| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Michalke | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 217 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Das Stahlförderband, System Sandviken. Nachdem das
                              									ungeteilte Stahlförderband (sogen. Sandvikband) in den verschiedensten Industrien
                              									Eingang gefunden hat und von dort gute Betriebserfahrungen bekannt geworden sind,
                              									dürften nähere Angaben über das Fördermittel willkommen sein.
                           Das Sandvikband wird aus hochwertigem Holzkohlenstahl hergestellt, kalt gewalzt und
                              									nach einem besonderen Verfahren gehärtet. Es besitzt die Qualitäten eines guten
                              									Förderbandes: ist dicht, aus einheitlichem Material, ungeteilt, von geringem
                              									Gewicht, fast vollkommen elastisch, dehnt sich nicht, nutzt sich in der Tragfläche
                              									nicht ab, schont die Rollen, ist schnell auszubessern und braucht nur leichten
                              									Unterbau. Kennzeichnend für dieses Band sind: die Möglichkeit, das Fördergut restlos
                              									und ohne Verschleiß des Bandes abzustreichen, die geringe Breite der 
                              									Scheiben und Rollen (schmaler als das Band), die Möglichkeit, das Band im
                              									oberen Trum schleifend nach Abb. 3 zu führen (ohne Rollen) sowie der außerordentlich geringe
                              									Kraftbedarf des Bandes.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 1. Transport von Kalkstein. Rollende Führung.
                              
                           Es sind viele Anlagen mit schleifender Führung des oberen Trums im Betrieb, zumeist
                              									in mäßigen Förderlängen, bis 50 m. Es lassen sich hierbei auf dem 400 mm breiten
                              									Sandvikbände mit v = 1 m/sek Bandgeschwindigkeit
                              									beispielsweise 50 t Rohsalze in der Stunde fördern. Die Holzbohlen werden in kurzer
                              									Zeit so glatt, daß das Stahlband spielend über sie hinwegläuft. Ein Bandes findet
                              									nicht statt. Der Kraftbedarf ist hierbei nicht größer als bei rollender Führung
                              									eines anderen Gurtes, während das Sandvikband bei rollender Führung nur etwa die
                              									Hälfte an Kraft braucht im Vergleich mit einem Textilgurt und einen noch geringeren
                              									Teil des Bedarfes eines schweren Gliederbandes. Dies liegt an dem geringen
                              									Bandgewicht, dem zulässigen großen Abstand der Rollen (im unteren Trum 8 bis 10 m),
                              									der geringen Reibungszahl zwischen Stahlband und Eisenrollen und an der Elastizität
                              									des Bandes. Bei rollender Führung ist die Förderlänge des Stahlbandtransporteurs
                              									unbeschränkt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Führungsarten des Sandvikbandes.
                              
                           Bei dem Bau neuer Anlagen mit schleifender Führung fallen die erhöhte Einfachheit der
                              									Anlage und ihre minimale Wartung ins Gewicht. In neuen Anlagen mit rollender Führung
                              									bewirkt der weite Abstand der Rollen gleichfalls eine Vereinfachung und Verbilligung
                              									der Anlage. In vorhandenen Anlagen kann das Sandvikband ohne weiteres auf die
                              									bestehende Rollenkonstruktion aufgelegt werden, während in neuen Anlagen die normale
                              									Ausführung nach Abb. 5 praktischer ist. Etwa jede 25
                              									m wird eine Tragrolle durch eine Flanschenrolle nach Abb.
                                 										6 ersetzt, die nicht so sehr der Bandführung dient als der Kontrolle des
                              									Geradlaufes des Bandes. Letzterer wird durch das genaue Einstellen der
                              									Endscheibenwellen erzielt, wofür in neuen Anlagen verstellbare Lager nach Abb. 7 verwendet werden. Auch die Rollen werden in
                              									neuen Anlagen zumeist mit solchen verstellbaren Lagern nach Abb. 8 ausgerüstet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 5. Tragrolle.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 6. Flanschenrolle.
