| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 21 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Einmann-Straßenbahnwagen. Die allgemeine
                              									Wirtschaftslage in Deutschland hat von allen Unternehmungen wohl am meisten die
                              									Straßenbahnen in Mitleidenschaft gezogen. Die Preise der Industrieerzeugnisse haben
                              									sich durch rasch anpassungsfähige Berechnung mit Multiplikatoren in letzter Zeit
                              									wohl allgemein auf Weltmarktpreishöhe, teilweise sogar etwas darüber gehalten,
                              									während die Fahrpreise der Verkehrsunternehmungen mit der Markentwertung gleichen
                              									Schritt halten weder können noch dürfen. Denn die breite Masse der Fahrgäste bleibt
                              									mit ihren Einnahmen ebenfalls hinter der Valutabewegung zurück und verliert somit an
                              									Zahlungsfähigkeit. Dem müssen die Verkehrsverwaltungen Rechnung tragen, wenn sie
                              									nicht die schon sehr fühlbare Abwanderung von Fahrgästen noch vergrößern wollen.
                              									Wohl in allen deutschen Städten leiden deshalb die Straßenbahnen an einem
                              									Mißverhältnis zwischen den riesigen meist wertbeständig zu leistenden Ausgaben und
                              									den fast täglich geringer werdenden Einnahmen, die noch dazu durch die rapide
                              									Markverschlechterung beinahe von Stunde zu Stunde entwertet werden. Eine
                              									vollständige Abhilfe ist bei der gegenwärtigen Lage wohl ausgeschlossen, Besserung
                              									dieses unhaltbaren Zustandes muß aber angestrebt werden, wenn nicht eine
                              									vollständige Katastrophe der Straßenbahnen eintreten soll. Das Radikalmittel einer
                              									Betriebsstillegung, das die Ausgaben auf die Verzinsung und Tilgung des Kapitals
                              									sowie auf die notwendigsten Instandhaltungsarbeiten des Betriebsmaterials
                              									beschränkt, ist nur bei kleinen Städten möglich; Großstädte können ohne Straßenbahn
                              									nicht auskommen. Um nun bei aufrecht erhaltenem Betrieb die Ausgaben möglichst zu
                              									verringern, ist häufig das Mittel angewendet worden, die Züge in großen
                              									Zeitabständen bis zu 30 Minuten fahren zu lassen. Das hat sich aber als sehr
                              									unzweckmäßig erwiesen, denn wenn das Publikum so lange auf einen Wagen warten muß,
                              									verzichtet es häufig ganz auf die Fahrt; das hat sich auf fast allen Strecken mit
                              									großen zeitlichen Fahrtabständen nachweisen lassen. Ein Mittel, den Betrieb bei
                              									möglichst geringen Kosten mit möglichst häufiger Zugfolge durchzuführen, bieten die
                              									Einmann-Straßenbahnwagen. Zwar sind diese bei dem aus Friedenszeiten verwöhnten
                              									deutschen Publikum nicht recht beliebt, aber die Not der Zeit wird ihnen, als einem
                              									wertvollen Hilfsmittel zur Sparsamkeit, den gebührenden Platz verschaffen. Denn in
                              									Amerika, dem Land, wo die größten Ansprüche an schnellen und sicheren Verkehr
                              									gestellt werden müssen, haben sie in letzter Zeit so weitgehend Eingang gefunden,
                              									daß es geboten erscheint, auf die technische Entwicklung dieses Wagentyps und auf
                              									seine Verwendbarkeit im Großstadtbetrieb einen Blick zu werfen. Ich entnehme
                              									Einzelheiten dafür einem Aufsatz des Herrn Baurat Soberski im „Elektr. Betrieb“, Heft 15/1923. Die Veranlassung zu
                              									der gesteigerten Verwendung von Einmann-Wagen gibt die Tatsache, daß nach den
                              									neueren Statistiken die Ausgaben für Löhne zu denen für Gehälter sich wie etwa 2 : 1
                              									verhalten gegen 1 : 1 vor dem Kriege. Da die Ausgaben für Materialien in Deutschland
                              									von vornherein denkbar eingeschränkt sind, bietet also die Ersparnis an Löhnen fast
                              									das einzige Hilfsmittel zur Beschränkung der Ausgaben. Bei Einmann-Wagen kann man
                              									nun damit rechnen, etwa ein Drittel oder mehr an Gehältern zu sparen, wenn durch
                              									Fortfall des: Schaffnerpersonals die Belegschaft verringert wird; dabei ist
                              									berücksichtigt, daß dem stärker in Anspruch genommenen Wagenführer größere
                              									Ruhepausen als die bisher üblichen gewährt werden. Voraussetzung für einen glatten
                              									und sicheren Betrieb ist allerdings, daß die Einmann – Wagen mit entsprechenden
                              									technischen Einrichtungen versehen sind, die ein schnelles Bezahlen des Fahrgeldes,
                              									dadurch rasches Ein- und Aussteigen ermöglichen, sowie das Verlassen der Wagen
                              									während der Fahrt verhindern, in dieser Hinsicht sind namentlich in Amerika ganz
                              									bedeutende Fortschritte gemacht worden, so daß die „one man cars“ häufig als
