| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 152 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber die Verbesserung des Kokses aus Saarkohle
                              									werden seit geraumer Zeit von der französischen Direktion der Saargruben in
                              									Gemeinschaft mit der Pariser Gesellschaft Le Coke Métallurgique auf der Grube
                              									Heinitz Versuche angestellt. Bekanntlich liefert die Saar-Fettkohle, wenn man wie
                              									üblich gewaschene Grieskohle in gestampftem Zustand verkokt, einen sehr spröden
                              									Koks, der die Neigung hat, in kleinere Stücke zu zerfallen. Aus diesem Grunde ist
                              									der Saarkoks für den Hochofenbetrieb und zumal für die Verhüttung der Minetteerze
                              									viel weniger geeignet als der festere und grobstückigere Ruhrkoks. Man ist daher
                              									bemüht, einen Weg zu finden, der es ermöglicht, aus den Saarkohlen ebenfalls einen
                              									hinreichend widerstandsfähigen Hochofenkoks zu gewinnen, der mehrmaliges Umladen
                              									ebenso gut verträgt wie der Ruhrkoks.
                           Dieses Ziel läßt sich nach der „Deutschen Bergwerk-Zeitung“ 1922, Nr. 123,
                              									erreichen, wenn man dafür sorgt, daß die Saarkohle bei der Verkokung weniger
                              										„schwindet“, denn die vielen Schwindrisse, die der gewöhnliche Saarkoks
                              									hat, sind neben seiner Sprödigkeit die Ursache seiner leichten Zerbrechlichkeit.
                              									Diese Schwindrisse lassen sich nun sehr wesentlich verringern, wenn man der
                              									Saarkohle vor der Verkokung ein kohlenstoffreiches Magerungsmittel, wie
                              									Halbkoksstaub, gemahlenes Koksklein oder ähnliche Zusätze beimengt. Diese
                              									Feststellungen sind bereits vor etwa 15 Jahren gemacht worden und schon im Jahre
                              									1910 wurden auf der Kokerei der Grube Heinitz Versuche angestellt, durch Zusatz
                              									einer Magerkohle von Anzin bei Valenciennes zu der allzu fetten Heinitzkohle die
                              									Beschaffenheit des Heinitzkokses zu verbessern. Bei Verkokung eines Gemisches aus 80
                              									v. H. Heinitzkohle und 20 v. H. Magerkohle von Anzin wurde bei diesen Versuchen ein
                              									Koks gewonnen, der von Ruhrkoks nicht zu unterscheiden war. Auch war im Frühjahr
                              									1914 schon beabsichtigt, die französische Magerkohla durch in Heinitz eigens für
                              									diesen Zweck hergestellten Halbkoks zu ersetzen. Infolge des Ausbruchs des
                              									Weltkrieges konnte diese Absicht aber nicht verwirklicht werden, so daß die jetzt
                              									von der französischen Bergverwaltung und der Société Le Coke Métallurgique
                              									ausgeführten Versuche nur eine Fortsetzung der bereits früher unter preußischer
                              									Verwaltung eingeleiteten Maßnahmen darstellen. Sander.
