| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 228 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wärmekraftmaschinen.
                           Abwärmeverwertung bei Dampfkraftwerken. Bei
                              									Verbrennungsmotoren steht Abwärme in hochwertiger Form, nämlich in Gestalt kleiner
                              									Mengen fast reiner Abgase mit einer Temperatur von 400° bis 500°, zur Verfügung.
                              									Hieraus erklärt sich der schnell durchgeführte Einbau von Abwärmeverwertern bei den
                              									Großgasmaschinenanlagen. Nicht so günstig liegen die Verhältnisse bei
                              									Dampfkraftwerken. Wenn man unter Abwärme im weitesten Sinne den Unterschied zwischen
                              									dem Heizwerte des dem Kraftwerke zugeführten Brennstoffes und der abgegebenen
                              									elektrischen Arbeit versteht, so treten bereits auf dem Lagerplatze Abwärmeverluste
                              									durch Verstauben, Verwittern und Entgasen der Kohle ein. Sie können durch geeignete
                              									Maßnahmen bei Anfuhr, Ausladen, Stapelung und Förderung des Brennstoffes zum
                              									Kesselhause vermindert werden. Auch empfiehlt sich künstliche Vortrocknung von
                              									Rohbraunkohle mit Hilfe der aus dem Vorwärmer austretenden Rauchgase, deren fühlbare
                              									Wärme durch Heizflächen nicht mehr zu erfassen ist. Der Kapitalaufwand für
                              									Trockenvorrichtungen und künstlichen Zug tritt gegenüber den erreichbaren Vorzügen
                              									zurück. Vor allem kommen Trommeltrockenapparate und für größere Leistungen
                              									Gurttrockner in Frage. Beim Umladen und Verfeuern von Braunkohlebriketts fallen
                              									erhebliche Mengen von Kohlenstaub ab. Dieser kann fein gemahlen in
                              									Preßluft-Staubfeuerungen verbrannt werden. Es ist anzunehmen, daß annähernd gleich
                              									gut mit trockenem Staub aus Steinkohle, Halbkoks. Lignit, Torf usw. gearbeitet
                              									werden kann, während jeder dieser Brennstoffe im natürlichen Zustande eine besondere
                              									Feuerungsbauart erfordert. Die zur Herstellung des Kohlenstaubes dienenden Trocken-,
                              									Mahl- und Fördervorrichtungen lassen sich leicht verschiedenen Brennstoffen
                              									anpassen. Es ist daher geboten, der Frage der Kohlenstaubfeuerung die größte
                              									Aufmerksamkeit zu widmen, denn ihre endgültige Lösung dürfte manche
                              									Betriebsschwierigkeiten beseitigen. Die Vergasung des Torfes zwecks Gewinnung von
                              									Kraftgas und Nebenprodukten hat sich als unwirtschaftlich erwiesen. Dieselben
                              									Erfahrungen dürfte man bei der Anlage von Torfkraftwerken machen, so lange es nicht
                              									gelingt, den rohen Torf ohne jede Vorbehandlung zu verwenden. Hiervon ist man
                              									aber gegenwärtig noch weit entfernt. Größere Unternehmungen, in denen ausschließlich
                              									Torf verfeuert wird, sind daher nicht entstanden. Auch die restlose Vergasung der
                              									Brennstoffe unter Gewinnung von Nebenprodukten wird nicht alle Hoffnungen erfüllen,
                              									die man an sie knüpft, denn der Durchsatz der Generatoren ist recht gering und der
                              									Wirkungsgrad läßt viel zu wünschen übrig. Ferner befindet sich die
                              									Stickstoffgewinnung aus den Generatorgasen in einem nicht sehr aussichtsreichen
                              									Wettbewerb mit den neuzeitlichen Großverfahren der Luftstickstoffbindung. Eine
                              									Erhöhung des Wirkungsgrades von Dampfkraftwerken durch Steigerung der Ueberhitzung
