| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Marx | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 5 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Entwicklung des Carbocoal-Verfahrens in Amerika. In
                              									einem Vortrag vor der Society of chemical Industry machte G. H. Thurston kürzlich interessante Mitteilungen über die
                              									neueste Entwicklung des Carbocoal-Verfahrens in Amerika. Einleitend wies er darauf
                              									hin, daß die Kohlenentgasung bei niedriger Temperatur im Gegensatz zu der üblichen
                              									Verkokung bei hoher Temperatur dort Anwendung findet, wo in erster Linie die
                              									Gewinnung von hochwertigen flüssigen Destillaten sowie von wertvollen rauchlosen
                              									Brennstoffen erwünscht ist. Diese Verfahren seien in England bisher nicht in dem
                              									Maße verbessert worden, daß sie der Verkokung der Kohle bei hoher Temperatur den
                              									Rang streitig machen könnten. Dagegen werde in Amerika seit zwei Jahren die
                              									Tieftemperaturdestillation der Kohle nach dem von C. H. Smith in New-York erfundenen Carbocoal-Verfahren in größerem Umfang
                              									ausgeführt.
                           Bei diesem Verfahren wird die Kohle in zwei Stufen verarbeitet. Zuerst findet eine
                              									Destillation bei niederer Temperatur statt, sodann wird der hierbei verbliebene
                              									Rückstand (Halbkoks) brikettiert und nochmals bei hoher Temperatur destilliert,
                              									wobei ein harter, fester Brennstoff (carbocoal) erhalten wird. Die nach diesem
                              									Verfahren in Amerika arbeitenden Anlagen erzeugen bereits 350 t Carbocoal im Tag.
                              									Eine Anlage in Irvington, New-Jersey, ist bereits seit zwei Jahren in regelmäßigem
                              									Betrieb, während eine zweite Anlage mit einer Jahresleistung von 150000 t von der
                              									International Coal Products Corporation of Virginia in Chlinchfield, Va., betrieben
                              									wird.
                           Der Betrieb dieser Anlage erfolgt ganz mechanisch. Die ankommende Kohle wird durch
                              									einen Riemen-Conveyor zu einem Brecher gefördert, in dem sie auf etwa 1 cm Korngröße
                              									zerkleinert wird. Hierauf wird sie durch ein Becherwerk zu den Bunkern im Dach des
                              									ersten Retortenhauses gefördert. Aus diesen wird die zerkleinerte Kohle ebenfalls
                              									mechanisch in die Horizontalretorten eingefüllt und am anderen Ende nach beendeter
                              									Destillation durch einen Wasserverschluß entladen.
                           Das die Retorten verlassende Material ist eine bröckelige, schwammige Masse
                              									(Semi-Carbocoal); es wird von einem Conveyor durch das Retortenhaus hindurch und
                              									hierauf in das benachbarte Gebäude gefördert, in dem sich Lagerbehälter, ein Brecher
                              									sowie eine Brikettieranlage befinden. Der Halbkoks wird hier auf 3 mm Korngröße
                              									zerkleinert, mit 8–10 v. H. Pech vermengt, mit diesem in einem mit Dampf geheizten
                              									Gefäß innig gemischt und schließlich der Brikettpresse zugeführt, in der
                              									Eiformbriketts von 90 g Gewicht hergestellt werden. Diese Briketts werden von einem
                              									schräg ansteigenden Förderband in das zweite Retortenhaus gefördert, sie kühlen auf
                              									diesem Transport ab und erhärten, bis sie am Ziele anlangen, da die Förderstrecke
                              									ziemlich lang ist. Die Briketts werden in Hochbehältern gelagert, aus denen sie mit
                              									Hilfe eines fahrbaren Fülltrichters in die Retorten eingefüllt werden. Die Briketts
                              									werden nunmehr auf hohe Temperatur erhitzt und fertig verkokt. Der
                              									Retortenrückstand, die fertige Carbocoal, wird in kleine Wagen entleert, gelöscht
                              									und in einem benachbarten Gebäude gelagert. Das Verfahren ist kontinuierlich und
                              									erfordert fast keine Handarbeit.
