| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 198 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Beleuchtungstechnik.
                           Beleuchtung von Hallen durch Tiefstrahler. Mitteilung aus
                              									dem lichttechn. Laboratorium der Körting & Mathiesen A.-G., Leutzsch-Leipzig.) Während man
                              									Werkstätten mit weißen Decken durch vorwiegend direktes Licht oder (bei feineren
                              									Arbeiten) mit gleich gutem NutzeffektSiehe: Zeitschrift für Beleuchtungswesen 1919, S. 23. durch
                              									halbindirektes Licht beleuchtet, führen sich für die Beleuchtung von Hallen,
                              									Shedbauten und dergl., die keine oder wenig reflexionsfähige Decke und Wände haben,
                              									immer mehr jene Armaturen für Halbwattlampen ein, die die Firma Körting & Mathiesen A.-G.
                              									unter dem Namen Kandem-Tiefstrahler seit einiger Zeit in
                              									den Handel bringt. Bei diesen Lampen ist die Glühlampe ganz und gar durch einen
                              									tiefen etwa in Form einer halben Ellipse gehaltenen Reflektor umgeben, der den
                              									ganzen Lichtstrom der Glühlampe nach unten in einen Kegel von 120° hineinwirft, ohne
                              									dabei einen Lichtklecks unter der Lampe zu erzeugen.
                           Alles Licht, das sonst gegen die Eisenteile der Decke, gegen Kranbahnen,
                              									Transmissionen usw. oder durch Oberlichter hinaus, und für die Beleuchtung des
                              									Bodens oder der Arbeitsplätze verloren geht, wird hier gesammelt von oben her
                              									nutzbringend auf die Arbeitsplätze geworfen. Die mittlere Bodenbeleuchtung gewinnt
                              									dadurch bei gleichem Wattverbrauch etwa 60 v. H. gegenüber gewöhnlichen Armaturen
                              									mit Opalglasglocke.
                           Betrachten wir eine Lampe von 1000 Watt. Der Nutzwinkel betrage 120°; alles Licht,
                              									das in flachere Winkel gestrahlt wird, geht verloren, so gibt die 1000 Watt-Lampe in
                              									einer gewöhnlichen Armatur für vorwiegend direktes Licht mit Opalglocke einen
                              									Lichtstrom von 4750 Lm in diesen Winkel, der Tiefstrahler hingegen einen Lichtstom
                              									von 7800 Lm, also 64 v. H. mehr.
                           In großen Hallen werden die gewöhnlichen Armaturen etwas günstiger, weil nicht alles
                              									Licht, das über den Winkel von 0 bis 60° hinausgestrahlt wird, fehl geht, sondern in
                              									gewissen Richtungen noch für die Bodenbeleuchtung nützlich wirkt; aber auch dann
                              									geben Tiefstrahler noch immer etwa 30 v. H. mehr Bodenbeleuchtung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 197
                              Abb. 1. Kandem-Tiefstrahler.
                              
                           Der Lichtgewinn unter der Lampe beträgt bis zu 100 v. H., wie ein Vergleich der
                              									Lichtausstrahlungskurven ergibt.
                           Man wird fragen: Sieht denn nicht aber eine derartige Beleuchtung sehr unfreundlich
                              									aus? Der Raum ist oben dunkel und nur der Boden ist beleuchtet! Mit Recht wird diese
                              									Frage gestellt, denn an sich macht jeder Raum nur dann einen guten 
                              									Eindruck, wenn dessen Decke und Wände beleuchtet sind. Hier aber ist erstens zu
                              									sagen, daß es sich um Räume handelt, die wenig oder so gut wie keine Wände haben und
                              									wo eine Beleuchtung der Decke den Eindruck des Raumes nicht oder kaum verbessern
                              									würde. Zweitens, daß es sich bei solchen Hallen um eine reine Nutzbeleuchtung
                              									handelt, wo nicht der ästethische Eindruck ausschlaggebend ist, sondern lediglich
                              									die Nützlichkeit. Endlich aber ist der Eindruck gar nicht schlecht, wenn man die
                              									Tiefstrahler im Raum so hoch wie möglich aufhängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 198
                              Abb. 2. Gewöhnl. Glühlampen-Armatur für direktes Licht mit Opalglocke.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 198
                              Abb. 3. Kandem-Tiefstrahler.Lichtausstrahlungskurven; Beide für 500
                                 										Watt-Lampen, gleicher Maßstab.
                              
                           Zwei Fälle sind hier zu unterscheiden, die hohe Halle und der niedrigere Shedbau.
                           In hohen Hallen hängt man Tiefstrahler hoch oben über der Kranbahn etwa am First auf.
                              									Die Lampen strahlen dann von oben her in die ganze Halle hinein und erfüllen sie mit
                              									Licht. Der Eindruck ist vorzüglich. Die Lampen blenden nicht, denn sie hängen so
                              									hoch, daß sie der Blickrichtung entzogen sind, die Schatten sind kurz, da das Licht
                              									steil von oben kommt. Die ganze Bodenfläche der Halle ist stark und gleichmäßig
                              									beleuchtet.
                           Im Shedbau hängen die Lampen wesentlich niedriger; durchblickt man den Raum, so sieht
                              									man im wesentlichen nur beleuchtete Maschinen und helle Bodenflächen, aber keine
                              									Lampen, da die tiefen Reflektoren, die Glühlampen verdecken und erst freigeben
                              									in einem Winkel von über 30°, wo also die Lampe aus der Blickrichtung im
                              									wesentlichen heraus ist. (Lampen, die über Winkeln von 30° über der Horizontalen für
                              									das Auge sichtbar sind, stören bekanntlich in Räumen, wo normal mit Blickrichtung
                              									nach unten gearbeitet wird, nicht mehr durch Blendung.) Also auch hier keine
                              									Blendung, aber intensive Beleuchtung der Arbeitsplätze.
