| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 87 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Probelauf einer Dieselmaschine von 750 PSe. Die Bestimmungen des amerikanischen
                              									Schiffahrtsamtes verlangen, daß die zum Antrieb von Schiffen bestimmten
                              									Verbrennungskraftmaschinen bei Erstausführungen einen 30tägigen Probelauf
                              									auszuführen haben. Zuerst ist ein solcher Probelauf mit einer unmittelbar
                              									umsteuerbaren Sechszylindermaschine der Firma Intosh
                              									& Seymour von 750 PSe
                              									ausgeführt worden. Die im Viertakt arbeitende Maschine hat bei 135 Uml/min einen
                              									Oelverbrauch von etwa 0,190 kg/PSe erzielt. Ebenso
                              									wurden Versuche bei verminderter Drehzahl bis zu 91 Uml/min ausgeführt, die bei
                              									einer Leistung von 280 PSe einen Oelverbrauch von
                              									0,233 kg/PS ergaben. Mit 7 m3 Luft von 23 at
                              									Spannung konnte die Maschine zehnmal vor- und rückwärts angelassen werden. Der
                              									Luftdruck fiel dabei auf 7 at und die Maschine sprang beim letzten Mal nicht mehr
                              									an, während sonst hierzu 15 bis 18 Sek. notwendig waren. Bei einem 24stündigen
                              									Rückwärtsprobelauf wurden 762 PSe erzielt, bei 136
                              									Uml/min und einem Brennstoffverbrauch von 0,209 kg/PSe. Nach den Versuchen wurde die Maschine auseinander genommen und
                              									eingehend untersucht, ohne daß etwas Schadhaftes hätte festgestellt werden können.
                              									(Motorship and Motor-boat 1919, Heft 792.)
                           Dieselmaschinen der englischen Unterseeboote. Während des
                              									Krieges wurden von den Vickers-Werken in Barrow, Furners und Ipswich in großer Anzahl
                              									Zwölfzylindermaschinen gebaut. Bei diesen Maschinen wird jedes Hauptlager von einem
                              									besonderen Stahlgußstück getragen, das mit den Längsträgern durch Schrauben
                              									verbunden ist. Die Montage einer solchen Maschine muß dementsprechend sorgfältig
                              									ausgeführt werden. Die Rahmen sind aus Kesselblechen von etwa 12/16 Zoll Stärke
                              									hergestellt. Die Nietarbeiten an den Rahmen wurden mit besonderer Sorgfalt
                              									ausgeführt, und zwar wurden die Löcher mit Reibahlen genau aufgerieben und die
                              									Nieten von beiden Seiten abweghselnd eingesetzt, wodurch vermieden werden soll, daß
                              									sich die Platten verziehen. Die Rahmen sind durch auf der Außenseite angebrachte
                              									leichte Profilwinkel versteift. Auf dem Rahmen liegt ein Zwischenstück, das das
                              									Gewicht des Zylinders aufnimmt. Auf dieses Zwischenstück ist der Zylinderdeckel mit
                              									sechs Stiftschrauben von 1½ Zoll befestigt. Der Verbrennungsdruck wird von den
                              									Deckeln auf den Rahmen durch zwei Stege und vier Schrauben von 1⅝ Zoll Durchmesser
                              									bei den dicht nebeneinander liegenden Zylindern übertragen.
                           Der Zylinderdeckel ist ein einfaches Stahlgußstück. Die Gehäuse für die Ein- und
                              									Auslaßventile sind davon getrennt. Die Gehäuse sitzen auf konischen Dichtungen im
                              									Zylinderdeckel, in die sie derart eingeschliffen sind, daß ein Entweichen der Gase
                              									aus dem Verdichtungsraum nicht möglich ist. Das Auspuffgehäuse ist durch Wasser
                              									gekühlt. Die Ein- und Auslaßventile sind aus Nickelstahl hergestellt. Die
                              									Kühlwasserzuleitung zu letzteren geschieht mittels eines gepanzerten
                              									Gummischlauches, der an dem Ventilkopf angeschlossen ist. Eine gute Kühlung bringt
                              									hier den Vorteil mit sich, daß die Ventilspindeln mit nur wenig Spiel eingepaßt
                              									werden können, so daß beim Anlassen nur wenig Abgase in den Maschinenraum
                              									entweichen. Eine Schmierung der Ventilspindeln soll dabei nicht notwendig sein. Der
                              									Zylinder besteht aus einer einfachen gußeisernen Laufbüchse, die von einem
                              									Kühlmantel aus Stahlblech umgeben ist. Auch die Kolben sind in einfacher Form aus
                              									Gußeisen hergestellt. Sie sind oben konkav geformt und besitzen in der Mitte
                              									ein Gewindeloch zum Herausziehen des Kolbens mit einer entsprechenden Schraube.
                              									Dieses Gewindeloch wird nicht mehr wie früher durch eine Spezialschraube
                              									geschlossen. Am oberen Kolbenende befinden sich sechs Kolbenringe, während ein
                              									siebenter am unteren Ende als Oelabstreifer dient. Eine Schutzhaube aus Aluminium
                              									ist im Kolbeninnern angebracht. Die Zylinder haben 14,5 Zoll Durchmesser, der
                              									Kolbenhub ist 15 Zoll.
                           Die Kurbelwelle des Zwölfzylinder-Motors entspricht der von vier hintereinander
                              									stehenden Dreizylinder-Motoren und ist dementsprechend geteilt. Der
                              									Zapfendurchmesser ist 7½ Zoll. Für die hohlgebohrte Welle hat man zuerst
                              									Nickelchromstahl gewählt. Da solcher Stahl während des Krieges schwierig zu
                              									beschaffen war, wurde nur die hintere Hälfte der Kurbelwelle aus solchem Stahl
                              									hergestellt, während für die vordere Hälfte Siemens-Martin-Stahl Verwendung fand.
                              									Alle Wellen wurden ölgehärtet. Die Zündfolge in den Zylindern ist 1, 7, 3, 9, 2, 8,
                              									6, 12, 4, 10, 5, 11. Das gußeiserne Schwungrad besitzt auf dem äußeren Rand einen
                              									Zahnkranz, in den entweder eine 3 PS elektrische oder eine Handdrehvorrichtung
                              									eingreift.
                           Das Brennstoffventil öffnet sich etwa 16° vor dem oberen Totpunkt. Bei den Vickers-Dieselmaschinen wird bekanntlich der Brennstoff
                              									unter hohem Druck ohne Einspritzluft in den Zylinder eingeführt. Die
                              									Regelungsvorrichtung besteht darin, daß die Oeffnungsdauer des Brennstoffventils
                              									entsprechend verändert werden kann. Der Zeitpunkt des Oeffnens wird dann ebenfalls
                              									verändert. Die Verstellung wird durch exzentrische Lagerung des Brennstoffhebels
                              									erreicht. Auf diese Weise kann auch ein Zylinder ausgeschaltet werden. Die
                              									Brennstoffpumpen jedes Zylinders sind aus Bronze gegossen. Die Regulierung derselben
                              									geschieht in bekannter Weise durch Veränderung des wirksamen Pumpenhubes. Die Pumpen
                              									haben eine Bohrung von ½ Zoll und einen Hub von 1 Zoll. Bei Brennstoffpumpen
                              									verwendet man allgemein Konusventile. Es soll sich aber gezeigt haben, daß
                              									Kugelventile ebenso zuverlässig arbeiten. Die Brennstoffpumpen fördern den
                              									Brennstoff in den sogenannten Pulsator, der aus einem etwas breit gedrückten
                              									Stahlrohr besteht und den Zweck hat, die von der Pumpe gelieferte Brennstoffmenge
                              									solange aufzuspeichern, bis sich das Brennstoffventil öffnet. Dieses ist schräg
                              									unter einem Winkel von 68° angeordnet. Der untere Teil des Ventilgehäuses ist aus
                              									Stahl gepreßt, der Oberteil dagegen ist in Gußstahl ausgeführt.
                           Früher betrachtete man das Anlassen mit Luft bei Unterseeboots-Motoren als eine für
                              									den Notfall bestimmte Vorrichtung. Zum Anlassen bediente man sich allgemein des
                              									Elektromotors. Man hat aber erkannt, daß das Anlassen mit Luft für den Fall, daß in
                              									das Innere der Maschine während des Betriebes Wasser eingedrungen ist, als sicherer
                              									vorzuziehen ist. Nachdem die Maschine durch die Wirkung der Preßluft in Drehung
                              									versetzt worden ist, werden die Brennstoffnocken eingerückt. Der Motor beginnt schon
                              									nach zwei oder drei Umdrehungen zu zünden, wobei man der Abwesenheit der durch
                              									Einspritzluft hervorgerufenen Kühlwirkung zweifellos das leichte Anspringen des
                              									Motors zu verdanken hat. (Engineering 1919, Heft 2792).
                           W.
                           
