| Titel: | Druckknopfsteuerung bei Werkzeugmaschinen. | 
| Autor: | Meller | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 144 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Druckknopfsteuerung bei
                           								Werkzeugmaschinen.
                        Von Oberingenieur Meller, Berlin-Siemensstadt.
                        MELLER: Druckknopfsteuerung bei Werkzeugmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die wirtschaftliche Ausnutzung einer Werkzeugmaschine ist in hohem Maße von der
                              									möglichst genauen und möglichst raschen Einstellung der, dem jeweiligen
                              									Arbeitsvorgang entsprechenden Schnittgeschwindigkeit abhängig. Ist die genaue
                              									Einstellung der günstigsten Schnittgeschwindigkeit nicht möglich, weil die
                              									Schaltstufen zu weit auseinander liegen, so wird, sobald an Stelle der gewünschten
                              									Geschwindigkeit die nächst geringere gewählt wird, die Leistungsfähigkeit der
                              									Werkzeugmaschine verringert. Die Wahl der nächst höheren Geschwindigkeit würde ein
                              									unzulässig schnelles Verbrauchen des Stahles verursachen. Um die Anpassungsfähigkeit
                              									zu erreichen, wird daher bei modernen Werkzeugmaschinen eine möglichst zweckmäßige
                              									Abstufung der einstellbaren Geschwindigkeiten angestrebt. Am meisten gebräuchlich
                              									ist eine gleichmäßige geometrische Abstufung der Drehzahlen bei einem Sprung von
                              									etwa 25 v. H. zwischen den einzelnen Stufen.
                           Soll die gute Anpassungsfähigkeit, die sich durch diese Abstufung erreichen läßt,
                              									voll zur Wirkung kommen, so muß noch die weitere Bedingung erfüllt werden, nämlich
                              									den Geschwindigkeitswechsel rasch und mit geringstem Kraftaufwand ohne große
                              									Inanspruchnahme des Arbeiters vornehmen zu können.
                           Solange es sich um kleine Werkzeugmaschinen handelt, bei denen nur wenige
                              									Schaltstufen vorhanden sind und die Handgriffe für die Betätigung sich in der
                              									Reichweite des Arbeiters befinden, wird auch bei der üblichen Anordnung der
                              									Drehzahleinstellung mittels umschaltbarem Vorgelege eine wirtschaftliche Ausnutzung
                              									der Werkzeugmaschine möglich sein. Riemenwechsel bei Stufenscheibenantrieb erschwert
                              									bereits die Umschaltung. Noch ungünstiger werden die Verhältnisse bei größeren
                              									Maschien, bei denen der Arbeiter seinen Standort verlassen muß, um die Umschaltung
                              									vorzunehmen. Es ist dann die Gefahr vorhanden, daß der Arbeiter es unterläßt, einen
                              									sonst erwünschten Geschwindigkeitswechsel vorzunehmen. Die Arbeitsmaschine läuft
                              									dann, obzwar die Aenderung des Arbeitsvorganges eine andere Einstellung der
                              									Drehzahl verlangt, mit der gleichen Drehzahl weiter, wodurch, falls eine höhere
                              									Geschwindigkeit in Frage käme, sie nicht genügend ausgenutzt wird oder falls die
                              									Geschwindigkeit zu hoch ist, der Stahl in kurzer Zeit verdorben wird. Das rasche und
                              									einfache Einstellen der Drehzahl vom Standort des Arbeiters ist also eine wichtige
                              									Vorbedingung für die wirtschaftliche Ausnutzung der Werkzeugmaschine. Eine weitere
                              									Vorbedingung für die wirtschaftliche Ausnutzung besteht aber auch darin, daß es,
                              									besonders bei aussetzendem Betrieb, möglich sein muß, die Werkzeugmaschine schnell
                              									stillzusetzen und ebenso schnell mit wenigen Handgriffen wieder auf die gewünschte
                              									Drehzahl anzulassen. Die Ersparnisse, die durch die jeweilige Stillsetzung des
                              									Antriebs erzielt werden, können oft erheblich werden, zeigten doch durchgeführte
                              									Messungen, daß sich je nach der Werkzeugmaschine und dem vorliegenden Arbeitspogramm
                              									die Arbeitszeit zur Ruhezeit innerhalb einer achtstündigen Schicht oft wie 1 : 2, ja
                              									sogar wie 1 : 5 verhält. Alle diese Bedingungen, einfaches und rasches Stillsetzen
                              									sowie Inbetriebsetzen der Arbeitsmaschine, ferner einfaches und leichtes Einstellen
                              									der jeweils gewünschten Drehzahl vom jeweiligen Standort des Arbeiters ermöglicht
                              									der elektrische Einzelantrieb in Verbindung mit der elektrischen
                              									Druckknopfsteuerung.
