| Titel: | Polytechnische und Zeitschriften-Schau. | 
| Autor: | W. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 80 | 
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                        Polytechnische und
                           								Zeitschriften-Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische und Zeitschriften-Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen und Brennstoffe.
                           Synthetische Herstellung von Benzin. Die Benzinausbeute
                              									aus dem gewonnenen Erdöl verringert sich immer mehr. Deshalb ist man besonders in
                              									Amerika bestrebt, durch das sogenannte Crackingverfahren auf künstlichem Wege Benzin
                              									herzustellen. Dieses Verfahren arbeitet aber nicht sehr wirtschaftlich. Bei uns wird
                              									nun versucht, Braunkohlenteer für die synthetische Herstellung des Benzins zu
                              									verwenden. Der Braunkohlenteer wird dabei in Gegenwart von Wasserstoff bei hohem
                              									Druck erhitzt, wobei der Wasserstoff sich dem im Braunkohlenteer enthaltenen
                              									Kohlenwasserstoffen chemisch angliedert. Auf diese Weise wird Benzin als leichter
                              									Kohlenwasserstoff gewonnen. Die Bedeutung dieses Verfahrens beruht nicht allein
                              									darauf, daß es einen einheitlich zusammengesetzten Brennstoff liefert, im Gegensatz
                              									zu den bekannten Erdöldestillaten, bei Jenen alle zwischen zwei bestimmten
                              									Temperaturen überdestillierende Kohlenwasserstoffe als Benzin bezeichnet werden,
                              									sondern auch darauf, daß man aus Braunkohlenteer außer Benzin auch andere leichte
                              									Kohlenwasserstoffe, z.B. Leuchtöl herstellen kann.
                           Neue Verbrennungskraftmaschine. Wie die Zeitschrift
                              									Mechanical Engineering, Dezember 1919, mitteilt, ist der neue Hvid-Motor, der mit
                              									schweren Brennstoffen betrieben werden kann, hauptsächlich für landwirtschaftliche
                              									Zwecke bestimmt. In seiner Wirkungsweise entspricht er dem bekannten Brons-Motor. Er
                              									kann ohne Hilfsbrennstoff angelassen werden und verdichtet die angesaugte Luft auf
                              									30 at, wodurch eine Verdichtungstemperatur von 450 bis 550° C entsteht. Der
                              									Brennstoff wird durch ein gesteuertes Ventil mit geringem Luftzusatz in den Zylinder
                              									eingeführt und sammelt sich auf einer unter der Ventilöffnung hängenden offenen
                              									Pfanne. Bei 76 mm Zylinderbohrung und 114 mm Hub ist die Maschinenleistung etwa 1,5
                              									PS bei 1100 Uml/min. Der Brennstoffverbrauch soll bei Petroleumbetrieb und
                              									Normalleistung nur etwa 195 gr/PS-st betragen und auch bei Ueberlastung auf 3 PS
                              									nicht über 210 gr/PS-st zunehmen.
                           W.
                           
