| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 178 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Gastechnik.
                           Ueber die Reinigung des Steinkohlengases von
                                 										Schwefelwasserstoff macht Dr. Ph. Schumann
                              									eingehende Mitteilungen. Der Schwefelwasserstoff muß aus dem Gase mit großer
                              									Sorgfalt entfernt werden, nicht nur wegen seiner giftigen und schädlichen
                              									Eigenschaften, sondern namentlich wegen der Bildung von schwefliger Säure bei der
                              									Verbrennung von schwefelwasserstoffhaltigem Gas. Je höher der Schwefelgehalt einer
                              									Kohle ist, um so höher ist im allgemeinen auch der Schwefelwasserstoffgehalt des
                              									daraus erzeugten Gases. Der Schwefelgehalt deutscher Gaskohlen beträgt im Mittel
                              									bei
                           Saarkohle 0,80 v. H.,    schlesischer Kohle 0,68 v. H.,
                           Ruhrkohle 1,04 v. H.,    sächsischer Kohle 1,13 v. H.
                           Hiervon gehen im Durchschnitt 29 bis 35 v. H. in Form von Schwefelwasserstoff in das
                              									Gas über, das somit 0,55 bis 0,93 Volumprozente Schwefelwasserstoff oder in 100 m3 800 bis 1250 g Schwefel enthält. Die Hauptmenge
                              									des Schwefels (62 bis 63 v. H.) bleibt also im Koks zurück und etwa 3 v. H. des
                              									Kohlenschwefels findet sich im Teer. Englische Gaskohlen enthalten erheblich
                              									mehr Schwefel und liefern daher ein Gas mit 0,8 bis 2,5 Volumprozenten
                              									Schwefelwasserstoff. Ein beträchtlicher Teil des Schwefelwasserstoffs wird bereits
                              									in den Kondensaten der Kühler sowie in den Ammoniakwäschern ausgeschieden (etwa 20
                              									bis 60 v. H. der Gesamtmenge je nach der Führung des Betriebs) und gehen fast
                              									gänzlich verloren. Die Menge des in den Trockenreinigern gewonnenen Schwefels
                              									beläuft sich bei sämtlichen rund 1700 Gaswerken Deutschlands schätzungsweise auf
                              									20000 t im Jahre, wenn man die im Jahre 1913 von den Gaswerken verarbeitete
                              									Kohlenmenge von rund 8,5 Mill. t zugrunde legt. In Friedenszeiten hatten die meisten
                              									Gaswerke aus dem Verkauf der schwefelhaltigen Reinigungsmasse keinen Gewinn, da
                              									diese Massen nur nach ihrem Gehalt an Berliner Blau bezahlt wurden, dagegen wurde
                              									die Reinigungsmasse im Kriege eine gesuchte Schwefelquelle, namentlich für die
                              									Fabrikation von Sulfitzellstoff.
                           Das bei der Reinigung des Gases mit Raseneisenerzen oder künstlicher Luxmasse, die in flachen, luftdicht 
                              									verschlossenen Eisenkästen auf Horden etwa 30 cm hoch locker aufgeschüttet
                              									wird, entstehende Eisensesquisulfid (Fe2
                              									S3) geht durch Zufuhr
                              									von Luft und Wasser wieder in das ursprüngliche Eisenoxydhydrat über, wobei der
                              									gesamte Schwefel in freier Form abgeschieden wird. Von dieser Umwandlung wird bei
                              									der Regenerierung der Reinigungsmassen bei sämtlichen Gaswerken ein ausgiebiger
                              									Gebrauch gemacht. Das Einbringen der Masse in die Kästen, das Ausräumen und der
                              									Transport zu dem Regenerierraum sowie das Wiedereinräumen in die Kästen erfordern,
                              									wenn auch der Transport der Masse auf mechanischem Wege erfolgt, dennoch einen
                              									großen Aufwand an Handarbeit und verursachen somit erhebliche Kosten, weshalb man
                              									diese Arbeitleistung nach Möglichkeit zu verringern sucht.
