| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Parey | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 4 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Fernsteuer- und Fernmeldeanlagen für Wasserwerke. Das
                              									Niederlausitzer Wasserwerk in Senftenberg arbeitet in seinem weitverzweigten
                              									Betriebe mit Fernsteuer- und Fernmeldeanlagen, die, was Einrichtung und praktische
                              									Anpassung an die gegebenen Verhältnisse angeht, ein allgemeines Interesse
                              									beanspruchen dürfen. Diese Anlagen wurden notwendig, weil man einerseits einen
                              									wohlgeordneten, störungsfreien Betrieb eines ein umfangreiches Gebiet versorgenden
                              									verzweigten Wasserwerkes nur gewährleisten kann, wenn zuverlässig arbeitende
                              									Fernmeldungen vorhanden sind, und andererseits unter den herrschenden
                              									wirtschaftlichen Verhältnissen der Wunsch bestehen mußte, mit möglichst wenig
                              									Personal auszukommen. So wurden im Bereiche des Niederlausitzer Wasserwerkes verlegt
                              									eine Wasserstands-Fernmeldeanlage, die nicht nur die Wasserstände in allein
                              									Sammelbecken des Betriebes jederzeit abzulesen gestattet, sondern sie auch
                              									fortlaufend aufschreibt; eine Selbststeuereinrichtung, bei der die Pumpsätze eines
                              									von der Zentrale Buchwalde 5,2 km entfernt liegenden Zwischenpumpwerkes selbsttätig
                              									durch den Zeiger des Wasserstandsmelders ein- und ausgeschaltet werden, sobald der
                              									Wasserstand im zugehörigen Hochbehälter es erfordert, eine handbediente
                              									Fernsteueranlage, mit der sich die Pumpen des Zwischenwerks von der Zentrale aus
                              									beliebig an- und abstellen lassen, eine sogen. Nullspannungs-Fernmeldeanlage, die
                              									anzeigt, wenn der Starkstrom ausbleibt, der zum Betrieb der Pumpsätze das
                              									Zwischenpumpwerks dient; eine Fernsprechanlage, die einen bequemen mündlichen
                              									Verkehr zwischen den einzelnen Stationen ermöglicht. Die Leitungen für diese
                              									elektrischen Schwachstromeinrichtungen sind in einem Kabel vereinigt, das die
                              									Hauptstationen des Betriebes, die Hauptpumpstelle Buchwalde, das Zwischenpumpwerk,
                              									die Reservoire des von diesem versorgten, höher gelegenen Gebietes und das
                              									Betriebsbureau in Senftenberg miteinander verbindet.
                           Um die Pumpen im Zwischenwerk durch den sich hebenden und senkenden Wasserspiegel im
                              									Hochbehälter selbsttätig zu steuern, sind auf der Zeigerachse des
                              									Wasserstandszeigers zwei verstellbare Kontaktscheiben angebracht, die mit vier an
                              									dem Gerät befindlichen Federn Kontakte schließen können. Dadurch werden kleine, im
                              									Gehäuse des Wasserstandszeigers liegende Schwachstromrelais eingeschaltet, von denen
                              									zwei außerhalb des Apparates liegende Starkstromrelais abhängig sind. Diese
                              									betätigen unmittelbar die Hilfsmotoren der Selbstanlasser für die Pumpen.
                           Sinkt der Wasserspiegel im Hochbehälter etwa auf 1 m, so schaltet sich die erste
                              									Pumpe ein. Genügt ihre Förderung, den Wasserspiegel steigen zu lassen, so arbeitet
                              									sie so lange, bis das Becken nahezu gefüllt ist, und schaltet sich dann selbsttätig
                              									ab. Reicht sie aber allein nicht aus, was bei besonders starkem Wasserverbrauch,
                              									z.B. bei Feuer, vorkommen kann, sinkt vielmehr der Wasserspiegel weiter, so tritt
                              									selbsttätig eine Reservepumpe in Tätigkeit. Beide Pumpen arbeiten dann solange, bis
                              									der höchste Wasserstand annähernd erreicht ist. Nunmehr schalten die
                              									Kontaktvorrichtungen des Wasserstandmelders zunächst die Reservepumpe ab und setzen
                              									dann die Hauptpumpe still.
                           Mit dieser Selbststeuereinrichtung ist nun die Fernsteuerung in der Weise kombiniert,
                              									daß mit dem Einschaltender einen Anlage die andere stromlos wird. Zu diesem Zwecke hat man zwei
                              									Fernsteuerrelais angebracht. Der Anker des einen schließt im Ruhezustand den
                              									Stromkreis der Selbsteuerung. Bekommt das Relais infolge Einschaltens der
                              									Fernsteuerung Strom, so zieht es seinen Anker an und unterbricht damit den,
                              									Selbststeuerkreis. Gleichzeitig werden die Hilfsmotoren der Selbstanlasser
                              									eingeschaltet. Diesen Vorgang veranlaßt man von Buchwalde aus, indem man den
                              									Drehschalter für die Fernsteuerung aus der Nullstellung auf „Ein“ schaltet.
                              									Stellt man ihn auf „Aus“, so erhält das andere Fernsteuerrelais Strom,
                              									schaltet die Hilfsmotoren ab und setzt dadurch die Pumpen still. Ueber den
                              									Schalterstellungen „Ein“ und „Aus“ ist eine grüne bezw. eine rote
                              									Lampe angebracht. Diese Signallampen werden durch die Wasserstands-Fernmeldeanlage
                              									eingeschaltet, und zwar leuchtet die grüne auf, wenn der zulässige niedrigste
                              									Wasserstand erreicht und Neuauffüllung erforderlich ist, während bei gefülltem
                              									Behälter das rote Licht erscheint. Außer diesen optischen wird auch noch ein
                              									hörbares Alarmsignal gegeben. Von den Fernmeldeanlagen ist zunächst die für die
                              									Wasserstände in den einzelnen Behältern bemerkenswert. Auf der Zentralstation in
                              									Buchwalde sind die anzeigenden und registrierenden Geräte auf der Schalttafel
                              									nebeneinander angeordnet, so daß man mit einem Blicke den Wasserstand in den
                              									wichtigsten Behältern der Anlage überschauen kann. Die fortlaufenden Aufzeichnungen
                              									über den täglichen Wasserverbrauch geben nachträglich Kunde von etwaigen
                              									Unregelmäßigkeiten und gute Winke für eine wirtschaftlichere Gestaltung des
                              									Betriebs.
