| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 167 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Die bisherige Entwicklung der Gasturbine. Bald
                              									nachdem die Dampfturbine ihre praktische Brauchbarkeit erwiesen hatte und in einer
                              									Reihe von Betrieben anfing, der älteren Schwester, der Kolbendampfmaschine, den Rang
                              									streitig zu machen, tauchten auch schon die Pläne zur Schaffung einer Gasturbine
                              									auf, die neben der höheren Energieumsetzung der Verbrennungskraftmaschine den
                              									Vorteil der rein umlaufenden Bewegung bot und damit zu einem weiteren wichtigen
                              									Fortschritt im Kraftmaschinenbau berufen schien. Für die Ingenieure lag also
                              									ein großer Reiz in dieser Aussicht, aber zugleich eine Aufgabe voll
                              									außerordentlicher technischer Schwierigkeiten. Wie auf allen Gebieten der Technik,
                              									und besonders auf dem des Kraftmaschinenbaues war auch hier der Anfang reich an
                              									Mißerfolgen, die zunächst jeden geschäftlichen Gewinn ausschlössen. Um so mehr
                              									verdient die zähe, unbeirrte Arbeit der Pioniere ihrer Sache unsere Bewunderung und
                              									unsern Dank für die wertvollen Erkenntnisse und Erfahrungen, die auch ihre
                              									fehlgeschlagenen Versuche uns verschafft haben. Im Folgenden sind nur die
                              									praktisch ausgeführten Versuche mit Gasturbinen erwähnt, nicht auch die zahlreichen
                              
                              									nicht zur Ausführung gekommenen Vorschläge.
                           Eine der Hauptschwierigkeiten des Gasturbinenproblems liegt in den hohen
                              									Verbrennungstemperaturen der Gasgemische, denen die Radschaufeln nur nach starker
                              									Ermäßigung standhalten. Im Zylinder einer Kolbengas- oder Oelmaschine werden die
                              									hohen Temperaturen wie auch die hohen Drucke viel leichter beherrscht. Wie bei den
                              									Verbrennungskraftmaschinen mit Kolben- und Kurbeltrieb hat man zwei Wege zur
                              									Erzeugung des Anfangsdruckes versucht, das Explosions- und das Gleichdruckverfahren,
                              									also die plötzliche Druckbildung und diejenige unter allmählicher Verbrennung des
                              									eingeführten Brennstoffes. In der letzteren Richtung bewegten sich die Arbeiten des
                              									verstorbenen Ingenieurs Armangaud in Paris, der zusammen mit Lemale im Jahre 1906 an
                              									zwei Versuchsgasturbinen von 25 und 300 PS Erprobungen vornahm. Zunächst benutzte er
                              									eine kleine 25-PS-Lavaldampfturbine, die statt mit Dampf mit komprimierter Luft
                              									betrieben wurde. Die Preßluft wurde von einem Kompressor geliefert, dessen
                              									Wirkungsgrad genau bestimmt war. Die Luft wurde in einer Verbrennungskammer mit
                              									Gasolindampf gemischt. Die Verbrennung des Gemischs, das durch einen elektrischen
                              									Funken entzündet wurde, ging unter konstantem Druck von etwa 10 at vor sich. Durch
                              									Einführung von Wasserdampf wurde die Temperatur von 1800° in der Verbrennungskammer,
                              									die mit Karborund ausgefüttert war, auf 400° ermäßigt. Die heißen Gase expandierten
                              									in einer Lavaldüse unter entsprechender Erniedrigung der Temperatur und Erhöhung
                              									ihrer Strömungsgeschwindigkeit, mit der sie auf das Schaufelrad traten. Die Versuche
                              									ergaben, daß zur Kompressionsarbeit der Luft die Hälfte der aus der Gasturbine
                              									erzielten Leistung aufzuwenden war. Bei der 300-PS-Turbine war der eine Teil der
                              									Verbrennungskammer mit Karborund ausgefüttert, der andere Teil hatte einen
                              									Kühlmantel mit zirkulierendem Wasser, das auch die Düsen kühlte. Der sich dabei
                              									bildende Dampf wurde dem Gasgemisch zugeführt, um die Verbrennungstemperatur zu
                              									erniedrigen. Außerdem wurden Rad und Schaufeln noch gekühlt. Zur Beschaffung der
                              									Preßluft von 8 at für diese Turbine diente ein auf der Turbinenwelle sitzender 4
                              									stufiger Rateau-Kompressor mit einem Wirkungsgrad von 65 v. H. Die Turbine lief mit
                              									4000 Umdrehungen i. d. Min. und verbrauchte 1,8 kg Leucht-Petroleum für 1 PSe in der
                              									Stunde, war also bei diesem hohen Brennstoffverbrauch nicht wettbewerbsfähig. Die
                              									Erzielung einer Leistung von 300 PS in einer Gasturbine bedeutete immerhin einen
                              									Erfolg. Der vorzeitige Tod Armangauds verhinderte weitere Verbesserungen; die
                              									Versuche mit Gleichdruckturbinen sind nicht weiter fortgesetzt worden.
