| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 189 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Kohlenwirtschaft.
                           Die Lage der Kohlenwirtschaft. (Generaldirektor Köngeter, Geschäftsführer des Reichskohlenrates und
                              									Vertreter des Reichskommissars für die Kohlenverteilung.) Mit der Regelung der
                              									Kohlenwirtschaft auf Grund des Kohlenwirtschaftsgesetzes ist der erste große Versuch
                              									gemacht, diesen wichtigsten' Teil unserer industriellen Gütererzeugung
                              									gemeinwirtschaftlich zu leiten. Der Reichskohlenrat besteht als oberstes Organ der
                              									Selbstverwaltung der Kohlen Wirtschaft seit einigen Monaten, ist aber bis jetzt für
                              									die Oeffentlichkeit wenig in Erscheinung getreten. Die Gründe sind mancher Art. Das
                              									den Verbraucher am meisten interessierende Gebiet der Kohlenwirtschaft, die
                              									Kohlenverteilung, liegt nicht den Selbstverwaltungsorganen der Kohlenwirtschaft ob,
                              									vielmehr zurzeit noch dem Reichskommissar für die Kohlenverteilung. Die Festsetzung
                              									der Verkaufspreise ist Sache des Reichskohlenverbandes, der von den
                              									Bezirkssyndikaten der Bergwerksunternehmer gebildet wird und in dessen Verwaltung
                              									ebenso wie in derjenigen der Bezirkssyndikate Arbeitervertreter des Bergbaues
                              									mitwirken. Die Preisfestsetzung spielt sich also ab in Verhandlungen zwischen dem
                              									Reichskohlenverband und dem Reichswirtschaftsministerium, dem gesetzlich die,
                              									Oberaufsicht zusteht und das ein Einspruchsrecht hat. Die Preiserhöhungen der
                              									letzten Monate waren, abgesehen von der Aufbringung der Kosten für Errichtung von
                              									Bergmannswohnungen und Beschaffung von Lebensmitteln für Bergleute, durchweg nötig
                              									als Folge rasch aufeinander folgender und plötzlich auftretender Lohnforderungen und
                              									infolge der Materialpreissteigerung. Soweit bei den Preisverhandlungen
                              									grundsätzliche Fragen der Kohlenwirtschaft berührt wurden, hat das
                              									Reichswirtschaftsministerium – wie im Januar dieses Jahres – den Reichskohlenrat
                              									gehört. Auch die Aufstellung von Richtlinien für Preisnachlasse, also die Frage der
                              									Händlerrabatte, die Regelung des Absatzes durch die Zwischenhand und die Behandlung
                              									der Verbrauchergenossenschaften, liegt in erster Linie dem Reichskohlenverband ob.
                              									Ueber diesem steht als oberstes, die Brennstoffwirtschaft leitendes Organ der
                              									Reichskohlenrat. Das Reich soll sich auf die Oberaufsicht beschränken. Im
                              									Reichskohlenrat sind alle an der Kohlenwirtschaft beteiligten Kreise des deutschen
                              									Volkes vertreten, und der Reichskohlenrat kann, wann und wo er es für nötig hält,
                              									durch Erlaß allgemeiner Richtlinien, die dann für den Reichskohlenverband und alle
                              									anderen Organe der Kohlenwirtschaft bindend sind, die Brennstoffwirtschaft
                              									entscheidend beeinflussen und bestimmte Fragen zum Austrag bringen. Der
                              									Reichskohlenrat hätte seine Tätigkeit von vornherein mit dem Erlaß allgemeiner
                              									Richtlinien für die Brennstoffwirtschaft beginnen können. Dies wäre falsch gewesen.
                              									Was unsere Kohlenwirtschaft in erster Linie braucht, ist äußerste Steigerung der
                              									Förderung, im übrigen Ruhe und Stetigkeit der Entwicklung. Die Verhältnisse der
                              									deutschen Kohlenwirtschaft sind so mannigfaltig und vielgestaltig, überall stehen so
                              									große berechtigte Interessen auf dem Spiel, daß nur organische Umgestaltung und
                              									Weiterentwicklung große Schäden vermeiden und zu dem Ziel einer vernünftigen
                              									Gemeinwirtschaft führen kann. Zuerst mußten also vom Reichskohlenverband und den
                              									Bezirkssyndikaten die nötigen Vorarbeiten gemacht werden. Diese waren umpfangreicher
                              									Natur und haben sich durch die Wirren der letzten Zeit leider verzögert. Nachdem sie
                              									jetzt vorliegen und insbesondere durch Veröffentlichung aller
                              									Brennstoffverkaufspreise ein bedeutender Schritt vorwärts getan ist, kann der
                              									Reichskohlenrat zu den Fragen, die nun in Fluß kommen, Stellung nehmen und als
                              									oberstes Organ wirtschaftlicher Selbstverwaltung richtunggebend wirken. Aufgabe
                              									der im Reichskohlenrat vertretenen Berufskreise wird es sein, durch ihre Mitglieder
                              									im Reichskohlenrat ihre Interessen im Rahmen der Gemeinwirtschaft zur Geltung zu
                              									bringen.
