| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 125 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Die württembergischen Oelschiefervorkommen und ihre
                                 										Verwertung. Die Oel- und Fettknappheit, die während des Krieges bestand und
                              									auch heute zum Teil noch besteht, lenkte erneut die Aufmerksamkeit auf die an
                              									zahlreichen Stellen unseres Vaterlandes vorkommenden Oelschieferlager, die schon
                              									einmal vor etwa 70 Jahren zur Gewinnung von Lampenöl eine ausgedehnte Verwendung
                              									fanden. Namentlich in Württemberg und hier besonders in Reutlingen stand diese
                              									Industrie in Blüte, bis sie dem Wettbewerb des amerikanischen Petroleums, das in den
                              									sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in immer größeren Mengen und zu immer
                              									billigeren Preisen über den Ozean kam, weichen mußte. In den letzten Jahren hat man
                              									diese fast vergessene Industrie in Württemberg und auch anderwärts zu neuem Leben
                              									erweckt, und man muß sagen, daß heute ihre Aussichten nicht ungünstig sind, einmal
                              									wegen des hohen Preises der ausländischen Mineralöle, dann aber auch weil die
                              									Apparate und Arbeitmethoden zur Verwertung der Oelschiefer gegen früher ganz
                              									erheblich vervollkommnet sind.
                           Die bituminösen Schiefer Württembergs finden sich in der oberen Liasformation und man
                              									muß sich, wie Dr. Axel Schmidt im „Kosmos“ 1919,
                              									S. 125 bis 128 näher ausführt, ihre Entstehung so erklären, daß hier die
                              									Lebensbedingungen für Ichthyosauren und andere Großtiere des Liasmeeres besonders
                              									günstig waren. Diese Tiere sowohl als auch die ihnen zur Nahrung dienenden
                              									Schnecken- und Weichtiere mußten massenhaft zu Grunde gehen, die abgestorbenen
                              									Tierkörper sanken zu Boden und durch ihre Anhäufung bildete sich das Bitumen. So
                              									entstanden die Oelschieferlager, die im schwäbischen Lias im Durchschnitt eine
                              									Mächtigkeit bis zu etwa 4 m haben. Im südlichen Baden, an der Wutach, beträgt
                              									die Mächtigkeit rund 10 m, sie sinkt dann nach Nordosten zu langsam auf 8 m, steigt
                              									aber gegen Reutlingen zu auf etwa 15 bis 18 m an und fällt weiter nach Nordosten zu
                              									erst langsam, dann rasch auf weniger als 1 m. Ebenso wie die Mächtigkeit ist auch
                              									der Oelgehalt der Schiefer ziemlich starken Schwankungen unterworfen, bei einem
                              									Oelgehalt von 4 bis 6 v. H. dürfte die untere Abbauwürdigkeitsprenze der Schiefer
                              									erreicht sein, wobei indessen die lokalen Verhältnisse und besonders die Frage, ob
                              									die Gewinnung im Tagebau oder nur im Tiefbau möglich ist, von großem Einfluß sind.
                              									Die bisherigen Bohrungen haben ergeben, daß in Schwaben der Bitumengehalt des
                              									Schiefers recht hoch ist, in Reutlingen aber, also gerade dort, wo man schon vor 70
                              									Jahren den Schiefer verwertete, unter den oben angegebenen Grenzwert der
                              									Abbauwürdigkeit fast herabsinkt. Auch in senkrechter Richtung zeigt der Oelgehalt
                              									starke Schwankungen, so daß nur selten die ganze Mächtigkeit der Schiefer bauwürdig
                              									ist. In richtiger Erkenntnis der Bedeutung der Oelschiefer hat die württembergische
                              									Bergbehörde den Oelschiefer unter das Berggesetz gestellt und ihn neben Salz,
                              									Eisenerz und Gips zu einem „bevorrechteten“ Mineral erklärt, über dessen
                              									Gewinnung und Ausnutzung somit der Staat allein verfügen kann. Unter der Leitung von
                              									Dr. A. Schmidt sind bereits seit dem Sommer 1918 im
                              									Auftrag der württembergischen Bergbehörde systematische Untersuchungen im Gange, die
                              									mit Hilfe von Diamantkernbohrungen an der ganzen schwäbischen Alp entlang über die
                              									Mächtigkeit und die chemische Beschaffenheit der dortigen Oelschiefer Aufschluß
                              									geben sollen. Die kostspielige Methode der Kernbohrung wurde aus dem Grunde gewählt,
                              									weil die an der Tagesoberfläche sich findenden 
                              									Schiefer in ihrem Oelgehalt möglicherweise durch Verwitterung beeinflußt sein
                              									können, so daß also die Kernbohrung ein besseres Bild der wirklichen Verhältnisse
                              									liefert.
                           Wo das überlagernde taube Gestein nur eine geringe Mächtigkeit hat, soll der Abbau
                              									der Schiefer im Tagebau erfolgen, ebenso wie der Abbau der Braunkohle in der Provinz
                              									Sachsen erfolgt. Aber auch die bergmännische Tiefbaugewinnung ist vorgesehen, wo die
