| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 178 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Neue Bauweisen. Für Gründungen in wenig tragfähigem
                              									Boden, wo in absehbarer Tiefe kein gewachsener Grund anzutreffen ist, wird nach
                              									einem neuen Gründungsverfahren ein mit einem Holzpfahl ausgefülltes Eisenrohr bis
                              									zur gewünschten Tiefe eingerammt, der Holzpfahl dann herausgezogen und das Eisenrohr
                              									einen Meter zurückgehoben. Auf dem Grunde wird nun eine Sprengpatrone angebracht und
                              									die Röhre mit plastischem Beton ausgefüllt. Durch Explosion einer Patrone entsteht
                              									eine kugelförmige Höhlung und Verdichtung des Bodens in Richtung der Tragkraft des
                              									darauf lastenden Pfeilers. Den entstandenen Hohlraum füllt das halbflüssige Beton
                              									aus und wird durch Nachgießen ergänzt.
                           Schon lange wollte man kleine Wohnhäuser aus Gußbeton mit Eiseneinlagen schnell und
                              									billig herstellen, jetzt sollen nach dem 30. Jahrg. des Jahrbuchs der angew.
                              									Naturwissenschaften 1914–1920 (Verlag Herder & Co., Freiburg i. Br. 1920) nach
                              									dem Edisonschen Verfahren nahe bei Pittsburg viele Einzel- und Doppelhäuser
                              									hergestellt worden sein. Die eiserne Schalung wurde jeweils für ein Stockwerk mit
                              									Plattenbalkendecke hergestellt und dann der Beton auf einmal eingefüllt. So war ein
                              									zweistöckiges Haus in etwa drei Wochen, und mit zwölf Sätzen von Schalungen in
                              									dieser Zeit zwölf Häuser fertig. Nach einem anderen Verfahren werden die Hauswände
                              									auf dem Boden liegend fertiggegossen, nach dem Erhärten aufgerichtet und miteinander
                              									verbunden, oder man baut die Hauswände aus hakenförmigen Betonsteinen und füllt
                              									deren Zwischenräume mit flüssigem Beton aus. Zum Bau von Himmelkratzern diente seit
                              									langem die Skelettbauweise, wobei ganze Traggerippe aus Pfeilern, Stützen, Trägern
                              									und Decken in Stahl, Eisen und Eisenbeton fertiggestellt werden und dann ganz
                              									schwaches Mauerwerk in die Gefache eingefügt wird.
                           Von neueren Baumaterialien wendet man jetzt mit Erfolg Lochziegel an, die sich durch
                              									geringe Leitfähigkeit für Wärme und Trockenheit auszeichnen. Die von Poisel
                              									angegebenen Balkenziegel sind Hohlziegel besonderer Art und eignen sich namentlich
                              									zu Deckenkonstruktionen. Sie bilden etwa 30 cm lange Hohlformstücke und besitzen
                              									oben und unten eine Nut, in welche durchlaufende Flacheisen eingelegt und mit
                              									Zementmörtel umgeben werden, so daß beliebig lange Balken entstehen, die fertig
                              									nebeneinander verlegt und mit Mörtel verbunden werden. Nach einem besonderen
                              									Verfahren fertigt man die aus Koksfasern und Gips hergestellten Duroplatten, welche
                              									biegsam und feuerbeständig sind und sich mit Messern bearbeiten lassen. Sie eignen
                              									sich zu Decken und doppelten, schall- und wärmesicheren Wänden, für große Behälter
                              									aber die Betonsteine mit Drahteinlage. Die beiden Eisenenden zweier Steine verbindet
                              
                              									man durch einen Bügel und schlägt sie durch Hammerschläge um, worauf der Hohlraum
                              									mit Beton ausgegossen wird. So wurde bereits ein Behälter für 400 cbm erbaut und
                              									innen zum Abdichten mit einer Mörtelschicht überzogen. Auf S. 2 des 31. Jahrg. des
                              									oben genannten Jahrbuchs wird das Verfahren von Erdmeyer zur Massenherstellung von
                              									Zementdielen angegeben und die Arbeitsweise seiner Vertikalformmaschine, die auf
                              									festem, ebenem Boden aufgestellt, mit Betonmasse gefüllt und dann geschlossen wird.