                           Neben dieser Wasserstands-Fernmeldeanlage, ohne die ein größeres Wasserwerk
                              									schwerlich auskommt, ist noch eine sogen. Nullspannungs-Fernmeldeanlage vorhanden.
                              									Sie zeigt an, wenn im Zwischenpumpwerk oder in Buchwalde der Starkstrom ausbleibt,
                              									der dort die Pumpen betreibt und hier auch zum Laden der Sammlerbatterie dient, die
                              									den Strom für die gesamten Schwachstromeinrichtungen des Betriebes liefert. Der
                              									Starkstrom durchfließt unter normalen Verhältnissen ein Relais, dessen Anker daher
                              									angezogen ist. Bleibt der Starkstrom aus, so fällt der Anker ab und schließt mittels
                              									Kontakte den Stromkreis der Nullspannungs-Meldeanlage, so daß in der Zentrale
                              									Alarmsignale gegeben werden.
                           Wenn auch durch diese Meldeanlagen alle Vorgänge, die auf den Betrieb des
                              									Wasserwerkes großen Einfluß haben, fortlaufend selbsttätig angezeigt werden, so ist
                              									dennoch auch eine Fernsprechanlage in einem derartigen Betriebe nicht wohl zu
                              									entbehren. Gerade wenn man an Personal sparen will, müssen sich die einzelnen
                              									Stationen leicht über einzelne Vorgänge und Arbeiten untereinander verständigen
                              									können. Im Senftenberger Werk ist die Fernsprechanlage insofern praktisch angelegt,
                              									als man die Kabeladern für die Fernsteuerung auch zum Fernsprechen verwendet. Da die
                              									eine Anlage mit Wechselstrom, die andere mit Gleichstrom arbeitet, läßt es sich so
                              									einrichten, daß man beide Einrichtungen gleichzeitig benutzen kann, ohne daß sie
                              									sich stören. Die Fernsprech-Wechselströme gehen wegen der hohen Selbstinduktion der
                              									Spulen nicht durch die Fernsteuerrelais, und der Gleichstrom der Fernsteueranlage
                              									wird dadurch von den Fernsprechapparaten ferngehalten, daß man Kondensatoren
                              									vorschaltet, die wiederum das Fernsprechen nicht behindern.
                           Als Stromquelle für alle Schwachstromeinrichtungen ist, wie schon bemerkt, eine
                              									Sammlerbatterie vorgesehen, die durch den Starkstrom der Ueberlandleitung
                              									geladen wird. Auch dieses Laden erfolgt selbsttätig, so daß die ganze Anlage
                              									nur sehr wenig Wartung erfordert. Ein auf der Schalttafel angebrachtes Laderelais
                              									läßt, wenn neues Laden der Sammler erforderlich wird, den Anker fallen und schaltet
                              									dadurch den Motor des Drehstrom-Gleichstromumformers ein, der den Drehstrom der
                              									Fernleitung in Gleichstrom verwandelt. Hat der Gleichstromgenerator die
                              									erforderliche Spannung erreicht, so wird er auf die Sammler geschaltet und lädt sie
                              									auf, bis die einzelne Zelle eine Spannung von 2,6 Volt erreicht hat. Dann zieht das
                              									Laderelais seinen Anker wieder an und setzt das Umformenggregat still.
                           Torffeuerung für Kraftwerke. Ueber günstige Ergebnisse mit
                              									der Verfeuerung von Torf im Kraftwerk Neumünster berichtet Direktor Moritz. Um wenigstens einen Teil des Brennstoffbedarfs
                              									für das Kraftwerk, dessen Jahreserzeugung etwa 15 Mill. kWh beträgt,
                              									sicherzustellen, beteiligte sich die Stadt an dem zunächstgelegenen Torfwerk und
                              									schloß mit anderen, die im Umkreis von 37 km liegen, Lieferverträge ab. Im laufenden
                              									Jahre wird mit einer Lieferung von rund 20000 t Torf gerechnet, die etwa 10000 t
                              									westfälische Kohle zu ersetzen vermögen. Der Torf hat einen Heizwert von 4165 WE/kg
                              									bei einem Gehalt von 14,76 v. H. Wasser und 1,64 v. H. Asche. Die mit der Bahn
                              									angelieferten Soden (18 × 8 × 8cm) werden auf Faustgröße gebrochen und durch ein
                              									Becherwerk in einen Hochbehälter gefördert, aus dem der Torf über eine selbsttätige
                              									Wage auf den Rost der Kessel gelangt. Die Wage und die Rutschen müssen so groß
                              									bemessen sein, daß man sie auch für ungebrochene Torfsoden benutzen kann, falls der
                              									Brecher durch Steine, die mitunter dem Torf beigemengt sind, beschädigt werden
                              									sollte. Um dies zu verhüten, müssen an dem Brecher Scherstifte oder sonstige
                              									Sicherungen angebracht werden.
