| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Wr. | 
| Fundstelle: | Band 335, Jahrgang 1920, S. 278 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Maschinentechnik.
                           Leerlaufeinrichtungen für Lokomotiven. In Abb. 1 ist das Diagramm einer leerlaufenden Lokomotive
                              									abgebildet. Während der Ausströmung herrscht der kleine Ueberdruck p0 im Zylinder. Von d bis a tritt Verdichtung
                              									ein. Bei a beginnt die Voröffnung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 2.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 3.
                              
                           Während der Einströmung herrscht im Zylinder der Unterdruck
                              										pu, der durch die
                              									Saugwirkung des Kolbens entsteht. Bei Beginn der Ausströmung strömt dann Luft mit
                              									Rauchgasen vermischt in den Zylinder. Durch das Rücksaugen von Rauchgasen entstehen
                              									bei Verwendung von Kolbenschiebern an den Laufflächen Anfressungen. Mat hat deshalb
                              									bei Lokomotiven, insbesondere bei Heißdampflokomotiven, Leerlaufeinrichtungen
                              									angeordnet. Solche Einrichtungen bestehen entweder aus Luftventilen,
                              									Druckausgleichern, die beide Kolbenseiten miteinander verbinden, oder
                              									Umlaufvorrichtungen, die eine Verbindung zwischen Ein- und Ausströmrohre herstellen.
                              									Luftventile wurden anfangs an den Zylinderdeckeln angeordnet, und erhielten wegen
                              									Platzmangel nur kleine Abmessungen. Abb. 2 zeigt die
                              									Bauart der Knorrbremse A.-G. mit Steuerung von Hand
                              									mittels Druckluft. In Abb. 3 ist die Bauart Kolomna mit Steuerung vom Regler dargestellt. Das
                              									Kolomna-Ventil wird durch den Steuerdampf zunächst geschlossen, fällt dieser Druck
                              									weg, so geht das Ventil durch Federdruck auf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 4.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 5.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 6.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 277
                              Abb. 7.
                              
                           Um die Nachteile der Luftventile zu vermeiden, sind 
                              									die Druckausgleicher entstanden. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, den
                              									Umlaufkanal der beiden Kolbenräume rechtzeitig wieder zu schließen. Eine bekannte
                              									Einrichtung ist die amerikanische Nebenleitung „by-pass“, die in Abb. 4 in verbesserter Form dargestellt ist Die
                              									Kolbenringe k sind aber nicht dauernd dicht zu halten,
                              									außerdem muß die Feder f kräftig ausgeführt sein. In
                              										Abb. 5 und 6 ist
                              									an Stelle des Ventils ein Kolbenschieber verwendet. Der Druckausgleicher nach Abb. 7 ist als Doppelsitzventil ausgeführt, das die
                              									beiden Kanäle p und q
                              									abschließt. Es dient zugleich als Sicherheitsventil, bei Wasserschlag hebt es sich
                              									entgegen dem von oben wirkenden Dampfdruck ab. Dies ist auch bei Abb. 4 der Fall. Der Druckausgleicher der Knorrbremse A.-G. hat nur ein Ventil mit
                              									Entlastungskolben. Es wird mittels Druckluft von Hand gesteuert (Abb. 8).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 278
                              Abb. 8.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 278
                              Abb. 9.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 278
                              Abb. 10.
                              
                           Bei mehrzylindrigen Lokomotiven ist es zweckmäßig, Umlauf Vorrichtungen zu verwenden.
                              									Es wird dadurch ein Rücksaugen der Rauchgase und die Anfachung der Feuerung
                              									verhindert. Dabei wird das Einströmrohr mit dem Ausströmrohr verbunden und der
                              									Blasrohrkopf abgeschlossen. Es findet dann ein fortwährendes Umlaufen des in den
                              									Zylindern und Dampfrohren verbliebenen Dampfrestes statt, weshalb der Ausdruck
                              										„Umlaufvorrichtung“ gewählt ist. Abb. 9
                              									zeigt eine solche Vorrichtung. Beim Oeffnen des Reglers wird der Schieber b mit dem Ventil a durch
                              									den kleinen Kolben c gehoben. Der Schieber b hat Spiel, ebenso braucht auch der Kolben c nicht ganz dicht sein. Bei drei- und vierzylindrigen
                              									Lokomotiven ist die Anordnung nach Abb. 10
                              									zweckmäßig. Der Frischdampf schiebt den Kolben k vor,
                              									wodurch das Ventil zugedrückt und die Blasrohrklappe l
                              									geöffnet wird. (Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1920, S. 784 bis 788.)
                           W.
                           l F-Vierzylinderverbund- Heißdampflokomotive der
                                 										Württembergischen Staatseisenbahnen. Um den Güterzugbetrieb
                              									leistungsfähiger zu gestalten, beschloß der Verein deutscher Eisenbahnverwaltungen
                              									im Jahre 1913, Zughaken und Kupplungen einzuführen, die für eine Zugkraft von 21 t
                              									ausreichten. Etwa zu derselben Zeit schritt die württembergische Eisenbahnverwaltung
                              									zum Ersatze ihrer E-Heißdampf-Zwillingslokomotiven. Sie forderte, um die verstärkten
                              									Zugvorrichtungen ausnutzen zu können, für die zu bauenden neuen, kräftigeren
                              									Maschinen ebenfalls 21 t Zugkraft. Da ferner ein Heizer zur Bedienung ausreichen
                              									sollte und man von der Verwendung flüssiger Brennstoffe und mechanischer
                              									Rostbeschickung absah, ergaben sich solche Abmessungen für den Kessel, daß eine
                              									Bauart mit sechs Kuppelachsen in gemeinsamem Rahmengestell zweckmäßig erschien. Der
                              									zulässige Raddruck wurde nicht überschritten. Die vordere Bisselachse sowie die
                              									erste und sechste Kuppelachse haben größeres Seitenspiel, während die vier
                              									mittleren, von denen zwei unmittelbaren Antrieb erhielten, fest gelagert sind. Die
                              									Ausführung der Lokomotiven übernahm die Maschinenfabrik
                                 										Eßlingen unter steter Fühlungnahme mit dem maschinentechnischen Büro der
                              									Generaldirektion der württembergischen Staatsbahnen. Die zuerst bestellten drei
                              									Lokomotiven wurden Januar 1918 abgeliefert. Zwölf später in Auftrag gegebene kamen
                              									im Frühjahre 1919 in Betrieb. Die Hauptabmessungen sind folgende: Durchmesser von
                              									Hoch- und Niederdruckzylinder 510 bzw. 760 mm, Kolbenhub 650 mm, Ueberdruck 15 at,
                              									Verdampfungsheizfläche 233,5 m2, Ueberhitzer- und
                              									Vorwärmerheizfläche 80 bzw. 20,4 m2, Rostfläche
                              									4,2 m2, Leergewicht 95,2 t, Reibungsgewicht 93,5
                              									t, Dienstgewicht 106,5 t, Gewicht einschließlich des Tenders 153,3 t, Gesamtlänge
                              									20,2 m. Eine Uebersicht der Lastverteilung 
                              									sowie Angabe der noch fehlenden Hauptmaße sind aus der Abbildung zu ersehen.
                              									Der Kessel setzt sich aus zwei zylindrischen Schüssen von 1858 und 1820 mm
                              									Innendurchmesser sowie 19 mm Blechdicke zusammen. Der Feuerkasten hat eine
                              									rechteckige Grundform und schließt sich mit halbrunder Decke glatt an den Langkessel
                              									an. Die Rostfläche liegt schräg zur Erleichterung der Beschickung. Ueberdies wurde
                              									die Möglichkeit geschaffen, das vordere Rostende tief zwischen die vierte und fünfte
                              									Kuppelachse einzulassen. Hierdurch ergab sich eine für die Flammenentwicklung
                              									günstige Höhe zwischen Feuergewölbe und Rostoberfläche. Die drei ersten Lokomotiven
                              									erhielten kupferne, die übrigen eiserne Feuerbüchsen. Bei letzteren wurde die auf
                              									vier Wasserrohren lagernde Feuerbrücke versuchsweise nach unten gewölbt. Dadurch
                              									bekam man an den Wänden unter der Brücke reichlich freie Höhe. Es wurden auf diese
                              									Weise Wärmestauungen und Stichflammenwirkungen mit ihren für die Seitenwände der
                              									Feuerbüchse schädlichen Folgen vermieden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 335, S. 279
                              
