| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Sander | 
| Fundstelle: | Band 337, Jahrgang 1922, S. 229 | 
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                        Polytechnische
                              								Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Erzeugung von hochgespannter Druckluft im Anschluß an
                                 										Niederdruckleitungen. Die guten Erfahrungen beim Betriebe von
                              									Kohlengewinnungsmaschinen (Bohr- und Schrämmaschinen unter Tage) mit Preßluft haben
                              									dieser die Wege zu weiteren Verwendungsgebieten im Bergbau geebnet. So hat man u.a.
                              									im Grubenförderwesen Druckluftlokomotiven in Betrieb genommen, welche vor den
                              									elektrischen und Benzollokomotiven besondere Vorzüge haben (vergl. Glückauf S. 589
                              									Gunderloch: „Der Stand der Grubenlokomotivförderung im Ruhrbezirk“). Da diese
                              									mit 175 at Druck betrieben werden, ist die Aufstellung einer
                              									Hochdruckkompressorenanlage notwendig. Die Höhe der dafür aufzuwendenden
                              									Anlagekosten und die Möglichkeit einer intensiven Ausnutzung einer vorhandenen
                              									Niederdruckanlage legen den Gedanken nahe, bei den Hochdruckkompressoren, die für
                              									gewöhnlich fünfstufig gebaut sind, zwei Stufen durch Anschluß an die gegebene
                              									Preßluftleitung zu ersparen. Die dadurch entstehende Kostenminderung bringt zugleich
                              									den Vorteil einer geringeren Antriebskraft mit sich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 228
                              Abb. 1.Hochdruckkompressor, dreistufig mit Abdampfbetrieb, 800 mm Hub, n
                                 										= 90 Umdr./min. (Demag, Duisburg.)
                              
                           Der in Abb. 1 dargestellte dreistufige
                              									Hochdruckkompressor für 150 at und 2400 cbm/stdl. Saugleistung (Demag Duisburg)
                              									Enddruck verdankt dieser Ueberlegung seine Entstehung. Der Kompressor entnimmt
                              									aus einem vorhandenen Druckluftnetz die bereits auf 4 bis 6 at vorgepreßte Luft und
                              									erspart dadurch die beiden ersten Luftstufen und wird von einer Abdampfmaschine mit
                              									einer Eintrittspannung von nur 1 at abs. betrieben. Die einachsige Maschine besitzt
                              									einen kräftigen mit seiner ganzen Länge aufliegenden Gabelrahmen und hat folgende
                              									Abmessungen:
                           
                              
                                 Luftzl. Durchmesser
                                 1.
                                 Stufe
                                 330/265 vorn und
                                 330/130
                                 mm
                                 hinten
                                 
                              
                                 
                                 2.
                                 „
                                 
                                 265/120
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 3.
                                 „
                                 
                                 130
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 Kolbenhub
                                 800
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Uml./min.
                                 90
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Dampfzl. Durchmesser
                                 2000
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Enddruck der Luft
                                 150
                                 at
                                 
                                 
                              
                                 Eintrittspannung des Dampfes
                                 0,9 bis 1,1
                                 „
                                 
                                 
                              
                                 Leistung der Dampfmaschine
                                 470
                                 PSi
                                 
                                 
                              
                           Der vom Kreuzkopf und einer mittleren Führung getragene Abdampfkolben ist wegen
                              									seines großen Durchmessers sehr schmal gehalten, um sein Gewicht möglichst zu
                              