                           Die Kohlenwirtschaft nähert sich einer besonders kritischen Zeit: Die Teuerung der
                              									Lebenshaltung bringt neue Forderungen der Bergleute auf den Plan – in Westfalen
                              									liegen sie bereits vor –, Forderungen, die ohne Kohlenpreiserhöhung nicht gebilligt
                              									werden können. Zugleich zeigt sich in immer mehr Industrien, daß die fortschreitende
                              									Steigerung der Erzeugungskosten den Absatz an Industrieerzeugnissen zu
                              									beeinträchtigen beginnt, insbesondere der bisher unbeschränkten Ausfuhrmöglichkeit
                              									Grenzen zieht, sie zurückdrängt. Die kohlenverbrauchende Industrie, die bei dem
                              									ungeheuren Kohlenmangel heute in erster Linie nur an der Menge interessiert ist, die
                              									sie bekommen kann, und erst in zweiter Linie am Preise, wird in naher Zeit immer
                              									mehr mit dem Kohlenpreise rechnen müssen. Ein weiteres Moment ist auch der
                              									beabsichtigte Ausbau der Kohlensteuer, der eine weitere Belastung des Kohlenpreises
                              									bringen wird. Dann aber vor alledem die Lasten aus dem Friedensvertrag, die
                              									steigenden Lieferungen an die Entente und die oberschlesische Frage, worüber noch zu
                              									sprechen sein wird.
                           Ueber eines muß man sich bei allem durchaus klar sein: Deutschland steht und fällt
                              									mit der Kohlenförderung. Wir müssen, wie neulich richtig gesagt wurde, „in Kohle
                                 										denken“. Alle unsere Maßnahmen müssen darauf abgestellt werden, ob sie
                              									geeignet sind, zur Hebung der Kohlenförderung beizutragen, oder ob sie ihr
                              									abträglich sind, in erster Linie sind nötig Ruhe und Ordnung in den Kohlenrevieren
                              									und Stetigkeit in der Kohlenwirtschaft, kein Experimentieren, wozu jetzt nicht die
                              									Zeit ist. Wenn das ganze deutsche Volk sich nach dem Abbau des allgemeinen
                              									Preisniveaus und nach menschenwürdigen Lebensverhältnissen sehnt, so sei deutlich
                              									gesagt, daß der Schlüssel dazu in der Steigerung der Kohlenproduktion liegt. Wohl
                              									werden, wie ich vermute, die Kohlenpreise nicht zu den ersten gehören, die die Kurve
                              									nach unten nehmen, aber die Steigerung der Kohlenförderung wird unmittelbar unsere
                              									Industrie beleben und ihr ein wirtschaftlicheres Arbeiten ermöglichen; wir werden
                              									durch bessere Versorgung der für die Ausfuhr besonders befähigten Industrien in
                              									erhöhtem Maße Ausfuhrwerte schaffen, damit unsere Valuta heben und Lebensmittel und
                              									Rohstoffe zu billigeren Preisen hereinbringen, um so mit der gesteigerten
                              									Kohlenförderung auch die Kohlenpreise zu senken. Zudem werden sich mit der
                              									Steigerung der Förderung die allgemeinen Unkosten und damit die Gestehungskosten für
                              									die Tonne geförderter Kohle verbilligen. Also: Die Steigerung der Förderung ist das
                              									Mittel zur Senkung der Kohlenpreise.
                           Eines ist dabei Voraussetzung: daß die Entente uns in Ausübung des Friedensvertrages
                              									eine vernünftige Wirtschaft ermöglicht. Wir haben selbstverständlich den
                              									Friedensvertrag bis zur äußersten Möglichkeit zu erfüllen. Wir haben auch alles
                              									Verständnis für die Kohlennot insbesondere in Frankreich, aber wir müssen mit der
                              									Entente auf den Fuß kommen, daß sie nicht mehr nach dem alten militärischen Rezept
                              									das Unmögliche fordert, um das Mögliche zu erreichen, sondern daß man uns in die
                              									Möglichkeit setzt, das Mögliche zu leisten. Das gilt nicht bloß in bezug auf die
                              									Mengen, sondern auch hinsichtlich der sonstigen Bedingungen. Die oberschlesische
                              									Kohle z.B. verteilt die Abstimmungskommission so, daß von den mit der Hauptbahn
                              									abgefahrenen Mengen zunächst bestimmte 
                              									Mengen für Polen, Deutsch-Oesterreich und Italien vorweg zu liefern sind, und
                              									der volle Bedarf von Oberschlesien, dann der Bedarf der deutschen Eisenbahnen, und
                              									daß erst der dann verbleibende Rest für die übrige deutsche Versorgung und für die
                              									nach der Tschecho-Slowakei im Austausch gegen böhmische Braunkohle zu liefernde
                              									Steinkohle zur Verfügung steht. Unter Weglassung der Italienischen Mengen, die mit
                              									eigenen Transportmitteln abgeholt werden, sind auf diese Weise täglich ungefähr 4300
                              									Wagen vorweg genommen. Die Wagengestellung in Oberschlesien ist aber, abgesehen von
                              									Ausnahmefällen, nur etwa 7500 bis 8000 Wagen täglich und großen Schwankungen, bis
                              									auf mehrere tausend Wagen täglich, unterworfen. Diese ganzen Schwankungen hat nun
                              									der Rest des deutschen Verbrauchs allein zu tragen, statt daß alle beteiligten
                              									Länder in gleicher Weise daran teilnehmen. So bedeutet also nicht bloß die
                              									verringerte Menge, sondern auch diese Verteilungsweise eine weitere Erschwerung und
                              									eine Unsicherheit in der Versorgung Deutschlands und damit wiederum eine
                              									Verringerung der Möglichkeit der Erfüllung unserer vertraglichen Pflichten.