                           Die wirtschaftliche Verfeuerung von Torf erfordert natürlich eine geeignete
                              									Sonderfeuerung. Der anfangs benutzte Halbgenerator-Treppenrost hat sich nicht
                              									bewährt, da die Roststäbe zum Teil verbrannten und da auch die glasartigen
                              									Schlacken, die bei Feuerraumtemperaturen von mehr als 1600° entstehen,
                              									Schwierigkeiten bereiteten. Der Rost wurde daher so abgeändert, daß nur der obere
                              									Teil, der zum Vortrocknen des Torfes dient, als Treppenrost ausgebildet ist; an ihn
                              									schließt sich ein wassergekühlter Schrägrost an, an dessen Fuß sich noch eine
                              									wagerechte Lage von Planroststäben befindet. Unter diesen wird Wasser verdunstet,
                              									das eine Lockerung der Schlacke bewirkt. Mit diesem Rost von 16,4 qm Fläche ist ein
                              									Wasserröhrenkessel von 400 qm wasserberührter Heizfläche verbunden, der mit
                              									Vorwärmer und Saugzug versehen ist. Ein nach 2000 Betriebsstunden ausgeführter
                              									Leistungsversuch ergab einen Gesamtwirkungsgrad von 82,6 v. H., eine Verdampfziffer
                              									von 4,2, einen mittleren Dampfdruck von 11,8 at und eine mittlere
                              									Heißdampftemperatur an der Entnahmestelle von 351° C. Die Leistung des Kessels auf 1
                              									qm Heizfläche betrug während des Versuchs im Mittel 23,44 kg/h, könnte später aber
                              									leicht auf 38 kg/h gesteigert werden. Für die Ueberwindung vorübergehender
                              									Schwierigkeiten sind zwei Oelbrenner vorgesehen. (Ztschr. V. Dt. Ing. 1923, S.
                              									262–263.)
                           Sander.
                           Die Tieftemperaturverkokung im geneigten Drehofen. Ueber
                              									Einrichtung und Betrieb der von der Firma Fellner & Ziegler auf dem Hochofenwerk
                              									der Gelsenkirchener Bergwerk – A.-G. errichteten Drehofenanlage macht A. Thau ausführliche Mitteilungen. Der Ofen besteht aus
                              									einem mit 5 v. H. Neigung verlegten, ganz glatten Blechzylinder von 20 m Länge und 2,5 m
                              									Durchmesser, der aus 18 mm starkem Stahlblech zusammengenietet ist. Die beiden Enden
                              									des Zylinders ruhen auf Rollen, am oberen Ende ist ein schwerer Zahnkranz
                              									angebracht, der mit einem doppelten, elektrisch angetriebenen Vorgelege in Eingriff
                              									steht. Der Hauptantriebmotor hat 40 PS. Die Trommel macht in 3,4 Min. eine Umdrehung
                              									und vermag in 24 Stunden etwa 50 t Förderkohle durchzusetzen. Die Trommel ist von 6
                              									rechtwinkelig zur Trommelachse liegenden Kammern umbaut, von denen 5 von der einen
                              									Seite durch Gichtgasbrenner beheizt werden, während die dem unteren Trommelende
                              									zunächst liegende Kammer nicht beheizt wird und durch einen Fuchs mit dem
                              									Schornstein in Verbindung steht. Jede Kammer ist unterhalb der Trommel durch ein
                              									Gewölbe in zwei Abteilungen geteilt, so daß der Trommelmantel mit der Flamme nicht
                              									in unmittelbare Berührung kommen kann. Die heißen Verbrennungsgase werden
                              									spiralförmig um die Trommel herumgeführt und durch Verbindungskanäle jeweils in die
                              									nächste Kammer geleitet, wodurch eine fast gleichmäßige Erhitzung der Beschickung
                              									auf 500 Grad in der ganzen Länge der Trommel erzielt wird. Die auf 25 mm Stückgröße
                              									gebrochene Kohle wird durch ein Becherwerk in einen 20 t fassenden Hochbehälter
                              									gefördert, an den sich die Aufgabevorrichtung anschließt. Die Kohlensäule dient
                              									zugleich als Gasabschluß des oberen Trommelendes, während das untere Trommelende
                              									mittels einer Labyrinthdichtung in einen feststehenden Gußeisenkopf hineinragt, der
                              									auf der Austragvorrichtung für den Halbkoks ruht.
                           Der Halbkoks entfällt zur Hälfte als Staub, zur Hälfte als kugelförmige oder formlose
                              									Stücke von geringer Festigkeit; er eignet sich daher vornehmlich zum Betrieb von
                              									Staubfeuerungen. Eine am oberen Ende der Trommel eingebaute, hin- und herbewegliche
                              									Welle von 7 m Länge, die mit fast bis an die Trommelwandung reichenden
                              									Winkeleisenarmen versehen ist, bezweckt die Bildung größerer, zusammenhängender
                              									Koksstücke bei Verarbeitung backender Kohle zu verhindern.
                           Das Schwelgas wird am unteren Trommelkopf durch zwei Tellerventile abgeleitet und zu
                              									zwei Staubabschneidern geführt, die abwechselnd in Betrieb sind. In diesen scheidet
                              									sich infolge Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit der Staub zusammen mit etwas
                              									Dickteer aus; er wird unter Wasserverschluß entfernt. Das Gas strömt weiter in eine
                              									kleine Sammelvorlage, aus dieser in einen Luftkühler und hierauf in einen
                              									Schleuderwascher, in dem der Urteer restlos ausgeschieden wird. Hierauf wird in
                              									einem Wasserkühler der im Gas enthaltene Wasserdampf niedergeschlagen und dann das
                              									Gas mittels eines Dreiflügelsaugers durch zwei hintereinandergeschaltete Waschtürme
                              									gedrückt, die mit Teeröl berieselt werden zwecks Auswaschung der dampfförmigen
                              									Kohlenwasserstoffe aus dem Gas. Hierdurch wird der untere Heizwert des Schwelgases
                              									von 6735 auf 6617 WE/cbm vermindert. Das Gas dient zur Beheizung einer
                              									Erzsinteranlage bzw. eines Roheisenmischers.