                              										„safety cars“ bezeichnet werden. Neben der bekannten
                              										„Totmannskurbel“, die den Strom unterbricht und z. T. auch die Bremsen
                              									betätigt, sobald der Wagenführer einen Sicherheits-Druckknopt losläßt, ist vor allem
                              									die Verriegelung der Türen bemerkenswert. Diese erfolgt automatisch bei jeder
                              									Anfahrt durch elektrische oder elektropneumatische Uebertragung und wird beim
                              									Bremsen, auch bei Notbremsung, auf gleiche Weise freigegeben. Das Besteigen und
                              									Verlassen der Wagen erfolgte bisher immer über die vordere Plattform, da das
                              									Fahrgeld beim Einsteigen entrichtet werden mußte. Zu einer weitgehenden Neuerung ist
                              									man jetzt bei den großen Einmann-Wagen der Neuyorker Straßenbahn mit 38 Sitzplätzen
                              									und bei denen der Eastern Massachusetts-Straßenbahn mit sogar 48 Sitzplätzen
                              									gekommen. Bei ersteren Wagen hat man das Prinzip des Zahlens beim Aussteigen
                              									angewendet. Die beiden Plattformen sind mit Drehkreuzen versehen, die das Betreten
                              									des Wagens ohne weiteres, das Verlassen jedoch nur nach Einwurf eines Geldstückes (5
                              									Cts.) in den Schlitz eines Zahlkastens gestatten. Die Zahlkasten tragen
                              									Vergrößerungslinsen, um dem Fahrer das Erkennen der eingeworfenen Geldstücke auch
                              									auf weitere Entfernung zu ermöglichen. Bei Vorzeigen eines Umsteigefahrscheines wird
                              									das Drehkreuz für das Aussteigen vom Führer elektrisch entriegelt. Mit den
                              									Drehkreuzen verbunden ist eine den Totalisatormaschinen ähnliche Zählvorrichtung,
                              									die aus der Zählung der einsteigenden und aussteigenden Fahrgäste die jeweils im
                              									Wagen befindliche Personenzahl feststellt. Bei Erreichung der zulässigen Höchstzahl
                              									schließen sich die Drehkreuze automatisch und werden erst wieder freigegeben, wenn
                              									ein aussteigender Fahrgast Geld eingeworfen hat. Das Schließen und Verriegeln der
                              									Schiebetüren, sowie das Hochklappen der Trittbretter erfolgt durch Druckluft, die
                              									vom Führerstande aus durch Drucktaste elektrisch gesteuert wird. Bei den Wagen der
                              									Eastern-Massachuetts-Straßenbahn ist vor allem die neuartige Anordnung der Sitze zu
                              									beachten. Auf jeder Wagenseite sind eine Längsbank für 12 Personen und 6 Querbänke
                              									für je 2 Personen, und zwar der Länge nach gegeneinander versetzt; dadurch bekommt
                              									der Mittelgang doppelte Breite, wodurch Stehplätze gewonnen werden und ein
                              									schnellerer Wechsel der Fahrgäste ermöglicht wird. Für deutsche Verhältnisse
                              									besonders wichtig sind die Erfolge mit Einmann-Wagen in Arnhem in Holland, wo neben
                              									einigen modernen Wagen amerikan. Systems, vor allem schon vorhandene Wagen mit 18
                              									bis 24 Sitzplätzen ohne größeren Umbau verwendet werden. Bei den kleinen Wagen
                              									erfolgt das Besteigen und Verlassen in der bisher üblichen Art über die
                              									Vorderplattform, bei den größeren das Einsteigen vorn, das Aussteigen hinten, wobei
                              									ein Pantographengitter das Besteigendes Wagens auf der hinteren Plattform
                              									verhindert. Nach anfänglicher Abneigung des Publikums haben sich diese Wagen mit
                              									gutem Erfolg, auch wirtschaftlicher Art, eingeführt. Wenn nun in dem genannten Aufsatz
                              									der Schluß gezogen wird, mit Rücksicht auf die erforderliche Sparsamkeit in
                              									Deutschland reiche es aus, die jeweils nicht benutzten Plattformen zu verschließen,
                              									also Ein- und Aussteigen auf die Vorderplattform zu verlegen, sonst aber keine
                              									größeren Umbauten am Wagen selbst vorzunehmen, außer vielleicht Einbau einer
                              									Totmannskurbel, so kann ich mich dem nur mit Einschränkung anschließen. In kleineren
                              									Städten und auf nur sehr wenig belebten Strecken mag das zwar ein Mittel sein, den
                              									Betrieb überhaupt aufrecht zu erhalten; in Großstädten, wie z.B. Berlin, hat diese
                              									Art des Betriebes jedoch keinen Erfolg gehabt und ist großenteils wieder abgeschafft
                              									worden. Denn eine Straßenbahnfahrt ist heute in Deutschland schon ein derartiger
                              									Luxus geworden, daß man, wenn man überhaupt fährt, schnell befördert werden, nicht
                              									aber auf jeder Halteelle größeren Aufenthalt haben will. Allerdings ist dabei zu
                              									bemerken, daß nicht geringe Schuld auf unsere heutige Papiergeldwirtschaft fällt,
                              									die es unmöglich macht, jederzeit das Fahrgeld abgezählt, am besten in einem Stück,