                           Man darf auf Seiten der Entente auch nicht vergessen, daß wir fürs erste bei der
                              									Mehrförderung wesentlich auf die Mehrarbeit der Bergleute angewiesen sind, denn die
                              									Belegschaftsvermehrung durch die im Fluß befindlichen Siedlungsmaßnahmen kann nicht
                              									mit der nötigen Schnelligkeit wirken. Der Bergmann wird aber zu dieser Mehrarbeit um
                              									so eher zu bewegen sein, als er sieht, daß auch die deutsche Wirtschaft einen
                              									greifbaren und unmittelbaren Vorteil davon hat. Wir müssen bei allen Beschränkungen,
                              									die wir uns noch auf Jahre hinaus aufzuerlegen haben, nun doch dazu kommen, daß wir
                              									unsere dringendsten Bedürfnisse mit einer gewissen Regelmäßigkeit erfüllen können.
                              									Wir müssen unsere Eisenbahnen mit den nötigsten Vorräten versehen, um sie aus der
                              									ständigen Gefahr herauszubringen. Wir müssen imstande sein, die günstigen
                              									Schiffahrtsverhältnisse der Frühjahrs- und Sommermonate zur Versorgung
                              									Süddeutschlands zu verwenden. Im vorigen Jahre ist dies bekanntlich unmöglich
                              									gewesen, und die Folge davon hat Süddeutschland heute noch nicht überwunden. Wir
                              									müssen – immer mit der nötigen Einschränkung gesprochen – eine Wirtschaft treiben
                              									können, die uns nicht wieder in die große Gefahr bringt, ohne irgendwelche Vorräte
                              									in den Winter hineinzugehen, um dann im Winter nur Löcher zu stopfen, statt
                              									vernünftig zu wirtschaften und zu produzieren. All dieses ist nicht zuletzt auch im
                              									Interesse unserer Vertragsgegner.
                           Was wir bisher an die Entente geliefert haben, sind bekanntlich Vorlieferungen auf
                              									den Friedensvertrag. Die Lieferungen auf Grund des Friedensvertrages haben Ende
                              									dieses Monats zu beginnen. Es ist dringend zu wünschen, daß die Verhandlungen
                              									darüber zu einer wirklich durchführbaren Festlegung führen.
                           Dann aber muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß unsere Verkehrslage immer
                              									noch ganz ungenügend ist. Der Lokomotivmangel hält in unverminderter Schärfe an. Die
                              									Eisenbahn muß aber mit der Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit der Steigerung der
                              									Förderung vorangehen. Die Wagengestellung an der Ruhr hält sich zwar in der
                              									allerletzten Zeit auf etwa 20000 Wagen, in Oberschlesien ist sie vereinzelt auf 8
                              									bis 9000 Wagen gestiegen unter Einschluß der fremden Wagen, so daß wieder neben der
                              									Verladung der frischen Förderung auch ein langsames Verladen von Halden stattfinden
                              									kann. Diese Betriebsleistungen sind aber nur unter äußerster Anstrengung möglich,
                              									und jede besondere Belastung der Bahn, wie z.B. an der Ruhr mit dem Verfahren der
                              									Ueberschichten eingetreten ist, bringt empfindliche Stockungen und Kürzungen der
                              									Wagengestellung in anderen Kohlengebieten mit sich, die die gleichmäßige
                              									Versorgung aller Gebietsteile beeinträchtigen und häufige Störungen gerade an
                              									den wichtigsten Verbrauchsstellen hervorrufen. Auch die durch die
                              									Eisenbahnverhältnisse hervorgerufene außerordentliche Ausdehnung des Landabsatzes,
                              									die uns in den Kohlenrevieren die Landstraßen in Grund und Boden zerstört, nicht zu
                              									sprechen von den sonstigen üblen Begleiterscheinungen, bedarf dringend der
                              									Einschränkung. In letzter Zeit ist der Verhehr im Westen besonders beeinträchtigt
                              									durch die Rückwirkungen der Verkehrsstörungen auf den belgischen und französischen
                              									Bahnen, worunter besonders der Versand nach der südlichen Rheinprovinz und der
                              									Streckenversand nach Süddeutschland leiden. Die süddeutsche Versorgung ist auch
                              									heute noch ganz abhängig von der Leistung der Verkehrseinrichtungen. Auf dem
                              									direkten Bahnwege können nur beschränkte Mengen gefahren werden- Um der Not in
                              									Süddeutschland nach aller Möglichkeit entgegenzuwirken, hat der Reichskommissar für
                              									die Kohlenverteilung angeordnet, daß der Wasserweg für den süddeutschen Versand bis
                              									zu seiner vollen Leistungsfähigkeit ausgenutzt werden soll. Diese Leistungsfähigkeit
                              									ist aber, abgesehen vom Wasserstand des Rheines, begrenzt durch die Umschlagleistung
                              									in den Duisburg-Ruhrorter Häfen, die immer noch weit entfernt ist von den früheren
                              									Friedensleistungen, von der Leistungsfähigkeit der Schleuse I des
                              									Rhein-Herne-Kanals, von dem Vorhandensein von Kahnraum und Schleppkraft, die zum
