| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 246 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Maschinentechnik.
                           Oelfeuerung bei Lokomotiven. Wegen Kohlenmangels wurden im
                              									Jahre 1919 auf der Paris-Lyon- Mittelmeerbahn Versuchsfahrten mit flüssigen
                              									Brennstoffen ausgeführt. Für die Zerstäubung des Brennstoffes benutzte man Dampf.
                              									Der angewandte amerikanische Brenner besteht aus einem Gehäuse mit zwei übereinander
                              									liegenden Kanälen von 60 mm Breite. Der Oelzufluß hat 25 mm ⌀. Aus dem Kanal tritt
                              									das Oel in einem 4,5 mm dünnen und 60 mm breiten Strahl gegen eine geriffelte
                              									Fußplatte aus. Der Dampf durchströmt den zweiten Kanal und stößt in einem 60 mm
                              									breiten und 0,5 mm dicken Strahl gegen die genannte Fußplatte, wodurch das Oel
                              									zerstäubt wird. Die Dampfspannung beträgt etwa 3 bis 4 at, der Oelverbrauch etwa 80
                              									bis 100 l/st. Eine französische Brennerausführung besteht aus drei konzentrischen
                              									Rohren. Im mittleren Rohr fließt das Oel und durch die beiden anderen Röhrt strömt
                              									der Dampf.
                           Bei der Paris–Lyon–Mittelmeerbahn sind zwei Verfahren in Gebrauch, das eine wird
                              									bei der reinen Oelfeuerung, das andere bei Verwendung von Oel- und festem Brennstoff
                              									angewandt. Das Oel im Behälter wird durch eine Heizschlange vorgewärmt. Zum Anheizen
                              									der Lokomotive ist Druckluft oder Dampf notwendig. Bei der Versuchslokomotive konnte
                              									Dampf von 10 at in 1½ Stunden erzeugt werden gegenüber 3 Stunden bei Kohlenfeuerung.
                              									Es ist beabsichtigt, Masut zu verfeuern. Die Behälter sollen einen Oelvorrat für
                              									zehn Tage fassen, wofür 300 t erforderlich sind. (The Engineer, 14. Mai 1920.)
                           Aluminium bei Schiffs-Dieselmaschinen. Mit einer
                              									Einzylinder-Viertakt-Schiffs-Dieselmaschine wurden in England Versuche ausgeführt,
                              									um Aluminiumkolben zu erproben. Die Maschine, Bauart Vickers, hat 368 mm Zylinder-Durchmesser, 381 mm Hub und leistet bei 380
                              									Uml/min 100 PS. Der Kolben ist in der Ebene des Kolbenbolzens geteilt, der
                              									Kolbenbolzen selbst ist in die 
                              									Pleuelstange eingepreßt. Die Kolbenbolzenlager sind aus Bronze hergestellt, mit
                              									Weißmetall gefüttert und nicht nachstellbar. Sie werden durch Zusammenschrauben der
                              									beiden Kolbenteile gehalten. Es sind wie üblich sechs gußeiserne Kolbenringe und ein
                              									Abstreifring angeordnet. Nach einer Betriebsdauer von September 1917 bis Juli 1918
                              									wurde der Kolben in gutem Zustande befunden. Es wurde keinerlei Wachsen des Kolbens
                              									festgestellt Der Zustand der gußeisernen Zylinderlaufbüchse war ebenfalls
                              									einwandfrei. Das Gesamtgewicht des Aluminiumkolbens beträgt 95,5 kg, das Gewicht des
                              									Gußeisenkolbens dagegen 176 kg. Im Betriebe hat es sich gezeigt, daß das Kolbenspiel
                              									im Zylinder bei Aluminiumkolben etwa um 50 v. H. größer ausgeführt werden muß als
                              									bei Gußeisenkolben. Durch das Fressen des Kolbens wurde die Oberfläche der
                              									Zylinderlauf büchse nicht beschädigt. (Engineering, 23. Juli 1920.)
                           Bodenerschütterungen bei Maschinen mit hin- und hergehenden
                                 										Massen. Beim Betriebe einer liegenden 650/850 PS-Tandem-Dampfmaschine
                              									gerieten zahlreiche Häuser der Umgebung bis zu einer Entfernung von etwa 300 m in
                              									Schwingungen. Das Maschinenfundament war durch einen wagerechten Riß in eine obere
                              									und untere Hälfte gespalten, die sich beim Gange der Maschine gegeneinander
                              									bewegten. Die freien Massenkräfte der Maschine betrugen in senkrechter und
                              									wagerechter Richtung 10000 kg. Fernwirkungen solcher Art sind schon öfter
                              									festgestellt worden. Hierfür ist aber nicht die Größe der freien Massenkräfte
                              									maßgebend, sondern die Beschaffenheit des Baugrundes. Moorboden, Schlick und
                              									Schwimmsand sind für Maschinengründung ungeeignet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 247
                              