                              									Nach einiger Zeit wird die Form geöffnet, die Maschine weitergefahren und wieder
                              									verwendet, die fertigen Dielen aber werden erst nach drei Tagen weggenommen und zum
                              									vollständigen Erstarren dicht gestapelt. In jedem Arbeitsgang lassen sich
                              									zehn Dielen oder Bauplatten mit glatten, gerauhten oder gefederten Schmalseiten
                              									herstellen. Die sog. Halbdauerbauten werden eineinhalbstöckig ausgeführt, und es
                              									trägt ein Betonsockel die 12 cm starken Fachwerkwände, die mit Schlackenstein
                              									ausgeriegelt und beiderseits verputzt werden. Bei den Erdstampfbauten wird das ganze
                              									Bauwerk mit einem Schalenkreuz von nur zwei Dielenhöhen aufgeführt. Als Verschalung
                              									dient neuerdings die „Wandergelenkverschalung“, zur Befestigung der
                              									gestampften Mauer gegen Belastungen eine Einlage von Drahtflechtwerk.
                           Dr. Bl.
                           Thermosbau. Eine vorzügliche Isolierung bilden
                              									lufterfüllte, vielfach unterteilte Hohlkörper in Verbindung mit Leichtbeton.
                              									Konstruktionen mit Verwendung solcher vielfach unterteilten Hohlkörper für Wände,
                              									Decken und Dächer in Verbindung mit Beton oder Eisen und Holz faßt man als
                              										„Thermosbauten“ zusammen. In ihnen läßt sich der Beton mit seinen
                              									vorzüglichen Eigenschaften für Wohn-, Geschäftshausbau usw., kurz für Hochbau
                              									verwenden, indem so die gute Wärmeleitfähigkeit des Beton in ihrer schädlichen
                              									Auswirkung überwunden wird. Beton eignet sich nämlich schlecht zur Herstellung von
                              									Umfassungsmauern von Räumen, in denen eine von der Außentemperatur abweichende
                              									Innentemperatur herrschen soll. In Wohngebäuden mit Außenwänden aus dem üblichen
                              									Beton herrscht stets ein gewisses Unbehagen infolge der starken Schwitzwasserbildung
                              									und der damit zusammenhängenden feuchten Luft. Im Winter lassen sich solche Räume
                              									schlecht heizen, im Sommer sind sie unerträglich warm.
                           Durch geeignete Zuschläge läßt sich aber der Beton dem Ziegelstein gleichwertig
                              									machen, durch Bimskies, schaumige, granulierte Hochofenschlacke, Müllschlacke,
                              									Brikettasche und leichte Fabrikasche wird er sogar noch besser als jener, besonders
                              									wenn dem Zement tonige Kieselguhr, ganz oder teilweise gebrannt, zugesetzt wird.
                              									Solche Leichtbetonmischungen haben nach H. Pohlmann (S. 5 seines Buches
                              										„Thermosbau“, Verlag J. Springer, Berlin 1921, Preis geb. M. 20) eine
                              									Wärmeleitziffer von 0.20 bis 0.25 gegenüber Ziegel von 0.36. In dem Leichtbeton ist
                              									der Zement noch als harte, gut leitende Masse vorhanden, der jedoch mit
                              									pulverisierter Gur durchsetzt wesentlich schlechter leitet. Ein solcher Leichtbeton
                              									heißt wegen seiner wärmehaltenden Eigenschaften „Thermosbeton“ und hat eine
                              									Wärmeleitzahl von 0.13–0.20.
                           Der Thermosbau ist also eine Vereinigung lufterfüllter Hohlkörper mit Leichtbeton
                              									derart, daß ein lufterfüllter Zellenkörper an einer der beiden Seiten Träger einer
                              									Leichtbetonschicht ist. Eine so hergestellte Wand oder Decke ergibt eine vorzügliche
                              									Isolierung gegen Kälte, Wärme und Schall. Zwecks Schallisolierung füllt man eine
                              									oder mehrere von einander möglichst getrennt liegende Luftschichten mit Sand oder
                              									ähnlichem körnigem Material aus. Sind Gebäude aus Thermosbaukörpern, also
                              									Zellenkörpern mit Leichtbeton, herzustellen, so sind in deren Wände oder Decken
                              									tragende Elemente anzubringen, d.h. Teile aus Eisen, Eisenbeton, Mauersteinen aus
                              									Holz. Derartige Konstruktionsteile dürfen aber nicht ohne weiteres eingebaut werden,
                              									sie würden sich draußen oder drinnen, je nach der wärmeren Temperatur, an den
                              									Wandflächen abzeichnen, da dort eine schnellere Uebertragung von Kälte und Wärme
                              									stattfindet. Im Thermosbau vollendeter Art werden deshalb alle Konstruktionsteile,
                              									Stützen, Balken, Unterzüge usw. an beiden oder wenigstens einer Seite von einer oder
                              									mehreren Luftschichten von der mit dem Thermosbaukörper verbundenen
                              									Leichtbetonschicht getrennt. Durch diese Luftschichten wird eine annähernd gleiche
                              									Flächentemperatur an allen Stellen solcher Decken u. Wände erzielt.