                           Bemerkenswert ist, wie hier beim rein direkten Licht etwas ähnliches erreicht wird
                              									wie beim rein indirekten Licht; man sieht nur Beleuchtung, aber keine Lampen; die
                              									extremen Gegensätze berühren sich; der Kreis der Lampengattungen schließt sich!
                           Betriebstechnisch haben die Tiefstrahler den großen Vorteil, daß sie gar keine
                              									Glasteile haben, also außer der Glühlampe nichts, was betriebsmäßig entzwei geht und
                              									Ersatzkosten macht. Die Glühlampe ist von unten her vollkommen frei zugänglich, wird
                              									also tadellos gekühlt, und kein Glas verursacht irgend eine Schwächung des
                              									Lichtes.
                           Der Nutzeffekt der Kandem-Tiefstrahler ist daher und infolge der guten Reflexion des
                              									tiefen Reflektors ausgezeichnet, ebenso gut wie bei Spiegelapparaten, denen
                              									gegenüber der Kandem-Tiefstrahler den großen Vorteil hat, daß er nicht blendet und
                              									daß er ein reines gleichmäßiges Beleuchtungsfeld gibt, frei von allen Schlieren und
                              									unregelmäßigen Lichtreflexen.
                           Heyck.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Die Frage der Rostsicherheit des Eisens im Beton ist schon
                              									seit einer Reihe von Jahren Gegenstand zahlreicher Erörterungen. Auch in neuerer
                              									Zeit ist sie wieder aufgegriffen worden, so namentlich von Geh. Baurat BarkhausenDeutsche Bauzeitung 1918, Nr. 75 bis 79, welcher eine dauernde
                              									Rostsicherheit anzweifelt und von Prof. ProbstArmierter Beton 1919, Heft 5., welcher den Rostschutz als
                              									jederzeit gesichert ansieht. Durch die beiden Aufsätze veranlaßt, sind eine weitere
                              									Anzahl von Erwiderungen entstanden, bei welcher der Eisenbetonbau weniger gut
                              									abschnitt. Zur Klarstellung dessen, was als feststehend betrachtet werden muß, sei
                              									auf die vorhandenen Versuchsergebnisse hingewiesen.
                              									Danach muß vor allem ein Unterschied gemacht werden zwischen rißfreiem und mit Rissen behaftetem Eisenbeton.
                              									Für ersteren ist einwandfrei nachgewiesen, daß 1. rostfreies Eisen rostfrei bleibt
                              									und 2. angerostet verlegtes Eisen nicht weiter rostet,
                              									wenn beide in dichtem Beton verlegt sind. Daß verrostete Eisen durch Umhüllung mit
                              									solchem Beton entrostet werden, ist eine Behauptung, die bis jetzt nicht bewiesen
                              									ist. Höchstens ein leichter Rostanflug kann verschwinden.
                           Im Beton, der Risse aufweist, hängt die Rostbildung zusammen mit dem Zustand der
                              									Eiseneinlagen vor deren Verlegung, und ist ferner abhängig von der Tiefe und Weite
                              									der Risse. Treten solche als Folge von Schwind- und Temperaturspannungen auf, so
                              									sind auch Rosterscheinungen an derartigen Bauten nachgewiesen worden. Jedenfalls
                              									müssen eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein, wenn Rostschutz eintreten soll.
                              									Aufschluß darüber werden die Versuche geben, die im Dresdener Versuchsund
                              									Materialprüfungsamt durchgeführt worden sind. Diesem Zwecke dienen auch Versuche am
                              									Materialprüfungsamt Groß-Lichterfelde, welche die Untersuchung und Bekämpfung der
                              									Schwindrisse und ihrer Folgeerscheinungen zur Aufgabe haben.
                           Dann erst wird die Frage des Rostschutzes der
                              									Eiseneinlagen im Beton genügend geklärt sein. (Reg.-Bmstr. Arnos, Beton und Eisen
                              									1920, Heft IX/X.)
                           Prof. Marx
                           
                        
                           
                           Elektrotechnik.
                           Vereinfachte Methode zur Bestimmung der Reibungsgrößen bei
                                 										Motorzählern. (Dr. G. Hommel in El. u. Mschb.
                              									Wien 1920, Heft 8, S. 81.) Zur genauen und umfassenden Bestimmung der Reibung von
                              									Motorzählern verwendet man die Auslaufmethode. Die ausführliche Auswertung der
                              									Auslaufmessungen erfordert aber immerhin einige Zeit und Mühe. Hommel schlägt deshalb vor, aus einer einzigen Messung der Auslaufzeit von
                              									der der Nennleistung entsprechenden Geschwindigkeit bis zum Stillstand ein mittleres
                              									Drehmoment zu bestimmen und als Maß für die Reibung anzusehen. Seine Ueberlegungen
                              									sind folgende: Die Bewegungsgleichung des rotierenden Ankers bei Entfernung aller
                              									bremsenden Einflüsse mit Ausnahme der Reibung ist.
                           
                              D_R=-K\,.\,\frac{d\,\omega}{d\,t}
                              
                           (dr ist das Reibungsmoment bei der Winkelgeschwindigkeit ω, K das Trägheitsmoment des Ankers.) Durch
                              									Multiplikation beider Seiten mit ω verhält man eine
                              									Arbeitsgleichung
                           Dr •
                              										ω • dt = – K • ω • dω.
