| Titel: | Die Zustandsfläche des Wasserdampfes. | 
| Autor: | K. Schreber | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 225 | 
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                        Die Zustandsfläche des Wasserdampfes.
                        Von Dr. K. Schreber,
                           								Aachen.
                        SCHREBER: Die Zustandsfläche des Wasserdampfes.
                        
                     
                        
                           Zeichnerische Grundlagen der Darstellung. Seit Clapeyron durch Anwendung der zeichnerischen Darstellung
                              									die Arbeiten Carnots dem Verständnis näher gebracht hat,
                              									hat sich das zeichnerische Verfahren namentlich in der Technik, welche durch ihren
                              									Beruf zum Zeichnen gezwungen und deshalb daran gewöhnt ist, so eingeführt, daß wohl
                              									kaum eine Arbeit erscheint, in welcher nicht die Versuchsergebnisse, häufig aber
                              									auch die Ergebnisse reiner Rechnungen zeichnerisch anschaulich gemacht werden.
                           Bei jeder solchen Darstellung muß sich der Darstellende, bevor er mit der Arbeit
                              									beginnt, die Frage nach dem Maßstab, in welchem er seine Zahlen darstellen will,
                              									vorlegen und beantworten.
                           Ist x die darzustellende Größe und l die Länge, mit der sie auf dem Blatt dargestellt
                              									werden soll, und entspricht einer Aenderung Δx der
                              									darzustellenden Größe eine Aenderung Δl der
                              									darstellenden Länge, so nenne ich
                           \frac{\Delta\,l}{\Delta\,x}=\mu . . . . . . . 1
                              									a)
                           oder beim Grenzübergang
                           \frac{d\,l}{d\,x}=\mu . . . . . . . 1 b)
                           den Maßstab der Darstellung.
                           Bei der Eichung von Indikatorfedern werde die Belastung der Feder um Δx = 1 at geändert. Dadurch ändert sich der Ausschlag
                              										l des Schreibstiftes um z.B. Δl = 5 mm, dann ist
                           
                              \frac{\Delta\,l}{\Delta\,x}=\frac{5\mbox{ mm}}{1\mbox{ at}}
                              
                           der gesuchte Maßstab der Feder.
                           Beim Indikator wird möglichst dafür gesorgt, daß der Maßstab auf dem ganzen Blatt
                              									unveränderlich ist. Ob 
                              									Δx = 1 at bei x = 4 at
                              									oder bei x = 8 at zugelegt wird, die Aenderung Δl des Ausschlages soll, so sucht man die Feder
                              									einzurichten, jedesmal wieder den Wert 5 mm erreichen. Nur dadurch erhält man eine
                              									einfache Rechnung bei der Benutzung des Indikatordiagrammes zur Feststellung der
                              									indizierten Arbeit, d.h. nur dadurch wird der Hauptzweck des Indikators bequem
                              									erreicht.
                           Ein derartiger unveränderlicher Maßstab führt aber gelegentlich zu recht unangenehmen
                              									Mißständen. Ich verweise als Beispiel auf die Darstellung der Abhängigkeit zwischen
                              									Temperatur und Raumumfang des Wasserdampfes bei SchüleSchüle, Techn. Thermodynamik.. Schüle will ähnlich, wie man es für Indikatorfedern
                              									vorschreibt, denselben Maßstab auf dem ganzen Blatt beibehalten. Das gelingt aber
                              									nur dadurch, daß er die ganze Darstellung in drei Abschnitte zerlegt und für jeden
                              									Abschnitt einen Maßstab beibehält, ihn aber von Abschnitt zu Abschnitt ändert, und
                              									zwar in den recht großen Verhältnissen 1 : 20 : 200.
                           Durch einen derartigen sprungweisen Wechsel des Maßstabes geht sicherlich der
                              									hauptsächlichste Wert der zeichnerischen Darstellung, ihre Anschaulichkeit, zum
                              									großen Teil verloren. Noch schlimmer aber ist, daß sich die Genauigkeit der
                              									Darstellung einmal stetig und dann auch noch sprungweise ändert.
                           Bei jeder Beobachtung und bei jeder Darstellung beobachteter Größen macht man Fehler,
                              									welche durch die Unvollkommenheiten des Menschen und seiner Werkzeuge bedingt und
                              									veranlaßt sind. Beträgt bei einer Größe G der Fehler
                              										f, so ist die Darstellung um so genauer, je größer
                              									der Wert
                           \frac{G}{f}=\epsilon . . . . . 2)
                           ist. Man kann deshalb ε als das
                              									Maß der Genauigkeit ansehen.
                           