                           Vergleicht man Thermosbauwände mit Ziegelmauerwerk oder Betonmauern oder
                              									Lehmwänden, so ergeben erstere eine erheblich größere Isolierwirkung gegen Kälte und
                              									Wärme als letztere, wenn der Raumbedarf, die Kosten und Solidität die gleichen sind.
                              									An Wohnhäusern aus verschiedenen Materialien hergestellt, die von gleichen
                              									Abmessungen waren und der gleichen Sonnenstrahlung, dem gleichen Windanfall und der
                              									gleichen elektrischen Beheizung ausgesetzt waren, erwiesen sich die des Thermosbaues
                              									in bezug auf Wärmehaltung als die besten.
                           Der Thermosbau zeichnet sich durch sehr geringes Gewicht aus und eignet sich deshalb
                              									ganz besonders gut dort, wo künstliche Fundierungen der Gebäude erforderlich oder
                              									geringes Gewicht aus sonstigen Gründen nötig ist. Daher ist der Thermosbau auf
                              									Schiffen infolge Gewichtsersparnis von größter Bedeutung und vollwertige
                              									Ersatzkonstruktion für viele Eisenkonstruktionen. Von großem Wert ist er aber auch
                              									an Stellen, wo Isolierungen gegen Kälte, Wärme und Schall und Feuersicherheit nötig
                              									sind. An Land wie an Bord von Schiffen gestattet der Thermosbau die Schaffung
                              									glatter, sauberer Flächen, die den Insekten keinen Unterschlupf, dem Staub keine
                              									Schmutzwinkel bieten, da sich meist vorspringende Pfeiler und Unterzüge vermeiden
                              									lassen. Bei den Landbauten lassen sich die glatten Wand- und Deckenflächen nach
                              									Fertigstellung entsprechend den gewünschten Räumen beliebig mitteilen, auf Schiffen
                              									die isolierenden Auskleidungen oder selbständigen Konstruktionen sehr gut mit dem
                              									Wasserschlauch reinigen.
                           Die Thermosbaukörper gewähren ferner mit einer 4 cm starken Leichtbetonschicht
                              									vollkommene Brandsicherheit und sind von den Baupolizeibehörden als feuersicher
                              									anerkannt.
                           Um die lästige und ungesunde Schwitzwasserbildung zu vermeiden schaltet man in einem
                              									Dach oder einer Wand eines Thermosbaus ein bis zwei vollkommen in sich
                              									abgeschlossene Luftschichten ein, etwa von der Stärke einiger Zentimenter. Bei
                              									Fabriken läßt sich durch die eingebaute Rahmenzellenkonstruktion und die damit
                              									gebildeten Luftschichten sogar Kondenswasserbildung bei den Eisenbetondecken
                              									vermeiden. Gegen besonders feuchte Luft empfiehlt sich ein Putz aus einem sehr
                              									leichten und porösen Material, weil dessen spezifische Wärme gegen
                              									Schwitzwasserbildung vorteilhaft ist.
                           Die Thermosbaukörper lassen sich ohne weiteres von Bauarbeitern aufbauen und
                              									gestatten vermöge der großen Abmessungen der Körper und Platten hinsichtlich Gewicht
                              									und Form einen schnelleren Aufbau als bei Verwendung von Ziegelsteinmauerwerk. Zur
                              									Herstellung eines Thermosbaukörpers wird auch Kohle gespart, denn 1 qm
                              									Thermosbauwand verbraucht je nach Stärke und Eisenbetontragekonstruktion 12–18 kg
                              									Kohlen, dagegen 1 qm 1½ Stein starkes Ziegelmauerwerk mit Zementmörtel 1 : 6 an 45
                              									kg Kohlen. Dabei ist besonders zu beachten, daß die Wärmedurchgangsziffer der
                              									Thermosbauwand 2–4 mal wirksamer ist als bei 1½ Stein starkem Ziegelmauerwerk. Mit
                              									der Höhe der Isolierfähigkeit steigen zwar die Herstellungskosten der Bau- bzw.
                              									Isolierkörper, sinken aber auch die Unkosten für Heizung bewohnter Räume, bzw.
                              									Kühlung bei Kühlräumen.
                           Das Thermosbauprinzip wird vielseitig angewendet, auf Schiffen zur Herstellung von
                              									Kühlräumen, Kessel- und Maschinenschachtwänden, bzw. deren Verkleidung, Schott- und
                              									Deckisolierungen, Bunkerwänden, Funkenkammern, Wohnkammern und Hospitäler. Bei
                              									Landbauten dient es für Kühlhäuser, Wohnhäuser, Siedlungsbauten, Geschäftshäuser,
                              									Lagerhäuser in Tropen, Fabrikhallen, Saalbauten usw.
