| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 139 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Elektrischer Antrieb von Walzenstraßen. Der
                              									hauptsächlichste Ansporn für die Leistungsteigerung der Elektromotoren, die 20000
                              									PS. schon weit überschritten haben, ging von dem Bestreben aus, den Elektromotor für
                              									den Antrieb von Walzenstraßen, bei denen die größten mechanischen Leistungen zu
                              									bewältigen sind, geeignet zu machen und hier in Wettbewerb mit der dieses Gebiet bis
                              									dahin allein beherrschenden Dampfmaschine zu treten.
                           Bei den sogenannten durchlaufenden Straßen, bei denen drei übereinanderliegende
                              									Walzen angeordnet sind (Triostraßen), wobei das Walzgut nach dem Passieren des
                              									unteren Walzenpaares mittels Hebetischen bzw. Wippen gehoben wird, um dann rückwärts
                              									das in entgegengesetzter Drehrichtung laufende obere Walzenpaar zu durchlaufen,
                              
                              									wobei also die Antriebsmaschine nur in einer Richtung läuft und bei denen zum
                              									Abfangen der gewaltigen Belastungsstöße zwischen Maschine und Walzwerk schwere
                              									Schwungräder eingebaut sind, konnte der Elektromotor, nachdem einmal seine
                              									Leistungsfähigkeit die hier erforderliche Größe (bis ca. 3000 PS.) erreicht hatte,
                              									den Wettkampf mit der Dampfmaschine erfolgreich aufnehmen. So sind seit mehr als 20
                              									Jahren viele durchlaufende Walzenstraßen mit elektrischem Antrieb versehen worden,
                              									der sich in allen Fällen den Ansprüchen des Walzbetriebes vollkommen gewachsen
                              									gezeigt hat. Hier dürfte in nicht ferner Zeit der Elektromotor allein als
                              									zweckmäßigste Antriebmaschine in Betracht kommen.
                           Erheblich größere Schwierigkeiten aber stellten sich dem Elektriker entgegen, als es
                              									galt, für die schweren Umkehrstraßen, die nur ein Walzenpaar besitzen (Duostraßen)
                              									und bei denen deshalb die Drehrichtung der Walzen nach jedem Durchgang des Walzgutes
                              									geändert werden muß, einen geeigneten Antrieb zu schaffen. Hier können wegen des
                              									dauernd und schnell aufeinander folgenden Wechsels der Drehrichtung keine
                              									Schwungmassen zur Milderung der Belastungsstöße eingebaut werden. Dazu kommt noch,
                              									daß bei diesen schweren Straßen, auf denen Blöcke bis zu 7 t Gewicht verwalzt
                              									werden, die stoßweise auftretenden Beanspruchungen der Antriebsmaschine besonders
                              									groß sind.
                           Es schien zunächst, als wäre hier die Dampfmaschine die einzig mögliche
                              									Antriebsmaschine, da man den Elektromotor wegen der großen Schwankungen der
                              									Stromaufnahme, die bei schweren Blockstraßen zwischen 0 und bis 10000 Ampere
                              									stoßweise wechseln muß, unmöglich an ein Netz anschließen konnte, ohne den übrigen
                              									Betrieb in empfindlichster Weise zu beeinträchtigen. Dieses Hemmnis wurde überwunden
                              									durch die Anwendung des Ilgnersystems in Verbindung mit
                              									der Leonardsteuerung. Von diesem Zeitpunkt ab begann der
                              									elektrische Antrieb auch auf diesem Gebiete sich schnell einzuführen, so daß heute,
                              									nach etwa 15 Jahren, seine volle Brauchbarkeit bereits allgemein in der
                              									Walzwerksindustrie sich erwiesen hat. Fast überall, wo ein neues Umkehrwalzwerk
                              									eingerichtet oder eine veraltete Dampfmaschine abgebaut wird, greift man heute zum
                              									elektrischen Antriebe, und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, daß der
                              									Elektromotor auch dieses Gebiet unumschränkt beherrscht.