                              									hangenden Schichten größere Mächtigkeit haben. Zur Verarbeitung der Schiefer bedient
                              									man sich langer Drehrohröfen ähnlich den in der Zementindustrie gebräuchlichen
                              									Oefen; sie werden mit Generatorgas geheizt. Aus dem bei der langsamen Destillation
                              									erhaltenen Teer werden Benzin, Leucht- und Gasöle sowie Schmieröle verschiedener
                              									Konsistenz erhalten. Die Destillationsrückstände lassen sich, soweit sie nicht zur
                              									Auffüllung und Einebenung der bei dem Abbau der Schiefer geschaffenen Hohlräume
                              									dienen, zu Kunstziegeln verarbeiten. Ueber die Menge der Schiefervorräte lassen
                              									sich, bevor die oben erwähnten Bohrungen noch nicht beendet sind, zuverlässige
                              									Angaben nicht machen, sicher handelt es sich aber um mehrere Millionen Tonnen eines
                              									Schatzes von hoher wirtschaftlicher Bedeutung, dessen nutzbringende Verwertung eine
                              									lohnende Aufgabe der deutschen Chemie ist.
                           Sander.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Synthese des Ammoniaks. Zu ihrer Ernährung, vor allem zum
                              									Aufbau von Eiweißmolekülen, brauchen die Pflanzen Stickstoff. Einige, z.B. die zur
                              									Düngung angebauten und umgepflügten Lupinen, vermögen ihn durch Vermittlung von
                              									Bakterien, mit denen sie in Symbiose leben, unmittelbar der Luft zu entnehmen. Für
                              									die übrigen sind Stickstoffverbindungen notwendig. Als solche kommen vor allem
                              									Chilesalpeter NaNO3 und
                              									Ammoniak NH3 in Frage.
                              									Ersterer ist nicht in unbegrenzten Mengen vorhanden. Die südamerikanischen Fundorte
                              									werden vielmehr in absehbarer Zeit völlig ausgebeutet sein. Letzteres fiel seit
                              									Jahrzehnten in einem beschränkten Maße bei der Gasbereitung ab. Die künstliche
                              									Herstellung von Stickstoffverbindungen beschäftigte daher schon im Frieden die
                              									Chemiker. Im Kriege gewann die Frage eine ganz besondere Bedeutung, weil Stickstoff
                              									als Träger lose gebundenen, reaktionsfähigen Sauerstoffes für Sprengmittel und
                              									dergleichen verwertet wird. Er gibt die Möglichkeit, eine große Menge dieses
                              									Elementes in einen Explosionskörper zu bringen. Indessen ist es denkbar, daß man
                              									auch auf anderem Wege zu dem gleichen Ziele gelangt. Das Stickstoffproblem ist daher
                              									vor allem für die Landwirtschaft eine Lebensfrage. Es war von größter Wichtigkeit,
                              									daß es Haber vor einigen Jahren gelang, Stickstoff aus
                              									seinen Elementen gemäß der Formel N2 + 3 H2 = 2 NH3 herzustellen. Sehr beachtenswert ist der
                              									Einfluß, den die Theorie auf die Vervollkommnung des Verfahrens ausübte. Besonders
                              									dem Massenwirkungsgesetze fiel eine führende Rolle zu. Dieses besagt, daß bei der
                              									vorliegenden, umkehrbaren Reaktion nach Einstellung des Gleichgewichtes der Bruch
                              										\frac{[N_2]\,.\,[H_2]^3}{[NH_3]^2} dem die Klammergrößen
                              									Konzentrationen der betreffenden Stoffe sind, einen bestimmten, mit den äußeren
                              									Umständen, z.B. der Temperatur, sich ändernden Festwert annimmt. Dieser wird als
                              									Gleichgewichtskonstante bezeichnet. Sofern er bekannt ist, besteht, wie man leicht
                              									einsieht, die Möglichkeit, rechnerisch festzustellen, wie groß die
                              									Ammoniakkonzentration bzw. die Ausbeute bei dem Vorgange unter gegebenen
                              									Verhältnissen ist. Die Bestimmung des Gleichgewichtes erfolgte in dem betrachteten
                              									Falle zunächst durch Haber und van
                                 										Oordt
                              									auf experimentellem Wege. Die Ergebnisse ihrer Versuche gaben indessen zu
                              									Bedenken Anlaß. Von großer Bedeutung war es daher, daß man ihre Angaben einer
                              									theoretischen Prüfung unterziehen konnte, für die besonders das Wärmetheorem von Nernst die Grundlage gab. Zur Berechnung der
                              									Gleichgewichtskonstanten K geht man von den in der
                              									physikalischen Chemie sehr bedeutungsvollen Ausdrücken für die Höchstarbeit A eines isotherm und umkehrbar geleiteten Vorganges und
                              									die gesamte Energieänderung U dabei aus. Sie lauten A = – RT • (ln K – ∑v ln
                              									ζ) und U=R\,T^2\,\frac{d\,ln\,K}{d\,T} wenn R die Gaskonstante, T die
                              									absolute Temperatur, ζ die Sättigungskonzentration und ∑v ln ζ die Summation v1 ln ζ1 + v2 ln ζ2 + ... – v1
                              									ln ζ1 ... bedeutet, wo
                              										v1, v2,... und v1',... die
                              									Molekülzahlen der Ausgangstoffe bzw. der bei einer Reaktion entstandenen Substanzen