                           
                           Die aus Thermosbaufabrikaten ausgeführten Bauten oder Gebäudeteile haben bisher
                              									in bezug ihrer Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit nach keinen Anlaß zu Beanstandungen
                              									gegeben, sondern eine gute Lebensdauer gezeigt. An Bord von Schiffen ergeben
                              									Thermosbauten insofern Vorteile, als die Thermosbaukörper mit einem Leichtbeton an
                              									die Stahlkonstruktionen des Schiffes herangebaut sind und diese so gegen frühzeitige
                              									Korrosion schützen und rostschützende Anstriche entbehrlich machen. Zudem besitzen
                              									die Thermosbaukörper und Konstruktionen daraus sehr stark die Fähigkeit, alle die
                              									Vibrationen von den Maschinen und Propellern her und die durch den Seegang
                              									hervorgerufenen Bewegungen des Schiffsgefäßes in sich ohne weiteres mitmachen zu
                              									können. Bisher hat sich noch keine Thermosbaukonstruktion vom Schiffskörper gelöst
                              									oder wurde durch Vibrationen, Wärmeausdehnung, Beanspruchung des Schiffskörpers u.
                              									ä. beschädigt.
                           Aus wirtschaftlichem und hygienischem Interesse sind die Thermosbaufabrikate an allen
                              									geeigneten Stellen bei Bauten zu Lande und auf Schiffen weitgehend zu verwenden.
                           Dr. Bl.
                           Elektrisierung der österreichischen Bundesbahnen. Die
                              									Wiener Zeitschrift „Elektrotechnik und Maschinenbau“, Organ des
                              									Elektrotechnischen Vereins in Wien, ließ aus der Feder des Sektionschefs Ing. Paul
                              									Dittes, Direktor des Elektrisierungsamtes der österr. Bundesbahnen, ein Sonderheft
                              									über „den Stand der Arbeiten für die Elektrisierung der österreichischen
                                 										Bundesbahnen zu Beginn des Jahres 1922“ erscheinen. Nach einem kurzen
                              									Ueberblick über die zunächst zu elektrisierenden Strecken, dies sind im allgemeinen
                              									die Hauptlinien westlich von Salzburg und die Salzkammergutlinie
                              									Steinach–Irdning–Attnang–Puchheim, werden zunächst die Arbeiten am Spullerseewerk,
                              									westlich des Arlbergpasses, beschrieben. Unter den bei diesem Werke auszuführenden
                              									baulichen Herstellungen haben besonders die Sperrmauern, der Druckstollen und das
                              									Wasserschloß schwierige und technisch neuartige Fragen gebracht, deren Lösung
                              									mühevolle und langwierige Vorarbeiten neben der Verwertung von bei ähnlichen Anlagen
                              									gemachten Erfahrungen erforderten. So haben zum Beispiel Stollen, die unter relativ
                              									hohem Drucke stehen (der Spullerseestollen steht an der tiefsten Stelle unter 50 m
                              									Wassersäule) in vielen Fällen sehr bedeutende Wasserverluste aufgewiesen und es muß
                              									daher der Wandverkleidung besondere Sorgfalt gewidmet werden. Wenn auch der
                              									Durchschlag des Spullerseedruckstollens für Anfang Mai zu erwarten war (er erfolgte
                              									tatsächlich am 28. April 1922), so konnte trotz der bereits sehr weit gediehenen
                              									Vorarbeiten noch nicht die endgültig zur Ausführung gelangende Art der Verkleidung
                              									angegeben werden. Vom Wasserschloß führen beim vollen Ausbau des Werkes 3, vorläufig
                              									2 Stränge einer Druckrohrleitung zum Kraftwerk, für die die Stütz- und Festpunkte
                              									bereits in Arbeit sind. Ferner sind im Laufe des vergangenen Baujahres die sehr
                              									umfangreichen Bauinstallationen zum überwiegenden Teil vollendet worden. Der Aushub
                              									für das Planum des Krafthauses und für die Fundamente der Maschinenhalle, das
                              									Bahnobjekt für die Unterführung der Rohrleitung sind nahezu vollendet, der größte
                              									Teil der gesamten Baupläne fertiggestellt. Im Krafthause werden vorläufig 3, später
                              									6 Maschinensätze mit einer Höchstleistung von je 8000 PS aufgestellt; der von den
                              									Generatoren erzeugte Einphasenwechselstrom von 6000 Volt wird im Werk auf 55000 Volt
                              									transformiert und den längs der Strecke vorgesehenen Unterwerken zugeführt; eines
                              									dieser Unterwerke wird direkt an das Kraftwerk angebaut. Gemeinsam mit dem
                              									Spullerseewerk, das ein Spitzenwerk ist, hat das Rutzwerk als Basiswerk die
                              									Energieversorgung für die Strecken westlich der Tiroler Hauptstadt zu besorgen. Die
                              									Ausgestaltung des Rutzwerkes, das bisher als Kraftwerk der Mittenwaldbahn diente,
                              									umfaßt im Wesentlichen die Erweiterung des bestehenden Wasserschlosses, die Legung
                              									eines zweiten Druckrohrstranges und die Aufstellung eines dritten Maschinensatzes
                              									samt Transformator für eine Leistung von 8000 PS, ferner eine vollständige, den
                              									erhöhten Betriebsanforderungen entsprechende Ausgestaltung der vorhandenen
                              									Schaltanlage und der Nebenanlagen. Alle diese Arbeiten nähern sich der Vollendung.