                           Zur Trennung des Urteers vom Schwelwasser wird das Gemisch in einer kleinen Blase mit
                              									indirektem Dampf erhitzt, wobei mit dem Wasser auch ein Teil der im Teer enthaltenen
                              									Benzine entweicht, die in einer Vorlage aufgefangen werden. Der Teer läuft aus der
                              									Blase in praktisch wasserfreiem Zustand ununterbrochen ab, sein Staubgehalt beträgt
                              									noch 3,5 v. H. Die Benzingewinnung aus dem Schwelgas stimmt vollkommen mit der in
                              									Kokereien allgemein üblichen Benzolgewinnung überein. Sowohl das aus dem Gas
                              									wie das aus dem Teer bei der Entwässerung gewonnene Benzin wird nochmals destilliert
                              									und in bestimmte Fraktionen zerlegt, wobei Waschöl sowie aus letzterem stammendes
                              									Naphthalin als Rückstand übrigbleiben. Das Benzin wird aus einer Destillierblase mit
                              									aufgesetzter Kolonne und Dephlegmator zunächst mit indirektem Dampf und gegen Ende
                              									auch mit direktem Dampf destilliert; die den Dephlegmator verlassenden Dämpfe werden
                              									in einem Wasserkühler verdichtet und einem Scheidegefäß zugeführt, aus dem das
                              									Benzin in mehrere Lagerbehälter abläuft.
                           Die Ausbeute an Schwelerzeugnissen bei der Verarbeitung von Gasflammförderkohle der
                              									Zeche Fürst Hardenberg stellt sich bei einem täglichen Durchsatz von 54 t wie
                              									folgt:
                           Halbkoks: 41,6 t = 77,04 v. HL,
                           Schwelgas: 5945 cbm = 110 cbm t,
                           Urteer: 3,74 t = 6,46 v. H.,
                           Dickteer: 0,425 t = 0,78 v. H.,
                           Benzin: 0,853 t = 1,58 v. H.
                           Die genante Benzinausbeute bezieht sich sowohl auf die aus dem
                              									Gas ausgewaschene Menge als auch auf die bei der Entwässerung des Teers erhaltene
                              									Menge. Das Haupterzeugnis der Anlage, der Halbkoks, der noch rd. 10 v. H. flüchtige
                              									Bestandteile enthält, wird vermählen und in einer Staubfeuerung verbrannt, der vom
                              									Feinkoks abgesiebte Grobkoks kann auch sehr gut in Generatoren vergast werden,
                              									ebenso hatten Brikettierversuche ein günstiges Ergebnis. (Glückauf 1923, Heft 2 und
                              									3.)
                           Sander.
                           Härteofen. Unser ganzes Wirtschaftsleben wird von der
                              									herrschenden Brennstoffnot beeinflußt. Eine rationelle Ausnutzung unserer
                              									Brennstoffvorräte zu erreichen, ist Aufgabe der Wärmewirtschaft in Industrie,
                              									Gewerbe und Haushalt. Bei dem hier beschriebenen Härteofen ist versucht worden,
                              									höchste Wirtschaftlichkeit im Brennstoffverbrauch zu erreichen. Bei den bis jetzt
                              									bekannt gewordenen Glüh- und Einsatzöfen wird nur etwa 50 v. H. der aufgewendeten
                              									Wärmemenge nutzbringend verwertet. Werden bei einem solchen Oefen mehrere Muffeln
                              									von verschiedenem Temperatur-Wärmebedarf vereinigt mit einer zentralen Feuerung, so
                              									können durch angeordnete Schieber Temperaturen von 500–1200° in den einzelnen
                              									Muffeln erhalten werden. Dadurch können zu gleicher Zeit voneinander unabhängige
                              									Wärmebehandlungen vorgenommen werden. Bei einem solchen Ofen sind mit zwei
                              									Feuerungen fünf Arbeitsräume heizbar, so daß sämtliche Feuer- und Härteoperationen
                              									an den verschiedenen Stahlsorten ausgeführt werden können. Es können somit
                              									gleichzeitig Einsatztemperaturen von 800–850°, Härtetemperaturen von 800° und für
                              									das Nachglühen von Chromnickelstahl Temperaturen von 600° erzeugt werden. In den
                              									Arbeitsräumen unmittelbar über den Feuerungen ergeben sich die größten Temperaturen
                              									von etwa 1150°. Schnelldrehstähle und andere Werkzeuge lassen sich in diesen
                              									Arbeitsräumen besonders gut behandeln. Ein solcher Ofen ist aus feuerfestem Material
                              									herzustellen und wird mit Gußplatten und Winkeleisen armiert. Die Einheizdauer für
                              									eine Einsatzwärme von etwa 900° beträft 3 Stunden, wodurch in einer 8stündigen
                              									Arbeitszeit alle Härte-, Glüh- und Einsatzarbeiten ausgeführt werden können. Der
                              									Koksverbrauch beträgt hierbei etwa 350 Grad C. (Motorwagen 1923, S. 374 bis
                              									376.)
                           Wimplinger.
                           Schule und Brennstoffersparnis. Im Preußischen Ministerium
                              									für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung rand eine Konferenz von Oberschulräten und
                              									Regierungs- und
                              									Schulräten statt, in der die Frage erörtert wurde, wie die Schule dazu beitragen
                              									könne, den Sinn für das Haushalten mit Wärme zu wecken und zu verbreiten.
                           Die Besprechungen am Nachmittag wurden durch den Staatssekretär Professor Dr. Becker eröffnet.