                           Die Primärretorten sind horizontale Zylinder von etwa 5½ m Länge, sie haben
                              									herzförmigen Querschnitt und sind aus Carborundumplatten zusammengebaut, die
                              									mit Feder und Nut versehen und mit Asbestpackungen gedichtet sind. Carborundum wurde
                              									als Baumaterial für die Retorten gewählt im Hinblick auf sein gutes
                              									Wärmeleitvermögen und seine große Haltbarkeit. Das obere und untere Ende der
                              									Retorten besteht aus Schamottesteinen, in die die Lager für je zwei die Retorten in
                              									ihrer ganzen Länge durchziehende Schaufelwellen eingebaut sind. Die Wellen werden
                              									von außen in langsame Umdrehung versetzt und befördern mit ihren Schaufeln die
                              									aufgegebene Kohle von einem Retortenende zum anderen. Auf diesem Wege wird die Kohle
                              									einer Destillation bei etwa 480° C unterworfen. Die Schaufeln haben einen Radius von
                              									etwa 70 cm, die Schaufelwellen in der Retorte haben einen Durchmesser von etwa 30
                              									cm, der Abstand des Schaufelendes von der Retortenwand beträgt etwa 2 cm. Die Wellen
                              									machen in 8 Minuten eine Umdrehung, der Energieaufwand hierfür beträgt etwa 2 HP für
                              									jede Retorte. Die Retorten werden etwa zur Hälfte mit Kohlen gefüllt, die Zuführung
                              									der Kohle geschieht mittels einer Schraube, die sich in einem mit dem Kohlenbunker
                              									verbundenen Rohr dreht; ein besonderer Verschluß der Retorte ist an diesem Ende
                              									nicht vorhanden. Die Schraube verbraucht etwa 5 HP für jede Retorte.
                           Die bei niedriger Temperatur verkokte Kohle fällt am unteren Ende der
                              									Horizontalretorte in ein senkrechtes Rohr, an dessen Boden sich zwei Schaufelräder
                              									befinden. Unter diesen ist wiederum ein Schrauben-Conveyor angebracht, der in einem
                              									mit Wasser gefüllten Rohr liegt, das den Halbkoks ablöscht und zugleich einen
                              									gedichteten Abschluß der Retorte bewirkt. Das bei der Verkokung gebildete Gas wird
                              									am hinteren Retortenende nach oben geleitet zu einer über das ganze Retortenhaus
                              									führenden Sammelleitung. Es wird zur Heizung der Retorten benutzt, während die
                              									Verbrennungsluft in Rekuperatoren vorgewärmt wird. Die Verkokung dauert 2–3
                              									Stunden.
                           Die Sekundärretorten sind schräge Kammern von rechteckigem Querschnitt, und zwar
                              									besitzt jede Kammer zwei Verkokungsräume, die durch Fülltrichter aus einem fahrbaren
                              									Behälter mit den Briketts beschickt werden. Drei Kammern sind jeweils zu einem Ofen
                              									zusammengebaut, im ganzen sind 20 solche Oefen vorhanden, die in zwei Reihen
                              									aufgestellt sind. Die Briketts werden in diesen Schrägretorten in etwa 6 Stunden bei
                              									einer Temperatur von 1100° C verkokt. Der Rückstand, die fertige Carbocoal, wird am
                              
                              									unteren Retortenende in Löschwagen abgelassen, in den Lagerraum gefahren und dort
                              									abgelöscht.
                           Viele Kohlensorten sind für die gewöhnliche Tieftemperaturverkokung nicht brauchbar,
                              									dagegen lassen sich nach diesem zweistufigen Verfahren auch im übrigen ungeeignete
                              									Kohlen, selbst manche Lignite, mit Erfolg verarbeiten. Die in der Anlage meist
                              									verarbeitete Kohle enthält 35 v. H. flüchtige Bestandteile und 0,72 v. H. Wasser,
                              									dabei beträgt die Leistung einer Retorte etwa 1 t in der Stunde.
                           Die bei der ersten Destillation gewonnenen flüssigen Destillate schwanken nach Menge
                              									und Beschaffenheit mit der Zusammensetzung der Kohle. Aus 1 t Pittsburgkohle, die
                              									viel flüchtige Bestandteile enthält, würden bei der ersten Destillation z.B.
