| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 77 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Der billigste Rohrdurchmesser für
                                 									Kraftdampfleitungen. Zweck der Arbeit ist, die Ermittlung des wirtschaftlich
                              									vorteilhaftesten Rohrdurchmessers für Kraftdampfleitungen ohne zeitraubende
                              									Vergleichsrechnungen zu ermöglichen und zwar zunächst nur für
                                 										Sattdampfleitungen.
                           Berücksichtigt müssen werden:
                           1. Die Güteverminderung des Dampfes für Maschinenzwecke, d.h. der Mehrverbrauch an
                              									Dampf durch den Druckabfall in der Rohrleitung.
                           2. Der Dampfverlust durch Abkühlung in der Rohrleitung und
                           3. Die Kosten der Rohrleitung einschließlich der Ventile.
                           Da die Güteverminderung mit dem Druckabfall, also mit der Abnahme des
                              									Rohrdurchmessers d wächst, das Kondensat in der Rohrleitung sowie die Kapitalkosten
                              									für die Rohrleitung mit zunehmendem Durchmesser d zunimmt, gibt es einen
                              										„billigsten“ Durchmesser db, bei welchem
                              									die jährlichen Dampf- und Kapitalkosten am geringsten werden.
                           Notwendig wird zunächst die formelmäßige Darstellung der Abhängigkeit der drei Posten
                              									vom Rohrdurchmesser d.
                           a) Die Güteverminderung des Dampfes durch den Druckabfall:
                           Würde der Dampf unmittelbar mit der Anfangsspannung pa at abs. in die Maschine eintreten, betrüge der stündliche Dampfverbrauch
                              									für die Leistungseinheit (PS oder kW) Cpa kg. Durch
                              									den Abfall der Spannung von pa auf die Endspannung
                              										px erhöht sich der Dampfverbrauch auf Cpx kg/st. Eine weitere Erhöhung findet statt durch
                              									die Niederschlagsmenge K kg/st in der Rohrleitung, von welcher bei einer
                              									Gesamtleistung N (PS oder kW) auf die Leistungseinheit (1 PS oder 1 kW) stündlich
                              									entfällt \frac{K}{N} kg/st. Es entsteht demnach ein Gesamtmehrverbrauch an Dampf
                              									durch die Rohrleitung von
                           1.      V=C_{px}-C_{pa}+\frac{K}{N} kg/st für 1 PS oder kW.
                           Die Aenderung des Dampfverbrauchs von Cpa auf Cpx mit der Aenderung des Dampfdruckes von pa auf px erfolgt
                              									zeichnerisch nach einer Kurve, welche jedoch für nicht großen Druckabfall pa – px als Gerade
                              									angesehen werden darf, sodaß Cpx – Cpa genügend genau dem jeweiligen Druckabfall pa – px proportional
                              									gesetzt werden kann.
                           2.      Cpx – Cpa = δ (pa – px).
                           Der Proportionalitätsfaktor δ, d.h. der Dampfmehrverbrauch für den Druckabfall 1
                              									ist für jede Maschinengattung bekannt. Der durch Rohrreibung und Einzelwiderstände
                              									verursachte Druckabfall pa – px läßt sich weiterhin nach den üblichen Formeln
                              									durch den Rohrdurchmesser d, durch die Rohrlänge 1 und das stündliche Dampf gewicht
                              									G = Cpx N vom mittleren Einheitsgewicht γm, ferner durch die Reibungsziffer β und die
                              									Widerstandszahlen ξ der Einzelwiderstände ausdrücken
                           3. p_a-p_x=\left(1+\frac{K}{G}\right)\,\frac{G^2}{\gamma_m}\,\left(\frac{12,51\,.\,\beta\,.\,l}{d^5}+\frac{0,64\,\Sigma\,\xi}{d^4}\right)
                           sodaß dann nach Gl 2) Cpa –
                              										Cpx formelmäßig als abhängig vom Rohrdurchmesser
                              									d dargestellt ist.
