| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 113 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Wiedergewinnung von Kohle und Koks aus
                                 										Brennstoffrückständen. Schon vor geraumer Zeit wurden Einrichtungen auf den
                              									Markt gebracht, die es ermöglichen sollten, aus der Schlacke und Asche brennbare
                              									Bestandteile zu gewinnen, um diese später in besonderen Feuerungsanlagen nutzbar zu
                              									machen oder als Zusatz zu frischem Brennstoff zu verwenden. Man legte indessen, so
                              									lange der Kohlepreis niedrig war, auf den Ausbau derartiger Vorrichtungen einen
                              									verhältnismäßig geringen Wert. Jetzt haben die Anschauungen eine wesentliche
                              									Aenderung erfahren. Aus wirtschaftlichen Gründen widmet man einer Lösung der
                              									Aufgabe, aus Brennstoffrückständen in zweckmäßiger Weise verwertbare Bestandteile
                              									abzuscheiden, die größte Aufmerksamkeit. Allerdings dürfte es nicht in allen Fällen
                              									möglich sein, die in der Schlacke enthaltenen Kohle- und Koksteilchen mit
                              									wirtschaftlichem Erfolg nutzbar zu machen. Sofern dies aber nur bei der Hälfte
                              									sämtlicher Feuerungsanlagen statthaft ist, würde man jährlich schätzungsweise in
                              									Deutschland 1,8 bis 3 Mill. t Brennstoff zurückgewinnen können. Was dies gegenwärtig
                              									bedeutet, ist leicht zu ermessen.
                           Das Ausklauben der brennbaren Bestandteile mit der Hand kommt nur für untergeordnete
                              									Zwecke in Frage. Bisweilen beschäftigt man billige Hilfskräfte damit, auf
                              									Lesebändern oder -tischen, die den selbsttätig arbeitenden Separatoren vorgeschaltet
                              									sind, große, leicht faßbare Koksstücke von der Schlacke zu sondern, damit das in die
                              									Ausscheidevorrichtungen gelangende Gut nicht wesentliche Unterschiede hinsichtlich
                              									der Stückgröße aufweist. Im Gegensatz dazu spielt die mechanische Aufbereitung der
                              									Rückstände eine sehr bedeutende Rolle. Man unterscheidet hierbei zwei grundsätzlich
                              									verschiedene Verfahren. Entweder benutzt man die Ungleichheit des spezifischen
                              									Gewichtes von Koks und Schlacke zur Trennung beider oder man sucht auf Grund der
                              									verschiedenen magnetischen Eigenschaften eine Sonderung herbeizuführen. In der
                              									erstgenannten Weise arbeiten die Aschensichtmaschinen älterer Bauart, welche den von
                              									der Kohlenwäsche bekannten Setzmaschinen nachgebildet wurden. Derartige Anlagen sind
                              