                           Mit der Explosionsgasturbine haben sich namentlich Karovodine und Holzwarth versucht.
                              
                              									Ersterer erhielt mit einem Turbinenrad von 150 mm ⌀ bei 10000 Umdrehungen i. d. Min.
                              									eine effektive Leistung von 1,6 PS. Die Turbine besaß 4 wassergekühlte
                              									Explosionskammern, von wo aus das explosible Gemisch nach dem Entzünden durch
                              									Lavaldüsen dem Rad zuströmte. Darnach entstand in der Verbrennungskammer ein
                              									Unterdruck von 0,15 at, der jedesmal nach einer Explosion das Nachströmen von Luft
                              									und verdampftem Petroleum in die Explosionskammer bewirkte, wo die Zündung
                              									stattfand. Der Druck stieg auf 1⅓ at, so daß für das Durchtreiben der Gase durch das
                              									Rad nur ein geringer Ueberdruck zur Verfügung stand. Der Prozeß wiederholte sich
                              									jedesmal nach einer Zeitdauer von 0,025 Sekunden; es wurden sonach 40
                              									Explosionen in der Sekunde erzielt. An einer gleichgroßen Turbine Laval'scher Bauart
                              									hat Baudegat ebenfalls eine effektive Leistung von 1,6 PS erzielt mit einem
                              									Brennstoffverbrauch von 3 kg Petroleum für die eff. PS und Stunde. Die kleine
                              									Explosionsturbine brauchte also fast das Doppelte wie die Gleichdruckturbine von 300
                              									PS. Der Rauminhalt jeder Verbrennungskammer betrug 230 ccm, jede Düse hatte eine
                              									Länge von 3 cm und einen Durchmesser von 16 mm.
                           Abweichend von den vorgenannten Versuchen zum Bau einer Gasturbine hat Holzwarth bei
                              									seiner 1000-PS-Turbine die stehende Bauart mit senkrechter Welle zur Ausführung
                              									gebracht; die von der Turbine unmittelbar angetriebene Dynamo war über der Turbine
                              									angeordnet. Die erste Versuchsturbine, die im Jahre 1910 in Mannheim entstand, hatte
                              									zwei umlaufende und eine feststehende Schaufelreihe, ähnlich wie bei der
                              									Curtisturbine. Die Verbrennungskammern, im ganzen 19, waren paarweise im Kreise
                              									angeordnet und enthielten jeweils im untern Teil Gas- und Luftansaugeventil und im
                              									oberen Teil die Düse mit vorgeschaltetem Durchlaßventil. Luft und Gas wurden von
                              									einem rotierenden Kompressor in die Verbrennungskammern geschafft, der seinerseits
                              									von einer Dampfturbine (Dampf aus den Abgasen der Gasturbine erzeugt) angetrieben
                              									wurde. Die Wirkungsweise dieser Turbine ist folgende: Die in die Verbrennungskammer
                              									eingeführte Druckluft treibt zunächst die Rückstände der vorangegangenen Verbrennung
                              									hinaus und kühlt zugleich die Kammer und die Schaufeln. Alsdann wird Gas eingeführt,
                              									wobei das der Düse vorgeschaltete Ventil geschlossen bleibt. Dieses öffnet sich erst
                              									wieder unter dem Explosionsdruck des elektrisch entzündeten Gasgemisches und läßt
                              									die in der Düse expandierenden Gase auf die Schaufeln treten. Infolge der
                              									Druckabnahmen schließt sich das Ventil allmählich wieder, läßt aber vorher noch Luft
                              									zur Kühlung und Ausspülung durch. Nachdem es sich geschlossen hat, wiederholt sich
                              									das Spiel mit einer neuen Gasfüllung und Zündung.
