| Titel: | Ein elektrisches Betriebs-Meßgerät für den Kohlensäuregehalt von Rauchgasen. | 
| Autor: | G. Quaink | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 197 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Ein elektrisches Betriebs-Meßgerät für den
                           								Kohlensäuregehalt von Rauchgasen.
                        Von G. Quaink.
                        QUAINK, Ein elektrisches Betriebsmeßgerät für den Kohlensäuregehalt
                           								von Rauchgasen.
                        
                     
                        
                           Ob der Wärmeinhalt der Kesselkohle so vollkommen wie möglich ausgenutzt wird,
                              									erkennt man am einfachsten und sichersten an dem Kohlensäuregehalt der Rauchgase.
                              									Ihn fortlaufend sorgfältig zu messen, ist also für die Wirtschaftlichkeit des
                              									Kesselhausbetriebes und damit für eine sparsame Wärmewirtschaft überhaupt von
                              									größter Wichtigkeit, und es ist deshalb nicht zu verwundern, daß die Zahl der
                              									verschiedenen zur Rauchgasprüfung bestimmten Apparate nicht gering ist.Nach einer 1920 veröffentlichten Zusammenstellung überstieg sie bereits
                                    											damals 30. Von diesen arbeiten aber nur wenige dauernd
                              									zuverlässig, und zwar auch nur bei sorgfältiger Pflege, auf die im Kesselhaus
                              									durchaus nicht immer zu rechnen ist. Vor allem fehlt es noch an Apparaten, die den
                              									Kohlensäuregehalt jederzeit sofort und leicht erkennbar an der richtigen Stelle
                              									anzeigen, d.h. am Stand des Heizers, der sich bei seinen Arbeiten nach den Angaben
                              									des Meßgeräts richten soll.
                           Dieser überaus wichtigen Forderung entspricht der neue elektrische Rauchgasprüfer,
                              									den Siemens & Halske auf den Markt bringen. Sein Anzeigegerät (Abb. 1) läßt sich, genau wie das Manometer, vorn am
                              									Kessel anbringen (Abb. 2) und gibt, wie dieses mit
                              									großer Skala und kräftigem Zeiger ausgerüstet, dem Heizer jederzeit auf einen Blick
                              									den Kohlensäuregehalt an. Schon das Aeußere des Meßgeräts sowohl wie auch des
                              									zugehörigen Gebers (Abb. 3) zeigt, daß man hier
                              									einen äußerst widerstandsfähigen, den Anforderungen des Kesselhausbetriebes in jeder
                              									Weise gewachsenen Apparat vor sich hat: die kräftigen, wasser- und vor allem
                              									staubdichten Gußeisengehäuse bürgen dafür. Trotz aller äußeren Derbheit der
                              									Konstruktion ist aber die Meßgenauigkeit mehr als ausreichend für ein
                              									Betriebsmeßgerät, wie es der Rauchgasprüfer sein soll: die Fehler betragen nur
                              									wenige Zehntelprozent, während es meistens durchaus genügt, den Kohlensäuregehalt
                              									auf 1% genau zu kennen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 197
                              Abb. 1.El. Rauchgasprüfer, Anzeigegerät.
                              
                           Der Siemenssche Rauchgasprüfer beruht im Gegensatz zu den meisten anderen, bei denen
                              
                              									ein chemisches Verfahren, die Absorption der Kohlensäure in Kalilauge, angewendet
                              									wird, auf physikalischer Grundlage. Seine Angaben sind daher nicht abhängig von der
                              									mit der Zeit abnehmenden Aufnahmefähigkeit einer Absorptionsflüssigkeit, sondern nur
                              									von einer unverändert bleibenden physikalischen Eigenschaft: der
                              									Wärmeleitfähigkeit. Da nämlich die Kohlensäure eine andere, und zwar geringere
                              									Leitfähigkeit hat als die übrigen Hauptbestandteile des Rauchgasgemisches
                              									(Stickstoff, Sauerstoff und Kohlenoxyd), hängt die Wärmeleitfähigkeit der Rauchgase
                              									nur von ihrem Gehalt an Kohlensäure ab, sie verschlechtert sich mit zunehmendem
                              									Kohlensäuregehalt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 197
                              Abb. 2.Rauchgasprüfer von Siemens & Halske. Heizerstand.
                              