                              									und des Dampfdruckes scheint in Rücksicht auf die heute verfügbaren Baustoffe nicht
                              									ratsam. Ebensowenig kann eine weitere Vergrößerung der Einheiten aus Gründen der
                              									Betriebssicherheit gutgeheißen werden. Erhebliche Ersparnisse lassen sich aber noch
                              									erzielen, wenn es gelingt, die Lücke des Wärmestromes zu überbrücken, die zwischen
                              									der Endtemperatur des Speisewassers hinter dem Rauchgasvorwärmer und der
                              									Siedetemperatur im Kessel liegt. Man könnte zu diesem Zwecke dem Speisewasser auf
                              									dem Wege vom Rauchgasvorwärmer zum Kessel Abdampf zuführen, der sich mit ihm mischt
                              									und kondensiert. Auch läßt sich die Ausnutzung der Wärme bei einer größeren
                              									Maschinenanlage oft dadurch steigern, daß man zwischen der Niederdruckstufe und dem
                              									Kondensator einen Lufterhitzer anbringt, der durch den Abdampf erwärmt wird. Die
                              									erzeugte Warmluft kann zur Heizung dienen. Zu demselben Zwecke läßt sich in
                              									Einzelfällen auch das heiße Abwasser der Kondensationsanlagen verwerten. Der
                              									Vorzüge, welche die Wärmepumpe bietet, wurde bereits in D. p. J., Heft 18 gedacht.
                              									(M. Gercke in Heft 31 der Elektrotechnischen
                              									Zeitschrift.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Untersuchung einer elektrischen Gleisanlage auf Gefährdung
                                 										durch Streuströme. In Deutschland hatten verschiedene Städte, in denen
                              									Streustromschäden durch den Betrieb elektrischer Bahnen aufgetreten oder zu
                              									befürchten waren, oder in denen gegen das Anfressen der 
                              									Kabel und Rohre wirksame Maßnahmen getroffen werden sollten, Untersuchungen an
                              									den Gleisen anstellen lassen. Solche Untersuchungen werden am vorteilhaftesten durch
                              									Sachverständige vorgenommen, die das Sondergebiet der Streuströme beherrschen und in
                              									deren Erforschung Erfahrungen haben, die Meßmethoden genau kennen und möglichst auch
                              									die verschiedenartigen für die Streustrommessungen besonders geeigneten Meßgeräte
                              									besitzen. Die Vereinigte Erdstromkommission des Vereins der Gas- und
                              									Wasserfachmänner, des Verbandes Deutscher Elektrotechniker und des Vereins Deutscher
                              									Straßenbahn- und Kleinbahnverwaltungen ließ in einzelnen Städten vor mehr als einem
                              									Jahrzehnt derartige eingehende Untersuchungen anstellen, um brauchbare Unterlagen
                              									zum Aufstellen von Schutz-Vorschriften zu sammeln. Die ausgearbeiteten Ergebnisse
                              									wurden nur einer beschränkten Zahl von Fachleuten bekannt. In Amerika hat es das
                              									Bureau of Standards übernommen, auf Ersuchen Messungen in der Gleisanlage der Stadt
                              									Elyria anzustellen. Es ist lehrreich, die auf Grund der Messungen vorgeschlagenen
                              									Schutzmaßnahmen kennen zu lernen. Die Untersuchungsergebnisse sind veröffentlicht in
                              									Heft 55 der Technologie Papers of the Bureau of Standards „Spezial Studies in
                                 										Electrolysis Mitigation“ Nr. 4. A Preliminary Report on Electrolysis
                              									Mitigation in Elyria, Ohio, with Recommendations for Mitigation von Burton Mc. Collum und K. H.
                              										Logan, Washington 1916.