                        
                           Brennstoffe und Schmiermittel.
                           Brennstoffwirtschaft der industriellen Betriebe. Im
                              									Polytechnischen Verein in Bayern sprach am 8. März 1920 Prof. Dr. August Loschge über die Brennstoff-Wirtschaft 
                              									der industriellen Betriebe. Er schilderte die große Bedeutung einer
                              									sorgfältigen Betriebsüberwachung und behandelte eingehend die Bestrebungen, durch
                              									Verbindung von mehreren Heizungsanlagen oder Kraftanlagen untereinander oder durch
                              									Verkupplung des Kraftbetriebes mit dem Heizbetrieb (Gegendruck- und Anzapfmaschinen)
                              									den Brennstoff auf wand der Fabriken herabzusetzen.
                           Diese wärmetechnisch so wertvollen Gegendruck- und Abdampfmaschinen wurden bis jetzt
                              									nur in Betriebenverwendet, die Kraft und Wärme zu gleicher Zeit und in einem
                              									angemessenen Verhältnis zu einander benötigten. Die Anwendung dieser Maschinen kann
                              									aber noch bedeutend ausgedehnt werden, wenn man eine Verkupplung der Kraft- und
                              									Wärmewirtschaft von zwei oder mehreren Fabriken vornimmt, und zwar Betriebe, die
                              									hauptsächlich nur Kraft, mit solchen, die in erster Linie nur Wärme benötigen,
                              									zusammenschließt. Diese Verkupplung kann auch auf eine Gruppe von Fabriken
                              									ausgedehnt werden, wodurch dann Kraft- und gegebenenfalls auch Wärmenetze geschaffen
                              									werden, ähnlich den Verbindungskabeln der großen elektrischen Werke, die sich ja in
                              									den letzten Jahren so außerordentlich bewährt haben.
                           Verbesserung der Schmierfähigkeit von Mineralölen. In der
                              									Society of Chemical Industry in London wurde über ein neues Verfahren berichtet, um
                              									die Schmierfähigkeit der Mineralöle zu erhöhen. Zur Verbesserung der Mineralöle für
                              									Schmierung hat man früher Pflanzenöle (Fettöle) zugesetzt. Dieser Zusatz wird nach
                              									dem neuen Verfahren (das während des Krieges geheim gehalten wurde) durch Fettsäure
                              									ersetzt. Solche Schmieröle sind in der englischen Marine während des Krieges erprobt
                              									worden und nachher bei einer größeren Anzahl von Handelsschiffen. Vergleichende
                              									Versuche mit einer Oelprüfungsmaschine haben bei einem Lager von 96,5 mm ⌀, 167 mm
                              									Länge, 14 kg/cm2 Flächendruck und 3,35 m/sek
                              									Umfangsgeschwindigkeit bei 17 bis 18° C folgende Reibungszahlen ergeben:
                           
                              
                                 1.
                                 mit reinem Mineralöl von 0,909 spez. Gew.
                                 0,0084
                                 
                              
                                 2.
                                 mit dem gleichen Oel mit 1 v. H. Zusatz
                                 
                                 
                              
                                 
                                 von hellem Zylinderöl und 2 v. H. Zusatz
                                 
                                 
                              
                                 
                                 von Fettsäure von gewöhnlicher Handelsgüte
                                 0,0052
                                 
                              
                                 3.
                                 mit demselben Oel bei 20 v. H. Zusatz vonOlivenöl
                                 0,0084
                                 
                              
                                 4.
                                 mit 40 v. H. Mineralöl und 60 v. H. Olivenöl
                                 0,0073
                                 
