oder gründliche Zusammenstellungen des beßeren und neuern
                                 										halten!“
                              
                           In einem Briefe betont er, daß sich das Journal „nur mit den Gegenständen des
                                 										praktischen Wirken befaßt.“ In einem andern heißt es: „Gefasel kann dem
                                 										polytechnischen Journal nicht frommen,“ Großen Wert legte er auf die
                              									Insichgeschlossenheit der einzelnen Hefte: „Abhandlungen in Fortsetzungen nehme
                                 										ich nicht auf.“ Von der Unparteilichkeit, mit der er an die Auswahl seiner
                              									Mitarbeiter heranging, zeugen folgende Sätze eines Briefes v. 2. Juni 1822:
                               „Ew. Hochwohlgebohrnen
                           
                              hatten die Güte mich auf einen
                              
                           
                              in allen Beziehungen intereßanten Mann aufmerksam zu machen, der als Mitarbeiter
                                 										des polyt. Journal von besonderem Werth für daßselbe wäre. Ich würde mich um so
                                 										mehr freuen, Originalarbeiten von demselben lesen zu können, weil er die
                                 										Arbeiten des Herrn Prof. Marechaux für Unsinn erklärt. Indeß kann ich nicht
                                 										unbemerkt laßen daß, so weit meine Nachrichten gehen, jedermann mit den im
                                 										polyt. Journal befindlichen Arbeiten des Herrn P. M. zufrieden ist. Es könnte
                                 										für jenen Gelehrten 
                                 										eine sehr verdienstliche Arbeit sein, wenn er uns aus dem Irrthume heilte
                                 										und den Unsinn darthäte.
                              
                           
                              Wollen mich Ew. H. mit deßen Addreße bekannt machen, so werde ich ihm schreiben
                                 										und für das polyt. J. zu gewinnen suchen.“
                              
                           Daß es ihm gelang, alle damals bestehenden technischen Blätter zu überflügeln,
                              									stellte er mit dem Satze fest: „In Hinsicht der Neuheit ist das polytechnische
                                 										Journal vor allen andern stets um 6-8 Monate voraus.“
                              									„Ich lasse keine Gelegenheit entgehen“, schrieb er 1823, „das
                                 										polytechnische Journal mit den interessantesten Nachrichten zu bereichern und
                                 										jedes Heft für Leser aller Stände interessant zu machen.“ Er besuchte die
                              									Messe in Frankfurt, um dort zu sehen, „was es in der Industrie neues gibt, auf
                                 										was man hinarbeiten muß und was in dieser Beziehung fürs Journal auch zu thun
                                 										ist.“ Wie sehr dieses Bemühen, die Zeitschrift auszubauen, Dingler in
                              									Anspruch nahm, zeigt uns der bedeutsame Vorschlag, das Journal in eine täglich
                              									erscheinende Zeitung umzuwandeln, den er am 7. Oktober 1825 brieflich seinem
                              									Verleger unterbreitete. Das Schreiben spiegelt so selten klar den kühnen Bekenner
                              									und Verfechter technischen Schrifttums wieder, daß es eine ungekürzte Wiedergabe
                              									verdient:
                                 „Hochgebohrner Freiherr!
                           
                              Vor allem meine Bewunderung über das Beharren zur Verallgemeinung der wichtigern
                                 										aller Erfindungen, der Dampfmaschinen Schiffahrt auf den deutschen Strömen! –
                                 										Stillstehen ist so viel wie Rückwärtsgehen, diß fühle ich leider zu sehr. Also
                                 										vorwärts, so lange man schaffen und wirken kann. Diß wünsche ich nun in Bezug
                                 										des polyt. Journals eintreten zu laßen, und harrte deßhalb lange auf dero
                                 										Hierherkunft. Da sich diese dennoch weiter hinaus ziehen dürfte, so erlaube ich
                                 										mir, denselben meine Meinung hier schriftlich mitzutheilen.
                              