                              									bereit zu halten. Durch Einführung eines automatischen Münzzahlsystems nach
                              									amerikanischem Vorbild wird zweifellos der Betrieb so erheblich beschleunigt, daß
                              									die Abneigung des Publikums ihre Berechtigung verliert; der Zwang zur Sparsamkeit an
                              									allen Enden wird seinerseits das Nötige dazu tun, unberechtigte Vorurteile zu
                              									beseitigen.
                           Parey.
                           Elektrischer Schiffsantrieb. Während der Tagung der
                              										„Institution of Naval Architects“ im Frühjahr 1923 wurde vom Direktor der
                              									General Elektric Co. ein Vortrag über „Elektrischer Schiffsantrieb“ gehalten.
                              									Der turboelektrische Antrieb wird voraussichtlich für die Zukunft für große
                              									Passagierdampfer in Betracht kommen und die früher vorgeschlagenen mechanischen und
                              									hydraulischen Zwischengetriebe vollkommen ersetzen. Zunächst hat man mit dieser
                              									Antriebsart bei amerikanischen Kriegsschiffen gute Erfahrungen gemacht. Bei einem
                              									kleinen Kreuzer mit 12000 WPS und 32 Kn. Geschwindigkeit würde die elektrische
                              									Kraftübertragung etwa 4,5 kg je PS mehr Maschinengewicht ergeben, als eine
                              									Zahnradübersetzung. Dementsprechend brauchen aber von den vier vorhandenen
                              									Generatoren bei 19–29 Kn. Fahrt nur 1–3 Generatoren in Betrieb sein, so daß der
                              									spez. Dampfverbrauch nahezu konstant bleibt. Der Wirkungsgrad der elektrischen
                              									Uebertragung könnte bei 19 Kn. Fahrt fast noch ebenso groß sein, wie bei
                              									Volleistung. Beim Turbozahnradgetriebe müssen dagegen bei 19 Kn. Fahrt alle Turbinen
                              									mit halber Drehzahl und ⅛ Belastung laufen, wodurch ein ungünstiger Wirkungsgrad
                              									entsteht. Es ergibt sich hierbei eine Dampfverbrauchszunahme von 52 v. H., eine
                              									Verkleinerung des mechanischen Wirkungsgrades des Zahnradgetriebes um 3 v. H. und 25
                              									v. H. Verschlechterung des Wirkungsgrades der Hilfsmaschinen. Der elektrische
                              									Schiffsantrieb verbraucht bei 19 Kn. 0,38 kg Heizöl, ein Schiff mit
                              									Turbozahnradgetriebe dagegen 0,57 kg für 1 PS/std. Der Gewichtsunterschied zwischen
                              									beiden Maschinenanlagen ist 535 t, der bei einer Fahrt von 3600 Seem. durch den
                              									geringeren Heizölverbrauch ausgeglichen wird. Das japanische Oeltankschiff
                              										„Kama“ mit 9000 PS besitzt einen turboelektrischen Antrieb und die
                              									Versuchsfahrten haben damit sehr befriedigt. Es sind zwei Generatoren mit je 9500 KW
                              									Leistung. Pas Gesamtgewicht der Maschinenanlage ist 4100 t oder 16,74 kg je WPS.
                              									(Schiffbau, 24.11.23, S. 45–46.)
                           W.
                           Die Bedeutung der Urverkokung für die englische
                                 										Volkswirtschaft. Diesen Gegenstand behandelt D. Brownlie in der Zeitschrift „Engineering“ in einem ausführlichen
                              									Aufsatz, der auch für deutsche Leser von hohem Interesse ist. Als die beiden
                              									wichtigsten Aufgaben für die Zukunft Großbritanniens bezeichnet Brownlie einmal die
                              									sparsame Brennstoffwirtschaft und sodann die Förderung der heimischen
                              									Landwirtschaft. Die Urverkokung würde eine jährliche Ersparnis von 75 Mill. t Kohle
                              									ermöglichen und zugleich die Rauchplage beseitigen. Weiter würde hierdurch erreicht,
                              									daß im eigenen Lande Motorentreibmittel, Diesel- und Heizöle und wahrscheinlich auch
                              									Schmieröle in genügender Menge gewonnen würden, um vom Ausland unabhängig zu werden,
                              									und schließlich Ammoniumsulfat in so reichlicher Menge, daß die heimische
                              									Landwirtschaft zu einer hohen Entwicklung gebracht werden und die Salpetereinfuhr
                              									wegfallen könnte.
                           Die in der Anlage der Low-Temperature Carbonisation Ltd. in Barugh bei Barnsley
                              									erhaltenen Ausbeuten im Vergleich zu den in Kokereien und Gaswerken erzielten
                              									Ausbeuten an Gas, Koks, Teer und Ammoniak je Tonne Kohle zeigt folgende Zahlentafel,
                              									wobei natürlich je nach der Kohlensorte und der Bauart der Entgasungsöfen wechselnde
                              									Mengen erhalten werden. Es ist jedoch darauf hinzuweisen, daß das Coalite-Verfahren
                              									für alle englischen Kohlen brauch * bar ist und daß selbst Kohle mit bis zu 70 v. H.
                              									feinem, nicht backenden Kohlenklein, das praktisch ein Abfallprodukt der Zechen ist,
                              									dabei nutzbar gemacht werden kann.
                           