                              									erhalten: 155 cbm Gas, 102 l Teer (mit 30 v. H. sauren Bestandteilen) und 1,017 kg
                              									Ammonsulfat. Bei der zweiten Destillation wurden erhalten: 127 cbm Gas, 25,4 lTeer und 9,08 kg
                              									Ammonsulfat. Von den insgesamt erzeugten 285 cbm Gas wird die Hauptmenge für die
                              
                              									Beheizung der Retorten verbraucht, während etwa 62 cbm in der Nebenproduktenanlage
                              									Verwendung finden, die im übrigen keine weitere Wärme benötigt. Die 127 l Teer
                              									liefern 82 l Destillat, der Rest ist Pech, das zur Brikettierung des Halbkokses
                              									verwendet wird.
                           Das aus den Primärretorten herauskommende Material enthält 7–10 v. H. flüchtige
                              									Bestandteile. Die Briketts enthalten vor der Verkokung etwa 15 v. H., nach der
                              									Verkokung nur noch 3–4 v. H. flüchtige Bestandteile. Das Endprodukt ist sehr hart
                              									und kann genau wie gewöhnlicher Koks versandt und verwendet werden. Der Heizwert der
                              									Carbocoal beträgt etwa 94 v. H. von dem des Ausgangsmaterials. Die Asche ist infolge
                              									des Brechens und guten Vermischens in den Briketts gleichmäßig verteilt,
                              									infolgedessen schmilzt sie nicht, außer wenn eine Kohle zur Verarbeitung gelangt,
                              									deren Mineralbestandteile einen sehr niedrigen Schmelzpunkt haben. Das in den
                              									Primärretorten gebildete Gas hat einen Heizwert von 5800–6200 WE/cbm, das bei der
                              									zweiten Destillation gewonnene Gas hat einen Heizwert von 3115–3560 WE/cbm. Das aus
                              									beiden Gasen gebildete Mischgas hat einen Heizwert von etwa 4880 WE/cbm.
                           Nach Versuchen der amerikanischen Admiralität verdampft ein Pfd. Carbocoal 9,09 Pfd.
                              									Wasser von 100° C, während 1 Pfd. der ursprünglichen Kohle 9,59 Pfd. Wasser
                              									verdampfte. Vergleichende Verdampfungsversuche an einem horizontalen Röhrenkessel
                              									einer Maschinenfabrik lieferten mit Carbocoal günstigere Ergebnisse als mit Kohle
                              									von höherem Heizwert. Die Carbocoal zeichnet sich durch ihre Festigkeit und
                              									Staubfreiheit aus, auch ist sie nicht selbstentzündlich. Ihr Volumen ist für den
                              									gleichen Heizwert bezogen, nur wenig größer als das von Kohle, sie eignet sich daher
                              									sowohl als Bunkerkohle wie auch zum Bahnversand; sie wird in Amerika zu den gleichen
                              									Frachtsätzen wie Kohle versandt. (Engineering, Bd. 112, S. 175 [1921]).
                           Sander.
                           Beitrag zur Verfeuerung von Torf in industriellen Anlagen.
                              									Von Ingenieur Franz Müller wurde eine
                              									Halbgas-Schachtfeuerung für Torf entworfen, die in der Gräflich von Landsberg'schen
                              									Torfstreufabrik in Velen zur Beheizung einer ortsfesten Lokomobile Verwendung fand.