                           Das Ilgnersystem besteht darin, daß zwischen Motor und
                              									Netz eine schnellaufende Zwischenmaschine eingeschaltet wird mit den zum Auffangen
                              									der Belastungstöße erforderlichen Schwungmassen, d.h. die Schwungmassen sind von der
                              									langsamlaufenden und fortwährend umgesteuerten Straße in eine schnellaufende
                              									Maschine mit nur einer Drehrichtung verlegt. Das Umsteuern der Straße kann also
                              									beliebig schnell geschehen und gleichzeitig werden in der Zwischenmaschine
                              									(Ilgner-Steuermaschine) die Stromstöße fast vollständig abgedämpft. Die
                              									Steuermaschine besteht aus dem Antriebsmotor, der je nach dem vorhandenen Netz als
                              									Gleichstrom- oder Drehstrommotor ausgebildet wird, der Gleichstrom-Steuerdynamo, die
                              									die für den Walzmotor erforderliche Energie erzeugt, und dem Schwungrad. Die
                              									Drehzahl des Steueraggregates wird hoch gewählt (bis zu 600 p. Min.), um möglichst
                              									kleine Maschinentypen und geringe Schwungmassen zu erhalten. Die Steuerdynamo, die
                              									bei großen Leistungen als Doppeldynamo ausgeführt wird, muß den vollen vom Walzmotor
                              									verlangten Energiestoß hergeben und würde, falls keine Schwungmassen vorhanden
                              									wären, diesen Stoß auf den Steuermotor und damit auf das Netz übertragen. Durch eine
                              									automatisch wirkende, sehr schnell ansprechende Einrichtung (bei Drehstrommotoren
                              									automatische Veränderung des Rotorwiderstandes, bei Gleichstrommotoren automatische
                              									Veränderung der Feldstärke) wird nun bei jeder Ueberschreitung der normalen
                              									Stromaufnahme des Steuermotors sofort seine Drehzahl und damit auch die des
                              									Schwungrades herunter reguliert, so daß die dabei freiwerdende Energie der
                              									Schwungmassen denjenigen Teil des Stromstoßes deckt, der die Normalleistung des
                              									Steuermotors übersteigt. Da umgekehrt in den Walzpausen, d.h. bei Sinken der
                              									Stromaufnahme des Steuermotors unter den Normalwert die Automatik ein Heraufregeln
                              									der Drehzahl des Steuermotors bewirkt, wobei dieser die im Stich entladenen
                              									Schwungmassen wieder aufladet, so ergibt sich eine fast gleichmäßige Stromaufnahme
                              									des Steuermotors, d.h. das Netz wird trotz der enormen Schwankungen der
                              									Energieaufnahme des Walzmotors fast gleichmäßig mit der Normalleistung des
                              									Steuermotors beansprucht.
                           Nachdem auf diese Weise ein Mittel gefunden war, die auftretenden, großen
                              									Belastungsstöße praktisch fast vollkommen auszugleichen, war ein wesentlicher Teil
                              									der Aufgabe gelöst. Eine weitere Schwierigkeit bestand jedoch noch darin, eine genau
                              									und schnell wirkende, zugleich leicht zu handhabende Steuerungsart zu finden, die
                              									eine schnelle Umsteuerung und Drehzahlregelung des Walzmotors ermöglichte und dabei
                              									an die physische Kraft des Maschinisten möglichst geringe Anforderungen stellte.
                           Beim Auswalzen von Blöcken auf Duostraßen wird der anfangs noch kurze Block durch den
                              									Rollgang an die Walzen gebracht, von denen er langsam gefaßt und mit steigender
                              									Geschwindigkeit durchgezogen wird. Kurz vor dem Verlassen der Walzen wird die
                              									Geschwindigkeit verlangsamt, damit der Block möglichst dicht hinter den Walzen
                              									liegen bleibt und sofort wieder gefaßt und in umgekehrte Richtung durchgewalzt
                              									werden kann.
                           Die eigentliche Walzzeit beträgt bei Beginn des Walzprozesses nur etwa 1 bis 1,5
                              									sek., die Pause zwischen den Stichen etwa 0,5 bis 1 sek. Wird der Block allmählich
                              									länger, so wird die Walzgeschwindigkeit während des Stiches gesteigert, um den
                              									langen Block zur Vermeidung zu starker Abkühlung möglichst schnell durch die Walzen
                              									zu bringen; die Walzzeiten verlängern sich nach und nach bis auf mehrere sek., u. U.