                              									sind. Nun kann man mit hinreichender Genauigkeit U = U0 + αT + βT2 + γT3... setzen, sofern U0 die Wärmetönung nahe
                              									dem absoluten Nullpunkte ist, während durch die griechischen Buchstaben von der Art
                              									des Stoffes abhängende Festwerte bezeichnet werden. Aus der Vereinigung beider
                              									Gleichungen für U folgt ferner
                              										ln\,K=-\frac{U_e}{R\,T}+\frac{\alpha}{R}\,ln\,T+\frac{\beta}{R}\,T+\frac{\gamma}{2\,R}\,T^2+.\,.\,.+J.
                              									Führt man diesen Wert sowie eine analoge Reihe für ln ζ in die Gleichung für A ein, so findet man die Integrationskonstante J nach Anwendung des Wärmetheorems
                              										lim\,\frac{d\,A}{d\,T}=lim\,\frac{d\,U}{d\,T}=0 (für T = 0) unter Benutzung einer von Nernst aufgestellten
                              									empirischen Dampfdruckformel. Eine auf den angedeuteten Grundlagen aufgebaute
                              									Berechnung von K zeigte nun, daß in der Tat die
                              									Versuchswerte Habers und van
                                 										Oordts keineswegs zutrafen. Spätere Messungen bestätigten vielmehr die
                              									Richtigkeit der Theorie. Dies ist besonders bemerkenswert, weil zunächst die
                              									rechnerische Behandlung dadurch erschwert wurde, daß Unklarheit über die spezifische
                              									Wärme des Ammoniaks herrschte, deren Kenntnis für die zahlenmäßige Bestimmung der
                              									Gleichgewichtskonstanten notwendig ist. Man war daher anfangs auf ein
                              									Näherungsverfahren angewiesen, dessen Ergebnisse aber in der Folgezeit, als weitere
                              									Untersuchungen der genannten thermischen Größe eine genaue Bestimmung ermöglichten,
                              									soweit bestätigt wurden, wie dies kaum zu erwarten war. Die Berechnung des
                              									Gleichgewichts ergab nun, daß bei der Synthese des Ammoniaks eine große Ausbeute
                              									erzielt wird, wenn man bei hohen Drücken und tiefen Temperaturen arbeitet.
                              									Gegenwärtig ist daher das folgende Verfahren üblich. Man erzeugt aus flüssiger Luft
                              									Stickstoff und in Koksgeneratoren, durch die Wasserdampf geblasen wird, Wasserstoff.
                              									In den letztgenannten Vorrichtungen bildet sich allerdings gleichzeitig mit dem
                              									gewünschten Elemente Kohlenoxyd. Jedoch stößt dessen Trennung vom Wasserstoff nicht
                              									auf Schwierigkeiten. Beide Ausgangstoffe werden gereinigt, gemischt und in
                              									Stufenkompressoren auf einen Druck von etwa 200 at gebracht. Sie gelangen sodann in
                              									die Azotierungskessel, in denen die Vereinigung bei einer Temperatur von 600 bis
                              									700° in Gegenwart eines Katalysators erfolgt, der den Vorgang beschleunigt. Die
                              									Kessel werden anfänglich erwärmt. Sobald der Prozeß eingeleitet ist, liefert er
                              									selbst die erforderliche Hitze.
                           Die Herstellung von Salpetersäure für die Munitionsbereitung erfolgte im Kriege fast
                              									ausschließlich aus Ammoniak. Dieses wurde in Deutschland nicht nur auf dem
                              									beschriebenen Wege, sondern auch durch Behandlung des Kalkstickstoffes mit
                              									Wasserdampf hergestellt, ein Verfahren, das ebenfalls erst in den letzten Jahren zur
                              									Einführung 
                              									gelangte. Die Entente benutzte, da der Chilesalpeter infolge des Mangels an
                              									Schiffraum zu fehlen begann, für die Munitionsindustrie vielfach norwegischen
                              									Salpeter, der unter Ausnutzung der Wärme des elektrischen Lichtbogens gewonnen
                              									wird.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Einheitsbohrung oder Einheitswelle. W. Kühn bespricht in der Werkstattstechnik 1919, Heft 24,
                              									die Schwierigkeiten, die vielfach in solchen Werkstätten entstehen, die sich auf die
                              									Einheitsbohrung festgelegt haben, wenn glatte Wellen verwendet werden sollen. Otto Klein weist in „Der Betrieb“, Heft 7, in
                              										„Werkstattstechnik“, Heft 5 nach, daß die gleichen Aufgaben nach dem
                              									System der Einheitswelle vielfach einfacher und mit weniger Passungen und Werkzeugen
                              									erledigt werden können. Bei der Verwendung glatter Wellen will Kühn bekanntlich das System Einheitsbohrung durch einige wenige
                              									Zusatzbohrungen ergänzen, die die Verwendung der Laufwelle als glatte Welle
                              									gestatten. Klein sieht das nur für eine Verwässerung des
                              									Systemes an und leitet aus der Betrachtung von neuem die überwiegende Berechtigung
                              									der Einheitswelle ab.
                           Für Transmissionen und ähnlich gebaute Maschinen sind die von beiden Verfassern
                              									gemachten Vorschläge wie folgt gegenübergestellt.
                           