                           Dies gelingt einmal, indem man dem Gas, ehe es in die Reinigerkästen eintritt, 1 bis
                              									2 Volumprozente Luft zusetzt, wodurch die Rückbildung von Eisenoxydhydrat aus dem
                              									Sulfid teilweise schon in den Kästen selbst vor sich geht. Ferner erreicht man auch
                              									durch tägliches Umschalten der Reihenfolge der Kästen (meist sind vier Kästen zu
                              									einem System durch Rohrleitungen vereinigt) eine höhere Leistung der Masse, so daß
                              									man diese nun nur noch zwei- bis dreimal (früher dagegen bis zu 14 mal) aus den
                              									Kästen herauszunehmen braucht, um eine verkauffähige schwefelreiche Masse zu
                              									erzielen. Die Betriebüberwachung der Reinigeranlage erstreckt sich auf die Messung
                              									des Druckes in jedem Kasten sowie auf die tägliche Prüfung des
                              									Schwefelwasserstoffgehaltes des aus dem vorletzten und dem letzten Kasten
                              									austretenden Gases. Mit 1 m3 Masse können beim
                              									Arbeiten mit Luftzusatz bis zu 100000 m3 Gas
                              									gereinigt werden, bei der früheren Arbeitweise dagegen höchstens 50000 m3.
                           Verfasser macht weiter nähere Angaben über die Anlage- und Betriebkosten der
                              									Trockenreinigung, aus denen hervorgeht, daß der Betrieb der Trockenreinigung für die
                              									Gaswerke stets mit Kostenaufwand verbunden ist, da die Anlagekosten im Verhältnis zu
                              									den Erträgnissen sehr hoch sind. Hierzu kommt, daß die Reinigerkästen sehr viel
                              									Grundfläche erfordern. Zum Schluß berichtet Verfasser über die Bestrebungen zur
                              									Verbesserung der Schwefelreinigung des Gases, doch hat sich von diesen neueren
                              									Verfahren noch keines im Dauerbetriebe bewährt. (Journal für Gasbeleuchtung, 62.
                              									Jahrg., S. 77 bis 81.)
                           Sander.
                           Erdgasquelle in Neugamme bei Hamburg. Wie noch vielen in
                              									Erinnerung sein wird, wurde im August 1910 bei der Niederbringung eines
                              									Versuchs-Tiefbrunnens in der Nähe von Neuengamme bei Hamburg durch Zufall ein
                              									Erdgas-Vorkommen festgestellt, dessen freigelegte Gase sich infolge unglücklicher
                              									bisher nicht einwandfrei erkannter Umstände entzündeten. Ganz Hamburg fuhr damals
                              									nach Neuengamme, um die gewaltigen Flammen, welche Tag und Nacht brannten und die
                              									Nacht kilometerweise taghell erleuchteten, zu sehen. Der Bohrturm wurde zerstört,
                              									nach kurzer Zeit bildete sich ein glühender Trümmerhaufen aus der Lokomobile, den
                              									Pumpen, Winden und sonstigen Eisenteilen, über welche die 15 m hohen, alles in
                              									Weißglut versetzenden Flammen hinwegstießen. Dabei war ein Getöse mit meilenweiter
                              									Fernwirkung entstanden.
                           Nachdem der Brand gelocht, die Gasquelle abgefangen, gefaßt und mittels einer
                              									Fernleitung den Hamburger Gaswerken zugeführt worden war, deckte sie bis in das Jahr
                              									1918 hinein einen erheblichen Teil des für Hamburg erforderlichen Bedarfs. Die
                              									bereits in den ersten Kriegsjahren einsetzende Kohlenknappheit erforderte auch für
                              									Hamburg eine immer stärkere Inanspruchnahme der Gasquelle, worauf sich eine im
                              									Verhältnisse zu den Vorjahren ständig stärkere Druckverminderung einstellte. Durch
                              									den verminderten Druck fielen die unverrohrt gebliebenen Gebirgsschichten
                              									zwischen dem Schneideschuh, der letzten Rohrtour und den Gasträgern zusammen, so daß
                              									eine Verstopfung eintrat, welche das Ausströmen des Gases mehr und mehr
                              									verhinderte.
                           Im November 1919 entschloß sich darauf die Stadtverwaltung Hamburg mit der
                              									Niederbringung einer neuen Gasbohrung zu beginnen. Unter Benutzung der bei der
                              									ersten Bohrung gemachten Erfahrungen, gelang es, wie uns der Tiefbohrtechnische
                              									Verein E. V., Berlin, mitteilt, innerhalb von 6 Wochen mit vollem Erfolge fündig zu
                              									werden. Das Erdgas trat unter einem Drucke von etwa 8 at zutage und schleuderte bei
                              									seinem Ausbruch eine zur Entsumpfung dienende 8 m lange Schlammbüchse von 165 mm
                              									äußeren Durchmesser durch das 22 m hochgelegene Bohrturmdach. Das Gas wurde sofort
                              									abgefangen und durch eine bereits gelegte Rohrverbindung nach Hamburg
                              									weitergeleitet.