                              									verhältnismäßig umfangreich und meist nur dort am Platze, wo Pumpen zur Verfügung
                              									stehen, welche das für den Betrieb benötigte Wasser fördern. Außerdem sind
                              									Klärbehälter erforderlich, in denen ein Absetzen des Staubes stattfindet, den das im
                              									Kreislauf befindliche Wasser während des Sichtvorganges aufnimmt.
                           Die neueren Setzverfahren unterscheiden sich von den älteren dadurch, daß bei ihnen
                              									der auszusondernde Koks nur ganz kurze Zeit mit dem Wasser in Berührung bleibt
                              									und sich daher nicht vollsaugen kann. Dies muß nämlich vermieden werden, damit das
                              									spezifische Gewicht des Brennstoffes nicht zunimmt und er nicht gleichzeitig mit der
                              									Schlacke untersinkt. Ein Beispiel für eine derart arbeitende Anlage ist die
                              									Aschenwäsche „Weberco“ der Firma „Geffa“ m. b. H. in Wiesbaden. Bei
                              									Benutzung dieser Vorrichtung werden die zu sichtenden Rückstände in eine Grube
                              									geschüttet, welche mit einem Rost abgedeckt ist, der große Schlackenstücke, die
                              									selten etwas Brennbares aufweisen, fernhalten soll. Von der Grube wird das zur
                              									Verarbeitung kommende Gut mit Hülfe eines Becherwerkes zu einem Schüttelsieb
                              									befördert, wo man den feinen, meist völlig ausgebrannten Grus entfernt. Sodann
                              									gelangt die Schlacke auf eine bewegliche Rutsche und gleitet von ihr aus in das
                              									Wasser. In derselben Richtung wie die Rückstände wird der Vorrichtung durch Düsen
                              									Wasser unter Benutzung einer Umlauf-Zentrifugalpumpe zugeführt. Hierdurch entsteht
                              									eine Oberflächenströmung, welche den oben schwimmenden Koks mitreißt, während die
                              									Schlacke und andere schwere Bestandteile nach unten auf ein Förderband sinken. In
                              									einer gewissen Höhe unter dem Flüssigkeitspiegel ist ein wagerechtes Blech in der
                              									Weise eingebaut, daß die Schlacke vor ihm zu Boden fällt. Der Koks bleibt oberhalb
                              									des Bleches und wird durch die Strömung einem zweiten Transportbande zugeführt. Das
                              									Blech hat hauptsächlich den Zweck, kleinere Koksteilchen, die sich schnell mit
                              									Wasser vollgesogen haben und zu sinken beginnen, aufzufangen und an der
                              									Wiedervereinigung mit der Schlacke zu hindern. Der Antrieb der Vorrichtung kann
                              									durch Motor oder Transmission erfolgen. Die Geschwindigkeit des strömenden Wassers
                              									läßt sich verändern. Infolge der Feuchtigkeitsaufnahme der Schlacke tritt ein
                              									Flüssigkeitsverbrauch ein, der durch Zusatz von frischem Wasser gedeckt werden muß.
                              									Eine Aufnahme von Staub durch die Flüssigkeit ist unschädlich. Deren spezifisches
                              									Gewicht erfährt nämlich hierdurch eine Vergrößerung, welche bewirkt, daß der Koks
                              									noch besser an der Oberfläche gehalten wird und die Trennung von nutzbaren und
                              									wertlosen Bestandteilen noch vollkommener ist. Die letztgenannte Erfahrung
                              									veranlaßte die Firma Benno Schilde, G. m. b. H., Hersfeld bei Fulda, dazu, eine
                              									Vorrichtung zu bauen, die als Kolumbus-Separator bezeichnet wird und nicht mit
                              									reinem Wasser, sondern mit einer Scheideflüssigkeit arbeitet. Bei derselben
                              									durchlaufen die Rückstände zunächst eine konische Siebtrommel. In dieser wird durch
                              									ein erstes Sieb von
                              									5 mm Lochung der wertlose Aschengrus entfernt und durch ein zweites von 12 mm
                              									Maschenweite der Koksgrus ausgeschieden. Dann gelangt das Gut über eine Rutsche in
                              									den Wasch trog, in welchem sich zwei Transportschnecken befinden, von denen die
                              									obere den Koks, die untere die Schlacke abführt. Zur Erzielung des gewünschten
                              									spezifischen Gewichtes mischt man der Flüssigkeit Lehm, Ton, Gips- oder Kalkabraum,
                              									Karbidschlamm usw. bei. Infolgedessen tritt der Mißstand ein, daß der ausgebrachte
                              									Koks beim Verlassen des Troges mit einem Ueberzug behaftet ist, der die
                              									Zündfähigkeit beeinträchtigt, besonders wenn Karbidschlamm verwendet wurde. Dieser
                              									Ueberzug verschließt aber auch die feinen Poren des Koks und verhindert das weitere
                              									Eindringen von Wasser. Er kann durch Abspritzen entfernt werden, wobei sich indessen
                              									der Feuchtigkeitsgehalt vergrößert. Bei umfangreicheren Anlagen wird die
                              									Scheideflüssigkeit durch einen Bottich mit Rührwerk dem Waschtrog zugeführt.
                           Bei der Anlage einer Schlacken wasche ist zu überlegen, ob man diese fest einbaut und
                              									die Rückstände heranfährt oder ob es sich empfiehlt, eine transportable Vorrichtung
                              									zu benutzen und an verschiedenen Stellen zu verwenden. Für einzelne kleine Betriebe
                              									lohnt sich meist die Aufstellung einer eigenen Aschenwäsche nicht. Jedoch ist häufig
                              									ein Zusammenschluß mehrerer Werke vorteilhaft, die gemeinsam eine Anlage benutzen.
                              									Sofern letzteres ausgeschlossen erscheint, ist schließlich noch die Verwendung
                              									kleiner, billiger Schlackensichtmaschinen mit Handbetrieb, wie sie die Firmen Julius
                              									Pintsch und Bamag, Berlin, sowie Eitle, Stuttgart, bauen, vielfach am Platze. Diese
                              									Vorrichtungen bestehen aus einem Sieb, das durch einen Hebel in eine auf- und
                              									abschwingende Bewegung gesetzt wird. Beim Niedergang sinkt die schwere Schlacke
                              									schneller als der leichtere Koks. Ueberdies tritt Wasser einseitig durch das
                              									muldenförmige, unsymmetrische Sieb und schwemmt den Koks nach vorn. Er wird von dort
                              									mit einer Holz- oder Eisenkrücke entfernt.
                           Reine Kohlenstücke sinken bei dem beschriebenen Naßverfahren infolge ihres großen
                              									spezifischen Gewichtes mit der Schlacke nach unten und gehen verloren. Auch bei Koks
                              									kann dasselbe eintreten, wenn er glühend in Wasser gelangte oder reichlich
                              									abgelöscht wurde und hierbei viel Flüssigkeit aufnahm. In solchen Fällen wird eine
                              									Trennung von brennbaren und wertlosen Bestandteilen auf Grund des
                              									Gewichtsunterschiedes unvollkommen. Da überdies der starke Verschleiß der
                              									geschilderten Anlagen, die Umständlichkeit des Betriebes und der Feuchtigkeitsgehalt
                              									des zurückgewonnenen Brennstoffes unangenehm empfunden wird, gelangte man zu dem
                              									Gedanken, eine trockene Aufbereitung zu versuchen. Die Möglichkeit hierzu boten die
                              									verschiedenen magnetischen Eigenschaften von Koks sowie Kohle einerseits und
                              									Schlacke andrerseits. Es verwandeln sich nämlich bei der Verbrennung die in vielen
                              									Kohlensorten enthaltenen Schwefelkiese in Eisenoxyd und Eisenoxydoxydul, welche
                              									magnetisch sind. Die Folge davon ist, daß die Schlacken, aber nicht die
                              									unverbrannten Bestandteile, auf Magneten reagieren. Diese Tatsache führte zum
                              									Entwurf des in der Abbildung gezeigten, vom Krupp-Gruson Werk auf den Markt
                              									gebrachten Apparates. Er besteht aus einem Magnetgestell mit einem oder mehreren
                              									halbkreisförmigen, hochkonzentrierten, unbeweglichen Magnetfeldern, um die sich eine
                              									dünnwandige Trommel dreht. Ihr werden die Verbrennungsrückstände durch eine
                              									Aufgabevorrichtung gleichmäßig zugeführt. Die unmagnetischen Teile laufen über die
                              									Trommel und fallen im Bogen nieder, während die magnetische Schlacke
                              									festgehalten wird und erst dort den Trommelumfang verläßt, wo das Magnetfeld
                              									aufhört. Die Korngröße des aufgegebenen Gutes darf einen gewissen Höchstwert nicht
                              									überschreiten, wenn man den Stromaufwand in zulässigen Grenzen halten will. Aber
                              									auch Feinkorn darf nicht feucht zugeführt werden, da es sonst zusammenbackt und die
                              									Scheidung nicht vor sich geht. Sofern größere Mengen von Rückständen zu verarbeiten
                              									sind, schaltet man den Scheidern am besten ein Trommelsieb vor mit verschiedener
                              									Lochung. In diesem erfolgt eine Trennung des gröberen und feineren Kornes. Ersteres
                              									wird einer Trommel mit stärkerer Felderregung zugeführt als letzteres. Die
                              									Stromkosten sinken, wie man leicht erkennt, durch die verschiedenartige Ausbildung
                              									der elektrischen Einbauten beider Trommeln. Da nun für die Naßaufbereitung mehr
                              									großes Korn, für die Trockenaufbereitung mehr das feine in Betracht kommt, liegt der
                              									Gedanke nahe, beide Verfahren zu vereinigen. In dieser Absicht baut die Rheinische
                              									Metallwaren- und Maschinenfabrik, Düsseldorf, Anlagen, in welchen für eisenhaltige
                              									Schlacken mit einer Korngröße bis 15 mm die elektromagnetische Aufbereitung, bei
                              									bedeutenderer Stückgröße die Setzmaschine Verwendung findet. Nicht unerwähnt möge es
                              									bleiben, daß man die Schlacke verwerten kann, indem man sie zerkleinert und dann zu
                              									Steinen preßt. (Dr. Aschhof in Stahl u. Eisen. Nr. 7).
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 114
                              Schema des elektromagnetischen Tromelscheiders, Bauart
                                 										Krupp-Gruson-Werk.
                              