                           Je nach den Bedingungen, die im einzelnen an die Steuerung gestellt werden, gibt es
                              									verschiedene Ausführungen der Druckknopfsteuerung. Die einfachste Bedingung ist
                              									diejenige, bei welcher nur das Anlassen und Stillsetzen des elektrischen Antriebes
                              									durch Betätigung der Druckknöpfe erfolgen soll. Diese Anordnung würde in erster
                              									Linie für die Antriebe in Frage kommen, bei welchen ein nicht regelbarer, also mit
                              									gleicher Drehzahl durchlaufender Antriebsmotor verwendet wird und bei welchem ein
                              									häufiges Stillsetzen und Wiederanlassen des Motors erforderlich ist.
                           Die Durchbildung der Steuerung richtet sich danach, ob ein Gleichstrom- oder ein
                              									Drehstrommotor zum Antrieb verwendet wird. Das Anlassen von Gleichstrommotoren 
                              									erfolgt bekanntlich in der Weise, daß beim Einschalten ein Widerstand dem Anker
                              									vorgeschaltet wird, der mit zunehmender Drehzahl in mehreren Stufen allmählich bis
                              									lauf Null verringert wird. Bei Asynchron-Drehstrommotoren mit Schleifringrotor wird
                              									beim Anlassen ein entsprechender Rotorwiderstand allmählich ausgeschaltet. Außer der
                              									Aenderung des Anlaß Widerstandes ist es noch erforderlich, beim Stillsetzen den
                              									Motor allpolig vom Netz abzuschalten. Bei der Drückknopfsteuerung verwendet man
                              									verschieden durchgebildete Apparate. Gebräuchlich ist z.B. die Relais- oder
                              									Schützensteuerung, bei welcher der Widerstand, wenn die Motorleistung nicht zu groß
                              									ist und der Anlauf möglichst unbelastet erfolgt, in etwa zwei bis drei Stufen
                              									abgeschaltet wird. Außerdem ist bei der einfachen Ausführung, wo eine Umschaltung
                              									nicht in Frage kommt, für die Hauptausschaltung ein Schütz und, falls Umschaltung in
                              									Frage kommt, zwei Umschaltschütze erforderlich. Abb.
                                 										1 zeigt die Schaltung einer Druckknopfsteuerung bei Gleichstrom ohne
                              									Umkehrung der Drehrichtung. Die Schütze selbst werden zweckmäßig auf einem
                              									gemeinsamen Rahmen zusammengebaut, der entweder unmittelbar an die Werkzeugmaschine
                              									selbst angebaut werden kann, oder auch getrennt davon, falls besondere Gründe, z.B.
                              									starke Erschütterung der Werkzeugmaschine, staubiger Betrieb, für besondere
                              									Aufstellung der Anlaß Vorrichtung sprechen würden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 144
                              Abb. 1. Schützensteuerung.