                              
                                 
                                 Urverkokung
                                 Hochtemperaturverkokung
                                 
                              
                                 Gaswerke
                                 Kokereien
                                 
                              
                                 Temperatur
                                 540° C.
                                 ca. 1000° C.
                                 ca 1000° C.
                                 
                              
                                 Destillations-       rückstand
                                 736 kg rauchlos    brennenderHalbkoks mit9–10 v.H.
                                    											fluch-tigen Bestandtl.
                                 686 kg weicherKoks mit 1 v.H.flüchtigen
                                    											Be-standteilen
                                 710 kg harterHochofenkoksmit weniger als0,5 v. H.
                                    											flüchtig.Bestandteilen.
                                 
                              
                                 Teer
                                 90 l Urteer mit13 l Motorspirit.
                                 45 l
                                 36 l
                                 
                              
                                 Gas
                                 170 cbm v.6400 WE.
                                 340 cbm v.4900 WE.
                                 325 cbm v.4000 WE.
                                 
                              
                                 Ammonium-             sulfat
                                 6,8 kg
                                 11,3 kg
                                 12,7 kg
                                 
                              
                           Der Verbrauch an Unterfeuerung zur Beheizung der Retorten ist in vorstehender
                              									Zusammenstellung nicht berücksichtigt, doch verhält sich das Coalite-Verfahren in
                              									dieser Hinsicht günstiger als der Koksofen und die Retortenöfen in den
                              									Gaswerken.
                           Abgesehen von der Steinkohle besitzt Großbritannien nur geringfügige sonstige
                              									Energiequellen; es besitzt zwar große Torfvorkommen (z.B. verfügt Irland allein über
                              									einen Vorrat von 5 Milliarden Tonnen lufttrockenen Torf), dagegen keine Braunkohle
                              									und kein Erdöl, wie die jüngsten Bohrungen endgültig gezeigt haben. Die Wasserkräfte
                              									von ganz Großbritannien werden auf etwa 1 Mill. PS. geschätzt und vermögen daher nur
                              									10–20 v. H. vom Energiebedarf des Landes zu decken. Infolgedessen ist die
                              									wirtschaftliche Verwertung der Kohle eine höchst wichtige Frage.
                           Die jährliche Kohlenförderung Großbritanniens beträgt im Durchschnitt 250 Mill. t,
                              									die zu 75 v. H. im Lande verbraucht werden, während 25 v. H. zur Ausfuhr kommen bzw.
                              									als Bunkerkohle Verwendung finden. Im Durchschnitt stellt sich der Kohlenverbrauch
                              									wie folgt:
                           
                           
                              
                                 Ausfuhr:
                                 
                              
                                 1.
                                 Lieferung an die Kolo-nien u. an das Ausland
                                 41875000 t
                                 16,75 v. H.
                                 
                              
                                 2.
                                 Bunkerkohle für Ozean-dampfer
                                 13750000 t
                                 5,50 v. H.
                                 