                           C) Die Niederschlagsmenge K kg/st in der Rohrleitung ist abhängig von der gesamten
                              									abkühlenden Oberfläche F der Rohrleitung, Ventile und Wasserabscheider. Ventile und
                              									Wasserabscheider können nach Eberle durch gleichwertige Rohrlängen lv u. lw ersetzt
                              									werden, sodaß, wenn die Vergrößerung der Außenrohrfläche durch die Flanschen Ventile
                              									und Wasserabscheider mit einer Vorzahl Φ berücksichtigt und der äußere Durchmesser D
                              									~ 1,05 d + 3 mm gesetzt wird, sich schließlich die gesuchte Abhängigkeit des K von d
                              									ergibt:
                           4.      K=\Phi\,\pi\,\left(\frac{1,05\,d+3}{1000}\right)\,l\,\kappa kg/st.
                           wenn χ das Kondensat für 1 qm Rohraußenfläche darstellt.
                           c) Die Anlagekosten der Rohrleitung und Ventile. Die Kosten für Rohre und Ventile
                              
                              									steigen mit zunehmendem Durchmesser zeichnerisch nach Kurven, welche wie die Cp-Kurven für verhältnismäßig kleine
                              									Durchmesserunterschiede durch die Sehnen ersetzt werden können. Daher stellt sich
                              									der Preise für 1 m Rohrlänge dar als lineare Gleichung:
                           r = ar + εr d Mark 1 mm
                           der Preis für Ventile
                           rv = av + εv d Mark
                           beides also in der gesuchten Anhängigkeit vom Rohrdurchmesser
                              									d. Demnach die Anlagekosten für 1 m Rohr und nv
                              									Ventile:
                           5.      \frakfamily{K}=lr+nr_v=l\,(a_r+\varepsilon_r\,.\,d)+n\,(a_v+\varepsilon_v\,d).
                           Die jährlichen Gesamtkosten M in Mark der Rohranlage setzen sich zusammen aus den
                              									Kosten MD für Dampfmehrverbrauch durch die
                              									Rohrleitung und den Kapitalkosten M_\frakfamily{K} (Verzinsung,
                              									Abschreibung und Unterhaltung). Also
                           6.      M=M_D+M_\frakfamily{K}.
                           
                           Bei z Betriebsstunden im Jahr, bei der Gesamtleistung N und den Dampfkosten P
                              									Mark für 1 kg Dampf wird MD =VNzP.
                           Wird Verzinsung, Abschreibung und Unterhaltung durch den Kapitalfaktor p
                              									berücksichtigt, ergibt sich
                           M_K=\frac{\gamma}{100}\,.\,\frakfamily{K} und
                           7.      M=V\,.\,N\,.\,z\,.\,P+\frac{p}{100}\,\frakfamily{K}.
                           Sämtliche Werte für V und \frakfamily{K} eingesetzt liefert M als
                              									Gleichung abhängig von d.
                           Bildet man jetzt den Differentialquotienten \frac{d\,M}{d\,(d)} und setzt ihn = 0, so ergibt
                              									sich aus der entstehenden Gleichung der beste Durchmesser db aus:
                           8.      {d_b}^6=18965\,\frac{\beta}{\Phi\,\gamma_m\,.\,\kappa}\,.\,\frac{\delta}{C_{px}}\,\left(1+\frac{K}{G}\right)\,G^3
                           
                              \frac{1+\frac{d_b}{24,5\,.\,\beta}\,.\,\frac{\Sigma\,\zeta}{l}}{1+\frac{3,03\,\gamma\,\left(\epsilon_r+\epsilon_v\,.\,\frac{n}{l}\right)}{\Phi\,\kappa\,.\,z\,.\,P}}
                              