                              
                           Eine andere Ausführung der Selbstanlasser besteht darin, daß eine Steuerwalze oder
                              									ein Flachbahnanlasser durch einen Magneten oder Motor bestätigt wird, wodurch dann
                              									das Abschalten des Anlaßwiderstandes erfolgt. Wird der Anlasser durch einen Magneten
                              									betätigt, so ist ein besonderes Hemmwerk erforderlich, damit das Anlassen nicht
                              									unzulässig schnell erfolgt. Die Hemmwerke können als Windflügelhemmung, als Luft-
                              									oder Oel-Dämpfungspumpe ausgeführt werden, und sind meist einstellbar, um einen
                              									möglichst kurzen aber dabei stoßfreien Anlauf zu erzielen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 144
                              Abb. 2. Anlasser mit magnetischer Betätigung.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 144
                              Abb. 3. Anlasser mit motorischer Betätigung.
                              
                           Abb. 2 zeigt eine Ausführung der Siemens-Schuckertwerke.
                           Erfolgt der Antrieb durch einen Motor, so ist meist eine Dämpfung nicht erforderlich,
                              									da der kleine Antriebsmotor zur Betätigung des Anlassers eine entsprechende
                              									Zeit benötigt, die meist auch einstellbar ist. Abb.
                                 										3 zeigt einen entsprechend durchgebildeten Selbstanlasser der SSW.
                              									Anlasser, Widerstand und Motor sind in einem gemeinsamen Kasten zusammengebaut. Da
                              									bei den vorerwähnten Steuerungen eine Regelung der Drehzahl nicht in Frage kommt, so
                              									ist die Anwendung in erster Linie bei solchen Arbeitsmaschinen angebracht, bei
                              									welchen ein häufiges Anlassen und Stillsetzen ohne erhebliche Inanspruchnahme des
                              									Arbeiters vorkommt. So z.B. haben sich bei Drucklufthämmern die Selbstanlasser sehr
                              									gut bewährt, da das Inbetriebsetzen des Hammers in einfacher Weise durch die
                              									Betätigung des Druckknopfes „ein“, die Stillsetzung in gleicher Weise durch
                              									Betätigung des Druckknopfes „aus“ erfolgen kann. Abb. 4 zeigt einen entsprechenden Einzelantrieb eines Drucklufthammers
                              									mit Druckknopfsteuerung. Die Druckknöpfe sind in handlicher Nähe an der
                              									Arbeitsmaschine angebracht, wohingegen der Selbstanlasser in unmittelbarer Nähe des
                              									Hammers oder auch getrennt davon aufgestellt werden kann. Die Anwendung der
                              									Druckknopfsteuerung fuhrt dazu, daß der Motor während der Betriebspausen tatsächlich
                              									abgestellt wird, im Gegensatz zu den üblichen Anlaßvorrichtungen, bei welchen wegen
                              									der zeitraubenden und umständlichen Handhabung der Anlaß Vorrichtung das Abstellen
                              									des Motors meist unterlassen wird. Vorteilhaft ist die Druckknopfsteuerung ohne
                              									Drehzahlregelung auch bei solchen Arbeitsmaschinen, bei denen es möglich sein muß,
                              									von verschiedenen Stellen aus die Werkzeugmaschine schnell und einfach anzulassen
                              									oder stillzusetzen. Hierzu würden z.B. Drehbänke gehören, die durch einen
                              									Drehstrom-Asynchron-Motor angetrieben werden und die mehrere Supporte haben, von
                              									denen aus das Anlassen und Stillsetzen möglich sein soll. Sehr zweckmäßig ist die
                              									Schaltung auch bei größeren Werkzeugmaschinen, bei welchen eine elektrische
                              									Schnellverstellung der Supporte erwünscht ist. So hat sich diese Ausführung bei
                              									größeren Karussel-Drehbänken bewährt, wo die beiden Supporte je einen getrennten
                              									Motor mit Druckknopfsteuerungen erhielten. Die Druckknöpfe wurden vereinigt zu einer
                              									Druckknopftafel, von denen je eine sowohl auf. jedem Support als auch an einer
                              									besonderen Bedienungsstelle vorgesehen sind. (Vergl. Abb.
                                 										8, hierbei ist die gleiche Anordnung bei einem größeren Fräswerke zu
                              									sehen.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 144
                              Abb. 4. Hammer mit Druckknopfsteuerung.