                           Bei zeichnerischen Darstellungen ist der Fehler f =
                              										Δl wesentlich bedingt durch die Dicke des Striches
                              									und durch die Verschiedenheit der Haltung des Stiftes, der Reißfeder, am Lineal.
                              									Diese Einflüsse sind auf dem ganzen Blatt die gleichen. Es ist also Δl von der Lage auf dem Blatt unabhängig. Daraus folgt,
                              									daß die Genauigkeit ε = l/Δl um so größer ist, je
                              									größer l selbst ist, d. h: je weiter die Lage des zu
                              									ziehenden Striches vom Anfangspunkt der Zählung von l
                              									entfernt ist.
                           Von der zeichnerischen Darstellung einer beobachteten oder errechneten Größe muß man
                              									aber verlangen, daß sie auf dem ganzen Blatt überall dieselbe Genauigkeit besitzt,
                              									denn sonst wird die Genauigkeit der Beobachtung oder Rechnung durch die
                              									veränderliche Genauigkeit der Darstellung gestört, überdeckt, und läßt sich nicht
                              									mehr einwandfrei beurteilen. Es muß, wenn Δx der durch
                              									die Darstellung bedingte Fehler in x ist,
                           \epsilon_x=\frac{x}{\Delta\,x} . . . . . .
                              									3)
                           überall auf dem Blatt denselben Wert haben.
                           Man darf deshalb den Maßstab nicht für das ganze Blatt unveränderlich annehmen,
                              									sondern muß ihn dieser Bedingung entsprechend wählen. Bilden wir aus 3) Δx = x/εx und setzen
                              									das in 1 a) ein, so erhalten wir
                           
                              \frac{\Delta\,l}{x}\,.\,\epsilon_x=\mu
                              
                           oder         Δl • εx = x • μ.
                           Wie eben aus den Bedingungen für die zeichnerische Darstellung erhalten wurde, ist
                              										Δl auf dem ganzen Blatt unveränderlich. Ferner
                              									hatten wir soeben die Bedingung festgelegt, daß εx auf dem ganzen Blatt unveränderlich sein
                              									solle. Aus beiden folgt, daß
                           Δl • εx
                              									= μ'
                           eine auf dem ganzen Blatt unveränderliche Größe ist. Mit
                              									anderen Worten, wir müssen den Maßstab μ der
                              									Darstellung so wählen, daß er sich umgekehrt mit x
                              									ändert:
                           
                              \mu=\frac{\mu'}{x}.
                              
                           Also erhalten wir aus 1b)
                           