                           Die rechte Seite der Gleichung kann man ohne weiteres
                              									integrieren. Um auch die linke Seite integrieren zu können, macht man die Annahme,
                              									daß Dr • ω gleich Mr • ωm gesetzt werden kann, wobei Mr das mittlere
                              									Reibungsmoment und ωm
                              									die mittlere Geschwindigkeit während der Auslaufzeit t
                              									ist. Die Integration ergibt
                           
                              M_R\,.\,\omega_m\,.\,t=K\,.\,\frac{{\omega_1}^2}{2}.
                              
                           Setzt man noch \omega_m=\frac{\omega_1}{2},
                              									was man mit großer Annäherung tun kann, weil die Auslaufkurve im Bereich der
                              									normalen Geschwindigkeiten nahezu geradlinig verläuft, so wird schließlich
                           
                              M_R=\frac{K\,.\,\omega_1}{t}\,.\,\frac{1}{981}\mbox{ gcm}.
                              
                           Man muß mit der Beschleunigung durch die Erdschwere 981
                              										cm•sek–2 dividieren, wenn man das
                              									Trägheitsmoment K in der üblichen Weise durch Wägung
                              									und Schwingungsversuch im absoluten Maßsystem bestimmt hat. ω1 ist die Winkelgeschwindigkeit beim
                              									Anfang des Auslaufversuches. Man wählt sie z.B. gleich der Geschwindigkeit bei
                              									Nennlast und stellt sie dadurch ein, daß man den Zähler bei abgenommenem Bremsmagnet
                              									mit einem kleinen Strom und kleiner Spannung laufen läßt. Hat man die
                              									Winkelgeschwindigkeit ω1 bestimmt, so schaltet man Strom und Spannung ab und läßt den Zähler
                              									auslaufen. Die Zeit bis zum Stillstand ist t.
                           Das gefundene mittlere Drehmoment Mr liegt nicht bei der mittleren Geschwindigkeit, sondern die
                              									zugehörende Geschwindigkeit liegt höher. Nach den von Hommel angegebenen Zahlen ist Mr = 0,019 gern bei 0,40 Umdr./sek, während
                              									die sekundlichen Umdrehungen, die \omega_m=\frac{\omega_1}{2}
                              									entsprechen, sich zu 0,32 ergeben. Will man die einander zugeordneten Werte des
                              									Reibungsmoments und der Geschwindigkeit haben, so muß man entweder die genaue
                              									Auslaufmessung machenVerhandl. des Vereins zur Beförderung des Gewerbefleißes 1910, S. 571 ff.
                                    											Elektr. u. Maschb. Wien 1911, S. 955 ff. oder die Methode von H.
                              									W. L. BrückmannElektrot. Zeitschrift 1910, S. 861. anwenden, die fast
                              									ebenso einfach ist wie die von Hommel.
                           Schmiedel.
                           
                        
                           Feuerungstechnik.
                           Untersuchungen an Steilrohrkesseln. Die für den Betrieb
                              									des Kraftwerkes Zschornewitz-Golpa erforderliche Dampfmenge von etwa 800000
                              									kg/st wird in Steilrohrkesseln mit Halbgasfeuerungen erzeugt. An ihnen wurden durch
                              										Fr. Münzinger Untersuchungen vorgenommen, die
                              									Beachtung verdienen, weil bisher in großen Braunkohlen Kraftwerken nur über
                              									Zweikammer-Wasserrohrkessel Erfahrungen vorlagen. Die Versuchsergebnisse, die in
                              									Heft 21 bis 25 der Zeitschritt des Vereines deutscher Ingenieure eingehend
                              									geschildert werden, ergaben, daß eine Wärmeausnutzung erzielt wurde, die mit
                              									Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Brennstoff als hervorragend bezeichnet
                              									werden muß. Vier der zur Prüfung gelangenden verschiedenen Kesselarten, nämlich die
                              										Steinmüller-, Walther-, Petry-Dereux- und Borsig-Kessel, hatten eine Rostfläche von 25,2 m2 und eine Heizfläche von 500 m2. Sie alle besaßen Halbgasfeuerungen von Keilmann & Völcker,
                              									Bernburg. Die außerdem untersuchten Babcock-Kessel waren
                              									mit einer Feuerung eigener Bauart versehen. Ihre Heizfläche war ebenfalls 500 m2, während die Rostfläche eine Größe von 25,7 m2 erreichte. Die höchsten gemessenen Wirkungsgrade
                              									schwanken zwischen 81,7 v. H. beim Borsig-Kessel und 83,7 v. H. beim Walther-Kessel. Die Verschiedenheit der Höchstwerte und
                              									insbesondere die bei den letztgenannten Dampferzeugern beobachtete schnelle Abnahme
                              									des Wirkungsgrades mit zunehmender Belastung führt Münzinger auf verschiedene Wärmeausnutzung in den Feuerungen zurück. Diese
                              									müssen eine große Rostfläche besitzen in Rücksicht auf den geringen Heizwert und die
                              									dichte Lagerung des zur Verwendung gelangenden Brennstoffes. Dessen feine Körnung
                              									zwingt überdies zu Maßnahmen, die es verhindern, daß zu viel Kohle durch die
                              									Rostspalten fällt. Man verfeuerte daher schon früher Braunkohle meist auf
                              									Treppenrosten, die sich auch bei großer Rostfläche bequem schüren und reinigen
                              									lassen. Von der Verwendung einfacher Treppenroste ist man allerdings abgekommen, da
                              									bei ihnen Störungen beim Nachrutschen des Brennstoffes auftreten können. Verringert
                              									doch schon ein geringer Feuchtigkeitsunterschied der Braunkohle den Böschungswinkel
                              									beträchtlich. Daher müssen Ungleichmäßigkeiten des Brennstoffes vor Eintritt in die
                              									Feuerzone beseitigt werden, was durch die Vortrockengewölbe der gebräuchlichen
                              									Treppenroste nicht immer in wünschenswertem Maße zu erreichen ist. Bei
                              									Halbgasfeuerungen wird im oberen Teile des Treppenrostes die Braunkohle
                              									vorgetrocknet und die Schütthöhe durch ein verstellbares Brennstoffwehr geregelt. Am