                           Die Untersuchungen in der Stadt Elyria, Ohio, zeigten, daß die Spannungen in der
                              									Gleisanlage und zwischen Gleisen und Rohrleitungen so hoch waren, daß das Entweichen
                              									von Streuströmen begünstigt wurde und die Röhren in der Nähe des Kraftwerks, wo der
                              									Strom aus den Röhren in die Erde übertritt, stark gefährdet waren. Tagesmittel bis
                              									zu rund 30 Volt in den Gleisen, gemessen vom Kraftwerk an, und Spitzenwerte bis zu
                              									50 Volt bei Höchstbetrieb im Mittel von 15 Minuten, Spannungen bis zu 9 Volt
                              									zwischen Gleis und Röhren, wie sie dort gemessen wurden, müssen diese ernstlich
                              									gefährden.
                           Für unbedingt nötig wurden nur Aenderungen an der Schienenspeisung erachtet, während
                              									Maßnahmen an den Rohren der hohen Kosten wegen nicht für durchaus erforderlich
                              									gehalten wurden. Zum Schutz der Bleikabel wurde ein schwaches Drainieren, das ist
                              									Absaugen der in den Schutzmantel eingedrungenen Ströme empfohlen, wobei unter
                              									Einschalten von Widerständen der Kabelmantel mit den Gleisen leitend verbunden
                              									wird.
                           Für die Gleise wurde ein Herabmindern des Spannungsgefälles auf etwa 0,9 V/km für
                              									ausreichend gehalten. Wenn dies erreicht wird, ist ein besonderer Schutz an den
                              									Röhren nicht weiter nötig, wenngleich das Einfügen von isolierenden Zwischenstücken
                              									in die Rohrleitungen deren Schutz erhöht. Bei geringer Spannung in den Gleisen kann
                              									der Abstand solcher isolierenden Zwischenstücke auf 100 bis 150 m beschränkt
                              									bleiben. Werden Rohrleitungen neu verlegt, könnte von vornherein auf solchen
                              									erweiterten Rohrschutz Rücksicht genommen werden.
                           Die in Elyria vorhandene Speiseleitungsanlage schien nicht nur die Rohrgefahr zu
                              									begünstigen, sie war auch unwirtschaftlich. Es wurden daher Aenderungen der
                              									Speiseleitungen, auch Bau eines neuen Unterwerkes vorgeschlagen. Anstatt der
                              									bisherigen Schienenspeisung, bei der in einfachster Weise die Schienenspeiseleitung
                              									in der Nähe des Kraftwerks und an verschiedenen anderen Stellen an die Gleise
                              									angeschlossen war, wird das Einschalten von Ausgleichwiderständen in die
                              									verschiedenen Speiseleitungen empfohlen, um zwischen den einzelnen Speisepunkten
                              									keine Spannung zu erhalten, wodurch die Gleise entlastet werden.
                           Als eine weitere Maßnahme zur dauernden Ueberwachung der Spannungen in den
                              									Gleisen wurden Meßdrähte empfohlen, die von einer Stelle aus nach verschiedenen,
                              									passend gewählten Punkten zu ziehen sind.
                           Wichtig bei vorzuschlagenden Aenderungen ist, daß die Wirtschaftlichkeit der Anlage
                              									dadurch nicht in Frage gestellt wird. Eine genaue Durchrechnung ergab, daß die
                              									vorgeschlagenen Abänderungen den Betrieb so wirtschaftlich gestalten, daß nicht nur
                              									die Kosten für die neue Anlage, Gebäude nebst Grund und Boden für das neue
                              									Unterwerk, die neuen Leitungen mit den einzuschaltenden Widerständen, die
                              									Meßleitungen usw. voll gedeckt werden, daß sogar noch ein Gewinn herausspringt,
                              									wobei vermehrte Zinsen, Abschreibung, Versicherung, Steuern und
                              									Sonderbetriebsausgaben berücksichtigt sind. Die Leistungsreserve wird erhöht, die
                              									Spitzenleistung werden vermindert, dadurch werden auch die Stromstöße geringer, der
                              									Lichtbetrieb wird ruhiger. Durch Verringerung der Speisepunktabstände ist der
                              									Betrieb mehr gesichert, da bei der vorgeschlagenen Aenderung eine vorübergehende
                              									Stromunterbrechung eine geringere Gleisstrecke beeinflußt als vorher. Alle diese
                              									Vorteile kommen bei der günstigeren Anordnung noch zu dem Schutz der Kabel und
                              									Röhren in der Erde hinzu.