                              
                           Die Endscheiben müssen den Durchmesser von 1000 mm haben und um 100 mm schmaler sein
                              									als die Bandbreite. Solche Scheiben sind nicht teurer als die kleineren, doch
                              									breiten Scheiben der Textilgurte. Die beim Ersatz eines anderen Gurtes durch ein
                              									Sandvikband durch Auswechseln der Endscheiben entstehenden Kosten werden durch den
                              									erzielten Kraftgewinn sehr bald wettgemacht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 7. Lager der Antriebswelle. Lager der Spannwelle.
                              
                           Da das Sandvikband sich nicht dehnt, so macht die Bandspannung weniger zu schaffen
                              									als bei jedem anderen Gurt. Spannrollen auf der Strecke mit der kraftverbrauchenden
                              									und abnutzenden S-Kurve fallen vollständig fort.
                              									Selbsttätig wirkende Spannvorrichtungen sind erst bei Förderlängen von über 40 m
                              									oder bei sehr warmem Fördergut erforderlich, sonst genügen die Spannlager der
                              									getriebenen Endscheibe (Abb. 7). Die einzigen
                              									Längenänderungen des Bandes sind die durch Temperaturwechsel bewirkten, die gering
                              									sind und zum Teil schon von den Durchhängen des unteren Trums aufgenommen
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 8. Verstellbare Lager der Rollen.
                              
                           Der sonst übliche schwere Abwurfwagen wird bei dem Sandvikbande durch einfache
                              									Abstreicher ersetzt, die je nach Bedarf verschieden angeordnet sind: beiderseitig
                              									abwerfend, einseitig oder auch teilweise, feststehend und abhebbar oder verstellbar
                              									bzw. fahrbar. In letzterem Falle wird das Band nur wenig angehoben, läuft über eine
                              									Gleitfläche des Wagens und liegt dort plan auf. Die Abstreicher werden aus einer
                              									Reihe von Stahllamellen gebildet, die einander überlappen und eine stabile, zugleich
                              									aber auch gegen die Nietreihe nachgiebige Abstreichfläche bilden (Abb. 10).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 218
                              Abb. 9. Transport von Eisenerz auf einem schwedischen Bergwerk. Das Werk hat
                                 										jetzt 14 Sandvikbänder in Betrieb.
                              
                           Die Verbindung der Bandenden besteht aus einer einfachen Nietreihe in kurzer
                              									Ueberlappung, mit ganz 
                              									flachköpfigen, ein wenig versenkten Nieten. Eine Reparatur nimmt nur ein paar
                              									Stunden in Anspruch. Das Einsetzen eines neuen Bandstückes wird erst dann notwendig,
                              									wenn die gesamte Verstellbarkeit der Lager und des Spannwagens ausgenutzt worden
                              									ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 219
                              Abb. 10. Stahlband-Transporteur, System Sandviken, auf einem deutschen
                                 										Hüttenwerk. Transport von heißer Hochofenschlacke. Wegen Platzmangel ist das
                                 										untere Trum hochgezogen. Die hohe Temperatur des Fördergutes bedingt die
                                 										Anwendung eines Spannrahmens.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 219
                              Abb. 11. Abwurfwagen.
                              
                           Jede Antriebsart ist anwendbar. Die Antriebsvorrichtung kann sowohl am Aufgabeende
                              									als auch am Abwurfende des Transporteurs untergebracht werden. Das Sandvikband kann
                              									auch umkehrbar arbeiten, und es ist gleich, ob das belastete Trum das ziehende oder
                              									das gezogene ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 219
                              Abb. 12. Transport von Rohsalz auf einem mitteldeutschen Kallwerk. Schleifende
                                 										Führung des oberen Trums. Abstreicherpartie.
                              
                           Begreiflicherweise kommen Zweifel zum Ausdruck, ob das Stahlband bei Förderung von
                              									nassen Materialien nicht rostet. Die Antwort hierauf ist die Verwendung der Bänder
                              									in Kaliwerken für die Förderung von nassen und hygroskopischen Salzen (Abb. 12), nachdem nach mehrjährigen Erfahrungen dort
                              									die Rostwirkung als unbedeutend erkannt worden ist, sowie der erfolgreiche Transport
                              									von nassem Lehm, Rübenschnitzeln u.a.m. Dies liegt hauptsächlich an dem
                              									Härteverfahren, dem das Band nach dem Walzen unterworfen wird.