                           Dem drückenden Gasmangel in Hamburg war nunmehr abgeholfen und wurde darauf an die
                              									Aufwältigung der verstopften alten Gasquelle herangetreten, welche Arbeit ebenfalls
                              									mit bestem Erfolge durchgeführt werden konnte.
                           Wie wir hören, sollen die beiden miteinander in Verbindungen stehenden Gasquellen
                              									zusammen über 100000 m3 Gas pro Tag fördern. Bei
                              									der Schwierigkeit der Kohlenbeschaffung bedeutet dies für Hamburg einen Gewinn, um
                              									welchen Hamburg von allen anderen Städten Deutschlands beneidet werden kann.
                           
                        
                           Kohlenwirtschaft.
                           Das Braunkohlen-Institut der Technischen Hochschule
                                 										Berlin. Bereits vor einigen Jahren hat sich eine „Gesellschaft zur
                                 										Errichtung einer Anstalt für Braunkohlentechnik und Mineralölchemie an der
                                 										Technischen Hochschule Berlin“ auf getan, mit dem Zweck, eine seit langem
                              									schmerzlich empfundene Lücke in dem Lehr- und Forschungsbetriebe der Hochschule
                              									auszufüllen. Gehören doch die Aufgaben, die ein solches Institut zu lösen hat, zu
                              									den Aufgaben, von deren Lösung die Zukunft der deutschen Wirtschaft abhängt, zu den
                              									Aufgaben, deren Bedeutung für die Zukunft unseres Vaterlandes garnicht hoch genug
                              									veranschlagt werden kann. Es ist der Kampf wohl bekannt, den England und Amerika um
                              									die Beherrschung der Oelvorkommen der Welt führen. Uns sind nach außen hin die Hände
                              									auf diesem Gebiete gebunden, aber im Inlande können wir sie regen, indem wir die
                              									Oelschätze heben, die in unseren Brennstoffen ruhen. Die rauchenden Schornsteine
                              									sind der weithin sichtbare Protest dieser für uns so bedeutsamen Wertstoffe gegen
                              									ihre unsachgemäße Vergeudung. Die unmittelbare Verfeuerung bituminöser Kohle ist,
                              									volkswirtschaftlich betrachtet, eine nicht wieder gutzumachende Verschwendung
                              									unersetzlicher Bodenschätze.
                           Für das Braunkohleninstitut sind drei Abteilungen vorgesehen, eine bergbautechnische
                              									Abteilung, eine verbrennungstechnische und eine mineralölchemische Abteilung. Für
                              									die mineralölchemische Abteilung ist bereits ein vollkommen eingerichtetes
                              									Versuchslaboratorium zur Bewertung und Verarbeitung der Mineralölerzeugnisse
                              									vorhanden und im Besitz der genannten Gesellschaft. Neben dem mineral-ölchemischen
                              									Laboratorium bringt die Gesellschaft noch die bereits gefundenen Lösungen für eine
                              									Reihe höchst bedeutsamer Aufgaben als Patengabe mit.
                           Für die Anstalt sollen an der Hochschule zwei neue Lehrstühle errichtet werden, der
                              									eine für Braunkohlentechnik, der andere für Mineralölchemie. Ein Lehrstuhl für
                              									Verbrennungstechnik besteht bereits. Auch das Ministerium für Wissenschaft, Kunst
                              									und Volksbildung hat sich von der außergewöhnlichen Bedeutung, die der Gründung 
                              									des Braunkohlen-Instituts für die zukünftige Gestaltung unseres
                              									Wirtschaftslebens beizumessen ist, überzeugt und steht den Anträgen der Gesellschaft
                              									wohlwollend gegenüber.
                           Es wäre in der Tat aufs tiefste zu beklagen und es wäre auch gar nicht zu verstehen,
                              									wenn die Regierung nicht mit beiden Händen zufassen wollte, wo ihr ein in der ganzen
                              									Welt einzig dastehendes mineralölchemisches Laboratorium bereits fix und fertig in
                              									den Schoß fallen würde. Eile tut allerdings not!