                              									vermindern. Der Kolbenschieber des Abdampfzylinders ist durch eine vordere und
                              									hintere Führung schwebend getragen, und die Steuerkanten des mit Spiel in der
                              									Schieberbüchse laufenden Schiebers bilden die Schieberringe. Der Abdampfzylinder
                              									besitzt Kolbenschiebersteuerung ohne Expansion und einen Drosselregler. Für einen
                              									leichten Abfluß des Kondenswassers ist der Schieberkasten schräg unter dem
                              									Dampfzylinder angeordnet. Luft- und Dampfseiten sind durch eine kräftige Laterne
                              									verbunden, deren Oeffnung für den Ausbau des Abdampfkolbens von 2 m ⌀. ohne
                              									Entfernung der Luftseite groß genug ist. Der Luftzylinder der ersten Stufe, welcher
                              									bei einem normalen fünfstufigen Kompressor demjenigen der dritten Stufe entspricht,
                              									besteht aus Gußeisen und ist doppeltwirkend. Die schmiedeeisernen Zylinder der
                              									beiden einfach wirkenden Hochdruckstufen erhalten eingesetzte Laufbüchsen aus
                              									Gußeisen. Der Zylinder der zweiten Stufe besitzt einen besonderen Ventilkopf aus
                              									Stahlformguß. Auf Wunsch des Abnehmers wurden sämtliche Zylinder mit Kühlmänteln
                              									versehen, die bei den stählernen Hochdruckzylindern angeschweißt worden sind. Die
                              									Luftkolben besitzen selbstspannende Kolbenringe, und zwar
                           in der ersten Stufe 7, in der zweiten Stufe 10, und in der
                              									dritten Stufe 15 Kolbenringe.
                           Die Kolbenringe der beiden Hochdruckkolben sitzen in
                              									besonderen Kammerringen. Die Luftzylinder sind derart angeordnet, daß für alle drei
                              									Druckstufen nur eine einzige Stopfbüchse vorhanden ist. Die beiden Dampf- und die
                              									Luftstopfbüchsen haben bewegliche Ringe aus Gußeisen nach System Robertson. Der
                              									Vorteil dieser Packung besteht vor allem darin, daß sie keinerlei Nachstellung
                              									erfordert und daß sie sich den Bewegungen der Kolbenstange ohne weiteres anpaßt. Die
                              									Luftsteuerung bei diesem Kompressor besteht aus runden Plattenventilen mit
                              									Federbelastung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 337, S. 229
                              Abb. 2.Luft- und Dampfdiagramme.
                              
                           Die Zwischen- und Nachkühler werden aus Rohrschlangen
                              									gebildet, von denen jede in einem besonderen Kühlgefäß untergebracht ist. Luft- und
                              									Dampfzylinder werden durch Stempelpressen nach System Mollerup geschmiert. Die
                              									Hauptlager, die Kurbel- und Kreuzkopfzapfenlager, das Exzenter und der Kreuzkopf
                              									besitzen Umlaufschmierung. Das Oel strömt aus einem Hochbehälter in einer Höhe von
                              									etwa 3 m an der Wand diesen Triebwerkteilen zu, wird in einem Sammelgefäß
                              									aufgefangen und durch eine Zahnradölpumpe wieder in den Hochbehälter gedrückt. Der
                              									Abnahmeversuch ergab folgende Werte in Gegenüberstellung mit den Garantiezahlen:
                           
                              
                                 
                                 Garantie
                                 Abnahme
                                 
                              
                                 Angesaugte Luft auf at. Spannung reduz.
                                 40 cbm/min.
                                     41,6
                                 
                              
                                 Leistung der Abdampfmaschine
                                 470 PSi
                                 403
                                 
                              
                                 Mechanischer Wirkungsgrad
                                 87 vH
                                   94
                                 
                              
                                 Kühlwasserverbrauch bei 12° C
                                 16,8 cbm/stdl.
                                     15,2
                                 
                              
                                 Abdampfverbrauch b. 1 at abs. Eintrittspannung
                                 16 kg
                                       15,87
                                 