                           Schmolke.
                           Die 11000. Lokomotive. Die Firma A. Borsig Berlin-Tegel,
                              									brachte kürzlich ihre 11000. Lokomotive zur Ablieferung. Die Maschine, eine 1D
                              									1-Drilling-Heißdampf-Lokomotive, ist für die deutsche Reichsbahn bestimmt und soll
                              									Schnell-, Personen- und Eilgüterzüge befördern. Sie stellt eine Neukonstruktion dar
                              									und ist nach eigenen Entwürfen der Firma im Einvernehmen mit dem
                              									Eisenbahn-Zentralamt gebaut. (S. Abb.) Die Lokomotive ist infolge des durch die
                              									Kupplung von 4 Achsen erreichten großen Reibungsgewichtes bedeutend leistungsfähiger
                              									als die bisher im Dienst der Preußischen Staatsbahn befindlichen dreifach
                              									gekuppelten 2-Zyl.-Drillings-Schnell-, Personen- und Eilgüterzug-Lokomotiven.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 114
                              
                           Die Hauptabmessungen der Lokomotive sind folgende:
                           
                              
                                 Zulässige Höchstgeschwindigkeit
                                 
                                 120
                                 km/stdl.
                                 
                              
                                 Zylinder-Durchmesser
                                 
                                 520
                                 mm
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 
                                 660
                                 mm
                                 
                              
                                 Treibraddurchmesser
                                 
                                 1750
                                 mm
                                 
                              
                                 Dampfüberdruck
                                 
                                 14
                                 at
                                 
                              
                                 Rostfläche
                                 
                                 4
                                 qm
                                 
                              
                                 Verdampfungsheizfläche
                                 
                                 221
                                 qm
                                 
                              
                                 Ueberhitzerheizfläche
                                 
                                 82
                                 qm
                                 
                              
                                 Gesamtheizfläche
                                 
                                 303
                                 qm
                                 
                              
                                 Leergewicht
                                 ca.
                                 87
                                 t
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 Reibungsgewicht
                                 ca.
                                 68
                                 t
                                 
                              
                                 Dienstgewicht
                                 ca.
                                 98
                                 t
                                 
                              
                                 Wasservorrat des Tenders
                                 
                                 51,5
                                 cbm
                                 
                              
                                 Kohlenvorrat
                                 
                                   7
                                 t
                                 
                              
                                 Leergewicht des Tenders
                                 ca.
                                 23,5
                                 t
                                 
                              
                                 Dienstgewicht des Tenders
                                 ca.
                                 62,8
                                 t.
                                 
                              
                           Die vordere Laufachse ist mit der ersten Kuppelachse zu einem Krauß-Drehgestell mit
                              									seitlich schiebbarem Drehzapfen vereinigt. Die hintere Laufachse ist eine
                              									Radial-Achse. Die zweite Kuppelachse hat ein Seitenspiel von 30 mm, die dritte
                              									Kuppelachse von 25 mm nach jeder Seite. Die Treibachse hat schmalen Spurkranz.
                              									Sämtliche Zylinder wirken auf die als Treibachse ausgebildete zweite Kuppelachse.
                              									Der feste Radstand der Lokomotive beträgt 4000 mm, der Gesamtradstand 11600 mm. Der
                              									Hinterkessel reicht mit seinem hinteren Teil seitlich über den Rahmen hinweg und ist
                              									in seinem vorderen Teil zwischen die hinteren Kuppelräder eingezogen. Im mittleren
                              									Teil des Rostes ist eine Gruppe Roststäbe als Kipprost ausgebildet. Auf dem
                              									Ueberhitzerkasten ist ein Luftsaugeventil angebracht. Bei der Leerfahrt wird die
                              									angesaugte Luft im Ueberhitzerkasten erwärmt und verhütet so eine Abkühlung der
                              									Zylinder. Auf dem Langkessel sitzt ein Reglerdom sowie ein Speisedom. Im letzteren
                              									befindet sich ein Speisewasserreiniger mit Rieselkasten, unter diesem ein
                              									Schlammabscheider. Der Rahmen der Lokomotive ist als Barrenrahmen ausgebildet mit
                              									100 mm Plattenstärke. Der Barrenrahmen ermöglicht einen einfachen und
                              									übersichtlichen Aufbau der ganzen Lokomotive, sowie eine leichte Zugänglichkeit zu
                              									den inneren Triebwerkstellen. Alle drei Triebwerke besitzen selbständige von
                              									einander unabhängige Steuerungen. Die Gegenkurbeln sind an dem Kuppelzapfen des
                              									dritten Kuppelradsatzes angebracht. Der Antrieb der Innensteuerung erfolgt vom
                              									Innenkreuzkopf, sowie von einer zweiten an dem linken Kuppelzapfen befestigten
                              									Gegenkurbel aus. Von der letzteren wird die Bewegung mittels einer Zwischenwelle auf
                              									die innere Schwinge übertragen. Die drei Schwingen liegen in den Gabeln einer
                              									gemeinsamen Steuerwelle derart, daß ihre Mitten mit der Mitte der Steuerwelle
                              									zusammenfallen. Die Dampfverteilung erfolgt durch Kolbenschieber mit einfacher
                              									innerer Einströmung. Die Bremse wirkt auf sämtliche gekuppelten Räder und bremst 170
                              									v. H. des Reibungsgewichtes der betriebsfähigen Lokomotive ab. Der maximale
                              									Bremsüberdruck beträgt 8 at. Die Lokomotive ist mit einem Speisewasservorwärmer mit
                              									geraden Röhren ausgerüstet. Der Vorwärmer liegt oberhalb des Rahmens quer zur
                              									Fahrzeugachse. Der Abdampf wird dem Innenzylinder, sowie der Luft- und Wasserpumpe
                              									entnommen. Die Lokomotive ist mit einem Preßluft-Sandstreuer, einem
                              									thermoelektrischen Pyrometer, einem Fern-Manometer, Dampfheizeinrichtung,
                              									Gasbeleuchtungseinrichtung sowie einem Geschwindigkeitsmesser der Bauart Deuta
                              									ausgerüstet.
                           Vervollkommnung der Kraftfahrzeugmotoren durch
                                 										Leichtmetallkolben. Im Jahre 1921 wurde vom Reichsverkehrsministerium, Abt.
                              									für Luft- und Kraftfahrwesen ein Wettbewerb für Leichtmetallkolben veranstaltet. Die
                              									Prüfung wurde in der Versuchsanstalt für Kraftfahrzeuge der Technischen Hochschule
                              									zu Berlin von Prof. Dr. Becker ausgeführt. Die Ergebnisse dieser Versuche sind in
                              									Buchform niedergelegt. (Verlag R. Oldenbourg, München 1922, Preis geh. Mk. 75.–.)
                              									Die deutsche Automobilindustrie verfügt nunmehr sowohl über die Ergebnisse des
                              									kleinen und großen Vergaserwettbewerbes, wie auch über die Erfahrungen des
                              									Wettbewerbes für Leichtmetallkolben.
                           Teilnehmer am Wettbewerb für Leichtmetallkolben waren:
                           