                           E. Jahnke.
                           Zur Frage der Kohlenlieferung nach Wert. Schon seit
                              									vielen Jahren sind die Großverbraucher von Kohle bemüht, die Einführung von
                              									Heizwert- oder Reinheitgarantien im Kohlenhandel zu erreichen, doch scheiterten
                              									diese Bestrebungen bisher an dem Widerstand des Kohlensyndikats sowie der
                              									staatlichen Bergwerkdirektion. Mit der Einführung des neuen Kohlengesetzes und der
                              									Schaffung eines Reichskohlenrats haben diese Bestrebungen, wie Dr. K. Bunte im Journal für Gasbeleuchtung, Bd. 62, S. 149 bis
                              									152 ausführt, erhöhte Bedeutung erlangt. Die Verbraucher, vor allem die Gaswerke,
                              									die in hohem Maße von den Eigenschaften der gelieferten Kohlen abhängen, müssen die
                              									Sicherheit haben, daß sie mit einem gewissen Reinheitgrad der gelieferten Kohlen
                              									rechnen können. Es ist daher zu fordern, daß die Kohle nach ihrem wahren Wert
                              									bezahlt wird. Wie beträchtlich die Preisspannungen sein könnten, die für reinere
                              									Kohlen gegeben werden können, und in wie ausschlaggebendem Maße die Kosten für
                              									Fracht und Verarbeitung allein durch einen steigenden Aschengehalt beeinflußt
                              									werden, zeigt Verfasser an einem Beispiel. Danach bedeutet ein Mehrgehalt von 1 v.
                              									H. Asche für die Stadt Karlsruhe, deren Gaswerk rund 60000 t Kohle jährlich
                              									verarbeitet, eine Mehrausgabe von rund 35000 M. Aehnliche Zahlen lassen sich für
                              									alle Betriebe, die größere Kohlenmengen verbrauchen, errechnen.
                           Für die Einführung von Garantien im Kohlenhandel sind die beiden folgenden Fragen,
                              									die bereits seit langer Zeit umstritten sind, maßgebend: 1. Wer soll die
                              									entscheidende Probenahme ausführen und wer trägt die Kosten? 2. Kann man
                              									Kohlenproben überhaupt mit genügender Sicherheit entnehmen? Zur ersten Frage bemerkt
                              									Verfasser, daß jede Grube genau weiß, welches Maß von Reinheit sie nach Abbau
                              									Verhältnissen, Separationsanlagen usw. erreichen und einhalten kann; diesen
                              									Reinheitgrad mag die Grube ihren Abnehmern garantieren. Treten nun unvorhergesehene
                              									Schwierigkeiten auf, die die Reinheit der Kohle beeinträchtigen, so wird der
                              									Abnehmer wohl für gewisse Zeit Nachlaß gewähren. Bleiben diese Schwierigkeiten aber
                              									dauernd bestehen, so ist kein Anlaß vorhanden, daß der Abnehmer die Folgen allein
                              									trägt, vielmehr könnte er dann die Grube verwarnen und von diesem Zeitpunkt ab durch
                              									einen vereinbarten Sachverständigen die Probenahme der Kohle ausführen lassen. Zeigt
                              									sich hierbei, daß der beanstandete Zustand fortbesteht, so tritt ein Preisabzug auch
                              									für die früher beanstandeten Lieferungen ein und die Grube hat die Kosten der
                              									Probenahme zu tragen. Wenn dagegen nach der Verwarnung die Kohle den gegebenen
                              									Garantien entspricht, so sind die Kosten der Probenahme von dem Abnehmer zu tragen.
                              									Dieser Weg scheint durchaus gangbar, ohne daß der Kohlenpreis dadurch ungebührlich
                              									belastet wird.
                           Die bisher von den Kohlenerzeugern gegen die Einführung von Garantien geltend
                              									gemachten Einwände sind nicht stichhaltig, denn ebenso wie Erze, Düngemittel usw.