                           Gemessen wird die Leitfähigkeit durch Messen des
                              									Temperaturunterschiedes, der an zwei gleichen, durch gleich starke Ströme geheizten
                              									Platindrähten entsteht, wenn der eine von Luft, der andere aber vom Rauchgas umgeben
                              									ist Die Drähte sind ausgespannt in zwei Bohrungen eines Metallklotzes (Abb. 4); die eine Bohrung ist mit Luft
                              									gefüllt, durch die andere streicht, das Rauchgas in langsamem Strome. Durch den
                              									Temperaturunterschied entsteht ein entsprechender Widerstandsunterschied zwischen
                              									den Drähten, und dieser wird wie bei den bekannten Widerstandsthermometern mit Hilfe
                              									einer Brückenanordnung, n die die Drähte geschaltet sind, gemessen und vom
                              									Brückeninstrument angezeigt. Die Skala st natürlich gleich in Prozent Kohlensäure
                              									geteilt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 198
                              Abb. 3.El. Rauchgasprüfer, Geber.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 198
                              Abb. 4.El. Rauchgasprüfer, Anordnung.
                              
                           Wie für den Heizer ein Anzeigegerät, nach dem er arbeiten kann, so ist für den
                              									Betriebsleiter ein selbsttätig schreibendes Gerät erforderlich, das ihn in die Lage
                              									setzt, den Betrieb fortlaufend zu überwachen, und ihm wertvolle Fingerzeige darüber
                              									gibt, wo Verbesserungen in der Betriebsführung möglich sind. Das
                              									Registrierinstrument stellt man an einem neutral gelegenen Orte, z.B. im Zimmer des
                              									Betriebsleiters selbst, auf, damit der ganze Betrieb von einem Punkt aus überwacht
                              									werden kann. Das ist auch in räumlich ausgedehnten Kesselanlagen ohne weiteres
                              									möglich bei elektrischen Meßgeräten wie dem Siemensschen Rauchgasprüfer, denn bei
                              									diesem kann der Registrierapparat beliebig weit, mehrere hundert, ja tausend Meter
                              									vom Geber entfernt sein. Man verwendet die in der Fernthermometrie schon lange
                              									bekannten und bewährten Registrierinstrumente, z.B. den Mehrfarbenschreiber (Abb. 5). An diesen kann man bis zu 6 Kessel
                              									anschließen, die Kurven sind wegen der verschiedenen Farben leicht voneinander zu
                              									unterscheiden. Einer der größten Vorteile des Mehrfarbenschreibers ist, daß man an
                              									ihn, gleichzeitig mit Kohlensäureschreibern, Pyrometer zum Messen der
                              									Rauchgastemperatur anschließen kann. Man erhält dann in so einfacher Weise, wie es
                              									mit keinem der vorhandenen Rauchgasprüfer möglich ist, außerordentlich klare
                              									Einblicke in die Zusammenhänge zwischen Temperatur und Kohlensäuregehalt der
                              									Rauchgase.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 198
                              Abb. 5.Mehrfarbenschreiber des Rauchgasprüfers.
                              
                           Vor Eintritt in den Geber muß das Rauchgas von Ruß und Flugasche gereinigt und
                              									zweckmäßigerweise auch von mitgeführtem Wasserdampf befreit werden. Das geschieht
                              									durch ein in die Entnahmeleitung eingebautes Wattefilter und einen einfachen Kühler
                              									in Gestalt eines um die Entnahmeleitung gelegten, etwa 1 m langen Eisenmantels,
                              									durch den man Kühlwasser strömen läßt. Als solches verwendet man am besten das
                              									Wasser, das man ohnehin zum Betrieb der Strahlpumpe gebraucht, durch die man das
                              									Rauchgas ansaugt. Am Geber selbst (Abb. 3) sitzt
                              									links noch ein zweites kleines Filter und rechts ein Wassermanometer, an dem man den
                              									Strömungszustand der Rauchgase erkennen kann. Die ganze Rauchgasleitung soll
                              									möglichst kurz sein, der Geber ist daher recht dicht an der Entnahmestelle
                              									anzubringen; dafür aber kann die Entfernung zwischen Geber und Anzeigeinstrument
                              									groß sein.
                           Den Heiz- und Meßstrom für den Rauchgasprüfer liefert eine dreizellige
                              									Akkumulatorenbatterie. Der Apparat verbraucht in 24 Stunden etwa 8 Amperestunden,
                              									also reicht eine Batterie mit etwa 60 Amperestunden Kapazität bei Tag- und
                              									Nachtbetrieb etwa eine Woche, bei Tagbetrieb allein etwa zwei Wochen. Es empfiehlt
                              									sich, zwei solcher Batterien und eine kleine Ladeschalttafel aufzustellen; die
                              									Batterien führen dann abwechselnd den Betrieb, und das Umschalten von Laden auf
                              									Betrieb erfordert nur ein paar Handgriffe.