                              
                           Aehnliche Ergebnisse, daß mit sehr geringen Zusätzen von Fettsäure kleinere
                              									Reibungsziffern möglich sind, als mit großen Zusätzen von Pflanzenölen, haben auch
                              									Versuche ergeben. (Engineering 1920, 6. Februar.)
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                           Elektrotechnik.
                           Elektrisches Lichtbogen-Schweißverfahren.Vergleiche auch Heft 1. Bei dem
                              									Lichtbogen-Schweißverfahren wird zur Erzeugung der Schweißhitze die Temperatur des
                              									elektrischen Lichtbogens, die etwa 3 500 Grad beträgt, verwendet. Nach der Anordnung
                              									bzw. nach dem Stoffe der Elektroden sind im wesentlichen drei Hauptarten des
                              									Lichtbogen-Schweißverfahrens zu unterscheiden. Wird als Elektrode ein Kohlestab
                              									benutzt (Abb. 1), so kann von dem Verfahren nach Bernados gesprochen werden. Die Schaltung ist sehr
                              									einfach, indem die eine Leitung der Gleichstromquelle mit dem zu verschweißenden
                              									Gegenstande, die zweite Leitung mit der Elektrode verbunden wird. Ein Umschalter
                              									dient dazu, die Polarität zu ändern. Da die Temperatur an dem positiven Pol des
                              									Gleichstrom-Lichtbogens um etwa 900 Grad höher ist, als an dem negativen Pol, so
                              									kann die Temperatur der Schweißstelle durch entsprechende Schaltung geändert werden,
                              									indem man bei schwer schmelzbaren Stoffen die hohe Temperatur, bei dünnen,
                              									leicht schmelzbaren die niedrigere Temperatur des Lichtbogens zur Anwendung
                              									bringt.
                           Bei dem Verfahren Slavianoff, das wohl am meisten zur
                              									Anwendung gelangen dürfte, wird an Stelle des Kohlestabes ein Metallstab als
                              									Elektrode verwendet. Hierbei muß sowohl die Elektrode als auch das Arbeitsstück aus
                              									demselben Stoffe bestehen. Die abgeschmolzene Masse wird bei diesem Verfahren
                              									gleichzeitig als Füllung für die Schweißnaht verwendet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 88
                              Abb. 1.
                              
                           Bei dem Verfahren Zerener verwendet man zwei Elektroden
                              									nach Abb. 2, wobei der Lichtbogen mit Hilfe eines
                              									Magneten zu einer Stichflamme gegen das Arbeitsstück geblasen wird. Dieses
                              									Arbeitsverfahren wird zur Ausführung von Klein-Schweißarbeiten verwendet, da es die
                              									Einstellung einer geringen Schweiß-Stromstärke ermöglicht.
                           Das elektrische Schweiß verfahren nach Bernados & Slavianoff eignet sich zum Schweißen besonders von
                              									Kesselblechen und Blechen überhaupt. Infolge der besonders günstigen Lokalisierung
                              									der Hitze vermeidet man bei dem elektrischen Schweißverfahren im Gegensatz zu dem
                              									Gas-Schweißverfahren den Uebelstand des Krummwerdens der Bleche, infolge ihrer
                              									Ausdehnung. Gußeisen läßt sich ebenfalls mit dem elektrischen Lichtbogen schweißen.
                              									Besonders gut bewährt hat sich das Schweißverfahren in Lokomotiv-Werkstätten, z.B.
                              									für das Instandsetzen gebrochener Rahmen, ohne die Maschine erst auseinander zu
                              									nehmen. Selbst abgenutzte Flanschlaufräder können in wenigen Stunden ausgebessert
                              									werden, ohne die Welle abmontieren zu müssen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 88
                              Abb. 2.
                              
                           Für die Energiequelle kommt Gleichstrom in Frage. Am zweckmäßigsten ist die
                              									Anordnung, bei der für jede Schweißstelle eine besondere Dynamo zur Aufstellung
                              									gelangt, da sich hierbei wirtschaftlich günstige Verhältnisse ergeben. Die
                              									Schweiß-Dynamos sind meistens besonders durchgebildet, um große Stromschwankungen zu
                              									verhindern. Beim Anschluß von mehreren Schweißstellen an eine gemeinsame
                              									Schweiß-Dynamo ist die Einschaltung besonderer Widerstände für jeden Apparat
                              									erforderlich.
                           Infolge der starken Wärme und Lichtausstrahlung muß darauf geachtet werden, daß der
                              									Arbeiter durch besondere Mittel (Blechhaube mit Glaseinsatz, Handschuhe) gegen
                              									Schädigungen geschützt wird.
                           M.
                           Einphasen-Kollektormotoren. In der E. T. Z. 1920, Heft 2,
                              									gibt Oberingenieur M. Schenkel einen Ueberblick über die
                              									von den Siemens-Schuckertwerken laufend gebauten
                              									Einphasen-Kollektormotoren, mit Ausschluß der Vollbahn- und Kleinmotoren. Es sind
                              									zwei Arten, die sich die besondere Gunst der Kundschaft erworben haben: der
                              									Repulsionsmotor mit seinen Abarten und der Reihenschlußmotor.
                           
                           Der Repulsionsmotor wird in drei Formen gebaut, mit einfachem Bürstensatze, mit
                              									doppeltem Bürstensatze (auch Deri-Motor genannt), und mit selbsttätigem
                              									Kurzschließer des Rotors.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 89
                              