                              									Fußende des Treppenrostes, dessen unterer Teil ausgefahren werden kann, befindet
                              									sich ein Planrost, auf dem die Kohle vollends ausbrennt. Es empfiehlt sich, den dem
                              									Rost zugewandten Kopf der Feuerbrücke etwas überhängend auszuführen, damit die von
                              									unten aufsteigenden Flammen den Treppenrost beheizen und sich die brennbaren Gase
                              									besser mit Luft vermischen. Noch wirksamer sind für diesen Zweck die
                              									Flammenrückführgewölbe. Allerdings darf man nicht übersehen, daß die lebhaftere
                              									Gasbewegung das Wegfliegen feiner Kohleteilchen befördert. Bei der Benutzung
                              									minderwertigen Brennstoffes soll die Rostbelastung und Gasgeschwindigkeit mäßig
                              									sein. Scharfe Einschnürung der Flammen in der Feuerung und im ersten Zuge muß
                              									vermieden werden. Die durch die Rauchgase mitgerissenen Kohleteilchen sollen
                              									Gelegenheit finden, vollends zu verbrennen, was durch zweckmäßige Anordnung des
                              									Rostes und ersten Zuges erreicht werden kann. Durch ausgedehnte Feuergewölbe und
                              									hohen Feuerraum wird die für die Verbrennung der Kohle notwendige Mindesttemperatur
                              									geschaffen. Die Möglichkeit, diese Vorkehrungen zu treffen, ist bei Steilrohrkesseln
                              									vorhanden und muß als besonderer Vorzug derselben betrachtet werden. Ferner ist es
                              									angezeigt, die Anlage so einzurichten, daß möglichst alle Flugasche, in der noch
                              									viel 
                              									Unverbranntes enthalten ist, auf die reichlich zu bemessenden Planroste
                              									zurückfällt. Weiterhin ergab sich durch die Untersuchungen Münzingers, daß die Abgasverluste bei einer Heizflächenbelastung zwischen
                              									24 und 30 kg/m2 wenig zunehmen. Auch bei stärkerer
                              									Beanspruchung der Dampferzeuger wurden noch gute Wirkungsgrade erzielt. Die Leistung
                              									der Heizfläche kann bei Einbündelkesseln ebenso günstig wie bei Zweibündelkesseln
                              									sein. Die Wärmeausnutzung hing bei der untersuchten Anlage weit mehr von der
                              									Belastung der Rostfläche als von der Beanspruchung der Heizfläche ab. Verluste durch
                              									unverbrannte Gase waren leichter als solche durch Flugkoks zu vermeiden. Trotz der
                              									vollkommenen Betriebsmittel erwies sich gute Beaufsichtigung und Einstellung
                              									tüchtiger Heizer als unbedingt erforderlich. Bei gleichzeitiger Bedienung von drei
                              									Kesseln mit nicht ganz richtig eingestellten Rosten durch einen Heizer war der
                              									Wirkungsgrad um 14 v. H. kleiner als beim Abnahmeversuch. Je minderwertiger der
                              									Brennstoff, je höher die Zugstärke im Feuerraum und je größer die Rostfläche ist,
                              									desto mehr muß die Vorwärmeheizfläche hinter derjenigen zurückbleiben, die sich
                              									unter Voraussetzung guter Feuerführung auf Grund wärmetechnischer Betrachtungen
                              									ergibt. Am Schlusse seiner Ausführungen untersucht Münzinger den Einfluß bestimmter Abmessungen der Siede- und Fallrohre
                              									rechnerisch. Er gelangt zu dem Ergebnis, daß es vorteilhaft ist, für die
                              									höchstbelasteten Reihen weite Rohre zu verwenden, für die übrige Kesselheizfläche
                              									dagegen engere. Allerdings liegen seinen Betrachtungen eine Reihe von
                              									Voraussetzungen zugrunde, die im Betriebe unter Umständen nur annähernd erfüllt
                              									werden.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Dampferzeugung durch Abwärmeverwertung. Auf die PSe/Stunde einer Gasmaschine lassen sich mit deren
                              									Abwärme etwa 1 kg Dampf von 12 at und 300 bis 350° C gewinnen. Zum mindesten könnte
                              									bei einer Gasmaschinenzentrale mit einer Leistung von 10000 PSe auf eine stündliche Nebenerzeugung von 8000 kg
                              									Dampf gerechnet werden. Im Jahre, daß heißt in 8750 Betriebstunden, ergäbe sich
                              									somit wenigstens ein Gewinn von 70000 t Dampf. Zu dessen Erzielung in unmittelbar
                              									gefeuerten Kesseln wäre bei achtfacher Verdampfung und einem Kohlenpreise von 56 M/t
                              									ein Aufwand von 490000 M für Brennstoff erforderlich. Nun würde die Abwärmeanlage
                              									einer derartigen Gasmaschinenzentrale etwa 360000 M kosten. Für die Verzinsung und
                              									Tilgung des Anlagekapitales müßte man 15 v. H. = 54000 M rechnen. Die Kraftkosten
                              									der Speisepumpen betragen jährlich 10000 M. Für Wasser wären 0,1 M/m3 bzw. 5000 M im Jahre zu zahlen. Die Ausgaben für
                              									Aufsicht, Reinigung und Unterhaltung könnten mit 13000 M veranschlagt werden, so daß
                              									man jährlich auf 82000 M Betriebskosten rechnen müßte. Demgegenüber würde sich eine
                              									Kesselanlage von gleicher Dampfleistung auf 300000 M stellen. Der Aufwand für
                              									Verzinsung und Tilgung beträgt 45000 M. Die Kosten für den Antrieb der Speisepumpen
                              									und die Wasserversorgung seien, wie oben, 15000 M, während Heizung, Reinigung und
                              									Unterhaltung mit 16000 M bezahlt werden müßten. Hierzu kommen 490000 M für
                              									Brennstoff, so daß sich im ganzen 566000 M Betriebskosten ergeben. Die Neuanlage für
                              									die Verwertung der Abwärme der Gasmaschinenzentrale macht sich also in einem. Jahre
                              									voll bezahlt und bringt dann jährlich eine reine Ersparnis von 480000 M.