                           Eine Klapptür lenkt die Oberluft gegen die Hinterkante der
                              									Feuerbrücke. Sie vermischt sich infolgedessen innig mit den dort aufsteigenden
                              									Rauchgasen. Auch vermeidet man die Abkühlung der Rohrwand durch unmittelbar
                              									einströmende kalte Luft. Inmitten des Rostes ist ein Kipprost angebracht. Hierdurch
                              									wird die Beseitigung der Asche erleichtert. Das Zusammenbacken der Schlacke
                              									verhindert eine unter dem Roste befindliche Dampfbrause. Reichliche Luftzufuhr
                              									erfolgt durch zwei nach vorn gerichtete Klappen in dem trichterförmigen
                              									Aschenkasten. Lange, im Dampfraume liegende Stangen dienen zur Verankerung des
                              									Oberteiles der Feuerkiste. Sie dehnen sich entsprechend der Dampftemperatur und
                              									erleichtern das „freie Atmen“ des Kessels. Die Stehbolzen der zuerst
                              									fertiggestellten Lokomotiven sind aus durchlochtem Rundkupfer. Nur an den am
                              									stärksten beanspruchten Stellen wurde Manganbronze verwendet. Die zuletzt
                              									gelieferten Maschinen haben Stehbolzen von weichem Schweißeisen. Der Dampfdom ist
                              									aus Stahlguß und befindet sich in der Mitte des Kessels, damit auch bei
                              									Schrägstellung der Maschine auf Steigungen und bei Anstauungen des Wassers im
                              									Vorderteile infolge Bremsens der Dampfraum unter dem Dome tunlichst unverändert
                              									bleibt. Eine Regelung der nach Schmidtschem System
                              									erfolgenden Ueberhitzung ist möglich. Zur Feueranfachung dient ein durch Spindel und
                              									Handrad verstellbaresverstellberes Düsenblasrohr. Zur Ausrüstung des Kessels gehört ein Flachschieberregler,
                              									zwei Hochhub – Sicherheitsventile, zwei selbstschließende Wasserstände, eine nicht
                              									saugende Strahlpumpe und eine Dampfpumpe von Knorr, die
                              									das Speisewasser in einen Vorwärmer drückt. Dieser wird von der Flüssigkeit in
                              									vielen Windungen mit großer Geschwindigkeit durchflössen. Infolgedessen tritt eine
                              									wirksame Erhitzung ein und wird ein Steinansatz möglichst vermieden. Den jeweiligen
                              									Zustand der Vorwärmerrohre kann man durch drei Schaulöcher beobachten. Eine
                              									selbsttätige Vorrichtung bewirkt, daß beim Ausbleiben des Abdampfes Frischdampf in
                              									den Vorwärmer tritt. Das Kaltspeisen wird also auf jeden Fall verhindert. Die
                              									Dampfentnahmeventile für Luft-, Speise-, Strahlpumpe, Hilfsbläser und
                              									Rostbrause befinden sich an einem gemeinsamen Armaturstutzen. Eine solche Anordnung
                              									ermöglicht die Vornahme von Nacharbeiten, auch wenn der Kessel unter Druck steht.
                              									Dieser ist vorn durch den Zylindersattel, am hinteren Stehkesselende durch zwei
                              									Gleitlager und unter dem Langkessel durch zwei Pendelbleche mit dem
                              									Hauptrahmengestell verbunden. Auf dasselbe werden die seitlichen Führungskräfte von
                              									der Bisselachse durch zwei Blattfedern übertragen. Die beiden mittleren Kuppelachsen
                              									dienen zum Antrieb. Ihre Spurkränze sind etwas schmaler gedreht, damit beim
                              									Durchfahren von Gleiskrümmungen keine Schwierigkeiten entstehen. Durch eine
                              									Rückstellvorrichtung mit zwei Schneckenfedern werden beim Rückwärtsfahren zu starke
                              									Seitendrücke an der vorletzten, festgelagerten Kuppelachse vermieden. Das
                              									Hauptrahmengestell besitzt zahlreiche Querversteifungen, die als Träger für den
                              									Bremszylinder, die Geradführungen usw. benutzt werden. Der Stoßbalken vorn und der
                              									Zugbalken hinten sind besonders kräftig. Mit Rücksicht auf die tiefste Stellung der
                              									inneren Kurbelstangen mußte man die der vordersten, doppelt gekröpften Kurbelachse
                              									vorgelagerte zweite Kuppelachse ebenfalls doppelt kröpfen. Erstere ist aus
                              									Siemens-Martin-Sonderstahl, während die übrigen Achsen aus Martin-Flußstahl
                              									bestehen. Die Lagerschalen sind meist aus Flußeisenguß und mit einer wenig
                              									zinnhaltigen Bleilegierung ausgegossen. Die Verbund Wirkung bot außer den bekannten
                              									wärmetechnischen Vorzügen die Möglichkeit, Dampflässigkeitsverluste zu vermeiden.
                              									Diese treten bei einstufiger Dampfdehnung auf, da sich die Spannungen auf beiden
                              									Kolbenseiten stark unterscheiden und alle Zylinder unmittelbar an den Auspuff
                              									angeschlossen sind. Auch verlaufen bei Verbundwirkung die Kolbenkräfte wesentlich
                              									gleichmäßiger. Die inneren Hochdruckzylinder arbeiten auf die doppelt gekröpfte
                              									dritte Kuppelachse, die äußeren Niederdruckzylinder auf die vierte. gerade
                              									Kuppelachse. Daher geht nur die Hälfte der Kolbenkräfte durch die Kropfachse.
                              									Allerdings wurden die äußeren Kurbelstangen 3,65 m lang. Die Niederdruckschieber
                              									werden unmittelbar, die Hochdruckschieber durch Zwischenwelle und Umkehrhebel von
                              									einer Heusinger-Steuerung angetrieben. Das Raumverhältnis der Zylinder ist 1 : 2,2.
                              									Bei starker Beanspruchung der Maschine und beim Anfahren kann man mit Hilfe eines
                              									besonderen Ventils Frischdampf in den Verbinderraum treten lassen, Beide
                              									Hochdruckzylinder haben gemeinsame Ein- und Ausströmräume. Dadurch ergibt sich ein
                              									ausreichender Behälterinhalt. Alle Zylinder besitzen Sicherheitsventile gegen
                              									Wasserschlag, Luftsaugeventile für Leerlauf und Entwässerungsvorrichtungen. Die
                              									Umsteuerung geschieht mit Schraube und Handrad. 42 Schmierstellen werden von
                              									Bosch-Oelern versorgt. Eine Schmierpresse liefert Heißdampföl, eine andere
                              									Maschinenöl. Zum Teile kommt aber auch Fettschmierung mit Staufferbüchsen zur
                              									Anwendung. Die Lokomotiven sind mit Geschwindigkeitsmesser, Druckluft-Triebradbremse
                              									und Druckluft-Sandstreuer, Bauart Knorr, ausgerüstet. Der
                              									vierachsige Tender faßt 20 m3 Wasser und 7 t
                              									Kohle. Die Leistung der Maschinen wurde nach den Strahlschen Formeln errechnet. Wie der vor allem am Vorentwurfe der
                              									beschriebenen Lokomotivbauart beteiligte Baurat W. Dauner
                              									in Heft 41 der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure mitteilt, erhielt man
                              									bei einer Rostbeanspruchung von 500 kg/m2 eine
                              									stündliche Dampferzeugung von 3750 kg auf 1 m2
                              									Rostfläche. Bei einer Ueberhitzung auf 325° reichten 6,5 kg Dampf für 1 PSi-st aus. Die größte 
                              									Maschinenleistung ergab sich zu 2300 PSi und
                              									die Höchstgeschwindigkeit zu 60,4 km/st. (Zeitschrift des Vereins deutscher
                              									Ingenieure, Heft 41.)
                           Schmolke.
                           