                              									nur nach ihrem Gehalt gehandelt und bewertet werden, ist dies auch für Kohle
                              									möglich. Allerdings muß die Probenahme sehr sorgfältig und nach einer bestimmten
                              									Vorschrift, wie sie bereits von dem Materialprüfungsamt Berlin und anderen
                              									Versuchsanstalten herausgegeben worden ist, erfolgen; dann ergibt die chemische
                              									Untersuchung der Kohle ein zuverlässiges Bild von ihrer wahren Beschaffenheit
                              									innerhalb der zulässigen Fehlergrenzen, wie Verfasser an dem Aschengehalt von 19
                              									Proben von Förderkohle nachweist. Bei diesen 19 Proben beträgt die größte Abweichung
                              									vom Mittelwert 0,4 v. H. Bei 9 Proben indessen, also fast bei der Hälfte aller
                              									Proben, macht sich die Abweichung nur in der zweiten Dezimale bemerkbar. Da es sich
                              									bei Beanstandungen bzw. Vergütungen jedoch um ganze Prozente ober- oder unterhalb
                              									eines gewissen Spielraumes von etwa 2 v. H. handelt, so zeigen die angeführten
                              									Zahlen deutlich, daß richtig entnommene Proben weitaus genügend übereinstimmen und
                              									somit eine zuverlässige Grundlage für die Beurteilung der zu prüfenden Kohle bilden.
                              									Die Aschenbestimmung selbst aber bietet keinerlei Schwierigkeiten oder besondere
                              									Fehlerquellen.
                           Ueberdies bestehen in Amerika, Schweden und in der Schweiz schon seit längeren Jahren
                              									Vereinbarungen über den zulässigen Asche- und Wassergehalt sowie über den Heizwert
                              									bei Kohlenlieferungen und auch die Art der Probenahme und Untersuchung der Kohle ist
                              									dabei festgelegt. Die Festsetzung eines höchstzulässigen Aschegehaltes der Kohlen
                              									ist bei den heutigen Preisen und Frachten zweifellos von höchster Bedeutung nicht
                              									nur für den einzelnen Verbraucher, sondern für die allgemeine
                              									Brennstoffwirtschaft.
                           Sander.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Die Leistungsbewertung der Elektromotoren für aussetzende
                                 										Betriebe. (E. Adler und C. Schiebeler, Elektrotechnische Zeitschrift 1920, Heft 25 und 26.) Die Frage
                              									der Leistungsbewertung von Elektromotoren für aussetzende Betriebe ist von großer
                              									praktischer Bedeutung. Ein zu kleines Modell gibt leicht Anlaß zu Betriebstörungen,
                              									während ein zu großes überflüssig großes Gewicht, erhöhten Platzbedarf, erhöhtes
                              									Schwungmoment und höheren Kostenaufwand bedingt. Bekanntlich darf die Temperatur
                              									elektrischer Maschinen gewisse Werte nicht übersteigen, da sonst die Isolation
                              									Schaden leiden würde. Bei gleichbleibender Belastung nimmt sie zuerst rasch zu, da
                              									der größte Teil der erzeugten Wärme von der Maschine aufgenommen wird. Späterhin
                              									flacht sich die Temperaturkurve mehr und mehr ab, in dem Maße, in dem die Wärme an
                              									das Kühlmittel, z.B. die umgebende Luft, abgegeben wird, und nähert sich einem
                              									Endwerte, dessen Höhe für ein bestimmtes Modell durch die Kühlmitteltemperatur und
                              									die Höhe der Belastung bedingt ist. Die Wärmeaufnahme- und Abgabefähigkeit ist in
                              									hohem Maße von der Konstruktion und der Art der Maschine abhängig. Es ergibt sich
                              									damit ein gewisser Höchstwert für die Dauerbelastung einer Maschine. Wird die
                              									Belastung unterbrochen, so nimmt die Temperatur der Maschine erst rasch, dann immer
                              									langsamer ab. Währt die Belastung nur kurze Zeit, und ist die darauffolgende Pause
                              									lang genug, daß sich die Maschine wieder völlig auf die Temperatur des Kühlmittels
                              									abkühlen kann, so kann die mit Rücksicht auf die Erwärmung zulässige Belastung um so
                              									höher sein als die Dauerlast, je kürzer die Belastungszeit und je größer das
                              									Wärmeaufnahmevermögen des Motors ist. Bei vielen elektrischen Antrieben liegt in der
                              									Praxis der Fall so, daß sie zwar nur kurze Zeit in Betrieb sind, daß aber die Pausen
                              									nicht genügend lang sind, als daß sich die Maschine wieder völlig abkühlen könnte.