                           Nutzt man die Abgase einer Dieselmaschine zur Heißwasserbereitung ohne Kreislauf aus,
                              									so läßt sich ein thermischer Wirkungsgrad von 85 v. H. erreichen, wie die in
                              									Brauereien und Färbereien gemachten Erfahrungen beweisen. Wird dagegen die
                              									Abgaswärme zur Dampferzeugung verwertet und befindet sich das Kühlwasser im
                              									Kreislaufe, so beträgt die Erhöhung des Motorwirkungsgrades nur 17 v. H.
                           Von großer Bedeutung ist auch die Ausnutzung der Abwärme von Mischgaserzeugern zur
                              									Herstellung des für ihren Betrieb erforderlichen Niederdruckdampfes. Ist z.B. die
                              									tägliche Beschickung 101, so benötigt man etwa 41 Dampf. Diese erfordern in direkt
                              									gefeuerten Kesseln unter Zugrundelegung der oben gemachten Annahmen einen jährlichen
                              									Brennstoffaufwand von 10200 M, der durch Verwertung der Abwärme völlig gespart
                              									werden kann.
                           Gas- und Lufterhitzung in Regeneratoren oder Rekuperatoren mit Hilfe der Abgase von
                              									technischen Oefen erweist sich nur dann als zweckmäßig, wenn die Abgastemperatur
                              									600° übersteigt. Anderenfalls ist die Wärmeübertragung des Mauerwerkes zu träge und
                              									werden dessen Raumbedarf und Kosten zu groß. Indessen ist eine gute Ausnutzung der
                              									Abgase in Abwärmedampfkesseln herbeizuführen, besonders wenn der Kaminzug durch
                              									mechanischen Saugzug ersetzt wird. Beispielsweise ergibt eine eingehendere
                              									Berechnung, daß sich durch Nutzbarmachung der Abwärme einer Siemens-Martin-Ofenanlage von 100 t Einsatz eine jährliche Ersparnis von
                              									300000 M erzielen läßt. Dabei machen sich die erforderlichen Anlagen auch in diesem
                              									Falle in einem Jahre bezahlt. Bei Ausnutzung der Abwärme eines Blockes von 10 bis 12
                              									Leuchtgasöfen mit 800 kg/st Koksverbrauch für die Unterfeuerung lassen sich im Jahre
                              									75000 M ersparen, nachdem sich die notwendigen Einrichtungen wiederum innerhalb der
                              									ersten zwölf Monate freigearbeitet haben. Schließlich möge nicht unerwähnt bleiben,
                              									daß mit bemerkenswertem Erfolge auch an die Reaktionsöfen chemischer Fabriken
                              									Abwärmedampfkessel mit Luftüberhitzern angeschlossen werden können. Die MAN hat
                              									bereits 200 Abwärmeverwerter bei Gasmaschinen und Dieselmotoren und 24
                              									Abwärmedampfkessel für technische Oefen verschiedener Art hergestellt. (E. Blau in Heft 24 der Zeitschrift für Dampfkessel und
                              									Maschinenbetrieb.)
                           Die Wärmepumpe. Infolge des Rückganges der heimischen
                              									Kohlenförderung muß gegenwärtig und in Zukunft jede Brennstoffverschwendung
                              									vermieden werden. Vor allem ist eine möglichst weitgehende Ausnutzung der Abwärme
                              									von Kraftmaschinen, Oefen, Kochapparaten usw. anzustreben. Immer sollte man
                              									beachten, daß Wärme bei hoher Temperatur die für Krafterzeugung wertvollste Form
                              									hat, während man in Heiz- und Kochvorrichtungen auch bei verhältnismäßig geringem
                              									Temperaturgefälle einen guten Wirkungsgrad erzielen kann. Es ist daher angezeigt,
                              									den Anlagen der letztgenannten Art, wenn Wasserdampf als Wärmeträger dient, eine
                              									Dampfmaschine vorzuschalten, sofern dies nach Lage der Verhältnisse irgend möglich
                              									ist. Ferner sollte man bei Kochern, wie sie beispielsweise in der Zuckerindustrie
                              									bei Eindickung der Zuckerlösung zur Verwendung gelangen, den Temperaturunterschied
                              									zwischen Brüden- und Heizdampf nie größer werden lassen, als für den Durchgang der
                              									erforderlichen Wärmemenge durch die Heizfläche nötig ist, damit nicht die Ausnutzung
                              									des Frischdampfes für Kraftzwecke beschränkt wird. Vielfach reicht ein
                              									Temperaturgefälle von 3° oder wenig mehr für die Wärmeübertragung aus. Auch der
                              									Wärmeinhalt des Brüdendampfes darf nicht verloren gehen. Man nutzt ihn schon geraume
                              									Zeit in den aus mehreren Heizräumen bestehenden Drei- und Vierkörperapparaten aus.