                           Um diese Störungen zu beseitigen, gibt es nur ein Mittel: den vollständigen
                              									Massenausgleich. Bei Sechszylindermaschinen ist ein solcher ohne weiteres möglich.
                              									Wendet man aber besondere Ausgleichsvorrichtungen an, so kann ein vollständiger
                              									Massenausgleich auch bei Einkurbelmaschinen erreicht werden. Die Abbildung zeigt
                              									einen derartigen Massenausgleich, wie er bei der erwähnten Tandemmaschine verwendet
                              									wurde. Die freien wagerechten Massenkräfte, die hier die Störungen hervorgerufen
                              									haben, setzen sich wie bekannt aus einer Grundschwingung von der gleichen Frequenz
                              									wie die Umlaufzahl der Maschine und einer Oberschwingung doppelter Frequenz
                              									zusammen. Die Grundschwingung wird somit durch zwei Massen a ausgeglichen, die sich mit derselben Umlaufzahl wie die Maschinen
                              									drehen. Da sich die beiden Gewichte a gegenläufig
                              									bewegen, hebt sich die Komponente der Fliehkraft, die senkrecht zur Richtung der
                              									hin- und hergehenden Massen liegt, auf. Das Gewicht b,
                              									das die Oberschwingungen ausgleicht, ist aus der gleichen Ursache in vier Teile
                              									zerlegt, die sich mit der doppelten Umlaufzahl der Maschine drehen. Die so
                              									erhaltenen Fliehkräfte sind bei allen Umlaufzahlen der Maschine mit den freien
                              									wagerechten Kräften der Maschine gleich. Sie befinden sich in derselben Ebene und
                              									sind den freien Kräften der Maschine entgegengesetzt gerichtet. Auf diese Weise
                              									werden somit keine freien Kräfte oder Momente auf das Maschinenfundament übertragen.
                              									Die Vorrichtung wird von der Steuerwelle angetrieben und hat einen sehr geringen
                              									Kraftverbrauch. Aber auch die freien senkrechten Kräfte bringen das
                              									Maschinenfundament in Schwingungen. Durch geeignete Gegengewichte an der Kurbel
                              									könnten aber auch die umlaufenden Massen ausgeglichen werden. Auf diese Weise wurden
                              									die Störungen auf die Nachbargebäude beseitigt. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing.
                              									1920, S. 759 bis 760.)
                           W.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Sulfitablauge als Düngemittel. Obwohl die Ablaugen der
                              									Zellstoffabriken im Kriege die mannigfachste Verwendung fanden, ist ihre allseitig
                              									befriedigende Verwertung bisher noch nicht möglich. Da die Mengen dieser Ablaugen in
                              									den meisten Fabriken sehr beträchtlich sind, z.B. erzeugt eine einzige
                              									Zellstoffabrik in Oberbayern rund 140 Millionen Liter jährlich, so ist die
                              									wirtschaftliche Verwertung der Ablaugen eine recht dringliche Aufgabe. Man ist in
                              									den letzten Jahren zwar dazu übergegangen, aus dem in der Lauge enthaltenen Zucker
                              									durch Vergären Alkohol herzustellen, aber auch hierbei erhält man wieder große
                              									Mengen von Ablaugen, die bisher ungenutzt in die den Fabriken benachbarten Flüsse
                              									abgelassen wurden. Dies bedeutet eine große Verschwendung, denn die entzuckerte
                              									Lauge ist noch reich an organischen Stoffen, die als Pflanzendünger Verwendung
                              									finden können. Versuche, die Prof. Bokorny in dieser
                              									Richtung angestellt hat, hatten der „Chemiker-Zeitung“ 1920, S. 174, zufolge
                              									ein recht befriedigendes Ergebnis. Schon die Tatsache, daß die entzuckerte
                              									Sulfitablauge beim Stehen an der Luft rasch verpilzt, ist ein Beweis dafür, daß
                              									Pflanzennährstoffe darin enthalten sind. Die Wirkung der Ablauge im Boden beruht auf
                              									einer Steigerung der Kohlenstoffernährung, die bisher fast ausschließlich der an
                              									Kohlenstoff so armen atmosphärischen Luft überlassen wurde. Durch das Einbringen der
                              									Ablauge in den Boden soll einmal in der Bodenluft und in den unteren Luftschichten
                              									der Kohlensäuregehalt erhöht werden, da durch die Einwirkung von Pilzen auf die
                              									Ablauge Kohlensäure gebildet wird, ferner sollen die zur Ernährung der Pflanzen
                              									tauglichen Bestandteile, wie Zucker, organische Säuren und andere direkt in den
                              									Boden eindringen und von den Pflanzenwurzeln aufgenommen werden. Daneben müssen
                              									jedoch auch noch die üblichen Düngemittel Stickstoff, Kali und Phosphorsäure dem
                              									Boden zugeführt werden. Diese drei Bestandteile sind z.B. im menschlichen Harn
                              									enthalten, mit dessen Zusatz zu der Ablauge Prof. Bokorny
                              									gute Erfahrungen gemacht hat. Zugleich konnte experimentell bewiesen werden, daß das
                              									Lignin der Ablaugen durch Pilze tatsächlich zu Zellsubstanz und Kohlensäure
                              									verarbeitet wird.
                           Bei Freilandversuchen wurde bei Getreide, ferner bei Hülsenfrüchten und Feldkohl eine
                              									durchaus günstige Wirkung der Sulfitablauge beobachtet, indem sowohl die
                              									Erntegewichte, als auch der Wuchs sowie die Zeit der Blüten- und Fruchtreife günstig
                              									beeinflußt wurden. Auch von Kern, der mit einem Gemisch
                              									von Sulfitablauge und Kieselgur entsprechende Düngungsversuche anstellte, wurde ein
                              									gleich günstiges Ergebnis erzielt. Es wäre zu wünschen, daß derartige Versuche an
                              									möglichst vielen Stellen unternommen werden, denn auf diese Weise wäre die
                              									Ablaugenfrage in recht einfacher und nutzbringender Weise zu lösen, einerlei ob aus
                              									der Ablauge vorher Alkohol gewonnen wurde oder nicht. Freilich käme dieses neue