                              \frac{d\,l}{d\,x}=\frac{\mu'}{x}
                              
                           oder
                           
                              d\,l=\mu'\,\frac{d\,x}{x}
                              
                           und daraus durch Integration
                           l = μ'
                                 										lnx . . . . . . 4)
                           Nur wenn nicht die darzustellende Größe x selbst sondern
                              									ihr Logarithmus im Längenmaßstab aufgetragen wird, bekommen wir auf dem ganzen Blatt
                              									überall dieselbe Genauigkeit der Darstellung.
                           Solange x innerhalb enger Grenzen sich ändert, z.B.
                              									zwischen 1 und 10, ist es ziemlich gleichgültig, ob man x selbst oder seinen Logarithmus durch die Länge darstellt. Sobald aber,
                              									wie es z.B. bei Druck und Raumumfang des Wasserdampfes der Fall ist, Aenderungen von
                              										x im Verhältnis 1 : 10000 bis 1 : 100000 vorkommen,
                              									ist es von großer Bedeutung, wie man den Maßstab wählt.
                           Die Zustandsflächen des Wasserdampfes. Bei den Gasen sind
                              									die drei Größen p = Druck, v = Raumumfang, T= Temperatur, durch welche
                              									der Zustand einer bestimmten Menge, z.B. n Molen eines
                              									Gases gegeben ist, in erster, aber sehr weit gehender Annäherung durch die bekannte
                              									Zustandsgleichung
                           pv = nRT
                           miteinander verbunden, welche eine Vereinigung des Boyleschen Gesetzes mit der Gay-Lussacschen Temperaturzahlenreihe bildet. R ist eine für sämtliche Gase gleiche unveränderliche Größe, welche ihren
                              									Wert auch für das Gesetz des osmotischen Druckes von Lösungen beibehält.
                           Für Wasserdampf wie überhaupt für Stoffe in der Nähe eines Umwandlungspunktes ihrer
                              									Erscheinungsart, läßt sich zurzeit eine solche Zustandsgleichung noch nicht angeben.
                              									Da kann man sich, wenn man die Beobachtungen zusammenfassen will, nur durch
                              									zeichnerische Darstellung helfen. Man hat sich in der Technik meist darauf
                              									beschränkt, nur eine der Zustandsgrößen als Grundveränderliche anzusehen und die
                              									anderen in Abhängigkeit von ihr durch getrennte Linienzüge auf einem einfachen Blatt
                              									mit zwei Bezugslinien darzustellen. Ich verweise dabei wieder auf das schon oben
                              									erwähnte Blatt von Schüle.
                           Will man den Zustand vollständig darstellen, so muß man zur räumlichen Durchbildung
                              									übergehen. In der reinen Wissenschaft ist das schon vielfach geschehenz.B. Ostwald, Allgemeine Chemie II 2 1897, S.
                                    											342., hier aber stets ohne Rücksicht auf die wirklichen Werte,
                              									sondern nur in allgemeinen Ueberblicken.
                           Für meinen Unterricht in der technischen Wärmelehre habe ich mir nun eine solche
                              									räumliche Darstellung der Zustandsfläche des Wasserdampfes mit möglichst genauer
                              									Wiedergabe der wirklichen Werte herstellen lassen.
                           Die Temperatur ändert sich innerhalb des technisch wichtigen Gebietes der
                              									Zustandsfläche nur in beschränktem Maße, von 273 bis vielleicht 700°, also im
                              									Verhältnis 1 : 2,6. Nach der oben gegebenen Entwicklung darf man also bei der
                              									Darstellung der Temperatur durch die Länge selbst bleiben. Erinnert man sich
                              									übrigens des Zusammenhanges dieser Lord Kelvinschen
                              									unvollkommen thermo-dynamischen TemperaturzählungSchreber, Naturwissenschaftliche Wochenschrift