                              1. Chemische Fabrik Griesheim-Elektron in Frankfurt a.
                                 										M.
                              2. Deutsche Oelfeuerungswerke Karl Schmidt in
                                 										Neckarsulm.
                              3. Rudolf Rautenbach, Aluminium- und Metallgießerei in
                                 										Solingen.
                              4. Allgemeine Elektrizitätsgesellschaft, Abt. Metallwerke
                                 										Oberspree in Berlin.
                              5. Bayrische Motorenwerke A.-G. in München.
                              6. Hugo Beien, Metallgießerei in Wald (Rheinland).
                              7. Karl Berg A.-G. in Werdohl (Westfalen).
                              8. Sächsische Aluminiumwerke G. m. b. H. in Tharandt.
                              9. Metallwerke Neheim, Göcke & Co. in Neheim (Ruhr).
                              
                           Der unheilvolle Weltkrieg begünstigte zwar sehr die Massenherstellung von
                              									Kraftfahrzeugen, aber ergab einen Stillstand in der betriebstechnischen
                              									Fortentwicklung auf diesem Gebiete. Erst die Nachkriegszeit mit ihren hohen
                              									Betriebskosten verlangt gebieterisch den Bau wirtschaftlicher Kraftfahrzeuge.
                              									Verbesserungen im Bau von Leichtmotoren bedingen, daß den Flächen des
                              									Verbrennungsraumes vom Wärmetechnischen Standpunkt aus größere Beachtung geschenkt
                              									wird. Es muß hier eine gleichmäßige und niedrige Temperatur angestrebt werden. Dies
                              									gilt besonders für den nur mittelbar gekühlten Kolbenboden. Für die Wahl des
                              									Kolbenbaustoffes ist die Wärmeleitfähigkeit von großer Bedeutung. Die relative
                              									Wärmeleitfähigkeit von Metallen (bezogen auf Luft = 1 gesetzt) ist folgende:
                           
                              
                                 Gußeisen und Stahl
                                 2400
                                 Zink
                                   4800
                                 
                              
                                 Nickel
                                 2500
                                 Magnesium
                                   6700
                                 
                              
                                 Rotguß
                                 3000
                                 Aluminium
                                   8700
                                 
                              
                                 Messing
                                 4500
                                 Kupfer
                                 15000
                                 
                              
                                 
                                 Silber 18000
                                 
                                 
                              
                           Aluminium und Magnesium können in reinem Zustande nicht als
                              									Baustoff für Motorkolben verwendet werden. Es kommen hier Legierungen in
                              									Betracht.
                           Für die Erprobung der Versuchskolben wurde ein 45-PS-Daimler-Lastwagenmotor (120/160
                              									mm) und ein 10/30-PS-Protos-Personenwagen (80/130 mm) verwendet. Zur thermischen
                              									Untersuchung wurden die Kolben unbeweglich in eine mit Wasserkühlung versehene
                              									Heizvorrichtung eingebaut. Für alle Versuchskolben wurden gleiche Heiztemperaturen
                              									hergestellt und dann die hierzu notwendige Wärmemenge, die vom Kolben abfließende
                              									Wärmemenge und die Temperaturen des Kolbens an 10 Meßstellen im Kalben gemessen. Aus
                              									diesen Versuchen läßt sich das Temperaturgefälle im Kolbenboden und Mantel, die
                              									Wärmeaufnahme des Kolbens, die im Kolben zur Zylinderwand abfließende Wärmemenge und
                              									die aus dem Kolben nach dem Kolbeninnenraum austretende Wärmemenge bestimmen.
                           Die Versuche mit dem Kolben im 45-PS-Lastwagenmotor im 10/30-PS-Personenwagenmotor
                              									berücksichtigten folgende Gesichtspunkte:
                           
                              1. Die Betriebseigenschaften der Kolben.(Zulässiger Verdichtungsgrad, Motornutzleistung, Brennstoffverbrauch,
                                       												Kühlwasserwärme, Abgastemperaturen, Schmieröltemperaturen,
                                       												Motorschwingungen, Motorgang im Leerlauf, Schmierölverbrauch, Leistungen
                                       												und Wirtschaftlichkeit bei vierstündigem Dauerlauf und Vollast.)
                              2. Die physikalischen Eigenschaften der Kolben.(Temperaturgefälle im Kolben, Wärmeaufnahme der Baustoffe,
                                       												Wärmsausdehnung der Kolben.)
                              3. Die metallurgischen Eigenschaften der Baustoffe.(Spezifisches Gewicht, chemische Zusammensetzung, Struktur des
                                       												Baustoffes, Härte.)
                              4. Die baulichen Eigenschaften.(Herstellung der Rohlinge, Baustoffaufwand für die Rohlinge,
                                       												Fertiggewichte, Kolbenform.)
                              