                           Die für die Gefährdung der Röhren wichtige Stromdichte an den Austrittstellen der
                              									Streuströme aus den Röhren nach dem Haberschen Verfahren
                              									mit unpolarisierbaren Elektroden oder in anderer Weise festzustellen, scheint in
                              									Amerika noch nicht üblich, da anscheinend die Meßverfahren dort noch nicht bekannt
                              									sind oder auf das Messen der Stromdichte kein besonderer Wert gelegt wird.
                           Dr. Michalke.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Einkauf und Prüfung von Feilen. Die beim Einkauf von
                              									Feilen vorzunehmende Prüfung erstreckt sich auf die Feststellung der Stahlsorte
                              									(0,55 v. H. C. Bessemerstahl, 0,70 v. H. C. Siemens-Martin-Stahl, 1,0 bis 1,3 v. H.
                              									C. Tiegelgußstahl), des Klanges, der Härte und der Schnittfähigkeit. Die Stahlsorte
                              									ist meistens durch Aufschlag angegeben, wobei aber zu beachten ist, daß auch gute
                              									Stahlsorten durch unrichtige Behandlung verdorben sein können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 229
                              
                           Die Prüfung auf richtige Härte erfolgt, indem man mit der
                              									Feile über ein mit mehreren Härteabstufungen versehenes Stahlstück hinwegfährt, das
                              									dann anzeigt, ob eine gewisse Mindesthärte vorliegt, oder indem man mit einem
                              									Stahlstück von bestimmter Härte über die Feile fährt; bilden sich dabei sichtbare
                              									Striche auf der Feile, so ist sie zu weich. Schnittfähigkeit beurteilt man am
                              									einfachsten durch Betrachten der Zahnform mittelst der Lupe. Man erkennt dann, ob
                              									die Feile unmittelbar von der Haumaschine kommt, ob sie mit dem Sandschlammgebläse
                              									nachgearbeitet, ob die Feilenzähne nachgeschliffen 
                              									wurden, ob die Feile schon einmal gebraucht und durch das Sandschlammgebläse
                              									neu aufgearbeitet ist. Man kann beurteilen, ob die Feile neu oder aufgearbeitet ist,
                              									wenn man ein Stück Weichmetall auf die Feile legt und diese soweit schräg stellt,
                              									bis das Metallstück zu rutschen anfängt, Eine nur gereinigte Feile läßt das
                              									Metallstück schon bei 30° Neigung, eine mit dem Sandschlammgebläse aufgearbeitete
                              									bei 50°, eine mit geschliffenen Zähnen erst bei 70° Neigung ins Rutschen kommen.