                           Nach Ueberwindung großer Schwierigkeiten konnte die Versuchsturbine schließlich mit
                              									Koksgeneratorgas in Betrieb genommen werden. Bei Benutzung aller 10
                              									Verbrennungskammern wurde dabei ein höchster Explosionsdruck von 3,2 at (Ueberdruck)
                              									erreicht, der sich bei 5 Kammern auf 6,5 und bei 4 Kammern auf 7,4 at steigerte, bei
                              									einer Leistung von 180 bzw. 145 bzw. 122 PS. Bei 10 Kammern betrug die Leistung
                              									einer Kammer etwa nur die Hälfte wie bei 4 Kammern. Holzwarth führte dies auf eine
                              									ungünstige gegenseitige Beeinflussung durch Interferenz zurück. Infolge davon konnte
                              									die normale Leistung bei dieser ersten Versuchsturbine nicht erreicht werden.
                              									Näheres hat Holzwarth in seinem Buche „Die Gasturbine“, München, R.
                              									Oldenbourg, mitgeteilt. Das Gewicht der Turbine betrug 25½ t, mit Dynamo und
                              									Ekonomiser 53½ t, würde also bei tatsächlicher Leistung von 1000 PS durchaus mit
                              									Kolbendampf- und -gasmaschinen wettbewerbfähig sein. Ueber die mögliche Ausnutzung
                              									in seiner Turbine hatte Holzwarth zu große Hoffnungen. Wenn auch bei der ersten
                              									Turbine die tatsächlich erreichte Ausnutzung sehr weit hinter dem nach Holzwarth
                              									theoretisch möglichen Wirkungsgrad zurückblieb, so brachten doch seine Arbeiten
                              									einen großen Fortschritt und bildeten für die weiteren Versuche eine wertvolle
                              
                              									Vorarbeit.
                           Im Jahre 1914, kurz vor Kriegsausbruch, wurde eine zweite Holzwarth-Versuchsturbine
                              									von der Maschinenfabrik Thyssen & Co. in Mülheim (Ruhr) gebaut, ebenfalls für
                              									1000 PS und mit stehender Bauart. Die Versuche mit dieser Turbine wurden durch den
                              									Krieg unterbrochen und erst 1918 wieder fortgesetzt. Diese Versuche bezweckten u.a. die
                              									Steigerung des Explosionsdruckes durch Erhöhung des Ladedruckes; es wurden jetzt
                              									mittlere Explosionsdrucke von 12 und 14 at abs. erzielt. Ferner wurde zur
                              									Verringerung der Wärmeverluste die Abkürzung der Expansionszeit angestrebt, die
                              									jetzt noch 0,1 Sek. beträgt gegenüber 0,02 Sek. bei raschlaufenden
                              									Kolbenölmaschinen. Ein weiteres umfangreiches Studium verlangte die Frage des
                              									Materials und der Befestigung der Radschaufeln. Am besten bewährte sich die
                              									Ausführung der Schaufel aus weichem Elektroeisen mit Kappe und Fuß aus einem Stück
                              									wie bei der Laval-Turbine. Für die Gestaltung der Düse hat die auch im
                              									Dampfturbinenbau bewährte Lavaldüse mit möglichst kleinem Austrittswinkel die besten
                              									Resultate ergeben. Das sinnreiche Ventil zum Abschluß der Düse gegen den
                              									Verbrennungsraum wurde ebenfalls verbessert, insbesondere durch Einführung einer
                              									Belastung durch Oeldruck statt durch eine Feder. Es ergab dies eine einfachere
                              									Bauart und einen regelmäßigeren Verlauf der Verpuffungen.