                              									Die zwischen den beiden Kraftwerken angeordnete 55-kV-Uebertragungsleitung, die
                              									neben der schon erwähnten Zuführung der Energie zu den Unterwerken die elektrische
                              									und damit wasserwirtschaftliche Kupplung der Werke zu besorgen hat, wird zum Teil
                              									auf eigenem Gestänge abseits der Bahn, zum Teil auf dem Fahrleitungsgestänge
                              									geführt. Ihr interessantester und schwierigster Teil ist die Strecke St.
                              									Anton–Arlberg–Langen, die über unwegbares Gebirge führt, da die zweite Möglichkeit,
                              									sie durch den Tunnel als Kabel zu legen, aus wirtschaftlichen Gründen ausscheidet.
                              									Auf der Strecke Innsbruck–Bludenz gelangen 4 Unterwerke von nahezu gleicher Bauart
                              									mit einer geringen Verschiedenheit der Transformatorenleistungen zur Aufstellung.
                              									Von diesen Unterwerken ist der Hochbau Zirl nahezu fertig und die elektrische
                              									Einrichtung wird noch im Laufe dieses Jahres eingebaut werden. Der Fahrleitungsbau
                              									ist im abgelaufenen Jahre besonders auf den Strecken Innsbruck–Telfs und Landeck–St.
                              									Anton gefördert worden, während im Arlbergtunnel nach erfolgter Einmauerung fast
                              									aller Befestigungsschrauben für die Leitungstragwerke die Abdichtung des Tunnels und
                              									insbesondere der Leitungsstützpunkte von Tropfwasser durchgeführt wurde. An
                              									Lokomotiven wurden bisher 7 Schnellzugslokomotiven, 20 Personenzugslokomotiven und
                              									20 Güterzugslokomotiven in Auftrag gegeben. Auch der Bau zweier
                              									Zugförderungsanlagen, und zwar in Innsbruck-Westbahnhof und Bludenz, haben sich als
                              									notwendig ergeben. Was die Elektrisierung des Netzteiles
                              									Salzburg–Wörgl–Schwarzach–St. Veit–Villach betrifft, so wurde dort im. allgemeinen
                              									auch dieses Jahr nicht wesentlich über die Vorbereitungsarbeiten hinausgekommen. Das
                              									Stubachwerk, das von den Hauptverkehrsadern abgelegen, im Hochgebirge angelegt
                              									werden soll, muß durch eine durch schwieriges Gelände führende Autostraße zunächst
                              									zugängig gemacht werden, ferner ist am künftigen Bauplatz die Errichtung von
                              
                              									Wohngebäuden in Angriff genommen worden. Weit rascher und mit geringeren Geldmitteln
                              									läßt sich das Mallnitzwerk ausbauen, das bei Ausgestaltung des Stappitzsees als
                              									Speicherbecken für sich allein im Stande wäre, die für den Betrieb der Tauernbahn
                              									erforderliche Energie abzugeben. Dadurch könnte sich die Bundesbahnverwaltung rund
                              									26000 t Normalkohle im Jahre ersparen, was 850 Millionen Kronen bei dem Kohlenpreise
                              									anfangs 1922 entspricht. Dieser Umstand wird auch allgemein anerkannt und in der
                              									Nationalversammlung wurde vor Kurzem die rascheste Durchführung dieses Baues und die
                              									Elektrisierung der Tauernbahn gefordert. Der Entwurf für dieses Werk ist
                              									fertiggestellt, an der Wasserfassung und dem Zulaufstollen wird gearbeitet und auch
                              									einzelne Wohnbauten gehen der Fertigstellung entgegen. Bezüglich der Strecke
                              									Steinach–Irdning–Attnang–Puchheim kann gesagt werden, daß die seitens der
                              									Elektrizitätswerke Stern und Hafferl A.-G. im Kraftwerk Steeg aufzustellenden
                              									Maschinen anfangs 1923 fertiggestellt werden und daß mit dem Einbau der elektrischen
                              									Streckenausrüstung demnächst begonnen wird.