                              
                           Abb. 1 zeigt
                              									die Schaltung des Motors mit einfachem Bürstensatze. Stator- und Rotorwicklung sind
                              									voneinander unabhängig, der Motor kann demnach für jede Netzspannung gewickelt
                              									werden. Der Stator besteht aus einem geschlossenen Eisenringe, dessen Wicklung eine
                              									gewöhnliche, in Nuten verteilte Einphasenwicklung ist. Der Rotor ist wie ein
                              									Gleichstromrotor gebaut. Die Bürsten B sind auf dem
                              									Kollektor um 180° voneinander entfernt, aufgesetzt und untereinander
                              									kurzgeschlossen. Um den Motor anlassen und regeln zu können, sind alle Bürsten
                              									gemeinschaftlich verschiebbar. Der stromdurchflossene Rotor kann als ein in seinem
                              									Querschnitte veränderliches Solenoid angesehen werden, dessen Achse in der
                              									Verbindungslinie der Bürsten liegt (Abb. 2). Der Kurzschluß
                              									der Bürsten bedeutet die elektrische Verbindung zwischen Anfang und Ende des
                              									Solenoides. Bringt man ein so geschaltetes Solenoid in ein Wechselfeld, dessen Achse
                              									mit der Bürstenachse (Solenoidachse) einen spitzen Winkel bildet, so induziert das
                              									Wechselfeld im Solenoide Ströme, die der Entwicklung des Wechselfeldes
                              									entgegenwirken, d.h. im Solenoide entsteht ein Gegenfeld mit der Achse B–B Dies Gegenfeld wird um so wirkungsvoller, je mehr
                              									die Bürstenachse sich der Feldachse nähert. Fällt die Bürstenachse (Abb. 1) mit der Feldachse
                              										D–C zusammen, so vernichten sich beide Felder fast
                              									vollständig. Diese Stellung ist durch sehr große Stromaufnahme aus Abb. 3 dem Netz
                              									gekennzeichnet und wird
                           deshalb die Kurzschlußstellung der Bürsten genannt. Stehen die Bürsten in der
                              									Stellung n–n, so kann der
                              									Rotor kein Gegenfeld entwickeln, die Stromaufnahme aus dem Netz ist gering und
                              									entspricht nur dem Magnetisierungstrome des Wechselfeldes. Da im Rotor jetzt keine
                              									Ströme fließen, so ist auch kein Drehmoment vorhanden. Man nennt diese Stellung die
                              									Ruhestellung der Bürsten. Betrachten wir jetzt eine Betriebstellung B–B der Bürsten, dann
                              									entwickelt sich in der Achse B–B ein Gegenfeld, das an
                              									der oberen Bürste B ein dem Wechselfelde bei D gleichnamigen Pol hat. Der Anker wird oben in der
                              									Richtung DB abgestoßen. Dem Rotorpole an der unteren
                              									Bürste B ergeht es ebenso, er wird vom Stator in der
                              									Richtung C–B abgestoßen.
                              									Auf diese Weise kann man sich die Entstehung eines Drehmomentes im Motor erklären.
                              									In unserem Falle hat das Drehmoment die Richtung der Uhrzeigerbewegung. Man kann
                              									allgemein sagen: Das Drehmoment des Motors ist immer der Bewegungsrichtung der
                              									Bürstenachse aus der Leerlaufsstellung zur Kurzschlußstellung entgegengesetzt
                              									gerichtet.
                           Die zweite Art von Repulsionsmotoren sind die Deri-Motoren, Die Schaltung der
                              									Deri-Motoren gibt Abb. 3. Grundsätzlich unterscheiden sie sich wenig von den vorhergehenden
                              									Motoren. Der Unterschied besteht in der Anordnung zweier Bürstensätze, von denen der
                              									eine fest in der Statorachse DC steht, der andere B–B um 180° aus seiner Ruhestellung DC nach rechts oder nach links verschiebbar ist. Die in
                              									der Ruhestellung DC auf derselben Lamelle stehenden
                              									beweglichen und festen Bürsten sind untereinander kurzgeschlossen. In der
                              									Ruhestellung entwickeln sich also im Rotor keine Induktionsströme, da keine
                              									Kollektorlamellen verschiedenen Potentials miteinander verbunden sind. Bei der
                              									geringsten Verschiebung der beweglichen Bürsten bilden sich aber in den
                              									Verbindungslinien der kurzgeschlossenen Bürsten BD und
                              										CB Felder aus, die man zu einem resultierenden
                              									Rotorfelde zusammensetzen kann, dessen Achse durch den Mittelpunkt o des Rotors gedacht wird und dessen Richtung parallel
                              									zu den Verbindungslinien BD und CB ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 89
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 89
                              Abb. 5.
                              
                           Auch jetzt entspricht der Ruhestellung eine Rotor-Feldachse in
                              									Richtung n-n. In der Stellung der beweglichen Bürsten,
                              									die mit D C zusammenfällt, ist natürlich kein Feld in
                              									Richtung n–n vorhanden,
                              									erst bei Beginn der Bürstenbewegung entwickelt sich das Rotorfeld aus dieser
                              									Richtung heraus. Die Richtung des Rotorfeldes ändert sich mit der halben
                              									Bürstengeschwindigkeit, verschiebt man die Bürsten aus der Ruhestellung D C um 180° in die Kurzschlußstellung, so ändert sich
                              									die Feldrichtung des Rotors nur um 90°. Auch hier ist die Drehung des Rotors, der
                              									Bewegungsrichtung der Bürsten aus der Ruhe in die Kurzschlußstellung entgegengesetzt
                              									gerichtet. Die Deri-Motoren haben vor den gewöhnlichen Repulsionsmotoren folgende
                              									Vorzüge: 1. Die Drehzahl läßt sich weiter herunter regeln, und zwar beinahe bis auf
                              									Stillstand, 2. infolge der größeren Bürstenwege läßt sich die Drehzahl genauer
                              									einstellen, 3. die Kommutation ist in gewissen Bürstenlagen besser. Der Motor kann
                              									unter Strom stehenbleiben, vorausgesetzt, daß die Bürsten in der Nähe der
                              									Ruhestellung sich befinden. Dieser Vorzug hat folgenden Grund: Die Bürsten
                              									überbrücken mindestens zwei Lamellen und schließen dadurch eine Rotorwindung kurz,
                              									die zu diesen Lamellen gehört und in der Bürstenebene liegt. Liegt diese Ebene
                              									ungefähr in der Achse 
                              									des induzierenden Feldes DC, dann umschließt sie
                              									nur wenige oder gar keine Kraftlinien, es kann also auch keine Spannung entstehen,
                              									der Kurzschluß wird wirkungslos. In der Stellung n–n wird dagegen das. ganze Feld umschlossen, die
                              									Kurzschlußspannung ist hier ein Maximum. Unter den Bürsten des Motors mit einfachem
                              									Bürstensatze würden sich in der Ruhestellung starke Kurzschlußströme entwickeln, die
                              									die Lötstellen des Kollektors gefährden könnten, dieser Motor darf also nicht unter
                              									Spannung stillstehen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 90
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 90
                              Abb. 7.
                              