                              									auf 8 bis 10. Der Walzmotor muß also vom Stillstand in einer Drehrichtung schnell
                              									bis zu einer mit wachsender Blocklänge steigenden Drehzahl gebracht, dann schnell
                              									stillgesetzt und sofort wieder in umgekehrter Drehrichtung auf die erforderliche
                              									Drehzahl gebracht werden können. Der Forderung, die Drehzahl jedesmal durch 0
                              									hindurch zu regeln, kann nur durch Änderung der dem Motor zugeführten Ankerspannung
                              									entsprochen werden. Diese Regelungsart würde aber wegen der in Betracht kommenden,
                              									außerordentlich hohen Stromstärken sehr große Widerstände und damit einen ganz
                              									unhandlichen Steuerapparat bedingen. Durch die Anwendung der Leonardsteuerung wurde diese Schwierigkeit vollständig überwunden. Bei
                              									dieser Steuerung werden entweder unmittelbar oder vermittels Schützen Widerstände in
                              									den Feldstromkreis der Steuerdynamo ein- und ausgeschaltet; die Spannung der
                              									Steuerdynamo kann also entsprechend der Aenderung ihrer Feldstärke zwischen 0 und
                              									dem Höchstwert geregelt bezw. durch einfache Umkehrung der Richtung des Feldstromes
                              									umgekehrt werden, sodaß der Walzmotor von der Steuerdynamo mit einem in seiner
                              									Richtung und Spannung leicht veränderlichen Ankerstrom gespeist wird, ohne daß der
                              									Ankerstromkreis selbst von außenher irgendwie beeinflußt wird. Der Steuermaschinist
                              									hat nur den verhältnismäßig schwachen Feldstrom der Steuerdynamo mit dem
                              									Steuerapparat zu regeln. Hat der Ankerstrom durch entsprechendes Auslegen des
                              									Steuerhebels seine volle Spannung und damit der Walzmotor die dieser Spannung
                              									entsprechende Drehzahl (die sogen. Grunddrehzahl) erreicht, so kann die Drehzahl des
                              									fremderregten Walzmotors noch weiter durch Schwächung seines Feldes gesteigert
                              									werden, wobei allerdings sein Drehmoment im gleichen Maße sinkt, wie die Feldstärke
                              									abnimmt. Da aber die hohen Geschwindigkeiten erst bei längerem Walzgut in Frage
                              									kommen, wobei der Querschnitt schon gering geworden ist, so wird auch nur ein
                              									geringes Drehmoment von den Walzen ausgeübt, sodaß sich der Elektromotor auch in
                              									dieser Hinsicht den Anforderungen des Walzbetriebes durchaus anpaßt. Die Regelung
                              									das Walzmotorfeldes erfolgt ebenfalls vom Steuerapparat aus, d.h. beim Auslegen des
                              									Steuerhebels über die der Grunddrehzahl entsprechende Stellung hinaus beginnt das
                              									Vorschalten von Widerständen in den Feldstromkreis des Walzmotors.
                           In neuerer Zeit wird mittels des Steuerapparates nicht mehr unmittelbar der Feldstrom
                              									der Steuerdynamo und des Walzmotors geregelt, sondern die Felder zweier kleinen
                              									Dynamos, die ihrerseits erst die Felder der Steuerdynamo und des Walzmotors speisen.
                              									Diese beiden Zwischendynamos sind mit ihrem Antriebsmotor zu einem Aggregat, der
                              									sogen. Erregermaschine vereinigt.
                           Diese Steuerungsart, die sogen. Erregermaschinen-Steuerung (im Gegensatz zu der
                              									vorher beschriebenen Widerstands- bezw. Schützensteuerung) ermöglicht die Verwendung
                              									noch leichterer Steuerapparate, da ja die nur die kleinen Feldströme der
                              									Erregerdynamos geregelt zu werden brauchen. Die Erregermaschinensteuerung hat sich
                              									bereits in einer großen Zahl von Anlagen bewährt.