                           Die Formel wird handlich durch folgende Ueberlegung: Würden die Anlagekosten nicht
                              									berücksichtigt, so würden εr und εv = 0 zu setzen sein; kämen außerdem die
                              									Einzelwiderstände nicht in Frage, also nur Rohrreibung als alleiniger Widerstand, so
                              									wäre ∑ξ = 0. Der sich jetzt ergebende, allein die Rohrreibung berücksichtigende
                              									Durchmesser dR („Reibungsdurchmesser“) würde
                              									dann aus
                           9.      {d_R}^6=18965\,\frac{\beta}{\Phi\,\gamma_m\,.\,\kappa}\,.\,\frac{\delta}{C_{px}}\,\left(1+\frac{K}{G}\right)\,G^3
                           nach kleinen Umstellungen
                           10.      d_R=\left(1+\frac{1\,K}{6\,G}\right)\,\sqrt[6]{\frac{18965}{\Phi\,\gamma_m\,.\,\kappa}\,.\,\frac{\delta}{C_{px}}}\,\sqrt{G\,\sqrt[3]{\beta}}
                           oder die ersten beiden Glieder durch die Vorzahl b
                              									zusammengefaßt
                           10a.      d_R=b\,\sqrt{G\,\sqrt[3]{\beta}}
                           Dieser Reibungsdurchmesser oben in Gl. 8 eingeführt, liefert jetzt übersichtlich den
                              									billigsten Durchmesser
                           11.      d_b=d_R\,.\,\frac{\sqrt[6]{1+\frac{d_b}{24,5\,.\,\beta}\,.\,\frac{\Sigma\,\xi}{l}}}{\frac{\sqrt[6]{1+3,03\,\gamma\,\left(\epsilon_r+\frac{n}{l}\,.\,\epsilon_v\right)}}{\Phi\,\kappa\,.\,z\,.\,P}}=d_R\,.\,\frac{A}{B}.
                           Von Interesse ist schließlich noch der Durchmesser dD
                              										(„Dampfdurchmesser“)) welcher die Reibungs- und Einzelwiderstände der
                              									Rohrleitung, also die wirklich entstehenden Dampfkosten ohne die Anlagekosten
                              									berücksichtigt. Der Nenner B wird dann = 1, im Zähler A wird nur statt db zu setzen sein dD
                              									also
                           12.      d_D=d_R\,\sqrt[6]{1+\frac{d_D}{24,5\,.\,\beta}\,.\,\frac{\Sigma\,\zeta}{l}}
                           Zeitschrift für Dampfkessel und Maschinenbetrieb. Nr. 49. XXXXIV. Jahrgang vom 9.
                              									Dezbr. 1921).
                           Neue Anwendungen des Azetylens in der chemischen
                                 									Industrie. Außer als Leucht- und Heizgas hat das Azetylen in den letzten Jahren
                              									in zunehmendem Maße auch in der chemischen Industrie Anwendung gefunden. Man gewinnt
                              									aus ihm eine Reihe von Chlorprodukten, von denen namentlich das Trichloräthylen
                              									und das Tetrachloräthan als nichtbrennbare Lösungsmittel eine weite Verbreitung
                              									gefunden haben, ferner ist es gelungen, aus Azetylen in höchst einfacher Weise
                              									Azetaldehyd herzustellen, der wiederum das Ausgangsmaterial für die Gewinnung von
                              									Alkohol, Essigsäure und Azeton ist. Für die Fabrikation dieser drei Produkte, die
                              									vornehmlich während des Krieges in großen Mengen gebraucht wurden, sind in den
                              									letzten Jahren sowohl bei uns als auch im Ausland ausgedehnte Anlagen errichtet
                              									worden.