                           Die Versuchsergebnisse bestätigten, daß das Verdichtungsverhältnis bei Verwendung von
                              									Leichtmetallkolben vergrößert werden kann. Es ergab sich für die besten Kolben bei
                              									Benzolbetrieb ein Verdichtungsgrad von 5,7 gegenüber einem Verdichtungsgrad von 4,15
                              									bezw. von 4,84 mit Gußeisenkolben. Die besten Leichtmetallkolben ergaben 20 v. H.
                              									Mehrleistung bei gleichzeitig 20 v. H. Brennstoffersparnis. Im Personenwagen dagegen
                              									konnten nur im günstigsten Fall 5 v. H. Leistungserhöhung erreicht werden, aber ganz
                              									allgemein eine Brennstoffersparnis von 13 v. H. Die geringeren Abgastemperaturen bei
                              									Leichtmetallkolben verringern die Wärmebeanspruchung der Auslaßventile. Der
                              									Schmierölverbrauch verkleinert sich bei Verwendung von Leichtmetallkolben
                              									durchschnittlich um die Hälfte. Um den Einfluß der veränderten Triebwerksmassen und
                              									Arbeitsdrucke festzustellen, wurden die Vertikalschwingungen der auf federnden
                              									Prüfstandrahmen aufgestellten Motoren durch besondere Schreibvorrichtungen
                              									aufgenommen. Der gußeiserne Kolben hat ein sehr starkes Temperaturgefälle. Die
                              									Temperatur ist in der Kolbenbodenmitte sehr hoch. Im Kolben aus reinem
                              									Elektrolytkupfer ist dagegen das Temperaturgefälle nahezu Null. Bei den
                              									Leichtmetallkolben wird das gleiche angestrebt; siezeigen gegenüber dem
                              									Gußeisenkolben eine sprunghafte Verbesserung.
                           Die hochwertigen thermischen Eigenschaften der Leichtmetalle lassen sich im Motor nur
                              									dann verwenden, wenn diese Baustoffe gute Laufeigenschaften und Widerstandsfähigkeit
                              									gegen Abnutzung besitzen. Die besten Laufeigenschaften haben Kolben mit großer
                              									Kugeldruckhärte. Gußeisen hat eine solche Härte von 190 kg/cm2, bei Magnesiumlegierungen ist eine Mindesthärte
                              									von 60 kg/cm2, für Aluminiumlegierungen eine
                              									solche von 100 kg/cm2 anzustreben.
                           Die Versuchskolben wurden von verschiedenen Legierungen hergestellt. Die Unterschiede
                              									der thermischen Eigenschaften dieser Legierungen halten sich in so engen Grenzen,
                              									daß die Legierungen in erster Linie nach dem Gesichtspunkte der größten Härte zu
                              									wählen sind. Die folgende Zusammenstellung enthält die Legierungen und
                              
                              									Herstellungsart der untersuchten Leichtmetallkolben und das Ergebnis der
                              									Gesamtbewertung. Die Legierung ist für die Laufeigenschaft nicht allein maßgebend,
                              									sondern die Herstellungsart und Wärmebehandlung der Rohlinge.
                           
                              
                                 No
                                 Kenn-zeichen
                                 
                                    Legierungen
                                    
                                 Kegeldruck-harte
                                 Herstelungsart
                                 Preis
                                 
                              
                                 Al
                                 Cn
                                 Fe
                                 Si
                                 Zn
                                 Pb
                                 Sn
                                 Mg
                                 Ca
                                 
                              
                                 1
                                 F
                                   80,1
                                   15,7
                                 2,4
                                     0,7
                                 0,3
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 120
                                 Kokille m. Eisenkern
                                 
                                 
                              
                                 2
                                 B
                                   82,8
                                   14,6
                                 1,2
                                     0,7
                                 0,6
                                 0,1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 111
                                 „      „          „
                                 2. Preis
                                 
                              
                                 3
                                 E
                                   83,6
                                 14
                                 1,6
                                     0,4
                                 0,6
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 101
                                 „      „          „
                                 3. Preis
                                 
                              
                                 4
                                 MN
                                   87,5
                                   10,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 3,0
                                 –
                                 –
                                 94
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 5
                                 SAW
                                   87,1
                                     5,9
                                 2,7
                                     3,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                     0,9
                                 –
                                 110
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 6
                                 RR 1
                                   84,5
                                   12,3
                                 1,1
                                     1,8
                                 0,1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   84
                                      „      „  Handkern
                                 
                                 
                              
                                 7
                                 HB
                                   88,9
                                   11,7
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 106
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 8
                                 K 8
                                   86,3
                                   11,2
                                 1,2
                                 –
                                 –
                                 –
                                 1,6
                                 –
                                 –
                                 105
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 9
                                 BMW
                                   88,5
                                   10,8
                                 1,5
                                     0,1
                                 0,1
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   93
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 10
                                 MWO
                                   88,9
                                     7,6
                                 3,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   87
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 11
                                 RR 2
                                   88,5
                                 –
                                 –
                                   11,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   68
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 12
                                 RR 3
                                 85
                                 –
                                 –
                                 15
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   67
                                 „      „          „
                                 
                                 
                              
                                 13
                                 GEA
                                 12
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 88
                                 –
                                   93
                                 gepreßt
                                 4. Preis
                                 
                              
                                 14
                                 CM
                                     0,4
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                 –
                                   99,5
                                 0,1
                                   48
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 15
                                 GEK
                                 –
                                   13,5
                                 –
                                     0,3
                                 –
                                 –
                                 –
                                   86,2
                                 –
                                   64
                                 „
                                 1. Preis
                                 
                              
                                 16
                                 K 15
                                 –
                                   15,4
                                 –
                                     0,2
                                 –
                                 –
                                 –
                                   84,3
                                 –
                                   67
                                 „
                                 
                                 
                              