                           Die zuverlässigste Art der Feilenbeurteilung besteht darin, daß man feststellt, wie
                              									viel Feilenstriche notwendig sind, um eine gewisse Menge Feilspane vom Werkstück
                              									abzunehmen, und bei wieviel Feilstrichen die Feile stumpf wird. In weniger wichtigen
                              									Fällen kann man diese Prüfung durch einen Arbeiter vornehmen lassen, wobei man
                              									natürlich auf eine Genauigkeit keinen Anspruch stellen kann. Besser ist eine
                              									selbsttätige Feilenprüfmaschine. Die Feile wird maschinell vor einem Probestab hin-
                              									und hergezogen. Der Probestab wird durch ein bestimmtes Gewicht an die Feile
                              									gedrückt, beim Rückgang abgehoben. Bei jedem Hub wird ein anderes Stück des
                              									Feilenhiebes benutzt, so daß das Arbeiten mit der Hand möglichst genau nachgeahmt
                              									ist. Die Maschine schreibt selbsttätig Schaulinien nach Abb. 1 auf, aus denen man die Spanleistung nach der Schräge der Linien
                              									(je steiler die Linie, um so schnittfähiger die Feile), und die Lebensdauer nach der
                              									Länge der Linie bis zum Umbiegen in die wagerechte Richtung beurteilt. Die Prüfung
                              									erstreckt sich nur auf ein Stück der Feilenoberfläche, das dann allerdings in der
                              									Maschine bis zum völligen Stumpfwerden verbleibt. Als Probestab dient ein Metallstab
                              									von 1 × 1'' Querschnitt aus Gußeisen für allgemeine Zwecke, aus dem betreffenden
                              									Metall für Sonderzwecke. In Abb. 1 ist Nr. 1 die
                              									schlechteste Feile, weil sie wenig schneidfähig war und schon nach beinahe 10000
                              									Hüben stumpf wurde. Die schneidfähigste Feile war Nr. 3, was aus der großen
                              									Steilheit der Linie 3 hervorgeht; die beste Feile war Nr. 5, die die längste Linie 5
                              									erzielte. (Werkzeugmaschine 1920, Heft 11.)
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Leuchtgas aus Holz. Unter der Kohlennot haben die Gaswerke
                              									ganz besonders stark zu leiden. Während sie in normalen Zeiten einen für drei Monate
                              									oder noch längere Zeit ausreichenden Lagerbestand hatten, sind sie heute gezwungen,
                              									aus der Hand in den Mund zu leben und sie verfügen häufig nicht einmal über die für
                              									eine Woche erforderlichen Kohlenmengen. So war man denn auch hier genötigt, sich
                              									nach Ersatzstoffen umzusehen, um bei unzureichender Kohlenzufuhr den Betrieb nicht
                              									völlig einstellen zu müssen. Zahlreiche Gaswerke sind in den letzten Jahren dazu
                              									übergegangen, den im eigenen Betrieb erzeugten Koks, der früher verkauft wurde, in
                              									Generatoren zu vergasen und dieses Koksgas (Wassergas) zur Streckung des
                              									Steinkohlengases zu benutzen. Während derartige Koksgasanlagen früher nur in den
                              									Gaswerken der Großstädte vorhanden waren, findet man sie heute auch in den meisten
                              									kleinen Gasanstalten, denn dieser „Mischgasbetrieb“ hat sich unter den
                              									heutigen schwierigen Verhältnissen sehr gut bewährt, obschon der Heizwert des Gases
                              									dabei eine nicht unerhebliche Verminderung erfährt.
                           Ein weiteres Mittel, die aus der Kohlennot sich ergebenden Schwierigkeiten zu
                              									mildern, ist die Entgasung von Holz. Auch hiervon macht man, namentlich in
                              									waldreichen Gegenden, ausgiebigen Gebrauch. Leuchtgas aus Holz wurde zuerst gegen
                              									Ende des 18. Jahrhunderts von dem französischen Ingenieur Lebon hergestellt, es vermochte sich aber damals nicht einzuführen, weil
                              									es eine zu geringe Leuchtkraft hatte. Pettenkofer in
                              									München hat dann um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Holzgasgewinnung
                              									wesentlich verbessert und sein Verfahren erlangte dank der tatkräftigen Mitarbeit
                              									von Riedinger in Augsburg in Süddeutschland und in der
                              									Schweiz eine weite Verbreitung. Die ersten Versuche wurden mit der Beleuchtung des
                              									Münchener Bahnhofs gemacht, und nachdem diese erste Anlage in technischer und
                              									wirtschaftlicher Hinsicht ein befriedigendes Ergebnis hatte, wurde in den fünfziger
                              									Jahren die Holzgasbeleuchtung in Bayreuth, Regensburg, Erlangen, Würzburg, Ulm,
                              									Heilbronn, Pforzheim, Darmstadt, Gießen, Koburg, Gotha, ferner in Salzburg, Linz,
                              									Basel, Zürich, Luzern und anderen Städten eingeführt. Mit dem Ausbau des
                              									Eisenbahnnetzes wurden jedoch die Kohlen immer billiger, während die Holzpreise
                              									erheblich in die Höhe gingen, so daß die meisten der genannten Städte um das Jahr
                              									1860 etwa den Holzgasbetrieb einstellten und zur Herstellung von Steinkohlengas
                              									übergingen.