                              
                                 3.
                                 Ausfuhr in Form von Koks
                                 3125000 t
                                 1,25 v. H.
                                 
                              
                                 4.
                                 Ausfuhr in Form vonBriketts
                                 1875000 t
                                 0,75 v. H.
                                 
                              
                                 5.
                                 Kohle für die Küsten-schiffahrt
                                 1875000 t
                                 0,75 v. H.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 62500000 t
                                 25,00 v. H.
                                 
                              
                                 Inlandverbrauch:
                                 
                              
                                 6.
                                 Dampfkessel
                                 90000000 t
                                 36,00 v, H.
                                 
                              
                                 7.
                                 Hausbrand
                                 35000000 t
                                 14,00 v. H.
                                 
                              
                                 8.
                                 Kokereien
                                 20000000 t
                                 8,00 v. H.
                                 
                              
                                 9.
                                 Gaswerke
                                 18000000 t
                                 7,20 v. H.
                                 
                              
                                 10.
                                 Eisenbahnen
                                 15000000 t
                                 6,00 v. H.
                                 
                              
                                 11.
                                 Verschiedene Zwecke
                                 9500000 t
                                 3,80 v. H.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 187500000 t
                                 75,00 v. H.
                                 
                              
                           Wie diese Zusammenstellung zeigt, werden bisher von den im Inland verbrauchten 187,5
                              									Mill. t Kohle nur 38 Mill. t = 20 v. H. verkokt. Auf Grund von eingehenden
                              									Berechnungen verschiedener Fachmänner können die Kohlenvorräte Großbritanniens auf
                              									185 Milliarden Tonnen geschätzt werden, wovon 162 Milliarden t in England und Wales,
                              									23 Milliarden t in Schottland und nur 0,3 Milliarden t in Irland sich befinden.
                              									Unter Berücksichtigung der Förderverluste sowie der künftigen Zunahme des Verbrauchs
                              									würde dieser Vorrat nur etwa für 550 Jahre ausreichen, bei Anwendung der Urverkokung
                              									dagegen würden so beträchtliche Kohlenmengen gespart werden können, daß sich die
                              									Lebensdauer der Kohlenvorräte auf 700–800 Jahre erhöhen würde. Diese Tatsache ist um
                              									so wichtiger, weil die Kohlenvorräte Großbritanniens nur 2,5 v. H. der
                              									Weltkohlenvorräte betragen, wogegen seine Förderung über 20 v. H. der
                              									Weltkohlenförderung ausmacht.
                           Da England über keine Erdölvorkommen verfügt, ist es bezüglich der Versorgung mit
                              									Motorentreibmitteln, Heiz-, Treib- und Schmierölen in hohem Maße vom Ausland
                              									abhängig. Dieser Zustand ist sowohl vom industriellen wie vom militärischen
                              									Standpunkt aus höchst unerwünscht. Großbritannien hätte durch Oelmangel fast den
                              									Krieg verloren und der Preis des Petroleums, das jährlich in einer Menge von 900
                              									Mill. Liter eingeführt werden muß, ist so hoch, daß die ganze britische
                              									Motoren-Industrie geradezu gelähmt ist. Die Lösung dieser Schwierigkeiten ist nur
                              									mit Hilfe der Urverkokung möglich und die eigene Erzeugung von Oelen nach diesem
                              									Verfahren wird für die englische Volkswirtschaft eine Ersparnis von mindestens 20
                              									Mill. Pfund jährlich bedeuten.
                           Unter Berücksichtigung des Kohlenbedarfes der Kokereien und Gaswerke im Betrag von 38
                              									Mill. t und der Ausfuhr bleiben von der Gesamtkohlenförderung etwa 140 Mill. t für
                              									die Urverkokung übrig. Diese Kohlenmenge würde gestatten, 1,3 Mill. t hochwertigen
                              									Motorentreibstoff jährlich zu erzeugen, d. i. etwa doppelt so viel, wie gegenwärtig