                        
                           Gastechnik.
                           Koksofengas für Städteversorgung in England. Das Gaswerk
                              									der Stadt Margam war an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit angelangt und konnte
                              									nur unter Aufwendung erheblicher Kosten erweitert werden. Da sich in der Nähe von
                              									Margam Kohlenzechen befinden und namentlich in nur 137 m Entfernung von dem Gaswerk
                              									eine Koksofenbatterie von 120 Oefen betrieben wird, wurde der Anschluß des Gaswerks
                              									an diese Kokerei erwogen. Aus diesem Anlaß wurde der Leiter des Gaswerks, E. Rees, von der Stadtverwaltung beauftragt, eine Reihe
                              									derartiger Anlagen zu besichtigen. Hierbei ergab sich, daß diejenigen Kokereien, die
                              									ihre Oefen mit zwei Vorlagen und einer doppelten Gasleitung versehen haben und daher
                              									in der Lage waren, nur während der günstigsten Zeit der Garung Gas für die Lieferung
                              									an die Städte abzugeben, bezüglich der Beschaffenheit des Gases die günstigsten
                              									Erfahrungen aufwiesen. Dagegen sind die Betriebsverhältnisse in Wales, wo die
                              									Koksöfen zumeist nur mit einer einzigen Hauptleitung versehen sind, weniger gut; in
                              									diesem Falle darf dem Koksofengas das Benzol nicht entzogen werden, da sonst der
                              									Heizwert unter das zulässige Maß (4500 WE) herabsinkt. Wie Verfasser auf Grund
                              									angeführter Analysen darlegt, enthält das Koksofengas 8 bis 13 v. H. Stickstoff,
                              									wodurch der Heizwert stark beeinflußt wird. Der ungünstige Einfluß des hohen
                              									Stickstoffgehaltes kann jedoch aufgehoben werden, wenn man das Gas unter etwas
                              									höherem Druck als sonst abgibt. Verfasser empfiehlt die Verwendung von Koksofengas
                              									zur Versorgung der Städte, weil hierdurch die Städte meist in der Lage seien, ihren
                              									Abnehmern das Gas zu billigerem Preis zu liefern, wodurch der Absatz gefördert
                              									werde, dann aber auch vom nationalen Gesichtspunkt aus, damit die Kohlenvorräte des
                              									Landes möglichst nutzbringend verwertet und ihre wertvollen Bestandteile möglichst
                              									restlos ausgenutzt würden. Unter Hinweis auf die günstigen Erfahrungen, die man in
                              									Deutschland und Amerika mit Koksofengaslieferung an Städte gemacht habe, gibt
                              									Verfasser der Ueberzeugung Ausdruck, daß auch in Wales die weitere Ausnutzung von
                              									Koksofengas nicht weiter aufgeschoben werde. Was die Sicherheit des Betriebes
                              									anlangt, die bisweilen als ungenügend bezeichnet wird, weil der Betrieb der
                              									Kokereien zu sehr von der Nachfrage nach Eisen und Stahl aßhängig sei, so bemerkt
                              									Verfasser, daß die Kokerei in Margam auch Gas an eine elektrische Zentrale liefere,
                              									die mehrere Eisen- und Stahlwerke versorge, die stets in Betrieb gehalten werden
                              									müßten. (Stahl und Eisen 1919, S. 301 bis 302).
                           Ueber die Detonation einer Kalorimeterbombe macht Dr. Aufhäuser interessante Mitteilungen in der Zeitschrift
                              									für angewandte Chemie, Bd. 32, I., S. 223. Der Unfall ereignete sich bei der
                              									Bestimmung der Verbrennungswärme von Rohnaphthalin. Die benutzte Kalorimeterbombe,
                              									Bauart Kroeker, hatte bereits zu mehr als 4000
                              									Verbrennungen Verwendung gefunden und befand sich in gutem Zustand. Die Zündung
                              									verlief ordnungsgemäß, aber unmittelbar danach erfolgte ein gewaltiger Knall, wobei
                              									gleichzeitig die Wasserfüllung des Kalorimeters (2,5 l) herausgeschleudert wurde.
                              									Das Wasser war mit Ruß vermischt und spritzte bis in die entferntesten Ecken des
                              									Raumes. Thermometer und Rührwerk wurden beschädigt und das Wassergefäß zeigte am
                              									Boden ein Loch. Die nähere Untersuchung der Bombe, die umgeworfen in dem völlig
                              									leergelaufenen Wassergefäß lag, zeigte, daß aus dem Rand des aufgeschraubten Deckels
                              									ein fingerbreites Stück Stahl glatt herausgeschmolzen war. Im Innern der Bombe
                              									war die Emailleverkleidung an zahlreichen Stellen abgesprungen und sowohl die
                              									Platinelektrode als auch das Einleitungrohr für den Sauerstoff waren deformiert, die
                              									Platineinlage im Deckel war an mehreren Stellen grubenförmig geschmolzen und das
                              									ganze Innere der Bombe war stark verrußt. Der Bleiring im Bombendeckel war an vier
                              									Stellen geschmolzen, namentlich da, wo am Rand des Deckels selbst ein Stück
                              									herausgeschmolzen war.
                           Das Rohnaphthalin, dessen Verbrennungswärme bestimmt werden sollte, war stark
                              									ölhaltig, seine Verbrennungswärme betrug 9370 WE. Es war bereits zweimal Verbrannt
                              									worden, und zwar sowohl in der zerstörten als auch in einer anderen Bombe. Der
                              									Vorfall ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß der mit der Untersuchung
                              									betraute Laborant zu viel Rohnaphthalin (über 1 g) in die Bombe gebracht hatte und
                              									daß jedenfalls auch eine Stichflamme bei der Verbrennung entstand. Infolgedessen
                              									wurde der zur Dichtung des Deckels dienende Bleiring örtlich weggeschmolzen, ein
                              									explosives Gemisch von Oeldampf und Sauerstoff gelangte zwischen die Dichtungflächen
                              									und verbrannte hier, wobei die Bombe infolge des übermäßig hohen Druckes und der
                              									hohen Temperatur aufgerissen wurde. Der Vorfall gemahnt, bei der Verbrennung
                              									hochwertiger flüssiger Brennstoffe Vorsicht walten zu lassen und nicht mehr als 0,7
                              									g hierbei anzuwenden.
                           Gewinnung von Leuchtölaus Marinetreiböl. Um den Mangel an Leuchtstoffen zu
                              									mildern, der sich in ländlichen Gegenden ohne Gas- und Stromversorgung immer noch
                              									recht unangenehm bemerkbar macht, hat Prof. von Walther
                              									versucht, aus rumänischem Marinetreiböl, von dem nach Kriegsende noch erhebliche
                              									Bestände vorhanden waren, durch sorgfältige Destillation ein Leuchtöl zu gewinnen,
                              									das wie Petroleum in den üblichen Lampen gebrannt werden kann. Das zu den Versuchen
                              									benutzte Marinetreiböl war von dunkelbrauner Farbe, es hatte nur schwachen Geruch
                              									und ein spez. Gewicht von 0,8675. Das Oel begann bei 135° zu sieden, die
                              									Destillation wurde bis 315° fortgesetzt, wobei 78 v. H. der angewandten Oelmenge
                              									über destillierten. Das Destillat hatte ein etwas höheres spez. Gewicht als
                              									amerikanisches Petroleum, das bei etwa den gleichen Siedegrenzen ein spez. Gewicht
                              									von 0,801 bis 0,802 aufweist. Es wurde deshalb nur der bis 265° siedende Teil des
                              									Oeles zu den weiteren Versuchen benutzt. Dieses Oel hatte bei einem spez. Gewicht
                              									von 0,840 eine recht gute Aufsaugfähigkeit durch den Docht, und auch die Leuchtkraft
                              									der Flamme blieb nur wenig hinter der von echtem Petroleum zurück. Die Flamme ließ
                              									sich zu normaler Höhe einstellen, ohne zu rußen, und auch der stündliche
                              									Oelverbrauch für die Lichteinheit war nur wenig höher als bei Petroleum.
                           Auch ein Versuch mit der bis 285° siedenden Oelfraktion ergab noch ein recht
                              									brauchbares Leuchtöl. Der Destillationsrückstand war ziemlich viskos und konnte als
                              									Schmieröl Verwendung finden. Durch Druckdestillation bei 15 at und noch höherem
                              									Druck konnte aus dem Rückstand in guter Ausbeute Benzin erhalten werden; hierbei
                              									entstand in dem Druckgefäß nur wenig Koks und auch der Verlust infolge von
                              									Gasbildung betrug nur etwa 15 v. H. Aehnlich günstige Ergebnisse wie mit dem
                              									Destillationsrückstand wurden bei der Druckerhitzung auch mit den höhersiedenden
                              									Anteilen des Oeles erzielt, so daß das rumänische Marinetreiböl als ein recht
                              									brauchbares Ausgangmaterial für die Gewinnung von Benzin und Leuchtöl bezeichnet
                              									werden kann. (Chemiker-Zeitung, 43. Jahrgang, S. 193.)
                           Neuer Azetylenbrenner mit Kohlensäurebetrieb. Infolge der
                              									Knappheit an Benzin und Leuchtgas hat das Azetylen während des Krieges eine weite
                              									Verbreitung als Leucht- und Heizstoff gefunden, so namentlich auch zum 
                              									Betrieb von Lötpistolen in Spenglereien und Reparaturwerkstätten. Die
                              									Azetylenapparate, wie sie zur autogenen Schweißung benutzt werden, liefern nun aber
                              									das Gas nach Abzug des in der Wasservorlage entstehenden Druckverlustes meist nur
                              									mit einem Druck von 50 bis 100 mm Wassersäule, der zum Betrieb von Bunsenbrennern
                              									nicht ausreichend ist. Um unruhiges Brennen und ein Zurückschlagen der Flamme in den
                              									Mischraum zu vermeiden, muß man hierbei einen Gasdruck von 150 bis 200 mm oder aber
                              									Druckluftbrenner verwenden, die indessen außerhalb der Werkstatt nicht benutzbar
                              									sind, da sie eine besondere Luftpumpe und eine Preßluftleitung benötigen. Dieser
                              									Nachteil wird auf sehr einfache Weise bei dem neuen „Carba“ – Brenner der Schweizerischen Kohlensäurewerke A.-G. in Bern-Liebefeld
                              									beseitigt. Bei diesem neuen Bunsenbrenner wird, wie wir den Mitteilungen des
                              									Schweizerischen Azetylen-Vereins, 9. Jahrg., S. 30 entnehmen, mit Hilfe eines
                              									Kohlensäure-Hilfsinjektors das unter dem gewöhnlichen geringen Druck stehende
                              									Azetylen angesaugt, beschleunigt und hierauf einem zweiten Injektor zugeführt, der
                              									die Verbrennungsluft ansaugt. Auf diese Weise erhält man eine kräftige blau
                              									brennende Azetylenflamme, die stabil ist und sich leicht regulieren läßt, entweder
                              									indem man den Hahn des Brenners oder das Ventil der Kohlensäureflasche mehr oder
                              									weniger öffnet. Für kleine und mittlere Brenner ist ein Kohlensäuredruck von nur 0,2
                              									at erforderlich, der Kohlensäureverbrauch ist infolgedessen recht gering. Ein
                              									Brenner mit 25 l stündlichem Azetylenverbrauch benötigt z.B. nur 3,5 l Kohlensäure
                              									in der Stunde. Die flüssige Kohlensäure wird in Stahlflaschen von 5, 8, 10 und 20 kg
                              									Inhalt geliefert; diese Flaschen reichen für lange Zeit aus, da z.B. eine 10
                              									kg-Flasche 5 m3 gasförmige Kohlensäure liefert,
                              									also fast ebensoviel wie eine große Sauerstoffflasche. Als Druckminderventile können
                              									dabei die gewöhnlichen Bierdruckventile benutzt werden. Mit Hilfe dieses neuen
                              									Brenners, der als gewöhnlicher Bunsenbrenner, als Lötkolbeneinsatz sowie als
                              									Heizbrenner für die verschiedensten industriellen Zwecke gebaut wird, können auch
                              									außerhalb der Werkstatt alle Lot- und Montagearbeiten ausgeführt werden.
                           Die rostlose Vergasung der Kohle. Einem ausführlichen
                              									Aufsatz von K. Rummel über diesen Gegenstand entnehmen
                              									wir die folgenden Angaben. Während früher der Brennstoff die Hauptsache war und
                              									alles andere „Nebenerzeugnis“, geht heute das Bestreben dahin, Teer,
                              									Ammoniak, Gas und Koks als gleichberechtigte Erzeugnisse anzusehen. Die Einführung
                              									der Vergasung der Kohle bedingt eine völlige Umstellung unserer bisherigen
                              									Kohlenwirtschaft und wirft eine ganze Reihe wichtiger Fragen teils technischer,
                              									teils wirtschaftlicher Art auf. Obschon augenblicklich die Urteergewinnung sehr
                              									lohnend ist, entziehen sich die Zukunftaussichten bei dem heutigen Zustand der
                              									Weltwirtschaft jeder Beurteilung, wie Verfasser an einigen Beispielen nachweist. Vom
                              									technischen Gesichtspunkt ist zu beachten, daß man ein Gaskraftwerk mit Teer- und
                              									Sulfatgewinnung nur dann einwandfrei betreiben kann, wenn für eine einigermaßen
                              									gleichmäßige Gasentnahme gesorgt wird. Eingehende Berechnungen haben ergeben, daß in
                              									Großkraftwerken die Gaskolbenmaschine mit Gewinnung von Teer und Sulfat ungefähr
                              									denselben Kohlenaufwand bedingt wie die Dampfturbine. Verzichtet man dagegen auf die
                              									Gewinnung von Sulfat und gewinnt man nur Teer, so stellt sich der Kohlenverbrauch
                              									der Gasmaschine um rund 20 v. H. niedriger als bei der Dampfturbine mit
                              									kohlengefeuertem Kessel. Es erscheint daher nicht ausgeschlossen, daß wir in nicht
                              									allzuferner Zukunft Großwerke dieser Art entstehen sehen werden. Augenblicklich aber
                              									scheint aus mancherlei Gründen die Zeit hierfür noch nicht gekommen.
                           Auch über die technische Brauchbarkeit des entteerten Gases für die Heizung von
                              									Oefen, die eine hohe Temperatur erfordern, kann heute ein sicheres Urteil noch nicht
                              									abgegeben werden; jedoch ist zu erwarten, daß bei geeigneter Bauart der Oefen ein
                              									zufriedenstellender Betrieb erzielt wird. Die Entteerung des Gases wird sehr
                              									wahrscheinlich einen Mehraufwand an Kohle zur Folge haben, jedoch werden die Kosten
                              									dieses Mehrverbrauchs durch den Erlös aus dem gewonnenen Teer reichlich gedeckt
                              									werden. Vorteile sind mit Sicherheit überall da zu erwarten, wo die Reinheit des
                              									Gases bzw. besondere chemische oder physikalische Eigenschaften gegenüber der
                              									Kohlen- oder Halbgasfeuerung von Bedeutung sind, oder wo minderwertige Brennstoffe
                              									zur Vergasung an Stelle der unmittelberen Verfeuerung zwingen.
                           Für die Urteergewinnung kommen von den Steinkohlensorten im wesentlichen die Flamm-
                              									und Gasflammkohlen in Betracht; besonders die oberschlesischen Gaskohlen liefern 8
                              									bis 12 v. H. vorzüglichen Urteer. Die Verwertung der im Teer enthaltenen Phenole ist
                              									einstweilen noch nicht gelöst, dagegen sind die aus dem Urteer gewonnenen Schmier-
                              									und Brennöle sehr gesucht.
                           Es ist vorerst noch nicht möglich zu entscheiden, ob der Drehrohrofen mit seiner
                              									großen Durchsatzmenge oder der bisherige Generator in Zukunft für die
                              									Urteergewinnung bevorzugt werden wird. Die derzeit gebräuchlichen Gaserzeuger für
                              									Urteergewinnung lassen sich in verschiedene Gruppen einteilen, je nachdem man neben
                              									Urteer auch reichlich Ammoniak erhalten (Mondgas), den Halbkoks als solchen gewinnen
                              									oder direkt vergasen will. Für letzteren Zweck haben sich die Generatoren mit
                              									Schwelretorte sowie der Doppel- und Trigasgenerator bewährt. Bei dem
                              									Doppelgasgenerator werden die Schwelgase und das im absatzweisen Betrieb erzeugte
                              									Wassergas für sich aufgefangen, das entteerte Schwelgas aber dem Wassergas
                              									nachträglich wieder zugesetzt. Bei dem Trigasverfahren wird in den Generator neben
                              									Wasserdampf auch noch eine geringe Menge Luft eingeführt. Diese beiden Verfahren
                              									haben also besondere Bedeutung für den Gaswerkbetrieb zur Erzeugung von Heizgas.
                              									(Ztschr. V. Dt. Ing. 1920, S. 565 bis 570.)
                           Sander.
                           