                           Die Ende 1919 an dieser Versuchsturbine vorgenommenen Versuche mit Koksofengas von
                              									3860 Kal./cbm Heizwert ergaben bei Betrieb mit allen 10 Verbrennungskammern eine
                              									Höchstleistung von 984 PS bei einem stündlichen Gasverbrauch von 630 cbm
                              									entsprechend einem Wärmeverbrauch von 2415000 Wärmeeinheiten; das entspricht einem
                              									Wärmeverbrauch von 2450 Einheiten pro PS und Stunde und einer Umsetzung der
                              
                              									Wärmeenergie in Nutzarbeit von 26 v. H. Bei einer Belastung von ¾ der normalen
                              									betrug der Wirkungsgrad noch 21,8 v. H. und bei ¼ noch 10,8 v. H. Die zur
                              									Verdichtung von Wind, Luft und Gas aufgewendete Energie betrug 5,7 v. H. der
                              									Abgaswärme. Die Ergebnisse lassen den Schluß zu, daß sich der zum Betrieb der
                              									Hilfseinrichtungen nötige Kraftbedarf aus der Abgaswärme der Turbine decken
                              									läßt.
                           Durch die ausdauernden Bemühungen Holzwarths ist die Gasturbine heute schon zu einer
                              									betriebsfähigen Kraftmaschine geworden, die hinsichtlich ihrer thermischen
                              									Ausnutzung der Brennstoffenergie zwischen der Kolbengasmaschine und der Dampfturbine
                              									steht. Die Eisenbahnverwaltung hat in richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit dieser
                              									Frage für die elektrische Zugförderung und die damit zu schaffenden elektrischen
                              									Großkraftwerke, für die ein Betrieb durch Gasturbinen in Frage kommt, eine größere
                              									Gasturbine für schweres Treiböl in Auftrag gegeben, die z. Z. im Versuchstadium sich
                              									befindet. Die Beschaffung einer weiteren 4500-PS-Gasturbine ist von der
                              									Eisenbahnverwaltung in Aussicht genommen. Mitteilungen darüber bleibt einem weiteren
                              									Bericht nach Abschluß der Versuche vorbehalten.
                           Meuth.
                           Wärmetechnische Ueberwachung der Betriebe. Um Vorschläge
                              									für die Verbesserung der Wärmewirtschaft machen zu können, muß man zunächst bei dem
                              									zur Untersuchung gelangenden Falle die Verlustquellen feststellen. Zu diesem Zwecke
                              									ist vor allem die Wägung der verbrauchten Kohle und die Ermittlung ihres Heizwertes
                              									nötig. Sodann ist der Wärmeverlust durch Leitung und Strahlung sowie die Menge des
                              									Unverbrännten in der Schlacke und den Abgasen zu bestimmen. Ueberdies kommt die
                              									Eigenwärme der letzteren erheblich für die Beurteilung des Ausnutzungsgrades in
                              									Frage. Sie ist das Produkt von Temperatur, spezifischer Wärme und Menge der Abgase.
                              									Erstere kann durch Thermometer oder Pyrometer gemessen werden. Ueber die spezifische
                              									Wärme liegen umfangreiche Versuchsergebnisse vor. Die Menge der Abgase findet man
                              									wohl am besten rechnerisch. Bedeutet K die in der Zeiteinheit verbrannte
                              									Kohlenmenge, C den Kohlenstoffgehalt des Brennmateriales in Prozenten, A die
                              									Abgasmenge in der Zeiteinheit, a den Kohlenstoffgehalt der Abgase in m3 bezogen auf 0° und 760 mm, t die Gastemperatur,
                              									cp die spezifische Wärme bei unverändertem Druck für 1 m3 bezogen auf 0° und 760 mm, so kann man schreiben KC = Aa oder
                              									A=\frac{KC}{a}. Es läßt sich also leicht die Menge der Abgase berechnen, wenn C und a
                              
                              									bekannt ist. Man kann den letztgenannten Wert bei Voraussetzung, daß keine
                              									unverbrannten Produkte vorhanden sind, aus dem Kohlensäuregehalt der Abgase
                              									bestimmen. Zu dessen Ermittlung werden seit geraumer Zeit die
                              										„Orsat-Apparate“ benutzt. Man mißt bei ihnen das Gasvolumen, absorbiert
                              									die Kohlensäure durch Alkali und stellt den Rauminhalt des Gasrestes fest.