                           In den Verhandlungen wurde vom Vertreter des Reichskohlenrats betont, daß der Kampf
                              									um die wirtschaftliche Selbstbehauptung unseres Volkes zu einem wesentlichen Teil
                              									der Kampf um die Kohle sei. Darum muß überall die Erkenntnis Wurzel fassen, daß
                              									Kohle für ein Industrievolk wie das deutsche genau dieselbe Rolle spielt, wie
                              									Brotgetreide und Vieh für die Ackerbauvölker der Vergangenheit. Wer uns die Kohle
                              									nimmt, nimmt uns das Brot. Unsere großen Städte, der Menschenreichtum unseres
                              									Landes, sie beruhen auf der Kraft der Kohle, die Lebensmittel aus weiter Ferne
                              									billig heranzuschaffen, die mit Dampf und Strom, d.h. die mit Kohle erzeugten
                              									Fabrikate auf weit entfernten Märkten billig feilzubieten.
                           Kohle sollte uns als Grundlage unseres Daseins heilig sein, wie das Brot. Ihre
                              									Verschwendung ist Sünde, mit ihr Haus zu halten ist oberstes Gebot! Wer dem Bergbau
                              									zuruft, mehr Kohle zu schaffen, ist auch verpflichtet, weniger Kohle zu
                              									verbrauchen.
                           Wir sind heute um ein Drittel ärmer an Kohle als vor dem Kriege. Was an der Ruhr
                              									geschieht, wird uns noch viel ärmer machen. Diesen Verlust gilt es wettzumachen
                              									durch geringeren Verbrauch an Kohle, das heißt an Wärme.
                           Wer ein Zündholz achtlos vergeudet, – wer Leitungswasser nutzlos rinnen läßt, das
                              									durch kostbare Wärmeenergie in die Wohnung hinein gepumpt wurde –, wer die Wärme
                              									seines zentralgeheizten Zimmers durch Oeffnen des Fensters, statt durch Regulieren
                              									des Ventils herabsetzt, – der versündigt sich an einem der kostbarsten Güter, die
                              									wir besitzen, an der Wärme. Der Verwaltungsbeamte, der seine Gebäudeheizungen nicht
                              									heiztechnisch überwachen läßt, – der Fabrikdirektor, der die Abfallwärme seiner
                              									Maschinen in die Luft sendet, statt sie zu nutzen, – der Heizer, der den Zug seines
                              									Ofens nicht richtig regelt, – der Maschinist, der die wärmeübertragenden Flächen
                              									seiner Maschinen nicht sauber genug hält, – der Mieterausschuß, der die
                              									Zentralheizungskessel von Kesselstein und Ruß zu säubern verabsäumt, – der Hauswirt,
                              									der die Oefen und Herde verfallen läßt, bis sie Falschluft einsaugen, – die
                              									Hausfrau, die mit weitgeöffnetem Zugschieber den Schornstein heizt, statt ihre
                              									Herdplatte, – sie alle tragen bei zum Elend unseres Vaterlandes.
                           Die künftigen Hausfrauen, die künftigen Heizer, die künftigen Werksleiter,
                              									Verwaltungsbeamten, Parlamentsmitglieder, – sie alle, denen dies kostbare Gut: die
                              									Wärme, die Kohle anvertraut sein wird, sind heute Schüler und Schülerinnen. Lehrern
                              									und Lehrerinnen liegt es ob, den Sinn für das Haushalten mit Brennstoffen in die
                              									empfängliche Seele des Kindes zu pflanzen, seinen Geist dafür zu schulen.
                           Der Geschichtsunterricht kann auf den Einfluß der Kohle auf die Geschicke der Völker
                              									hinweisen; in der Erdkunde sind Lage und Entstehung der Städte, Bevölkerungsdichte,
                              									Ausbildung der Verkehrswege in ihrer Abhängigkeit von der Kohle zu schildern; beim
                              									Rechnen können die Preßkohle und der Heizwert, die ungeheure Multiplikation kleiner
                              									Ersparnisse im Einzelhaushalt für unser ganzes Volk, zu Aufgaben benutzt werden; der
                              									deutsche Aufsatz kann sich mit dem Weg der Kohle vom Bergwerk zum Herd, mit dem Weg
                              									der Wärme vom Rost zum Mahle, zur Zimmerheizung beschäftigen; Bilder aus dem
                              									Reich der Kohle und der Wärme können im deutschen Lesebuch ihren Platz finden, und
                              									vollends der Unterricht in den Naturwissenschaften kann die willkommene und dringend
                              									notwendige Brücke vom abstrakten Naturgesetz zur Anwendung in Haus und Werkstatt
                              									schlagen! –
                           Die preußische Unterrichtsverwaltung legt größten Wert auf die Verbreitung des
                              									Verständnisses dieser Zusammenhänge bei Lehrern und Schülern. Sie wird durch
                              									entsprechende Maßnahmen, insbesondere zunächst durch planmäßige Schulung der
                              									Lehrkräfte, diesem Ziel zustreben. Alle Lehrkräfte werden zu einmütigem
                              									Zusammenwirken auf diesem Wege in den Schulen und in ihren Vereinen aufgerufen, zum
                              									besten unseres schwer heimgesuchten Volkes!