                           Heute kehren viele Gaswerke wieder zum Holzgasbetrieb zurück, und zwar nicht nur bei
                              									uns, sondern auch in Dänemark, Schweden, Finnland, der Schweiz und Italien, wo sich
                              									der Kohlenmangel, da alle diese Staaten auf ausländische Zufuhr angewiesen sind,
                              									schon während des Krieges sehr unangenehm bemerkbar machte. In diesen Ländern wurde
                              									zum Teil schon im Jahre 1915 die Holzgaserzeugung aufgenommen, während unsere
                              									Gaswerke von wenigen Ausnahmen abgesehen erst im Jahre 1918 zu diesem Notbehelf ihre
                              									Zuflucht nehmen mußten.
                           Der Holzgasbetrieb unterscheidet sich in mancher Hinsicht von dem
                              									Steinkohlengasbetrieb, so daß die üblichen Retortenöfen nicht ohne weiteres
                              									verwendbar sind. Zunächst entstehen bei der Entgasung von Holz sauer reagierende
                              									Produkte, vornehmlich Essigsäure, die die Apparate, Rohrleitungen, Gasmesser usw.
                              									durch Anfressung beschädigen und darum möglichst sofort bei ihrer Entstehung
                              									unschädlich gemacht werden müssen. Dies gelingt ziemlich vollkommen, wenn man das
                              									Holzgas einer hohen Temperatur aussetzt, wobei die Essigsäure zersetzt wird. Um auch
                              									die letzten Säurereste mit Sicherheit unschädlich zu machen, setzt man dem Holzgas
                              									etwas rohes Steinkohlengas zu, dessen Ammoniakgehalt eine Neutralisation der
                              									Essigsäure bewirkt. Eine weitere Schwierigkeit ist der hohe Kohlensäuregehalt des
                              									Holzgases, der bis zu 25 v. H. beträgt. Wenn die hierdurch bedingte geringere
                              									Leuchtkraft des Gases auch heute, wo man fast nirgends mehr offene Gasflammen,
                              									sondern überall Gasglühlicht verwendet, nicht mehr so nachteilig wirkt wie früher,
                              									so wird durch den hohen Kohlensäuregehalt doch das spezifische Gewicht des Gases
                              									beträchtlich erhöht, so daß beim Uebergang vom Steinkohlengas- zum Holzgasbetrieb
                              									sämtliche Brenner und Gasherde neu einreguliert werden müssen. Die früher geübte
                              									Reinigung des Holzgases mit gelöschtem Kalk, der die Kohlensäure fast vollkommen
                              									zurückhält, stellt sich in der Regel zu teuer, es sei denn, daß man hierzu den
                              									billigen Karbidschlamm verwenden kann, wie dies in den schweizerischen Gaswerken,
                              									die gleichzeitig Azetylen erzeugen, geschieht. Um die teuere Kalkreinigung zu
                              									umgehen, hat man anderwärts mit Erfolg versucht, durch Ueberleiten des Holzgases
                              									über glühende Holzkohle die Kohlensäure zu Kohlenoxyd zu reduzieren, womit der
                              									weitere Vorteil verbunden ist, daß das Gas an brennbaren Bestandteilen angereichert
                              									und sein Volumen vergrößert wird.
                           Mit diesem Verfahren wurden im Gaswerk Stockholm z.B. recht gute Erfahrungen gemacht.