                           Da der ruhige Lauf des leichten, gut gespannten und sich nicht dehnenden
                              									Stahl-Transportbandes eine größere Beschickung zuläßt als sonst üblich, hat das 400
                              									mm größtbreite Sandvikband oft einen 600 mm breiten anderen Gurt ersetzt, ohne
                              									Verminderung der Leistung und ohne Erhöhung der Bandgeschwindigkeit. Das
                              									Verwendungsgebiet dieses Bandes ist daher recht groß. Die auf einigen Mühlen mit
                              									Erfolg stattfindende Förderung von 100 kg schweren Säcken auf dem 400 mm breiten
                              									Sandvikbande verdient bemerkt zu werden.
                           Herstellerin des Bandes ist die Sandviken
                                 										Transportbandgesellschaft, Charlottenburg.
                           Dipl.-Ing. S. Michelsohn.
                           Naß- oder Trockenschliff von Schnellschnittstahl. Beim
                              									Schleifen von Werkzeugen mit der Schmirgelscheibe kann bei zu großem
                              									Anpressungsdruck eine örtliche Erhitzung des Werkzeuges eintreten. Da
                              									Schnellschnittstahl Erwärmungen bis 600° verträgt, ohne weich zu werden, werden
                              									diese Erwärmungen bei Trockenschliff nicht allzuviel schaden. Beim Naßschliff aber
                              									werden die betreffenden erhitzten Stellen sofort abgeschreckt, erhalten dadurch
                              									Spannungen und Risse, die unter Umständen das Werkzeug zum Zerspringen bringen. Um
                              									Ausschuß zu vermeiden, soll man die richtige Körnung und Härte der Schleifscheibe
                              									auswählen. Naßschliff soll nur ausnahmsweise angewendet werden, wenn man
                              									Anlauffarben auf jeden Fall vermeiden will. Dann ist aber streng darauf zu achten,
                              									daß der Anpressungsdruck nur ganz gering ist. Naßschliff soll auch angewendet
                              									werden, wenn aus irgend einem Grunde die zweckentsprechende Körnung der
                              									Schleifscheibe nicht zur Hand ist. Man muß naß schleifen,
                              									wenn man Sandsteine zum Schleifen verwendet. (Werkzeugmaschine 1920, Heft 16.)
                           Verbessertes Metallspritzverfahren. Das Schoopsche Metallspritzverfahren ist in Amerika dadurch
                              									verbessert worden, daß man das Metall in Form von zwei Drähten durch Gleich- oder
                              									Wechselstrom vor dem Gasstrom zum Schmelzen bringt. (Werkzeugmaschine 1920, Heft
                              									16.)
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Wärmetechnik.
                           Einiges über Wärmezähler. Durch einfache, in jeder
                              									Hinsicht einwandfrei arbeitende Meßvorrichtungen ist es möglich, festzustellen,
                              									wieviel Gas, Wasser oder Elektrizität an einer Verbrauchsstelle entnommen wurde.
                              									Jedoch ist man bisher nicht imstande, in Gebäuden, die Zentralheizung und
                              									Warmwasserversorgung besitzen, die Wärmemenge zu bestimmen, welche an die einzelnen
                              									Räumlichkeiten abgegeben wird. Meist verteilt man die 
                              									Brennstoffkosten prozentual auf die Mieten oder man legt der Berechnung des.