                              
                           Besonders vorteilhaft wird die Druckknopfsteuerung dann, wenn zum Antrieb der
                              									Arbeitsmaschine ein regelbarer Motor verwendet wird. Als regelbarer Motor kommt 
                              									zurzeit fast nur der Gleichstrom-Nebenschlußmotor in Betracht, welcher durch
                              									Aenderung des Feldes innerhalb des Drehzahlbereiches von 1 : 2 bis 1 : 5 praktisch
                              									verlustlos geregelt werden kann. Bei einem Motor mit der Höchstdrehzahl von 2100 und
                              									dem Regelbereich von 1 : 3 würde z.B. die sogenannte Grunddrehzahl 700 betragen. Bis
                              									zu dieser Drehzahl wird der Motor in der üblichen Weise durch
                              									Ankervorschaltwiderstände angelassen. Innerhalb des Drehzahlbereiches von 700 bis
                              									2100 erfolgt die weitere Drehzahlerhöhung durch Schwächen des Feldes, was durch
                              									stufenweises Einschalten von Vorschaltwiderständen in den Erregerstromkreis erfolgt.
                              									Wird nicht die höchste Drehzahl gewünscht, sondern eine geringere, so darf die
                              									Feldschwächung nur teilweise erfolgen. Der Anlasser wird demnach nicht bis in seine
                              									Endstellung gedreht, sondern wird auf einen entsprechenden Zwischenkontakt, welcher
                              									der gewünschten Drehzahl entspricht, gestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 145
                              Abb. 5. Druckknopfsteuerung mit motorisch betätigtem Anlasser und getrenntem
                                 										Drehzahlregler.
                              
                           Die Zahl der Regelstufen entspricht der Zahl der einstellbaren Geschwindigkeit. Die
                              									Abstufung kann ohne weiteres so vorgenommen werden, daß die Drehzahlen der
                              									gewünschten geometrischen Drehzahlabstufung von beispielsweise 25 v. H. Spannung
                              									entsprechen.
                           Die Regelung des Motors und somit die Regelung der Drehzahl der Arbeitsmaschine muß,
                              									falls die Vorteile der Steuerung ganz zur Geltung kommen sollen, so erfolgen, daß
                              									der Arbeiter hierbei seinen Standort nicht zu verlassen braucht. Eine
                              									Ausführungsmöglichkeit besteht darin, daß für das Anlassen ein Selbstanlasser, wie
                              									bei den bisherigen Schaltungen, verwendet wird, nur mit dem Unterschied, daß für die
                              									in Frage kommende Feldschwächung des Motors noch besondere Kontakte vorgesehen
                              									werden. Die Regelung, also die Einstellung der Drehzahl selbst erfolgt durch einen
                              									besonderen Nebenschlußregler, welcher zu den Feldschwächstufen des selbsttätigen
                              									Anlassers parallel geschaltet wird. Durch diesen Anlasser erfolgt dann die
                              									Einstellung der Drehzahl innerhalb des durch die Feldschwächung erzielbaren
                              									Regelbereichs des Motors. Abb. 5 zeigt schematisch
                              									die Schaltung. Das Einschalten und Stillsetzen des Motors erfolgt in gleicher Weise
                              									wie bei der Steuerung ohne Drehzahlregelung durch Druckknöpfe, das Einstellen des
                              									Nebenschlußreglers von Hand. Hierbei kann der Nebenschlußregler bei kleineren
                              									Leistungen unmittelbar am Standort des Arbeiters angebaut werden. Bei größeren
                              									Werkzeugmaschinen oder bei solchen, bei denen sich der Standort des Arbeiters
                              									ändert, z.B. bei langen Drehbänken, ist ein mechanisches Gestänge zwischen Support
                              									und dem Anlasser, der am zweckmäßigsten in der Nähe des Motors angebaut wird,
                              									erforderlich. Die Anordnung hat den Vorteil, daß der Arbeiter in der Lage ist, die
                              									jeweils gewünschte Drehzahl bereits Vor der Inbetriebsetzung einzustellen. Um
                              									dann beim Anlassen auf die gewünschte Drehzahl zu kommen, ist es nur erforderlich,