                              									Düngemittel nur der unmittelbaren Umgebung von Zellstoffabriken zu Gute, da die
                              									Ablaugen wegen ihres hohen Wassergehaltes eine Verfrachtung nicht ermöglichen.
                           Teerfettöl. Der empfindliche Mangel an Schmierölen, der
                              									bald nach Ausbruch des Krieges unsere gesamte Industrie sowie unser Verkehrswesen
                              									lahmzulegen drohte, 
                              									verlangte gebieterisch nach der Auffindung von Ersatzstoffen. Von den
                              									zahlreichen Stoffen, die zu diesem Zweck vorgeschlagen wurden, haben nur die aus dem
                              									Steinkohlenteer der Kokereien und Gaswerke gewonnenen Teerfettöle weitere
                              									Verbreitung erlangt. Das Teerfettöl, dessen Beschaffenheit im Verlaufe des Krieges
                              									erheblich vervollkommnet wurde, wird, wie K. Bruhn in
                              										„Stahl und Eisen“ 1919, S. 402 bis 406, 469 bis 474 berichtet, aus den
                              									oberhalb 300° siedenden Anteilen des Teers, dem sogen. Anthrazenöl, gewonnen, das
                              									durch Abkühlen und Filtrieren von dem gelösten Anthrazen befreit und hierauf nach
                              									verschiedenen Methoden eingedickt wird, damit es die zum Schmieren notwendige
                              									Viskosität erhält. In dünner Schicht ist das Teerfettöl braun bis dunkelgrün
                              									durchscheinend, sein spez. Gewicht ist stets größer als 1, es ist somit schwerer als
                              									Wasser; der Flammpunkt liegt über 100°, oft sogar über 130°. Die Viskosität kann je
                              									nach der Herstellung des Oeles bei 50° C zwischen 1,5 bis über 5 Englergraden
                              									schwanken, jedoch erfolgt der Abfall der Viskosität mit steigender Temperatur bei
                              									dem Teerfettöl etwas rascher als bei Mineralöl. Die Teerfettöle sind in der Regel
                              									noch bei Temperaturen von weit unter 0° flüssig, wobei jedoch meist ein Bodensatz
                              									entsteht, der von dem Auskristallisieren der in dem Oel gelösten festen
                              									Kohlenwasserstoffe herrührt. Es ist nicht leicht, das Teerfettöl ganz wasserfrei
                              									herzustellen, jedoch bleibt der Wassergehalt in der Regel unter 1 v. H. und das
                              									Wasser setzt sich bei längerem Lagern des Oeles an der Oberfläche ab, so daß es
                              									abgelassen werden kann. Mit Mineralöl kann das Teerfettöl nur in der Wärme (bei etwa
                              									80°) gemischt werden, beim Mischen in der Kälte trennen sich die beiden Oelsorten
                              									nach längerem Stehen wieder in zwei Schichten. Diese Erscheinung ist bei der völlig
                              									verschiedenen chemischen Zusammensetzung der beiden Oelarten durchaus
                              									verständlich.
                           Die chemische Zusammensetzung des Teerfettöls und seines Ausgangmaterials, des
                              									Anthrazenöls, ist nur zum Teil bekannt, denn sie stellen ein kompliziertes Gemisch
                              									einer ganzen Anzahl flüssiger und gelöster fester aromatischer Verbindungen dar. Ein
                              									wesentlicher Unterschied gegenüber dem Mineralöl besteht jedoch darin, daß das
                              									Teerfettöl keine Säuren enthält, sondern nur hochmolekulare Phenole, die keine
                              									ätzenden oder sonst ungünstigen Wirkungen auf Metalle haben. Dagegen übt es bei
                              									Leuten mit empfindlicher Haut Reizerscheinungen aus, die zu Entzündungen
                              									Veranlassung geben können, wenn bei dem Umgang mit dem Oel nicht sorgfältig darauf
                              									geachtet wird, daß die Beschmutzung der Hände und Kleider vermieden wird. Die
                              									Lagerung des Teerfettöls soll möglichst bei gleichbleibender Temperatur, die auch im
                              									Winter nicht unter 10° fallen soll, erfolgen; auf diese Weise läßt sich die Bildung
                              									von Ausscheidungen und Bodensatz nahezu vermeiden. Diese Ausscheidungen greifen
                              									übrigens die zu schmierenden Lager nicht an, da sie sich namentlich bei Anwesenheit
                              									von etwas Oel schnell wieder verflüssigen. Weniger harmlos sind dagegen die
                              									Ausscheidungen, die sich bisweilen aus Mischungen von Teerfettöl und Mineralöl
                              									absetzen und einen festen zähen Bodensatz bilden. Diese Ausscheidungen sind auf
                              									einen hohen Asphaltgehalt des Mineralöls zurückzuführen, weshalb man zur Herstellung
                              									von Mischölen nur asphaltfreies Mineralöl und gut abgelagertes, satzfreies
                              									Teerfettöl verwenden darf, oder aber man muß dem Mischöl Zeit zur Bildung der
                              									Abscheidungen geben und hierauf das klare Oel vom Bodensatz abziehen. Da die
                              									Viskosität eines Mischöls erheblich unter dem aus der Viskosität der beiden
                              									Komponenten berechneten Mittelwert liegt, muß man vor der Herstellung von Mischöl
                              									stets erst einen Versuch im kleinen ausführen, um das richtige Mischverhältnis
                              									ausfindig zu machen. Auch Starrschmieren lassen sich mit Hilfe von Teerfettöl in
                              									vorzüglicher Beschaffenheit herstellen, so z.B. aus verseiftem Montanwachs
                              									unter Zumischen von Teerfettöl. Diese Starrschmieren können als Staufferfett,
                              									Förderwagenfett, Walzenbriketts und noch für andere Zwecke verwendet werden. Nimmt
                              									man die Jahreserzeugung unserer Kokereien und Gaswerke an Teer zu 1,5 Mill. t an, so
                              									können aus dieser Teermenge bis zu 150000 t Teerfettöl hergestellt werden. Infolge
                              									der heutigen Kohlennot ist die Erzeugungsmöglichkeit zweifellos erheblich
                              									geringer.
                           Verfasser macht weiter ausführliche Angaben über Schmierversuche an Wagenachsen,
                              									Elektromotoren und Dampfmaschinen, die ein durchaus befriedigendes Ergebnis
                              									lieferten.
                           Sander.
                           