                           
                              Das erscheinen des Journals von Monat zu Monat und die Verspätungen die durch den
                                 										Versand eintreten, machen manchen Artikel durch den Zeitverlust unwerth. Oft ist
                                 										vor Erscheinen des Journals in Zeitungen oberflächlich von dem Gegenstand die
                                 										Rede, auch dann das Intereße schon gemindert. Der Materialien für Fabrikanten
                                 										und Gewerbsleute sind so viele daß sie das Journal bei schon überschrittener
                                 										Bogenzahl bei weitem nicht zu faßen vermag. Manches bleibt liegen und veraltert.
                                 										Vieles kann nicht ein Mal, des Raumes wegen benutzt werden. Diß brachte mich auf
                                 										den Gedanken mein Journal in eine täglich zu erscheinende Zeitung zu verwandeln.
                                 										Hierzu sind nun noch ein oder anderthalb Duzend Journale weiter nöthig und die
                                 										Sache ist, wie ich sie auszuführen gedenke, so gut wie gemacht, zumal ich ihr
                                 										dann, mit meinem von Göttingen zurückgekommenen Sohne, einen guten Theil der
                                 										Zeit widmen werde. Es fragt sich: ob dieselben diese Zeitung gleich mit der
                                 										allg. Zeitung verbinden wollen, und daß man sie den Abnehmern mit der allg.
                                 										Zeitung um wenige fl wohlfeiler gäbe als denjenigen, welche sie besonders
                                 										nehmen; oder ob solche unabhängig erscheinen soll?
                              
                           
                              Ferner ob dieselben sich in den Nuzen mit mir theilen wollen? denn auf ein
                                 										bestimmtes Honorar bin ich nicht gesonnen mich einzulaßen, weil ich einen
                                 										bedeutenden Absaz, in der Art wie das Blatt redigirt wird, entgegen sehe. Auch
                                 										muß der Preis so gestellt werden, daß das Blatt, denen, für die es zunächst
                                 										bestimmt ist, zugänglich ist. Der höchste Preis wäre f. 11. Die Avertistements
                                 										würden einen Theil der Kosten decken. Kupfer, in 4° würden beigegeben, und dazu
                                 										wäre ein eigener Kupferdrucker anzustellen. Mit den Kupferstechern wäre es so
                                 										weit vor, daß innerhalb 3 bis 4 Tagen von einem einzigen eine Platte fertig
                                 										würde.
                              
                           
                              Ich wünsche hierauf balde dero Ansichten zu vernehmen, und falls wenn die
                                 										Unternehmung denselben nicht zusagte, solche zeitlich genug für meine eigene
                                 										Rechnung einzuleiten.
                              
                           Neue Ideen und Erfindungen müssen durch diese
                                 										Zeitung gleich einem Dampfschiff schnell die Welt durchsegeln, und dadurch den
                                 										Gewerbsleuten die Gewerbszeitung gleich den Politikern eine gute politische
                                 										Zeitung zugänglich werden. Ich glaube mich in diesem Unternehmen nicht zu
                                 										täuschen, oder es müßte alles was man mir über Gewerbs- und Industrie Eifer von
                                 										allen Polen her schreibt, gelogen seyn.
                           
                              Beehren Sie mich bald thunlichst mit einer etwas mehrmals bestimmten Antwort und
                                 										genehmigen Sie die Versicherung meiner Bewunderung und unbegrenzten
                                 										Hochachtung
                              
                           
                              Ew. Hochwohlgb.
                              
                           
                                                                ergebener
                              
                           
                              Augsburg, den 7. Obr. 1825.
                              