                           Die Gesamtwertung setzt sich folgendermaßen zusammen: Gewichtsverminderung = ½,
                              									Leistungssteigerung = 1, Brennstoffersparnis = 1, Temperaturabnahme der Abgase = ¼,
                              									Abnahme der Kühlwasserwärme = ¼, Unterschiede in der Kugeldruckhärte = ½,
                              									Unterschiede in der Wärmeausdehnung = ¼. Die Firma Elektron erhielt den ersten
                              									und vierten, die Firma Karl Schmidt den zweiten und dritten Preis.
                           Die Leichtmetallkolben haben auch im deutschen Automobilbau Eingang gefunden.
                              									Hauptsächlich werden wohl Kolben aus einer Aluminium-Zinklegierung verwendet. Die
                              									Herstellung geschieht hauptsächlich in Kokillen mit Handkern. Für alle Motorgrößen
                              									ist der mit Aluminiumkolben erreichte Vorteil nicht gleich groß. Ob Kolben aus
                              									Magnesiumlegierungen auf die Dauer sich bewähren werden, muß noch festgestellt
                              									werden, da Magnesium von der Feuchtigkeit zerstört wird.
                           Wimplinger.
                           Kesselstein, sein Entstehen und Maßnahmen zur Verhütung und
                                 										Beseitigung, insbesondere in Dampflokomotiven und Kühlelementen.
                              									(Oberingenieur Ziemert in der Deutschen
                              									Maschinentechnischen Gesellschaft.) Der Vortragende erklärte die Zusammensetzung der
                              									Betriebswässer, die sich daraus ergebende Bildung des Kesselsteines, seine
                              									nachteiligen Wirkungen auf den Wärmedurchgang und Korrosionen durch freie Gase bezw.
                              									Säuren. Die Verschiedenartigkeit der Kesselsteinbildungen wurde an Hand einer großen
                              									Anzahl von Stein- und Rohrproben gezeigt, auch wurden Beispiele gegeben, daß selbst
                              									mit bewährten Systemen durch unsachgemäße Bedienung die Kesselsteinbildung, oft
                              									unter schädlichsten Nachwirkungen, auftreten kann. Der Vortragende sprach sich dahin
                              									aus, daß jede mechanische Reinigung vermieden werden müßte und zwar um manuale
                              									Arbeit bezw. Arbeitslöhne zu ersparen, Material-Beanspruchung und -Beschädigung zu
                              									vermeiden und Zeitersparnis zu erzielen. Bei stationären Anlagen können bei
                              									Anwendung guter chemischer Verfahren die heute fast unerschwinglichen Anlagen für
                              									Wasserreinigung vermieden und korrosiven Erscheinungen vorgebeugt werden. Bei
                              									Lokomotiven etc., bei denen Reinigungsanlagen überhaupt nicht möglich sind, sei zu
                              									erreichen, daß jeder Kesselsteinansatz unterbleibt, alter Kesselstein in kürzester
                              									Zeit pulverförmig abgelöst und jedwede Korrosionsgefahr aufgehoben wird, sodaß auch
                              									beim Ausbau der Rohrbündel irgendwelche Hindernisse, ein Festgebackensein etc.,
                              									nicht auftreten. Da aber die Rohre und Heizflächen ständig krustenfrei sind, werde
                              									den Zeitnöten Rechnung tragend jedweder dadurch bedingte Wärmeverlust vermieden.
                              									Vorliegende Steinproben zeigten, daß durch Anwendung von „Lysogen“, einem dem
                              									Chemischen Werken M. D. Baumann, G. m. b. H., Düsseldorf-Unterrath, durch Patente
                              									geschützen Verfahren die vorstehend genannten Bedingungen bei einfachster
                              									Anwendungsweise restlos erfüllt werden. Besonders hob der Vortragende noch die
                              									Eigenschaften des Kesselschutzanstriches „Lysolith“ (D. R. P.) hervor, eines
                              									Präparates, dessen Siedetemperatur bei 270° liegt und so gesundheitsschädliche
                              									Wirkungen für `ie anstreichenden Arbeiter, ein Festbrennen und Abbrennen nicht mit
                              									sich bringt. Für kurzfristige Entfernungsdauer (24–48 Stunden) erläuterte er die
                              									Anwendungsweise des „Sozonit“ (D. R. P.) das sich in Gegensatz zu den
                              									gebräuchlichen Säureverfahren dadurch stellt, daß es, wie auch das „Lysogen“,
                              									genau den Wasser- und Steinverhältnissen entsprechend zusammengesetzt und somit
                              									individuell angewendet wird, daß auch durch Einleitung elektrolytischer
                              