                        
                           Werkstattstechnik.
                           Geschichte der Gewindenormen und der Herstellang von
                                 										Schrauben. Die ältesten Gewinde waren mit Absicht möglichst wild, weil sich
                              									jede Fabrik für Reparaturen unentbehrlich machen wollte. Ausgang des 18.
                              									Jahrhunderts führte Maudslay feste Gangzahlen 3, 3¼, 4,
                              									4½, 6, 8 Gänge auf einen Zoll ein, allerdings zunächst nur für eigenen Bedarf. Clement setzte für jeden Durchmesser eine bestimmte
                              									Gangzahl fest. Die Gewindeform blieb zunächst noch nicht normalisiert. Etwa um 1840
                              									stellte Whitworth nach einer Sammlung der verschiedensten
                              									Schrauben aus englischen Fabriken sein System für Schrauben- und Rohrgewinde auf,
                              									bei dem nun auch das Gewindeprofil festgelegt wurde. Im Jahre 1857 wurde das alte
                              										Whitworth-Gewinde durch ein neues ersetzt, das sich
                              									in Europa verbreitete. In Amerika faßte das Whitworth-Gewinde kaum Fuß. Dort kam das Sellers-Gewinde in Aufnahme, das gegen 1880 die Oberhand gewonnen hatte. 1898
                              									wurde das S.-I.-Gewinde auf dem internationalen Kongreß zur Vereinheitlichung der
                              									Gewinde in Zürich festgelegt.
                           Das älteste Verfahren zur Herstellung von Gewinde bestand darin daß man auf einen
                              									gedrehten Dorn zwei Drähte von bestimmtem Durchmesser dicht nebeneinander
                              									aufwickelte. Der eine Draht wurde wieder abgewickelt und der andere auf dem Dorn
                              									festgelötet. Die so erhaltene Schraube diente entweder als Leitspindel für die
                              									Herstellung anderer Schrauben oder unmittelbar als Maschinenteil. Ein anderes
                              									Verfahren bestand darin, daß man ein dreieckiges Papier mit parallelen Linien um
                              									eine Spindel wiekelte, die Gewindelinie auf diese aufkörnte und das Gewindeprofil
                              									mit dem Meißel oder der Feile von Hand einarbeitete. Zum Schluß wurde ein in einer
                              									um die Spindel gegossenen Weißmetallhülse nachstellbarer Formstahl einigemale auf-
                              									und abgeschraubt und so die Gewindegänge geglättet. Muttern wurden in Bronze oder
                              									Weißmetall um die Spindeln gegossen.
                           Das Schraubenschneiden mit Patronenleitstück war seit dem späten Mittelalter bekannt.
                              									Es konnten auf diese Weise aber nur kurze Schrauben hergestellt werden. Lange
                              									Spindeln mußten auf diese Weise absatzweise geschnitten werden, wodurch sie
                              									naturgemäß recht ungenau wurden. Die Leitmutter bestand oft aus Holz. Ohne
                              									Leitapparat stellten Uhrmacher und später Maudslay
                              									maschinenmäßig Schrauben dadurch her, daß sie ein schräg zur Drehachse gestelltes
                              									Lineal anbrachten, welches den eigentlichen Drehstahl in der Drehachse vor dem
                              									Werkstück vorbeizog, wenn der Querschlitten quer zum Bett geschaltet wurde. Auf
                              									diese Weise stellte Maudslay die erste Leitspindel von
                              									7'' Länge her, die nur auf 1/16'' ungenau war. Dieser Fehler wurde dadurch
                              									korrigiert, daß er die Mutter mit einem Schwinghebel versah, der auf einem
                              									entsprechend schräg gestellten Lineal geführt wurde. Die weitere genaue Herstellung
                              									von Schrauben auf dieser Leitspindelbank war nun einfach.
                           