                              									Teil in Holland für dortige Rechnung tätig sind. Dazu kommt, daß die
                              									Rheinschiffahrt, also auch die Umschlagseinrichtungen an der Ruhr, in immer
                              									stärkerem Maße für die Lieferungen an die Entente in Anspruch genommen werden. Für
                              									die süddeutsche Versorgung sind diese Faktoren von so ausschlaggebender Bedeutung,
                              									daß auch an dieser Stelle darauf hingewiesen sei. Der Verkehr auf den übrigen
                              									Wasserstraßen wäre normal, wenn er nicht, wie jetzt wieder, zurzeit günstigster
                              									Wasserverhältnisse auf der Oder und auf den märkischen Wasserstraßen durch Streik
                              									der Schiffer unterbrochen worden wäre.
                           Ueber die Versorgungslage ist zu berichten:
                           Die Förderung hat betragen in Steinkohlen:
                           
                              
                                 
                                 an der Ruhr
                                 in Oberschles.
                                 
                              
                                 im Januar 1920
                                 6688000 t
                                 2687000 t
                                 
                              
                                  „  Februar 1920
                                 6876000 t
                                 2414000 t
                                 
                              
                                  „  März 1920
                                 6398000 t
                                 2835000 t
                                 
                              
                                 gegen Monatsdurchschnitt 1913
                                 9545000 t
                                 3650000 t.
                                 
                              
                           Für April liegen die Gesamtzahlen noch nicht vor. Nachdem aber an der Ruhr seit der
                              									zweiten Aprilwoche wieder voll gearbeitet wird, ist dort inzwischen die
                              									arbeitstägliche Förderung annähernd wieder auf der Höhe angelangt, die sie vor den
                              									letzten Wirren durch das Verfahren der zwei halben Ueberschichten erreicht hatte,
                              									nämlich auf ungefähr 290000 bis 300000 t gegen 380000 t im Jahre 1913. In
                              									Oberschlesien bewegt sich die arbeitstägliche Förderung um 110000 t gegen 145000 t
                              									1913.
                           In Braunkohle hat die Rohkohlenförderung und die Briketterzeugung, abgesehen von den
                              									Ausfällen infolge der März-Wirren, keine wesentliche Veränderung erfahren.
                              									Ueberschichten wie in Westfalen kommen für die Braunkohle kaum in Frage, da
                              									bekanntlich in den Braunkohlengruben durchweg in drei Förderschichten gearbeitet
                              									wird. Die Steigerung der Braunkohlenförderung hängt also wesentlich von der Anlegung
                              									und Unterbringung von Arbeitskräften und der sehr schwierigen Beschaffung von
                              									Betriebsmaterialien ab.
                           Die Haldenbestände in den Steinkohlenrevieren sind heute nur noch gering. Sie
                              									betragen an der Ruhr nach der neuesten Meldung 525000 t, darunter 375000 t Koks, in
                              									Oberschlesien 365000 t, meist Steinkohlen.
                           Die Einfuhr böhmischer Braunkohlen im Austausch gegen oberschlesische Steinkohlen
                              									entspricht den Vereinbarungen. 
                              									Unsere Ausfuhr beschränkt sich zurzeit, soweit sie nicht, wie in Oherschlesien,
                              									von der Entente veranlaßt wird, auf geringe Mengen, die nach Holland, Dänemark und
                              									der Schweiz gehen. Die Ausfuhr von Kohle als solcher läßt sich wohl auf das äußerste
                              									beschränken, aber nicht ganz vermeiden, weil Kohle als Gegenleistung für
                              									Lebensmittel von uns verlangt wird.
                           Die Versorgung der Eisenbahnen entspricht immer noch nur dem dringendsten laufenden
                              									Bedarf. Zwar ist es in letzter Zeit gelungen, die süddeutschen Netze etwas besser zu
                              									versorgen, aber die Bahnen in Norddeutschland haben immer noch kaum das nötige
                              									Existensminium und nur Bestände von etwa 11 Tagen. Wir müssen aber in diesem Jahre
                              									erreichen, daß wir in den Sommermonaten die Eisenbahnen – auch die für die
                              									Landwirtschaft so wichtigen Kleinbahnen – auf einige Bestände für den Winter
                              									bringen, und ich brauche nur daran zu erinnern, welch ungeheurer Schlag im letzten
                              									Winter unserer Industrie zugefügt worden ist, als im November, in der ungünstigsten
                              									Zeit, eine verstärkte Belieferung der Eisenbahnen einsetzen mußte. Wir müssen auch
                              									erreichen, daß wir der Eisenbahn wieder mehr als bisher für ihre Zwecke geeignete
                              									Brennstoffe zuführen, andererseits auch von ihr erwarten, daß sie ihren Verbrauch
                              									durch sparsamste Wirtschaft aufs äußerste verringert.