                           Nach einem neuen von A. Heinemann angegebenen Verfahren (D. R. P. 315747) läßt sich
                              									aus Azetylen und Methan in guter Ausbeute Propylen gewinnen, wenn man diese beiden
                              									Gase bei höherer Temperatur über Kontaktsubstanzen leitet, und zwar verläuft die
                              									Reaktion am besten, wenn man als Kontaktsubstanz ein Gemisch von edlen und unedlen
                              									Metallen verwendet. Derartige Gemische kann man z.B. in der Weise herstellen, daß
                              									man auf Bimsstein auf chemischem Wege oder durch Elektrolyse metallisches Kupfer
                              									niederschlägt und hierauf den mit Kupfer überzogenen Bimsstein in eine Lösung von
                              									Platinchlorür taucht, trocknet und schließlich das Platinchlorür zu metallischem
                              									Platin reduziert. Anstelle von Platin kann auch Palladium oder Iridium, anstelle von
                              									Kupfer auch Eisen, Nickel, Aluminium oder Magnesium Verwendung finden. Diese
                              									Kontaktsubstanzen werden in einem Gefäß oder Rohr ausgebreitet, das auf 100–200°
                              									erhitzt wird und durch das ein Gemisch von Azetylen und Methan, event. unter Zusatz
                              									von Stickstoff oder Kohlensäure hindurch geleitet wird. Man kann die Reaktion auch
                              									unter erhöhtem oder vermindertem Druck ausführen. Es ist zweckmäßig, nicht gleiche
                              									Volumteile Azetylen und Methan anzuwenden, sondern mit einem Ueberschuß von Azetylen
                              									zu arbeiten, damit das gesamte Methan umgesetzt wird.
                           Ebenfalls recht interessant und erfolgversprechend ist die Umsetzung des Azetylens
                              									mit Ozon. Versuche von Prof. Wohl und Dr. Bräunig haben ergeben, daß bei der
                              									Einwirkung von Ozon auf Azetylen Glyoxal entsteht (D. R. P. 324202) und daß sich der
                              									Vorgang bei genügender Verdünnung der Gase und bei Anwesenheit von Wasserdampf in
                              									hinreichender Menge völlig gefahrlos durchführen läßt. Bei den Versuchen wurde der
                              										„Chemiker-Zeitung“ zufolge mit Luftmengen von 15 cbm in der Stunde
                              									gearbeitet, deren Ozongehalt durchschnittlich 12–13 g im cbm Luft betrug. Der
                              									hineingeleitete Strom von Azetylengas betrug 16–18 g auf 1 cbm Luft. Bei diesen
                              									Mengenverhältnissen wurden stündlich 155–190 g Glyoxal und daneben 107–122 g
                              									Ameisensäure erhalten. Durch Einblasen von fein zerstäubtem Wasser in den Gasstrom
                              									wurden die beiden erzeugten Stoffe niedergeschlagen. Von dem zugeführten Ozon waren
                              									unter diesen Bedingungen 10–15% nicht in Reaktion getreten, doch konnte durch
                              									Einleiten von Dampf die Umsetzung zu Ende geführt werden. Die hierbei entstehenden
                              									dichten Nebel konnten durch Stoßflächen niedergeschlagen werden, und man erhielt so
                              									eine Lösung mit einem Gehalt von 1,5–2% Glyoxal. Da bei der Ozonisation der Luft
                              									stets auch Salpetersäure in geringer Menge entsteht, muß diese vor dem Eindampfen
                              									der Glyoxallösung durch Zusatz von kohlensaurem Kalk neutralisiert werden, um
                              									Zersetzungen zu vermeiden. Man erhält dann beim Eindampfen einen dicken Syrup von
                              									Glyoxal, Ameisensäure und salpetersaurem Kalk.
                           Das Glyoxal ist ein brauchbares Ausgangmaterial für die künstliche Herstellung des
                              									Indigos, es kann ferner zur Herstellung der als Genußsäure wichtigen Glykolsäure sowie der
                              									Traubensäure und des Glykols Verwendung finden, welch letzteres im Kriege vielfach
                              									als Glyzerinersatz benutzt worden ist.
                           Sander.
                           Neuartige Fußtrittsteuerungen an Türen von Härteöfen.
                              									Durch die in der Abb. dargestellten Fußtrittsteuerungen ist es dem Arbeiter möglich,
                              									die Türen von Doppelkammeröfen unabhängig von einander zu öffnen und zu schließen.