                              									An derselben ist im Mai 1921 ein Heizversuch vorgenommen worden, dessen Ergebnisse
                              									insbesondere für die Besitzer von Dampfanlagen beachtenswert erscheinen, welche zum
                              									Moorgebiet frachtgünstig gelegen sind. Die erwähnte Lokomobile ist eine 1906 von Heinrich Lanz, Mannheim, gebaute 2
                              									Zylinder-Heißdampf-Verbundmaschine mit Einspritzkondensation. Die Leistung beträgt
                              									bei 135 minutlichen Umdrehungen 200 PS. und der Kesselüberdruck 11 kg/cm2. Der Abdampf wird in einem Röhrenvorwärmer zur
                              
                              									Erhitzung des Speisewassers ausgenützt. Die wasserberührte Heizfläche hat auf der
                              									Feuerseite gemessen eine Größe von 89,188 m2. Der
                              									Zug wird durch einen Schornstein von 30 m Höhe und 0,6 m kleinster lichter Weite
                              									hergestellt. Der Rost besitzt eine Neigung von 55°. Er besteht aus glatten Stäben
                              									von 2050 mm Länge. Der Feuerungsraum ist 1,2 m breit. Wärmeausstrahlungen werden
                              									durch feuerfestes Mauerwerk möglichst verhindert. Ein unten vor dem Steilrost
                              									liegender Planrost ist 0,7 m lang. Zwischen beiden befindet sich ein 12 cm breiter
                              									Spalt. Die gesamte Rostfläche beträgt somit 3,34 m2. Die Beschickung erfolgte von der Hand. Der obere Teil des Feuerraumes
                              									ist als Schacht ausgebildet. Er dient als Wärmespeicher. Der verheizte Torf wird auf
                              									dem höchstgelegenen Teile des Rostes vorgetrocknet, beim Herabrutschen entgast
                              									und unten verbrannt. Ein Nachstoßen ist infolge der starken Neigung des Rostes nicht
                              									nötig. Es kann daher keine kalte Luft hinzutreten. Kommt vorübergehend ein Mangel an
                              									Verbrennungsluft vor, so wird diese vor Eintritt in die Feuerung kräftig vorgewärmt
                              									in Kanälen, die in den erwähnten Wärmespeicher eingebaut sind. Bei dem Heizversuche
                              									wurden die Rauchgase mittels eines Orsatapparates von Gebr.
                                 										Schultze, Charlottenburg, untersucht. In 4 Stunden entnahm man 6 Gasproben
                              									dem Fuchs vor dem Schieber. Der Torf gelangte in Stücken von 10 bis 20 cm Länge zur
                              									Verfeuerung. Sein Feuchtigkeitsgehalt wurde durch eine allerdings nur oberflächliche
                              									Untersuchung zu 19,12% festgestellt. Man folgerte daraus, daß der Heizwert 4056
                              									W.E./kg sei. Während des 4stündigen Versuches war der mittlere Dampfdruck 11,8
                              										kg/cm2, der Wasserbedarf 5041 Liter zu 16° C,
                              									der Torfverbrauch 986,25 kg, die Speisewassertemperatur vor Eintritt in den Kessel
                              									40° und der durchschnittliche Luftüberschuß 72 v. H. Es schwankte der
                              									Kohlensäuregehalt zwischen 8,7% und 13%. Die Kesselbeanspruchung betrug 14,1 kg/m2/St. und die Rostbelastung 73 kg, während der
                              									Wirkungsgrad gleich
                           
                              \frac{\mbox{wirkliche Verdampfung}}{\mbox{theoretische Verdampfung}}=\frac{5,01}{6,34}=0,788
                              
                           war. Sicherlich ist dies Ergebnis befriedigend. Es muß
                              									allerdings beachtet werden, daß der Sauerstoffgehalt des Torfes sehr groß ist. Daher
                              									sind die Luftklappen im allgemeinen geschlossen zu halten. Dies wird dem Heizer
                              									leichter als eine ständige Kontrolle der Luftzufuhr, welche bei Steinkohlenfeuerung
                              									erforderlich ist. Demgegenüber ist es als Nachteil zu betrachten, daß der für die
                              									Verdampfung so hochwertige Wasserstoff durch den Sauerstoffgehalt größtenteils
                              									vernichtet wird. Schwefel findet man im Torf nur in ganz geringen Mengen. Dies ist
                              									ein Vorzug, da Metalle durch die letztgenannte Beimengung stark angegriffen werden.
                              									Infolge des geringen Aschengehaltes kommt bei Torfheizung ein Verschlacken der Roste
                              									nicht vor. Deren Lebensdauer ist also fast unbegrenzt. Auch werden das Schürzeug und
                              									die Kesseltürschutzbleche sehr geschont. Es besteht die Absicht, umfassendere
                              									Versuche an der Anlage in Velen vorzunehmen, nachdem die Feuerung einige
                              									Verbesserungen erfahren hat. Vor allem soll selbsttätige Beschickung eingeführt
                              									werden. (Franz Müller in Nr. 12 von Rauch und Staub).
                           Schmolke.
                           Der Pluto-Rost und seine Entwicklung im letzten Jahrzehnt.