                              									Bei diesen wird nur der erste Raum mit Kesseldampf beheizt. Der in ihm entwickelte
                              									Brüdendampf heizt den nächsten Raum, in dem ein kleinerer Druck herrschen muß usw.
                              									Nur der Wärmeinhalt des im letzten Heizkörper entwickelten Dampfes wird nicht 
                              									verwertet. Man kann bei derartigen Vorrichtungen recht erhebliche Ersparnisse
                              									erzielen. Es braucht beispielsweise der Einkörperverdampfer 1,2 kg Heizdampf zur
                              									Erzeugung von 1 kg Brüdendampf, während im Vierkörperapparate mit 0,38 kg Heizdampf
                              									dasselbe Ergebnis erzielt wird. In neuerer Zeit gelangte nun der Gedanke zur
                              									Verwirklichung, die Brüdendämpfe als Heizmittel für denselben Raum, in dem sie
                              									entstanden sind, zu benutzen. Dies ist nur möglich, wenn man durch Verdichtung den
                              									Brüdendämpfen vor ihrer Verwendung zur Heizung eine höhere Temperatur gibt. Die
                              									Wärme wird hierbei gewissermaßen auf eine höhere Lage gehoben, so daß es
                              									gerechtfertigt erscheint, wenn man Apparate, die in der gekennzeichneten Weise
                              									arbeiten, als Wärmepumpen bezeichnet. Um deren Entwicklung hat sich vor allem der
                              									frühere Assistent am Maschinenlaboratorium der Technischen Hochschule zu
                              									Charlottenburg, Prof. Dr. Genseke, verdient gemacht. Auch
                              									ist eine Wärmepumpe bereits bei der Firma Oetker in
                              									Bielefeld im Betrieb. Sie besteht aus einem zweiteiligen Verdampfer. In jedem Teile
                              									ist ein Heizkörper angeordnet. Die im unterem Raume entwickelten Brüdendämpfe
                              									vereinigen sich mit den im oberen entstandenen. Der gesamte Brüdendampf gelangt
                              									sodann in einen Turbokompressor, erfährt dort eine Drucksteigerung und durchströmt
                              									nun seinerseits die Heizkörper. Es ist nur eine unerhebliche Verdichtung notwendig.
                              									Spielt sich beispielsweise der Vorgang im Vakuum zwischen den Temperaturgrenzen 65°
                              									und 70° ab, so genügt eine Erhöhung des Druckes um 0,063 at. Aber selbst wenn man
                              									bei atmosphärischer Spannung zwischen den Grenzen 100° und 115° arbeitet, würde man
                              									mit einer Drucksteigerung von 0,7 at auskommen. Für 1 kg Brüdendampf wäre in diesem
                              									Falle nur 0,23 kg Heizdampf nötig, wie Dipl.-Ing. Dahme
                              									in Heft 21 und 22 der Zeitschrift für Dampfkessel- und Maschinenbetrieb durch
                              									beachtenswerte wärmetheoretische Betrachtungen nachweist. Bei einer
                              									Temperaturerhöhung von 5° braucht man für 1 kg Brüdendampf nur 0,0925 kg Heizdampf.
                              									Die Wärmepumpe ist somit den Mehrkörperapparaten hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit
                              									weit überlegen. Diese Ueberlegenheit beschränkt sich aber nicht nur auf den Betrieb,
                              									sondern erstreckt sich auch auf die Anschaffungskosten. Zu einer im Hinblick auf die
                              									Ausnutzung der Wärme nahezu unübertrefflichen Anlage wird die Wärmepumpe, wenn man
                              									noch die Hitze der abgezogenen Dicklaugen sowie des sich bildenden Kondensates zur
                              									Vorwärmung der Eindampfflüssigkeit benutzt. Besonders in kohlenarmen Gegenden wird
                              									es überdies als großer Vorzug empfunden werden, daß die Wärmepumpe im Betriebe nur
                              									mechanische Energie benötigt. Sie kann beispielsweise durch elektrischen Strom
                              									angetrieben werden, der unter Ausnutzung von Wasserkräften gewonnen wurde.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Neuer Riemenverbinder. Die Anwendung der neuzeitlichen
                              									Treibriemen, soweit es sich nicht um endlos hergestellte oder um Gliederriemen
                              									handelt, ist in besonders hohem Maße von dem Vorhandensein einer zuverlässigen
                              									Riemenverbindung abhängig. Daher verfolgt der Deutsche Treibriemenverband von 1919
                              									alle Neuerungen auf dem Gebiete der Riemenverbinder mit besonderer Aufmerksamkeit.
                              									Obwohl wir schon eine ganze Reihe durchaus brauchbarer Verbinder besitzen, wird
                              									niemand leugnen können, daß Verbesserungen der Verbinder noch möglich sind.