                        
                           Betontechnik.
                           Stützen aus Eisenbeton. Dr.-Ing. v. Emperger hat sich schon frühzeitig mit der Verstärkung von Stützen aus
                              									Eisenbeton beschäftigt und durch das „umschnürte Gußeisen“ eine Bauweise
                              									geschaffen, welche sich sowohl im Hoch- als auch im Brückenbau gut bewährt hat. Da
                              									das Eisen zurzeit ein kostbares Material darstellt, zudem auch ein fühlbarer Mangel
                              									daran vorliegt, so hat Emperger neuerdings den Gedanken
                              									wieder aufgenommen, die Tragkraft umschnürt er Eisenbetonstützen durch Einfügen von
                              									druckfesten Kernen weiter zu erhöhen. In der „Schweizerischen Bauzeitung“
                              									1920 vom 31. Juli und 7. August veröffentlicht nun Emperger seine neuesten Versuche
                              									an „umschnürten Betonsäulen mit Steinkernen“, wobei er Keramit, allerdings
                              									von weit geringerer Festigkeit (1720 kg/cm2)
                              									verwendete, als solches Prof. A. Hanisch, Wien, geprüft
                              										hatte.Beton und Eisen 1914, Heft 12, S. 270. Dieser hatte verschiedene
                              									Gesteinsarten auf ihre Druckfestigkeit untersucht und für Keramit eine
                              									Druckfestigkeit von 4023 kg/cm2, aus einer anderen
                              									Reihe von Versuchen sogar von 4593 kg/cm2
                              									festgestellt.
                           Emperger hat seine neuesten Versuche mit Säulen von 52 cm
                              									Höhe, 30 cm ⌀, also rund 700 cm2
                              									Querschnittsfläche, einmal bewehrt wie gewöhnliche Betonsäulen (6 ⌀ 15 mm), ein
                              									zweitesmal an umschnürten Säulen (Spirale von 4 mm Stärke und 40 mm Steighöhe), und
                              										