                           Präzisions-Rollenlager. Unter den Maschinenelementen ist
                              									wohl keines so wichtig, wie gerade das Lager; denn jede Maschine enthält in sich
                              									verschiebende und drehende Teile, die gestützt werden müssen. Der Ausbildung der
                              									Lager wurde daher schon frühzeitig die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Nachdem das
                              									gewöhnliche Gleitlager bis zum Ringschmierlager entwickelt war, ging man daran, die
                              									mit ziemlich hohen Kraftverlusten verbundene gleitende Reibung durch rollende
                              									Reibung zn ersetzen. Man ging an den Bau von Walzen- und Kugellagern.
                           Das Walzenlager führte sich wegen des Eckens der Walzen nicht ein. Man benutzte es
                              									auch nur für ganz rohe Lagerungen. Das Kugellager hingegen verschaffte sich fast im
                              									gesamten Maschinenbau in hohem Maße Eingang.
                           Für schweren und stoßweisen Betrieb, sowie für zeitweise Ueberlastung erwies sich
                              									jedoch das Kugellager als nicht geeignet. Wollte man nicht wieder zum
                              									unwirtschaftlichen Gleitlager zurückkehren, so mußte man die Vorteile der Walzen-
                              									und der Kugellagerkonstruktionen vereinigen, d.h. ein Lager schaffen, das hoch
                              									belastbar ist und gleichzeitig eine ebenso gute Reibungsziffer wie das Kugellager
                              									besitzt. Man kam so auf die Rollenlager mit schmalen Rollen, die dieselben
                              									Abmessungen haben wie die Kugellager.
                           Der Grund der Ueberlastbarkeit und Aufnahme von Stoßwirkungen ist einmal in der Form
                              									und das andere Mal in der Herstellung der Rollen zu suchen. Bei der Herstellung der
                              									Kugel wird die Materialfaserrichtung derart verändert, daß ihre Lage bei der
                              									fertigen Kugel nicht mehr festzustellen ist. Jedes Material ist bekanntermaßen in
                              									der Faserrichtung nicht so widerstandsfähig, wie senkrecht dazu. Im Betriebe kommen
                              									nun aber naturgemäß auch in der Faserrichtung Stöße vor. Die Herstellung der Rolle
                              									hingegen erlaubt keine Veränderung der Walzfaserrichtung; außerdem verläuft die
                              									Berührung zwischen der Rolle und der Laufbahn in einer Linie, während die Berührung
                              									zwischen Kugel und Laufbahn sich als Punktberührung ergibt. Hieraus ist ohne
                              									weiteres zu erkennen, daß die Belastungsfähigkeit der Rolle eine größere sein muß,
                              									als die der Kugel, d.h. daß ein Rollenlager höher beansprucht werden kann, als ein
                              									Kugellager gleicher Abmessungen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 180
                              Abb. 1.
                              
                           Unter den Rollenlagern hat sich besonders das zylindrische Rollenlager, das nach
                              									einem von der S. K. F.-Norma, Berlin, streng geheim gehaltenen Verfahren rationell
                              									und präzise hergestellt wird, vorzüglich bewährt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 180
                              Abb. 2.
                              
                           Dieses Rollenlager wird in verschiedenen Typen ausgeführt: einmal als
                              									Einstellrollenlager mit Innenbord (Abb. 1), welches
                              									nur zur Aufnahme rein radialer Beanspruchungen dient, dann als Schulterrollenlager
                              									mit Innenbord (Abb. 2), sowie als
                              									Führungsrollenlager mit Innenbord (Abb. 3), welche
                              									auch für zusätzliche Achsialbeanspruchungen vorgesehen sind.
                           Jede Lagerart hat zylindrische Rollen, die zwischen Spurkränzen in einem der
                              									Ringe, den sog. Borden, laufen (meist Innenborde, in besonderen Fällen aus Gründen
                              									der Montage aber Außenborde), die Rollen werden in einem massiven, gebohrten oder in
                              									einem mit Bolzen vernieteten, kräftigen Plattenkäfig geführt, die Laufbahn des
                              									Einstellrollenlagers ist ballig geschliffen, dabei verläuft der radiale Druck stets
                              									durch das mittlere Drittel der Rollen, diese konstruktiven Eigenschaften schützen
                              									die Kanten der Rollen vor übermäßigen Drücken und Ausbrechungen und verhindern das
                              									Schränken der Rollen. Bei Wellendurchbiegungen kann sich das Lager selbst
                              									einstellen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 180
                              Abb. 3.