                              									Erscheinungen jedwede Materialanfassung vermieden, also antikorrosive Wirkungen
                              									erreicht werden. Dringend sei zu warnen vor Mitteln, die der Klasse der Geheimmittel
                              									zuzustellen sind, und besonders vor denen, die durch unlösliche, also nicht
                              									chemische Zusätze, dem Kessel noch weitere Fremdlinge zuführen. Ein Zusetzen von
                              									Graphit etc. gehöre in das Zeitalter, bei dem die chemische Wissenschaft noch in den
                              									Kinderschuhen steckte. Heute müßte im Sinne höchster Wirtschaftsausnutzung jeder Weg
                              									genommen werden, der gewährleistet, daß Arbeit Betriebszeit und Material gespart
                              									werden kann.
                           Aus dem Reich der Zahlen. (Dr. Rückle in der Deutschen Maschinentechnischen Gesellschaft.) Den Vortrag
                              									wird man in zwei Teile zerlegen müssen, in die allgemeinen mathematischen
                              									Darlegungen der Rückleschen Arbeitsmethoden mit Zahlen und die meist mit Zeitmessung
                              									durchgeführten Beispiele. Der Vortragende ist seit etwa 20 Jahren in der
                              									mathematischen und psychologischen Welt wohlbekannt durch seine besonderen
                              									Leistungen auf dem numerischen Gebiet. Sein seit den Jugendjahren bestehendes
                              									lebhaftes Interesse für die Zahlen nahm mit der Zeit immer mehr mathematische
                              									Grundlagen an. Mit 21 Jahren hat Rückle bei Hubert in Göttingen mit einer Arbeit aus
                              									dem Gebiet der höheren Arithmetik promoviert, und weiterhin immer das Bestreben
                              									gehabt, die exakten Wahrheiten der Zahlentheorie auf das Rechnen mit Zahlen
                              									anzuwenden. Das ist in hohem Grade gelungen, und die Erläuterung der Beispiele
                              									(Multiplikationen 3-, 4- und 5stelliger beliebiger Zahlen, Potenzierungen
                              									mehrstelliger Zahlen mit den Exponenten 2, 3, 4, 5, Bestimmung beliebiger Wurzeln
                              									aus vollständigen Potenzen u.a. im ersten Teil des Vortrages) zeigte vieles
                              									Anregende für die Zuhörer. Vieles wird eben, mit den richtigen Hilfsmitteln
                              									angepackt, überraschend einfach. Im zweiten Vortragsteil wurden schwierigere
                              									Aufgaben gelöst, die sonst nur mittels der Logarithmentafel zu bewältigen sind: 1.
                              									Beliebige Wurzeln aus beliebigen Zahlen; 2. numerische Gleichungen; 3. besondere
                              									Divisionsmethoden u.a. Für den Kenner war die überraschend schnelle Zerlegung
                              									6stelliger Zahlen in Primfaktoren eine besondere Leistung. Belebt wurden die
                              									rechnerischen Darbietungen durch zwei Gedächtnisversuche. Eine 102stellige Zahl
                              									lernte Rückle in 2 Min. 36 Sek. sicher auswendig. Seine Auffassung der
                              									Zahlenkomplexe ist natürlich eine mathematische, die mehrstelligen Zahlen wurden
                              									durch Eigenschaften charakterisiert, die im Wesen der Zahl liegen, und damit
                              									individualisiert. Diese Gedächtnisleistung steht etwa als Gegenpol zu dem, was man
                              									Mnemotechnik nennt. Der Schluß versuch, die Reproduktion einer 81stelligen Zahl, die
                              									9 mal 9stellig in Quadratform anzuordnen war, nach einmaligem Vorlesen, zeigte eine
                              									der nicht annähernd erreichten Rekordleistungen von Dr. Rückle. Die Wiederholung des
                              									Ziffernmaterials in allen möglichen räumlichen Anordnungen gab eine schöne Probe des
                              									hervorragenden Anschauungsbild-Gedächtnisses des Vortragenden. Vieles an den
                              									Leistungen bleibt unerklärlich, ihre Herleitung aus den grundlegenden Faktoren der
                              									Begabung bleibt Sache der Psychologen. Es wird von Interesse sein, daß in
                              									allernächster Zeit ein Buch „Zur Analyse einer hervorragenden Begabung“ von
                              									dem Göttinger Psychologie-Privatdozenden Dr. Oswald Kroh erscheint, das sich mit den
                              									Grundlagen der Rückleschen Begabung befaßt.
                           Vom 9. bis 12. Juni 1922 hält der Verein Deutscher
                                 										Gießereifachleute in Cassel seine diesjährige
                              									Hauptversammlung ab. Das Programm sieht u.a. einen Besuch der neuen Gießerei der
                              									Lokomotivfabrik Henschel & Sohn vor. Die technische Tagesordnung weist folgende
                              									Vorträge auf: 1. Ingenieur Hubert Hermanns, Berlin, über: „Die Anwendung der
                                 										Klein-Bessemerei namentlich in Duplexanordnung und neue Betriebserfahrungen in
                                 										einer Deutschen Duplexanlage“. 2. Oberingenieur L. Zerzog, München, über:
                              										„Die Verwendung von Flußspat im Gießereibetrieb“. 3. Dr.-Ing. E. H
                              									Schulz, Dortmund, über: „Die Organisation und die Aufgaben der Versuchsanstalten
                                 										in Gießereien und Hüttenwerken“. 4. Dr.-Ing. R. Stotz, Kornwestheim,
                              									über: „Bericht über den Stand der Normung von Grau- und Temperguß“. 5.
                              
                              									Ingenieur A. Hörnig, Dresden, über: „Wirkungsweise und Wärmeausnutzung im
                                 										Kupolofen mit Winderhitzer“.
                           Eine Fachausstellung „Die Wärme“ wird am 17. Juni
                              									eröffnet werden, sie soll bis zum 16. Juli dauern. Diese Ausstellung soll vor allem
                              									die Neuheiten auf dem Gebiete der Technik und Wirtschaft der Wärme in Industrie,
                              									Gewerbe und Haushalt behandeln. Die Ausstellung wird 4 Abteilungen umfassen und
                              									zwar:
                           
                              1. Allgemeine Wärme Wirtschaft,
                              2. Wärmewirtschaft in einzelnen Betrieben,
                              3. Wärmewirtschaft im Haushalt und Kleingewerbe,
                              4. Betriebsüberwachung und Meßwesen.
                              
                           Sämtliche Industriezweige werden an der Ausstellung beteiligt sein neben dem Berg-
                              									und Hüttenwesen auch die keramische-, Papier-, Kleineisen-, chemische- usw.
                              									Industrie. Es ist der Wunsch vorhanden, gerade im Mittelpunkt des Kohlenbezirks eine
                              									Zusammenfassung der verschiedenen wärmewirtschaftlichen Interessen herbeizuführen.
                              									Eine Sonderausstellung von Instrumenten für Betriebsüberwachung und Erforschung der
                              									physikalischen und chemischen Grundlagen der Wärmewirtschaft wird eine besondere
                              									Abteilung bilden. Es kommen nur diejenigen Dinge für die Ausstellung in Betracht,
                              									die ganz streng auf die Wärmetechnik Bezug nehmen. Die Gegenstände werden in
                              									Modellen, Zeichnungen, Schaubildern, aber auch im Betriebe vorgeführt. Eine
                              									Beteiligung großer industrieller und fach-technischer Verbände äst gesichert. Mit
                              									der Ausstellung werden eine ganze Zahl fachlicher Tagungen verbunden sein. Nähere
                              									Auskunft erteilt die Geschäftsstelle „Die Wärme“ Essen, Norbertstr. 2.
                           Die Vereinigung der Elektrizitätswerke, Berlin, eröffnet
                              									am 21. Juni 1922 im Kurhaus Wiesbaden die Ausstellung und Sondertagung: „Die
                                 										Elektrizität als Wärmequelle im Haushalt, Gewerbe und Industrie“. Nach den
                              									bisherigen Vorbereitungen zu schließen kann bestimmt damit gerechnet werden, daß die
                              									Durchführung der Ausstellung in jeder Weise gelingen wird. Die namhaftesten Firmen
                              									auf dem Gebiete der Elektrobeheizung haben ihre Teilnahme zugesagt und es ist damit
                              									zu rechnen, daß die Ausstellung ein vollständiges Bild von der Anwendung der
                              									Elektrizität als Wärmequelle geben wird. Die Apparate werden betriebsmäßig
                              									vorgeführt und die Ausstellung eine Woche lang der Oeffentlichkeit zugänglich
                              									gemacht. Weiter wird eine Woche lang öffentlich ein Film vorgeführt werden, der die
                              									Anwendung der Elektrizität in Gewerbe und Landwirtschaft zeigt.
                           