                           Ingenieurfortbildungswesen. Während für andere
                              									Berufszweige z.B. Mediziner und Juristen, reiche Gelegenheit zur Fortbildung der
                              									bereits im Berufe stehenden Persönlichkeit gegeben ist, haben bisher für Ingenieure
                              									Möglichkeiten dieser Art kaum bestanden. Nur wenige Orte, namentlich Hamburg sowie
                              									einige Industriemittelpunkte im Rheinland und Westfalen, wiesen vor dem Kriege mehr
                              									oder minder weit entwickelte Anfänge des technischen Fortbildungswesens auf. Nach
                              									dem Kriege machte sich aber das Bedürfnis nach derartigen Einrichtungen gebieterisch
                              									geltend, sodaß die bestehenden Einrichtungen erweitert sowie auch an anderen Orten
                              									durch Zusammenschluß der Technisch-Wissenschaftlichen Vereine neue Einrichtungen
                              									geschaffen werden mußten. Um zwischen den verschiedenen örtlichen
                              									Vortragsvereinigungen eine Fühlungnahme herzustellen und den Ausbau des bestehenden
                              									zu fördern, hatte der Vorsitzende des Technisch-Wissenschaftlichen Vortragswesens
                              									Berlin, Dr.-Ing. Lasche, für den 20. Mai Herren aus allen
                              									Gegenden Deutschlands nach dem Ingenieurhaus, Berlin, eingeladen. In der zahlreich
                              									besuchten Versammlung, an der auch Vertreter des Ministeriums für Kunst,
                              									Wissenschaft und Volksbildung und des Reichsverkehrsministeriums teilnahmen und die
                              									zu einem äußerst interessanten Erfahrungsaustausch führte, kam einmütig der Wille
                              									zum Ausdruck, das Technisch-Wissenschaftliche Vortragswesen in einer den
                              
                              									Bedürfnissen der Industrie entsprechenden Weise weiter zu entwickeln und mit
                              									Rücksicht auf die knapp bemessene Zeit der Ingenieure alle Veranstaltungen mit
                              									vollendetsten Mitteln durchzuführen, wobei namentlich die Arbeiten der
                              									Technisch-Wissenschaftlichen Lehrmittelzentrale vorzügliche Dienste leisten werden.
                              									Es wurde in Aussicht genommen, von Zeit zu Zeit gelegentlich der Jahresversammlungen
                              									der großen Technisch-Wissenschaftlichen Vereine von neuem Besprechungen zu
                              									veranstalten.
                           Preisausschreiben für einen Druckluftmesser für den Gebrauch in
                                 										Gruben. Der Reichskohlenrat schreibt hiermit für die Schaffung eines
                              									handlichen in den Kohlengruben brauchbaren Druckluftmessers einen Wettbewerb aus, an
                              									dem sich jedermann beteiligen kann.
                           Für die beste Lösung wird ein Preis von M. 75000 ausgesetzt, ein weiterer Preis von
                              									M. 25000 für die nächstbeste Lösung, doch kann das Preisgericht, wenn es ihm berechtigt
                              									erscheint, die beiden Preise zu einem einzigen von M. 100000 zusammenfassen. Den
                              									Wettbewerbern bleibt das Verfügungs- und Verwertungsrecht ihres geistigen Eigentums
                              									ungeschmälert erhalten.
                           Die Lösungen, (tatsächliche Ausführungen, Modelle, Zeichnungen und die nötigen
                              									Beschreibungen) sind bis zum 1. Juni 1923 an die westfälische
                              									Berggewerkschaftskasse, Bochum, Herner Str., unter der Bezeichnung „Wettbewerb
                                 										Druckluftmesser“ einzureichen. Ausführungen, Zeichnungen, Modelle und
                              									Beschreibungen sind nur mit einem Kennwort, nicht aber mit der Angabe des Urhebers
                              									zu versehen. In einem besonderen geschlossenen Briefumschlag, welcher als Aufschrift
                              									das Kennwort trägt, ist Name, Stand und Wohnort des Bewerbers anzugeben.
                           Die Entscheidung über die zu verteilenden Preise erfolgt durch ein Preisgericht, das
                              									wie folgt zusammengesetzt ist: Professor Dr.-Ing. Heise,
                              									Steiger Werner, Dipl.-Ing. Götze, Bergassessor Brandi, Bergrat Professor
                              									Dr. Tübben, Dr.-Ing. Rummel,
                              									Dipl.-Ing. Schulte.
                           Die für den Wettbewerb eingereichten Konstruktionen des Luftmessers müssen den
                              									folgenden Anforderungen und Arbeitsbedingungen genügen:
                           1. Von dem Luftmesser ist außer Zeichnung und Beschreibung möglichst eine Ausführung
                              									in wahrer Größe zu liefern, damit durch Versuche festgestellt werden kann, inwieweit
                              									der Messer den gestellten Bedingungen entspricht, ist jedoch der Bewerber nicht in
                              									der Lage, eine tatsächliche Ausführung zu liefern, so genügt die Einreichung einer
                              									genauen Zeichnung mit Beschreibung, nach welcher der Luftmesser hergestellt werden
                              									kann. Die Zeichnung soll deshalb alle Angaben über die gewählten Abmessungen und
                              									Baustoffe enthalten.
