| Titel: | Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm | 
| Autor: | Emil Wellner | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 133 | 
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                        Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm
                        als Hilfsmittel zur thermodynamischen Untersuchung
                           								von Maschinen, deren Arbeitsmittel die Gasgesetze befolgen.
                        Von Prof. Dr. techn. Emil Wellner,
                           									Brünn.
                        WELLNER, Ein Temperatur-Wärmemengen-Diagramm.
                        
                     
                        
                           
                           II. Anwendung des Temperatur-Wärmemengen-Diagrammes für
                              									Entwurf und Beurteilung von Maschinen.
                           Es soll hier an einigen typischen Fällen gezeigt werden, in welcher Weise die
                              									besprochene Diagrammdarstellung zur Untersuchung von Verbrennungskraftmaschinen und
                              									Kompressoren herangezogen werden kann.
                           Das Diagramm für einen neu zu entwerfenden Motor wäre nach Abb. 6 zu ermitteln, und bietet dies Verfahren nichts wesentlich Neues
                              									mehr.
                           Ebenso soll hier darauf verzichtet werden, aus diesem Diagramm den analytischen
                              									Ausdruck für den thermischen Wirkungsgrad abzuleiten. Es sei nur erwähnt, daß die
                              									recht kompliziert gebaute Gleichung den Wirkungsgrad in erster Linie von dem
                              									Kompressionsverhältnisse abhängig zeigt, aber ein Ansteigen mit diesem nur bis zu
                              									einem Maximalwert ergibt.
                           Hingegen wird die Untersuchung vorliegender indizierter Diagramme von Interesse sein
                              									und uns Einblicke in die Wärmebewegungen zwischen Arbeitsmedium und Zylinderwand
                              									gestatten, beziehungsweise den jeweiligen Charakter der einzelnen Zustandsänderungen
                              									feststellen lassen.
                           Vorweg sei noch bemerkt, daß insoferne bei den einzelnen Untersuchungen eine
                              									besondere Festsetzung von Maßeinheiten erforderlich erscheint, hiefür das kg-Mol
                              									gewählt wurdeSiehe hiezu die einschlägigen Abhandlungen von Stodola, Zeitschrift des Ver. D. Ing. 1898 S. 1045 u. 1086,
                                    											Schule, technische Thermodynamik, 2. Aufl. Bd. I. S. 33 u. d. f. Ostertag, Die Entropie-Diagramme der
                                    											Verbrennungsmotoren, Berlin Springer 1912..
                           
                              1. Nachprüfung indizierter Diagramme
                                    											von Verbrennungsmotoren.
                              Der hier einzuschlagende Weg möge an zwei Beispielen für einen Gleichdruck- und
                                 										einen Verpuffungsmotor an Hand der Abb. 10 und
                                 											11 erläutert werden. Die hiefür verwendeten
                                 										Diagramme wurden dem Verfasser von der Brünn-Königsfelder Maschinenfabrik A. G.
                                 										in liebenswürdiger Weise überlassen. Leider standen nicht sämtliche für die
                                 										Untersuchung nötigen Angaben zur Verfügung und mußten daher für einige Größen
                                 										Zahlenmittelwerte benützt werden, die dem konkreten Falle nicht genau
                                 										entsprechen dürften. Für den allgemeinen Gang der Untersuchungen, auf den es
                                 										hier allein ankommt, hat dies naturgemäß keine Bedeutung, und es sei nur
                                 										darauf hingewiesen, daß die den Diagrammen entnommenen Zifferwerte in diesem
                                 										Sinne eine gewisse Willkürlichkeit besitzen.
                              Das Diagramm der Abb. 10 stammt von einem
                                 										liegenden Viertakt-Dieselmotor mit einem Zylinderdurchmesser von 370 mm und
                                 										einem Hub von 560 mm, der während der Indizierung bei 206 minutlichen
                                 										Umdrehungen 61 effektive Pferdestärken und einen Rohölverbrauch von 217,5 Gramm
                                 										pro PS-Stunde ergab.
                              Zunächst wurde das indizierte Diagramm möglichst sorgfältig in die Abbildung
                                 										übertragen, wobei das Hubvolumen mit 100 mm und der Druckmaßstab zu
                              1 kg/cm2 = 3,5 mm
                              gewählt wurden; auf die Erscheinungen während Ausschub und
                                 										Ansaughub wurde nicht Rücksicht genommen, so daß die zu untersuchende Fläche
                                 										durch den Linienzug 1, 2, 3,.... 31,1 dargestellt erscheint. Der zugehörige
                                 										Koordinatenanfangspunkt ist durch die Größe des Kompressionsraumes – hier 7 v.
                                 										H. des Hubvolumens gegeben.
                              Die für den Entwurf des Wärmediagrammes nötigen Angaben über den Heizwert des
                                 										Brennstoffes, dessen Mischungsverhältnis zur Luft, sowie seine Elementaranalyse
                                 										waren nur annähernd bekannt, und wurden daher Mittelwerte, die sich den
                                 										Verhältnissen möglichst gut anpassen, für die Rechnung verwendet. Im Besonderen
                                 										wurden festgesetzt der Heizwert
                              H = 10.000 WE/1 kg,
                              ein Mischungsverhältnis von 21,53 kg Luft auf 1 kg Rohöl,
                                 										entsprechend einem eineinhalbfachen Luftüberschuß, und eine
                                 											BrennstoffzusammensetzungSiehe Ostertag a. a. O., Seite 13 bis 15., die für die
                                 										Konstanten der spezifischen Wärme die Werte
                              