                           
                              Dingler.“
                              
                           Der Plan kam nicht zustande. Cotta wollte den Zeitschriftencharakter nicht aufgegeben
                              									wissen. Man muß ihm damit recht geben. Auch heute in unserer so gründungslustigen
                              									Zeit ist ein solcher Gedanke – zwar wohl wieder gefaßt – aber doch nicht
                              									verwirklicht worden. Die technischen Neuerungen sind keine Tagesereignisse. Sie
                              									müssen sorgfältig durchdacht sein, vielfach erfordern sie genau gezeichnete
                              									Abbildungen. Dazu ist Muße nötig, mit der sich der hetzende Tageszeitungsbetrieb
                              									nicht recht verträgt. Da es sich nicht um Dinge handelt, die am kommenden Tage schon
                              									wieder durch neue Geschehnisse überholt sind, genügt es, sie in ein- oder
                              									mehrwöchigen Abständen bekannt zu geben. Auf der Mittellinie zweimal monatlichen
                              									Erscheinens wurde eine Einigung erzielt. Monatlich sollten 2, 3 und im Notfall
                              									ausnahmsweise 4 Bogen mehr gegeben werden als bisher. Der Preis blieb unverändert.
                              									Das Honorar wurde auf fl 3000 erhöht. In dieser Zeit betrug die Auflage 1250
                              									Exemplare.
                           Den Bemühungen seines Herausgebers entsprechend fand das Journal immer größere
                              									Beachtung. Bezeichnend ist, daß in einer Novelle aus damaliger Zeit: „Dr. Faust
                                 										am Riederberge“ der Verfasser Johann Gabriel Seidl einen jungen Studenten
                              									als einzige Lektüre ein Heft von Dinglers polytechnischem Journal auf die
                              									Wanderschaft mitnehmen läßt.
                           1827 bekam Dingler von dem k. p. Minister v. Schuckmann die erste Abteilung der
                              									Arbeiten der technischen Deputation in einer Prachtausgabe zum Geschenk und mit
                              									Stolz konnte er feststellen, daß das Journal bei den Beschreibungen aller
                              									Dampfmaschinen pp. durchgehend zitiert war, „was“, wie er schrieb,
                              										„demselben zur Ehre gereicht“. Die damaligen Erscheinungen an
                              									Konkurrenzblättern erweckten in ihm wenig Konkurrenzbefürchtung. Mit kühlen Worten
                              									fertigte er sie ab: „Es sind wieder einige Gewerbs- und polytechnische Wochen-
                                 										und Monatsschriften aufgetaucht. Nach den erhaltenen Erstlingen zu schließen,
                                 										werden selbe wie ihre Vorgänger auch eben so schnell wieder untertauchen und
                                 										unsichtbar werden.“
                           Und in einem Briefe von 1834 an den Freiherrn Georg v. Cotta, den Sohn des 1832
                              									gestorbenen Johann Friedrich, heißt es: „Der Erzspitzbube Hartmann hat nun das
                                 										Zeitblatt für Freunde der Gewerbe eingehen lassen. Es war in den meisten
                                 										Abhandlungen eine 2. Auflage unseres Journals. Viele Nachäffer unseres Journals
                                 										sind gleichen Todes gestorben.“
                           Ein interessantes Streiflicht auf die technischen Blätter der damaligen Zeit wirft
                              									auch ein Abschnitt aus einem Briefe vom 24. März 1835:
                           
                              „Das polytechnische Centralblatt habe ich bestellt aber noch nicht erhalten. Es
                                 										sind der Blätter dieser Art seit dem Bestehen des polytechnischen Journals 10
                                 										aufgetaucht und davon 9 untergegangen. Das übriggebliebene sind die Blätter für
                                 										Künstler und Handwerker 
                                 										des Industriecomptoirs von denen jezt nur noch alle 2 bis 3 M. ein Bogen
                                 										als Lebens Zeichen erscheint. Das Magazin aller neuen Erfindungen von
                                 										Baumgartner hat sich vor 1½ Jahren neue Flügel angeschafft, ist aber gleich
                                 										wieder schachmatt geworden und kreißt nur noch vegetirend einher. Die sich durch
                                 										wunderschöne Kupferstiche auszeichnende Berliner Gewerbsverhandlungen leisten
                                 										für ihren beabsichtigenden Zweck gar nichts. Und so
                                 										ist es mit allen andern dahin einschlagenden: deutschen Journalen, an denen blos
                                 										das Papier und die Kupfer ausgezeichnet sind. Erst will ich sehen wie dieses
                                 										Centralblatt auftritt, wornach wir es entweder ganz ignorieren oder wenn es
                                 										groben Diebstahls überwiesen werden kann zum Tode verurtheilen.“
                              