                              
                                 
                                 Ausführungnach Kühn
                                 Passungnach Klein
                                 
                              
                                 Welle 
                                 Laufwelle derEinheitsbohrung
                                 normaleEinheitswelle
                                 
                              
                                 Lager
                                 Normalbohrung
                                 weiter Laufsitz
                                 
                              
                                 Ungeteilte Riemenscheiben
                                 Normalbohrung
                                 Gleitsitz
                                 
                              
                                 Geteilte Riemenscheiben
                                 Preßbohrung
                                 Preßsitz
                                 
                              
                                 Ungeteilte Leerlaufscheiben
                                 Normalbohrung
                                 weiter Laufsitz
                                 
                              
                                 Geteilte Leerlaufscheiben
                                 Normalbohrung
                                 weiter Laufsitz
                                 
                              
                                 Ungeteilte Leerlaufbüchsen
                                 Schiebebohrung
                                 Gleitsitz
                                 
                              
                                 Geteilte Leerlaufbüchsen
                                 Festbohrung
                                 Festsitz
                                 
                              
                                 Ungeteilte Stellringe
                                 Normalbohrung
                                 Gleitsitz
                                 
                              
                                 Geteilte Stellringe
                                 Normalbohrung
                                 Preßsitz
                                 
                              
                                 Festsitzende Kupplungen
                                 Festbohrung
                                 Festsitz bzw.Preßsitz
                                 
                              
                                 Verschiebbare Kupplungen
                                 Normalbohrung
                                 Gleitsitz
                                 