                           Gewindestähle und Gewindestrehler wurden schon seit 1846 in England hergestellt
                              									und gebraucht. Bodmer stellte Strehler aus einem mit Innengewinde versehenen Ring
                              									durch Zerteilen desselben in mehrere Segmente her.
                           Gewindebohrer waren ursprünglich drei- oder vierkantig und wurden hin- und
                              									hergedreht. Sie quetschten also das Gewinde anstatt es zu schneiden. Maudslay führte Anfang des 19. Jahrhunderts Gewindebohrer
                              									mit Nuten ein, die zum besseren Schneiden hinterfeilt wurden. Auch Vor- und
                              									Nachschneider wurden damals schon gebraucht.
                           Schneideisen und Schneidkluppen kamen in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts
                              									auf. Ursprünglich bestanden sie einfach aus einer gehärteten Mutter. 1856 wurde der
                              									Firma Dandoy-Maillard, Lucq & Co. in Maubeuge ein
                              									Schneideisen neuzeitlicher Form patentiert. Geschlitzte, nachstellbare Schneideisen
                              									sind zuerst 1867 in einer Veröffentlichung von Brown &
                                 										Sharpe erwähnt. (Werkzeugmaschine 1920, Heft 12.)
                           Genauigkeit von Grobmeßwerkzeugen. Prof. Dr. G. Berndt gibt im Betrieb 1920, Heft 9 das Ergebnis von der
                              									Genauigkeitsprüfung einiger Betriebsschublehren, Stahlmaßstäbe und gewöhnlicher
                              									Zollstöcke. Unter Grobmeßwerkzeugen sollen solche Werkzeuge verstanden werden, die
                              									eine Einteilung in 1/1 oder ½ mm und durch Schätzung 1/20 mm zu ermitteln oder mit Nonius im günstigsten
                              									Falle 2/100 mm zu
                              									schätzen gestatten. Die Ablesung an dem Nonius soll ohne Zuhilfenahme von
                              									Vergrößerungsgläsern möglich sein. Soll an einem Nonius 2/100 bis 4/100 mm wirklich genau abgelesen werden,
                              									so muß vor allem verlangt werden, daß die Teilung des Maßstabes und des Nonius bis
                              									auf diesen Grad genau ist.
                           Um diese Voraussetzungen zu prüfen, wurden eine amerikanische, eine deutsche und eine
                              									schweizer Schublehre mit geeichten Parallel-Endmaßen geprüft und die Abweichung der
                              									Teilung mit dem Mikroskop bestimmt. Es zeigten dabei die amerikanische Schublehre
                              									auf dem eigentlichen Maßstabe Abweichungen bis zu 111/1000 mm, auf dem Nonius bis zu 37/1000 mm, die
                              									deutsche auf dem Maßstab bis zu 96/1000 (auf 0° reduziert 58/1000 mm), auf dem Nonius 24/1000 bzw. 23/1000 mm, die
                              									schweizer Lehre auf dem Maßstabe 7/1000 mm, auf dem Nonius 6/1000 mm. Die schweizer Lehre ist also
                              									als Präzissionslehre anzusprechen.
                           Will man mit einer Lehre unmittelbar messen, so muß man außer der Genauigkeit der
                              									Teilung noch prüfen, ob bei geschlossenen Backen die Lehre 0 mm anzeigt, was
                              									meistens nicht der Fall sein wird. Zudem müßte das Meßstück an der Stelle zwischen
                              									die Backen gebracht werden, die sich in der Nullstellung berühren. Wird die Lehre
                              									nur zum Vergleich des Meßstückes mit geeichten Parallel Endmaßen benutzt, so werden
                              									in allen Fällen die Fehler geringer. Die Prüfung der drei genannten Lehren ergab,
                              									daß bei gewöhnlichen Werkstattschublehren nur eine Genauigkeit von 1/10 mm möglich
                              									ist, während sie bei Präzissionsschublehren unter 1/100 mm bleibt.
                           Ein Stahlmaßstab ergab bei seiner Prüfung Abweichungen der Teilung um 56/1000 mm. Dabei
                              									war aber der Fehler des ersten Millimeters bereits 40/1000 mm. Würde man also den Maßstab
                              									nicht als Endmaßstab, sondern als Strichmaßstab benutzen, so würde sich die
                              									Genauigkeit unter 20/1000 mm ergeben haben. Die Genauigkeit des Stahlmaßstabes kann also mit
                              										1/10 oder 1/20 mm angenommen
                              									werden, wobei er als reiner Strichmaßstab benutzt werden sollte.
                           Bei einem Holzmaßstab mit fünf Gelenken ergaben sich innerhalb der Gelenke
                              									Abweichungen der Teilung von nur 1/20 mm, über die ganze Länge von etwas über ¼ mm,
                              									wenn der Maßstab übermäßig in den Gelenken gereckt worden war. Es dürfte sich bei
                              									sorgsamer Behandlung also eine Meßgenauigkeit von etwa ¼ mm erreichen lassen.
                           Schneidziffer beiFlächenschleifmaschinen. Die Beziehungen zwischen dem
                              									Anpressungsdruck P eines Werkstückes an die
                              									Schleifscheibe und der Umfangskraft P' an der
                              									Schleifscheibe, sind, soweit bekannt, zuerst im Jahre 1902 von dem Franzosen Codron untersucht und veröffentlicht worden. Codron machte seine Versuche auf der gewölbten Seite von
                              									Sandstein- und Schmirgelscheiben, und bestimmte die Schneidziffer f = P' : P, eine Zahl, die also mit der Reibungszahl für
                              									gleitende Reibung vielfach zusammenfällt. Er fand bei seinen Versuchen die
                              									nachstehend zusammengestellten Werte. Durch die Ergebnisse wird bestätigt, daß eine
                              									weiche Scheibe sich selbst scharf erhält, was sich in dem hohen Wert für f bei weichen Scheiben wiederspiegelt. Daß
                              									Schmirgelscheiben eine durchschnittlich höhere Schneidziffer haben als
                              									Sandsteinscheiben dürfte gut einleuchten.
                           Die Diskuswerke in Frankfurt a. M. haben ähnliche Versuche
                              									an ihren bekannten Stahlscheiben mit aufgezogenem Schleifbelag ausgeführt und
                              									gefunden, daß die Schneidziffer wesentlich von der Güte des Schleifmittels, der
                              									Größe des Kornes, der Beschaffenheit der Bindung und dem Grade der Verschmierung der
                              									Scheibe ferner noch von der Schnittgeschwindigkeit und dem Anpressungsdruck abhängig
                              									ist.
                           Schneidziffern an Sandsteinscheiben (Codron).
                           Umfangsgeschw. etwa 2 m/sek. Anpressungsdruck 30 bis 40 g/mm2.
                           