                        
                           Brennstoffvergasung.
                           Vorbehandlung von backender Kohle für die Gewinnung des
                                 										Stickstoffes nach dem Mondgasverfahren. Versuche im großen Maßstabe haben
                              									gezeigt, daß die weitaus meisten deutschen Kohlenarten, besonders die Ruhrkohlen mit
                              									wenigen Ausnahmen, zur Vergasung in den bekannten Mondgasgeneratoren ungeeignet
                              									sind. Besonders die stickstoffreiche Kohle ergibt den schwierigsten Betrieb und die
                              									verhältnismäßig schlechteste Ausbeute an Ammoniak. Es ist dieses auf die große
                              									Backfähigkeit der Kohle zurückzuführen. Der im Generator zuletzt aufgegebene
                              									Brennstoff bildet eine hohe Schicht teigiger, für das Gas völlig undurchlässiger
                              									Masse. Das Gas bricht sich infolgedessen Bahn unter Bildung breiter Spalten und
                              									Löcher, deren Wände und Ränder eine hohe Temperatur haben, bei welcher sich das etwa
                              									gebildete Ammoniak zum großen Teil wieder zersetzt. Versuche, der Spaltbildung durch
                              									vermehrte Stocharbeit entgegenzutreten, haben sich als aussichtslos erwiesen.
                           Es ist deshalb zweckmäßig, die Kohle vor ihrer Vergasung so weit von ihren das Backen
                              									hervorrufenden Bestandteilen zu befreien, daß ein störendes Backen nicht mehr
                              									auftritt. Bei einem Verfahren von Ehrhardt & Sehmer, G. m. b. H., in Saarbrücken wird nach dem D. R.
                              									P. Nr. 301602 die Teeraustreibung durch langsames Erwärmen bis auf etwa 450° C
                              									erreicht. Eine bis auf diese Temperatur geschwelte Kohle hat ihre Backfähigkeit
                              									ganz oder zum größten Teil verloren. Die genaue Höhe der Endtemperatur ist
                              									naturgemäß je nach der Herkunft der Kohle verschieden. Eine höhere Temperatur ist im
                              									allgemeinen unzweckmäßig, es sei denn, daß auf die Gewinnung des ganzen Teergehaltes
                              									und sonstige Entgasungserzeugnisse Wert gelegt wird. Die bei Schweltemperaturen bis
                              									zu 450° ausgeschiedenen Stickstoffmengen sind ganz unwesentlich, erst bei einer
                              									Temperatur von etwa 500° beginnt die Ammoniakbildung in höherem Maße. Man bekommt
                              									also einerseits stickstofffreie Schwelerzeugnisse und erspart bei ihrer getrennten
                              									Abführung die Behandlung auf Ammoniakgewinnung; anderseits wird durch die
                              									Austreibung des Stickstoffes im Generatorschacht statt in der Retorte infolge des
                              									dort vorhandenen Wasserdampfes die Ammoniakbildung günstig beeinflußt.
                           Es wurde schon vorgeschlagen, bei Mondgaserzeugern in dem Beschickungsschacht eine
                              									teilweise Entgasung des Brennstoffes herbeizuführen. Dieses geschah jedoch im
                              									wesentlichen zum Zwecke der Teerzersetzung, indem die Schweldämpfe durch die
                              									glühende Brennstoffschicht geleitet wurden. Die Teeraustreibung ging nicht so weit,
                              									daß durch sie ein Backen vermieden wurde, auf dieses sollte vielmehr durch einen
                              									besonders hohen Dampfzusatz eingewirkt werden. Erfahrungen im Betriebe haben aber
                              									gezeigt, daß bei den meisten deutschen Steinkohlen und dem für die Ammoniakausbeute
                              									günstigsten Dampfzusatz ein störendes Backen stets eintritt, und daß eine weitere
                              									Steigerung des Dampfzusatzes unwirtschaftlich ist. Die für das hier beschriebene
                              									Verfahren erforderliche teilweise Entgasung der Kohle kann in beliebiger Weise mit
                              									oder ohne besondere Feuerung vorgenommen werden. Der wirtschaftliche Betrieb wird
                              									sich im allgemeinen ergeben, wenn die Entgasung in bekannter Weise innerhalb oder in
                              									unmittelbarer Nähe des Gaserzeugers in Retorten und durch die fühlbare Wärme der
                              									heißen Klargase erfolgt.
                           W.
                           