                              
                           Klein tadelt an den Beispielen Kühns und an den eben gebrachten Passungen, daß verschiebbare Kupplungen
                              									und ungeteilte Riemenscheiben zu locker auf der Welle sitzen und demnach beim
                              									Festkeilen oder Festschrauben unrund laufen werden. Eine Reihe von Beispielen in dem
                              									Aufsatz Kleins bringt eine Gegenüberstellung von
                              									gezeichneten Beispielen aus verschiedenen Zweigen des Maschinenbaues nach den
                              									Vorschlägen Kühn und Klein.
                           Stofflose Luftfilter. Im Krieg haben sich durch den
                              									Rohstoffmangel Filter ohne die üblichen Barchenttücher herausgebildet, die sich so
                              									bewährt haben, daß sie wahrscheinlich auch fernerhin sich behaupten werden.
                           Die Maschinenbau-A.-G. Balcke in Bochum benutzt zur
                              									Entstaubung von Luft mehrere Reihen aufrechter Holzstäbe abwechselnd nach links und
                              									rechts unter 45° geschwenkt. Die ersten drei bis vier Reihen werden durch Wasser
                              									berieselt, die übrigen Reihen bleiben trocken. Die Luft muß an den Stäben ihre
                              									Richtung ändern und läßt den Staub an den Holzstäben hängen. Die Bauart genügt für
                              									nicht zu große AnsprücheSiehe auch D. p. J. 1918, S. 227..
                           Die Deutsche Luftfilter-Baugesellschaft in Berlin läßt die
                              									Luft zur Entstaubung durch eine etwa 100 mm starke Schicht von Raschigringen
                              									streichen, die von oben her mit Viscin, einer kaum verdunstenden und unbrennbaren
                              									Flüssigkeit benetzt werden. Die Einbaumöglichkeit ist unbeschränkt, der
                              									Platzbedarf sehr klein gegenüber den Tuchfiltern.
                           K. und Th. Möller in Brackwede verwenden Raschigringe ohne
                              									irgend eine Benetzung, setzen aber dafür die Luft einem wiederholten
                              									Richtungswechsel und Geschwindigkeitswechsel durch Staubkammern großen Rauminhaltes
                              									aus. Die Filter eröffnen die Aussicht auf Entstaubung heißer Gase auf völlig
                              									trockenem Wege, also ohne Abkühlung durch Wasser usw. (Werkstattstechnik 1920, Heft
                              									3.)
                           Einfache Metallprüfvorrichtungen. Die üblichen
                              									Metallprüfmaschinen (Zerreißmaschinen und Pendelfallhammer) können wegen ihres hohen
                              									Preises nur von wirtschaftlich gut gestellten Firmen beschafft werden. Frémont (Comptes Rend. de l'Ac. d. Sc, Bd. 169,S. 228)
                              									hat einfache Vorrichtungen ersonnen, die auch kleinsten Werkstätten die Prüfung von
                              									Metallen ermöglichen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 127
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 1 zeigt eine Zerreißvorrichtung. Der Probestab
                              										P wird zwischen die Hebel A und B gespannt. Beide sind durch das Gelenk
                              										C verbunden und werden durch den Schraubstock D zusammengepreßt, so daß sie am oberen Ende
                              									auseinander gehen und den Stab zerreißen. Die Bruchbelastung wird durch die
                              									elastische Biegung des Hebels B bestimmt, die an der
                              									Zeigervorrichtung E abgelesen werden kann. Die
                              									Vorrichtung muß vor dem Gebrauch geeicht werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 127
                              Abb. 2.
                              
                           Das Fallwerk, Abb. 2 dient zur Vornahme von
                              									Kerbschlagproben. Der Hammer A hat einen 1 bis 2 mm
                              									breiten Schlagbolzen und wird durch eine im Inneren von B befindliche Feder mit etwa 10 m/sek Geschwindigkeit auf das Probestück
                              										P von 3 × 4 × 15 mm Größe schnellen gelassen.
                              									Gleichzeitig trifft der Hammer auf die Schraubenfeder D, die er mit dem Ueberschuß an Arbeit zusammendrückt. Die Zusammendrückung
                              									wird an der Skala F abgelesen. Die Feder D wird durch fallende Gewichte geeicht.
                              									(Werkzeugmaschine 1920, Heft 6.)
                           Vorschläge für die Aenderung des S.-J.-Gewindes in ein
                                 										Weltgewinde. W. Kühn schlägt im „Betrieb“
                              									1920, Heft 7 und in „Werkstattstechnik“ 1920, Heft 8 vor, das S.-J.-Gewinde
                              									zu einem Weltgewinde umzuändern. Die Nachteile des jetzigen S.-J.-Gewindes sind:
                           