                              									Im Verlauf der einzelnen Arbeitspiele wird dann die Temperatur allmählich höher und
                              									höher werden und nähert sich wiederum einem bestimmten Endwerte. Da es nun nicht
                              									möglich ist, jeden einzelnen Motor mit der Reihenfolge der Arbeitspiele zu prüfen,
                              									die seiner Verwendung entspricht, so wählt man das Modell entweder nach der
                              									Dauerleistung oder der Stundenleistung, die dem aussetzenden Betriebe gleichwertig
                              									ist, 
                              									oder man bestimmt für jedes Modell die Leistung, die die Maschine 10, 30, 60,
                              									90 Minuten lang hergeben kann, und sucht sich das für die gegebenen
                              									Betriebsverhältnisse am besten passende Modell aus. Bei dieser Auswahl ist zu
                              									beachten, daß nach dem oben Gesagten die Erwärmung eines Motors außer von Motorart,
                              									Schutzart, Leistung und Drehzahl einerseits abhängt von der prozentualen
                              									Einschaltdauer, das ist der Summe aller Einschaltzeiten in der Stunde bezogen auf
                              									die Stunde, und andererseits von der Schwere der Belastung, die ausgedrückt wird
                              									durch das Verhältnis der Durchschnittsbelastung zur höchsten. Hierbei sind auch die
                              									Beschleunigungs- und die Bremswärme mit in Rechnung zu ziehen. Die
                              									Beschleunigungswärme kann durch einen Zuschlag zur Vollastleistung berücksichtigt
                              									werden, der von dem Verhältnisse der Beschleunigungszeit zur Einschaltdauer und der
                              									Größe des Anlaufstromes im Vergleich zum Vollaststrome abhängt. Der Ersatz des
                              									Aussetzerlaufs durch einen Dauerlauf oder einen kurzzeitigen Lauf ist jedoch nicht
                              									einwandfrei, da die Abkühlungsverhältnisse verschieden sind. Auch ist die richtige
                              									Wahl der Ersatzleistung bzw. der Bewertungszeit für unregelmäßig aussetzende
                              									Betriebe nicht einfach. Die Verfasser schlagen deshalb vor, für jedes Modell vier
                              									Belastungsreihen aufzustellen und in den Preislisten die entsprechenden zulässigen
                              									Vollastleistungen anzugeben. Es soll entsprechen:
                           
                              
                                 Reihe I
                                 einer
                                 wechselnden
                                 Belastung
                                 b.
                                 15
                                 v.H.
                                 Einschaltdauer,
                                 
                              
                                    „    II
                                 „
                                 vollen
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                                 15
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 oder
                                 „
                                 wechselnden
                                 „
                                 „
                                 25
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Reihe III
                                 „
                                 vollen
                                 „
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                                 25
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 oder
                                 „
                                 wechselnden
                                 „
                                 „
                                 35
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Reihe IV
                                 „
                                 vollen
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                                 „
                                 35
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Hierbei beträgt die Schwere der Belastung bei wechselnder Last
                              									etwa 60 v. H. Um den zu jedem Modell und jeder Belastungsreihe zugehörigen Nennlauf
                              									zu ermitteln, mit dem die Maschine zu prüfen ist, wird vorgeschlagen, einen
                              									Aussetzerlauf auszuführen. Als Aussetzer-Prüfleistung wird die Leistung gewählt, die
                              									der Motor bei 25 v. H. Einschaltdauer hergeben kann. Da die Endtemperatur eines bei
                              									bestimmter Vollastleistung aussetzend arbeitenden Motors nur von der prozentualen
                              									Einschaltdauer abhängig ist, die wirkliche Dauer von Einschaltzeit und Pause dagegen
                              									die Belastungsfähigkeit wenig beeinflußt, so kann die Einschaltzeit beliebig, z.B.
                              									zu 3 Minuten, gewählt we2den. Neben dem Aussetzerlauf, der die Wärmeabgabefähigkeit
                              									kennzeichnet, ist noch ein kurzzeitiger Lauf, etwa ein Stundenlauf, auszuführen, der
                              									das Wärmeaufnahmevermögen des Motors angibt, das die kurzzeitige Ueberlastbarkeit
                              									zeigt.