                              									verbraucht wird. Ferner werden hierbei etwa 9000 t Coalit-Oel gewonnen, von dem
                              									mindestens 70 v. H. als Heizöl verwendbar, sind. Dies bedeutet jedoch eine
                              									Verschwendung und es ist darum eine höherwertige Verwendung dieses Oeles
                              									anzustreben. Zweifellos sind 50 v. H. davon als Treiböl für Dieselmaschinen und etwa
                              									20 v. H. als Schmieröl verwendbar, daneben entstehen Phenole, vaselinartige Stoffe
                              									und Pech.
                           Nachdem durch die Urverkokung der Kohle weit über 4000 t Treiböl im Inland
                              									gewonnen werden können, ist es möglich, die wirtschaftlich arbeitende Dieselmaschine
                              									in größtem Umfang zu verwenden, und zwar nicht nur in der Industrie, sondern auch in
                              									der Schiffahrt. Der allgemeine Uebergang von der Dampfmaschine zur Oelmaschine wäre
                              									mit einer bedeutenden Brennstoffersparnis verbunden, während auf der anderen Seite
                              									das Land in der Versorgung mit Treiböl unabhängig vom Ausland würde. Der jährliche
                              									Kohlenverlust in der Industrie beträgt mindestens 20 Mill. t, die durch Anwendung
                              									neuzeitlicher wissenschaftlicher Methoden dem Lande erhalten werden könnten. Wenn
                              									gleichzeitig statt Rohkohle zur Dampfkesselfeuerung Halbkoks verwendet würde,
                              									könnten jedenfalls sogar 25 Mill. t Kohle jährlich erspart werden. Aehnlich liegen
                              									die Verhältnisse beim Hausbrand, der jährlich 35 Mill. t Kohle benötigt,
                              									hauptsächlich infolge der allgemeinen Verwendung der höchst unwirtschaftlichen
                              									offenen Kamine. Untersuchungen von Prof. Lewes und Smith haben gezeigt, daß der
                              									Wirkungsgrad (radiant efficiency) der offenen Kamine bei Verwendung von Rohkohle nur
                              									20–22 v. H., bei Verwendung von Koks 30 v. H. und bei Verwendung von Halbkoks etwa
                              									35 v. H. beträgt. Koks und Halbkoks verbrennen mit erheblich stärkerer strahlender
                              									Wärme, hauptsächlich weil sie weniger flüchtige Bestandteile als Kohle enthalten.
                              									Worauf der bessere Wirkungsgrad von Halbkoks gegenüber gewöhnlichem Koks
                              									zurückzuführen ist, ist bisher noch nicht aufgeklärt, vielleicht aber spielt dabei
                              									die Porosität und die mechanische Beschaffenheit des Halbkokses eine Rolle, da
                              									hierdurch die Oberflächenverbrennung begünstigt wird.
                           Auf Grund langer Erfahrung kann man den praktischen Wärmewert von 1 t Halbkoks und
                              									von 1 ¾ t Rohkohle gleichsetzen, so daß bei Verwendung von Halbkoks im Hausbrand
                              									eine Ersparnis von 15 Mill. t Kohle jährlich zu erzielen ist. Halbkoks ist ein
                              									idealer Hausbrand, da er rein und rauchlos verbrennt, eine sehr heiße Flamme
                              									liefert, vollständig geruchlos und ebenso leicht entzündlich ist wie Kohle.
                           Die allgemeine Verkokung der Kohle bei niedriger Temperatur würde mit einem Schlag
                              									und für alle Zeiten die Rauch- und Rußfrage erledigen, mit der sich die Erfinder
                              									schon seit dem Jahre 1785 befassen. Halbkoks verbrennt vollkommen rauchlos, da er
                              									nur 9–10 v. H. flüchtige Bestandteile enthält, und da diese Menge zu gering ist, um
                              									Rauch zu erzeugen. Die Beseitigung der Rauchfrage ist aber für England von ganz
                              									besonderer Bedeutung wegen der Nebel und ihrer schädlichen Folgen.
                           Die starke Steigerung der Ammoniakerzeugung, die infolge Einführung der Urverkokung
                              									einträte, würde eine verstärkte Erzeugung von Nahrungsmitteln im Inland ermöglichen,
                              									während jetzt nur etwa ein Drittel des Nahrungsbedarfes im Inland erzeugt wird. Eine
                              									der ersten Voraussetzungen für die Steigerung der Bodenerträge ist gebundener
                              									Stickstoff. Die Urverkokung von 140 Mill. t Kohle würde aber jährlich etwa 1,25
                              									Mill. t Ammonsulfat ergeben. (Engineering, Bd. 113, S. 125–126.)
                           Sander.
                           Heizwert des Gases.Vortrag
                                    											v. H. Strache, Wien, auf der Passauer Versammlung von deutschen Gas- und
                                    											Wasserfachmännern (11. 5. 23). Z. f. angewandte Chemie, Bd. 36, 1923, S.
                                    											601–602. Verdünnen des Gases durch Einsaugen von Generatorgas