                              									Es stellt diese Einrichtung eine Neuerung dar, die das Arbeiten am Ofen wesentlich
                              									vereinfacht und daher als eine Verbesserung angesprochen werden kann. Um beim
                              									Arbeiten am Ofen den Fuß nicht auf dem Fußhebel lassen zu müssen, sind
                              									Einstellvorrichtungen vorgesehen, welche die zwei Fußhebel in ihren Endstellungen
                              									festhalten. Zum Schließen werden die Fußhebel durch Seitwärtsbewegen gelöst, worauf
                              									sich die Türen selbsttätig schließen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 79
                              
                           Motorschiff „Leise Maersk“. Das von der Odense
                              									Staalskibsvaerft für die Svendborg Shipping Co. gebaute Schiff ist 91,5 m lang, 13,4
                              									m breit und hat bei einer Ladefähigkeit von 4470 t und 6450 t Verdrängung einen
                              									Tiefgang von 6,75 m.
                           Besondere Aufmerksamkeit verdient die von der bekannten Maschinenfabrik Burmeister
                              									und Wain, Kopenhagen, gebaute Sechszylinder-Dieselmaschine von 630 mm Dmr und 1300
                              									mm Hub. Der verhältnismäßig große Kolbenhub ergibt eine sehr niedrige Umlaufzahl bis
                              									zu 80 i. d. Min. Dadurch wird es möglich, den Einschraubenantrieb für Motorschiffe
                              									bis zu 5000 t Ladefähigkeit zu verwenden. Für solche Schiffe wurden bis jetzt zwei
                              									Maschinen mit 100–160 Uml./min. verwendet.
                           Bei 85 Uml. min. ist die Maschinenleistung 1150 PSe. Dies ergibt eine Geschwindigkeit
                              									von 10½ Kn. Das Maschinengewicht mit Hilfsmaschinen, Wellen, Schrauben usw. ist 337
                              									t. Beim Einschraubendampfer „St. Thomas“ ist dieses Gewicht, die Kesselanlage
                              									mit gerechnet, 3421. Die Dampfmaschine hat etwa die gleiche Leistung wie die
                              									Dieselmaschine. Der Maschinenraum ist beim Motorschiff 12,8 m, beim Dampfschiff, den
                              									Kesselraum mitgerechnet 17,7 m. Das Maschinenpersonal besteht beim Motorschiff aus
                              									7, beim Dampfschiff aus 15 Personen. (The Motorship, 1921 Oktober.)
                           Wimplinger.
                           Naphthalinmotoren. Bei den hohen Preisen der
                              									Leichtöle gewinnen die Naphthalinmotoren wieder an Bedeutung. Naphthalin ist im
                              									freien Handel für etwa 3,20 M. pro kg zu haben, während der Preis für Benzol 5,60 M.
                              									pro kg auf Freigabeschein beträgt. Bei Naphthalinmotoren ist bekanntlich das feste
                              									Naphthalin zu schmelzen und dauernd flüssig zu halten, wobei eine Ueberhitzung des
                              									Naphthalins auf jeden Fall zu vermeiden ist. Zum Anlassen des Motors ist Leuchtgas,
                              									Benzol usw. zu verwenden. Nach Angabe der „Zeitschrift des Ver. deutsch.
                                 										Ing.“ 1921, S. 856, ist die Gefahr der Ueberhitzung durch die Heizung mit
                              									Abgasen nicht zu vermeiden. Wird aber heißes Kühlwasser oder Dampf zum Schmelzen des
                              									Napthalins verwendet, so geht das Schmelzen des Naphthalins zu langsam vor sich. Es
                              									wurden deshalb neuerdings während des Hilfsbetriebes nur anfangs die Auspuffgase
                              									verwendet, nach einer gewissen Zeit geschieht dann die Erwärmung durch Dampf (DRP.
                              									257835), der aus dem Kühlwassermantel strömt. Auf diese Weise läßt sich erreichen,
                              									daß bei einem 20-PS-Motor für den Hilfsbetrieb nur etwa ¼ Stunde notwendig ist.
                              									–
                           Es ist nun in letzter Zeit gelungen, aus dem Naphthalin einen flüssigen Brennstoff zu
                              									gewinnen, das sogenannte Tetralin. Dieses wird zur Zeit im Automilbetrieb erprobt.