                              									Die unvermeidliche Verwendung minderwertiger Brennstoffe hat die Entwicklung der
                              									mechanischen Roste sehr gefördert. Ebenso verbreitete sich die Benutzung von
                              									Unterwind mehr und mehr, da er zur Ueberwindung des hohen Restwiderstandes benötigt
                              									wird, den man bei Verheizung von Abfallkohle u. dergl. findet. Beim Pluto-Rost wird
                              									mechanische Förderung und Unterwind vereinigt. Er erfuhr in letzter Zeit
                              									bemerkenswerte, durch die Veränderungen auf dem Brennstoffmarkte bedingte
                              									Verbesserungen. Am treffendsten wird die gegenwärtig von der Pluto-Rost-Gesellschaft
                              									Weiß & Meurs m. b. H. in Berlin gebaute Vorrichtung als
                              									Unterwind-Wandertreppenrost bezeichnet. Sie hat gegenüber den meisten für
                              									mechanische Förderung eingerichteten Feuerungen den Vorzug, daß der Brennstoff,
                              									während er sich in Bewegung befindet, ständig geschürt und gelockert wird. Dies ist
                              									besonders dann sehr nutzbringend, wenn es sich um die Verheizung geringwertiger
                              									Kohle handelt. Der Pluto-Rost besitzt eine schwache Neigung. Seine Brennbahn ist in
                              									schmale Längsstreifenvon 150 mm Breite unterteilt. Jeder derselben bildet einen Hohlrost. Dieser
                              									ist wiederum unterteilt. Er besteht aus dem eine oben offene Mulde bildenden
                              									Hohlrostkörper, der durch einzelne als Belag dienende Platten abgedeckt ist. Der
                              									Wind wird durch die hohlen Roststäbe zugeführt. Sowohl der obere als auch der untere
                              									Roststabträger bilden Windkasten und sind an die Luftleitung angeschlossen. Es wird
                              									daher der Raum unterhalb der Rostfläche von oben sowie von unten mit Wind gespeist.
                              									Dieser trifft, da ein Treppenrost vorliegt, im spitzen Winkel die Brennstoffschicht.
                              									Der Luftweg innerhalb der letzteren ist also verhältnismäßig lang, und die
                              									Luftpressung wird beim Durchtritt durch die Kohle fast vollständig aufgezehrt. Es
                              									herrscht daher auf der Brennstoffoberflache eine nahezu vollständige Ruhe. Dies ist
                              									besonders bei minderwertigem Heizmaterial ein großer Vorzug, denn das Auftreten
                              									einer Flugkoksbildung infolge Aufwirbelung ist ausgeschlossen. Infolge der
                              									Verschiebung der Roststäbe gegen den Windkasten findet eine stoßweise Zufuhr von
                              									Luft statt. Ein Kohlenvorschieber, der sich am oberen, im Fülltrichter liegenden
                              									Ende des Roststabes befindet, nimmt infolge der Bewegung den Trichterinhalt mit. Der
                              									Antrieb der Vorrichtung erfolgt mittels Pendelwelle und Zugstangen durch
                              									Zahnrädervorgelege, Schneckenradgetriebe oder durch einen Wassersäulenmotor.