                              1. zu große Schärfe des Gewindegrundes, dadurch Schwächung des
                                 										Kernes,
                              2. zu lange Flankenanlage, dadurch zu große Empfindlichkeit gegen
                                 										ungenaue Winkel,
                              3. äußere Kanten sind ziemlich scharf und daher empfindlich gegen
                                 										Verstoßen,
                              4. Spiel an Spitze und Grund ist reichlich groß, daher nicht für
                                 										Dichtungsgewinde geeignet.
                              
                           
                           Das Weltgewinde müßte folgende Gesichtspunkte beachten:
                           
                              1. Auswechselbarkeit gegen das S.-J.-Gewinde,
                              2. Nenndurchmesser gleich denen des S.-J.-Gewindes,
                              3. Grundausrunden größer als bisher,
                              4. äußere Gewindespitzen abgerundet auszuführen.
                              
                           Also muß der Flankenwinkel mit 60° erhalten bleiben. Alle Aenderung hätten sich nur
                              									auf Grund und Spitze zu beziehen. Notwendig wäre, daß England und Amerika das
                              									Zollmaßsystem für Gewinde aufgibt.
                           Gewinde-Meßmikroskop. Jedes dreieckige Gewinde ist durch
                              									Flankendurchmesser, Flankenwinkel und Steigung eindeutig bestimmt. Außen- und
                              									Kerndurchmesser sind weniger wichtig und können durch gewöhnliche Lehren genügend
                              									genau gemessen werden. Hingegen sind die drei erstgenannten Maße nur durch das
                              									Mikroskop einwandfrei genau zu bestimmen, ohne die Schraube zu zerlegen.
                           Das Zeißsche Gewindemikroskop verwendet Messerschneiden,
                              									die an die zu messenden Gewindeflanken angelegt werden, so daß ein feiner Lichtspalt
                              									entsteht, der von unten her beleuchtet wird und einen feinen Lichtstreifen im
                              									Mikroskop erscheinen läßt. Das Mikroskop wird durch einen Kreuzschlitten längs und
                              									quer zur Schraubenachse verschoben und um seine Achse gedreht, bis der feine
                              									Lichtstreifen zwischen zwei im Mikroskop befindlichen parallelen Fäden erscheint.
                              									Die Längs- und Querverschiebung wird mittels zweier Mikrometerschrauben gemessen und
                              									ergibt Steigung und Flankendurchmesser. Die Drehung ergibt den Flankenwinkel. Das
                              									Mikroskop eignet sich zur Messung von Schrauben bis 25 mm ⌀. Für stärkere Schrauben
                              									muß die Bauart abgeändert werden. (Betrieb Heft 6, Febr. 1920.)
                           Meßgeräte und Meßverfahren. (Zweites Sonderheft der
                              									Werkstattstechnik, Julius Springer, Berlin). Wie das erste Sonderheft
                              										„Revolverdrehbänke und Automaten“ beabsichtigt auch das vorliegende
                              									zweite Heft zu zeigen, daß die Meßtechnik in Deutschland, wo sie namentlich in der
                              									systematischen Grenzlehrenmessung und der werkstattmäßigen Fühlhebel-Feinmessung
                              									schon vor dem Kriege eine führende Bedeutung erlangt hatte, nach wie vor auf der
                              									Höhe steht. Das Heft enthält sieben Aufsätze, die allgemeines Interesse für jeden
                              									Techniker bieten dürften:
                           Interferenz-Komparator für Endmaße von Prof. F. Göpel. Der Apparat dient zum genauesten Vergleich von
                              									Endmaßen und beruht auf der Erscheinung der Interferenzstreifen, die beim
                              									Durchdringen von Lichtstrahlen einer künstlichen Lichtquelle durch den dünnen
                              									Luftspalt zwischen zwei Meßflächen auftreten. Durch Zählen der bei der allmählichen
                              									Annäherung der beiden Meßflächen bis zu ihrer Berührung an dem Auge vorbeiziehenden
                              									Interferenzstreifen kann die Dicke der Luftschicht für jedes der beiden zu