                                 
                                    
                                    b0 = 0,00106 vor der
                                       												Verbrennung
                                    
                                 
                                    und
                                    b = 0,00173 nach der Verbrennung
                                    
                                 
                              ergibt. Mit diesen Daten errechnet sich die Anzahl der kg
                                 										Moleküle vor und nach der chemischen Umsetzung mit
                              z0 = 0,747 beziehungsweise z =
                                 											0,779Folgt aus: Z0m0 = G0 = 21,53 kg bezw. zm = G
                                       												= 22,53 kg mit m0 = 28,8 für Luft und m
                                       												= 29 für die Verbrennungsgase.
                              und wurden nach Annahme eines Temperatur- und
                                 										Wärmemaßstabes in bekannter Weise die beiden Wärmeparabeln vom Anfangspunkte
                                 											O1 verzeichnet, und in Strecke an die Größe
                                 										AK eingetragen.
                              
                              Das Uebertragen des Arbeitsdiagrammes in das Wärmediagramm erfolgt nach dem
                                 										zu Abb. 9 hierüber Gesagten, und wurden danach
                                 										zunächst die beiden Arbeitsintegralkurven für die Kompression und Expansion in
                                 										den Linienzügen BC und DE eingezeichnet. Wir beginnen beim Punkte 1 für den als
                                 										Anfangstemperatur
                              T1 = 350° abs.
                              gewählt wurde, und der also auf dieser
                                 										Temperaturhorizontalen beliebig angenommen werden kann. Hiemit ergibt sich die
                                 										für das Aufsuchen der Temperaturen während der Kompression nötige Basis
                              \frakfamily{z}_0\,K=\frac{p_1\,V_1}{T_1}=\frac{2,7\,.\,107}{35}=8,25 mm,
                              die sich auf
                              
                                 \frakfamily{z}_0=\frac{z_0}{z}\,\frakfamily{z}=\frac{z_0}{z}
                                 
                              kg-Moleküle bezieht, wenn wir als zugeführte Wärmemenge
                                 										die Wärmetönung für \frakfamily{z}=1 kg Mol der
                                 										Verbrennungsprodukte zugrunde legen wollen. Die Uebertragung der einzelnen
                                 										Kompressionspunkte erfolgt dann in der Weise, daß jeweils die gesuchte
                                 										Temperatur aus der Zustandsgleichung
                              
                                 pV=\frakfamily{z}_0\,KT
                                 
                              ermittelt, und dazu als Abzisse die bis dahin geleistete
                                 										Arbeit in W. E. vom Punkte 1 des Wärmediagrammes aus aufgetragen wird. Hiezu ist
                                 										noch das Folgende zu bemerken. Das Arbeitsdiagramm bezieht sich auf verschiedene
                                 										Gewichtsmengen vor und nach der Verbrennung; wollen wir nun die tatsächlichen
                                 										Energieumsetzungen vereinigt in einem Wärmediagramme verfolgen, und beziehen wir
                                 										dieses auf \frakfamily{z}=1 Mol, müssen wir die Wärmewerte
                                 										vor der Verbrennung im Verhältnisse
                              
                                 \psi=\frac{z_0}{z}
                                 
                              verkleinern, da man sich leicht überzeugt, daß diese
                                 										Größen den Molzahlen proportional sind.
                              Dies ergibt somit den Uebertragungsvorgang, der in Abb.
                                    											10 für den Kompressionspunkt 8 ersichtlich gemacht ist. Gerade Oab
                                 										liefert in der Strecke bd die Temperaturgröße, während Strecke cd, in dem
                                 										Reduktionsmaßstab ψ nach O2e übertragen, nun ins
                                 										Wärmemaß umgerechnet werden muß. Letzteres geschieht durch Multiplikation
                                 										mit
                              