                           Daher dürfte es von Interesse sein, daß neuerdings unter dem Namen
                              										„Haupts-Verbinder“ ein Verbinder in den Handel gebracht wird, der im
                              									wesentlichen aus zwei kräftigen keilförmig zugeschärften doppelseitigen Lederlaschen
                              									besteht, die durch ein Gelenk verbunden sind. Das Gelenk besteht aus zwei
                              									flachen in die Laschen eingezogenen Drahtspiralen, die durch einen Stift aus Rohhaut
                              									verbunden werden. Die Befestigung des Verbinders am Riemen geschieht durch
                              									Stahlklammern.
                           Die Hersteller des Verbinders weisen besonders auf die hohe Biegsamkeit des
                              									Verbinders in allen Richtungen hin, infolge Verwendung der Lederlaschen, ferner
                              									darauf, daß der Verbinder keine hervorstehenden Teile besitzt, mithin vollkommen
                              									ungefährlich ist. Auch ist die Anwendung von Paßstücken zum schnellen Verkürzen, wie
                              									sie zuerst von Direktor Huhn schon vor Jahren empfohlen worden sind, bei dem
                              									Haupts-Verbinder gut möglich. Durch Verwendung verschieden langer Paßstücke kann man
                              									den Riemen jeder Dehnung entsprechend verkürzen.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Die Leipziger Technische Messe. Zur Frühjahrsmesse 1921
                              									wird auch die Technische Messe wiederum eine räumliche Erweiterung erfahren, um den
                              									bis dahin zu erwartenden neuen Ausstellern genügend gute Meßräume zur Verfügung zu
                              									stellen.
                           Dritte Hauptversammlung der Brennkrafttechnischen
                                 										Gesellschaft. Die dritte Hauptversammlung der Brennkrafttechnischen
                              									Gesellschaft findet am 1. Oktober 1920 in der Technischen Hochschule,
                              									Charlottenburg, statt. Auf der Tagesordnung stehen die Vorträge von Oberingenieur
                              										Kayser: „Brennstoffversorgung und Weltpolitik“
                              									und von Prof. Stauber: „Stand des
                                 										Brennkraftturbinenbaues“.
                           Diplom-Ingenieure als Verwaltungsbeamte, Veränderte
                              									Aufgaben stellen veränderte Anforderungen an die zu ihrer Lösung Berufenen. Diese
                              									klare Erkenntnis ist bisher in der Auswahl unseres Verwaltungsbeamtentums nur
                              									allzuwenig beachtet worden und ist eine der Ursachen der Unzufriedenheit in unserem
                              									Staatswesen. Während wirtschaftliche, technische und soziale Maßnahmen an
                              									überragender Bedeutung von Jahr zu Jahr zunehmen und folgerichtig diese
                              									Wissenszweige in der Vorbildung unserer Verwaltungsbeamten besonders gepflegt werden
                              									müßten, ist seit vielen Jahrzehnten sehr im Gegensatz zur richtigen Erkenntnis des
                              									18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einseitig das juristische Studium
                              									Vorschrift für die Anwärter der höheren Verwaltung. Damit ist die Zulassung
                              									erfahrungswissenschaftlich, also insbesondere technisch gebildeten Nachwuchses
                              									unmöglich gemacht. Wie neuere Bestrebungen beweisen, hat diese Einsicht sehr weite
                              									Kreise auch außerhalb der Technik ergriffen und die Erkenntnis der Notwendigkeit,
                              									dem Nachwuchs unseres Verwaltungsbeamtentums, nicht bloß, wie neuerdings vielfach
                              									Außenseiter, sondern regelmäßig frisches Blut zuzuführen, beginnt öfters
                              									aufzutauchen, Deshalb hat der Verein deutscher Ingenieure, der seit länger als einem
                              									Jahrzehnt sich mit diesen Fragen befaßt, soeben in einer Eingabe an den Preußischen
                              									Ministerpräsidenten gebeten, unter Abänderung des Gesetzes von 1906
                              									Diplom-Ingenieure, welche die Aneignung Staats-, rechts- und
                              									wirtschaftswissenschaftlicher Kenntnisee in ihrer Diplom-Ingenieurprüfung
                              									nachgewiesen haben, in gleicher Weise wie es augenblicklich bei den Juristen
                              									geschieht, zur Ausbildung als Verwaltungsreferendar (Regierungsreferendar) und zur
                              									Ablegung der Verwaltungsassessorprøfung zuzulassen.
                           Vorlesungen über Psychotechnik. Der psycho-technische
                              									Kursus, der vom 6. bis 14. September im psychotechnischen Laboratorium der
                              									Technischen Hochschule Charlottenburg, Fraunhoferstr. 11–12 stattfindet, wird neben
                              									einem Ueberblick über die bisherigen Leistungen 
                              									auf dem Gebiet der psychotechnischen Eignungsprüfung auch eine Einführung in
                              									die Theorie und Praxis der Prüftätigkeit geben. Die Vorlesungen behandeln die
                              									Psychologie des Jugendlichen, über die Dr. Bobertag vom
                              									Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht vortragen wird, weiter die krankhaften
                              									Störungen des Jugendlichen im Seeleben, für welches Thema Geh. Sanitätsrat Dr. Moll gewonnen worden ist. Ueber die Beziehungen zwischen
                              									Betriebswissenschaft und Psychotechnik wird Prof. Dr. Schlesinger Bericht erstatten. Die Grundlagen der psychotechnischen
                              									Eignungsprüfung der Lehrlinge, die Sinnesprüfung, Aufmerksamkeits- und
                              									Reaktionsuntersuchungen, die Prüfung intellektueller Fähigkeiten, des
                              									technisch-konstruktiven Denkens, sowie der mathematischen Veranlagung wird
                              									Privatdozent Dr. Moede behandeln, in dessen Hand auch die
                              									Leitung der praktischen Uebungen gelegen ist, die in engster Verbindung mit einer
                              									Einführung in die Berechnungs- und Auswertungsverfahren vorgenommen werden sollen.