                           Gewiß mögen diese Urteile durch den Stolz auf die eigene Sache etwas gefärbt gewesen
                              									sein. Aber der seiner Zeit weit vorausschauende Blick und die Rührigkeit dieses
                              									Mannes zeugen für die grundsätzliche Berechtigung seines Urteils. Daß auch andere
                              									ähnlich dachten, beweist ein Satz aus der Voigtschen „Neuen Nekrologie der
                                 										Deutschen“ (1832): „Noch immer ist Dinglers polytechnisches Journal in
                                 										Fülle und Gründlichkeit durch kein anderes Blatt der Art, so viele deren auch
                                 										auftauchen, übertroffen worden.“ Schon 1835 mühte sich Dingler darum, dem
                              									polytechnischen Journal in Amerika Absatz zu verschaffen. Alle technischen
                              									Neuheiten, die er in Erfahrung bringen konnte, suchte er sofort durch das Journal
                              									bekanntzugeben. Wenn kurz vor der Drucklegung eines Heftes etwas höchst
                              									Interessantes eintraf, so reihte er dies noch in das Heft ein und ließ etwas minder
                              									Bedeutendes für das folgende Heft zurück. Einmal wollte ein ihm befreundeter
                              									Fabrikant ihm unter dem Siegel der Verschwiegenheit ein neues
                              									Zuckerbereitungsverfahren zeigen. Er lehnte das seine Wißbegierde lockende
                              									Anerbieten im Interesse des Journals ab, damit ihm in darauf bezüglichen
                              									Mitteilungen nicht die Hände gebunden wären. Ein Vorfall, der auch auf die Gesinnung
                              									dieses Mannes ein schönes Licht wirft. 1838 faßte er den Plan, alle neuen
                              									Erscheinungen der technischen Literatur im Journal besprechen zu lassen und gewann
                              									mehrere Mitarbeiter dafür. Außerdem sollte alle zwei Monate über alle erscheinenden
                              									Gewerbsblätter, Gewerbszeitungen und Journale eine strenge Heerschau gehalten
                              									werden. Letztere Aufgabe übernahm Direktor Karmarsch in Hannover. 1839 berichtete er
                              									über den Erfolg: „Die Kritik hat gut gewirkt, und die Herren Redakteure der
                                 										technischen Zeitschriften haben gleich angefangen, die Quelle ihres Raubes mehr
                                 										oder weniger kenntbar anzugeben. Herr Direktor Karmarsch soll nur schonungslos
                                 										so fortfahren, da dadurch der Gewinn ganz auf die Seite des technischen
                                 										Publikums fällt.“
                           Mit dieser für die Entwicklung der technischen Literatur in Deutschland sicherlich
                              									sehr bedeutungsvollen Tat beendete Dr. Johann Gottfried Dingler seine Haupttätigkeit
                              									für das Journal. 1840 zog er sich von der Leitung zurück. Er wurde zwar noch auf dem
                              									Titel mitgeführt, sprach auch hier und da noch ein Wort mit. Die Herausgabe besorgte
                              									aber in erster Linie sein Sohn Emil Maximilian. Am 19. Mai 1855 schied der Begründer
                              									des Journals aus dem Leben. Im 138. Bande S. 396 ff. hat sein Sohn das Leben und die
                              									Tätigkeit dieses bedeutenden Menschen, Technikers und Schriftstellers gewürdigt.
                           Am 1. November 1830 hatte Johann Gottfried seinen Sohn Dr. Emil Maximilan Dingler als
                              									Teilhaber in sein Geschäft aufgenommen. Das Titelblatt des ersten Januarheftes 1831
                              									nannte den Sohn zum ersten Male als Mitredakteur des Journals. Emil Maximilian war
                              									1806 geboren. Er hatte in Landshut, Erfurt, Berlin und Göttingen Physik und Chemie
                              									studiert, sich durch Lösung einer Preisaufgabe über Chlorkalk hervorgetan, 1829 in
                              									Erlangen zum Dr. der Philosophie promoviert und war dann auf eine Studienreise
                              									nach Frankreich, England und Holland gegangen, von der er im Spätherbste 1830
                              									zurückkehrte. Er hatte diese Reise, ausgerüstet mit 150 Empfehlungsbriefen allein
                              									für England unternommen, die ihm in alle bedeutenden industriellen Betriebe Einlaß
                              									verschafften. Fl 1500 hatte er auf Literatur, Apparate, Modelle und Zeichnungen
                              									verwandt, die anzuschaffen ihn sein Vater beauftragt hatte. Mit reichen, von
                              									praktischen Erfahrungen befruchtetem Wissen war der junge Dingler an die Seite
                              									seines Vaters getreten.
                           Seine erste bemerkenswerte Aeußerung über die Richtlinien der Schriftleitung findet
                              									sich in einem an den Freiherrn Georg v. Cotta gerichteten Briefe vom 20. Februar
                              									1834: „Sie schreiben meinem Vater, daß man Ihnen die Bemerkung gemacht hat, das
                                 										polytechnische Journal enthalte zu Viel nur für England Anwendbares. Ich glaube,
                                 										daß man von dem bisher befolgten Plane nicht abgehen kann, ohne den Werth dieser
                                 										Zeitschrift bedeutend zu schmälern. Sie ist die einzige in Deutschland, welche
                                 										alle englischen patentierten Erfindungen mittheilt und da man gegenwärtig gar
                                 										kein Journal – nicht einmal in Frankreich oder England – – besitzt, welches
                                 										dafür ein vollständiges Repertorium wäre, so sehen sich die deutschen
                                 										Schriftsteller über Technik genöthigt, stets das polytechnische Journal zu
                                 										citieren, um nicht auf ein Heer von fremden Zeitschriften verweisen zu müssen,
                                 										die man nicht einmal auf den Staatsbibliotheken vorfindet. Es ist übrigens sehr
                                 										schwer zu sagen, was nur für England paßt und nicht auch für Deutschland;
                                 										gewöhnlich meint man damit die Dampfmaschinen und die Eisenbahn; aber erstere
                                 										vermehren sich in Deutschland mit jedem Jahre und letztere gewinnen für uns ein
                                 										immer größeres Interesse. Auch kann man, wenn eine Maschine an und für sich in
                                 										Deutschland nicht anwendbar ist, deßwegen nicht behaupten, daß ein Mechaniker
                                 										aus ihrer Beschreibung keinen Nutzen zieht; er kann einzelne Theile derselben in
                                 										der Regel bei Maschinen zu anderen Zwecken benutzen, und sie wird ihm dadurch
                                 										wichtig. Dahin gehört zum Beispiel die compendiöse Einrichtung bei den Kesseln
                                 										der Dampf wagen etc.
                           Auch hat die Erfahrung gelehrt, daß bei diesem System das polytechnische Journal
                                 										auf die größte Verbreitung rechnen kann. Die preußischen Gewerbsverhandlungen,
                                 										welche nur bereits ausgeführte und in Deutschland unmittelbar anwendbare
                                 										Maschinen liefern, mit vortrefflichen Kupfern, habe ich noch in wenig Fabriken
                                 										und Lesecirkeln gefunden und sie können offenbar nur durch den Gewerbsverein
                                 										aufrecht erhalten werden. Das Magazin der neuesten Entdeckungen, welches im
                                 										vorigen Jahre nach einem ausgedehnten Plane bearbeitet wurde, scheint die
                                 										Concurrenz auch nicht in die Länge halten zu können. Erdmanns Journal für
                                 										technische Chemie, welches fast blos mehr hüttenmännische Abhandlungen lieferte,
                                 										soll jetzt mit Schweiggers Jahrbuch der theoretischen Chemie vereinigt werden;
                                 										und so sind noch viele andere in der letzteren Zeit begonnene technische
                                 										Zeitschriften am Absterben, während sich das polytechnische Journal einer so
                                 										großen Verbreitung erfreut.“ 1838 bereicherte er den Inhalt des
                              									polytechnischen Journals durch regelmäßige Bearbeitung einer russischen technischen
                              									Zeitschrift. Hierüber schrieb er: „Das russische Journal für Manufakturen wurde
                                 										mir von Dr. Widemann mitgeteilt; der uns auch das Brauchbare übersetzt, wobei
                                 										freilich eine bedeutende Revision nöthig ist, weil die russische Sprache
                                 										eigentlich keine fixe Nomenclatur für technische Gegenstände hat, indem es über
                                 										solche bis jetzt noch keine russischen Schriftsteller giebt. Es verspricht in
                                 										der Folge manche Ausbeute und durch dasselbe wird uns also eine neue Quelle
                                 										eröffnet, die nur wenigen zugänglich ist.
                           