                           Normung der Gewindesysteme. Die Normung der Gewinde hat
                              									die Ingenieure schon lange Zeit beschäftigt, denn die mit Gewinde versehenen
                              									Schrauben und Muttern gehören zu den wichtigsten Konstruktionselementen, mit denen
                              									die Technik arbeitet. Schon 1841 stellte der Engländer Whitworth das weltbekannte
                              									Whitworth-Gewinde auf und schuf so unbewußt die ersten Gewindenormen. Mag auch das
                              									Whitworth-System noch so zweckmäßig und gut durchdacht sein, so konnte es doch nicht
                              									alle Bedürfnisse befriedigen und die Technik war genötigt, sich weitere Gewinde zu
                              									schaffen, besonders auch Gewinde, die nicht – wie das Whitworth-Gewinde – an das
                              									englische Zollmaßsystem gebunden waren. Unter diesen ist besonders das auf dem
                              									Züricher Kongreß 1898 aufgestellte metrische oder SJ-Gewinde für die Gewindenormung
                              									bedeutungsvoll gewesen. Die damals gehegten Hoffnungen, daß das SJ-Gewinde bald das
                              									vielfach gewünschte Einheitsgewinde würde, erwiesen sich leider als trügerisch, denn
                              									eine Umfrage in der deutschen Industrie im Jahre 1912 ergab, daß 70 % der befragten
                              									Firmen Whitworth-Gewinde, 14 % SJ-Gewinde und der Rest sogenannte wilde Gewinde
                              									verwendeten. Diese Zersplitterung machte sich im Kriege ganz besonders störend
                              									bemerkbar, als es galt, die Werkstätten schnell auf die Bearbeitung von Heeresbedarf
                              									umzustellen. Um die Arbeiten möglichst zu beschleunigen, wurde 1918 der schon 1911
                              									gegründete Gewindeausschuß in den damals eben geschaffenen Normenausschuß der
                              									deutschen Industrie übergeleitet. Seit 1918 haben nun die Arbeiten des
                              									Gewindeausschusses unter der geschickten Führung des Herrn Prof. Schlesinger als Obmann glänzende Fortschritte gemacht und
                              									sind jetzt im großen und ganzen abgeschlossen.
                           Gerade zu diesem Zeitpunkte ist es ganz besonders interessant zu erfahren, wie es auf
                              									dem Gebiete der Gewinde aussah und was uns die Gewindenormung gebracht hat. Hierüber
                              									berichtet Herr Prof. Schlesinger in kurzer aber umfassender Form in dem vom
                              									Normenausschuß der Deutschen Industrie-Anschrift: Dinorm Berlin NW 7, Sommerstraße
                              									4a – herausgegebenen Dinbuch 2 „Die Normung der Gewindesysteme“.
                           Ein Einheitsgewinde läßt sich in Deutschland im Hinblick auf die wirtschaftlichen
                              									Verhältnisse auch heute noch nicht schaffen. Einerseits würde die Umstellung z.B.
                              									auf das metrische Gewinde als Einheitsgewinde mit recht wesentlichen Kosten
                              									verknüpft sein und andererseits muß die deutsche Industrie beim Exportgeschäft
                              									darauf Rücksicht nehmen, daß das Whitworth-Gewinde zurzeit noch den Weltmarkt
                              									beherrscht. Daher müssen das Whitworth- und das metrische System nebeneinander
                              									bestehen bleiben. Beide Arten haben je ein Befestigungsgewinde und mehrere
                              									Feingewindereihen, zu denen beim Whitworth-System noch das Rohrgewinde (Gasgewinde)
                              									hinzutritt. Die Befestigungsgewinde waren durch das Original-Withworth-Gewinde und
                              									durch das SJ-Gewinde im wesentlichen bestimmt. Bei dem Feingewinde dagegen galt es,
                              									zwischen den zahlreichen möglichen Kombinationen von Steigung und Durchmesser einige
                              									wenige (3 Whitworth und 3 metrisch) so herauszufinden, daß die Wünsche aller
                              									Industriezweige erfüllt wurden. Außerdem ist auch noch auf die vom NDI festgelegten
                              									Paßdurchmesser zwecks Werkstoffersparnis, namentlich bei Wellen mit mehreren
                              									Gewinden, Rücksicht genommen worden.
                           Die Gasflaschengewinde mußten genormt werden, weil besonders im Kriege durch
                              									Unbedachtsamkeit Verwechslungen der Anschlüsse häufig vorkamen, die oft unheilvolle
                              									Folgen hatten. Hier war also in erster Linie die Unmöglichkeit der Verwechslung der
                              									für jede Gruppe von Gasen charakteristischen Anschlüsse miteinander maßgebend.
                           Für die Normung der Trapezgewinde sprach hauptsächlich die Tatsache, daß
                              									Trapezgewinde sich im Gegensatz zu den Rechteckgewinden fräsen lassen. Durch die
                              									Aufstellung eines groben, mittleren und feinen Trapezgewindes dürften alle
                              									praktischen Erfordernisse erfaßt sein.
                           Für einseitig wirkende hohe Drücke wurden die Sägengewinde geschaffen, bei denen die
                              									nichttragende Flanke einen Winkel von 30'' gegen die Senkrechte zur Gewindeachse
                              									hat, während die tragende Flanke um 3'' nach der anderen Richtung geneigt ist, um
                              									das Fräsen zu ermöglichen. Auch hier sind 3 Reihen aufgestellt.
                           Ein Rundgewinde mußte für die Zwecke der Armaturenindustrie und der Feuerwehr
                              									festgelegt werden, weil dort die Gewinde vielfach Verunreinigungen durch Sand und
                              									Ablagerungen ausgesetzt sind. Leider ließ sich das Kupplungsgewinde der Eisenbahn
                              									nicht dem Rundgewinde eingliedern, da es eine feste Steigung von 7 mm hat, während
                              									für die Rundgewinde bei metrischem Durchmesser zöllige Steigungen vorgesehen
                              									sind.
                           Ferner sind die Sondergewinde der Elektrotechnik für Glühlampen,
                              									Installationsmaterial, Schutzgläser und Porzellan zu erwähnen. Hier wird die Normung
                              									sich mit der eindeutigen Festlegung des Vorhandenen begnügen müssen, denn die
                              									Austauschbarkeit mit den Unmengen des schon vorhandenen Materials muß unbedingt
                              									gewahrt bleiben. Namentlich bei den Glühlampen besteht praktisch schon seit Jahren
                              									eine internationale Gewindenormung, denn das Edison-Fassungsgewinde ist über die
                              									ganze Welt verbreitet.
                           Auch das Kühlergewinde der Automobilindustrie ist ein Sondergewinde, das sich von
                              									selbst innerhalb eines Industriezweiges entwickelt hat und als gegebene Tatsache zu
                              									betrachten ist.