                           Die Anwendung der vorstehend erläuterten beiden Hauptprinzipien, des selbsttätig
                              									wirkenden Belastungsausgleiches und der Drehzahlregelung mittels der
                              									Leonardsteuerung eröffneten dem Elektromotor das große Gebiet als Antriebsmotor von
                              									schweren Umkehrstraßen, auf dem er bereits in weit über 100 Anlagen seine vollste
                              									Brauchbarkeit in angestrengtestem, zum Teil jahrzehntelangem Tag- und Nachtbetrieb
                              									erwiesen hat. Durch eine Reihe von Verbesserungen ist in neuester Zeit dafür Sorge
                              									getragen, daß der elektrische Antrieb in jeder Beziehung den immer mehr gesteigerten
                              									Ansprüchen der Walzwerke gerecht wird. Als wichtigste Neuerungen seien erwähnt:
                              									Unschädlichmachung der Remanenz der Maschinenfelder, wodurch in Verbindung mit
                              									besonderen Vorrichtungen zum Ausgleich der durch die Drehzahlschwankung der
                              									Steuermaschine bedingten Spannungsschwankungen im Leonardstromkreis die Genauigkeit
                              									der Steuerung auf das höchste Maß gesteigert ist. Bei Vorhandensein mehrerer
                              									Walzmotoren mechanische oder elektrische Kupplung ihrer Steuermaschinen, wodurch in
                              									Verbingung mit Umschaltschränken die vorhandenen Schwungmassen vorzüglich ausgenutzt
                              									werden und eine weitgehende gegenseitige Reserve in Bezug auf die Steuerdynamos
                              									erreicht ist. Genaueste Kontrolle der Betriebsverhältnisse durch Anwendung von
                              									Registrierinstrumenten. Stromersparnis durch Einstellbarkeit der mittleren
                              									Stromaufnahme des Steuermotors entspr. der mittleren Belastung des Walzwerkes,
                              									wodurch der Stromverbrauch bei leichtem Walzprogramm herabgesetzt wird.
                              									Rückgewinnung der bei Drehstrom-Steuermotoren infolge der durch die Automatik
                              									bewirkten Herabsetzung der Steuermaschinendrehzahl bedingten Verluste im
                              									Rotorstromkreis (Schlupfverluste) vermittels Hilfsmaschinen (Regelsätze) die die
                              									Schlupfenergie umwandeln und entweder einem mit dem Steuermotor gekuppelten
                              									Hilfsmotor (Hintermotor) zuführen – mechanische Rückgewinnung – oder dem
                              									Drehstromnetz zuführen – elektrische Rückgewinnung.
                           Alle diese Verbesserungen machen den Elektromotor in jeder Beziehung zu dem
                              									geeignetsten Walzwerksantrieb und sichern ihm eine immer steigende Anwendung.
                           Stork.
                           Verwendungsmöglichkeiten der Lindeluft in
                                 										Hochofenbetrieben. Die Anreicherung des Gebläsewindes mit Sauerstoff ist
                              									nicht neu. Daß diese Maßnahme bisher noch selten getroffen wird, dürfte auf ein
                              									Vorurteil zurückzuführen sein, das aus der Zeit stammt, in der die Erzeugungskosten
                              									der Lindeluft noch zu hoch waren, um durch deren Verwendung wirtschaftliche Vorteile
                              									zu erzielen. Gegenwärtig haben sich die Verhältnisse völlig verändert. Die Preise
                              									für Koks sind außerordentlich gestiegen, so daß man kein Mittel unversucht lassen
                              									darf, um den Verbrauch des genannten Brennstoffes herabzusetzen. Diesem Zwecke soll
                              									die Beimengung von Sauerstoff zum Gebläsewinde dienen, welche jetzt weit geringere
                              									Aufwendungen erforderlich macht als früher. Besonders in Gegenden, die fern von den
                              									Fundorten der Kohle liegen, würden sich durch Verwendung von Lindeluft
                              									bemerkenswerte wirtschaftliche Erfolge erzielen lassen. Allerdings darf nicht außer
                              									Acht bleiben, daß hinreichend hohe Gestelltemperaturen auch bei einer Kürzung der
                              									Koksgicht erhalten werden müssen. Ueberdies ist dem Hochofen die Kohlenstoffmenge
                              									zuzuführen, welche sich gemäß der Formel Fe2O3 + 9CO = Fe2 +
                              										3CO2 + 6CO zur Eisengewinnung als notwendig
                              									erweist. Diese von Ackermann angegebene Gleichung besagt, daß für die Herstellung
                              									von 2 × 55,85 kg Eisen 9 × 12 = 108 kg Kohlenstoff benötigt werden. Sie sind bei
                              									Verminderung des Koksverbrauches durch Zufuhr von Staubkohle oder hochwertiger