                           Im Jahre 1845 wünschte der Verleger für die Herstellung der Abbildungen eine
                              									weitgehende Verwendung von Holzschnitten, die, anstatt wie Steindruck und Kupfer,
                              									auf besonderen Tafeln gefertigt zu werden, dem Texte unmittelbar beigedruckt werden
                              									sollten. Emil Maximilian Dingler antwortete darauf: „Hinsichtlich der
                                 										Holzschnitte bin ich bisher dem Grundsätze gefolgt, welchen alle gute, so wohl
                                 										technische als wissenchaftliche Zeitschriften in England und Frankreich
                                 										fortwährend beobachten. – Dieselben liefern nämlich nur solche Zeichnungen in
                                 										Holzschnitten, welche nicht sehr compliciert sind, worin keine große Genauigkeit
                                 										in den Dimensionen der Details beybehalten werden mus, kurz welche mehr
                                 										Ansichten der Gegenstände zur Verständigung derselben darzustellen haben und
                                 										deren Beschreibung den Raum einer Columne nicht
                                    											überschreitet, so daß der Leser der Abbildung die Beschreibung stets
                                 										gegenüber hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 78
                              Dr. Kast.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 78
                              Prof. Zeman.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 78
                              Prof. Dr. Engler, Exzellenz.
                              