                              									das dritte Mal mit Einlage eines Steinkerns und bewehrt wie unter 2
                              									durchgeführt. Der Steinkern war gebildet aus fünf aufeinandergesetzten Prismen von
                              									10-8,5 cm mit abgefaßten Kanten. Verwendet wurden zwei Arten von Betonmischungen,
                              									eine fette mit 630 kg auf 1 m3 Sand und Schotter
                              									und einer Festigkeit von 227 kg/cm2 nach sechs
                              									Wochen (also sehr gering!), und eine magere Mischung von 210 kg Zement mit 137
                              										kg/cm2 Festigkeit.
                           Der Festigkeitszuwachs durch die Umschnürung ergab sich bei dem fetten Beton zu 1 l
                              									v. H., bei dem mageren zu 48 v. H. (gegenüber den gewöhnlichen Betonsäulen), während
                              									sich nach den amtlichen Bestimmungen für den fetten Beton ein größerer Zuwachs
                              									ergeben sollte. Auch ist die Umschnürung unter der Bruchlast gerissen; Verfasser
                              									empfiehlt also für alle Umschnürungen einen tunlichst mageren Beton zu
                              										verwendenVgl. auch: Die Sicherheit von Säulen aus Beton und Eisenbeton von Dr. Emperger. Oesterr. Wochenschrift für den öffentl.
                                    											Baudienst, 1914, Nr. 28..
                           Bei den Versuchen mit den Säulen mit umschnürtem Beton und mit umschnürtem Steinkern
                              									ergab sich für die Steinkernsäulen eine um 58 v. H. höhere Bruchlast für den fetten
                              									und eine um 132 v. H. höhere Bruchlast für den mageren Beton; also auch hier
                              									schneidet der fette Beton verhältnismäßig ungünstig ab. (Die Festigkeitszunahme
                              									infolge des Steinkernes beträgt für den fetten Beton 104,6 t, für den mageren 143,6
                              									t.) Die Festigkeit der Steine wird mit 72 bis 98 v. H. ausgenutzt. Bei den
                              									Steinkernsäulen kommt eine Erhöhung der Druckfestigkeit der Betonschale nur sehr
                              									wenig oder überhaupt nicht in Betracht. Vielmehr handelt es sich darum, den
                              									druckfesten Kern und den sie umhüllenden Beton so zusammenzuhalten, daß beim Bruch
                              									die Summe der Druckfestigkeiten in die Erscheinung tritt, was natürlich nur
                              									innerhalb gewisser Grenzen möglich ist und durch weitere Versuche geklärt werden
                              									müßte.
                           Bei den Versuchen beträgt der Steinkern etwa 12 v. H. des Querschnittes. Dieser
                              									Prozentsatz kann jedoch ohne Schwierigkeit erheblich vergrößert werden, wodurch die
                              									Tragkraft der Säule sich wesentlich erhöht. Durch Vergleich von zwei Säulen mit und
                              									ohne Steinkern von annähernd gleicher Bruchfestigkeit kommt Emperger zu dem Schlusse, daß bei den Steinkernsäulen erheblich an Eisen
                              									gespart werden kann.
                           Dipl.-Ing. Prof. Marx.
                           