                                 A=\frac{A\,K}{\frakfamily{z}\,K}
                                 
                              Hiefür sind \frakfamily{z}\,K=\frac{z}{z_0}\,\frakfamily{z}_0\,K und AK (Strecke αβ) schon bekannt, und man erhält in
                                 										Strecke O2f die dem Punkte 8 entsprechende
                                 										Abzisse.
                              In derselben Weise gelangt man bis zum letzten Kompressionspunkt 15 mit der der
                                 										aufgewendeten Arbeit CD entsprechenden Abzisse O2h.
                              Die zur Temperatursteigerung während der Kompression verwendeten Wärmebeträge,
                                 										die in den Abzissen der Parabel b0 von der Achse
                                 											λ1x1
                                 										ersichtlich wären, müssen naturgemäß ebenfalls im Maßstabe ψ reduziert werden,
                                 										was zu dem Parabelaste λ1ρ15 führt. Mittels diesen verkleinerten Abzissen
                                 										erhält man nun den Linienzug 1... 7'8'... 15', der uns gemäß Abb. 6 in den horizontalen Abständen seiner
                                 										Punkte von der Achse 1x2 die jeweils bis dahin
                                 										zu- oder abgeleiteten Wärmebeträge darstellt. Um beispielsweise Punkt 8' zu
                                 										erhalten, wurde Strecke ρ8σ8 nach \overline{88'} übertragen, und es ergibt die
                                 										Wärmezuführung \frakfamily{T}_8\,8' im Vereine mit der
                                 										aufgewendeten Arbeit 8\,\frakfamily{T}_8 die zur
                                 
                                 										Temperatursteigerung verwendete Wärme ρ8σ8.
                              Im Punkte 15 sind die durch die chemische Umwandlung hervorgerufenen
                                 										Veränderungen im Zustande des Arbeitsmittels zu berücksichtigen. Wir denken
                                 										uns wie üblich den Verbrennungsvorgang durch eine plötzliche Umsetzung unter
                                 										Zuführung der Wärmetönung ersetzt. Nach den Darlegungen zu Abb. 6 kommt es daher nun zu dem Uebergange von
                                 										dem reduzierten Parabelaste b0 zur Parabel b und
                                 										es muß hiezu der Wärmebetrag
                              15' 15'' = ρ15λ15
                              zugeführt werden. Außerdem muß aber der Aenderung der
                                 										Gemischkonstanten von \frakfamily{z}_0\,K auf
                                 											\frakfamily{z}\,K Rechnung getragen werden. Um die
                                 										Giltigkeit der Zustandsgleichung bei dieser Aenderung zu wahren, müssen wir
                                 										zumindest eine Zustandsgröße gleichzeitig mit der Gemischkonstanten verändern.
                                 										Dem Wesen des Verbrennungsvorganges würde eine Aenderung des Volumens am besten
                                 										entsprechen, da aber eine solche praktisch nicht auftreten kann und ebenso eine
                                 										plötzliche Druckänderung in den Indikatordiagrammen naturgemäß nicht sichtbar
                                 										wird, ist es am zweckmäßigsten, der Erscheinung durch eine Temperaturänderung
                                 										Rechnung zu tragen. Dies führt zu dem Temperatursprung von Punkt 15 zu 15a, der
                                 										nach
                              