                              									vergleichenden Endmaße bestimmt werden und so der Unterschied zwischen beiden Maßen
                              									mit einer Genauigkeit von 0,02–0,01 μ gemessen
                              									werden.
                           Was muß in der Werkzeugmacherei an Meßwerkzeugen vorhanden
                                 										sein? Von Dr. Max Kurrein. Der Aufsatz gibt eine
                              									Zusammenstellung von Bildern und Friedenspreisen der notwendigen Meßwerkzeuge für
                              									die Anreißplatte, für den Dreher, Hobler, Bohrer, Fräser, Härter, Schmied,
                              									Schleifer, und für die Kontrollwerkstatt.
                           Meßmaschinen. Es werden die Wirkungsweise und der Aufbau
                              									der neuesten Feinmeßmaschinen von Hommel, Sauter und Meßner, Reinecker, Mahr beschrieben.
                           Fühlhebel in der Werkstatt. Das bekannte Hirth-Minimeter der Fortuna-Werke in Stuttgart-Cannstatt wird in verschiedenen Anwendungen
                              									gezeigt und dadurch der Hinweis auf einen erweiterten Verwendungsbereich desselben
                              									gegeben.
                           Neujustierung und Genauigkeit von Mikrometern. Das
                              									Mikrometer kann in den Fällen, in denen sich die Beschaffung von festen Lehren nicht
                              									lohnt, sehr wohl zum genauesten Messen in der Werkstatt benutzt werden,
                              									vorausgesetzt, daß es wie die festen Lehren in regelmäßigen Zeitabschnitten einer
                              									Prüfung seiner Genauigkeit unterworfen wird. Es werden verschiedene Ausführungen von
                              									Mikrometern gezeigt, wobei sich die deutschen Bauarten mit nachstellbarer fester
                              									Meßfläche bzw. nachstellbarer Ablesetrommel als die vorteilhafteren gegenüber den
                              									ausländischen erweisen.
                           Selbstherstellung von Kalibern. Die von den Fortuna-Werken im Kriege zum Messen der Innendurchmesser
                              									von Geschützrohren selbst angefertigten Rohrkaliber werden beschrieben. Sie dürften
                              									in ihrem Grundgedanken auch für Friedenszwecke brauchbar sein.
                           Zifferblatt-Meßwerkzeuge. Dickenmesser und Schublehren mit
                              									Meßuhren anstatt Skala und Nonius gestatten ein bedeutend schnelleres Messen. Der
                              									Meßdruck wird durch eine schwache Feder ausgeübt, nicht durch die Hand; er bleibt
                              									also stets gleich und eignet sich besonders für weiche Werkstoffe. Die Ablesung
                              									erfolgt auf 1/10
                              									mm.
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Fabrikorganisation.
                           Neuzeitliche Betriebskontrolle. Der nachstehend
                              									beschriebene Apparat gestattet eine dauernde Prüfung der Belastungen von
                              									Arbeitsmaschinen aller Art und gibt ein genaues Bild darüber, wie der Arbeiter seine
                              									Maschine belastet und ausgenutzt hat, ob er unnötig lange Arbeitspausen machte usw.
                              									Der Apparat, Abb. 1 und 2, wird als Deckenvorgelege eingebaut oder unmittelbar auf die
                              									Transmission gesetzt. A ist die treibende, sich dauernd
                              									drehende Vorgelege- oder Transmissionswelle. Auf ihr ist das Stirnrad B aufgekeilt, das mit einem oder mehreren, in dem
                              									Gehäuse C gelagerten Planetenrädern D in Eingriff steht. Diese kämmen wiederum mit der
                              									Innenverzahnung der Trommel E. Auf C ist auch die Riemenscheibe F aufgekeilt, von der aus die Werkzeugmaschine angetrieben wird. Solange
                              									die Trommel E sich frei drehen kann, bleiben C, D und F stehen und die
                              									Trommel E dreht sich leer im umgekehrten Sinne der
                              									treibenden Welle. Die Werkzeugmaschine steht still.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 128
                              