                              
                           Dipl.-Ing. Giller.
                           Die Mitwirkung des Ingenieurs an der chemischen Ausnutzung
                                 										der Kohle bespricht Professor Dr. Franz Fischer in einer beachtenswerten
                              									Abhandlung im „Anzeiger für Berg-, Hütten- und Maschinenwesen“, 43. Jahrg.
                              									Nr. 40. Er weist darauf hin, daß für die chemische Ausnutzung der Brennstoffe fast
                              									alle in der chemischen Industrie verwendeten Reagenzien zu kostspielig sind, da ihr
                              									Wert zu dem der Kohle nicht im entsprechenden Verhältnis steht. Man muß daher bei
                              									der chemischen Auswertung der Brennstoffe bemüht sein, die Anwendung chemischer
                              									Reagenzien überhaupt zu vermeiden oder sich nur der allereinfachsten zu bedienen.
                              									Man sucht denn auch in der Praxis möglichst viel durch Benutzung der Wärme selber zu
                              									erreichen und alles übrige mit Hilfe geeigneter Apparatkonstruktionen durchzuführen,
                              									gegebenenfalls unter Heranziehung von Wasserstoffgas oder Luft.
                           Die Extraktion der Brennstoffe mit flüssigen Lösungsmitteln ist z. Zt. die einfachste
                              									Methode, wertvolle Bestandteile aus ihnen herauszuholen. Hierbei ist die möglichst
                              									vollkommene Wiedergewinnung des Lösungsmittels für die Wirtschaftlichkeit des
                              									Verfahrens ausschlaggebend. Extraktionsapparate von verhältnismäßig einfacher Bauart
                              									sind in großem Umfang in der Braunkohlenindustrie zur Gewinnung des rohen
                              									Montanwachses durch Benzolextraktion in Betrieb. Um das Bitumen der Steinkohle zu
                              									gewinnen, sind erheblich stärker wirkende Lösungsmittel erforderlich, so hat sich
                              									z.B. verflüssigte schweflige Säure als günstig erwiesen. Die hierzu notwendigen
                              									Extraktionsapparate müssen aber 10 at aushalten und dürfen von dem Schwefeldioxyd
                              									nicht angegriffen werden. Wesentlich besser lassen sich Steinkohlen extrahieren,
                              									wenn man mit Benzol bei einer Temperatur von 250° in druckfesten Apparaten arbeitet,
                              									doch werden derartige Apparate für ununterbrochenen Betrieb in großen Abmessungen
                              									bisher noch nicht gebaut. Auch die trockene Destillation, die gebräuchlichste Art
                              									der Kohleverarbeitung, erfordert keine Chemikalien. An der Entwicklung der Kokerei
                              									hat der Ingenieur ja ausschlaggebenden Anteil, doch haben sich in den letzten Jahren
                              									mehrere neue Möglichkeiten ergeben. Führt man die Destillation der Brennstoffe bei
                              									niedrigerer Temperatur als bisher aus, so erhält man eine größere Ausbeute an
                              									flüssigen Destillaten. Für diese Oelgewinnung aus Kohle eignen sich jedoch
                              									feststehende, von außen erhitzte Apparate sehr wenig, weil die Wärmeleitfähigkeit
                              									der Kohle außerordentlich gering ist und eine Ueberhitzung der Gefäßwände hierbei
                              									sehr nachteilig ist. Auch die Heizung der Kohle mittels durchgeleiteter heißer Gase
                              									oder überhitzten Wasserdampfs hat große Mängel, obschon dieser Methode gewisse
                              									Vorteile nicht abzusprechen sind. Zweckmäßiger ist deshalb die Anwendung von
                              									Drehrohröfen, wie sie bereits im Jahre 1916 in kleinen Abmessungen im
                              									Kaiser-Wilhelm-Institut für Kohlenforschung in Mülheim zu wissenschaftlichen Zwecken
                              									benutzt und auch für einen Tagesdurchsatz von 100 t Kohle von der Firma Thyssen in
                              									Mülheim mit gutem Erfolg gebaut werden. Bei den Drehrohröfen wird den Kohlen die
                              									Wärme nicht durch eine dicke Schicht hindurch zugeführt, sondern durch die ständige
                              									Umlagerung der Kohle werden alle Teile der Füllung immer wieder mit der erwärmten
                              									Ofenwand in direkte Berührung gebracht. Als Material hierfür hat sich aluminiertes
                              									Eisen bewährt, das nach einem ähnlichen Verfahren wie das sherardisierte Eisen