                                 \frac{T_{15}}{T_{15}a}=\frac{z}{z_0}
                                 
                              berechnet wurde.
                              Die chemische Umwandlung ist also in den Wärmediagrammen einerseits durch den
                                 										vertikalen Sprung 15 auf 15a (was zum Ausdruck bringt, daß mit ihr keine
                                 										Arbeitsleistung verbunden ist), andererseits durch die Ecke
                              15' – 15'' – 15a'
                              dargestellt. Sie hat sonach einen Wärmeaufwand erfordert,
                                 										der durch den Unterschied der Abstände der Punkte 15' und 15a' von der Achse
                                 											1x2 gegeben ist, und der der Wärmetönung
                                 										entnommen werden muß.
                              Es sei noch erwähnt, daß es in Wirklichkeit im Zylinder zu diesen Erscheinungen
                                 										naturgemäß nicht kommt, da ja der Umwandlungsprozeß nicht plötzlich vor sich
                                 										geht; es würden sich statt der scharfen Ecken Uebergangskurven ergeben, die von
                                 										den Punkten 15, 15' und ρ15 allmählich zu den
                                 										späteren Diagrammpunkten bezw. zu der Parabel b überleiten würden.
                              Die Uebertragung des restlichen Arbeitsdiagrammes (15-20-31-1) kann nun ohne
                                 										weiteres in analoger Weise durchgeführt werden. Die einzelnen Temperaturwerte
                                 										sind jetzt mittels der Basis \frakfamily{z}\,K zu bestimmen,
                                 										während die der Integralkurve DE entsprechenden Arbeitsbeträge unverändert in
                                 										Wärmeeinheiten umzurechnen sind. Da letztere jetzt geleistete Arbeiten bedeuten,
                                 										erscheinen sie gegenüber den Kompressionsarbeiten in entgegengesetzter Richtung
                                 										in der Figur also nach rechts aufgetragen. So würde beispielsweise die bis zum
                                 										Punkte 31 geleistete Arbeit
                              BE = hi
                              nach hk reduziert und ergab damit die Abzisse des Punktes
                                 										31 im Wärmediagramm; dieses schließt sich dann durch die Vertikale 31–32
                                 										entsprechend der Zustandsänderung 31-1 des Arbeitsdiagrammes.
                              Ebenso kann nun auch das Diagramm der zu- und abgeführten Wärmemengen
                                 										vervollständigt werden. Es geht eigentlich noch über den Punkt 32 bis nach 33
                                 										hinaus, da die Temperatur der Verbrennungspunkte im Punkte 1 wegen der größeren
                                 										Basis \frakfamily{z}\,K kleiner als T1 ausfällt. Die Herstellung des Anfangszustandes
                                 										des Gemisches, entsprechend Ausschub und Ansaugehub, würde daher eine kleine
                                 										Wärmezuführung bedingen, die wieder von 33 nach 32 längs derselben Linie
                                 										zurückleitet, so daß nach dieser Umwandlung das zweite Diagramm gleichfalls im
                                 										Punkte 32 endigt.
                              
                              Betrachten wir nun die Wärmediagramme, so ersehen wir zunächst aus beiden
                                 										den Betrag der geleisteten mechanischen Arbeit in der Strecke 1–32 in
                                 										Wärmeeinheiten gemessen. Für die Ermittlung des mittleren indizierten Druckes
                                 										hat dies hier keine Bedeutung, da wir letzteren ja aus den beiden Integralkurven
                                 										des Arbeitsdiagrammes schon unmittelbar hätten bestimmen können. Hingegen kann
                                 										aus dem ersten Diagramme 1-8-10..... 31–32 im Besonderen die etwa bis zu einem
                                 										bestimmten Diagrammpunkte geleistete oder aufgewendete Arbeit in seinem Abstande
                                 										von der Achse O2x2 abgelesen werden; so würde man beispielsweise sehen, daß der
                                 										Arbeitsaufwand für die Kompression zwischen den Punkten 21 und 22 wieder
                                 										wettgemacht wäre.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 337, S. 135
                                 Abb. 10.
                                 
                              Dieses erste Diagramm orientiert uns auch im allgemeinen über den Charakter der
                                 										betreffenden Zustandsänderungen, da wir ja nach den früheren Betrachtungen durch
                                 										die Parallelen vom Punkte β zu den Tangentenrichtungen der einzelnen
                                 										Diagrammpunkte die momentanen Polytropenexponenten am n-Maßstabe der
                                 										Ordinatenachse O1n ablesen können.
                                 										(Konstruktionslinien für Punkt 24 ersichtlich). Werden diese Werte auf die
                                 										Ordinaten der Punkte des Arbeitsdiagrammes übertragen, erhält man dort Kurven,
                                 										die ein Bild über die Schwankungen der Exponenten ergeben. Ein Vergleich mit
                                 										einem konstanten Adiabaten-Exponenten (etwa 1,40) würde naturgemäß zu
                                 										irrigen Ergebnissen führen; es müßte vielmehr jeweils der der vorhandenen
                                 										Temperatur entsprechende Adiabatenwert aus der Tangente an die Wärmeparabel
                                 										entnommen werden, um beurteilen zu können, ob an der untersuchten Stelle eine
                                 										Wärmezu- oder -Ableitung stattfindet. Es ist daher das Verzeichnen der n-Kurven,
                                 										abgesehen von der beträchtlichen Ungenauigkeit im Legen der Tangenten, für die
                                 										Beurteilung der jeweiligen Zustandsänderung nicht sehr zweckmäßig, und wurde
                                 										diese Möglichkeit hier nur als Analogon zu den von LeinweberLeinweber, Zeitschrift des Ver. deutscher Ingenieure 1913, Seite 534 und
                                       