                           Die dritte Art von Repulsionsmotoren hat selbsttätig eintretenden Kurzschluß der
                              									Rotorwicklung, und zwar bei Erreichung der synchronen Drehzahl. Nach erfolgtem
                              									Kurzschluß arbeiten diese Motoren als gewöhnliche Einphasen-KurzschlußankermoѴoren
                              									weiter. Der Kollektor ist also nichts anderes, als ein Anlaßorgan des Motors, das
                              									nach Eintritt des Kurzschlusses nicht mehr mit Strom belastet ist. Die Abb. 4 und 5 zeigen
                              									Betriebskurven der Motoren mit einfachem und doppeltem Bürstensatze bei konstantem
                              									Drehmomente. In der Abszissenrichtung ist die Bürstenstellung in Prozenten des
                              									Winkels zwischen der Ruhe- und Kurzschlußstellung aufgetragen. Abb. 6 zeigt Betriebskurven eines Motors mit
                              									selbsttätiger Kurzschluß Vorrichtung nach Eintritt des Kurzschlusses. Die Kurven
                              									unterscheiden sich nicht von denen eines Einphasen-Asynchronmotors. Natürlich kann
                              									der Motor nach Eintritt des Kurzschlusses nicht vermittelst Bürstenverschiebung
                              									geregelt werden. Abb. 7 zeigt einen Motor mit
                              									Kurzschlußvorrichtung auf der Achse und einer durch Druckknopf steuerbaren
                              									Einrichtung, die die Bürsten vermittelst eines im Motorgehäuse befindlichen
                              									Zahnradvorgeleges und einstellbaren Hebels beim Anlassen so verschieben, daß
                              									das Moment- und der Anlaufstrom den Anforderungen des Betriebes entspricht. Der
                              									Repulsionsmotor im allgemeinen hat die unangenehme Eigenschaft, nicht weit über den
                              									Synchronismus hinaus betrieben werden zu können, 10 v. H. Uebersynchronismus ist
                              									ungefähr die Grenze für Dauerbetrieb. Wird ein höherer Regelbereich verlangt,
                              									namentlich bei Motoren mit niedriger Frequenz, so empfiehlt sich der
                              									Einphasen-Reihenschlußmotor mit Kollektor. Der Reihenschlußmotor ist nach Abb. 8 geschaltet. Da der Rotor nicht von der
                              									Statorwicklung unabhängig ist, so kann der Motor nur für niedrige Spannung gewickelt
                              									werden. Im allgemeinen gehört also ein Transformator zum Motor, der überdies
                              									regelbar sein muß, da dieser Motor nicht für eine Regelung mit Bürstenverschiebung
                              									ausgeführt wird. In Abb. 8 ist E die Erregerwicklung auf dem Stator, während die
                              									Wicklung K nur dazu dient, das Rotorfeld zu
                              									kompensieren. Die Kompensation hat den Zweck der Verbesserung der Phasenverschiebung
                              									und der Kommutation. Es ist nämlich leicht, die Kompensationswicklung so zu
                              									bemessen, daß der unter den Bürsten von E herrührenden
                              									Kurzschlußspannung, eine ihr entgegengesetzte Spannung induziert wird, die aus der
                              									Bewegung der Ankerleiter im Kompensationsfelde herrührt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 90
                              Abb. 8.
                              