                              									Wärmeverbrauches die Größe der beheizten Fläche zu Grunde. Dieses Verfahren führt zu
                              									Ungerechtigkeiten und fördert die Wärmeverschwendung, da der einzelne Verbraucher
                              									keinen Vorteil von seiner Sparsamkeit hat. Infolgedessen kann man beobachten, daß
                              									Zentralheizungsanlagen auffallend unwirtschaftlich arbeiten. Welche Schwierigkeiten
                              									beim Entwürfe eines Wärmezählers zu überwinden sind, erkennt man leicht, wenn man
                              									berücksichtigt, daß bei Warmwasserheizung die zu messende Wärmemenge Q = G • c • Δt ist, wo G das Gewicht des Wassers, c seine spezifische Wärme und Δt den durch
                              									die Abgabe der Wärmemenge Q hervorgerufenen Unterschied
                              									der Temperaturen im Vor- und Rücklaufe bedeutet. Ein Wärmezähler muß also das
                              									Produkt GΔt ermitteln und fortlaufend addieren. Eine
                              									befriedigende Lösung dieser Aufgabe glückte bis jetzt nicht, indessen gibt eine
                              									Zusammenstellung der im Laufe der Zeit für den Bau von Wärmezählern gemachten
                              									Vorschläge manche Anregung, durch die man dem erstrebten Ziele näher kommt. Eine
                              									solche Uebersicht gibt Dr.-Ing. Hilliger in Heft 27 der
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb. Unter den zahlreichen, an der
                              									genannten Stelle beschriebenen Patenten sei ein Entwurf hervorgehoben, der sich
                              									durch Einfachheit auszeichnet. Auf der Achse eines Wassermessers sitzt der Anker
                              									einer Dynamomaschine. Es wird also beim Umlaufe des Flügelrades ein elektrischer
                              									Strom erzeugt, der in einen Widerstand geleitet wird, welcher im Wasserlaufe liegt.
                              									Nun bleibt bei gleicher Durchflußmenge das Drehmoment des Flügelrades unverändert,
                              									während der elektrische Widerstand mit der Temperatur des Wassers schwankt. Durch
                              									deren Wechsel wird somit die Belastung des elektrischen Generators und die
                              									Umlaufzahl des Flügelrades beeinflußt. Daher bietet es keine Schwierigkeit, ein
                              									Zählwerk zu entwerfen, welches das Produkt G • Δt angibt. Während die beschriebene Vorrichtung
                              									vielleicht ihre praktische Brauchbarkeit erweisen dürfte, ist es recht fraglich, ob
                              									man mit Apparaten, welche die Unterschiede des spezifischen Volumens von kaltem und
                              									warmem Wasser zur Grundlage der Messungen machen, zum Ziele gelangt. Wenig
                              									aussichtsvoll erscheint auch der Vorschlag, den Warmwasserzufluß durch einen
                              									Steuerschieber, der von der Ausdehnung des Zuleitungsrohres beeinflußt wird,
                              									entsprechend der Temperatur zu teilen, so daß nur ein Teilstrom durch den
                              									Wassermesser fließt. Der Zähler zeigt in diesem Falle die Stärke- des abgezweigten
                              									Stromes an, und durch Multiplikation mit einem Festwerte erhält man die Anzahl der
                              									in der gesamten Wassermenge enthaltenen Wärmeeinheiten. Zum Schlusse sei noch die
                              									Möglichkeit erwähnt, die abgegebene Wärmemenge dadurch zu bestimmen, daß man an
                              									jeden Heizkörper 20 bis 30 Thermoelemente anbringt, deren kalte Lötstellen die
                              									mittlere Raumtemperatur annehmen, während die warmen Lötstellen an der Oberfläche
                              									des Heizkörpers liegen. Der der Wärmeabgabe proportionale Strom der Thermoelemente
                              									betätigt einen elektrolytischen Elektrizitätszähler. Auch dieser Vorschlag erscheint
                              									wenig erfolgversprechend.
                           Schmolke.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Verminderung des Angriffes von Gas- und Wasserrohren bei
                                 										günstiger Schienenspeisung elektrischer Bahnen. Beiträge zur Klärung der
                              									Frage, wie durch Aenderung der Schienenspeisung die Rohrströme und Spannungen
                              									zwischen Rohrleitung und Straßenbahngleisen, die zu gefährdenden Stromdichten am
                              									Rohr, Veranlassung geben können, zu vermindern sind, liefern E. B. Rosa, Burton Mc. Collum und K. H. Logan im Bericht 32 der Technologie Papers of the Bureau of
                              									Standards: „Electrolysis from electric railway currents and its prevention – an
                                 										experimental Test on a System of insulated negative feeders in St. Louis“
                              									(Washington 1914).