                        
                           Flugmotoren.
                           Ueberbemessung, Vor- und Ueberverdichtung bei Flugmotoren.
                              									Bekanntlich wird in größerer Höhe die Leistung der Flugmotoren erheblich kleiner, da
                              									sie in Luft von geringerer Dichte arbeiten. Es sinkt das Gewicht des beim Saughube
                              									in den Zylinder eintretenden Sauerstoffes, und dieser ist nicht mehr imstande,
                              									dieselbe Menge des Betriebsmittels zu verbrennen wie in Bodennähe. Diese
                              									unerwünschte, Erscheinung wird dadurch verstärkt, daß die Saugwirkung, welche die
                              									einströmende Luft auf den Brennstoff im Vergaser ausübt, nicht in dem gleichen Maße
                              									wie ihre Dichtigkeit abnimmt, denn der Rauminhalt und mit ihm die Geschwindigkeit
                              									der angesaugten Luft bleibt nahezu unverändert. Die Folge davon ist, daß sich ein
                              									überreiches Gas-Luftgemisch bildet und der thermische Wirkungsgrad des Motors
                              									geringer wird. Man kann den Einfluß der Flughöhe auf das Mischungsverhältnis
                              									vermindern, indem man die Oeffnung der Vergaserdüse oder die dort wirksame Druckhöhe
                              									ändert, beispielsweise den Druck im Schwimmergehäuse von dem Druck im Ansaugrohre
                              									abhängig macht. Auch setzt man dem bereits fertigen Gemische noch etwas Luft zu, die
                              									hinter dem Mischraume in die Saugleitung tritt. Es läßt sich jedoch hierdurch nur
                              									erreichen, daß der Leistungsabfall nicht allzuschnell vor sich geht, sondern etwa
                              									verhältnisgleich der Verdünnung der Luft fortschreitet. Will man ihn in noch
                              									weitergehendem Maße vermeiden, so empfiehlt es sich, die Verdichtung des Gemisches
                              									zu 
                              									steigern. Zu dieser Maßnahme darf man aber nur in größerer Höhe schreiten. In
                              									Bodennähe tritt bei Motoren mit Ueberverdichtung die Gefahr der Selbstzündung auf.
                              									Um sie zu vermeiden, muß dort die Luftzufuhr gedrosselt werden. Bei weiterer
                              									Vergrößerung der Flughöhe reicht die stärkere Kompression nicht aus, um einen
                              									Leistungsabfall zu verhindern, da sich das zu ebener Erde übliche
                              									Verdichtungsverhältnis von 4,8 nur bis etwa 6,6 steigern läßt. Wirksamer ist daher
                              									die Vorverdichtung der Verbrennungsluft in Kreiselgebläsen. Durch eine derartige
                              									Einrichtung läßt sich erreichen, daß der Motor in den verschiedensten Höhenlagen
                              									Luft von unverändertem Druck erhält. Eine mit der Ueberverdichtung oft vereinigte
                              									Maßnahme ist die Ueberbemessung des Zylinders. Dieser bekommt größere Ausmaße als
                              									den Triebwerksteilen entspricht. Hierdurch wird die Gefahr hervorgerufen, daß zu
                              									ebener Erde die Leistung der Maschine zu stark für das Getriebe wird. Man muß also
                              									wiederum in geringen Höhen abdrosseln. Weniger schädlich als die zu starke
                              									Anreicherung des Gemisches mit Brennstoff ist der ungünstige Einfluß, den die
                              									niedrige Lufttemperatur bei Hochflügen auf die Gemischbildung ausübt. Jedenfalls
                              									empfiehlt sich reichliche Vorwärmung der angesaugten Luft. Nicht unerwähnt möge es
                              									bleiben, daß auch der mechanische Wirkungsgrad eines wenig anpassungsfähigen Motors
                              									in großer Höhe sinkt. Die Drehzahl wird dort nämlich trotz der Abnahme der bei einem
                              									Hube geleisteten Arbeit nicht geringer infolge des kleineren Widerstandes am
                              									Propeller. Infolgedessen bleibt die Leerlaufleistung bei Verminderung der
                              									Gesamtleistung gleich, so daß die erwähnte Folge für den mechanischen Wirkungsgrad
                              									eintritt.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Braunkohlenteer aus Gasgeneratoren. F. Schulz und V. Kabelac
                              									berichten über eingehende Untersuchungen der Zusammensetzung des Generatorteers aus
                              									verschiedenen Sorten böhmischer Braunkohle. Die drei untersuchten Teere entstammten
                              									1. einem Mondgasgenerator, 2. einem Kerpely-Generator, 3. einem gewöhnlichen
                              									Treppenrostgenerator und hatten folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 1.
                                 2.
                                 3.
                                 
                              
                                 Dichte bei 20° C
                                   1,054
                                   1,035
                                   1,048
                                 
                              
                                 Dichte bei 35° C
                                   1,047
                                   1,018
                                   1,038
                                 
                              
                                 Stockpunkt
                                   +  33°
                                   +  34°
                                    +  31°
                                 
                              
                                 Flammpunkt (offener Tiegel)
                                    122°
                                   133°
                                    132°
                                 
                              
                                 Zündpunkt (offener Tiegel)
                                    144°
                                   159°
                                    153°
                                 
                              
                                 Viskosität (Englergrade) bei   50° C
                                      28
                                     35
                                    44,5
                                 
                              
                                 Viskosität (Englergrade) bei 100° C
                                      2,0
                                     2,2
                                      2,5
                                 
                              
                                 Kohlenstoff                             v. H.
                                     80,2
                                     81,5
                                    83,1
                                 
                              
                                 Wasserstoff                             „  „
                                      8,9
                                     8,6
                                    8,9
                                 
                              
                                 Sauerstoff                               „  „
                                      9,1
                                     8,1
                                    6,6
                                 