                           
                              Während daher auch in England Lehrbücher der Physik, Chemie, Mechanik pp.
                                 										ausschließlich mit Holzschnitten versehen, in Menge erschienen sind, deren
                                 										Abbildungen zu diesem Zweck sich vollkommen eignen, weil die Figuren nur
                                 										sogenannte Aufrisse der Apparate vorzustellen haben, wie es auch in sämtlichen
                                 										bey Vieweg erschienenen derartigen Werken der Fall ist, – enthalten dagegen die
                                 										guten engl. technischen und wissenschaftlichen Zeitschriften verhältnismäßig
                                 										sehr wenig Holzschnitte. Einerseits sind nämlich die meisten Abbildungen zu
                                 										compliciert als daß sie in kleinem Maaßstab als Holzschnitt noch deutlich genug
                                 										bleiben, andrerseits nimmt die Beschreibung derselben oft 5 bis-8 Columnen ein,
                                 										so daß dem Leser die Vergleichung mit der Figur ungemein erschwert würde,
                                 										während er die Abbildung auf einer herausgeschlagenen Lithographierten Tafel
                                 										stets vor Augen behält. Endlich kommt die Ausführung einer so großen Anzahl von
                                 										kleinen Figuren, wie sie auf einer Lithogr. Platte vereinigt werden können, in
                                 										Holzschnitten, unverhältnismäßig hoch zu stehen, während bey denselben die
                                 										Schärfe und Reinheit der Lithograph. Zeichnung doch nie erreicht wird.
                              
                           
                              Das Mechanics-Magazine ist die einzige mir bekannte Zeitschrift, welche alle
                                 										Abbildungen in Holzschnitt liefert; dieselbe ist der Tummelplatz der engl.
                                 										kleinen Mechaniker und Gewerbsleute, denen großenteils wissenschaftliche
                                 										Kenntnisse fehlen und enthält daher ein Gemisch von praktisch Brauchbarem, mit
                                 										viel mehr mittelmäßigem und ganz Schlechtem. Die Holzschnitte sind darin so roh,
                                 										daß ein deutsches Publikum sich schwerlich damit begnügen würde.“
                              