                                       												1988.Es sind dort die jeweiligen Kurvenexponenten mit dem Adiabatenwert n =
                                       												1,40 verglichen, was nach Obigem nur ein Bild über die relativen
                                       												Schwankungen ergibt. konstruierten Diagramm Charakteristiken
                                 										erwähnt.
                              Wir werden die Wärmebewegungen an Hand des auf die Achse O2x2 bezogenen
                                 										zweiten Wärmediagrammes untersuchen; es sei aber erwähnt, daß schon aus dem
                                 										ersten Schaubilde, etwa die bis zum Punkte 6 reichende starke Kühlwirkung
                                 										während der Kompression, oder die Dauer der Verbrennung, die im Punkte 21 nahezu
                                 										scharf in die Expansion übergeht, deutlich zum Ausdruck kommen. In dem
                                 										Linienzuge 1–8'–10'–30'–32 ersieht man zunächst im Allgemeinen, daß die Neigung
                                 										eines Kurvenastesvon der Vertikalen nach links einer Wärmeableitung, eine solche nach
                                 										rechts einer Wärmezuführung entspricht; mit anderen Worten wäre hier ebenso wie
                                 										im Entropie-Temperatur-Diagramme eine Adiabate durch eine vertikale Gerade
                                 										dargestellt. Man kann sonach durch Anlegen von vertikalen Tangenten derartige
                                 										Uebergänge sehr einfach feststellen, und sind hiefür die Punkte 6', 12', F', G',
                                 										H' als charakteristisch hervorgehoben.
                              Verfolgen wir die Kompression, ergibt sich anfangs eine ungefähr isothermische
                                 										Periode, an die – etwa von Punkt 6'–12' – eine Zustandsänderung unter
                                 										erheblicher Wärmezuleitung anschließt; es wäre dies durch ein Ueberwiegen der
                                 										Heizung durch Kolbenboden und Auspuffventilteller gegenüber der Mantelkühlung zu
                                 										erklären, deren Einfluß erst in dem letzten Teile (12'–15'), wegen des hier
                                 										schon günstiger liegenden Verhältnisses von Kühlfläche zu Zylinderinhalt,
                                 										deutlich zu Tage tritt.Siehe hierzu Leinweber a. a. O.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 337, S. 136
                                 Abb. 11.
                                 
                              Die Verbrennung verläuft von 15a' bis Punkt 21' unter nahezu konstanter Neigung,
                                 										woran noch ein kurzes Nachbrennen unter geringer Wärmezufuhr bis F' anschließt.
                                 										Die Expansion zeigt entsprechend der Kühlwirkung eine Wärmeabgabe bis Punkt G',
                                 										während von da bis H' eine leichte Wärmezufuhr – in guter Uebereinstimmung mit
                                 										den erwähnten Versuchsergebnissen Leinwebers – stattfindet. Endlich folgt
                                 										die Wärmeableitung längs der Kurve H'31'32.
                              Dieses Diagramm zeigt uns also in übersichtlicher Weise den Charakter der
                                 										jeweiligen Zustandsänderungen an und gestattet es auch, die einzelnen
                                 										Wärmebeträge in den Horizontalabständen seiner Punkte von der Achse O2x2 ziffernmäßig
                                 										festzustellen.
                              Als zugeführte Wärme während der gesamten Verbrennung von 15' bis F' würde das
                                 										Diagramm in Strecke 15'–J den Betrag von 11500 W.E. ergeben; es wäre dies der
                                 										wirklich nutzbar gemachte Teil der Wärmetönung, also abzüglich der während der
                                 										Verbrennung an das Kühlwasser abgegebenen Wärme. Wir sind daher durch Vergleich
                                 										dieser Strecke mit der Wärmetönung
                              \frakfamily{H}=\frac{H}{z}=\frac{10.000}{0,779}=12840 W.E.
                              in der Lage, den Kühlverlust K zu bestimmen, der in
                                 										unserem Falle
                              K = 12840 – 11500 = 1340 W.E.
                              oder 10,4 v. H. der Wärmetönung ausmachen würde.
                              Der thermische Wirkungsgrad folgt aus
                              
                                 \eta_t=\frac{1-32}{\frakfamily{H}}=\frac{5420}{12840}=0,422
                                 
                              Der Vergleich mit dem aus dem Brennstoffverbrauch C pro efektive
                                 										Pferdekraft-Stunde berechneten wirtschaftlichen Wirkungsgrade
                              
                              
                                 