                        
                           Wärmetechnik.
                           Richtlinien für die Wärmewirtschaft des Hausbrands hat die
                              										Bayerische Landeskohlenstelle aufgestellt. Aus der
                              									beachtenswerten Veröffentlichung seien im folgenden die wichtigsten Punkte
                              									mitgeteilt. Nach einem Hinweis auf die Notwendigkeit, angesichts des
                              									Brennstoffmangels und der hohen Brennstoffpreise die im Hause gebrauchte Wärme mit
                              									möglichst geringem Aufwand von Brennstoff zu erzeugen und die erzeugte Wärme nicht
                              									ungenutzt verloren gehen zu lassen, heißt es weiter: Die wirtschaftliche Ausnutzung
                              									der Brennstoffe setzt gut ziehende Kamine voraus, ferner richtige und zweckmäßige
                              									Konstruktionen, richtige Instandhaltung und Bedienung der Heiz- und Kochanlagen.
                              									Ueber die Abmessungen und Anlage der Kamine werden nähere Angaben gemacht,
                              									namentlich auch für Häuser mit Zentralheizung.
                           Bei der Beschaffung der Heiz- und Kochanlagen werden vielfach lediglich die
                              									Anschaffungskosten in Betracht gezogen; es wäre richtiger die Betriebkosten in
                              									Rechnung zu stellen. Wirtschaftliche und zweckmäßige Anlagen in guter Ausführung
                              									erhöhen zwar die Verzinsung, sie vermindern aber in viel höherem Maße den
                              									Brennstoffverbrauch, die Instandhaltung und die Abschreibung. Die bayerischen
                              									Heizämter in den Städten sowie die heiztechnischen Beratungsstellen bei den
                              									Landbauämtern erteilen in allen Hausbrandfragen kostenlos Auskunft.
                           Die beste Heiz- und Kochanlage nutzt die Brennstoffe nicht genügend aus, wenn sie
                              									nicht richtig bedient wird; hierin werden aber zum Schaden des Einzelnen wie der
                              									Allgemeinheit häufig große Fehler gemacht. Nützliche Anleitungen hierfür enthält die
                              									von der Bayerischen Landeskohlenstelle herausgegebene Broschüre: „Wie kann ich in
                                 										meinem Haushalt mit meinem Brennstoff sparen?“
                           Die zur Beheizung erzeugte Wärme kommt zum allergeringsten Teil der Erwärmung der
                              									Raumluft zustatten; der weitaus größte Teil geht durch die Umfassungsmauern der
                              									Zimmer an die kältere Außenluft verloren. Eine Verminderung dieser Verluste läßt
                              									sich durch einen ausreichenden Wärmeschutz der Gebäude durch bauliche Maßnahmen
                              									erreichen. Die Beachtung dieser Maßnahmen ist besonders wichtig bei freistehenden
                              									Häusern. Nicht nur bei Außenwänden ist der Wärmeverlust auf das geringste Maß
                              									herabzusetzen, sondern auch bei den Innenmauern der beheizten Räume ist auf eine
                              									geringe Wärmedurchlässigkeit Bedacht zu nehmen. Noch größer als der Wärmedurchgang
                              									durch die Mauern ist der durch die Fenster. Hier ist auf gutes Einpassen der
                              									Fensterflügel in die Rahmen, dichtes Anschließen der Fensterstöcke an die Mauern und
                              									zweckmäßige Gestaltung der Rolladenkästen Wert zu legen; schließlich sollten alle zu
                              									beheizenden Räume mit Doppelfenstern ausgestattet werden.
                           Sander.
                           