                              									Generatorgase zu ersetzen. Wenn zu dem letzgenannten Mittel gegriffen wird, so
                              
                              									spricht man von „gemischtem“ Betrieb. Bei dessen Einführung ist die
                              									Errichtung von Anlagen zur Erzeugung von sauerstoffreicher Luft sowie von
                              									Generatorgas erforderlich. Ueberdies ist gesondert durchzuführen die Vorwärmung von
                              									Wind und Gas. Die Gebläse sind zu trennen, und schließlich muß eine Zweiteilung der
                              									Reinigungsanlage für Gicht- und Generatorgas vorgesehen werden. Die Kosten der
                              									Einrichtung dürften trotzdem nicht zu hoch ausfallen, da die Hüttenwerke in enger
                              									Verbindung mit anderen Betrieben stehen und daher nicht selten die
                              									aufgezählten Anlagen teilweise bereits vorhanden sind. Außerdem sollte nicht
                              									übersehen werden, daß bei der Verwendung von Lindeluft die zu bewegende Wind- und
                              									Gasmenge verhältnismäßig klein ist. Es reichen daher die vorhandenen Gebläse und
                              									Cowperapparate eines Hochofens bei Umstellung auf gemischten Betrieb reichlich für
                              									zwei Oefen aus.
                           Eine Verminderung der Koksgicht um mehr als 50 v. H. ist nicht zulässig, da
                              									anderenfalls wesentliche Aenderungen der Ofenform notwendig wären, um eine freie
                              									Gasbewegung in der Reduktionszone zu gewährleisten. Außerdem sprechen aber auch
                              									heiztechnische Erwägungen gegen eine weitere Herabsetzung der Menge des festen
                              									Brennstoffes. Im Schmelzraum des Hochofens herrscht nämlich eine Temperatur von
                              									1600–1750°. Dieser hohe Wärmegrad hat zur Folge, daß ein gasförmiger, vorwiegend
                              									Kohlenoxyd enthaltender Brennstoff fast garnicht zur Wirkung gelangt. In dem
                              									Generatorgas ist nämlich Kohlensäure und Kohlenoxyd in einem Verhältnis enthalten,
                              									das dem Gleichgewichtszustande bei 1600–1700° entspricht. Es reduziert daher der
                              									glühende, feste Kohlenstoff sofort die im Schmelzraum durch Verbrennung von
                              									Kohlenoxyd entstehenden geringen Mengen von Kohlensäure. Als Wärmeerzeuger kommt
                              									somit nur der feste Brennstoff in Frage. Dennoch bringt die Verwendung von
                              									Generatorgas in Verbindung mit Lindeluft von 92 v. H. Sauerstoffgehalt einen sehr
                              									bemerkenswerten Vorzug mit sich. Derselbe ist darin begründet, daß die Notwendigkeit
                              									fortfällt, den gewaltigen Stickstoffballast, welchen der gewöhnliche Gebläsewind mit
                              									sich führt zu erhitzen. Die hierdurch gebundene Wärmemenge ist so bedeutend, daß bei
                              									Fortfall eines erheblichen Teiles des Stickstoffgehaltes die Wirtschaftlichkeit des
                              									Betriebes trotz der oben erwähnten, nicht unbedeutenden Anlagekosten gesichert sein
                              									dürfte, was Wagner in Heft 12 von Stahl und Eisen rechnerisch nachzuweisen suchte.
                              									Noch günstiger erscheinen die Aussichten für die Benutzung Sauerstoff reich er Luft
                              									beim Hochofenbetrieb mit Kohlenstaubfeuerung. Während nämlich das Generatorgas, wie
                              									oben erwähnt wurde, für die Wärmeerzeugung kaum in Frage kommt, dient Staubkohle
                              									nicht nur als Reduktionsmittel, sondern trägt auch zur Erzielung des zum Schmelzen
                              									notwendigen Hitzegrades bei. Demgegenüber wird als Mangel empfunden, daß
                              									atmosphärische Luft, die zur Beförderung des Kohlenstaubes dient, infolge der
                              									Entzündungsgefahr auf keine höhere Temperatur als 250° vorgewärmt werden kann. Die
                              									Bedeutung dieser Tatsache darf aber nicht überschätzt werden, denn es ist zur
                              									Förderung der Staubkohle durchaus nicht der ganze dem Hochofen zugeführte
                              									Gebläsewind erforderlich. Es erscheint durchaus angängig, nur die in den Ofen
                              									eingeblasene Lindeluft als Fördermittel zu benutzen und die zum Betrieb benötigte
                              									atmosphärische Luft in üblicher Weise auf 600–800° vorzuwärmen. (Wagner in Nr. 12
                              									von „Stahl und Eisen“.)