                           Der Reihenschlußmotor ist im Gegensatz zum Repulsionsmotor
                              									kein Drehfeldmotor, da infolge der Kompensationswicklung kein nennenswertes
                              									Ankerfeld entstehen kann. Das Anwendungsgebiet dieses Motors ist hauptsächlich, der
                              									Bahnbetrieb, auch für Kranbetrieb findet er Verwendung, da hier die oft nötige
                              									Fernsteuerung der Drehzahl bequem auf elektrischem Wege zu bewerkstelligen ist.
                           Kleist.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Ueber die Feuergefährlichkeit des Benzols berichtet Walter Ostwald in einer Entgegnung auf einen Aufsatz von
                              									Baurat Wendt in der Techn. Rundschau. Er weist darauf
                              									hin, daß der Zündbereich des Benzols zwar größer ist als der des Benzins, daß
                              									dagegen die Dampfspannung des Benzols im Gegensatz zu der Angabe von Wendt nicht wesentlich niedriger als die des Benzins ist,
                              									wie er an Hand mehrerer Kurven zeigt. Die Begriffe „Zündbereich“ und
                              										„Dampfdruck“ sind durchaus ungeeignet zur Kennzeichnung der
                              									Feuergefährlichkeit eines Brennstoffs. Dies beweist der Versuch, wenn man zwei
                              									vollkommen gleichen Tiegeln, die mit Benzin und Benzol gefüllt sind, gleiche
                              									Zündquellen nähert, wobei der Tiegel mit Benzin zuerst entflammt, sowie die
                              									Ueberlegung, daß die Zündung in der Regel dadurch entsteht, daß sich die mit
                              									Brennstoff geschwängerte Luft einer Zündquelle nähert. Infolge der Gasdiffusion muß
                              									jede Wolke zu fetten und daher nicht mehr zündfähigen Gasgemisches von einer Hülle
                              									zündfähigen Gemisches umgeben sein, die die Zündquelle vorher erreicht. Nach praktischer Erfahrung ist Benzol weniger leicht
                              									entzündlich und darum weniger gefährlich als die Mehrzahl der Benzinsorten. Auch
                              									geht ihm die elektrische Erregbarkeit des Benzins ab, vermutlich weil es eine nicht
                              									unerhebliche Menge Wasser gelöst enthält. (Ztschr. Verein Dt. Ing. 1919, S.
                              									443–444).
                           Anthrazitgewinnung in der Schweiz. Die
                              									Brennstoffknappheit, unter der die Schweiz während des Krieges zu leiden hatte, gab
                              									Veranlassung, die einheimischen Vorkommen 
                              									von Torf, Braun- und Steinkohle auf ihre Verwertbarkeit zu untersuchen. Die
                              									Mehrzahl der schweizerischen Kohlenvorkommen ist infolge zu geringer Mächtigkeit
                              									nicht abbauwürdig. Lediglich im Kanton Wallis streichen zwei Karbonzonen vom
                              									Montblancmassiv zur Rhone hin, die stellenweise Anthrazite enthalten. Die Kohle
                              									bildet jedoch nirgends regelmäßige Flöze, sondern sie findet sich in verwickelten
                              									Faltungen auseinandergerissen und ineinandergequetscht, bald in dünnen Schichten,
                              									bald in linsenförmigen Anhäufungen. Da die Gruben außerdem von der Talsohle bis
                              									hinauf zu Höhen von über 2000 m zerstreut liegen, bereitet der Abbau der Kohle nicht
                              									geringe Schwierigkeiten; vielfach muß die Kohle auf dem Rücken von Maultieren zu Tal
                              									gebracht werden.
                           Der Walliser Anthrazit hat ein graues, graphitartiges Aussehen und ein hohes
                              									geologisches Alter. Die Gesamtmenge der Ablagerung wird auf 30 Millionen Tonnen
                              									geschätzt, womit der Bedarf der Schweiz auf fünf Jahre gedeckt werden könnte, wenn
                              									der Anthrazit eine normale Beschaffenheit hätte. Dies ist jedoch nicht der Fall, da
                              									die Kohle im Durchschnitt 30 v. H. Asche enthält; infolgedessen beträgt ihr Heizwert
                              									auch nur 4500–4800 WE. Diese mittelmäßige Beschaffenheit sowie die Schwierigkeiten
                              									bei der Gewinnung des Brennstoffs waren daran schuld, daß man. dem Walliser
                              									Anthrazit vor dem Kriege kaum Beachtung schenkte. In den letzten Jahren hat indessen
                              									der Schweizerische Verein von Dampfkesselbesitzern eingehende Heizversuche tritt dem
                              									Anthrazit angestellt, worüber das Journal für Gasbeleuchtung nähere Angaben macht.
                              									Die Versuche ergaben, daß sich der Anthrazit alsbald nach seiner Entzündung mit
                              									einer leichtschmelzenden Schlackenschicht überzieht, die so stark backt, daß das
                              									Abschlacken des Rostes unmöglich ist. Auch bei der Vergasung des Anthrazits in einem
                              									Drehrostgenerator machte sich das entstehende Schlackengewölbe recht unangenehm
                              									bemerkbar. Dagegen ließ sich der Anthrazit in fein gemahlenem Zustande in einer
                              									Kohlenstaubfeuerung gut verbrennen, ferner gelang es, das Anthrazitpulver mit
                              									langfaserigem, nassen Torf zu Briketts zu pressen, doch ergaben diese bei der
                              									Verfeuerung unter einem Flammrohrkessel nur einen geringen Nutzeffekt, so daß man
                              									auf den Walliser Anthrazit nicht allzu große Hoffnungen setzen darf.
                           Beschaffenheit des Karbids. Obwohl es grundsätzlich
                              									richtig ist, Karbid nach der Azetylenausbeute zu bezahlen, so gibt es dennoch einen
                              									ökonomischen Höchstwert, der nicht immer mit der höchstmöglichen Ausbeute
                              									übereinstimmen muß. Chemisch reines Karbid liefert aus 1 kg 348 l Azetylen bei 15°
                              									und 760 mm Druck. Derart reines Karbid ist jedoch nur im Laboratorium herstellbar,
                              									während Karbid des Handels, wenn es 300 l Gas liefert, als sehr gut zu bezeichnen
                              									ist; ein solches Karbid ist 86 v. H. Gasausbeuten von 320 bis 340 1 sind übrigens
                              									gar nicht erwünscht, denn ein solches Karbid gibt eine sehr stürmische
                              									Gasentwicklung und infolgedessen oft eine so rapide Drucksteigerung, daß das
                              									Absperrwasser der Gasbehälter oder gar die Behälterglocke herausgeschleudert wird,
                              									wodurch natürlich Gasverluste entstehen. Auch etwaige Undichtheiten der Entwickler
                              									machen sich bei derart erhöhtem Druck viel stärker bemerkbar und führen zu
                              									Gasverlusten. Schließlich rufen sehr hochlitrige Karbide bisweilen auch eine starke
                              									Erhitzung der Apparate hervor, wodurch ein Teil des Azetylens zersetzt und in
                              									teerartige Stoffe verwandelt wird, die zu Verstopfungen der Rohrleitungen und
                              									Brenner Veranlassung geben können. Diese störende Erscheinung zeigt sich namentlich
                              									bei Wasserzulauf- und Kontaktapparaten, bei welchen die Erhitzung des Gases bis auf
                              									seine Polymerisationstemperatur eher möglich ist als bei den nach dem System
                              										„Karbid ins Wasser“ arbeitenden Entwicklern. Die bisher zur Aufklärung
                              									dieser Erscheinung angestellten Versuche haben jedoch gezeigt, daß offenbar auch die
                              									physikalische Beschaffenheit des Karbids, vor allem seine Porosität hierbei von
                              									Einfluß ist. Jedenfalls spielt die Zersetzungsgeschwindigkeit des Karbids in
                              									Berührung mit Wasser dabei die Hauptrolle, denn je rascher die Zersetzung des
                              									Karbids erfolgt, um so größer ist auch die entwickelte Wärmemenge und um so höher
                              									steigt die Temperatur im Innern der Masse. So erklärt es sich auch, daß weniger
                              									reines Karbid, bei dem zwischen die Karbidmoleküle mehr Kalkteilchen eingebettet
                              									sind als bei sehr reinem Karbid, langsamer Gas entwickelt und infolgedessen auch
                              									eine geringere Wärmemenge liefert, weil offenbar die eingebetteten Kalkteilchen eine
                              									isolierende Schicht bilden.
                           Aber auch bei schlechtem Karbid, das überschüssigen Kalk enthält und nur 242 l Gas
                              									aus 1 kg liefert, beobachtet man bisweilen dieselbe Erscheinung, nämlich die Bildung
                              									eines braunen Sandes um die Karbidstücke herum und die Polymerisation des Azetylens
                              									zu teerartigen Stoffen. Dies kommt vermutlich daher, daß unreines kalkreiches Karbid
                              									zu langsam vergast, das Entwicklerwasser benetzt daher eine größere Menge Karbid und
                              									nach dem Abstellen des Gashahnes tritt dann eine starke Nachvergasung ein, die mit
                              									lebhafter Wärmeentwicklung verbunden ist. Karbid mit geringer Gasausbeute ist daher
                              									besonders hinderlich bei Tauch- und Tropfapparaten; unter Umständen kann die
                              									Gasentwicklung hierbei so langsam vor sich gehen, daß der Azetylenapparat zum
                              									Betrieb eines im übrigen nicht zu großen Schweißbrenners nicht mehr ausreicht. Die
                              									starke Nachvergasung von schlechtem Karbid kann auch zu Unfällen Veranlassung geben;
                              									ebenso können beim Entleeren von Gasentwicklern, die noch unzersetztes Karbid
                              									enthalten, Hautverbrennungen vorkommen.
                           Schlechtes Karbid, das nur eine geringe Gasausbeute liefert, macht sich schließlich
                              									auch beim Betrieb von Azetylen-Kraftwagen recht störend bemerkbar, denn der
                              									Aktionsradius der Wagen erfährt hierdurch eine beträchtliche Verminderung. So wird
                              									z.B. ein Wagen, der mit 300 litrigem Karbid 80 km zurücklegt, mit der gleichen Menge
                              									240 litrigem Karbid nur 64 km fahren können. Ferner ist die Nachvergasung beim
                              									Anhalten der Wagen sehr groß, einerlei ob es sich um Wasserzufluß- oder
                              									Karbideinwurfapparate handelt. Diese Uebelstände treten bei feinkörnigem Karbid
                              									verhältnismäßig weniger in Erscheinung als bei grobkörnigem Karbid. Wie man hieraus
                              									ersieht, kann allzu gutes Karbid der Sicherheit der Apparate ebenso schädlich sein
                              									als schlechtes Karbid. Die geschilderten Uebelstände machen sich namentlich bei
                              									einer Ueberlastung der Apparate geltend, wie sie beim Schweißbetriebe besonders
                              									häufig vorkommt. (Mitteilungen des Schweiz. Azetylen-Vereins, 9. Jahrg., S. 9 bis
                              									15.)
                           Sander.
                           