                           Recht interessant ist die Frage der Gewindetoleranzen. Wie bei vielen anderen
                              									Erzeugnissen, muß auch bei der Abnahme der Schrauben der Käufer die Möglichkeit
                              									haben, an Hand von Lehren die Gewinde der Schrauben auf Maßhaltigkeit zu prüfen. Die
                              									Grundlage für diese Prüfung sind die Geschwindetoleranzen, eine Aufgabe, deren
                              									Schwierigkeit schon daraus hervorgeht, daß man es beim Gewinde mit nicht weniger als
                              									7 verschiedenen Größen zu tun hat, die sich teilweise untereinander noch
                              									beeinflussen. Nur durch Messungen an ausgeführten Schrauben und Muttern war es
                              									möglich, Anhaltspunkte für die Größen der Gewindetoleranzen zu finden, wobei 3
                              									Genauigkeitsgruppen unterschieden werden, nämlich feine Schrauben, mittlere
                              									Schrauben und grobe Schrauben. Aber nicht nur die Herstellungsgenauigkeit der
                              									Schrauben und Muttern war zu berücksichtigen, sondern auch die Toleranzen, die man
                              									notwendigerweise für das gewalzte und gezogene Schraubeneisen zugestehen muß, wenn
                              									man das Gewinde zwecks wirtschaftlicher Fertigung ohne Nacharbeit auf das
                              									Schraubeneisen schneiden will. Das Verdienst, die Tolerierung der Gewinde
                              									durchgeführt zu haben, fällt außer Herrn Prof. Schlesinger Herrn Prof. Dr. Berndt
                              									zu, der nicht nur die umfangreichen Messungen an Schrauben durchgeführt, sondern
                              									auch die auf Grund dieser Messungen als zweckmäßig erkannten Toleranzen, unter
                              									Berücksichtigung der Herstellungs- und Werkstoffschwierigkeiten, aufgestellt
                              									hat.
                           Mit der Normung der Gewindetoleranzen, die übrigens mit den entsprechenden
                              									ausländischen Arbeiten recht gut übereinstimmen, ist der Schlußstein zur Normung der
                              									Gewinde in Deutschland gelegt, eine Arbeit, deren Früchte Industrie und Handwerk
                              									nunmehr ernten können und die hoffentlich mit dazu beiträgt, noch wirtschaftlicher
                              									zu arbeiten, als wir es bisher konnten und notwendig hatten.
                           Motorpflüge. Mit einem Motorpflug der Maschinenfabrik
                              									Augsburg-Nürnberg von 25 PS und einem Stock-Motorpflug 25/30 PS wurden im Sommer
                              									1922 Pflugversuche ausgeführt. Beim Schalen leistete der MAN-Pflug 0,475 ha/st, der
                              									Stockpflug 0,41 ha/st. Beim Saatpflügen ergab bei 20 cm Arbeitstiefe der MAN-Pflug
                              									0,354 ha/st, bei einem Brennstoffverbrauch von 15,9 kg/ha, der Stockpflug dagegen
                              									0,338 ha/st, bei einem Brennstoffverbrauch von 14,6 kg/ha. Der gute Wirkungsgrad der
                              									beiden geprüften Kleinpflüge kommt im niedrigen Brennstoffverbrauch zum Ausdruck.
                              									Gewöhnlich rechnet man bei großen Motorpflügen mit 28 kg/ha Brennstoffverbrauch. Bei
                              									großen Motorpflügen von etwa 50 PS rechnet man für je 30 PS eine Tagesleistung von
                              									10 Morgen – 2,5 ha bei neunstündiger Arbeitszeit. Dies entspricht einer
                              									Flächenleistung von 0,46 ha/st, beim 50pferdigen Motorpflug und einer spezifischen
                              									Flächenarbeit von 92 qm für 1 PS/st. Die hier geprüften Kleinpflüge hatten dagegen
                              									eine spezifische Flächenleistung von 135-142 qm für 1 PS/st.
                           Jeder der beiden geprüften Pflüge war mit zwei Gängen ausgerüstet, die sich ohne
                              									jeden Zeitverlust umschalten lassen. Die Steigungen betrugen 16–30 v. H. Die
                              									folgende Tabelle zeigt die Ergebnisse, die mit den Probepflügen im Vergleich zum
                              									Großpflug erreicht wurden.
                           
                              
                                 
                                 Motor-stärkePS
                                 Gewicht
                                 Flächen-leistung
                                 Brennstoff-verbrauch
                                 
                              
                                 kg
                                 kg/Ps
                                 ha/st
                                 qm/PSst
                                 kg/ha
                                 kg/st
                                 g/PSst
                                 
                              
                                 
                                    Großpflug
                                    
                                 50
                                 6000
                                 120
                                 0,46
                                   92
                                 28
                                 12,9
                                 258
                                 
                              
                                 
                                    Kleinpflug
                                    
                                 MANStock
                                 2525
                                 20002300
                                   80  92
                                 0,3540,338
                                 142135
                                 15,914,6
                                   5,6  4,9
                                 224196
                                 
                              
                           (Der Motorwagen, 1923; S. 371–374.)
                           Wimplinger.
                           Das Technische Museum für Industrie und Gewerbe in Wien.
                              									Angesichts der in gutem Fortschreiten begriffenen Fertigstellungsarbeiten an dem
                              									Deutschen Museum in München ist es interessant, den Blick auf ein ähnliches Museum
                              									zu werfen, das in Wien besteht und dessen Einrichtung, speziell der
                              									elektrotechnische Teil, in Heft 27 Jahrg. 41 der Zeitschrift „Elektrotechnik und
                                 										Maschinenbau Wien“ geschildert wird. Der systematische Aufbau ist dem des
                              									Deutschen Museums ähnlich. Ausgehend von den „Grundwissenschaften der
                                 										Technik“, Physik und Chemie, gliedern sich die 30 einzelnen Gruppen,
                              									Elektrotechnik, Maschinenbau, Bauwesen, Verkehrswesen u.a. Bei der großen Bedeutung,
                              									die die Elektrotechnik für das kohlenarme, aber an Wasserkräften reiche Oesterreich
                              									hat, tritt diese Abteilung besonders hervor. Aus den allerersten Tagen der
                              									Elektrotechnik stammt eine magnetelektrische Alliance-Maschine, die von der
                              									österreichischen Heeresverwaltung für einen Leuchtturm-Scheinwerfer aufgestellt war.