                        
                           Schiffsmaschinenbau.
                           Motorschiff „Afrika“. Bereits im Dezember 1919
                              									wurde bei der bekannten Schiffswerft Burmeister & Wain in Kopenhagen das Motorschiff „Afrika“ von
                              									Stapel gelassen. Es hat 18900 t Wasserverdrängung, 13450 t Tragfähigkeit mit 9050
                              									Br.-Reg.-T. Zwischen den Loten ist es 135,6 m lang, 18,3 m breit und hat mit voller
                              									Ladung 9,6 m Tiefgang. Die Hauptmaschinenanlage besteht aus zwei
                              									Sechszylinder-Viertaktmaschinen Bauart Burmeister und Wain. Die Zylinder haben 740 mm ⌀ und 1150 mm Hub. Die
                              									Leistung bei 115 Uml/min beträgt 2250 PSi. Der
                              									Brennstoffvorrat von 1495 t reicht für eine Seereise von 30000 Seemeilen. Die Anker
                              									und die Winden für 2 bis 30 t Last werden elektrisch betrieben. Es sind vier Stück
                              									65 kW – Motordynamos vorhanden. Ebenso ist eine elektrisch betriebene
                              									Kühlmaschinenanlage im Laderaum eingebaut. Das Schiff ist für die
                              									Dänisch-Ostasiatische Gesellschaft gebaut. (Motor Ship and Motor Boat, 6. Febr.
                              									1920.)
                           Motorschiff „Zoppot“. Die Germaniawerft in Kiel hat für die „Baltisch-Amerikanische
                                 										Petroleum-Einfuhrgesellschaft“ in Danzig das Motorschiff „Zoppot“
                              									(früher „Wilhelm A. Riedemann“) abgeliefert. Im Septemberheft 1920 der
                              									Zeitschrift „Motorship“ wird das Schiff eingehend besprochen. Es hat 22000 t
                              									Wasserverdrängung und 9700 Br.-Reg.-T. und ist somit das größte Motorschiff der
                              									Welt. Die Hauptmaschinen bestehen aus zwei sechszylindrigen einfachwirkenden
                              									Zweitaktmaschinen mit 575 mm Zylinderdurchmesser und 1000 mm Hub. Der
                              									Brennstoffverbrauch betrug bei 102 Uml/min 136 g/PSi-st. Bei diesem Motorschiff werden die Hilfsmaschinen und die Ladepumpen mit
                              									Dampf betrieben, der in zwei Kesseln von je 120 und 160 m2 Heizfläche mit Oelfeuerung erzeugt wird. Die
                              									Rudermaschine hat Druckluftsteuerung. Die Hilfsmaschinen sollen aber späterhin mit
                              									dieselelektrischem Antrieb umgebaut werden.
                           
                           Die folgende Zusammenstellung gibt die Abmessungen der bis jetzt erbauten
                              									Motorschiffe:
                           
                              
                                 
                                 Zoppot(Deutsch-land)
                                 Glenogle(England)
                                 Afrika(Däne-mark)
                                 Cubore(Ver. St.Amerika)
                                 
                              
                                 Wasserverdrängung    (beladen)                 t
                                 22000
                                 19600
                                 18600
                                 17500
                                 
                              
                                 Leergewicht                t
                                 17000
                                 14400
                                 13250
                                 11800
                                 
                              
                                 Brutto-Raum-    gehalt           Reg.-T.
                                 9700
                                 9150
                                 9000
                                 7000
                                 
                              
                                 Gesamtlänge             m
                                 165
                                 153
                                 141,5
                                 143
                                 
                              
                                 Breite                        m
                                 20
                                 18,8
                                 18,3
                                 17,4
                                 
                              
                                 Tiefgang                    m
                                 8,4
                                 8,3
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 Maschinenleistung PSi
                                 4000
                                 6600
                                 4000
                                 3200
                                 
                              
                                 Bauart
                                 Zweitakt
                                 Viertakt
                                 Viertakt
                                 Viertakt
                                 
                              
                                 Fahrgeschwindigkeit    (beladen)              kn
                                 11,5
                                 13,5
                                 12
                                 11,5
                                 
                              
                                 Täglicher Brenn-    stoffverbrauch        t
                                 12–13
                                 20
                                 13
                                 17
                                 