                        
                           Verkehrstechnik.
                           Wie finde ich meine Bahn? (Stadtfahrplangesellschaft m. b.
                              									H.) Abweichend von den bisher üblichen Darstellungsmethoden bedient sich das neue
                              									Unternehmen einer Art Kinematographie, wie wir sie alle aus der Jugend durch die in
                              									kleinen Blocks herausgegebenen lebenden Schattenbilder kennen.
                           Der Plan von Berlin und Vororten ist durch ein Netz in hundert sogenannte
                              									Verkehrsrechtecke eingeteilt und jede Straßenbahn- und Omnibuslinie für sich auf
                              									besonderen Linienbildern unter jedesmaliger Zugrundelegung des erwähnten
                              									Rechtecknetzes in Buchform dargestellt. Das Aufsuchen einer Verkehrsverbindung
                              									zwischen zwei Punkten des Stadtgebietes geschieht durch Feststellung der 
                              									Verkehrsrechtecke, in denen die Punkte liegen, mittels des
                              									Straßenverzeichnisses, worauf man unter genauer Festhaltung der beiden Rechtecke mit
                              									dem Auge sämtliche Linienbilder durch rasches Blättern des Buches kinematographisch
                              									an sich vorüberziehen läßt, bis man eine die beiden Rechtecke verbindende
                              									Straßenbahn- oder Omnibuslinie gefunden hat.
                           Außerdem bietet der Führer noch eine Anzahl Vorteile, die hier nicht alle aufgeführt
                              									werden können.
                           Die neue Methode hat für den viel im Stadtgebiet Umherfahrenden infolge der
                              									Handlichkeit des Führers zweifellos große Annehmlichkeiten und erleichtert unter
                              									Vermeidung großer Pläne die rasche Auffindung der gewünschten Verbindungen.
                              									Allerdings gehört einige Uebung und eine gewisse Gewandtheit hierzu, wodurch der
                              									allgemeineren Einführung zunächst einige Schwierigkeiten erwachsen werden.
                           Für die bessere Uebersichtlichkeit und leichtere Handhabung des Führers dürfte eine
                              									weniger hervortretende Anbringung der Reklame-Vignetten auf den Linienbildern oder
                              									die Hinausschiebung derselben auf den weißen Rand von Vorteil sein. Auch würde eine
                              									schwache, verschiedenfarbige Tönung bestimmter Rechteckgruppen dem Auge das
                              									Festhalten der in Frage kommenden Verkehrsrechtecke beim Durchblättern der
                              									Linienbilder erleichtern, zumal die nur wenig hervortretenden hellbraunen
                              									Rechtecknummern häufig durch Aufdrucke oder Reklamen verdeckt werden.
                           Zur Neuordnung des deutschen Verkehrswesens. (Wirkl. Geh.
                              									Rat Dr. H. Kirchhoff). Der Gedanke der Verreichlichung
                              									und Vereinheitlichung des deutschen Verkehrswesens hat in Kirchhoff von jeher einen eifrigen Vorkämpfer gefunden. Seine Ausführungen
                              									zu dieser Frage. sind daher ebenso interessant wie beachtenswert.
                           Hinsichtlich der finanziellen Auseinandersetzung zwischen Reich und Eisenbahn Staaten
                              									sind allerdings – soweit bekannt – die Angaben der vorliegenden Abhandlung bereits
                              									überholt. Denn es werden voraussichtlich nicht die gesamten Staatsschulden der
                              									Eisenbahnstaaten (Eisenbahnschulden, konsolidierte und schwebende Staatsschulden)
                              									vom Reich übernommen werden, sondern außer den eigentlichen Eisenbahnschulden nur
                              									noch die schwebende Staatsschuld und zwar unter Anrechnung auf den nach dem Wert der
                              									Anlagen oder dem Ertragswert festgesetzten Kaufpreis. Immerhin wird das Reich durch
                              									diese Maßnahme eine starke Mehrbelastung gerade in schwieriger Zeit erfahren.
                           Man kann sich daher der Ansicht des Verfassers nicht verschließen, der die
                              									finanzielle Auseinandersetzung zwischen den beiden Parteien zunächst in den
                              									Hintergrund treten lassen will zugunsten der wichtigeren, großzügigen
                              									Neuorganisation der ganzen Eisenbahnverwaltung und der Wiederherstellung der stark
                              									mitgenommenen baulichen und betrieblichen Anlagen. Erst wenn sich dann die Früchte
                              									dieser Arbeiten zeigen, könnte der Lösung der Entschädigungsfrage näher getreten
                              									werden. Sofortige Uebernahme des finanziellen Risikos durch das Reich, jedoch nur
                              									allmähliche Auflösung der bisherigen einzelstaatlichen Eisenbahn-Verwaltungen müssen
                              									die Hauptgrundsätze der Verreichlichung bilden. Jedenfalls muß erwartet werden, daß
                              									von keiner Seite versucht wird, aus dieser für die Allgemeinheit so wichtigen
                              									Maßnahme Vorteile zu ziehen. Das Reich nimmt den Eisenbahnstaaten in schwerer Zeit
                              									die nur mit großen Zubußen wieder neuzuordnenden und leistungsfähig zu gestaltenden
                              									Bahnen unter Zusicherung angemessener Entschädigung ab; es haben also auch im
                              									Interesse der Wiederaufrichtung unserer Wirtschaft die Entschädigungsforderungen
                              									sich in vernünftigen Grenzen zu halten.
                           Beachtenswert ist ferner der Vorschlag zur Bildung eines Organisationskollegiums
                              									aus hervorragenden, in keiner Weise abhängigen Fachleuten, wobei aber auf eine
                              									weitgehende Hinzuziehung von Technikern hier besonders hingewiesen sei.
                           In einer Beilage finden sich darin noch einige Betrachtungen über die Organisation
                              									der künftigen leitenden Verkehrsbehörden. Kaufmännisch-wirtschaftliche Grundsätze
                              									(Einführung von Verkehrsobligationen, Schaffung von Erneuerungs- und Reservefonds)
                              									weitgehende Selbständigkeit der einzelnen Stellen und Beteiligung des gesamten
                              									Personals an etwaigen Ueberschüssen werden das zerrüttete Verkehrswesen wieder in
                              									Ordnung bringen und auf eine gute, finanzielle Grundlage stellen. Die Einteilung des
                              									künftigen Reicheisenbahnnetzes in Landeseisenbahnämter usw. erscheint allerdings
                              									nach geographischen Grenzen (Gauen) – wie vom Verfasser vorgeschlagen – weniger
                              									zweckmäßig als nach verkehrspolitischen Gesichtspunkten.
                           Busse, Reg.-Bmstr.
                           