                              									Dort wird Föhrenholz in 90 cm langen Scheiten in Schrägretorten entgast, deren
                              									untere Hälfte stets mit Holzkohle gefüllt ist, damit die im oberen Teile der Retorte
                              									entstehenden Gase und Dämpfe stets über die glühende Holzkohle streichen 
                              									müssen, wobei nicht nur die Kohlensäure zu Kohlenoxyd reduziert, sondern
                              									gleichzeitig auch die Essigsäuredämpfe weitgehend zersetzt werden. Bei dieser
                              									Arbeitsweise erhält man aus 1 t wasserfreiem Holz 850 bis 940 m3 Gas, dessen Heizwert 3000 bis 3300 WE beträgt,
                              									sowie 190 kg Holzkohle von guter Beschaffenheit. In Dänemark wird neben Holzgas auch
                              									Torfgas hergestellt und dieses Gemisch dem Steinkohlengas zugesetzt. In der Schweiz
                              									endlich, wo dank der großen Wasserkräfte die Karbidindustrie sich mächtig entwickelt
                              									hat, stellt man seit etwa drei Jahren ein Leuchtgas her, das aus 30 bis 40 v. H.
                              									Steinkohlengas, 50 bis 60 v. H. Holzgas und 10 v. H. Azetylen besteht. Da die
                              									Kohlennot sicherlich noch eine Reihe von Jahren weiterbestehen wird, verdienen die
                              									Versuche mit Holzgas immerhin Beachtung, wenn es sich dabei auch nur um einen
                              									Notbehelf handelt.
                           Sander.
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Ueber die günstigste Form runder Konservenbüchsen.
                              									Dr.-Ing. G. Schneider („Der Betrieb“ Heft 10,
                              									1920) untersucht die Frage, bei welchen Abmessungen die Herstellungskosten einer
                              									Konservenbüchse am niedrigsten ausfallen. Er kommt zu dem Ergebnis, daß diejenige
                              									Büchse, bei welcher der Durchmesser gleich der Höhe wird, die zweckmäßigste Form in
                              									bezug auf Material-Ausnutzung und Herstellungskosten darstellt. Die Abbildung zeigt,
                              									wie sich die Verhältnisse verschlechtern, wenn andere Dimensionen angenommen
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 231
                              
                           Meller.
                           Zusatz der Schriftleitung: Mathematisch ist die Frage des Dr.-Ing. Schneider identisch mit der Frage nach dem Minimum der
                              									Oberfläche eines Zylinders bei gegebenem Volumen, und in dieser Form ist natürlich
                              									die Lösung wohlbekannt.
                           Zum 50jährigen Bestellen der Aachener Hochschule. Die
                              									Technische Hochschule zu Aachen begeht am 24. Oktober 1920 die Feier ihres
                              									50jährigen Bestehens. Ihr an diesem Tage eine Gabe zu überreichen, die es ihr
                              									ermöglicht, ihren Schülern eine den Forderungen der Jetztzeit entsprechende
                              									vollwertige Ausbildung zuteil werden zu lassen, vereinten sich zahlreiche
                              									industrielle Unternehmungen und führende Männer unseres Geistes- und
                              									Wirtschaftslebens zu der Gesellschaft von Freunden der Aachener Hochschule.
                           Diese wendet sich jetzt an die alten und jungen Studenten, die sich von der Aachener
                              									Hochschule ihr wissenschaftliches Rüstzeug für das Leben geholt haben, und an alle,
                              									denen das Gedeihen von Wissenschaft und Technik am Herzen liegt, mit der Bitte,
                              									Mitglied zu werden, um dadurch die Bestrebungen der Gesellschaft zu
                              									unterstützen.
                           Im besetzten Gebiet, an des Reiches Westmark gelegen, bedarf die Aachener Hochschule
                              									in besonderer Weise der Förderung. Es geht um Deutschlands Jugend, Deutschlands
                              									Zukunft! Daher darf keiner zurückbleiben, alle müssen helfen, indem sie Mitglied der
                              									Gesellschaft werden.