                           Schmolke.
                           Die unerforschte Kerbschlagprobe. Obgleich die Wichtigkeit
                              									der Kerbschlagprobe nicht bezweifelt werden darf, ist bei deren Anwendung im
                              									Abnahmewesen Vorsicht am Platze, da bisher nicht mit Sicherheit gesagt werden kann,
                              									welche Folgerungen sich aus dieser Untersuchung ergeben. Die vom Deutschen Verbände
                              									vor 15 Jahren aufgestellten Richtlinien erweisen sich nämlich bei näherer Prüfung
                              									durchaus nicht als einwandfrei, wie nachstehende Betrachtung zeigen dürfte.
                              									Entsprechend den erwähnten Vorschriften soll bei der Blechprüfung der durch den Kerb
                              									verminderte Querschnitt stets 15 mm hoch sein, während seine Breite gleich der
                              									Blechstärke ist. Die Probestäbe haben also verschiedene Dicke, aber dieselbe
                              									Höhe. Dies kann zu Irrtümern bei der Beurteilung des Baustoffes führen, denn die
                              									spezifische Schlagarbeit wird von der Breite des Querschnittes beeinflußt. Sie nimmt
                              									mit wachsender Blechstärke ab, und zwar erfolgt die Abnahme nicht stetig. Man erhält
                              									vielmehr beim Auftragen der spezifischen Schlagarbeit als Ordinate über der
                              									Querschnittbreite als Abzisse einen Linienzug, der in einen hochliegenden Ast für
                              									kleinere und einen tiefliegenden Ast für größere Querschnittsbreiten zerfällt. Der
                              									Uebergang von der Hoch- zur Tieflage geschieht nicht bei einer bestimmten Breite,
                              									sondern es ist ein Streuungsgebiet vorhanden. Infolge des beschriebenen Verhaltens
                              									der Probestäbe kann es leicht vorkommen, daß die spezifische Schlagarbeit für
                              									dasselbe Blech sehr verschieden ausfällt. Das Stahlwerk ist daher bei jedem, dem die
                              									erwähnten Umstände unbekannt sind, einer abfälligen Beurteilung hinsichtlich der
                              									Gleichwertigkeit seiner Erzeugnisse ausgesetzt. Dieser Uebelstand muß natürlich
                              									vermieden werden. Nachdem erkannt wurde, daß die Kerbzähigkeit eine Eigenschaft ist,
                              									auf welche die Stabform einen Einfluß ausübt, scheint es unbedingt geboten, den
                              									Querschnitt des Probestabes dem Verwendungszwecke anzupassen. Zwei Wege können bei
                              									einer Neuregelung der Vorschriften beschritten werden. Entweder behält man die
                              									Blechdicke als Stabbreite bei und. setzt die Höhe in ein angemessenes Verhältnis,
                              									oder man schneidet den Kerb von der Walzfläche aus ein und legt die Stabbreite frei
                              									fest. Versuchsergebnisse lassen es als empfehlenswert erscheinen, daß man mit
                              									abnehmender Höhe das Verhältnis von Breite zu Höhe größer wählt. Ein starres
                              									Festhalten am Aehnlichkeitsgesetz dürfte nicht am Platze sein. Als anfechtbar
                              									erweisen sich ferner die Richtlinien, wenn sie in den meisten Fällen den Rundkerb
                              									vorschreiben und nur für kleine Proben von 8 bis 10 mm Breite den scharfen Kerb
                              									zulassen. Eine solche Maßnahme bedeutet eine Abschwächung der Kerbschlagprobe, die
                              									anfänglich vielfach auf Widerstände stieß, da sie zu einem ungünstigen Urteil über
                              									Baustoffe führte, welche sich beim Zerreißversuche durchaus bewährten. Die Hoffnung,
                              									durch Zulassung des Rundkerbes die Gegner der Kerbschlagprüfung zu entwaffnen,
                              									erwies sich als trügerisch. Die Milderung des Untersuchungsverfahrens hatte vielmehr