                              „Die Hauptversammlung der Vereinigung der Elektrizitätswerke 1922 findet am
                                 										Donnerstag, dem 22. und Freitag, dem 23. Juni, in Wiesbaden statt. An Vorträgen
                                 										wird Herr Prof. Dr. Tiessen über die Grundlagen für die Bildung von Wirtschafts-
                                 										und Elektrizitätsbezirken in Deutschland sprechen, Herr Dr. Münzinger über
                                 										Wärmespeicher von Dr. Ruths und Herr Matthias, Vorstand der Studien-Gesellschaft
                                 										für Höchstspannungsanlagen, über den jetzigen Stand der Hochspannungstechnik.
                                 										Der Vorsitzende der Vereinigung der Elektrizitätswerke, Herr Stadtrat
                                 										Meyer-Stettin, und Herr Direktor Kreyssig werden über die Tätigkeit der
                                 										Vereinigung Bericht erstatten.
                              
                           
                              Vor der Hauptversammlung ist auf Mittwoch, den 21. Juni, eine Sondertagung
                                 										festgelegt worden mit dem Thema: „Die Elektrizität als Wärmequelle in Gewerbe
                                    											und Landwirtschaft“. Ueber dieses Thema werden Herr Direktor Dr. Passavant
                                 										und Herr Direktor Coulon Berichte erstatten. In Verbindung mit dieser Tagung
                                 										wird im Kurhaus eine Ausstellung veranstaltet, in welcher gewerbliche und
                                 										landwirtschaftliche Heiz-, Wärme- und Kochgeräte gezeigt und im Betriebe
                                 										vorgeführt werden. Die Ausstellung wird der Oeffentlichkeit vom 24. Juni bis 2.
                                 										Juli zugängig gemacht sein.
                              
                           Seitens der Schriftleitung der Vereinigung wird ein Sonderheft auf der
                                 										Hauptversammlung in Wiesbaden herausgegeben werden, das zahlreiche Abhandlungen
                                 										über die Elektrizitäte als Wärmequelle enthält, ferner die auf der
                                 										Hauptversammlung und Sondertagung gehaltenen Vorträge, den Geschäftsbericht der
                                 										Vereinigung, einen Artikel über die geschichtliche Entwicklung der
                                 										Bezirksverbände der Vereinigung und die Tätigkeit der Ausschüsse derselben. Von
                                 										den Filmen der Vereinigung der Elektrizitätswerke werden mehrere vorgeführt
                                 										werden, die elektrische Antriebe in der Landwirtschaft und im Gewerbe behandeln.
                                 										Der Zweck dieser Filme ist Aufklärung und Werbung in Abnehmerkreisen“.
                           Ausstellung für Wasserstraßen und Energiewirtschaft Nürnberg
                                 										1922. Die außerordentlich schweren Belastungen, denen heute das gesamte
                              									deutsche Wirtschaftsleben ausgesetzt ist, drängen dazu, die wenigen uns gebliebenen
                              									wirtschaftlichen Schätze um so ausgiebiger zu verwerten. Im engen Zusammenhange mit
                              									der brennenden Frage der Hebung unseres Verkehrswesens, der Steigerung und
                              									Verbilligung unserer Produktion, steht die Notwendigkeit, Deutschland möglichst
                              									bald wieder den Anteil am Welthandel zu sichern der ihm gebührt. Mannigfach
                              									sind die Bestrebungen, welche auf dieses Ziel hinweisen. Eine der Hauptaufgaben
                              									bleibt dabei der Ausbau unserer Wasserstraßen als Ergänzung unserer
                              									überbeanspruchten Verkehrsmittel und die Ausnützung unserer Naturkräfte in der
                              									Energiewirtschaft. Die rasche und sichere Lösung dieser Projekte hat in den letzten
                              									Jahren, vor allem in Bayern, im Mittelpunkt des allgemeinen Interesses gestanden.
                              									Ueber das fachliche Gebiet hinaus haben diese Pläne für alle mit dem
                              									Wirtschaftsleben verflochtenen Kreise heute erhöhte Bedeutung. Eine Anzahl führender
                              									Verbände, die sich seit längerer Zeit in den Dienst der direkten und indirekten
                              									Förderung dieser Bestrebungen gestellt haben, veranstalten zusammen mit der Stadt
                              									Nürnberg in Nürnberg, in der Zeit vom 15. August bis 30. September eine Ausstellung
                              									für Wasserstraßen und Energiewirtschaft.
                           Wie uns die Leitung der Ausstellung mitteilt, haben sich bereits bedeutende
                              									industrielle Werke zur Beschickung der Ausstellung bereit erklärt. Um den Ueberblick
                              									über das bisher auf den in Betracht kommenden Gebieten Geleistete möglichst
                              									lückenlos gestalten zu können, bleibt zu hoffen, daß alle industriellen Werke,
                              									welche mittelbar und unmittelbar mit den Richtlinien der Ausstellung in Zusammenhang
                              									stehen, sich zu einer Teilnahme bereit finden. Anmeldungen nimmt auch weiterhin die
                              									Geschäftsstelle der Ausstellung, Bayerische Landesgewerbeanstalt Nürnberg 2,
                              									Brieffach 20, entgegen.