                           Die Berichter machten an der Bahnanlage von St. Louis mit Unterstützung der
                              									Bahnleitung an der elektrischen Gleisanlage umfangreiche Messungen, um die
                              									Wirksamkeit einer ausgeglichenen Schienenspeisung als Mittel zur Verminderung von
                              									Streustromschäden zu erproben. In Amerika hatte man sich bis in die letzten Jahre
                              									damit begnügt, parallel zu den Gleisen Schienenspeiseleitungen zu verlegen und diese
                              									an einzelnen geeignet erscheinenden Stellen an die Gleise anzuschließen.
                              									Insbesondere wenn gleichzeitig eine unmittelbare Verbindung zwischen Sammelschienen
                              									und Gleisen in der Nähe des Kraftwerks oder der Umformerstation gemacht wurde,
                              									konnte man diese Speiseleitungen, die das Potential der benachbarten Gleise hatten,
                              									elektrisch nur als Verstärkung der Schienenleitung ansehen, die zwar nicht zwecklos
                              									ist, aber kein vollkommenes Mittel zur Vermeidung von Rohrschäden durch Elektrolyse
                              									darstellt. Gegenüber dieser „unausgeglichenen“ Schienenspeisung wird bei
                              									neueren Anlagen auch in Amerika die in Deutschland längst mit Erfolg angewandte
                              										„ausgeglichene“ Schienenspeisung gebraucht, bei der durch Widerstände,
                              									Saugdynamos oder dergl., die in die einzelnen Speiseleitungen eingefügt werden,
                              									gesorgt wird, daß die Spannungsverluste in den Schienenspeiseleitungen durch
                              									passendes Ausgleichen gleich gehalten werden, so daß an den verschiedenen
                              									Speisepunkten nahezu gleicher Spannungszustand herrscht. In St. Louis lagen die
                              									Verhältnisse für die Versuche insofern günstig, als durch Umklemmen einzelner
                              									Leitungen in einem Kraftwerk die Schienenspeisung ausgeglichen oder unausgeglichen
                              									hergestellt werden konnte.
                           Die Vergleichsmessungen ergaben, wie nach Rechnung und Ueberlegung nicht anders zu
                              									erwarten war, die große Ueberlegenheit des ausgeglichenen Systems. Bei der
                              									ausgeglichenen Speisung können ohne wesentliche Mehrkosten bessere Bedingungen für
                              									den Schutz gegen Elektrolyse geschaffen werden, als bei der nicht ausgeglichenen
                              									Speisung. Während die Spannung in den Gleisen bei der letzteren Art bis zu 9,2 V/km
                              									betrug, sank bei ersterer diese Spannung auf 3,8 V/km. Die Spannungsverteilung auf
                              									die einzelnen Schienenzweige war in beiden Fällen verschieden. Die Mittelwerte
                              									betrugen entsprechend 3 und 1,5 V auf 1 km. Nach den deutschen Verbandvorschriften
                              									soll die sich rechnerisch ergebende Spannung, die etwas höher ist als die durch
                              									Messungen ermittelte, in den Innenbezirken eines Schienennetzes zwischen beliebig
                              									gewählten Schienenpunkten 2,5 V insgesamt nicht überschreiten, unabhängig von der
                              									Ausdehnung der Gleise. Nur für auslaufende Gleisstrecken wird nach deutschen
                              									Vorschriften eine Grenzspannung auf das Kilometer, und zwar 1 V/km als Höchstwert
                              									zugelassen. Selbst bei der verbesserten ausgeglichenen Schienenspeisung würde die
                              									untersuchte Gleisanlage St. Louis nicht den deutschen Vorschriften entsprechen. Der
                              									Höchstwert der gemessenen Rohrströme fiel durch den Ausgleich der Spannungen in
                              									einem Eisenrohr von rund 50 cm ⌀ von 56,4 Amp. auf 19,3 Amp. Im Mittel wurden die
                              									Rohrströme auf etwa den 4,2ten Teil vermindert.