                              									Sie besteht aus 6 feststehenden Kränzen von permanenten Stahlmagneten, an deren
                              									Polen Drehspulen mit Weicheisenkernen mittels einer Lokomobile von 2 bis 3 PS
                              									vorbeigeführt werden. Nachdem Werner v. Siemens 1867 das dynamoelektrische Prinzip
                              									eingeführt hatte, gelang der Bau größerer Maschineneinheiten. Interessant ist eine
                              									Maschine von Gramme aus dem Jahre 1872 mit zwei Ringankern sowie mehrere Maschinen
                              									von Siemens & Halske mit Trommelankern nach Hefner – Alteneck. Auf einem ganz
                              									eigenartigen Prinzip beruht eine Maschine, die von Kravogel im Jahre 1867
                              									konstruiert und im Original vorhanden ist. Auf einer drehbaren Scheibe ist ein
                              									Randwulst angebracht, in den Solenoide eingebaut sind; diese werden über einen
                              									Kollektor nur auf der einen Seite des Motors mit Strom gespeist, während die Spulen
                              									der anderen Motorseite stromlos sind. Innerhalb der Spulen ist ein segmentförmig
                              									gebogener Weicheisenkern auf Rollen leicht beweglich angeordnet; er umfaßt etwa ein
                              									Drittel des Radumfanges. Die stromdurchflossenen Spulen ziehen diesen Kern seitlich
                              									in die Höhe und durch die gegenseitige Wirkung von Schwerkraft und Magnetismus gerät
                              									die Scheibe in Drehung. Professor Pfaundler in Innsbruck hat später diesen Motor als
                              									Dynamomaschine verwendet und damit einen völlig stetigen Gleichstrom erzielt. Die
                              									weiteren Entwicklungsstufen der elektrischen Maschinen bis zu einer modernen
                              									450-PS-Darnpfturbine mit Turbogenerator sind teils in Originalen, teils in Modellen
                              									im Museum vertreten. In dem Raum für Kabeltechnik, wo der ganze Verlauf der
                              									Herstellung, Verlegung und Anwendung der Kabel gezeigt wird, ist besonders ein
                              									eigner für das Museum entworfener Beobachtungsapparat mit wandelnden Lichtbildern
                              									über das Ueberlandwerk Ebenfurth der Gemeinde Wien bemerkenswert. In der
                              									Abteilung für Schwachstromtechnik ist das Originaltelephon von Philipp Reis
                              									vorhanden neben den modernsten Apparaten der Gegenwart, in der Gruppe
                              										„Grundwissenschaften“ erweckt der Originalapparat der Frau
                              									Slodowska-Curie zum Nachweis der Wirkung des Radiums besondere Aufmerksamkeit. Die
                              									Eisenbahnabteilung zeigt Einzelteile sowie betriebsfähige Modelle der ersten
                              									österreichischen elektrischen Bahn von Siemens & Halske aus dem Jahre 1885 sowie
                              									einer modernen elektr. Straßenbahn, daneben auch die elektrischen Signal- und
                              									Sicherungseinrichtungen. Die Entwicklung der Akkumulatoren, die Galvanotechnik,
                              									Stickstoffgewinnung aus der Luft, Meßinstrumente, Elektro-Oefen, die moderne
                              									Hochfrequenztechnik und all die unendlichen Anwendungsgebiete der Elektrizität sind
                              									durch Originale, Modelle und Abbildungen dargestellt und es würde zu weit führen,
                              									wollte man sie einzeln aufzählen. So stellt das Technische Museum für Industrie und
                              									Gewerbe in Wien eine Einrichtung dar, die geeignet ist, durch Weckung des Interesses
                              									am technischen Fortschritt die Bedeutung der Technik für Oesterreichs Wiederaufbau
                              									hervorzuheben.
                           Die Geschichte dieses Museums gibt ein bezeichnendes Bild der österreichischen
                              									Entwicklung. Als vor 50 Jahren Wilhelm Exner die Schaffung eines technischen Museums
                              									anregte, fand er kein Verständnis für seine Pläne, denn Oesterreich war damals noch
                              									überwiegend Agrarstaat. Ein von ihm eingerichtetes „Museum der österreichischen
                                 										Arbeit“ blieb klein und wenig bekannt. Erst im Jahre 1906 konnte der
                              									Elektrotechnische Verein in Wien einen festen Plan für ein Technisches Museum fassen
                              									und die Unterstützung der Regierung erwirken. Nach Ueberwindung mannigfacher
                              									Schwierigkeiten wurde 1909 der Grundstein des Gebäudes gegenüber dem Schloß
                              									Schönbrunn gelegt, im Jahre 1913 war der monumentale Bau vollendet; die Schaffung
                              									der Inneneinrichtung zog sich bis in die Kriegszeit hinein. Der unglückliche Ausgang
                              									des Krieges brachte das Museum in große Schwierigkeiten, nicht zum wenigsten
                              									Finanzschwierigkeiten, und es war zu begrüßen, daß am 1. Januar 1922 der
                              									österreichische Staat das Museum übernommen hat. Dadurch ist es möglich, die
                              									Sammlungen wieder den meisten technischen Fortschritten anzupassen, denn nur dann
                              									kann ein Technisches Museum seinen Zweck erfüllen.
                           Parey.