                                 \eta_w=\frac{632,3}{C\,.\,H}=\frac{632,3}{0,2175\,.\,10.000}=0,291
                                 
                              würde zu einem mechanischen Wirkungsgrade
                              
                                 \eta_n=\frac{\eta_w}{\eta_t}=\frac{0,291}{0,422}=0,69
                                 
                              führen, der außer den gesamten mechanischen Verlusten auch
                                 										die in der Diagrammausmittlung unberücksichtigt gebliebenen Arbeitsverluste
                                 										während des Ausströmens und Ansaugens in sich enthalten würde.
                              Wir haben sonach durch das Verzeichnen der beiden Wärmediagramme einen
                                 										vollkommenen Ueberblick über die thermischen Vorgänge und charakteristischen
                                 										Größen des indizierten Motordiagrammes erhalten.
                              In Abb. 11 wurde dieselbe Untersuchung für einen
                                 										liegenden Einzylinder-Viertakt-Sauggasmotor mit einem Zylinderdurchmesser von
                                 										480 mm und einem Hub von 650 mm durchgeführt, der bei der Indizierung eine
                                 										Bremsleistung von 80 effektiven Pferdestärken bei 178 minutlichen Umdrehungen
                                 										ergab.
                              Die Diagramme sind mit denselben Maßstäben in gleicher Weise wie in Abb. 10 entworfen, und kann daher von einer
                                 										besonderen Besprechung abgesehen werden.
                              Als Konstruktionsdaten wurden bei einem Kompressionsraume von 15 v. H. des
                                 										Hubvolumens und einer gewählten Anfangstemperatur von
                              T1 = 350° abs
                              die Molzahlen und Koeffizienten der spezifischen Wärme
                                 										mangels konkreter Angaben mit
                              z0
                                 										= 0,1098, z = 0,104, b0 = 0,00106 und b = 0,00190
                              festgesetzt, womit sich die beiden Bezugsgrößen
                              z0K = 9,04 mm und
                                 											\frakfamily{z}\,K=8,57 mm
                              ergaben.
                              Das gestrichelte Wärmediagramm zeigt den Beginn einer entschiedenen
                                 										Wärmezuführung im Punkte 13'; dieser würde sonach der Vorzündung entsprechen,
                                 										und wurde dort die chemische Umwandlung vor sich gehend gedacht, die wieder
                                 										durch den Uebergang von der Parabel b0 zu jener
                                 										gemäß dem Koeffizienten b und durch den Temperatursprung von Punkt 13 auf 13a
                                 										zum Ausdruck kommt. Die weitere Konstruktion der beiden Wärmediagramme deckt
                                 										sich vollständig mit dem früheren.
                              Der Charakter der einzelnen Zustandsänderungen kann dem gestrichelten Diagramme
                                 										entnommen werden. Die Kompression beginnt mit einer kleinen Wärmezuleitung bis
                                 										zum Punkte 3' entsprechend der Heizung des Kolbenbodens, während von da bis etwa
                                 										zum Punkte 10' eine intensive Kühlwirkung sichtbar wird, an die ein nahezu
                                 										adiabatischer Teil anschließt. Vom Punkte 13' folgt dann die Wärmezufuhr etwa
                                 										bis 20'; man sieht deutlich, daß die Explosionswirkung keine plötzliche, etwa
                                 										nur bis zum Totpunkte reichende Erscheinung ist, sondern sich der
                                 										Verbrennungsprozeß noch einen guten Teil in den Expansionshub erstreckt.
                              Die Expansion verläuft unter anfänglicher Wärmeableitung nicht viel von der
                                 										Adiabate abweichend, gegen Ende mit einer geringen Wärmezufuhr, worauf zwischen
                                 										29'30' die Wärmeableitung einsetzt.
                              Von einer ziffernmäßigen Auswertung des Diagrammes, die ebenso wie früher
                                 										durchzuführen wäre, wurde hier wegen unvollständiger Angaben über Heizwert,
                                 										Mischungsverhältnis usw. abgesehen.
                              Wir können sonach die Ergebnisse der Untersuchungen dahin zusammenfassen, daß wir
                                 										falls alle kalorischen Größen des Arbeitsmittels bekannt sind, durch verzeichnen
                                 										der Wärmediagramme die thermodynamischen Vorgänge während des Arbeitsprozesses,
                                 										namentlich den jeweiligen Charakter der einzelnen Zustandsänderungen, sowie die
                                 										Wechselwirkungen zwischen Arbeitsmittel und den Zylinderwandungen vollkommen
                                 										beurteilen können.
                              
                           
                              
                              2. Kompressoren.
                              Wir wollen die Besprechung auf die zwei grundsätzlich verschieden arbeitenden
                                 										Gruppen dieser Maschinen, nämlich auf die Kolben- und Torbokompressoren
                                 										erstrecken, und es wird daher zweckmäßig sein, zunächst über die
                                 										thermodynamischen Grundlagen der Arbeitsprozesse in beiden Maschinenarten ein
                                 										klares Bild zu gewinnen. Hierzu sei auf die diesbezügliche Arbeit von ZerkowitzZerkowitz, Thermodynamik der Turbomaschinen,
                                       												Oldenburg 1913. verwiesen, deren allgemeine Betrachtungen
                                 										hier kurz angeführt werden mögen.
                              Ausgehend von der Zeunerschen Grundgleichung
                              