                        
                           Wirtschaftliches.
                           Fernversorgung des niederrheinisch-westfälischen
                                 										Industriegebietes mit Gas, Wasser und elektrischer Energie. Während bis
                              									Ende des vorigen Jahrhunderts die meisten Gaswerke sich damit begnügten, ihre
                              									nächste Umgebung mit Gas unter niedrigem Druck zu versorgen, hat sich seitdem immer
                              									mehr die Bewegung Bahn gebrochen, Gas unter hohem Druck auf weite Entfernungen
                              									fortzuleiten. Derartige Gasfernleitungen bestehen schon seit langer Zeit in Amerika,
                              									namentlich für Naturgas und Koksofengas, und man verwendet dort mit Vorliebe Drucke
                              									von 6 bis 8 at. Bei uns dagegen arbeiten die Gasfernversorgungen meist mit einem
                              									Druck von nur 0,6 at und unter Zuhilfenahme von Ausgleichbehältern, wodurch der
                              									Betrieb zuverlässiger ist und die Anlagekosten niedriger sind. Bis zum Jahre 1910
                              									bestanden in Deutschland nur etwas mehr als 40 Fernversorgungen, durch die meist
                              									kleinere Orte in der Nähe größerer Städte mit Gas unter mäßig hohem Druck versorgt
                              									wurden. Nachdem man aber erkannt hatte, daß durch die Fortleitung des Gases auch auf
                              									größere Entfernung weder der Heizwert noch die Leuchtkraft des Gases eine
                              									wesentliche Beeinträchtigung erfährt, machte die Anlage von Fernleitungen rasch
                              									große Fortschritte, und zwar namentlich im rheinisch-westfälischen Industriegebiet.
                              									Damit gelangte eine Anregung von Wilhelm Siemens zur
                              									Ausführung, der schon im Jahre 1867 darauf hingewiesen hatte, daß die Kohle am
                              									vorteilhaftesten an der Stätte ihrer Gewinnung verarbeitet und die dabei erhaltenen
                              									Produkte, Koks und Gas, sodann der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.
                              									Zuerst ist im Jahre 1910 die Stadt Barmen, als ihre Gasanstalt an der Grenze ihrer
                              									Leistungsfähigkeit angelangt war, dazu übergegangen, Koksofengas von der Thyßenschen Zeche „Deutscher Kaiser“ zu beziehen.
                              									An diese Fernleitung, die aus Stahlrohren von 400 bzw. 500 mm lichter Weite besteht,
                              									wurden noch zahlreiche andere Orte, wie Hamborn, Oberhausen, Mülheim (Ruhr) u.a.
                              									angeschlossen. Bis zum Ausbruch des Krieges und auch während der Kriegjahre haben
                              									sich die Gasfernleitungen, wie Direktor Rosellen im
                              									Journal für Gasbeleuchtung, 61. Jahrg., S. 457 bis 465 berichtet, nach Zahl und
                              									Umfang stark vermehrt. Die Gasabgabe ist in Rheinland-Westfalen von 1 Mill. m8 im Jahre 1905 auf 22 Mill. m3 im Jahre 1910 und 169 Mill. m3 im Jahre 1915 gestiegen. Im Jahre 1917 betrug
                              									die Gaslieferung der westfälischen Zechen, die auch untereinander durch
                              									Fernleitungen verbunden sind, bereits mehr als 200 Mill. m3. Die Bedeutung dieser Zahl kommt erst recht zur
                              									Geltung, wenn man bedenkt, daß diese Gasmenge etwa 70000 
                              									Waggons Steinkohle entspricht, deren Verfrachtung auf diese Weise erspart
                              									wurde.
                           Noch größer ist die Ausdehnung der elektrischen Fernleitungen im Industriegebiete.
                              									Auf der rechten Rheinseite sind die bedeutendsten Kraftwerke das Westfälische
                              									Verband-Elektrizitätswerk in Dortmund, das mehr als 110 Gemeinden mit einem
                              									Stromverbrauch von über 110 Mill. KW/st versorgt, die beiden etwa ebenso großen
                              									Zentralen Westfalen in Bochum und „Mark“ in Hagen und schließlich das
                              									Rheinisch-Westfälische Elektrizitätwerk in Essen, das aus seinen sieben Zentralen
                              									ein Gebiet von etwa 6100 km2 mit einem
                              									Stromverbrauch von über 700 Mill. kW/st versorgt. Diese vier Ueberlandzentralen
                              									haben zusammen im Jahre 1917 über 1 Milliarde KW/st abgegeben gegenüber nur 214
                              									Mill. KW/st im Jahre 1911. Auch auf der linken Rheinseite bestehen mehrere
                              									Ueberlandzentralen, deren Umfang jedoch weniger groß ist; es seien nur genannt das
                              									Kraftwerk Fortuna bei Bergheim a. d. Erft, das Kraftwerk Zukunft in Weisweiler sowie
                              									das Kraftwerk an der Urfttalsperre.
                           Nicht minder wichtig ist die Versorgung des dichtbevölkerten Industriereviers mit
                              									einwandfreiem Trink- und Nutzwasser. Die großen Städte Dortmund, Bochum, Essen und
                              									Mülheim haben sämtlich ihre Wassergewinnungsanlagen an das Ufer der Ruhr verlegt,
                              									neben den Gemeindewasserwerken sind aber auch mehrere Aktien-Gesellschaften an
                              									der Wasserversorgung dieses Gebietes beteiligt, so namentlich das Wasserwerk für das
                              									nördliche westfälische Kohlenrevier in Gelsenkirchen, das neben 150 Stadt- und
                              									Landgemeinden 120 Kohlenzechen sowie 80 andere Industriebetriebe versorgt und dessen
                              									Leitungsnetz eine Länge von über 1600 km hat. Der große rasch wachsende Wasserbedarf
                              									der Industrie konnte nur durch die Errichtung zahlreicher Talsperren im Ruhrtal
                              									befriedigt werden.
                           Sander.
                           Sonderblätter der Technischen Zeitschriftenschau für
                                 										Wärmewirtschaft. Die Technische Zeitschriftenschau des Vereines deutscher
                              									Ingenieure gibt unter Mitwirkung der Hauptstelle für Wärme Wirtschaft
                              										„Sonderblätter der Technischen Zeitschriftenschau für Wärmewirtschaft“
                              									heraus, die in Lieferungen von zwei bis vier Blättern etwa zweimal monatlich
                              									erscheinen werden und durch ihren Inhalt sowie die Art der Anordnung hervorragend
                              									zur unmittelbaren Einordnung in eine Kartei geeignet sind. Der Preis ist vorerst auf
                              									0,60 M für eine Seite festgesetzt, so je nach dem Umfange für die Lieferung 1,20 M
                              									bis 2,40 M. Einzelne Lieferungen können gegen Voreinsendung des Betrages zuzüglich
                              									0,25 M für Versandgebühr bezogen werden.