                              
                           Dipl.-Ing. Castner.
                           Untersuchungen über den Entzündungspunkt des Knallgases.
                              									Ueber den Entzündungspunkt des Knallgases finden sich in der Literatur sehr
                              									widersprechende Angaben, die einfache Angabe einer bestimmten Temperatur hat auch
                              									keinerlei praktische Bedeutung, wenn nicht gleichzeitig über die näheren Umstände,
                              									unter denen sie ermittelt wurde, genaue Mitteilungen gemacht werden, da der
                              									Entzündungspunkt des Knallgases wie überhaupt eines jeden Gasgemisches von dem
                              									Druck, der Strömunggeschwindigkeit, dem Gefäßmaterial und noch anderen Faktoren
                              									abhängig ist. Der verstorbene bedeutende Chemiker, Prof. Dr. Alexander Mitscherlich,
                              									hat über diesen Gegenstand sehr eingehende, über viele Jahre sich erstreckende
                              									Versuche angestellt, die vor einiger Zeit in der „Zeitschrift für komprimierte
                                 										und flüssige Gase“ veröffentlicht worden sind.
                           Das für diese Versuche erforderliche Wasserstöff-Sauerstoffgemisch wurde durch
                              									Elektrolyse einer chemisch reinen, 0,2prozentigen Kalilauge zwischen einer
                              									zylindrischen Nickelkathode und einer ebensolchen Platinanode, die durch eine poröse
                              									Tonzelle voneinander getrennt waren, hergestellt. Das so gewonnene Knallgas wurde
                              									sorgfältig getrocknet, es strömte durch mehrere Sicherheitsapparate und gelangte
                              									dann in das Verbrennungsrohr, das von einem massiven Kupferrohr umgeben war. Dieses
                              									war außen mit Asbest umwickelt und wurde von 7 Gasbrennern auf seiner ganzen Länge
                              									gleichmäßig erhitzt. An das Verbrennungsrohr war mit Hilfe eines T-Stücks einerseits
                              									ein sehr empfindlicher Quecksilbermanometer, anderseits eine Wasserstrahl-Luftpumpe
                              									angeschlossen. Sämtliche Versuche wurden mit strömendem Knallgas und bei Unterdruck
                              									(130–530 mm QS) ausgeführt, um eine Beschädigung des Apparats durch die Explosion zu
                              									verhüten. Das Eintreten der Explosion kann sowohl an dem Hinaufschnellen des
                              									Manometers, mit großer Genauigkeit aber auch an der Lichtentwicklung im
                              									Verbrennungsrohr festgestellt werden. Ein Knall tritt bei großer Verdünnung des
                              									Gasgemisches in der Regel nicht auf. Wegen der weiteren Einzelheiten der Apparatur
                              									und der Versuchausführung sei auf das Original verwiesen. Als wichtigste Ergebnisse
                              									der Untersuchungen Mitscherlichs sind folgende zu nennen: In einem 7 mm weiten Rohr
                              									aus arsenfreiem Jenaer Glas wurde bei 150 mm Verdünnung ein Entzündungspunkt des
                              									Knallgases von 540° C. ermittelt; bei zunehmendem Druck stieg die
                              									Entzündungstemperatur. Ebenso zeigte sich bei verkleinerter Strömunggeschwindigkeit
                              									ein Ansteigen der Entzündungstemperatur. Eine erhebliche Erhöhung der
                              									Entzündungstemperatur ist indessen nur bei sehr geringer Strömunggeschwindigkeit des
                              									Gases zu bemerken,
                              									während bei größerer Gasgeschwindigkeit die Temperaturschwankungen 4–5° nicht
                              									übersteigen.
                           Sehr interessant ist der Einfluß, den das Material der angewandten Verbrennungsröhren
                              									auf die Entzündungstemperatur ausübt. Bei geringer Gasstromgeschwindigkeit wurde
                              									häufig schon vor dem Eintreten der Explosion eine Kontraktion des Gasvolumens
                              									beobachtet, woraus hervorgeht, daß schon unterhalb des Entzündungspunktes eine
                              									langsame Verbrennung von Wasserstoff und Sauerstoff, d.h. eine stille Vereinigung
                              										ohne Lichterscheinung und Knall, vor sich geht. Die
                              									hierdurch bedingte Wasserbildung nimmt mit steigender Temperatur erheblich zu, und
                              									zwar ziemlich regelmäßig. Dasselbe ist bei steigendem Druck der Fall, auch hier ist
                              									eine gewisse Regelmäßigkeit zu beobachten. Es zeigte sich aber, daß die
                              									Wasserbildung auch unter gleichen Umständen ganz verschieden ausfällt, wenn das
                              									Verbrennungsrohr vor dem Versuch längere Zeit auf 600 bis 700° erhitzt wurde, oder
                              									wenn es mit Säure oder Alkali vorher behandelt wurde. Hierbei tritt offenbar eine
                              									Oberflächenänderung des Glases ein, wodurch die Wasserbildung stark beeinflußt wird.