                              
                                 Schwefel                                 „  „
                                      0,9
                                     0,8
                                    0,5
                                 
                              
                                 Stickstoff                                 „  „
                                      0,3
                                     0,5
                                    0,5
                                 
                              
                                 Asche                                      „  „
                                      0,6
                                     0,5
                                    0,4
                                 
                              
                                 Oberer Heizwert                       WE
                                   9143
                                  9450
                                 9117
                                 
                              
                                 Unterer Heizwert                       „
                                   8664
                                  8986
                                 8636
                                 
                              
                           Die Teere zeigen also trotz verschiedener Kohlensorten und verschiedenartiger
                              									Generatoren in ihrer Zusammensetzung keine großen Abweichungen. Der Teer aus dem
                              									Mondgasgenerator enthält über 30 v. H. Wasser, der aus den beiden anderen
                              									Generatoren dagegen unter 10 v. H. Wasser, dessen Hauptmenge im Laboratorium durch
                              									wiederholtes Erwärmen auf 90° und nachfolgendes Abkühlen bis zur Erstarrung
                              									abgeschieden werden kann. Das Wasser enthält Phenole und Schwefelwasserstoff und
                              									kann daher nicht in öffentliche Gewässer abgelassen werden. Beim Versetzen des Teers
                              									mit dem vierzigfachen Volumen Normalbenzin wurden bei Teer 1 49,3 v. H., bei Teer 2
                              									35,1 v. H. und bei Teer 3 sogar 53,8 v. H. asphaltartige Stoffe ausgeschieden,
                              									von denen die Hauptmenge in heißem Benzol, der Rest in heißem Chloroform löslich
                              									waren. Die Teere ließen sich mit Mineralölen nicht verdünnen, denn auch beim
                              									Vermischen mit Petroleum und Gasöl enstand eine asphaltartige Schmiere. Dagegen
                              									lösten sich die Teere vollständig in heißem Alkohol und auch in leichtem Benzin,
                              									wenn die Extraktion mehrmals wiederholt wurde. Der Paraffingehalt bei 0° nach der.
                              									Methode von Holde wurde zu 3,1 bis 6,8 v. H.
                              									ermittelt.
                           Die Destillation der Teere lieferte folgendes Ergebnis: Der Siedebeginn liegt
                              									zwischen 215 und 225°, bis 290° gehen etwa 30 v. H. farbloses Oel über, das sich
                              									rasch bräunt. Im Kolben bleibt hartes Pech vom Schmelzpunkt 80° zurück, das bei
                              									weiterem Erhitzen auf 400° (im Pech gemessen) zersetzt wird; dabei erhält man neben
                              									paraffinhaltigem Oel etwa 20 v. H. Koks. Das Kracköl von Teer 1 hatte einen
                              									Stockpunkt von 11°, einen Flammpunkt von 81° und eine Viskosität von weniger als
                              									vier Englergraden; es enthielt 3,9 v. H. Paraffin vom Schmelzpunkt 52°.
                           Das bei der ersten Destillation bis 290° übergehende Vorlauföl hatte einen
                              									unangenehmen Geruch, es enthielt neben geringen Mengen organischer Säuren Phenole,
                              									Stickstoffbasen, ungesättigte, gesättigte sowie aromatische Kohlenwasserstoffe. Bei
                              									nochmaliger Destillation gingen von 185 bis 250° 39 y. H., bis 290° weitere 37 v. H.
                              									des Oeles über, während 22 v. H. Rückstand blieben. Die Fraktionen bräunten sich
                              									allmählich und nahmen beim Schütteln mit verdünnter Natronlauge stark Sauerstoff
                              									auf, wobei sich die Lauge erst blutrot, dann braun und schließlich schwarz färbte.
                              									Beim Schütteln des Oeles mit konz. Schwefelsäure wurden 62 v. H., beim Schütteln mit
                              									verdünnter Natronlauge 36 v. H. des Oeles gelöst. Die Phenole sind zum Teil in
                              									heißem Wasser löslich, bei einer zweiten Extraktion des Oeles mit stärkerer
                              									Natronlauge gingen weitere Mengen Phenole in Lösung, wobei wiederum Sauerstoff
                              									aufgenommen wurde. Danach wurden die Stickstoffbasen mit verdünnter Schwefelsäure
                              									ausgeschüttelt, sie bildeten ein schwarzes Oel von pyridinartigem Geruch. Das von
                              									Phenolen und Basen befreite Oel enthalt viel ungesättigte Kohlenwasserstoffe und
                              									reagiert infolgedessen sehr stark mit konz. Schwefelsäure. Eine Raffination war
                              									daher nur mit einer Säure von weniger als 80 v. H. Gehalt möglich. Die
                              									Gesamtausbeute bei der Raffination betrug 38,4 v. H. Rohphenole, 33,7 v. H. Gelböl
                              									(spez. Gewicht 0,908), 14,5 v. H. Gasöl, 2 v. H. Stickstoffbasen, 1,7 v. H. Grünöl,
                              									1,3 v. H. Säuregoudron und 7,4 v. H. Verlust. Ueber die Zusammensetzung der Phenole
                              									machen Verfasser noch weitere interessante Angaben, auf die hier nur verwiesen sei.
                              									(Chem. Zentralbl. 1919, II, S. 26 bis 30).
                           Sander.
                           