                           Pur Untersuchung der Belastungsverhältnisse aussetzender Betriebe empfiehlt sich die
                              									Verwendung eines von der AEG gebauten Spielzählers, der die Dauer der
                              									Einschaltzeiten und der Pausen aufzeichnet, in Verbindung mit einem Strom- oder
                              									Leistungszähler. Die Verfasser schlagen auf Grund ihrer Untersuchungen vor, die
                              									Maschinennormalien des Verbandes deutscher Elektrotechniker dahin abzuändern, daß
                              									die Bewertung der Maschinen mit Aussetzerbetrieb in der oben angegebenen Weise zu
                              									erfolgen hat.
                           Dr.-Ing. Bachmann.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Preisaufgaben für das Jahr 1920/1921 an der Technischen
                                 										Hochschule Berlin-Charlottenburg. Aufgabe der Abteilung für
                              									Maschinen-Ingenieurwesen: Der Entwurf der Schaufelung für die außen beaufschlagte
                              									Ueberdruck-Turbine (Francis-Turbine) stützt sich üblicherweise auf die Annahme eines
                              									Strombildes im Achsialschnitt, für dessen Gestalt in der Literatur eine Reihe
                              									verschiedener Gesichtspunkte geltend gemacht sind. Die letzteren sind einheitlich zu
                              									ordnen und an Hand von Beispielen, die der Bewerber selbst zu wählen hat, zu
                              									kritisieren, wobei die Untersuchung auf den Einfluß der Reibung und einer
                              									Veränderung der Aufschlagwassermenge auszudehnen ist.
                           Aufgabe der Abteilung für Schiff- und Schiffsmaschinenbau: Auf Grund der neueren,
                              									durch Versuche und Erfahrungen der Luftfahrt gewonnenen, Anschauungen über die
                              									aerodynamischen Vorgänge an Flächen soll die Wirkungsweise des Windes auf Segel
                              									untersucht und Vorschläge für Aenderungen der Takelung der großen Segelschiffe
                              									gemacht werden.
                           Aufgabe der Abteilung für Chemie und Hüttenkunde: Die in den Fachzeitschriften und
                              									der Patentliteratur veröffentlichten Verfahren zur elektrolytischen Herstellung von
                              									Aluminium und Aluminiumlegierungen sind experimentell zu erproben und bezüglich
                              									ihrer Wirtschaftlichkeit eingehend zu vergleichen. Hierbei sind diejenigen Verfahren
                              									besonders zu berücksichtigen, welche ausschließlich solche Rohstoffe benötigen, die
                              									in Deutschland in ausreichender Menge und in geeigneter Beschaffenheit vorhanden
                              									sind.
                           Aufgabe der Abteilung für Bergbau: Die unbedingte Sparsamkeit in der Brennstoff
                              									Wirtschaft, die Rücksicht auf eine möglichst vollkommene und reine Ausgewinnung der
                              									Bodenschätze sowie der Schutz der Oberfläche erheischen dringend eine Beschränkung
                              									der Abbauverluste auf das geringst mögliche Maß. Es ist daher zu untersuchen, ob im
                              									Braunkohlentiefbau bei den jetzigen oder anderen vorzuschlagenden Abbaumethoden ein
                              									Spülversatzverfahren, ähnlich wie es der Steinkohlenbergbau seit mehr als 10 Jahren
                              									anwendet, zweckmäßig sein würde und wie das Verfahren auszugestalten wäre.
                           Aufgabe der Abteilung für Allgemeine Wissenschaften: Die klassische Thermodynamik
                              									besitzt für die Betrachtung der idealen Gase außer ihren allgemein gültigen beiden
                              										„Hauptsätzen“ noch zwei wertvolle besondere Gesetze in Gestalt von
                              									einfachen endlichen Gleichungen:
                           
                              1. die Zustandsgleichung zwischen Volumen, Druck und
                                 										Temperatur,
                              2. die lineare Gleichung zwischen innerer Energie und Temperatur
                                 										allein.
                              
                           Für nicht-ideale Gase (Dämpfe, sogar Flüssigkeiten) hat die 1. Zustandsgleichung
                              									schon längst brauchbare Erweiterungen erfahren (v. d. Waals,
                                 										Clausius und andere).
                           Es soll nun versucht werden, in ähnlicher Absicht eine endliche Formel für 2. die
                              									innere Energie als Funktion meßbarer Zustandsgrößen, gültig für nicht-ideale Gase,
                              									zu finden.