                              									Letzterer ist an die Speiseleitung des Kessels angeschlossen. Durch mehr oder
                              									weniger starkes Drosseln des Wasserzuflusses läßt sich die Rostbewegung in weiten
                              									Grenzen regeln. Als Vorzug ist es zu betrachten, daß der Motor keine schnellaufenden
                              									Teile besitzt und daher auch keine unwirtschaftliche Uebersetzung der
                              									Geschwindigkeit notwendig ist. Um den für die reibungslose Bewegung der Roststäbe
                              									erforderlichen Zwischenraum recht schmal halten zu können, so daß kein Brannstoff
                              									hindurch fällt, werden nicht feste, sondern federnde Seitenwangen beim Pluto-Rost
                              									benutzt. Sie drücken die Stäbe ständig zusammen, ohne einen unzulässigen Widerstand
                              									gegen deren Bewegung hervorzurufen. Am unteren Ende des geneigten Teiles befindet
                              									sich ein Anhängerost, auf dem die Rückstände ausbrennen. Er macht die Bewegung des
                              									Treppenrostes mit und fördert infolgedessen die Schlacke mechanisch nach der
                              									Aschengrube. Führt man Brennstoff von ungleicher Stückgröße aus hoch gelegenen
                              									Bunkern durch Fallrohre den Schüttrichtern zu, so bildet sich in den letzteren ein
                              									Kegel, von dessen Mantel die größeren Stücke abrollen. Diese werden daher meist an
                              
                              									den Rändern des Rostes aufgegeben. Dort brennt somit die Kohle am schnellsten ab, da
                              									der Wind wenig Widerstand in den locker liegenden Stücken findet. Die sich durch den
                              									beschriebenen Vorgang ergebenden Mißstände werden beim Pluto-Rost durch eine
                              									zweckentsprechende Gestaltung des Brennstoffschiebers vermieden, welche
                              									bewirkt, daß die Schüttung an den Rosträndern keine geringere Höhe als in der
                              									Mitte erreicht. Durch Verlegen der Roststabträger läßt sich die Neigung der
                              									Brennbahn verändern. Für die Wirtschaftlichkeit des Pluto-Rostes legen die Versuche
                              									Zeugnis ab, die an einem Wasserrohrkessel im Kreis-Elektrizitätswerke Saarlouis
                              									vorgenommen wurden. Man erreichte bei Verwendung von mittlerer Saarkohle einen
                              									Wirkungsgrad von 78,07 v. H. Im städtischen Licht- und Wasserwerke Kiel wurde ein
                              									Nutzeffekt von 67,4 v. H. erzielt, als man Torf unter Wasserrohrkesseln verbrannte.
                              									Mit Ligniten von 1990 W.E. erreichte man 74,5 v. H. und mit Rohbraunkohle 81,4 v. H.
                              									Wirkungsgrad. Die Gestalt des Zündgewölbes läßt sich beim Pluto-Rost entsprechend
                              									der Eigenart des benutzten Brennstoffes verändern. (Pradel in Heft 32 der
                              									Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb).
                           Schmolke.
                           Stahlbeton. In den letzten Jahren ist verschiedentlich die
                              									Verwendung hochwertiger Einzelmaterialien für den Eisenbetonbau erörtert worden; in
                              									wirtschaftlicher Beziehung sind Tragwerke aus Qualitätsbaustoffen den zurzeit
                              									üblichen sicherlich überlegen. So ist eine Verwendung von Stahl als Bewehrung in
                              									Verbundkonstruktionen bereits Gegenstand einiger Patente, die in der Praxis mit
                              									Erfolg eingeführt worden sind. Da in der Betonindustrie und auch vom
                              									theoretischrechnerischen Standpunkt Bedenken gegen die Stahlbewehrung laut geworden
                              									sind, muß der Versuchsweg zur Klärung dieser Zweifel eingeschlagen werden. Solche
                              									Versuche sind im Auftrage der Firma J. Schroiff & Cie. in der
                              									Materialprüfungsanstalt Darmstadt vorgenommen worden. Sie waren vor allem darauf
                              									gerichtet, die typischen Unterschiede in den Einzelmaterialien – Rundeisen und
                              									Rundstahl – auch in der Betonkonstruktion festzustellen, insbesondere sollte die
                              									Widerstandsfähigkeit des mit Rundstahl bewehrten Betonbalkens geprüft werden. Es
                              									wurde daher eine Belastungsform gewählt, welche möglichst große Dehnungen in der
                              									Bewehrung liefert. Auf die Versuche im einzelnen kann hier nicht näher eingegangen
                              									werden; sie haben aber zu einigen interessanten Ergebnissen geführt, die des
                              									allgemeinen Interesses halber hier mitgeteilt werden sollen. Vor allem unterscheidet
                              									sich das allgemeine Verhalten eines mit Stahl bewehrten Betons nicht von dem
                              									gewöhnlichen Rundeisenbeton. Risse treten nicht früher und auch nicht später auf,
                              									als bei gewöhnlichem Eisenbeton. Stahldraht mit einer Bruchfestigkeit von 9000
                              										kg/cm2 und einer Streckgrenze von 7000
                              										kg/cm2 kann mit 3000 kg/cm2 beansprucht werden, wobei die Durchbiegung sich
                              									in normalen Grenzen halt. (Mitteilungen über Zement-, Beton- und Eisenbetonbau 1921,
                              									Nr. 15/16.)
                           Marx.