                        
                           Schiffsmaschinenbau.
                           Schiffsturbinen mit Zahnrad-Vorgelege. (Marine Geared
                              									Turbines.) Walker, R. Proceedgs North-East Coast Inst. of
                              									Engineers 1919, 19. Dez. (Entwicklungs-Uebersicht der Anwendung von Zahnrad-Turbinen
                              									auf Kriegs- und Handelsschiffe.)
                           D.
                           Norwegischer Motorschiffbau. In Norwegen ist man von den
                              									Vorteilen des Motorschiffes für Handelsschiffahrt so überzeugt, daß man die Absicht
                              									hat, nur noch solche Schiffe zu bauen. Die Aufträge auf Motorschiffe haben sich so
                              									vermehrt, daß die Motoren nicht rechtzeitig geliefert werden können. In Norwegen
                              									kommt nur eine Schiffswerft für den Bau von Motorschiffen in Betracht, die jedoch
                              									mit großen Schwierigkeiten in der Materialbeschaffung zu kämpfen hat. Die
                              									norwegischen Reeder sind daher gezwungen, ihre Aufträge in anderen 
                              									Ländern zu vergeben. So werden zurzeit für norwegische Rechnung in Dänemark 10
                              									und in Holland 13 Motorschiffe gebaut. Für die in Holland hergestellten Schiffe
                              									liefert die Motorenfabrik Werkspoor in Amsterdam
                              									sechszylindrige Viertaktmaschinen. Die Schiffe haben 6000 bis 10000 t
                              									Wasserverdrängung. Zehn davon werden als Doppelschraubenschiffe gebaut mit 3000 bis
                              									4200 PSi. Damit ergeben sich Fahrgeschwindigkeiten
                              									von 12½ bis 13 Knoten. Die in Dänemark in Bau befindlichen Schiffe erhalten Motoren
                              									der Firma Burmeister & Wain in Kopenhagen.
                           Motorschiff Mississippi. Es ist eines der ersten
                              									Motorschiffe, welche auf einer englischen Werft erbaut wurden. Eine fünfjährige
                              									Betriebserfahrung mit diesem Schiff zeigt, daß der Brennstoffverbrauch nicht mit der
                              									Zeit zunimmt, wie dies bei Dampfschiffen der Fall ist. Außerdem arbeiten die
                              									Hauptmaschinen nach fünfjähriger Betriebsdauer besser als am Anfange. Das
                              									Motorschiff „Mississippi“ besitzt zwei Hauptmaschinen mit einer
                              									Gesamtleistung von 3600 PSi. Die
                              									Sechszylindermaschinen haben 670 mm ⌀ und 1000 mm Hub. Die minutliche Drehzahl
                              									beträgt 115. Das für Fahrten zwischen London und Baltimore bestimmte Schiff ist im
                              									Besitze der Atlantic Transport Co.
                           Die fünfjährigen Betriebserfahrungen führten zu verschiedenen Verbesserungen der
                              									Maschinenanlage. Die Kolben der Hauptmaschinen wurden ursprünglich mit Oel gekühlt,
                              									wie dies auch bei dem Motorschiff „Selandia“ und zwei anderen Motorschiffen
                              									der Fall war. Diese Kühlungsart arbeitete betriebsicher, war aber auf die Dauer zu
                              									kostspielig. Man ging daher zur Wasserkühlung über. Das hierzu notwendige
                              									Frischwasser wurde einem besonderen Tank entnommen und zur Rückkühlung wieder n
                              									diesen zurückgeleitet.
                           Zum Antrieb der Hilfsmaschinen waren anfangs zwei Vierzylinder-Dieselmaschinen
                              									vorgesehen. Die Leistung jeder Maschine betrug 320 PSi. Jede Dieselmaschine war mit einer Dynamomaschine und zugleich mit einem
                              									zweistufigen Luftkompressor gekuppelt. Zur Erzeugung der hochgespannten
                              									Einspritzluft war an den Hauptmaschinen nur ein einstufiger Hochdruckkompressor
                              									angeordnet. Es hat sich aber gezeigt, daß die Hilfsmaschinenanlage zu klein bemessen
                              									war. Deshalb wurden die Hilfskompressoranlagen von den beiden Dieselmaschinen
                              									getrennt und durch zwei weitere Dieselmaschinen angetrieben von je 200 PSi Leistung. Die Drehzahl der beiden neuen
                              									Vierzylindermaschinen ist 230 i. d. Min., während die beiden älteren
                              									Dieselmaschinen mit 200 Umdr. i. d. Min. arbeiten.
                           Für alle sonstigen Hilfsmaschinen wird beim Motorschiff „Mississippi“ zum
                              									Antrieb elektrischer Strom verwendet. Elektrischer Strom dient auch zum Kochen und
                              									Heizen. Auch die Kühlwasserpumpen der Hauptmaschinen werden elektrisch angetrieben.
                              									Diese Anordnung hat aber den Nachteil, daß bei Störungen in der Stromversorgung die
                              									Hauptmaschinen stillgesetzt werden müssen, wie dies wiederholt der Fall war. Während
                              									der Fahrt oder im Hafen ist aber stets nur eine Dieselmaschine im Betrieb, so daß
                              									die zweite Dieseldynamo bei Störungen möglichst bald Strom liefern kann.
                           Die wirtschaftliche Ueberlegenheit der Motorschiffe gegenüber Dampfschiffen kommt
                              									besonders bei langen Seereisen zum Ausdruck. Trotzdem hat sich gezeigt, daß auch bei
                              									der kurzen Fahrt zwischen London und Baltimore das Motorschiff „Mississippi“
                              									seinem Schwesterschiff dem Dampfer „Missouri“ wirtschaftlich überlegen ist.
                              									Auch die „Missouri“ ist für Fahrten zwischen London und Baltimore
                              									bestimmt.
                           