                              									Vermittelst einer sinnreich erdachten Vorrichtung wird die Größe des nicht
                              									absorbierten Gasrestes in wählbaren Zeitabständen in Form einer vertikalen Linie
                              									verzeichnet. Eine durch Prof. Strache, Wien, entworfene, als „Autolysator“
                              									bezeichnete Vorrichtung stellt den Kohlensäuregehalt durch eine zusammenhängende
                              									Linie dar. In ähnlicher Weise werden die Untersuchungsergebnisse durch den erst
                              									kürzlich auf den Markt gekommenen „Unographen“ veranschaulicht. Bei kleineren
                              									Feuerungsanlagen konnten sich die automatisch registrierenden Apparate nicht recht
                              									einführen, da es an Personal zur Wartung fehlt. Dieser Umstand veranlaßte Strache
                              									und Kling zum Entwurf des Taschengasprüfers „Siccus“. Bei ihm schickt man das
                              									zu untersuchende Gas durch einen Pumpenzylinder, wodurch eine bestimmte Menge
                              									abgemessen wird. Nun sperrt man durch Drehung eines Hahnes die Zu- und Ableitung des
                              									Gases und verbindet den Pumpenzylinder mit einem trockenen Natronkalk enthaltenden
                              									Absorptionsgefäß. Infolge einer Auf- und Abbewegung des Pumpenkolbens tritt das Gas
                              									in das Gefäß ein und wird daselbst von Kohlensäure befreit. Hierdurch verringert
                              									sich die Menge des Gases, und dessen Druck nimmt ab. Ein Manometer zeigt die
                              									Verminderung der Spannung an. Es ist somit, wie man leicht erkennt, nicht schwierig,
                              									die Vorrichtung mit einer Skala zu versehen, an welcher man den der Druckabnahme
                              									entsprechenden Kohlensäuregehalt ablesen kann. Jeder Arbeiter ist imstande, den
                              									Taschengasprüfer zu handhaben, Eine Analyse dauert wenige Sekunden.
                           Wie oben bereits erwähnt wurde, ist zur Berechnung der Abgasmenge A auch die Kenntnis
                              									des Wertes C notwendig. Man findet denselben durch die Verbrennungsanalyse. Ferner
                              									wird die Kohlenmenge K durch Wägung bestimmt. Der Feststellung von A steht somit
                              									nichts mehr im Wege, und der Wärmeverlust durch die Abgase ergibt sich aus der
                              									Formel W = Atcp, sofern man t mit Hülfe eines Pyrometers mißt.
                           Auch beim Generatorbetrieb läßt sich der Taschengasprüfer „Siccus“ verwenden.
                              									In den dort entstehenden Gasen ist ein geringer Kohlensäuregehalt erwünscht. Ferner
                              									muß der Wasserstoffgehalt ermittelt werden. Zu diesem Zwecke verwendet man den
                              										„Densographen“. Seinem Entwürfe lag folgender Gedanke zu Grunde: Entfernt
                              									man aus dem Generatorgas die Kohlensäure, so bleibt im wesentlichen nur Kohlenoxyd,
                              									Stickstoff und Wasserstoff übrig. Da nun die beiden erstgenannten Bestandteile die
                              									gleiche Dichte haben, so findet man den Wasserstoffgehalt durch Feststellung der
                              									Dichte des kohlensäurefreien Gases. Zur Bestimmung des Heizwertes der im Generator
                              									entwickelten Gase dient seit langer Zeit das Junkersche „Kaloriometer“. Es
                              									ist wegen des
                              									Wasserzu- und -ablaufes nicht ortsbeweglich. Auch muß es durch eine ständig
                              									brennende Flamme bedient werden, die das Generatorgas nicht immer gibt. Weniger
                              									bekannt ist das „Kaloriskop“. Bei diesem erfährt eine mit Quecksilber
                              									gefüllte Glaskugel durch die Entzündung eines abgeschlossenen Gasluftgemisches eine
                              									Temperaturerhöhung. Die infolgedessen eintretende Ausdehnung des Quecksilbers ist
                              									ein Maß des Heizwertes.