                           Aehnlich ist die Versorgung der Gasanstalten. Obgleich im Haushalt das Kochgas die
                              									wirtschaftlichste Ausnutzung der Kohle ist, können wir leider auch in diesem Jahre
                              									nicht entfernt daran denken, die scharfen Einschränkungsmaßnahmen im Gasbezug zu
                              									mildern. Die Gaswerke sind vom Reichskohlenkommissar in Zusammenarbeit mit ihnen
                              									neuerdings kontingentiert worden, um wenigstens eine gleichmäßige Belieferung aller
                              									deutschen Werke zu erzielen. Die so festgesetzten Mengen genügen aber kaum für die
                              									notwendigsten Bedürfnisse der Bevölkerung unter weitgehendsten Einschränkungen.
                              									Gelingt es, diese Kontingente in gleichen Monatsmengen zu liefern, dann können die
                              									Gasanstalten unter Beibehaltung dieser Einschränkungen im Laufe des Sommers mäßige
                              									Vorratsmengen ansammeln, die ihnen dann im Winter
                              									wenigstens einen einigermaßen sicheren Betrieb ermöglichen. Auch bei den
                              									Elektrizitätswerken kann eine Erleichterung der bisherigen Einschränkungsmaßnahmen
                              									nicht in Aussicht gestellt werden, so sehr dies besonders im Interesse der
                              									weiterverarbeitenden Industrie in den Städten zu bedauern ist.
                           Dem Hausbrand im weiteren Sinne, also Hausbrand, Landwirtschaft und Kleingewerbe,
                              									sind im vorigen Hausbrand-Wirtschaftsjahre von Mai 1919 bis April 1920 auf dem Bahn-
                              									und Wasserwege insgesamt etwa 52 v. H. der im Jahre 1918 festgestellten, damals
                              									schon sehr beschränkten Jahresmenge geliefert worden. Unter dieser Belieferung hat
                              									besonders hart der eigentliche Hausbrand, das heißt die Haushaltungen, gelitten, da
                              									in den Städten die Zuteilung an die Behörden und Anstalten und an das Kleingewerbe,
                              									in den ländlichen Versorgungsbezirken die Versorgung der landwirtschaftlichen
                              									Betriebe nicht in vollem Umfange gekürzt werden konnte, wie es der geringen
                              									Zuteilung entsprochen hätte. So konnte es kommen, daß einzelne Versorgungsbezirke,
                              									insbesondere größere Städte, seit Mai 1919 nur etwa 10 Zentner auf den Haushalt
                              									verteilen konnten. Die Folgen dieser schlechten Hausbrandbelieferung wären besonders
                              									in den Großstädten sehr ernst gewesen, wenn wir nicht zum dritten Male das große
                              									Glück eines ausnehmend milden Winters gehabt hätten. Damit dürfen wir aber nicht
                              									rechnen. Wir müssen den Hausbrand für den nächsten Winter etwas besser versorgen und
                              									insbesondere darauf achten, daß der Hausbrand in den Frühjahrs- und Sommermonaten
                              									nicht vernachlässigt wird, und daß die von der Kohle entfernt liegenden Gebiete, wie
                              									Süddeutschland und Ostpreußen, im Laufe des Sommers unter Ausnutzung der
                              									Wasserstraßen einigermaßen mit Vorräten versehen werden. Hoffentlich gelingt dem
                              									Reichskohlenkommissar die Durchführung der von ihm in dieser Hinsicht getroffenen
                              									Maßnahmen. Auch unsere Landwirtschaft muß im Interesse unserer Volksernährung aus
                              									der drückendsten Kohlennot herauskommen. Wir müssen ihr mit einiger Regelmäßigkeit
                              									und Sicherheit wenigstens den dringendsten Bedarf an Pflug- und Druschkohlen,
                              									Meierei- und Schmiedekohlen, Kohlen zum Trocknen und Brennen von Kartoffeln zuführen
                              									und auch die Mühlen richtig versorgen. Im Februar z.B. mußten wir, um den Ausdrusch
                              									der vorjährigen Ernte zu retten, im Osten sogar auf die knappen Dienstkohlenbestände
                              									der Eisenbahn zurückgreifen.