                              									hergestellt wird.
                           Da der im Drehrohrofen gebildete Halbkoks im allgemeinen sehr porös und brüchig ist,
                              									hat Verfasser versucht, den Halbkoks, während er sich in plastischem Zustand
                              									befindet, mit Hilfe einer frei im Drehrohrofen gelagerten Eisenwalze zu verdichten.
                              									Auf diese Weise konnte im Kleinen ein außerordentlich fester und gleichmäßiger Halbkoks
                              									erhalten werden; man müßte nun eine Konstruktion zu finden suchen, die diesen
                              									Gedanken auch mit einem großen, ununterbrochen arbeitenden Drehrohrofen zu
                              									verwirklichen gestattet. Man könnte auch daran denken, die Kohlen zwischen großen,
                              									zwangläufig angetriebenen und von innen geheizten Walzenpaaren, die in gasdichten
                              									Kammern eingebaut sind, hindurchzuschicken, wobei eine Vorwärmung der Kohle sicher
                              									zweckmäßig wäre.
                           Für die Weiterverarbeitung der Urteere durch systematische Wärmebehandlung fehlen
                              									heute noch große Apparate, die die Erreichung von hohen Temperaturen, z.B. von
                              									750.°, und deren dauernde Einhaltung mit etwa 10° Genauigkeit ermöglichen. Derartige
                              									Heizvorrichtungen sind z.B. nötig zur Umwandlung der Phenole des Urteers in
                              									technisch wertvollere Stoffe. Es wurde nämlich gefunden, daß die wenig willkommenen
                              									Phenole, die in manchen Urteeren bis zu 50 v. H. ausmachen, mit einer Ausbeute von
                              									70 v. H. und mehr in Benzol umgewandelt werden können, wenn man sie mit Wasserstoff
                              									(Koksofengas) zusammen durch innen verzinnte Eisenrohre hindurchleitet, die auf 750°
                              									erhitzt sind. Diese Temperatur muß genau eingehalten werden, denn unterhalb 750°
                              									verläuft die Umwandlung unvollständig und oberhalb dieser Temperatur wird das
                              									gebildete Benzol zersetzt. In Berührung mit blankem Eisen findet Rußabscheidung
                              									statt, das Rohr muß daher überall gut verzinnt sein. Die scharfe Ausarbeitung dieser
                              									Bedingungen ist Sache des Chemikers, die Schaffung einer geeigneten Großapparatur
                              									ist dagegen ohne Hilfe des Ingenieurs nicht möglich.
                           Will man die Kohlen restlos in Oele und Harze oder in sonstige chemische Erzeugnisse
                              									umwandeln, ohne dabei kostspielige chemische Reagenzien anzuwenden, so kommt man auf
                              									das Gebiet der Behandlung der Kohle einerseits mit komprimiertem Wasserstoff,
                              									anderseits mit komprimierter Luft, und zwar jeweils bei erhöhter Temperatur und
                              									unter Verwendung druckfester Apparate. Bei der Behandlung der Kohle mit
                              									komprimierter Luft handelt es sich um einen Verbrennungsprozeß, bei dem jedoch im
                              									Gegensatz zu der industriellen Verbrennung nicht die dabei entwickelte Wärme,
                              									sondern die entstehenden chemischen Stoffe, wie Benzolsäure, Phthalsäure usw.,
                              									nutzbar gemacht werden. Dieser Verbrennungsprozeß geht bei Temperaturen von etwa
                              									200° vor und muß zur Vermeidung der Entflammung der Kohle in Gegenwart von flüssigem
                              									Wasser, also in Druckapparaten vorgenommen werden, durch die gleichzeitig Druckluft
                              									hindurchgeleitet wird. Auch für diesen Zweck sind bisher nur kleine Versuchsapparate
                              									gebaut worden, die Konstruktion großer Gefäße zur technischen Ausführung dieses
                              									Prozesses stellt wiederum den Ingenieur vor wichtige neue Aufgaben.
                           Sander.
                           Die Erdölgewinnung der Welt seit 1900. Seit der
                              									Jahrhundertwende hat die Erdölgewinnung der Welt eine gewaltige Zunahme erfahren.
                              									Während sich die gesamte Erdölgewinnung im Jahre 1900 erst auf 149132116 Faß (1 Faß
                              									= 42 Gall. = 159 Liter) belief, hatte sie sich im Jahre 1909 bereits verdoppelt und
                              									im letzten Jahre, das eine Gewinnung von 759 Mill. Faß aufweist, mehr als
                              