                                    											1920, Seite 1. mit der natürlichen thermodynamischen Zählung, so
                              									erkennt man, daß T selbst eigentlich schon eine
                              									logarithmische Zählung ist.
                           Der Druck ändert sich im Verhältnis 1 : 40000 und der Raumumfang sogar im Verhältnis
                              									1 : 200000. Wollte man diese wie üblich durch die Länge unmittelbar darstellen, so
                              									würde man zu sehr großer Verschiedenheit in der Genauigkeit der Darstellung kommen.
                              									Hier muß man zur logarithmischen Darstellung greifen, die es gleichzeitig
                              									ermöglicht, die ganze Fläche durch einen handlichen Körper auszuführen.
                           Da der Körper, um ihn mit in die Vorlesung nehmen zu können, nicht gar zu groß sein
                              									darf, so habe ich mir nicht die Arbeit gemacht, die neuesten Beobachtungen selbst
                              									einer Berechnung zu unterziehen, sondern ich habe die in den bekannten
                              									Zusammenstellungen gegebenen Werte unmittelbar benutzt. Die Zustandsgrößen des
                              									überhitzten Dampfes habe ich aus den Tafeln von Stodola
                              									abgelesen, soweit diese reichen, und darüber hinaus den Dampf als einfaches Gas
                              									behandelt. Der so erhaltene Körper ist durch die Abbildung dargestellt.
                           Die obere, dem Beschauer zugekehrte Fläche wird hinten, auf der abgewendeten Seite,
                              									durch die T-v-Ebene
                              									begrenzt. Von ihr kommt rechts schräg nach vorn die p-Achse. Die v-Achse geht nach oben, die T-Achse nach links. Der im Körper zum Ausdruck kommende
                              									Schnittpunkt der drei Achsen hat die Werte T= 263 (t = – 10), p = 0,001 at
                              									und v = 0,0008 m3/kg,
                              									so daß der dreifache Punkt der p-T-Ebene noch im Körper vorhanden ist. Ich werde später
                              									noch einmal auf ihn zurückkommen.
                           Ich habe mir den Körper durch Ebenen parallel den Bezugsebenen geschnitten gedacht,
                              									und zwar durch eine Ebenenschaar parallel der T-v-Ebene
                              									und eine Schaar parallel der p-v-Ebene und die Schnitte
                              									durch rote Linien auf dem Körper kenntlich gemacht. Die der p-v-Ebene 
                              									parallelen Ebenen, die also einem unveränderten Wert der Temperatur zugehören,
                              									geben bei hinreichend heißen Werten der Temperatur, also ganz links, Schnittlinien,
                              									auf denen die beiden sich ändernden Zustandsgrößen dem einfachen Boyleschen Gesetz pv = A gehorchen. Der mit seinem Rechenschieber vertraute
                              									Ingenieur weiß, daß in der hier angewendeten logarithmischen Darstellung diese
                              									Schnitte Gerade sind, d.h. die auf dem Bild so in die Augen fallende Fläche ist in
                              									erster Annäherung eine zylindrische. Je näher wir nach rechts kommen, um so mehr
                              									weichen die zueinander gehörenden Werte von Druck und Raumumfang auf einer T-Linie vom Boyleschen
                              									Gesetz ab. In der gewählten Größe des Körpers kommt aber diese Abweichung nur sehr
                              									wenig zum Ausdruck. Die Schnitte parallel der T-v-Ebene
                              									sind, entsprechend der auch hier in erster Annäherung geltenden Gleichung v = BT, da v logarithmisch, T dagegen
                              									unmittelbar aufgetragen ist, gekrümmt, aber so schwach, daß man es auf dem Bild
                              									nicht erkennt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 227
                              