                           In der Industrie hat sich die Lage seit der Zeit der allerschwierigsten Wintermonate
                              									leider noch nicht wesentlich gebessert. Ein guter Ansatz war Ende Februar mit den
                              									Ueberschichten im Ruhrbergbau gegeben, dann kamen aber die Ausfälle durch die
                              									Ereignisse vom 13. März und der folgenden Wochen, die an der Ruhr, gemessen an der
                              									Anfang März erreichten Leistung, schätzungsweise 3 Millionen Tonnen betragen haben,
                              									und die naturgemäß zum großen Teil zu Lasten der Industrie gingen. Wenn auch der
                              									Bedarf der Industrie selbst in dieser Zeit geringer war, so geht doch bekanntlich in
                              									Zeiten solcher Störungen der Bedarf der großen kohlenverbrauchenden Industrien, der
                              									kontinuierlichen Betriebe, nicht im gleichen Verhältnis zurück. Insofern ist eine
                              									Besserung eingetreten, als es gelungen ist – allerdings zu Lasten des übrigen
                              									Verbrauchs –, die für die Landwirtschaft wichtigsten Industrien besser zu versorgen.
                              									Die Stickstoffindustrie und die Superphosphatindustrie werden in der Höhe ihres
                              									jetzigen Bedarfs beliefert, und auch die Versorgung der Kaliindustrie und der
                              									übrigen Düngemittelindustrie ist besser geworden. Im übrigen ist aber die allgemeine
                              									Lage nicht wesentlich verändert, soweit die Versorgung aus Oberschlesien in Frage
                              									kommt eher schlechter geworden. Nach wie vor behilft sich die Industrie in großem
                              									Umfange mit Ersatzstoffen aller Art. Die Porzellanindustrie z.B. hat sich in großem
                              									Umfange auf Holz eingestellt. Auch amerikanische Kohlen sind in den letzten Monaten
                              									in zunehmendem Maße verwandt worden. Es kommen aber nur verhältnismäßig geringe
                              									Mengen herein, und den Preis von 30 bis 35 Dollar je Tonne cif. Rotterdam können
                              									auch nur die für die Ausfuhr arbeitenden Qualitätsindustrien anlegen. In
                              									Südeutschland, dessen Industrie, soweit sie von der Ruhr versorgt werden muß, in
                              									diesem Winter ganz besonders hart gelitten hat, können sich die Verhältnisse nur
                              									dauernd bessern, wenn, wie erwähnt, die nötigen Mengen den Rhein heraufgebracht
                              									werden können.
                           Der Begriff der sogenannten „lebenswichtigen Betriebe“ wächst natürlich in dem
                              									Maße, wie die Kohlennot anhält, und der Reichskohlenkommissar ist immer mehr
                              									genötigt, bald für diese, bald für jene Industrie Sonderaktionen zur Sicherung der
                              									dringendsten Produktion zu unternehmen. In der chemischen Industrie muß die bisher
                              									ganz darniederliegende Farbenindustrie bedeutende Mehrmengen bekommen, um die
                              									Verpflichtung aus dem Friedensvertrage zur Ablieferung von Farbstoffen zu erfüllen
                              									und um Devisen zu schaffen. Die Baustoffindustrie also die Zement- und Kalkwerke und
                              									die Ziegeleien, müssen unter allen Umständen in diesem Jahre größere Mengen bekommen
                              									als im Vorjahre, schon der dringendsten Siedlungsbauten wegen. Auf die Dauer läßt es
                              									sich auch nicht vermeiden, daß die Hüttenindustrie in den Sand gesetzt wird,
                              									wirtschaftlicher zu arbeiten.
                           All dieses ist auch gar nicht unmöglich. Wenn es uns wirklich gelingt, die Förderung
                              									in Kürze kräftig zu steigern, und wir bei der Entente Verständnis für unsere Lage
                              									finden, wird sich die ganze Versorgungslage unserer 
                              									Industrie bedeutend heben, denn die Mehrmengen, die uns dann übrig bleiben,
                              									werden zum größten Teil in die Industrie fließen. Die Steigerung der Kohlenförderung
                              									ist der Weg, auf dem das deutsche Volk am schnellsten aus seinen großen
                              									Schwierigkeiten herauskommt.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Sicherung von Eisenröhren gegen Streuströme durch
                                 										Schutzbedeckungen. Streuströme, die in Gas- oder Wasserröhren eindringen,
                              									fressen bekanntlich die Röhren an Stellen an, wo die Ströme aus den Röhren in den
                              									Erdboden fließen. Es war dieser Vorgang seit dem Bau der elektrisch betriebenen
                              									Straßenbahnen mit Stromrückleitung durch die Gleise eine stete Sorge der Gas- und
                              									Wasserfachmänner, da die ohne besondere Isolierung in den Erdboden eingelegten
                              									Schienen ein Abströmen des Bahnstromes zur Erde nicht verhindern. Abwehrmittel gegen
                              									Schädigung der Röhren können sowohl an der Bahnanlage, als an den Röhren getroffen
                              									werden. Die Gas- und Wasserfachmänner waren im allgemeinen der Ansicht, daß
                              									Schutzmaßnahmen nur an der Störungsstelle der Gleisanlage zu treffen seien, daß die
                              									elektrischen Gleichstrombahnen, nur um solche handelt es sich, so zu bauen sind, daß
                              									nennenswerte Ströme nicht in den Erdboden entweichen, in dem angriffsfähige Röhren
                              									sich befinden.