                              									verfünffacht. Mit Ausnahme der Jahre 1905 und 1906, die einen kleinen Rückgang
                              									gegenüber der Gewinnung des Jahres 1904 aufweisen, ist seit dem Beginn unseres
                              									Jahrhunderts eine regelmäßige starke Zunahme der Erdölgewinnung zu verzeichnen, die
                              									auch durch den Weltkrieg keine Unterbrechung erfahren hat. Diese starke Zunahme der
                              									Erdölgewinnung ist vorwiegend auf die Steigerung der Förderung in den Vereinigten
                              									Staaten von Amerika und ganz besonders von Mexiko zurückzuführen, wahrend der
                              									Anteil Rußlands an der Erdölgewinnung der Welt, wie nachstehende Zahlentafel zeigt,
                              									besonders seit dem Jahre 1918 ganz erheblich zurückgegangen ist.
                           
                              
                                 
                                 Vereinigte Staaten
                                 Mexiko
                                 Rußland
                                 
                              
                                 Mill. Faß
                                 v. H. derWeltgew.
                                 Mill. Faß
                                 v. H. derWeltgew.
                                 Mill. Faß
                                 v. H. derWeltgew.
                                 
                              
                                 1901
                                   69,39
                                 41,44
                                     0,01
                                   0,01
                                 85,17
                                 50,87
                                 
                              
                                 1905
                                 134,72
                                 62,57
                                     0,25
                                   0,12
                                 54,96
                                 25,53
                                 
                              
                                 1911
                                 220,45
                                 64,05
                                   12,55
                                   3,65
                                 66,18
                                 19,23
                                 
                              
                                 1915
                                 281,10
                                 65,72
                                   32,91
                                   7,69
                                 68,55
                                 16,03
                                 
                              
                                 1916
                                 300,77
                                 65,47
                                   39,82
                                   8,67
                                 72,80
                                 15,85
                                 
                              
                                 1917
                                 335,32
                                 65,92
                                   55,29
                                 10,87
                                 69,96
                                 13,75
                                 
                              
                                 1918
                                 355,93
                                 69,15
                                   63,83
                                 12,40
                                 40,46
                                   7,86
                                 
                              
                                 1919
                                 377,72
                                 68,12
                                   87,07
                                 15,70
                                 34,28
                                   6,18
                                 
                              
                                 1920
                                 443,40
                                 63,81
                                 163,54
                                 23,54
                                 25,43
                                   3,66
                                 
                              
                                 1921
                                 469,64
                                 61,87
                                 195,06
                                 25,70
                                 28,50
                                   3,75
                                 