                              									Ueber seine Brauchbarkeit hierfür sind die Ansichten noch geteilt. Der schwere
                              									Brennstoff erschwert besonders das Anlassen des kalten Motors. Es ist nun nicht
                              									ausgeschlossen, daß das Tetralin bei ortfesten Motoren das Naphthalin ersetzen
                              									könnte, um den umständlichen und wenig betriebsicheren Naphthalinbetrieb zu
                              									vermeiden. Auschlaggebend ist auch hier die Preisfrage, da es bis jetzt noch nicht
                              									gelungen ist, das flüssige Tetralin entsprechend billig herzustellen.
                           Wimplinger.
                           Triumphe der drahtlosen Empfangstechnik. Der Gesellschaft
                              									für drahtlose Telegraphie ist es jetzt gelungen, mit räumlich sehr kleinen,
                              									transportablen Empfangseinrichtungen die Funksprüche selbst solcher Stationen
                              
                              									aufzunehmen, die mehr als 19000 km entfernt sind. Demnach kann man heute an jedem
                              									Punkt der Erde alle einigermaßen stärkeren Funkstationen abhören. Ihr in Fachkreisen
                              									als Spezialist für Empfangsuntersuchungen bekannter Oberingenieur Dr. Esau war nach Buenos Aires entsandt worden, um den
                              									geeignetesten Platz zur Errichtung der Empfangsanlage für die im Bau befindliche
                              									Großstation derselben Gesellschaft zu ermitteln. Diese argentinische
                              									transatlantische Station ist bekanntlich als Gegenstation für Nauen zum Verkehr mit
                              									Süd-Amerika bestimmt. Es waren dazu eingehende wissenschaftliche Untersuchungen
                              									erforderlich, da es sich um zu überbrückende Entfernungen von 12000 km (Nauen–Buenos
                              									Aires) handelt, und zwar in einem Lande, in dem bisher der funkentelegraphische
                              									Empfang durch sehr starke atmosphärische Störungen beeinträchtigt war. Dr. Esau, der soeben wieder nach Berlin zurückgekehrt ist,
                              									hat den geeignetesten Ort für die Empfangsanlage in der Umgebung von Buenos Aires
                              									gefunden, und ist dieser Störungen vermittelst Rahmenantenne völlig Herr geworden,
                              									so daß schon jetzt ein, allerdings einseitiger Verkehr von Nauen nach Argentinien
                              									möglich ist. Bei dieser Gelegenheit gelang es auch zum ersten Mal, die Zeichen einer
                              									nicht übermäßig starken japanischen Station (Antipodenstation zu Buenos Aires!) über
                              									19000 km, d.h. den halben Erdumfang, über zwei verschiedene Kurse aufzunehmen. Der
                              									erste Kurs führt über den stillen Ozean, fast ausschließlich über Wasser, der zweite
                              									nur über den atlantischen Ozean, dann aber fast ausschließlich über die Kontinente
                              									Afrika und Asien. Auf letzterem Wege werden die Telegraphierzeichen im Vergleich zu den über den
                              									stillen Ozean außerordentlich viel mehr geschwächt, so daß die Lautstärke in
                              									Argentinien bei gleicher Weglänge über den Atlantik nur etwa den hundertsten Teil
                              									derjenigen über den Pazific beträgt. Ferner konnten alle die interessanten
                              									funkentelegraphischen Erscheinungen täglich studiert werden, die beim Empfang
                              									funkentelegraphischer Zeichen sonst nur bei Gelegenheit der seltenen
                              									Sonnenfinsternisse beobachtet werden. Auch weitere, für die Meteorologie wertvolle
                              									Ergebnisse sind gezeitigt worden.
                           Gegenwart und Zukunft der Berliner Straßenbahn.
                              									(Stadtbaurat Dr.-Ing. Adler in der Deutschen
                              									Maschinentechnischen Gesellschaft am 21. Februar d. J.)
                           Der Vortrag zeigte vor allem auch, welche großen Schwierigkeiten in technischer
                              									Beziehung beim Zusammenschluß der verschiedenen vormals getrennt verwalteten
                              									Straßenbahnunternehmungen Berlins gelegentlich der Bildung der Einheitsgemeinde zu
                              									überwinden waren. So war z.B. durch die Vereinigung die frühere Zahl von nur 3
                              									Motortypen bei der Großen Berliner Straßenbahn auf nicht weniger als 33 angewachsen.