                              
                                 
                                 Eisen
                                 weichesGußeisen
                                 nichtgehärteterWerk-zeugsthal
                                 gehärteterWerk-zeugsthal
                                 
                              
                                 Weiche Scheibe
                                 0,85–0,90
                                 0,45–0,50
                                 0,75–0,80
                                 0,50
                                 
                              
                                 desgl. etwas ver-   schmiert
                                 0,80–0,85
                                 0,40–0,45
                                 0,65–0,70
                                 0,40
                                 
                              
                                 mittelkörnige Scheibe,   nicht verschmiert
                                 0,75–0,80
                                 0,35
                                 0,70
                                 0,40
                                 
                              
                                 desgl. verschmiert
                                 0,70
                                 0,30
                                 0,60
                                 0,30
                                 
                              
                                 Harte Scheibe mitgrobem Korn,
                                    											nicht    verschmiert
                                 0,60
                                 0,30
                                 0,60
                                 0,35
                                 
                              
                                 desgl. verschmiert
                                 0,50
                                 0,25
                                 0,50
                                 0,30
                                 
                              
                           Schneidziffern an Schmirgelschleifscheiben (Codron). Umfangsgeschwindigkeit 21,4 m/sek.
                           
                              
                                 Anpressungsdruck
                                 Eisen
                                 weichesGußeisen
                                 angelasse-ner Stahl
                                 gehärteterStahl
                                 
                              
                                 17 g/mm2
                                 0,95
                                 0,40
                                 0,85
                                 –
                                 
                              
                                 27 g/mm2
                                 0,97
                                 0,47
                                 0,90
                                 0,44
                                 
                              
                                 37 g/mm2
                                 –
                                 0,52
                                 –
                                 0,52
                                 
                              
                           Schneidziffern an Schmirgelschleifscheiben (Diskuswerke). Werkstück Flußeisen 60 × 60 mm.
                           
                              
                                 Schleifscheibe
                                 Umfangs-geschwindig-keit
                                 Anpressungsdruck
                                 
                              
                                 rd.1 g/mm2
                                 rd.1,7 g/mm2
                                 rd.2,55 g/mm2
                                 
                              
                                 Alundumscheibe
                                   rd. 22 m/sek.
                                 0,50
                                 0,46–0,55
                                 0,50–0,58
                                 
                              
                                 desgl.
                                    „  32     „
                                 0,57
                                 0,55
                                 0,58
                                 
                              
                                 feine Alundum-scheibe
                                    „  22     „
                                 0,71
                                 0,73–0,80
                                 –
                                 
                              
                                 desgl.
                                    „  32     „
                                 0,51–0,74
                                 0,61–0,74
                                 –
                                 
                              
                                 Karborundum-scheibe
                                    „  22     „
                                 0,50–0,64
                                 0,54
                                 0,50–0,54
                                 
                              
                                 desgl.
                                    „  22     „
                                 0,67
                                 0,64–0,69
                                 0,58–0,55
                                 
                              
                                 desgl.
                                    „  32     „
                                 0,50
                                 0,46–0,54
                                 0,50
                                 
                              
                                 desgl.
                                    „  32     „
                                 0,57–0,60
                                 0,50–0,57
                                 0,54
                                 
                              
                           (Werkstattstechnik 1920, Heft 11.)
                           Ernst Preger.
                           