                              									oder gar durch Verbrennungsgase vermehrt seinen Ballast an Stickstoff und
                              									Kohlensäure, ist also eine Verfälschung. Dagegen ergibt die Erzeugung von Wassergas
                              									aus Koks oder die restlose Vergasung der Kohle zu „Doppelgas“, einem Gemisch von
                              									Wassergas und gewöhnlichem Leuchtgas zwar einen geringeren Heizwert für den cbm,
                              									aber eine höhere Verbrennungstemperatur, weil das Wassergas weniger Luftsauerstoff
                              									braucht und rascher verbrennt. Freilich müssen die Brenner dem Doppelgase angepaßt
                              									werden.
                           Wenn die Steinkohle wie bisher in Retorten oder Kämmern entgast wird, geben 100 kg
                              									Kohle 25–28 cbm Gas von 5200–5600 Kalorien auf den cbm – im ganzen also 130 – 157000
                              									Kalorien – und außerdem 50–60 kg Koks. Bei der restlosen Vergasung geben 100 kg
                              									Kohle von gleichem Heizwert 120 – 150 cbm mit 3200 – 3500 Kal./cbm, also im ganzen
                              									384-bis 525000 Kal.
                           Sehr wesentlich ist für viele Orte, daß die Gaserzeugung nach alter Art bestimmte
                              									Sorten Steinkohle verlangt, während Wassergas aus beliebigen Kohlen, auch
                              									Braunkohle, erzeugt wird. Ferner sind bei restloser Vergasung weit geringere Mengen
                              									von Kohle herbeizuschaffen und zu lagern.
                           Um durch die Rohrleitungen in der Zeiteinheit die gleiche Menge von Wärmeeinheiten
                              									zuzuführen, muß das Gaswerk den Druck erhöhen, z.B. von 60 auf 86 mm, wenn beim
                              									Verbraucher das Gas mit 40 mm ausströmt. Dadurch steigt zwar auch der Gasverlust in
                              									den Leitungen auf das 1,2fache; er ist aber, weil der Gasdurchgang auf das 1,5fache
                              									gesteigert ist, verhältnismäßig kleiner.
                           Der Nachteil, daß Wassergas die eisernen Rohre und Gasmesser erheblich anfrißt, kann
                              									dadurch vermieden werden, daß man den Teergehalt des Gases genügend hoch hält.
                           Besonders billig wird der Betrieb, wenn nur Doppelgas erzeugt wird, wie es in Wiener
                              									– Neustadt, Marburg an der Drau, Cilli, Laibach, Fiume und Udine, sowie in dem
                              									rumänischen Sabadka bereits geschieht.
                           Mit Zusatzanlagen arbeiten z.B. Chemnitz, Graz, Leoben und Bologna.
                           Die Wanderausstellungen der Arbeitsgemeinschaft deutscher
                                 										Betriebsingenieure haben den Zweck, die Fortschritte der verschiedenen
                              									Arbeitsmethoden unter dem Gesichtspunkte „höchstmöglichste Güte bei geringsten
                                 										Kosten“ anschaulich darzustellen.
                           Im Rahmen der diesherbstlichen Wanderausstellung in Charlottenburg zeigte die
                              									Linke-Hofmann-Lauchhammer Aktiengesellschaft als Erzeugnisse ihres Werkes
                              									Lauchhammer neben einer porzellan-emaillierten Reihenwaschanlage mit drehbaren
                              									Becken eine durch selbsttätige Spülung automatisch wirkende
                              									Doppelsyphon-Schwemm-Klosettanlage, die als Neuerung Beachtung verdient. Die
                              									Trichter dieser Anlage sind nicht mehr aufgeschraubt, sondern bilden mit dem
                              									Sammelrohr ein Ganzes. Jeder einzelne Sitz ist ständig bis zur Stauhöhe des
                              									Sammelrohrs mit Wasser gefüllt. Das Entweichen schädlicher Kanalgase oder das
                              									Verstopfen der Trichter wird dadurch unmöglich. Werk Lauchhammer war außerdem mit
                              									einem LHL-Nietfeuer vertreten, das, gut transportabel zerlegbar, für
                              									Schmiedearbeiten auf Werften usw. vorzüglich geeignet ist.
                           Von den Ausstellungsstücken des LHL-Stahl- und Walzwerkes Riesa ist besonders die
                              									SHG-Umkehrstelle für Dampfüberhitzer zu erwähnen, die, als Rohrelement aus einem
                              									Stück ohne jede autogene Schweißung, durch ihre 4- bis 5fache Wandverstärkung an der
                              									Spitze eine unbegrenzte Betriebsdauer gewährleistet. Sie hat sich bereits in
                              									weitestem Maße eingeführt und wurde in ihren verschiedenen Fabrikationsvorgängen
                              									mustergültig demonstriert.
                           Die Modelle eines Flußschiffes aus LHL-Walzmaterial, eines Kohlenbunkers, eines
                              									Blechschornsteines, übersichtlich gehaltene Mustertafeln von Gröditzer Fittings
                              									Marke A. L. und Gröditzer Radsätzen, sowie Rohrschlangenmuster aller Art