                              									den Einschalt-Druckknopf zu betätigen, worauf der Motor selbständig bis zu der
                              									gewünschten Drehzahl anläuft und diese Drehzahl so lange beibehält, bis eine
                              									Verstellung des Nebenschlußreglers erfolgt. Diese Verstellung kann ohne weiteres
                              									während des Laufes vorgenommen werden. Das Stillsetzen des Antriebes erfolgt in der
                              									üblichen Weise durch die Betätigung des Druckknopfes „halt“. Diese
                              									Druckknopfsteuerung eignet sich besonders für solche Werkzeugmaschinen, die öfter
                              									stillgesetzt werden und bei denen meist nach erfolgtem Anlassen immer mit der einmal
                              									eingestellten Drehzahl gearbeitet wird, wobei bei mehreren Arbeitsperioden
                              									hintereinander immer dieselbe Drehzahl in Frage kommt. Beispielsweise wäre dies bei
                              									Bohrmaschinen der Fall, bei denen eine größere Anzahl Löcher von gleichem
                              									Durchmesser in dasselbe Werkstuck gebohrt werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 145
                              Abb. 6. Motorisch betätigter Anlasser und Regier.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 145
                              Abb. 7. Steuerapparat für Anlassen, Drehzahlregeln, Umsteuern und
                                 										Bremsen.
                              
                           Hierbei ist es dann von wesentlichem Vorteil, daß der Arbeiter
                              									nicht bei jedem Anlassen darauf achten muß, daß er den Motor auf die richtige
                              									Drehzahl hinaufregelt, sondern daß er nur einen Druckknopf oder Handhebel für das
                              									Anlassen zu betätigen braucht, worauf dann der Motor selbständig bis auf die
                              									eingestellte Drehzahl anläuft. Bei der beschriebenen Schaltung ist die Umkehrung der
                              									Drehrichtung des Motors vom Standort des Arbeiters aus nicht möglich. Wird die
                              									Umkehrung der Drehrichtung nicht betriebsmäßig gewünscht, soll sie aber trotzdem
                              									vorgenommen werden können, so genügt es, in die Ankerleitung einen zweipoligen
                              									Hebelumschalter einzuschalten, der dann von Hand nach Bedarf umgelegt werden kann..
                              									Allerdings wird dann, da der Umschalter zweckmäßig in der Nähe des Motors
                              									anzubringen ist, der Arbeiter seinen Standort unter Umständen verlassen müssen.
                           
                           Bei solchen Maschinen, bei denen jedoch ein häufiges betriebsmäßiges Umschalten
                              									der Drehrichtung in Frage kommt, wird es mit Rücksicht auf eine möglichst hohe
                              									Leistungsfähigkeit, der Werkzeugmaschine erwünscht sein, die Umkehrung vorzunehmen,
                              									ohne daß der Arbeiter seinen Standort zu verlassen braucht. Bei diesen Antrieben
                              									kann die vorerwähnte Anordnung beibehalten werden, nur daß das Umschalten der
                              									Ankerleistung durch besondere Umschaltschütze erfolgt. Die Druckknopftafel für die
                              									Betätigung erhält dann drei Druckknöpfe, so daß bei Betätigung des einen
                              									Druckknopfes (vorwärts) der Motor bis zu der eingestellten Drehzahl in der einen
                              									Richtung, beim Drücken des zweiten Druckknopfes (rückwärts) der Motor bis zu der
                              									eingestellten Drehzahl in der entgegengesetzten Richtung anläuft. Die Stillsetzung
                              									erfolgt dann durch den dritten Druckknopf (halt).
                           Abb. 6 zeigt einen für diese Ausführung
                              									durchgebildeten Anlasser der Siemens-Schuckertwerke mit
                              									dahinter angebrachtem Anlaßwiderstand. Der Anlasser kann außer durch den kleinen
                              									Motor noch von Hand durch das kleine Handrad (in der Mitte des Anlassers) betätigt
                              									werden. Betriebsmäßig ist der Anlasser mit einer Blechabdeckung ähnlich der
                              									Ausführung nach Abb. 7 versehen.