                        
                           Elektrotechnik.
                           Theorie der Streuströme. Um den Einfluß, den Widerstand
                              									der Gleise, Ueberleitungswiderstand von den Gleisen zur Erde oder zu den Röhren
                              									haben, Speisepunktentfernung 
                              									und dergl. bei elektrischen Bahnen richtig einschätzen und hiernach die
                              									zweckmäßigsten Schutzmaßnahmen gegen Schäden durch Streuströme, die. aus. den
                              									Gleisen in die Erde entweichen, treffen zu können, ist genaue Durchrechnung nötig.
                              									Messungen an einer ausgeführten Bahnanlage können zwar für diese einzelne Anlage
                              									maßgebende Aufklärung bringen, solche Messungen sind aber von vielen Zufälligkeiten
                              									abhängig und haben daher meist nur örtliche Bedeutung. Aus richtig aufgestellten
                              									Formeln oder Schaulinien kann aber vom Ingenieur leicht die Bedeutung der einzelnen
                              									Größen abgelesen und die Gefährdung beurteilt werden. Es können hiernach die
                              									zweckmäßigsten Maßnahmen für bestimmte Sonderfälle getroffen werden, wenn die
                              									Widerstandsverhältnisse und dergl. bekannt sind. Die Aufstellung allgemein gültiger
                              									Formeln hat daher nicht allein theoretische Bedeutung. Im Bureau of Standards wurden
                              									in Heft 63 der Technologie Papers „Leakage of Current from Electric Railway“
                              									von Burton M'Collum und K. H. Logan, Washington 1916 nach deutschem VorbildMichalke, Die vagabundierenden Ströme elektrischer
                                    											Bahnen. Braunschweig 1904. die theoretischen Grundlagen für den
                              									Verlauf und die Stärke der Streuströme rechnerisch verfolgt.
                           Die Rechnungen werden unter Vernachlässigung des Widerstandes in den Röhren oder in
                              									der Erde durchgeführt. Die Schlußfolgerungen gelten daher nur unter diesen
                              									Voraussetzungen. Der Wert von Schutzmaßnahmen an den Röhren, wie z.B. Einfügen von
                              									Isolierstücken in die Rohrleitung oder andererseits der Herstellung gut leitender
                              									Verbindung der einzelnen Rohrstücke beim Absäugen von eingedrungenen Rohrströmen
                              									kann hiernach aus den Formeln nicht entnommen werdenUnter Berücksichtigung des Rohrwiderstandes sind entsprechende Rechnungen
                                    											durchgeführt im Archiv der Mathematik und Physik (3) Bd. 12, Heft 1, S.
                                    											52,1907..
                           Die Berechnung der Streustromstärke und der in Betracht kommenden Spannungen führt zu
                              									Exponentialwerten, die sich kurz in hyperbolischen Funktionen ausdrücken lassen. Da
                              									sich die vielseitigen Schlußfolgerungen genau nur ziehen lassen, wenn mit den
                              									strengen Formeln gerechnet wird, angenäherte vereinfachte Formeln nur unter
                              									bestimmten Voraussetzungen gelten, ist trotz der für die Allgemeinheit
                              									verständlicheren Näherungswerte auf solche verzichtet worden, zumal für den Kundigen
                              									das Rechnen mit Hyperbelfunktionen, für die ähnlich den Logarithmentafeln
                              									übersichtliche Tafeln vorhanden sind, nicht schwierig ist. Um aber auch eine
                              									allgemein verständliche Darstellung und übersichtliche Werte zu erhalten, sind für
                              									verschiedene, erfahrungsgemäß im Betrieb vorkommende Werte des
                              									Ueberleitungswiderstandes von Gleis zur Erde und des Widerstandes in den Gleisen
                              									eine Anzahl von Schaulinien gezeichnet, welche die Aenderung der Streuströme an
                              									verschiedenen Gleisstellen unter den verschiedenartigsten Verhältnissen zeigen.
                           Aus den Formeln ergibt sich, daß Erhöhung des Gleiswiderstandes in gleichem Maße die
                              									Entwicklung der Streuströme begünstigt, wie die Verminderung des
                              									Ueberleitungswiderstandes von den Gleisen zur Erde. Dies zeigt den Wert großen
                              									Schienenprofils und der stets gut leitend zu erhaltenden Schienenstoßverbindung und
                              									der Isolierung der Gleise. Die Ströme treten aus den Gleisen ferner umso stärker
                              									aus, je weiter die Speisepunkte entfernt sind. Bei kurzen Gleisstrecken gilt
                              									angenähert das Gesetz, daß der Prozentsatz des Gesamtstroms, der aus den Gleisen
                              									entweicht, wie das Quadrat der Speisepunktentfernung wächst. Bei großen Entfernungen
                              									der Speisepunkte nehmen die Streuströme bei steigender Länge der Strecke nicht in
                              									gleichem Maße zu, wie bei kurzen Entfernungen. In Außenstrecken, in denen die
                              									Entfernung der Speisepunkte sehr groß ist, kann es vorkommen, daß fast der