                           In Amerika, wo anfänglich auf das Entweichen der Ströme aus den Gleisen in den
                              									Erdboden keine große Rücksicht genommen worden war, machten sich in kurzer Zeit
                              									Schäden an den Röhren in vielen Orten bemerkbar. Hierdurch wurde vielfach auch in
                              									anderen Ländern Beunruhigung geschaffen, die zum Teil zu übertriebenen
                              									Abwehrforderungen führte, obwohl beispielsweise in Deutschland beim Bau elektrischer
                              									Bahnen von vorn herein auf die Bekämpfung von Streustromschäden Wert gelegt wurde.
                              									In den letzten Jahren wurde auch in Amerika auf die Verminderung der Elektrolyse
                              									durch Streuströme besonders geachtet. Eine Reihe eingehender wissenschaftlich
                              									durchgearbeiteter Versuche wurde zur Klärung der einzelnen Fragen durchgeführt. Es
                              									wurde dort auch untersucht, inwieweit ein Schutz in den Röhren selbst von Vorteil
                              									sein kann. Im Washingtoner Bureau of Standards wurden von Burton Mc. Collum und O. S. Peters Versuche
                              									unternommen, um die Schutzwirkungen von Anstrichen und Schutzdecken an den Röhren zu
                              									erproben. Hierüber wurde in Heft 15 der Technologie Papers of the Bureau of
                              									Standards (Washington 1914) „Surface insulation of pipes as a means of preventing
                                 										electrolysis“ berichtet.
                           Bei den Schutzbedeckungen handelt es sich darum, durch isolieren der Röhren das
                              									Eindringen von Streuströmen zu verhindern und so keine Stellen für den gefährlichen
                              									Stromaustritt zu schaffen. Es wird von einzelnen Firmen eine ganze Reihe von Stoffen
                              									empfohlen, die von den Herstellern als wasserfest und genügend isolierend für den
                              									Schutz der Röhren bezeichnet werden. Die früheren Versuche hatten zwar schon
                              									ergeben, daß von den auf dem Markt befindlichen Schutzstoffen keiner voll den
                              									Ansprüchen genügte, die zum Schutz gegen elektrolytischen Angriff durch Streuströme
                              									gefordert werden müssen, doch waren die Untersuchungen bei zu hohen Spannungen
                              									angestellt, wie sie in Straßenbahnbetrieben zwischen Rohrleitungen und umgebendem
                              									Erdreich nicht vorkommen. Die Spannungen wurden nun den tatsächlich vorkommenden
                              									Verhältnissen angepaßt. Es wurden daher bei diesen Spannungen die
                              									verschiedenartigsten Stoffe untersucht, Anstriche, die bei gewöhnlichem oder hohem
                              									Wärmegrad aufgebracht werden, Umhüllungen wechselnder Schichten von Geweben und
                              									Isoliermasse, durchtränkte Faserstoffhüllen, Emailleschichten, Zementmörtel und
                              									dergleichen.
                           Alle untersuchten Stoffe ohne Ausnahme waren nicht auf die Dauer genügend
                              									widerstandsfähig gegen Elektrolyse. Die Stoffe erwiesen sich als nicht genügend
                              									wasserfest. Durch feine Haarrisse, wie sie sich mit der Zeit bilden, drang
                              									Feuchtigkeit unter die Schutzschicht. Durch die Wirkung des austretenden Stromes
                              									bildeten sich zwischen Eisenrohr und Schutzschicht Gasbläschen, durch deren Druck
                              									die isolierende Schicht mit der Zeit gesprengt wurde. Solche Schutzschichten können
                              									wohl Röhren gegen Rosten schützen, aber nur wenn sie in streustromfreiem Erdboden
                              									liegen. Die Röhren mit solchen Schutzschichten werden auch in Bezirken nicht
                              									angegriffen, in denen die Ströme in die Röhren eindringen. Die Schutzschichten
                              									bieten im unversehrten Zustande einen Widerstand gegen den Stromeintritt. Insofern
                              									können solche Schutzbekleidungen von einigem Wert sein, da bei geringem Rohrstrom
                              									auch die Stromdichte, die ein Maß für die Gefährdung der Rohre ist, an der
                              									Stromaustrittstelle gering ist. Wie eine einfache Rechnung ergibt, wird allerdings
                              									die Spannung zwischen Rohr und Gleis etwas erhöht, wenn die Rohrströme gering
                              									gehalten werden, da sich der bei hohen Rohrströmen in der Rohrleitung auftretende
                              									Spannungsverlust bei geringen Rohrströmen zu der Spannung zwischen Rohr und Gleis
                              									addiert, was eine größere Gefährdung an einzelnen Stellen bei etwaigen Fehlern in
                              									der Schutzschicht herbeiführt, doch kommt dies praktisch kaum als großer Nachteil in
                              									Betracht.
                           Die Kosten, die ein Rohrschutz durch die Schutzbedeckungen erfordert, stehen hiernach
                              									in keinem Verhältnis zu der erreichten Schutzwirkung.
                           Dr. Michalke.
                           
                        
                           Maschinentechnik.