                           Sei es, daß dahingehende Ansätze aus der Literatur nachgewiesen und erläutert werden,
                              									oder daß solche neugestaltet werden.
                           Bedingungen für die Preisbewerbung: 1. Nur die Studierenden (nicht Hörer) der
                              									Technischen Hochschule zu Berlin sind zur Preisbewerbung berechtigt. 2. Die Lösungen
                              									müssen eigene Ausarbeitungen der Verfasser sein. 3. Die Lösungen müssen bis zum 1.
                              									Mai 1921 unter den Adressen der Abteilungsvorsteher, versiegelt und mit einem
                              									Kennwort versehen, in dem Sekretariat der Hochschule eingeliefert werden. 4. Der
                              									Lösung ist in versiegeltem Umschlage, der außen dasselbe Kennwort aufweisen muß,
                              									welches die Ausarbeitung trägt, ein Zettel beizufügen, auf welchein der Name des
                              									Verfassers, die Bezeichnung als Studierender der Technischen Hochschule sowie die
                              									eidesstattliche Versicherung steht, daß die Anfertigung der Arbeit selbständig und
                              									ohne fremde Beihilfe erfolgt ist. Die genannte Versicherung ist außerdem dem Text
                              									der Arbeit sowie jeder dazugehörigen Beilage (Zeichnung) beizufügen, wobei an Stelle
                              									des Namens „der Bewerber“ zu setzen ist.
                           
                           Protest gegen Entente-Willkür. Die bedeutendsten
                              									technischen Fachvereine haben gegen das Verlangen des Interalliierten
                              									Marine-Ueberwachungsausschusses nach Auslieferung technischer Zeichnungen und
                              									Geheimpatente unserer Schiffbauer bei der deutschen Regierung Protest eingelegt.
                           Deutsch-Oesterreichische Aussteller auf der Technischen Messe
                                 										in Leipzig. Wie das Wiener Handelsmuseum dem Meßamt mitteilt, werden die
                              									technischen Industrien Deutsch-Oesterreichs sich mit einer geschlossenen Ausstellung
                              									an der Technischen Messe in Leipzig (15. bis 21. August) beteiligen, und zwar wird
                              									die Ausstellung im Oesterreichischen Meßhaus, Hainstr. 16/18, untergebracht
                              									werden.
                           Die 2000ste Lokomotive der Linke-Hofmann Werke Breslau.
                              									Die Linke-Hofmann Werke Breslau lieferten am 30. Juni ihre 2000ste Lokomotive ab,
                              									die den Typ der stärksten 6achsigen Dreizylinder-Heißdampf-Güterzuglokomotive der
                              									Preußischen Staatseisenbahn-Verwaltung darstellt. Die Lokomotive hat ein Gewicht von
                              									141000 kg und eine Leistung von rund 2000 PS. Diese 2000ste Lokomotive ist
                              									gleichzeitig das rund 170000ste Fahrzeug, das die Linke-Hofmann Werke seit ihrem
                              									Bestehen auf die Schienen gebracht haben.
                           Die drahtlose Telegraphie im Dienste der Leipziger Messe.
                              									In einer Besprechung mit dem Meßamt und der Handelskammer Leipzig hat
                              									Ministerialdirektor Bredow vom Reichspostministerium
                              									zugesagt, daß der Funkdienst des Reiches während der kommenden Herbstmesse für die
                              									Uebermittlung der Telegramme der Meßbesucher nach dem Ausland zur Verfügung stehen
                              									wird. Statt daß die für das Ausland bestimmten Funktelegramme wie bisher erst in
                              									Berlin gesammelt werden, soll die zweite Funkstation beim Telegraphenamt Leipzig,
                              									die bis zum Herbst fertiggestellt sein wird, die Nachrichten unmittelbar nach
                              									Königs-Wusterhausen an die dortige Groß-Station zur Weitergabe ins Ausland leiten.
                              									Diese Station war ursprüglich für den innerdeutschen Verkehr bestimmt; für diesen
                              									Zweck soll künftig aber eine besondere dritte Station beim Leipziger Telegraphenamt
                              									eingerichtet werden, so daß dann die zweite Station wieder der Bewältigung des
                              									deutschen Verkehrs dienstbar gemacht werden kann.