                           Bei manchen Werkzeugmaschinen, vor allem bei langen Drehbänken mit mehreren
                              									Supporten, wird es schwierig sein, den Nebenschlußregler in leicht erreichbarer Nähe
                              									aufzustellen bzw. seine mechanische Betätigung durchzuführen. Für solche Fälle ist
                              									eine Druckknopfsteuerung sehr erwünscht, bei welcher das Anlassen sowie das
                              									Einstellen der Geschwindigkeit selbst in leichter Weise von beliebig vielen Stellen
                              									aus lediglich durch die Betätigung von Druckknöpfen erreicht werden kann. Die Siemens-Schuckertwerke haben für diese Schaltung einen
                              									besonderen Selbstanlasser durchgebildet, der in Abb.
                                 										7 wiedergegeben ist. Die Anordnung ist so getroffen, daß beim Drücken des
                              									Druckknopfes „vorwärts schneller“ der Motor bis zu seiner Grunddrehzahl
                              									anläuft. Wird der Druckknopf nach Erreichung dieser Drehzahl wieder betätigt, so
                              									wird die Drehzahl weiter erhöht, und zwar solange wie die Betätigung dauert. Nach
                              									Erreichung der Höchstdrehzahl wird der Anlasser stillgesetzt. Eine weitere
                              									Betätigung des Druckknopfes „vorwärts schneller“ ist dann auf den Anlasser
                              									ohne Einfluß. Soll die Drehzahl innerhalb des Regelbereichs erniedrigt werden, so
                              									wird dies durch das Drücken des Druckknopfes „langsamer“ erreicht. Durch die
                              									entsprechende Betätigung dieser beiden Druckknöpfe kann demnach die Drehzahl
                              									innerhalb des Regelbereiches des Motors beliebig eingestellt werden. Eine
                              									Stillsetzung des Antriebes erfolgt in der üblichen Weise durch die Betätigung des
                              									Druckknopfes „halt“. Im Falle der Motor auch durch Druckknöpfe umgesteuert
                              									werden soll, erhält die Druckknopftafel noch einen Druckknopf „rückwärts
                                 										schneller“. Durch Betätigung dieses Druckknopfes wird der Motor in analoger
                              									Weise wie bei der Betätigung des Druckknopfes „vorwärts schneller“ in
                              									entgegengesetzter Richtung bis zur Grunddrehzahl angelassen und innerhalb des
                              									Regelbereiches des Motors geregelt. Die Verringerung der Drehzahl erfolgt in
                              									gleicher Weise durch Betätigung des Druckknopfes „langsamer“. Bei dieser
                              									Schaltung erhält die Druckknopftafel demnach vier Druckknöpfe, nämlich „vorwärts
                                 										schneller“, „rückwärts schneller“, „langsamer“ und
                              										„halt“.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 146
                              Abb. 8. Anordnung der Druckknopftafeln bei einer Fräsmaschine mit 3
                                 										Spindeln.
                              
                           Bei manchen Werkzeugmaschinen ist es erwünscht, beim Einrichten eine besonders
                              									niedrige Drehzahl einstellen zu können bzw. nur ganz kurze Bewegung auszuführen. Die
                              									von den Siemens-Schuckertwerken durchgebildeten
                              									Steuerungen ermöglichen dies, sobald noch ein besonderer Druckknopf (einrichten)
                              									vorgesehen wird.