                              
                           Diese Tafel zeigt recht deutlich, welch außerordentliche Bedeutung die Erdölindustrie
                              									in den Vereinigten Staaten in den letzten 20 Jahren erlangt hat, ihre Gewinnung hat
                              									sich in dem genannten Zeitraum um 400 Mill. Faß gehoben und ihr Anteil an der
                              									Weltgewinnung erreichte im Jahre 1918 fast 70 v. H. Recht bemerkenswert ist auch die
                              									sehr rasche Entwicklung der Erdölgewinnung Mexikos, die erst im Jahre 1901 ihren
                              									Anfang nahm und im letzten Jahre bereits über ein Viertel der Welterzeugung
                              									lieferte, wogegen Rußland, das zu Beginn des Jahrhunderts noch an der Spitze
                              									sämtlicher Erdölländer stand und mehr als die Hälfte der Welterzeugung lieferte,
                              									seine einstige Bedeutung vollkommen verloren hat. Seine Erdölgewinnung betrug im
                              									letzten Jahre nur noch ein Drittel von derjenigen des Jahres 1901, nachdem im Jahre
                              									1916 noch einmal ein Höhepunkt erreicht war, der aber infolge des Krieges und der
                              									Revolution nicht aufrechterhalten werden konnte.
                           An vierter Stelle unter den Erdöl liefernden Ländern steht Niederländisch-Indien, das
                              									seine Gewinnung in den letzten 20 Jahren von 2,25 auf 17,53 Mill. Faß steigern
                              									konnte, nach ihm folgt Persien mit einer Erzeugung von 12,36 Mill. Faß. Indien und
                              									Rumänien erzeugten im Jahre 1920 beide etwa je 7,5 Mill. Faß, entsprechend 1,1 v. H.
                              									der Weltgewinnung, Die Erdölgewinnung Galiziens hat seit dem Beginn des Jahrhunderts
                              									nur wenig zugenommen, sie ist von 2,35 auf nur 5,61 Mill. Faß gestiegen,
                              									entsprechend 0,8 v. H. der Weltgewinnung. Seine höchste Förderung erreichte Galizien
                              									im Jahre 1909 mit faßt 15 Mill. Faß, im Jahre 1913 war sie bereits auf die Hälfte
                              									zurückgegangen und durch den Krieg sank sie im Jahre 1915 bis auf 4,16 Mill.
                              									Faß.
                           Von Ländern mit einer Erdölgewinnung von mehr als 1 Mill. Faß im Jahre 1920 sind noch
                              									zu nennen Peru mit 2,82, Japan mit 2,14, Trinidad mit 2,08, Argentinien mit 1,66,
                              									Aegypten mit 1,04 und Britisch-Borneo mit 1,02 Mill. Faß. Frankreich ist durch die
                              									Einverleibung des Elsaß in die Reihe der Erdöl liefernden Länder eingetreten und
                              									lieferte 1920 388700 Faß, während Deutschlands Erdölgewinnung infolge dieses
                              									Verlustes auf 212000 Faß zurückgegangen ist.
                           Als Kraft- und Wärmequelle steht das Erdöl in einem scharfen Wettbewerb mit der
                              									Kohle, doch kann es ihr vorerst noch nicht den Rang ablaufen. Immerhin zeigen obige
                              									Zahlen, daß die Erdölgewinnung seit dem Beginn dieses Jahrhunderts auf mehr als das
                              									Fünffache gestiegen ist, während die Weltkohlengewinnung in dem gleichen Zeitraum
                              									nur eine Zunahme von rund 75 v. H. aufzuweisen hat. (Glückauf 1922, S. 79–82.)
                           Sander.
                           Gewinnung von Schmierölen aus Braunkohlengeneratorteer.
                              									Der gewöhnliche Braunkohlengeneratorteer liefert bei der Destillation bekanntlich
                              									neben festem Paraffin in der Hauptsache dünnflüssige Oele, die zwar zum Betrieb von
                              									Dieselmotoren sehr gut verwendbar sind, die sich aber nicht als Schmieröle eignen,
                              									da sie keine genügende Viskosität besitzen. Nach einem neuen von der Badischen
                              									Anilin- und Sodafabrik angegebenen Verfahren (D. R. P. 310075) lassen sich jedoch
                              									aus diesen dünnflüssigen Oelen hochwertige Schmieröle gewinnen, wenn man sie nach
                              									vorheriger Abscheidung des Paraffins einer Druckerhitzung unterwirft. So soll man
                              									z.B. ein Braunkohlengeneratorteeröl, das bei 10 mm Druck bis 190° siedet, im
                              									Autoklaven zwei Stunden lang auf 350° erhitzen, wobei der Druck etwa 10 at betragen
                              									soll. Dabei tritt rasch eine Polymerisation des Oeles ein, zugleich werden
                              									gasförmige Kohlenwasserstoffe abgespalten, die einen je nach der Beschaffenheit des
                              									verwendeten Oeles verschieden hohen Ueberdruck erzeugen, den man mit Hilfe eines
                              									selbsttätigen Sicherheitsventils auf der gewünschten Höhe halten kann. Nach
                              									beendigter Druckerhitzung werden die niedriger siedenden Anteile (bis etwa 300°) des
                              									Oeles bei Atmosphärendruck abdestilliert, wobei man als Rückstand in einer
                              									Ausbeute von etwa 30 v. H. ein Schmieröl erhält, das einen Flammpunkt von 160° und
                              									eine Viskosität von 6,6 Englergraden bei 50° C hat.
                           Ein Schmieröl mit noch höherem Flammpunkt und noch höherer Viskosität läßt sich
                              									erzielen, wenn man die Fraktion des Braunkohlengeneratorteers verwendet, die bei 25
                              									mm Druck zwischen 200 und 290° siedet. Wenn man dieses Oel durch Tiefkühlung und
                              									Abpressen möglichst weitgehend von dem darin enthaltenen Paraffin befreit und
                              									hierauf drei Stunden lang in einem Rührautoklaven auf etwa 300° erhitzt, erhält man
                              									ein Oel, das nach dem Abdestillieren des unterhalb 350° siedenden Anteils als
                              									Rückstand ein Schmieröl vom Flammpunkt 210° und mit einer Viskosität von 7,5
                              									Englergraden bei 50° C ergibt. Die niedrigsiedenden Anteile dieser Oele können als
                              									Treiböle für Dieselmotoren Verwendung finden, und zwar ist infolge ihres niedrigen
                              									Flammpunktes ein Zusatz von Zündöl nicht erforderlich.
                           Sander.