                           Naturgemäß wäre es recht vorteilhaft, wenn man die aus dem Kohlensäuregehalt
                              
                              									errechnete Gasmenge durch Messung nachprüfen könnte. Leider weisen die zu diesem
                              									Zwecke entworfenen Vorrichtungen manche Mangel auf. Am besten dürfte sich der
                              									Pintsch'sche „Teilstrommesser“ bewähren, sofern größere Widerstände zulässig
                              									sind. Er drosselt den Gasstrom durch Verengung, leitet einen Teilstrom ab und mißt
                              									diesen durch einen gewöhnlichen Gasmesser. Ebenso wichtig wie die
                              									Geschwindigkeitsbestimmung ist die Ermittlung der Zugwirkung des Schornsteins.
                              									Hierzu bedient man sich unter anderem der Manometer und Zugdifferenzmesser. Die
                              									verwendeten Vorrichtungen sollten, sofern es sich vermeiden läßt, nicht mit
                              									Flüssigkeit gefüllt sein, da sie in diesem Falle Wartung wegen des Nachfüllens
                              									erfordern. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß der Entwurf trockener
                              									Zugdifferenzmesser gewisse Schwierigkeiten verursacht, wenn die Zugwirkung gering
                              									ist. Einen Standpunkt großer Vollkommenheit hat die Temperaturmessung erreicht. Man
                              									benutzt bis 500° Thermometer aus Glas, bis zu 750° solche aus Quarz. An die bis 700°
                              									ausreichenden Metallthermometer schließen sich an die elektrischen
                              									Widerstands-Pyrometer, das Le Chateliersche Thermoelement
                              									und das Wannersche optische Pyrometer, sofern es sich um
                              									Ermittlung sehr hoher Wärmegrade handelt. Alle sind durchaus brauchbare Instrumente.
                              									Die Strahlung und Wärmeableitung ist eine bisweilen nicht unbeträchtliche
                              									Verlustquelle, die meist nur als Restglied bestimmt wird. In diesem treten
                              									naturgemäß alle Fehler der anderen Messungen auf. Die Folge davon ist, daß
                              									hinsichtlich der Größe der an letzter Stelle genannten Verluste vielfach Unklarheit
                              									besteht und Isoliermittel verwendet werden, welche ihre Aufgabe ungenügend erfüllen.
                              									Die Aufstellung von Wärmebilanzen ist unbedingt notwendig, trotzdem sie sich oft
                              									recht mühevoll gestaltet. Es kann keinesfalls als hinreichend bezeichnet werden, daß
                              									man lediglich die Wärmeabfuhr durch die Abgase als bekannteste Verlustquelle
                              									ermittelt und auf Grund dessen den Nutzeffekt abschätzt. Auch ist die einmal
                              									festgestellte Wärmebilanz nicht als maßgeblich für alle Zeiten zu betrachten. Sie
                              									wird wesentlich durch die Betriebsführung und die Art der verwendeten Brennstoffe
                              									beeinflußt. Als solche kamen früher fast nur Stein- und Braunkohle, Koks, Torf sowie
                              									Holz in Betracht. Jetzt entzieht man der Kohle durch Extraktion den Montanwachs ohne
                              									Zerstörung. Durch Bertinierung treibt man Wässerdampf und Kohlensäure zwecks
                              									Erhöhung des Heizwertes aus. Durch Verschwelung wird neben den Teerdestillaten Halb-
                              									und Grudekoks gewonnen. In Generatoren erfolgt die restlose Ueberführung von Kohle
                              									in Gas. Minderwertige, staubförmige Brennstoffe werden durch Brikettierung
                              									verwendbar gemacht. Man benutzt somit sehr verschiedenartiges Feuerungsmaterial.