                                 Q=i_1-i_1+A\,.\,\frac{{w_2}^2-{w_1}^2}{2\,g}+Q_s\,\pm\,A\,L
                                 
                              in der Q die von außen zugeführte Wärmemenge, i und
                                 										\frac{w^2}{2\,g} den Wärmeinhalt und die kinetische Energie im Anfangs- bezw.
                                 										Endzustand, Qs die durch Strahlung und Leitung
                                 										abgegebene Wärme und AL die übertragene Arbeit in W.E. bedeuten, gelangt man
                                 										unter Vernachlässigung von Qs und der Differenz
                                 										der kinetischen Energien zu der Gleichung
                              Q = i2 – i1 ± AL            17.
                              Hierzu tritt der Ausdruck für den ersten HauptsatzGrashof, Theoretische Maschinenlehre, Bd.
                                       												I.
                              dQ + dW = du + Apdv = di – Avdp,            18.
                              worin die im Ganzen zugeführte Wärmemenge dQ + dW in die
                                 										von außen zugeführte dQ und die durch Reibungserscheinungen hervorgerufene dW
                                 										unterteilt erscheint.
                              Innerhalb endlicher Grenzen geht Gleichung 18 in
                              Q+W=i_2-i_1-A\,\int\limits_1^2\,v\,dp             19.
                              über, und es ergibt sich aus der Verbindung von 17 und 19
                                 										die Beziehung
                              A\,L=A\,\int\limits_1^2\,v\,d\,p+W             20.
                              Hierbei wurde, dem Charakter der Kompressoren als Arbeitsmaschinen entsprechend,
                                 										in Gleichung 17 das negative Vorzeichen benützt.
                              Gleichung 20 zeigt, daß die aufzuwendende Arbeit nicht( wie dies bei
                                 										reibungsfreien umkehrbaren Zustandsänderungen der Fall ist, durch die zwischen
                                 										Expansionskurve und Ordinatenachse des Arbeitsdiagrammes liegende Fläche
                                 										dargestellt erscheint, vielmehr dieser Betrag um den Wärmewert W der
                                 										Reibungsarbeit zu vermehren ist.
                              In dieser Hinsicht ist nun zwischen den Kolben- und Turbokompressoren ein
                                 										wesentlicher Unterschied.
                              Bei den ersteren kann die Größe W wegen der geringen Kolbengeschwindigkeiten
                                 										vernachlässigt werden, womit wir den für umkehrbare Prozesse giltigen
                                 										Ausdruck
                              A\,L=A\,\int\limits_1^2\,v\,d\,p              21.
                              erhalten. Gleichung 17 bleibt naturgemäß in Geltung und
                                 										würde für adiabatische Kompression die spezielle Form
                              AL = i2 – i1              22.
                              annehmen, während im Allgemeinen, je nach der Wandwirkung
                                 										des Zylinders, noch die zu- oder abgeführte Wärmemenge hinzutreten würde. In dem
                                 										Temperatur-Wärmemengen-Diagramme ergäbe sich, entsprechend den allgemein
                                 										aufgestellten Beziehungen der Abb. 4, das in
                                 											Abb. 12 zur Darstellung gebrachte Bild. Für
                                 											die dort
                                 										eingetragene gekühlte Kompressionspolytrope 12 wären in der Strecke 1π die
                                 										aufgewendete Arbeit A\,L=\int\limitis_1^2\,v\,d\,p in μπ die Zunahme des Wärmeinhaltes i2 – i1 und in μ1
                                 										der an das Kühlwasser abgegebene Betrag Q dargestellt. Hierbei wurden
                              2π ∥ 01β und 2μ ∥ λ1λ2
                              eingetragen.
                              Man ersieht aus der Addition der Strecken, daß der Arbeitsaufwand zur Vermehrunc
                                 										des Wärmeinhalts benützt und der Ueberschuß an das Kühlwasser abgegeben
                                 										wurde.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 337, S. 138
                                 Abb. 12.
                                 
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 337, S. 138
                                 Abb. 13.
                                 