                              
                           Die Oelmaschine als Kriegschiffsmaschine. Bei der letzten
                              									Tagung der Institution of Naval Architects wurde über die Fortschritte des
                              									englischen Schiffsölmaschinenbaues in den letzten drei Jahren berichtet. Es wurde
                              									darauf hingewiesen, daß man in England während des Krieges die Zylinderleistung nur
                              									auf 100 PSe steigern konnte, während man in
                              									Deutschland 300 PSe erreichte. Erst im Jahre 1918
                              									wurde von englischen Firmen begonnen, Versuchsmaschinen mit einer Zylinderleistung
                              									von 300 bis 400 PSe zu bauen.
                           Für ein Schlachtschiff von der Größe des „Royal Sovereign“-Typ mit 40000 PSe bei 23 kn Geschwindigkeit müßte eine
                              									Oelmaschinenanlage von 134 Zylindern eingebaut werden, eine Zahl, die die
                              									Betriebssicherheit der Maschinenanlage in Frage stellt. Erfahrungen, die man mit dem
                              									Antrieb kleinerer Kriegsschiffe durch Oelmaschinen gemacht hat, waren nicht
                              									zufriedenstellend. Die Oelmaschinenanlagen der holländischen Kanonenboote
                              										„Brinio“, „Frisco“ und „Gruno“ sollen durch
                              									Dampfmaschinenanlagen ersetzt werden, um genügend große Betriebssicherheit zu
                              									erreichen. Bei Handelsschiffen hat man dagegen mit größeren Oelmaschinenanlagen*
                              									gute Ergebnisse erhalten. Nach Ansicht des Vortragenden kann die Oelmaschine bei
                              									Schiffen mit mäßiger Geschwindigkeit mit der Dampfmaschine bereits mit Erfolg in
                              									Wettbewerb treten. Bei Schiffen mit großen Maschinenleistungen und großen
                              									Geschwindigkeiten kommt die Oelmaschine noch nicht in Frage. (Naval and Military
                              									Record, 21. Juli 1920.)
                           W.
                           
                        
                           Brennstofftechnik.
                           Haus-Kohlenstaubfeuerung. In einigen Städten Amerikas
                              									(Kausas, Omaha, Buffalo, Salt Lake City) sind Gesellschaften gegründet worden oder
                              									im Entstehen begriffen, die es sich zur Aufgabe machen, Kohle in Pulverform den
                              									Verbrauchern ins Haus zu liefern. In den Kellern sollen Stahlbehälter eingebaut
                              									werden, in die das Kohlenpulver aus Tankwagen ähnlich wie flüssige Brennstoffe
                              									umgeladen wird. Die Heizungen sollen alle auf die Verfeuerung von Kohlenstaub
                              									umgebaut werden, da in dieser die wirtschaftlichste Feuerungsart gesehen wird.
                              									Praktische Versuche liegen vor und haben befriedigende Ergebnisse gezeitigt. – Der
                              									Geschäftssinn der Amerikaner sieht aber in der Zerkleinerung der Kohle durch
                              									besondere Gesellschaften einen unnötigen Zwischengewinn, und die Kohlenwerke werden
                              									mit dem Schlagwort „pulverize your own“
                              									darauf aufmerksam gemacht, daß ihnen hier ein Gewinn zu entgehen droht.
                              									Namentlich auch deshalb, weil die Einrichtung von Haus-Kohlenstaubfeuerungen ständig
                              									an Ausdehnung zu gewinnen scheint und sogar die Möglichkeit erwogen wird, ob nicht
                              									über kurz oder lang ihre Einführung behördlich verlangt werden könne. (Coal Age, 30.
                              									Sept. 1920, S. 607.)
                           Inventur unserer Brennstoffe. Für „eine Inventur
                                 										unserer Brennstoffe in Hinsicht auf die neueren Kohlenverwertungsverfahren“
                              									tritt Prof. Dr. Graefe-Dresden ein. Er betont mit Recht,
                              									daß es nicht genügt, wenn man weiß, daß 400 Milliarden t Stein- und 14 Milliarden t
                              									Braunkohlenvorräte in Deutschland vorhanden sind, es kommt vielmehr auch auf die
                              									Beschaffenheit und Zusammensetzung der Kohle an. Der Verfasser hält auch die an sich
                              									wertvollen Arbeiten von Langbein und Schwackhöfer für nicht hinreichend und erachtet für
                              									notwendig, die Kohlenschätze neu zu prüfen. Und zwar durch ein Verfahren, das
                              									unmittelbar die aus der Kohle gewinnbare Menge an Teer oder Montanwachs angibt.
                              									Geeignet hierzu sind Verschwelung oder Extraktion, die in den vier deutschen
                              									Kohleforschungsinstituten (Mülheim, Breslau, Freiberg, Charlottenburg; in letzter
                              									Zeit ist noch das Institut für Kohlentechnik in Dortmund hinzugekommen) leicht
                              									ausgeführt werden können. Auch abgekürzte Untersuchungsverfahren sind für den
                              									angegebenen Zweck durchaus brauchbar. Besonders hingewiesen wird auch auf die
                              									steigende Bedeutung der Oelschieferindustrie. (Brennstoff-Chemie, Jahrg. 1, Heft
                              									1,1. Okt. 1920.)
                           Verwendung flüssiger Brennstoffe. Bei der zurzeit
                              									außerordentlich gestiegenen Beachtung, die der Verwendung flüssiger Brennstoffe
                              									geschenkt wird, dürfte es angebracht sein, weitere Kreise darauf aufmerksam zu
                              									machen, daß sich in den Transactions of the American Institute of Mining Engineers
                              									1914, Bd. XLVIII, S. 582 bis 612 ein umfassendes Schriftenverzeichnis befindet. Auf
                              									30 Seiten werden, nach verschiedenen Gesichtspunkten unterteilt, die bis 1914
                              									erschienenen Aufsätze, Bücher und Patente aller Länder aufgeführt.
                           Bienenkorb-Koksöfen. Das Bestreben nach sparsamer
                              									Wärmewirtschaft hat in Amerika jetzt dazu geführt, daß man die bisher ungenutzten
                              									Abgase der dort noch sehr verbreiteten „Bienenkorb“-Koksöfen zur Beheizung
                              									von Kesseln verwendet. Auf der „Star Function Plant“ der Washington Coal and
                              									Coke Co, Pa, genügt der durch Nutzbarmachung der Kokereigase gewonnene Strom zur
                              									Versorgung der Gesamtanlage. – Die Ofenbatterie besitzt 50 Bienenkorböfen, die
                              									Kraftanlage besteht aus vier 320 PS-Dampfkesseln, zwei 450pferdigen und einer
                              									600pferdigen Kolben-Verbund-Dampfmaschine, die mit 300 und 400 kW-Generatoren
                              									unmittelbar gekuppelt sind. – Die unter die Kessel geführten Ofengase erzeugen dort
                              									Temperaturen von 1000 bis 1250°. Die Gesamtanlage hat eine Dauerleistung von 1000
                              									PS. (Für unsere Begriffe erscheint es immerhin fraglich, ob die Gewinnung von
                              									Nebenerzeugnissen aus den Kokereigasen nicht doch eine ungleich höhere
                              									Wirtschaftlichkeit herbeiführen könnte.) (Coal Age, 2. Sept. 1920, S. 479 bis
                              									481.)
                           
                              Wr.
                              
                           
                        
                           Wirtschaft.
                           Amerikanische Freilager für Oesterreich. Eine Kommission
                              									der Morgangruppe will in Wien eine Art „Freilager“ errichten, aus dem die
                              									österreichische Industrie Brennstoffe und Rohstoffe gegen Bezahlung in Geld oder in
                              									Waren erhalten soll.