                           1862 schlug Cotta dem Herausgeber vor, in einer Begleitnote des ersten
                              									Januarheftes, von seiner Seite eine Erklärung abzugeben, daß er fortwährend bemüht
                              									sein werde, das Journal seinem Zwecke entsprechend auszustatten. Dingler erklärte:
                              										„Ihrem bestgemeinten Vorschlage vermag ich nicht beizustimmen, denn ich würde
                                 										dadurch einen sehr befremdenden Eindruck bei den sachverständigen Lesern des
                                 										Journals hervorrufen, welche alle recht wohl wissen, daß ich einerseits keinen
                                 										litterarischen Rückschritt mache und andererseits stets mit vollen Segeln fahre,
                                 										wie es bei einem Fachjournal die litterarische Ehre gebietet.“
                           In der Tat hatte sich auch die Auflage stets erhöht. 1843 betrug sie 1400 Exemplare.
                              									Das Honorar der Herausgeber, mit dem sie wie bisher alle Kosten der Schriftleitung
                              									bestreiten mußten, war auf fl 5000 festgesetzt worden. 1855 war die Auflage 1700.
                              									Für das Honorar wurde eine neue Berechnung vereinbart: bei einer Auflage von, 1700
                              									Exemplaren erhielt Dingler fl 6000 und für jedes weitere oder fehlende Exemplar
                              									wurden fl 3
                           zu oder abgerechnet. 1863 war der Absatz um weitere 200 Exemplare gestiegen.
                           In diesem Jahre starb Georg v. Cotta. Die Geschäftsleitung ging auf seinen Sohn Carl
                              									über.
                           1873 beabsichtigte der Verlag, den Bezugspreis wegen der gesteigerten Drucklöhne,
                              									Papierpreise etc. auf 12 Thlr. (fl 21) zu erhöhen. Dingler erklärte sein
                              									Einverständnis, weil er den Preis von 12 Thlrn mit dem Preise der zunächst
                              									konkurrierenden technischen Zeitschriften bezüglich Bogenzahl und Figurentafeln in
                              									angemessenem Verhältnis stehend fand. Zwei Aufzeichnungen, von 1825 und 1855, bieten
                              									einen Einblick in die Entwicklung der Herstellungspreise. Ich glaube, es ist
                              									interessant, auch hierüber etwas zu erfahren. Zum Vergleiche will ich die Preise der
                              									jüngsten Vergangenheit heranziehen und dabei das Format von 1825 und 1855 der
                              									Berechnung zu Grunde legen. Es kosteten:
                           1000 Bogen Papier Gr. 8°
                           
                              
                                 1825
                                 1855
                                 1913
                                 am 1. 3. 1920
                                 
                              
                                 fl 6,40 = M 10,85
                                 fl 8,20 = M 13,94
                                 M 6,–
                                 M 120,–
                                 
                              
                           Satz und Druck eines Bogens
                           
                              
                                 1825
                                 1855
                                 1913
                                 am 1. 3. 1920
                                 
                              
                                 fl 10,– = M 17,–
                                 fl 15,87 = M 26,97
                                 M 66,10
                                 M 388,34.
                                 
                              
                           Ende März 1874 – wenige Monate vor seinem Tode – legte Dingler die Schriftleitung
                              									nieder. Um seinen und seines Vaters Namen auf immer mit dem Journal zu verbinden,
                              									wurde es unter dem Titel „Dinglers polytechnisches Journal“ fortgeführt. Am
                              									9. Oktober 
                              									1874 starb er. R. Karmarsch hat ihm am Anfang des 214. Bandes einen warm
                              									empfundenen Nachruf gewidmet.
                           Von Dingler ging die Leitung des Journals auf Johann Zeman und Dr. Ferdinand
                              									Fischer-Hannover über. Zeman ging zunächst nach Augsburg und übte die Schriftleitung
                              									im Hauptberuf aus. 1881 folgte er aber einem Rufe nach Stuttgart als Professor für
                              									mechanische Technologie. Seitdem wurde das Journal in Stuttgart hergestellt. 1886
                              									schied Dr. Fischer aus. An seine Stelle trat Dozent Dr. Hermann Käst in Karlsruhe.
                              									Der derselben Hochschule angehörende Hofrat – jetzige Exzellenz – Professor Dr. C.
                              									Engler wirkte bei der Herausgabe des Journals mit. 1887 trat Prof. Zeman zurück, und
                              									für ihn wurde der Ingenieur Hollenberg gewonnen, der von Oktober 1898 an mit Prof.
                              									W. Pickersgill-Stuttgart zusammen die Herausgabe leitete, die von 1899 letzterer
                              									allein übernahm. Im Jahre 1891 wurde das kleine Format aufgegeben und das jetzige
                              									eingeführt. Die fortgeschrittene Technik der Wiedergabe von Abbildungen ermöglichte,
                              									dem Text gute, auch in Einzelheiten klare Bilder beizudrucken, so daß auf die Tafeln
                              									verzichtet werden konnte. Die Abbildungen wurden jetzt mit dem Text vereint, im
                              									Interesse der Klarheit der Darstellungen und der Gegenüberstellung von Bild und Text
                              									aber das Format vergrößert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 79
                              Ingenieur Hollenberg.
                              