                              									Daher kann man sich gegenwärtig nicht mehr auf die Feststellung von Wassergehalt,
                              									Asche und Heizwert beschränken. Auch die Elementar-Analyse auf Kohlenstoff,
                              									Wasserstoff, Stickstoff und Schwefel reicht nicht aus. Es ist auch notwendig, das
                              									Verhalten des Brennstoffes beim Erhitzen zu bestimmen. Es zersetzt sich nämlich
                              									die Kohle zunächst in Gas, Teer, Koks und wässerige Destillate. Hierüber gibt
                              									die Immediat-Analyse Aufschluß. Sie läßt jedoch nichts in bezug auf den
                              									Verbrennungswert der gasförmig entweichenden Produkte erkennen. Dieser könnte mit
                              									Hülfe des oben genannten Kaloriskops ermittelt werden. Man entgast Kohle durch
                              									Erhitzung in einem kleinem Röhrchen und fängt den entstehenden Teer auf, während das
                              									Gas in das Kaloriskop tritt, dort mit Luft gemischt und entzündet wird. Der Heizwert
                              									kann nunmehr unmittelbar abgelesen werden. Auch die Bestimmung des
                              									Schlackenschmelzpunktes ist unter Umständen sehr wichtig. Ferner besitzt der
                              									Belähungsgrad eine große Bedeutung für den Generatorbetrieb. Der Gehalt an
                              									verbrennlichem Schwefel wird gefunden, indem man Kohle im lebhaften Sauerstoffstrom
                              									zur Entzündung bringt und den Gehalt an schwefeliger Säure in den Abgasen
                              									feststellt. Sehr bedeutungsvoll ist naturgemäß die Untersuchung der Kohle auf
                              									gewinnbare Nebenprodukte, wie Paraffin, Leucht- und Heizöl, Montanwachs, Ammoniak
                              									und Urteer. Besonders die Menge des letztgenannten Stoffes ist von Wichtigkeit, da
                              									dieser das Ausgangsprodukt für Erzeugnisse wie Phenole, Schmieröle oder Asphalt
                              									bildet. Ein Wechsel des zur Feuerung benutzten Brennstoffes macht stets auch einen
                              									Wechsel in der Betriebsweise nötig. Eine Vorausberechnung der Wärmebilanz bei
                              									Verwendung bestimmter Kohlensorten ist unbedingt erstrebenswert. Hand in Hand mit
                              									ihr soll der Versuch gehen. Auf diesem Wege dürfte man am schnellsten zur
                              									Feststellung von Fehlern bei der praktischen Prüfung oder in der Berechnung
                              									gelangen. Es empfiehlt sich, dafür zu sorgen, daß durchgeführte Verbesserungen
                              									dauernd erhalten bleiben. Die Einführung von Ersparnisprämien erscheint zu diesem
                              									Zwecke geeignet. Auch vor durchgreifenden Verbesserungen darf man heute nicht
                              									zurückschrecken, da selbst hohe Kosten bei den gegenwärtigen Kohlenpreisen im Laufe
                              									weniger Jahre amortisiert sind. Sehr nutzbringend dürfte die Einrichtung besonderer
                              									Abteilungen für Feuerungs- und Gastechnik an den Hochschulen wirken, denn der
                              									Wärmeingenieur bedarf einer gründlichen Ausbildung nicht nur auf technischem,
                              									sondern auch auf chemischen Gebiete. Ferner wäre es zu begrüßen, wenn maßgebende
                              									Stellen auf die Industrie in dem Sinne einzuwirken suchten, daß es üblich wird, beim
                              									Entwürfe und der Errichtung von Neuanlagen das Gutachten eines behördlich
                              									anerkannten Wärmeingenieurs einzufordern. (Strache in Heft 16 und 17 von
                              									Elektrotechnik und Maschinenbau.)
                           Schmolke.
                           Bindung des Kokerei-Ammoniaks nach dem
                                 										Ammoniaksodaverfahren. Die Herstellung von Ammoniaksulfat war vor dem
                              									Kriege für die Kokereien das Gegebene, da das Verfahren sehr einfach ist und
                              									Schwefelsäure billig und in ausreichender Menge vorhanden war. Als im Kriege die
                              									Pyriteinfuhr stockte und dadurch die Beschaffung von Schwefelsäure immer schwieriger
                              									wurde, suchten die Kokereien nach anderen Verfahren zur Bindung des Ammoniaks, wobei
                              									Bedingung war, daß eine billige Rohstoffquelle für den Ersatz der Schwefelsäure
                              									gefunden und ein Düngesalz erzeugt wurde, das hinter dem Sulfat nicht zurückstand.
                              									Ein solches Salz war das Chlorammonium. Von der Gesellschaft für Kohlentechnik in
                              									Dortmund wurden, wie Prof. Dr. Häußer in der Zeitschrift „Glückauf“
                              									berichtet, Versuche über die Herstellung von Chlorammonium ausgeführt, und zwar
                              									suchte man zunächst als Chlorquelle die Endlaugen der Kaliindustrie, die etwa 30 v.