                           Wir können uns diese Fläche als den Abhang eines Berges vorstellen, welcher sich, je
                              									mehr man nach rechts kommt, d.h. zu je kälteren Temperaturen man gelangt, immer mehr
                              									wölbt, bis man schließlich an eine Absturzfläche gelangt, welche der Geologe als
                              									Verwerfungsspalte bezeichnen würde. Man kann sich die Fläche auch als die Oberfläche
                              									eines Gletschers denken, welcher in das Meer mündet und „gekalbt“ hat.
                           Diese Verwerfungsspalte, Bruchfläche des Gletschers, ist eine zur p-T-Fläche senkrecht stehende abwickelbare Fläche. Ihre
                              									Fußpunktlinie auf der p-T-Fläche gibt die
                              									Dampfdruck-Temperaturlinie. Je schwächer der Druck, und damit wegen der eben
                              									genannten Fußpunktlinie zusammenhängend, je kälter die Temperatur, um so höher ist
                              									der Absturz. Für den Grenzsiedepunkt, kritischen PunktDa das Wort kritisch für sehr viele Eigenschaften benutzt wird, so daß es für
                                    											keine kennzeichnend ist, so verwende ich hier das Wort Grenzsiedepunkt, denn
                                    											dieser Punkt gibt die Grenze an, bis zu welcher man ein Sieden oder
                                    											umgekehrt ein Verflüssigen beobachten kann. Bei Drucken stärker als der
                                    											Grenzsiededruck erhält man durch keine Aenderung der Temperatur und bei
                                    											Temperaturen heißer als die Grenztemperatur durch keine Aenderung des
                                    											Druckes ein Sieden oder Verflüssigen. Man hat stets einen stetigen Uebergang
                                    											und kann nicht angeben, wann der Stoff flüssig oder gasig ist.,
                              									schrumpft die Absturzhöhe zu 0 zusammen.
                           Bei stärkeren Drucken oder heißeren Temperaturen als dem Grenzsiedepunkt zukommen,
                              									geht der eben betrachtete Bergabhang des gasigen Zustandes stetig über in die auf
                              									dem Bild nur wenig auffallende, weil durch die Perspektive sehr verkürzt
                              									erscheinende Fläche des flüssigen Zustandes. Diese Fläche ist für Wasser nahezu eine
                              									Ebene, welche der p-T-Ebene innerhalb des Bereiches der
                              									Darstellung durch den Körper nahezu parallel ist. Namentlich die Linien
                              									unveränderter Temperatur, welche die Zusammendrückbarkeit des Wassers zum Ausdruck
                              									bringen, sind als parallel der p-T-Ebene
                              									anzusehen. In der Richtung senkrecht hierzu, also auf Schnitten unveränderten
                              									Druckes, welche die Abhängigkeit des Raumumfanges von der Temperatur zum Ausdruck
                              									bringen, erkennt man die geringe, aber immerhin sichtbare Ausdehnung des Wassers bei
                              									der Erwärmung. Das ist namentlich vorn, wo der Körper abgeschnitten ist, zu
                              									erkennen. Diese Linie liegt schon weit außerhalb des Grenzsiedepunktes und unter
                              									diesen Bedingungen ist die Ausdehnung schon viel merklicher, sie geht allmählich in
                              									die recht bedeutende der Gase über.
                           Ganz rechts erkennt man noch eine die Flüssigkeitsfläche begrenzende schmale Leiste,
                              									welche ein wenig über die Flüssigkeitsfläche hervorragt. Es ist das der von mir mit
                              									in die Darstellung hineingenommene Teil der den festen Zustand darstellenden Fläche.
                              									Daß der geringe Unterschied des Raumumfanges von Eis und Wasser hier, wo die großen
                              									Werte des Raumumfanges des Dampfes ebenfalls dargestellt sind, doch zum Ausdruck
                              									kommt, ist nur durch die logarithmische Darstellung ermöglicht. Der Uebergang von
                              									der einen Fläche zur anderen ist ebenso wie der von der Dampf- zur
                              									Flüssigkeitsfläche durch eine Verwerfungsspalte bedingt, die man infolge der
                              									Stellung des Körpers bei der Aufnahme des Bildes nicht sehen kann; sie wird durch
                              									die Fläche selbst verdeckt. Ihre Fußpunktlinie darf in dem zur Darstellung
                              									gekommenen Bereich als eine Gerade mit der bekannten ganz schwachen negativen
                              									Neigung, welche die Aenderung der Schmelztemperatur mit dem Druck gibt, angesehen
                              									werden.
                           Bleiben wir in dem Bereich zwischen dem atmosphärischen Zustande und dem
                              									Grenzsiedepunkte, so haben wir in der Zustandfläche zwei Arten von Flächen; die
                              									einen stellen den Stoff in einem einheitlichen Zustand, gasig, flüssig oder fest
                              									dar, die anderen, von mir als Verwerfungsspalten bezeichnet, bringen die Gemische
                              									zweier Zustandsarten, gasig und flüssig oder flüssig und fest zur Anschauung. Diese
                              									letzteren beiden sind streng mathematisch abwickelbare Flächen; ihre Erzeugenden
                              									sind senkrecht zur p-T-Fläche, welche ich deshalb auch
                              									als Grundfläche des Körpers gewählt habe. Die anderen sind doppelt gekrümmte, welche
                              									aber ebenfalls auf einem großen Teil ihrer Erstreckung als abwickelbar betrachtet
                              									werden dürfen. Ihre Erzeugenden sind aber niemals senkrecht zu einer
                              									Bezugsebene.
                           Die beiden Verwerfungsspalten treffen sich in einer Geraden, deren Fußpunkt der
                              									sogenannte dreifache Punkt der p-T-Ebene ist, auf den
                              									oben schon einmal hingewiesen wurde. Oberhalb dieses Punktes, also in der durch ihn
                              									gelegten v-Achse, endet jede der drei Flächen einheitlichen Zustandes in einem
                              									Zipfel, von denen der der Flüssigkeitsfläche sehr spitz ist. Die der beiden anderen
                              									sind so stumpf, daß man sie auf dem Bild nicht erkennt. Am Körper selbst erkennt man
                              									den der Eisfläche noch recht gut, dagegen den der Dampffläche auch dort nicht. Das
                              									ist dadurch begründet, daß die Fußpunktlinien der Verwerfungsspalten
                              									Dampf-Flüssigkeit und Dampf-Eis sich unter so spitzen Winkel schneiden, daß er nicht
                              									zum Ausdruck gebracht werden kann. Da man aber zwei der drei Zipfel gut erkennt, so
                              									ist es leicht, auch den dritten als vorhanden zu bezeichnen, selbst wenn er nicht zu
                              									erkennen ist.
                           Die Linien unveränderter Trockenheitszahl. Bei der
                              									Aufzeichnung der Grundrisse für den Schreiner ergab sich ganz von selbst in der p-v-Ebene die von ZeunerZeuner, Techn. Thermodynamik II 1890, S.
                                    										36. erkannte Polytrope der Dampfgrenzlinie, die in dieser
                              									logarithmischen Darstellung eine gerade Linie ist.
                           