                           Um die in die Rohrleitungen eingedrungenen Ströme nicht vom Rohr in den Erdboden
                              									übertreten zu lassen, wobei die Rohre angefressen werden würden, werden in Amerika
                              									zuweilen die Gleise mit den Schienen in den Stromaustrittsbezirken metallisch
                              									verbunden, entweder unmittelbar oder unter Zwischenschalten von Widerständen, die
                              									ähnlich den Ausgleichwiderständen der Schienenzuleitung verteilt sind. Es soll
                              									hierdurch erreicht werden, 
                              									daß der Strom, ohne die Rohre anzufressen, unmittelbar zu den Gleisen
                              									zurückkehren kann. Dieses sogenannte Dränieren der Röhren ist in deutschen Anlagen
                              									verboten, weil hierdurch die Rohrströme vergrößert und die Korrosionsgefahr auf
                              									andere Stellen übertragen wird. Auch bei dränierten Gas- und Wasserrohren zeigte
                              									sich die Ueberlegenheit der ausgeglichenen Schienenspeisung, bei der die Höchstwerte
                              									der Ströme in den Rohren rund 22 Amp. betrugen, während sie bei unausgeglichener
                              									Speisung bis zu 300 Amp. stiegen. Im Mittel wurden hierbei die Rohrströme durch
                              									Einfügen von Ausgleichwiderständen in die Speiseleitung auf den zehnten Teil
                              									herabgesetzt. Entsprechend der Verminderung der Rohrströme wurde auch die Spannung
                              									in den Rohren vermindert.
                           Wertvolle Aufschlüsse für die Beurteilung der Stromdichte an den Rohren, von deren
                              									Stärke die Angriffsgefahr abhängt, können die Spannungmessungen zwischen Gleis und
                              									benachbartem Rohr geben. Es betrug bei unausgeglichener Speisung der Höchstwert
                              									dieser Spannung 4,2, bei ausgeglichener Speisung 0,9 Volt. Diese Werte sind an sich
                              									noch nicht ausreichend, um die Größe der Gefährdung der Rohre durch Elektrolyse
                              									beurteilen zu können, weil die Stromdichte an den Rohren, die einen Maßstab für die
                              									Rohrgefährdung gibt, noch von einer. Reihe von Umständen abhängt, z.B. Leitfähigkeit
                              									des Erdbodens, Entfernung der Gleise von den Rohren, Abmessungen der Rohre und
                              									Gleise usw. Es lag diese Feststellung außerhalb des Rahmens der Versuche, die
                              									nur den Vorteil des Spannungsausgleichs in den Speiseleitungen praktisch erweisen
                              									sollten.
                           Die Ueberlegenheit der ausgeglichenen Schienenspeisung trat somit bei den Versuchen
                              									klar zu Tage, da durch den Spannungsausgleich gute Spannungsverhältnisse in den
                              									Schienen und zwischen Schienen und Rohren erreicht und die Rohrströme vermindert
                              									wurden. Die Anfressungsgefahr wird daher durch Spannungsausgleich in den
                              									Schienenspeiseleitungen wesentlich herabgesetzt. Durch Wahl dieser Speisungsart kann
                              									eine Verminderung der Rohrgefährdung eintreten, ohne daß die Wirtschaftlichkeit
                              									verringert wird. Wird in alten Anlagen mit unausgeglichenen Speiseleitungen hoher
                              									Schutz der Gas- und Wasserröhren nachträglich gefordert, so ist das Einfügen von
                              									Ausgleichwiderständen in die Schienenspeiseleitungen das wirksamste Mittel zur
                              									Bekämpfung der Rohranfressungen. Sollte sich das nicht ermöglichen lassen, so
                              									erscheint es zur Verminderung der Streuströme vorteilhafter, statt einfach
                              									Verstärkungsleitungen zu den vorhandenen zu legen, neben die unausgeglichenen
                              									Speiseleitungen noch ausgeglichene zu legen.
                           Die Versuche zeigten auch, in welcher Weise die Rohrströme durch das sogenannte
                              									Dränieren verstärkt werden, was schädlich wirken kann. Auch bei dränierten
                              									Rohranlagen erweist sich eine ausgeglichene Schienenspeisung als am
                              									vorteilhaftesten.
                           Dr. Michalke.