                           1897 war die Zeitschrift aus der Cotta'schen Buchhandlung auf Arnold Bergsträsser in
                              									Stuttgart übergegangen. Der Preis wurde 1891 auf M 24 ermäßigt. Am 1. Oktober 1902
                              									kam das Journal nach Berlin in den Verlag Richard Dietze, in dem es heute seinen
                              									100jährigen Geburtstag feiert. Dieser Uebergang nach Berlin veranlaßte auch einen
                              									Wechsel der Schriftleitung. Sie übernahm Geheimrat Prof. Rudeloff, der Direktor des
                              									Materialprüfungsamts Berlin-Lichterfelde. 1911 wurde Geheimrat Prof. Romberg sein
                              									Nachfolger, aus dessen Händen die Herausgabe des Journals am 1. Oktober 1912 an
                              									Geheimrat Prof. Dr. Eugen Jahnke, den jetzigen Rektor der Technischen Hochschule
                              									Berlin-Charlottenburg, überging. Von ihm wird unter Mitwirkung des Oberingenieurs
                              									August Rotth das Journal noch heute herausgegeben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 79
                              Prof. Pickersgill.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 79
                              Prof. Dr. E. h. Rudeloff, Geh. Reg.-Rat.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 79
                              Prof. Romberg, Geh. Reg.-Rat.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 79
                              Prof. Dr. Jahnke, Geh. Berg-Rat.
                              
                           Allen den Männern, die in den 100 Jahren im Namen technischer Wissenschaft treu dem
                              									Journale gedient haben, sind wir heute wärmsten Dank schuldig. Sie haben vielen
                              									viel, jedem etwas gegeben. Wenn heute die deutsche technische Wissenschaft in einer
                              									von der Technik der ganzen Welt anerkannten Bedeutung dasteht, so ist es nicht
                              									unbescheiden, dem Journal und den Männern, die es geleitet haben, einen bedeutenden
                              									Teil des Verdienstes um die Entwicklung zuzuschreiben. Eine Umfrage anläßlich des
                              									100-Jahr-Festes hat ergeben, einer wie weiten Verbreitung Dinglers polytechnisches
                              									Journal sich erfreut. Kaum in einer großen Bibliothek dürfte es fehlen. Die meisten
                              									besitzen es in ununterbrochener Reihe seit 1820. In zahlreichen technischen Schulen
                              									des In- und Auslandes wird das Journal gelesen. Viele nach 1820 gegründete Schulen
                              									schrieben, daß sie die früheren Jahrgänge nachträglich angeschafft hätten. Die
                              									dauernd bei dem Verlage eingehenden Bestellungen auf Hefte älterer Bände legen
                              									beredtes Zeugnis davon ab, daß das Journal noch heute für jeden Techniker eine
                              									Fundgrube wissenschaftlicher Erkenntnis ist. Ich hätte gerne eine statistische
                              									Aufstellung über seine Verbreitung diesem Aufsatze beigefügt, aber dazu waren viele
                              									Antworten nicht genau genug, viele auch ganz ausgeblieben, so daß sich ein klares
                              									Bild nicht ergeben hätte.
                           Möge sich das Journal in seinem zweiten Jahrhundert zu seinen alten neue Freunde
                              									erwerben, möge es blühen im Dienste der technischen Wissenschaft, getreu dem Worte
                              									Emil Maximilian Dinglers: „Die Wissenschaft ist der Leitstern der Praktik und
                                 										diese, ohne jene, verirrt sich leicht im düsteren und unbegrenzten Reiche der
                                 										Möglichkeit.
                           W. Dietze.