                              Bei den Turbomaschinen spielt hingegen wegen der hohen Strömungsgeschwindigkeiten
                                 										das Reibungsglied W der Gleichung 20 eine nicht mehr zu vernachlässigende Rolle
                                 										und gibt dem Prozeß seinen nicht umkehrbaren Charakter. Entsprechend der durch
                                 										die Reibungsarbeit zugeführten Wärme W wird demnach eine Kompression ohne
                                 										sonstige Wärmezuführung nicht mehr adiabatisch verlaufen, sondern müßte in Abb. 13 durch eine gegenüber dem Parabelverlauf
                                 										innerhalb der gegebenen Temperaturgrenzen steiler liegende – etwa als
                                 										polytropisch gedachte Zustandsänderung 12 verlaufen. Der hierfür erforderliche
                                 										Arbeitsaufwand ist nach Gleichung 22 zu bestimmen, und demgemäß durch die
                                 										Strecke 1b dargestellt, wobei Punkt b durch den Linienzug
                              1a ∥ λ1λ2 und ab ∥ O1β
                              gefunden wurde. Da nun nach Früherem durch 1c (2c ∥ O1β) der Wert
                              
                                 l\,c=A\,\int\limits_1^2\,v\,d\,p
                                 
                              bestimmt ist, ist nach Gleichung 20 in der Strecke bc der
                                 										Reibungswert W dargestelltBezüglich des Eintragens von AK in die Diagramme bei gewähltem
                                       												Temperatur- und Wärmemaßstabe sei an das im Abschnitte Wärmekurven
                                       												hierüber Gesagte erinnert..
                              Um nun die Wärmediagramme der Abb. 12 und 13 vom pv Diagramme unabhängig zu gestalten, und
                                 
                                 										die erzielten Drucksteigerungen bei einer polytropischen Kompression unmittelbar
                                 										daraus entnehmen zu können, wollen wir in denselben eine Kurve eintragen, welche
                                 										uns für ein bestimmtes Kompressionsverhältnis
                              
                                 \frac{p_2}{p_1}
                                 
                              die Temperatursteigerungen für veränderlich
                                 										angenommene Exponentenwerte n angibt.
                              Wir berechnen hierzu den Ausdruck
                              \frac{T_2}{T_1}=\left(\frac{p_2}{p_1}\right)\,\frac{n-1}{n}              23.
                              und bringen die Werte T2
                                 										als Ordinaten mit den jeweiligen Richtgeraden der einzelnen Polytropenwerte n
                                 										zum SchnitteEs sei hierzu bemerkt, daß die Auswertung nach Gleichung 23 unter
                                       												Vermeidung eines Logarithmierens mit Hilfe mathematischer Tafeln sehr
                                       												rasch durchgeführt werden kann, da man sich die Polytropenexponenten
                                       												frei wählen kann. Zum Beispiel ergebenn =23/24/36/5\frac{n-1}{n}=½⅓¼⅙. In Abb. 14 wurden also etwa
                                 										vom Anfangspunkte 1 mehrere Polytropenrichtungen eingetragen, und die sich mit
                                 										den aus Gleichung 23 jeweilig errechneten Endtemperaturen T2 ergebenden Schnittpunkte durch eine Kurve
                                 										verbunden. Diese wäre mit dem betreffenden Druckverhältnisse zu beschreiben, und
                                 										spielt eine ähnliche Rolle wie die Kurven konstanten Druckes in den
                                 
                                 										Entropietafeln.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 337, S. 138
                                 Abb. 14.
                                 
                              Wir können auf diese Weise durch Ziehen einer Polytropenrichtung von Punkt 1 bis
                                 										zu dieser Kurve – etwa nach Punkt 2 – unmittelbar die der gegebenen
                                 										Drucksteigerung entsprechende Endtemperatur ablesen, und damit die Wärmewerte
                                 										nach Abb. 12 oder 13 feststellen. Punkt D,
                                 										welcher einer isothermischen Kompression entsprechen würde, wurde durch
                                 										Auftragen der Kompressionsarbeit
                              
                                 A\,R\,T_1\,ln\,\frac{p_2}{p_1}
                                 
                              vom Punkte 1 aus erhalten.
                              Für eine andere Anfangstemperatur sind bei gleichem Druckverhältnisse die Werte
                                 											T2 proportional zu reduzieren.
                              Bezüglich der wahren Adiabate, die nach der Parabel 13 verlaufen würde, sei hier
                                 										noch erwähnt, daß naturgemäß ihr Schnittpunkt mit der Druckkurve nicht ihren
                                 										Enddruck bestimmen würde, da ja für sie Gleichung 23 keine Giltigkeit hat. Wenn
                                 										wir diesen Punkt als den Endwert einer theoretischen Kompression im Späteren bei
                                 										den Turbokompressoren ansehen, bedeutet dies eine Annäherung, indem wir statt
                                 										der wirklichen Adiabate die ihr nahe liegende Polytrope (die Gerade 13) als
                                 										Ersatz wählen. Bei den geringen Drucksteigerungen, die innerhalb einer Stufe
                                 										eines Turbokompressors auftreten, bleibt diese Abweichung in zulässigen
                                 										Grenzen.
                              
                                 (Schluß folgt.)