                              									vervollständigen das Ausstellunngsbild.
                           Die Verminderung der Staubentwicklung an Zementfußböden.
                              									Bekanntlich unterliegen Zementfußböden schon durch das bloße Begehen dauernd einer
                              									ziemlich erheblichen Abnutzung, wodurch das lästige Stauben entsteht. Die
                              									zahlreichen günstigen Eigenschaften des Zementfußbodens werden durch dies Stauben
                              									überall dort in den Hintergrund gedrängt, wo die Art der aufgestellten Maschinen und
                              									Geräte oder die erzeugten Waren staubfreie und staubsichere Räumlichkeiten
                              									verlangen. Präzisionswerkstätten, Druckereien, Textilfabriken, Tabakindustrie – die
                              									Reihe ließe sich beliebig vermehren – bemängeln mit Recht, daß in Räumen mit
                              									Zementfußböden die gesamte Einrichtung immerwährend von einer sich hartnäckig
                              									erneuernden, feinsten Staubschicht überzogen ist. Es hat dies seinen Grund in der
                              									porösen, spröden Beschaffenheit des abgebundenen Zements, die verhindert, daß sich
                              									die Oberfläche des Bodens durch den Gebrauch nach und nach glattschleifen kann.
                              									Erstaunlich ist, daß man bisher nur verhältnismäßig selten versucht hat, diese
                              									Staubplage durch eine entsprechende Veränderung der Zementoberfläche zu beseitigen,
                              									indem man ihr die staubfördernde Porosität und Sprödigkeit zu nehmen bemüht war.
                           In der kolloiden Kieselsäure besitzen wir hierzu ein ideales Mittel. Wenn man sie in
                              									richtig gewählter Form anwendet und in die Poren einziehen läßt, verkieselt sie sich
                              									mit dem Zement zu einer kompakten, undurchlässigen und festen Masse, die sich nun
                              									nicht mehr abreibt und abtreten läßt. Gleichzeitig wird dadurch ein wirksamer Schutz
                              									erreicht gegen das Eindringen öliger Flüssigkeiten und so die Zermürbung, die sich
                              									oft an Maschinenfundamenten beobachten läßt, verhindert. Der Erfolg in bezug auf
                              									Haltbarkeit, Staubsicherheit und Undurchlässigkeit der Zementböden ist geradezu
                              									überraschend. Die Kosten sind nicht erheblich.
                           Ich habe in mir unterstehenden Betrieben mit einem derartigen Präparat Versuche
                              									angestellt (Hersteller Henkel & Cie., A.-G., Düsseldorf). Es handelt sich um ein
                              									kieselsaures Natron von bestimmter Zusammensetzung, das in seinen äußeren
                              									Eigenschaften dem handelsüblichen Wasserglas ähnelt. Die Versuche haben ein sehr
                              									günstiges Ergebnis gezeitigt. Die Staubbildung trat in keiner Weise mehr störend in
                              									Erscheinung und zugleich war das Begehen der Böden sicherer und angenehmer geworden.
                              									Die Anwendung ist recht einfach: Der Zementfußboden wird sorgfältig mit einem harten
                              									Besen gereinigt. War es notwendig, naß aufzuwischen, so muß der Boden vor dem
                              									Anstrich wieder gut aufgetrocknet werden. Die Kieselsäurelösung wird bereitet durch
                              									Vermischen eines Teiles des Präparates mit fünf Teilen kalten Wassers. Die Tränkung
                              									des Bodens erfolgt dreimal und zwar an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Die Lösung
                              									wird hierzu mit Eimer (Gießkanne), Besen oder dergl. auf den Boden gebracht, und
                              									zwar soll dieser damit nicht nur angefeuchtet, sondern gut angenäßt werden. Das
                              									erste Mal saugt der Boden ziemlich reichlich auf, das zweite und dritte Mal
                              									entsprechend weniger. Das Tränkungsverfahren kann in gewissen Zeitabschnitten – je
                              									nach Bedarf – wiederholt werden.
                           W. Furthmann, Düsseldorf.
                           
                           Die deutsche Technische Hochschule inBrünn tritt in das 75. Jahr ihres Bestandes und es soll
                              									dieser Umstand durch ein Fest gefeiert werden, bei welchem sich in den ersten
                              									Maitagen 1924 alle derzeitigen und ehemaligen Angehörigen, Freunde und Gönner dieser
                              									Hochschule in Brunn vereinigen mögen. Der Festausschuß fordert daher auf diesem
                              									Wege alle ehemaligen. Hörer und Freunde der Hochschule auf, ehebaldigst ihre
                              									Anschriften unter seiner Adresse (Brünn, Komenskyplatz 2) bekanntzugeben, damit
                              									sofort mit der Versendung der Einladungen begonnen werden kann.