                           Bei fast allen Werkzeugmaschinen ist es erwünscht, das Stillsetzen so schnell wie
                              									möglich vorzunehmen. Wird der Motor bei seiner höchsten Drehzahl lediglich
                              									abgeschaltet, so wird die Werkzeugmaschine infolge ihrer Massenenergie noch mehr
                              									oder weniger lange laufen, ehe sie zum Stillstand gelangt. Bei den von den Siemens-Schuckertwerken durchgebildeten Steuerungen wird
                              									daher für das Stillsetzen, sofern ein Gleichstrommotor vorhanden ist, eine
                              									Ankerbremsung vorgesehen. Zu dem Zwecke wird der Motor, sobald er vom Netz
                              									abgeschaltet ist, unmittelbar über einen Widerstand kurzgeschlossen und dadurch ein
                              									außerordentlich rasches Stillsetzen und Abbremsen der Werkzeugmaschine erreicht. Bei
                              									Antrieben mit asynchronem Drehstrommotor kann das rasche Stillsetzen durch das
                              									Einfallen einer Gewichtsbremse erreicht 
                              									werden, die während des Betriebes durch einen besonderen Bremsmagnet gelüftet
                              									wird.
                           Die Druckknopfsteuerung ist auch außerordentlich vorteilhaft bei denjenigen
                              									Werkzeugmaschinen, bei denen mehrere Motoren vorhanden sind, deren Ein- und
                              									Ausschalten in eine gewisse Abhängigkeit voneinander gebracht werden soll.
                              									Beispielsweise ist diese Abhängigkeit erwünscht bei Fräsmaschinen, bei denen der
                              									Antrieb des Vorschubes durch je einen Motor erfolgt. Hierbei darf der Vorschubmotor
                              									nur dann eingeschaltet werden, wenn der Fräser arbeitet, also der betreffende
                              									Antriebsmotor läuft. Eine entsprechende Ausführung ist von der Firma Schieß zusammen
                              									mit den Siemens-Schuckertwerken bei einem großen Fräswerk
                              									durchgebildet wordenEin neuzeitiges großes Fräswerk und seine elektrische Einrichtung. Von
                                    											Obering. Weil. Z. d. V. d. I. 1919, S. 1141
                                    											ff.. Abb. 8 zeigt eine Ansicht der
                              									Fräsmaschine. Der Antrieb erfolgt insgesamt durch sieben Motoren. Hiervon dienen
                              									drei Motoren von etwa je 20 PS für die drei Fräserspindeln, ferner drei von etwa 3½
                              									PS für die Antriebe der Vorschübe dieser Spindeln und ferner ein Motor von etwa 20
                              									PS für den Vorschub des Tisches. Aus der Zeichnung ist die Anordnung der
                              									Druckknopftafel ersichtlich, und zwar wird durch die Betätigung der Druckknöpfe
                              									auf der Tafel D. A. a. der Spindelmotor und der Vorschubmotor des linken Fräsers,
                              									durch diejenige der Tafel D. B. b. der Spindel und Vorschubmotor des rechten Fräsers
                              									gesteuert. Die Druckknopftafeln sind, wie die Abbildung zeigt, sowohl auf dem
                              									beweglichen Fräsersupport als auch an jedem Ende des Querbalkens vorgesehen. Für die
                              									dritte Fräserspindel, und zwar wieder für den Spindelmotor und für den Vorschubmotor
                              									dient die Druckknopftafel D. C. c.
                           Zum Schluß wäre noch bezüglich der Verbindungsleitungen zu sagen, daß bei der
                              									Druckknopfsteuerung, da es sich nur um schwache Ströme handelt, die Leitungen zu der
                              									Druckknopftafel selbst nur einen sehr geringen Querschnitt haben. Es ist daher die
                              									Verwendung von mehradrigen flexiblen Leitungen ohne weiteres möglich. Bei größeren
                              									Verschiebelängen der Druckknopftafeln ist es zweckmäßig, Schleifleitungen
                              									anzuordnen, auf deren Anbau zweckmäßigerweise bereits bei der Ausführung der
                              									Werkzeugmaschinen Rücksicht zu nehmen ist. Bei bereits vorhandenen
                              									Werkzeugmaschinen, bei denen nachträglich der Einbau einer Druckknopfsteuerung
                              									vorgesehen werden soll, können die Schleifleitungen auch in einem entsprechenden
                              									Kanal im Fußboden längs der Werkzeugmaschine verlegt werden.