                              									H. Chlormagnesium enthalten, zu benutzen. Die Umsetzung zwischen Ammoniak und
                              									Chlormagnesium ist jedoch nicht vollständig, wie auch Versuche von Precht
                              									ergaben; es entsteht hierbei ein Doppelsalz von nur geringem Stickstoffgehalt.
                           Zweckmäßiger erschien daher die Umsetzung von Ammoniak und Kohlensäure mit Kochsalz,
                              									wie sie bei dem Solvay-Verfahren seit langen Jahren gebräuchlich ist. Dieses
                              									Verfahren liefert neben Soda eine Endlauge, die das gesamte eingeführte Ammoniak in
                              									Form von Chlorammonium und daneben noch größere Mengen von unzersetztem Kochsalz
                              									enthält. Man konnte daran denken, diese Laugen zur Gewinnung von festem
                              									Chlorammonium einzudampfen und den Ammoniakbedarf für die Sodagewinnung durch
                              									Verwendung von verdichtetem Gaswasser zu decken, statt wie bisher das Ammoniak aus
                              									den Endlaugen durch Kochen mit Kalkmilch zu regenerieren. Die Endlauge enthält 16–18
                              									v. H. Chlorammonium und 8–10 v. H. Kochsalz. Beim Kochen dieser Lauge verändert sie
                              									sich in der Weise, daß sie nachher etwa gleichviel Chlorammonium, und Kochsalz
                              									enthält, wobei der größte Teil des letzteren in fester Form ausgeschieden wird. Der
                              									Kohlenverbrauch für das Eindampfen der Lauge beträgt etwa 2,4 t auf 1 t Ammoniak,
                              									wobei als Nebenprodukt etwa 2,2 t Kochsalz gewonnen werden. Verfasser gibt eine
                              									Kostenberechnung für die Gewinnung von Chlorammonium nach diesem Verfahren, woraus
                              									ersichtlich ist, daß die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens gegenüber der bisher
                              									üblichen Gewinnung von Ammoniumsulfat auch bei einem event. Rückgang der
                              									Schwefelsäurepreise gesichert ist.
                           Ungeklärt blieb vorerst die Frage, welches Material für die Eindampfgefäße für die
                              									Chlorammoniumlauge zu verwenden ist. Denn dieses Salz hat die Eigenschaft,
                              									schon bei verhältnismäßig niedriger Temperatur in seine Bestandteile, Ammoniak und
                              									Salzsäure, zu dissoziieren, wodurch die Eindampfgefäße stark angegriffen werden. Zur
                              									Klärung dieser Frage wurde Ende 1919 eine größere Versuchsanlage errichtet, in der
                              									verschiedene Materialien ausprobiert wurden. Auf Grund der hierbei gemachten
                              									Erfahrungen steht eine technisch brauchbare Lösung dieser Frage in Aussicht. Es hat
                              									sich bei diesen Versuchen ferner als zweckmäßig erwiesen, nur einen Teil des
                              									Chlorammoniums aus der Lauge zu gewinnen und auf die Abscheidung des Kochsalzes ganz
                              									zu verzichten. Bei einer größeren Anlage wird man schließlich darauf Bedacht nehmen
                              									müssen, den erforderlichen Heizdampf zunächst zur Krafterzeugung zu verwenden,
                              									wodurch die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens noch wesentlich günstiger wird. Es
                              									dürfte sich somit empfehlen, das Kokerei-Ammoniak in Form von verdichtetem
                              									Ammoniakwasser an die bestehenden Sodafabriken zu liefern zwecks Verarbeitung auf
                              									Clorammonium durch Eindampfen der Sodaendlaugen. (Glückauf 1921, S. 1200–1203.)
                           Sander.
                           Die Leipziger Herbstmesse (Allgemeine Mustermesse mit
                              									Technischer Messe und Baumesse) findet vom 27. August bis 2. September 1922 statt.
                              									Von einer Verlängerung der Technischen Messe über die Allgemeine Mustermesse hinaus
                              									wird diesmal abgesehen.