                           (Anfragen und Anmeldungen sind zu richten an die „Gesellschaft von Freunden der
                                 										Aachener Hochschule“ (Geschäftsbüro des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute),
                              									Düsseldorf, Ludendorffstr. 27).
                           25. Hauptversammlung des Vereines Deutscher
                                 										Revisions-Ingenieure. Der Verein Deutscher Revisions-Ingenieure, dessen
                              									Tätigkeit der Arbeiterwohlfahrt, insbesondere der Unfallverhütung gewidmet ist,
                              									hielt am 31. August, 1. und 2. September d. J. in Stuttgart in der Liederhalle seine 25. Hauptversammlung unter Leitung des
                              									Vorsitzenden, Oberingenieur Behr-Berlin, ab. Am ersten
                              									Tage sprachen Oberingenieur R. Hütt-Berlin über
                              										„Verwaltungseinrichtungen für den technischen Aufsichtsdienst bei der
                                 										Papierverarbeitungs-Berufsgenossenschaft“, Patentanwalt Dr. Hederich – Kassel über „Die Ausgestaltung der
                                 										berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütung“, Oberingenieur Alvensleben-Berlin über „Die Tätigkeit des Ausschusses
                                 										für Unfallverhütungsnormen“, Gewerberat Dr. Müller-Darmstadt über den „Bund sozialtechnischer Vereine
                                 										Deutschlands“ und Dipl.-Ing. Heider-Augsburg über
                              									den „Rupflinschen Wasserdruck-Vermehrungsapparat“. Darauf folgte die
                              									Vorführung einer Fahrstuhlprüfung durch Oberingenieur Alvensleben-Berlin und Ing. Düchting-Berlin im
                              									Salamanderbau.
                           Am nächsten Tage folgten im Landesgewerbe-Museum Lichtbildervorträge von
                              									Oberingenieur Wissel-Leipzig über „Die Minderung der
                                 										Gefahren beim Fuhrwerksbetrieb“ und Patentanwalt Dr. Hederich-Kassel über „Verhinderung des Unwirksammachens von
                                 										Schutzvorrichtungen an Pressen“, sowie ein Vortrag von Oberingenieur Forroni-Stuttgart über „Wesen und Wirken der
                                 										technischen Nothilfe“. Am letzten Tage hielt Oberingenieur Dipl.-Ing. Gärttner-Stuttgart im Kunsthaus Schaller einen
                              									Lichtbildervortrag über „Hochfrequenzkinematographie und Unfallverhütung“,
                              									außerdem wurden die noch übrig gebliebenen Vereinsangelegenheiten erledigt und der
                              									Betrieb des Gaswerkes besichtigt.
                           Hinsichtlich der Ausgestaltung der Unfallverhütung wurde nachstehende Entschließung
                              									gefaßt: „Die Anstellung von Arbeiterkontrolleuren zur Durchführung der
                                 										Unfallverhütungsvorschriften wird aus den wiederholt bekannt gegebenen Gründen
                                 										nach wie vor abgelehnt.
                           
                              Der Verein Deutscher Revisions-Ingenieure hält eine Mitwirkung von
                                 										Arbeitervertretern bei der Durchführung der Unfallverhütungsvorschriften in den
                                 										Betrieben nur in der in § 14a der Normal-Unfallverhütungsvorschriften
                                 										festgelegten Form für angezeigt.
                              
                           Er spricht sich daher auch gegen eine nur zeitweilige Betätigung der
                                 										Versicherten-Vertreter als Begleiter der technischen Aufsichtsbeamten oder als
                                 										Arbeiterkontrolleure in ihnen fremden Betrieben
                                 										aus“.
                           Verein deutscher Maschinenbau-Anstalten. Am 17. September
                              									fand in Berlin die ordentliche Hauptversammlung des Vereins deutscher
                              									Maschinenbau-Anstalten statt.
                           Verein deutscher Ingenieure hielt am 20. bis 22. September
                              									seine 60. Hauptversammlung in Berlin ab.