                              									den unerwünschten Erfolg, daß man zu unwichtigen Ergebnissen gelangte. Daher sollte
                              									in Zukunft nur der scharfe Kerb für zulässig erklärt werden. Allerdings dürfte man
                              									in diesem Falle die Kerbschlagprobe auch nur bei Baustoffen vorschreiben, von denen
                              									eine bedeutende Kerbzähigkeit verlangt wird, wie beispielsweise bei gekröpften
                              									Lokomotivachsen, Radscheiben von Dampfturbinen, Kurbelachsen von
                              									Verbrennungskraftmaschinen usw. Die Einwendung, daß über die Schärfe des Kerbes
                              									Unsicherheit besteht und somit infolge auftretender Verschiedenheiten irrige
                              									Schlußfolgerungen gezogen werden können, ist unzutreffend. Demgegenüber bringt die
                              									Verwendung des scharfen Kerbes den Vorteil mit sich, daß man Stäbe von kleinerem
                              									Querschnitt bei der Prüfung benutzen kann. Es wird nämlich die oben erwähnte
                              									Tieflage der Schlagarbeit bei scharfem Kerb früher als bei rundem erreicht.
                           Sehr wenig geklärt ist bisher der Zusammenhang von Schlaggeschwindigkeit und
                              									Kerbzähigkeit. Vorgeschrieben wird durch die Richtlinien die Anwendung von
                              									Charpy-Hämmern bei der Probe. Ob die ausschließliche Benutzung dieses Schlagwerkes
                              									gerechtfertigt ist, erscheint fraglich, denn keineswegs darf man es für
                              									ausgeschlossen erklären, daß bei manchen Baustoffen durch große
                              									Schlaggeschwindigkeit eine Abnahme der Kerbzähigkeit hervorgerufen wird. Eine nähere Untersuchung
                              									der hierfür maßgebenden Umstände scheint am Platze. Es unterliegt jedenfalls keinem
                              									Zweifel, daß noch recht umfangreiche, wissenschaftliche Arbeiten zu leisten sind,
                              									ehe man zu einer Klärung aller die Kerbschlagprobe beeinflussenden Verhältnisse
                              									gelangt. Dessenungeachtet könnte man aber auch schon gegenwärtig manche Verbesserung
                              									im Abnahmeverfahren einführen. (Stribeck in Nr. 11 von „Stahl und
                                 									Eisen“).
                           Schmolke.
                           Der Kompressorenverband auf der Leipziger Messe. Für den
                              									Kompressorenverband, dessen Vorsitzender Geheimrat Konrad von Borsig und dessen
                              									Geschäftsführer Gewerberat Zaeuner ist, und die ihm angeschlossenen Verbände wird
                              									auf dem Gelände der Technischen Messe in Leipzig ein neuer zweigeschossiger
                              									Eisenbetonbau aufgeführt werden. Die einzelnen Verbände bilden eine Unterabteilung
                              									des Vereins Deutscher Maschinenbau-Anstalten, der grundsätzlich der Beschickung
                              									der Leipziger Messe zugestimmt hat. Den in Frage kommenden Firmen geht die
                              									Aufforderung zur Ausstellung durch Vermittlung ihrer Verbände zu. An der Aufbringung
                              									des Baukapitals müssen sich die an der Messe teilnehmenden Firmen im Verhältnis zur
                              									Größe des von ihnen beanspruchten Ausstellungsraumes beteiligen.
                           Persönliches. Herr Kommerzienrat Wilhelm Mathiesen,
                              									Leipzig-Leutzsch, der Mitbegründer und langjährige technische Leiter der Körting
                              									& Mathiesen A.-G., Leipzig-Leutzsch, ist in Würdigung seiner Verdienste um die
                              									deutsche Lichttechnik und Wissenschaft, insonderheit um die Erforschung und
                              									Nutzbarmachung des elektrischen Lichtbogens von der Technischen Hochschule Karlsruhe
                              									anläßlich der Eröffnung des lichttechnischen Instituts dieser Hochschule zum
                              									Dr.-Ing. ehrenhalber ernannt worden.