                           Die Reibung in Gleitlagern bei Zusatz von Voltol-Oel zu
                                 										Mineralöl und bei Veränderung der Umlaufzahl und Temperatur. Im Sommer 1915
                              									wurden im mechanischen Laboratorium der Technischen Hochschule Karlsruhe Versuche
                              									vorgenommen zum Zweck eines Vergleiches der Gleitlagerreibung bei Schmierung mit
                              									reinem Mineralöl und mit einer Mischung von Mineral- und Voltol-Oel, die von Stern-Sonnenborn A.-G., Hamburg, geliefert wurde. Vor
                              									allem wollte man die Frage klären, ob die nach Angabe der genannten Firma infolge
                              									des Zusatzes von Voltol-Oel eintretende Verminderung der Reibung sich auch bei
                              									gleicher Viskosität der beiden Schmiermittel feststellen ließe. Dies schien zunächst
                              									recht unwahrscheinlich, da Versuche Ubbelohdes zu der
                              									Vermutung berechtigten, daß die Reibung von keiner anderen Eigenschaft als der
                              									Zähigkeit eines Oeles beeinflußt wird, also von der Oelsorte unabhängig ist. Die
                              									Ergebnisse der Untersuchungen, die infolge der kriegerischen Ereignisse eine
                              									vorzeitige Unterbrechung erfuhren, wurden durch ein Schaubild zur Anschauung
                              									gebracht, in dem man die Reibungsmomente als Ordinaten über den Umlaufzahlen als
                              									Abszissen darstellte. Die sich für verschiedene Temperaturen des Schmiermittels
                              									ergebenden Linienzüge weisen ein Minimum auf. Es liegt bei den Mischölkurven stets
                              									niedriger als bei den Mineralölkurven. Rechts vom Minimum, d.h. bei größeren
                              									Umlaufzahlen und geringerer Zähigkeit, vermindert die Verwendung von Mischöl die
                              									Reibung. Links vom Minimum ist das Umgekehrte der Fall. Im allgemeinen ist die
                              									Reibung bei Mischöl geringer als bei Mineralöl. Die für dieses gültigen Linienzüge
                              									muß man nach rechts und nach unten oder in einer dieser Richtungen verschieben, um
                              									zu den betreffenden Mischölkurven zu gelangen. Der Zusatz von Voltol-Oel wirkt somit
                              									auf das Mineralöl so ein, als ob es dünnflüssiger würde und die Reibung eine
                              									Verminderung erführe. Die angenommene Einflußlosigkeit der Oelsorte auf das
                              									Reibungsmoment bestätigte sich also nicht. Trug man 
                              									dieses als Funktion der Viskosität in ein Schaubild ein, so zeigte ein
                              									Vergleich der für verschiedenene Drehzahlen gefundenen Kurven die Berechtigung der
                              									aus der erstgenannten zeichnerischen Darstellung gezogenen Schlußfolgerungen.
                              									Beachtenswert ist auch das Auftreten eines Minimums bei Aenderung von Temperatur
                              									oder Umlaufzahl in hinreichend weiten Grenzen. Die Höhe des Mindestwertes der
                              									Reibung ist beim Mineralöl nahezu unabhängig von Drehzahl und Wärmegrad. Im Minimum
                              									ist das Produkt aus Zähigkeit und Umlaufzahl bei demselben Druck stets nahezu gleich
                              									groß. Die Reibung hängt von beiden Faktoren annähernd in demselben Maße ab. Ob durch
                              									Zusatz von Voltol-Oel die Reibung vermindert wird, läßt sich nicht ohne weiteres
                              									sagen, da man zunächst nicht weiß, ob man sich rechts oder links vom Minimum
                              									befindet. Allerdings dürften die Fälle, in denen die Reibung des Mischöles geringer
                              									ist als die des reinen Mineralöles, weit überwiegen. Wie insbesondere das Schaubild
                              									zeigt, in das die Reibung in Abhängigkeit von der Viskosität für verschiedene
                              									Drehzahlen eingetragen wurde, kann nach den Umständen von zwei Oelen das
                              									dünnere oder das dickere die kleinere Reibung ergeben. (C. Biehl in Heft 25 und 26 der Zeitschrift des Vereines deutscher
                              									Ingenieure.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Lösung der Preisaufgaben der Technischen Hochschule Berlin für
                                 										1919. Die Abteilung für Architektur hat dem Bearbeiter der Aufgabe
                              										„Entwurf zu einer Kleinhaus-Siedlung“ Herrn stud. Alwin Dossmann den ersten Preis zuerkannt.
                           Die Abteilung für allgemeine Wissenschaften hat jedem der beiden Bearbeiter der
                              									Aufgabe „Die zeichnerischen Verfahren der Integration von Differentialgleichungen
                                 										zweiter Ordnung sind zu beschreiben, an Beispielen der Technik und Physik
                                 										auszuführen und besonders für den Fall zu untersuchen, daß als Grenzbedingung
                                 										gefordert wird, die gesuchte Integralkurve solle durch gegebene Punkte
                                 										gehen“ den Herren stud. Kurt Lachmann und Walter Hartmann einen ersten Preis zuerkannt.