                           Das veranlaßte mich, nun auch die benachbarten Linien unveränderter Trockenheit
                              									aufzuzeichnen, um die Frage zu entscheiden, bis zu welchem Wert der Trockenheitszahl
                              										x auch diese gerade Linien sind, d.h. als einfache
                              									Polytrope betrachtet werden dürfen. Dabei erkannte ich, daß auf dem recht großen
                              									Blatte die Grenzlinie bis p = 50 at geradlinig
                              									verläuft, mit einer solchen Neigung, daß man bei der Verlängerung den
                              									Grenzsiededruck bei einem zu großen Raumumfang treffen würde. Die benachbarten
                              									Linien gleicher Trockenheit verlaufen parallel, nur verschiebt sich der Schnittpunkt
                              									ihrer Verlängerung mit dem Grenzsiededruck zu immer kleineren Werten des
                              									Raumumfanges. Infolgedessen erscheint die Linie mit der Trockenheitszahl x = 0,1 bis zu 100 at geradlinig, von da ab ändert sie
                              									ihre Neigung in die der Flüssigkeitsgrenzlinie. Für x =
                              									0,03 haben wir noch immer bis zum Druck von 10 at eine der Dampfgrenzlinie parallele
                              									Gerade.
                           Innerhalb der hierdurch gegebenen Grenzen kann man die Linien gleicher Trockenheit
                              									darstellen durch die Gleichung
                           pvz
                              									= a + b x,
                           wo z = 1,066, a = 0,07, b = 1,86.
                           Der von Zeuner gegebene Festwert ist für
                              									physikalische Atmosphären berechnet, während hier in der jetzt üblichen Weise
                              										kg/cm2 der Rechnung zugrunde gelegt sind.
                           Da die Bedeutung dieser Polytropen in der Technik nicht so groß ist, wie Zeuner, zu dessen Zeiten ja die Dampmaschinen noch mit
                              									Naßdampf arbeiteten, vermutete, so habe ich mich nicht bemüht, die Festwerte sehr
                              									genau festzustellen. Es genügt, zu wissen, daß man diese Eigenschaft der
                              									Trockenheitslinien so weit in das Gebiet des Naßdampfes hinein fortsetzen kann.
                           Zusammenfassung. Aus der Bedingung, daß bei zeichnerischer
                              									Darstellung von Beobachtungsergebnissen die Genauigkeit der Zeichnung auf dem ganzen
                              									Blatt dieselbe sein soll, ergibt sich, daß man nicht die beobachtete Größe selbst,
                              									sondern ihren Logarithmus nach der Länge auftragen muß.
                           Hiervon wird Gebrauch gemacht, die Zustandsfläche des Wasserdampfes darzustellen, die
                              									dann nach ihren Eigenschaften beschrieben wird.
                           Als Anhang wird die Zeunersche Polytrope für die
                              									Dampfgrenzlinie erweitert auf die dieser benachbarten Linien unveränderter
                              									Trockenheit.