                           2. Der Luftmesser ist für den Gebrauch in engen und mäßig beleuchteten
                              									Grubenräumen bestimmt. Die Außenmaße sollen deshalb tunlichst klein gehalten und die
                              									Formgebung so gestaltet werden, daß der Einbau in oder der Anschluß an eine
                              									vorhandene Rohrleitung ohne große Schwierigkeiten möglich ist. Das Gewicht des
                              									Messers ist so zu begrenzen, daß er von einem Mann bequem getragen werden kann. Bei
                              									dem Bau des Druckluftmessers ist auf die bei der Verwendung unvermeidliche rauhe
                              									Behandlung Rücksicht zu nehmen.
                           3. Es soll eine Preßluftmenge gemessen werden können, welche auf atmosphärische
                              									Spannung bezogen 400 cbm in der Stunde beträgt, also bei z.B. 4 at Ueberdruck einer
                              									Druckluftmenge von 80 cbm in der Stunde entspricht. Es ist anzustreben, daß auch
                              									kleine Luftmengen zuverlässig zu messen sind.
                           4. Die für die Luftmessung in Frage kommenden Maschinen in der Grube entnehmen die
                              									Druckluft vielfach stoßweise. Im ungünstigsten Falle ist die Zahl der Stöße 50–80 in
                              									der Minute und die bei jedem Stoß in Bewegung kommende Luftmenge beträgt 5–16 Liter
                              									Druckluft von 4 at Ueberdruck. Der Luftmesser muß deshalb Einrichtungen besitzen,
                              									die trotz der Stöße noch eine brauchbare Messung ermöglichen.
                           5. Die Druckluft enthält vielfach Wasser und Oel. Deren Gegenwart darf die Messung
                              									nicht unmöglich machen. Die Meßgenauigkeit darf dadurch nur möglichst wenig
                              									beeinilußt werden.
                           6. Die in Betracht kommenden Luftdrücke liegen meistens zwischen 3 und 6 at
                              									Ueberdruck, die Temperaturen zwischen 15 und 25° C. Es ist zulässig, die Angaben des
                              									Luftmessers so einzurichten, daß sie sich einheitlich auf Luft von 20° beziehen.
                           7. Die Meßeinrichtung soll möglichst so beschaffen sein, daß man in der Lage ist, den
                              									Luftverbrauch für
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337
                              
                           
                           eine bestimmte Zeit, sei es als Preßluftmenge, sei es als
                              									Luft von atmosphärischer Spannung gerechnet, abzulesen. In jedem Falle muß der
                              									Luftverbrauch auf Grund der Angaben des Luftmessers bequem zu ermitteln sein.
                           8. Wird eine Flüssigkeit für das Messen der Luftmenge benutzt, so ist anzugeben, in
                              									welcher Weise die Flüssigkeit bequem und sicher eingefüllt oder abgelassen werden
                              									kann, während der Luftmesser eingebaut ist. Ein Wegdrücken der Meßflüssigkeit durch
                              									Luftdrücke muß verhindert werden. Erwünscht ist, die Anwendung einer
                              									Meßflüssigkeit zu vermeiden, falls sich auf diese Weise eine brauchbare Bauweise
                              									herstellen läßt.
                           9. Rückfragen über Einzelheiten, die für die Ausführung des Druckluftmessers
                              									maßgebend sind, können gerichtet werden an das Preisgericht für den Druckluftmesser,
                              									zu Händen des Geschäftsführers der Technischwirtschaftlichen
                              									Sachverständigenausschüsse des Reichskohlenrats, Berlin W 62, Wichmannstr. 19.