                              
                                 
                                 MotorschiffMississippi
                                 DampferMissouri
                                 
                              
                                 Länge
                                     370 Fuß
                                     370 Fuß
                                 
                              
                                 Breite
                                       50   „
                                       50   „
                                 
                              
                                 Tiefgang
                                       31   „
                                       31   „
                                 
                              
                                 Ladefähigkeit
                                      6500 t
                                      6150 t
                                 
                              
                                 Täglicher Brennstoffverbrauch
                                          11 „
                                          40 „
                                 
                              
                                 Heizer und Maschinisten
                                          15
                                          42
                                 
                              
                                 Brennstoffkosten
                                 
                                 
                                 
                              
                                     (Oel 4 £, Kohle 2 £ die Tonne)
                                       44 £
                                       80 £
                                 
                              
                           Die Ladefähigkeit des Motorschiffes ist also um 350 t größer als die des
                              									Dampfschiffes mit den gleichen Abmessungen, obwohl die Tankanlagen beim Motorschiff
                              									so groß bemessen sind, um Treiböl für die Reise Baltimore bis London und zurück
                              									aufnehmen zu können. Trotzdem das Motorschiff eine größere Anzahl gut ausgebildeter
                              									Maschinisten verlangt als das Dampfschiff, so werden doch bei dem geringeren
                              									Personal wöchentlich 50 £ an Löhnen gespart. Die Ersparnisse beim Motorschiff sind
                              									somit jährlich 2500 £ an Lohn für Maschinisten, 6500 £ Brennstoff kosten und 7000 £
                              									jährlicher Mehrverdienst durch die größere Ladefähigkeit. Somit ergibt sich ein
                              									jährlicher Gesamtüberschuß gegenüber dem Dampfschiff von 16000 £. Diese Summe stellt
                              									ungefähr 10 v. H, der Baukosten des Motorschiffes dar. (The Motor Ship and Motor
                              									Boat 1919, S. 59 bis 60.)
                           
                              W.