                              									gesamte Rückstrom seinen Weg durch die Erde nimmt.
                           Wenn, wie dies bei deutschen Bahnen stets zutrifft, die negative Sammelschiene nicht
                              									geerdet ist, so bilden sich positive (Gefahr-) Gebiete in der Nähe des Kraftwerks
                              									und negative (Einzugs-) Gebiete am entferntesten Ende oder in der Mitte zwischen
                              									zwei Speisepunkten aus. Die Ausdehnung des Gefahrgebietes kann sich je nach der
                              									Länge der Strecke nach dem Gleis- und Ueberleitungswiderstand verschieden weit
                              									erstrecken. Würde man die Oberleitung an die negative Sammelschiene anschließen, so
                              									würde sich zwar die Zeitdauer, in der sich ein größerer Schaden an den Röhren zeigt,
                              									verlängern, der Angriff würde sich aber über ein größeres Gebiet ausdehnen, die
                              									Gesamtmenge des durch die Streuströme in der Erde zerstörten Metalls an Gas- und
                              									Wasserrohren oder Kabelmänteln würde unverändert bleiben.
                           Die Formeln zeigen ferner, wie ungünstig bezüglich der Entwicklung und Ausbreitung
                              									der Streuströme das Erden der negativen Sammelschiene wirkt, so daß dieses Erden,
                              									das nach den deutschen Vorschriften nicht gestattet ist, in amerikanischen Bahnen
                              									aber zuweilen angewendet wird, nicht zu empfehlen ist.
                           Das Spannungsgefälle in den Gleisen wird durch entweichende Streuströme vermindert.
                              									Geringes Spannungsgefälle in den Gleisen, das ist die Spannung auf die
                              									Längeneinheit, ist daher kein untrügliches Zeichen für günstige Verhältnisse
                              									bezüglich Rohrgefährdung. Im Gegenteil kann ein geringes Gefälle Zeichen für
                              									überstarke Entwicklung von Streuströmen sein, wenn sich rechnerisch ein bedeutend
                              									höherer Wert ergibt. Um solches Gefälle richtig zu deuten, müssen noch die übrigen
                              									Gleis- und Bodenverhältnisse in Rücksicht gezogen werden. Bei langen Strecken ist
                              									die Verminderung der Gleisspannung, das ist die höchste Spannung, die zwischen
                              									einzelnen Stellen im Gleise auftritt, bei Nebenleitung durch die Erde größer als bei
                              									kürzeren. Für sehr lange Strecken kann selbst bei mäßig starkem Stromentweichen die
                              									Spannung auf den fünften Teil, bei geerdeter, negativer Sammelschiene auf den
                              									zwanzigsten Teil sinken.
                           Die Spannung zwischen Gleis und Erde, die vielfach als ein Maß der Gefährdung
                              									angesehen wird, wächst mit zunehmendem Gleiswiderstand der Speisepunktentfernung,
                              									während niedriger Ueberleitungswiderstand diese Spannung vermindert. Hohe Gleis- und
                              									geringe Ueberleitungswiderstände haben beide die Wirkung, die Ausdehnung des
                              									Gefahrgebietes zu verringern, das gleiche ist bei großer Speisepunktentfernung der
                              									Fall. Es wächst so die Gefährdung im Gefahrgebiet, da die Schäden sich zwar nur auf
                              									ein enges Gebiet erstrecken, aber in diesem um so ernster sind. Eine verhältnismäßig
                              									geringe Ausdehnung des Gefahrgebietes ist daher im allgemeinen ein Zeichen
                              									gefährlicher Streustrom-Zustände.
                           Keinerlei Formeln sind entwickelt für die Berechnung der Stromdichte an den Rohren,
                              									wenn die Spannung zwischen Rohr und Gleis, die Leitfähigkeit des Bodens gemessen und
                              									die Abmessungen von Rohr und Gleis bestimmt sind, obwohl die Dichte des aus den
                              									Rohren in die Erde austretenden Stromes für die Gefährdung der Rohre bestimmend
                              										istVergl. Archiv der Mathematik und Physik 1907 l. c..
                           Dr. Michalke.
                           
                        
                           Persönliches.
                           Dem Seniorchef der Bergischen Stahl-Industrie, Gußstahlfabrik Remscheid, Geheimen
                              									Kommerzienrat Böker; dem Oberingenieur Prof. Schmidthenner, Heidenheim; dem Fabrikant Koppers, Essen; dem Vorsitzenden des Vereins Deutscher
                              									Ingenieure, Generaldirektor 
                              									
                              									Reinhardt wurde anläßlich der fünfzigjährigen Jubelfeier
                              									der Technischen Hochschule Aachen die Würde eines Dr.-Ing. E. h. verliehen.
                           Unser Mitarbeiter Herr Dr.-Ing. Th. Rümelin, der sich auf
                              									dem Gebiet der Wasserkraftanlagen weiteren Kreisen bekannt gemacht hat, ist
                              									unerwartet am 9. November gestorben.
                           Berichtigung
                           zu Schreber: Die Zustandsfläche des
                                 										Wasserdampfes, Heft 21, S. 227: Das Bild ist um 100° zu drehen in der
                              									Richtung