                              									Bei Versuchen mit Quarzröhren, die daraufhin vorgenommen wurden, trat nun die
                              									Wasserbildung überraschenderweise in noch viel stärkerem Maße auf, so daß der Schluß
                              									berechtigt ist, daß der verschiedene Gehalt der Gläser an freier Kieselsäure auf die
                              									Vereinigung von Wasserstoff und Sauerstoff bei hoher Temperatur beschleunigend
                              									wirkt. Der so gebildete Wasserdampf setzt natürlich den Entzündungspunkt des
                              									Knallgases nicht unwesentlich herauf. Von diesem Fehler sind indessen Röhren aus
                              									glasiertem und namentlich aus unglasiertem Porzellan völlig frei, so daß nur dieses
                              									Material für die genaue Bestimmung des Entzündungspunktes von wasserstoffhaltigen
                              									Gasgemischen in Frage kommen kann. (Ztschr. f. komprim. u. flüss. Gase, 21. Jahrg.,
                              									S. 89–93,101–103,125–128).
                           Sander.
                           Anwendung der Klein-Bessemerei namentlich in Duplex-Anordnung
                                 										und neue Betriebserfahrungen in einer deutschen Duplexanlage. (Verein
                              									Deutscher Gießereifachleute.) Wohl kaum eine Erfindung hat jemals in so kurzer
                              									Zeit eine so ausgesprochene wirtschaftliche und technische Umwälzung hervorgerufen,
                              									als das von dem genialen Henry Bessemer ausgebildete Verfahren der Umwandlung von
                              									Roheisen in Schmiedeeisen. Das Verfahren besteht bekanntlich darin, daß in ein
                              									flüssiges Roheisenbad Wind, d.h. Sauerstoff eingeführt und dadurch die
                              									Fremdbestandteile des Eisens verbrannt werden. Die Verbrennung dieser
                              
                              									Nebenbestandteile erhöht gleichzeitig die Temperatur des Bades und die
                              									Dünnflüssigkeit des Erzeugnisses. Zum erheblichen Teil beruht die Bedeutung, die das
                              									Bessemerverfahren für die Erzeugung von Stahlformguß erlangte, auf dieser
                              									Dünnflüssigkeit des Stahles, der den Gießer in den Stand versetzt, Stücke von ganz
                              									geringer Wandstärke mit Sicherheit zu gießen. Geht auch das Kleinbessemerverfahren,
                              									wie es zur Erzeugung von Stahlformguß geübt wird, in seinen Ursprung auf Bessemer
                              									zurück, so hat es sich doch neben dem in Großstahlwerken angewendeten
                              									Bessemerverfahren ganz selbständig entwickelt. Neben französischen Konstrukteuren
                              									war es namentlich der Deutsche Zenzes, der dem Verfahren zum Teil neue Wege wies.
                              									Der Vorteil des Zenzeschen Kleinkonverters besteht besonders darin, daß Birnengefäß
                              									und Windkasten von einander getrennt sind, daß die Birnen sich schnell auswechseln
                              									lassen und sich bedeutende Ersparnisse an Anlage kosten ergeben. Zenzes hat die
                              									neueste Entwicklung des Kleinkonverterverfahrens im letzten Jahr erneut
                              									richtunggebend beeinflußt. Es ist ihm gelungen, nur aus Stahlschrott im Martinofen
                              									erschmolzenes Eisen in der Birne zu Verblasen und die Bessemerei so vom teuren
                              									Hämatitroheisen unabhängig zu machen. Den für die Wärmelieferung erforderlichen
                              									Siliziumgehalt des Bades erzeugt Zenzes durch Zusatz von Ferrosilizium in der Birne.
                              									Es ist so möglich geworden, in Siemens-Martinstahlgießereien, die Kupolöfen nicht
                              									besitzen, das Birnenverfahren anzuwenden und dünnwandigen Guß mit billigeren Kosten
                              									als bisher zu erzeugen, eine Aufgabe, die bisher nur unter Anwendung des
                              									Elektroofens gelöst werden konnte.