                              									Eine Vereinfachung und Vereinheitlichung war unbedingt erforderlich. Es fand in
                              									großem Umfange ein Austausch der verschiedenen Wagengattungen zwischen den 35
                              									Bahnhöfen der Straßenbahn statt, um auf gleichen Bahnhöfen auch die gleichen
                              									Wagentypen zusammenzubekommen und dadurch die Unterhaltungskosten herabzusetzen.
                           Die Berliner Straßenbahn hat ungefähr die Hälfte ihrer Wagen mit Luftdruckbremse und
                              									die Hälfte mit elektrischer Bremse ausgerüstet. Der Vortragende wies an Hand
                              									eingehender Untersuchungen, die im Betriebe der Berliner Straßenbahn durchgeführt
                              									worden waren, nach, daß in Zukunft bei Straßenbahnen für innerstädtischen Betrieb
                              									nur die elektrische Bremse infolge ihrer weit überlegenen Wirtschaftlichkeit in
                              									Frage kommen kann. Die Luftdruckbremse ist lediglich bei Vorort- und
                              									Ueberlandstrecken am Platze. Auch bezüglich der Wagenbauart muß bei Bahnen mit
                              									vielen Haltestellen, häufigem Anfahren und großen Zuggewichten die zweiachsige
                              									Wagentype aus wirtschaftlichen Gründen der vierachsigen vorgezogen werden.
                           In der Frage, ob die Stromabnehmer für die Wagen mit Rolle oder mit Schleifbügel zu
                              									verwenden sind, gehen auch die Ansichten in technischen Kreisen weit auseinander.
                              									Für Neubauten von Bahnen ist der Schleifbügel unter allen
                              									Umständen vorzuziehen. Aus wirtschaftlichen Gründen muß jedoch jetzt bei der
                              									Berliner Straßenbahn die Rolle noch beibehalten werden. Es ist aber vorgesorgt, daß
                              									die Fahrdrahtleitungen bei Umbau auch für Befahren mit Schleifbügeln eingerichtet
                              									werden, so daß in Zukunft es auch für Berlin noch möglich sein wird, den
                              									Schleifbügel allgemein einzuführen.
                           Wesentlich für die Verringerung der Unterhaltungskosten und Herabsetzung der Anzahl
                              									der Unfälle und Zusammenstöße ist die gründliche Ausbildung des Personals, wie sie
                              									jetzt bei der Straßenbahn sowohl bei den Fahrern wie bei den Handwerkern in
                              									besonders hierzu eingerichteten Schulen durchgeführt wird.
                           Hierdurch war es neben den sonstigen an den Wagen und Motoren angebrachten
                              									technischen Verbesserungen möglich, beispielsweise die Anzahl der Beschädigungen der
                              									Motoranker im Laufe eines Jahres von früher rund 560 Beschädigungen im Monat auf
                              									jetzt 70–90 herunterzubringen.
                           An Hand von Lichtbildern wurden die Eigenarten des großstädtischen Verkehrs und die
                              									Möglichkeiten, in wirtschaftlichster Weise den Bedürfnissen nachzukommen,
                              									erläutert.
                           Schließlich erörterte der Vortragende die wirtschaftliche Lage der Straßenbahn und
                              									die Aussichten für die Zukunft. Er wies darauf hin, daß für den Wiederaufbau des
                              									Unternehmens größere Kapitalien unbedingt erforderlich seien, deren Beschaffung
                              									voraussichtlich eine Umwandlung der jetzigen Betriebsform der Straßenbahn
                              									erforderlich machen dürfte. Dann wird es erst möglich sein, die Straßenbahn in
                              									technischer Beziehung weiter auszubauen und zu vervollkommnen zum Frommen deutscher
                              									Technik und zum Wohle der Stadt Berlin und ihrer Bevölkerung.