                              									Ueber die Erfahrungen in der kaufmännischen Eignungsprüfung zu berichten, hat Dr.
                              										Piorkowsky, Dozent an der Verwaltungs-Akademie Berlin
                              									übernommen.
                           Zur Ergänzung der Eignungsprüfung an Jugendlichen, sowie über die
                              									Straßenbahnerprüfung wird im psychotechnischen Laboratorium der Großen Berliner
                              									Straßenbahn in Lichtenberg, Betriebsingenieur Tramm
                              									vortragen. Um die Bedeutung arbeitswissenschaftlicher Studien für die
                              									Eignungsprüfung hervorzuheben, ist eine Vorlesung über psychotechnische
                              									Arbeitsstudien an der Schreibmaschine vorgesehen. Auch soll über das Ergebnis von
                              									Uebungsstudien eine Orientierung gegeben werden.
                           Folgende Werkschulen und psychotechnische Prüfstellen sollen berücksichtigt werden:
                              									AEG. Brunnenstr., AEG. Kabelwerk Oberspree, A. Borsig, Ludw.
                                 										Loewe, Reichswerk Spandau, Siemens & Halske,
                                 										Fritz Werner.
                           Um auf die Bedeutung von psychotechnischen Eignungsstudien bei Materialprüfungen
                              									hinzuweisen, soll auch das Gebiet der Psychotechnik der Reklame behandelt werden, wo
                              									Dr. Moede im Institut für Wirtschaftspsychologie der
                              									Handels-Hochschule Berlin über die psychologischen Bedingungen der Wirksamkeit der
                              									Werbemittel an der Hand theoretischer und praktischer Ausführungen übernommen
                              									hat.
                           Die Teilnehmergebühr für Vorlesungen beträgt 100 M, für Vorlesungen, Uebungen und
                              									Besichtigungen 200 M. Für die Uebungen ist eine begrenzte Teilnehmerzahl
                              									vorgesehen. Den Kursteilnehmern werden Unterlagen über den Vorlesungskursus,
                              									Literaturnachweis, Druckvorlagen für psychotechnische Prüfzwecke mitgeliefert.
                           Der heutige Stand des technischen Filmwesens. Im
                              										„Betrieb“ 1920, Heft 11 (Mitteilungen des Ausschusses für wirtschaftliche
                              									Fertigung) wird eine Zusammenstellung der bestehenden Literatur über technisches
                              									Filmwesen, vorhandene Filme und interessierte Stellen veröffentlicht. Es zeigt sich,
                              									daß die Buch- und Zeitschriftenliteratur über das technische Filmwesen noch nicht
                              									sehr umfangreich ist, und daß vorhandene Filme, die Vorgänge aus der Technik,
                              									besonders der Maschinen- und Hüttenindustrie zeigen, noch wesentlich vermehrt werden
                              									können. Die interessierten Stellen bereiten größtenteils die Fertigung von
                              									technischen Filmen erst vor.
                           Preisausschreiben. Von der Adolf v.
                                 										Ernst-Stiftung an der Technischen Hochschule Stuttgart ist auf 1. Juli 1920
                              									folgendes Preisausschreiben erlassen worden: „Es soll durch eine kritische
                                 										Untersuchung dargelegt werden, unter welchen Verhältnissen und in welchem
                                 										Umfange Elektrohängebahnen geeignet sind, den
                                 										Transport von Lasten wirtschaftlich zu gestalten. Dabei sollen die für die
                                 										Konstruktion, für die Ausführung und für den Betrieb maßgebenden Gesichtspunkte,
                                 										sowie die bei den heutigen Bauarten noch vorhandenen Lücken deutlich
                                 										hervortreten.“ Der Preis für die beste Lösung beträgt 3000 M. Gemäß der
                              									Verfassung der Stiftung gelten für das Preisausschreiben folgende Bestimmungen: Die
                              									Arbeiten, die in deutscher Sprache abgefaßt sein müssen, sind spätestens am 1. Juli
                              									1922 an das Rektorat der Technischen Hochschule in Stuttgart abzuliefern. Jede
                              									Arbeit ist mit einem Kennwort zu versehen und ihr ein Zettel mit dem Namen und dem
                              									Wohnort des Verfassers in versiegeltem Umschlag beizugeben, der als Aufschrift das
                              									gleiche Kennwort trägt. Die Bewerbung ist nur an die Bedingung geknüpft, daß der
                              									Bewerber mindestens zwei Semester der Abteilung für Maschineningenieurwesen
                              									einschließlich der Elektrotechnik an der Technischen Hochschule Stuttgart als
                              									ordentlicher oder außerordentlicher Studierender angehört hat. Das Preisgericht
                              									besteht aus sämtlichen Mitgliedern des Abteilungskollegiums. Den Preis erteilt das
                              									Preisgericht. Dasselbe ist, wenn die Arbeit den Anforderungen nicht voll entspricht,
                              									berechtigt, einen Teil des Preises als Anerkennung zu verleihen. Die mit dem Preise
                              									bedachte Arbeit ist vom Verfasser spätestens binnen Jahresfrist zu
                              									veröffentlichen.