                              
                           Die Trommel E kann durch Anziehen der an dem Arm G montierten Bremsbacken H
                              									an ihrer Drehung verhindert 
                              									werden. Das Oeffnen und Schließen der Bremse geschieht durch die Spindel J mittels des Hebels K,
                              									der vom Arbeiter wie ein gewöhnlicher Einrückhebel bedient wird. Ist E festgestellt, so übt der Arm G einen Zug durch die Stange L auf den
                              									Kraftmesser M aus, der mittels des Bolzens N an einer Säule oder sonst einem festen Punkt
                              									befestigt ist. Der Kraftmesser M schreibt mit dem Stift
                              										O die Größe des ausgeübten Zuges, also auch die
                              									Größe der Maschinenbelastung auf der durch ein Uhrwerk dauernd gedrehten
                              									Papiertrommel P in einer Schaulinie auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 129
                              Abb. 3.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 129
                              Abb. 4.
                              
                           Die Schaulinie, Abb. 3, einer Plandrehbank zeigt, daß
                              									der Arbeiter erst nach Beginn der Arbeitszeit zu arbeiten begonnen hat, daß er mit
                              									dauernd verminderter Schnittgeschwindigkeit, also ohne die bei kleinerem Durchmesser
                              									notwendige Erhöhung der Umlaufzahl arbeitete, daß er ferner längere Pausen machte,
                              									deren Grund der Betriebsleiter nachgehen wird. Die Schaulinie, Abb. 4, eines Schmiedefallhammers gibt längere
                              									Arbeitspausen an, die der Betriebsleiter ebenfalls aufklären wird.
                           Die Tag für Tag aufgenommenen und gesammelten Schaubilder geben wertvolle
                              									Unterlagen für die Betriebsstatistik und Winke für die mangelhafte Ausnutzung oder
                              									Ueberlastung der Maschinen. An ihrer Hand wird man sich klar werden können, ob
                              									Betriebserweiterungen gerechtfertigt sind oder nicht. (Uhlands Werkzeugmaschinenbau
                              									1920, Heft 2 und Betrieb 1920, Heft 8.)
                           Den richtigen Mann an die richtige Stelle. Die Westinghouse Electric & Mfg.
                                 										Co., East Pittburg USA. hat ein sinnreiches Verfahren ausgearbeitet, um die
                              									für die verschiedenen Arbeiten am besten geeigneten Leute zu finden und einstellen
                              									zu können. Die verschiedensten Beschäftigungen und Berufe in der Fabrik wurden
                              									zunächst klassifiziert und beschrieben, die an die betreffenden Arbeiter zu
                              									stellenden körperlichen und geistigen Anforderungen festgesetzt. Sollen neue Kräfte
                              									eingestellt werden, so füllt der betreffende Abteilungsleiter oder Meister eine
                              									Karte aus.
                           Die in den Karten auszufüllenden Rubriken erstrecken sich auf: Art der Arbeit,
                              									Handwerk, Altersgrenze, Mindestkörpergewicht, Mann oder Frau, groß, mittel,
                              									Sprechen, Lesen, Schreiben, kräftig, schnell, bedächtig, geduldig, aufmerksam,
                              									genau, gründlich, gutes Gedächtnis, ablesegewandt, Aufspannarbeit, Vorrichtungen,
                              									Lehren, Schablonen, Mikrometer, Zeichnung lesen, zu benutzendes Werkzeug, frühere
                              									Praxis nach Jahren, anzulernen, Art der Lehre, Aufstieg von anzugebender Arbeit zu
                              									besserer ebenfalls anzugebender Arbeit. Auf der Rückseite der Karte ist die
                              									auszuführende Arbeit nach folgenden Gesichtspunkten gekennzeichnet: schwer, leicht,
                              									genau, roh, Heben durch Hand oder durch Kran, stehend, sitzend, bückend.
                              									Reichtätigkeit, Wiederholarbeit, heiß, kalt, naß, schmutzig, staubig, Rauch und
                              									Qualm, Oel, Säure, händeangreifend, Augen anstrengend, Lohnart, Arbeitszeit, Pensum.
                              									(Werkstattstechnik 1920, Heft 1 und 2.)
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Vereinsnachrichten.
                           Verein Deutscher Gießereifachleute. Hauptversammlung 25.
                              									bis 27. Juni 1920 im Zoo, Berlin.
                           Ausschuß für wirtschaftliche Festigung: Vorträge über
                              									Kraftfluß von der Kraftquelle bis zum Werkzeug am 24., 25. Juni, NW7, Sommerstr.
                              									4a.