| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 33 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Ueber einige spektralanalytische Untersuchungen von Cäsium
                                 										und Rubidium. Die beiden Metalle Cäsium und Rubidium wurden 1860 vermittels
                              									der Spektralanalyse von Bunsen und Kirchhoff entdeckt; sie besitzen in allen ihren Verbindungen eine so große
                              									Aehnlichkeit mit denen des Kaliums, daß sie früher gar nicht davon unterschieden
                              									sind. Cäsium und Rubidium sind zwar stets nur in geringer Menge vorhanden, aber
                              									nichtsdestoweniger in der Natur doch sehr verbreitet. Zuerst wurden die zwei Metalle
                              									in der Mutterlauge der Dürkheimer Saline aufgefunden, später aber noch in vielen
                              									anderen Quellen, sowie in verschiedenen Pflanzenaschen und in den Mineralien
                              									Lepidolith und Triphylin. Ihre Verbindungen kommen immer mit Kaliumverbindungen
                              									zusammen vor, weshalb man zur analytischen Trennung die verschiedene Löslichkeit
                              									ihrer Aluminiumdoppelsalze, der Alaune, benutzt. Das sehr seltene Mineral Pollucit
                              									ist eine Silikatverbindung von Aluminium und Cäsium. Das Rubidium, ebenfalls ein
                              									Alkalimetall, nimmt, nach seinen Eigenschaften, eine Mittelstellung zwischen dem
                              									Kalium und dem Cäsium ein. Das Wasser des Kaspischen Meeres zeigt einen geringen
                              									Rubidiumgehalt. Beide Metalle sind von Sonstadt im
                              									Seewasser nachgewiesen worden, deren Rubidiumsgehalt quantitativ in einigen Fällen
                              									von C. Schmidt bestimmt wurde. Wir geben hier die
                              									betreffenden Analysenresultate, wie C. Schmidt sie in den Bull. Acad. St. Petersburg
                              									1878 Bd. 24 S. 231 veröffentlichte:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 ClBrSO4CO3NaKRbCaMgFe, SiO2, PO4
                                 55,01–,138,––,1430,47–,96–,041,673,53–,05
                                 55,22–,147,88–,1930,65–,93–,041,213,75–,08
                                 55,30–,147,78–,0730,85–,89–,041,163,69–,08
                                 55,59–,147,67–,0131,21–,64–,031,053,64–,02
                                 55,60–,137,65–,0230,81–,97–,04–,893,87–,02
                                 
                              
                                 
                                 100,–
                                 100,–
                                 100,–
                                 100,–
                                 10 ,–
                                 
                              
                           In diesen Analysen behandelt C. Schmidt unter I eine Probe Ostseewasser, welche
                              									zwischen Oeland und Götland geschöpft wurde. Die in allen Schmidtschen Analysen
                              									angegebenen Werte der Bikarbonate sind hier auf Normalsalze reduziert (nach F. W.
                              									Clarke, Data of Geochemistry, Washington, U. S. Geol Survey Bull. 330 S. 94/95). Die
                              									Einzelmengen, weiche Schmidt für Fe, PO4 und SiO2 fand, sind so geringe, daß die Werte in obiger
                              									Tabelle zusammengezählt gegeben werden. Das Salzgehalt des Ostseewassers von Probe I
                              									beträgt 0,7215 %. II ist eine Probe aus dem Weißen Meere und das
                              									Durchschnittsresultat dreier Analysen; der Salzgehalt betrug 2,598 bis 2,968 %. III
                              									ist eine Probe aus dem Nördlichen Eismeer, zwischen dem Weißen Meere und der
                              									Insel Nowaja Zemlja geschöpft; Mittel zweier Analysen. IV Wasserprobe aus dem
                              									Suezkanal bei Ismailia, Salzgehalt 5,103 %, und V Probe ziemlich aus der Mitte des
                              									Roten Meeres; Salzgehalt des dortigen Wassers 3,976 %. Das einfache Spektrum des
                              									Cäsiums zeigt im Orange eine breite Linie γ bei etwa 42, im Blau eine Linie β bei
                              									106 und α bei 109. Im Rubidiumspektrum liegt eine
                              									breite vialette Linie α bei 137, eine mehr nach Blau für β bei 135, und im orangen
                              									Teil drei breite Linien δ bei 14/15, γ bei 16/17 und ε bei 40. Dies sind jedoch nur
                              									die bekannteren Linien in den Spektren der beiden Metalle; mit technisch mehr
                              									vollkommenen Apparaten hat man die Untersuchung noch weiter ausdehnen können. Einige
                              									solcher Untersuchungen sollen hier kurz mitgeteilt werden.
                           In Bd. 14 der Proceedings of the Cambridge Philosophical Society (S. 15–21) berichten
                              									Norman R. Campbell und Alexander Wood über ihre Untersuchungen betreffend: The
                              									Radioactivity of the Alkali Metals. Es ist festgestellt, daß die natürliche
                              									Radioaktivität der Elemente eine Eigentümlichkeit der Atome darstellt, und daß man
                              									deshalb die Radioaktivität einer Verbindung berechnen kann, wenn man die der
                              									Konstituanten kennt. Dadurch ist auch die Möglichkeit gegeben, die Aktivität solcher
                              									Elemente zu untersuchen, welche bislang nicht geprüft werden konnten. Campbell und
                              									Wood untersuchten nun verschiedene Alkalimetalle, wobei sie vom Kalisulfat ausgingen
                              									und fanden, daß es weit aktiver war als andere Stoffe, die man untersucht hat und
                              									welche keinerlei radioaktive Elemente enthalten. Hat man die Aktivität des Blei zu
                              									9,3 Einheiten gemessen, so beträgt jene des Kalisulfats 70. Zudem fanden sie, daß
                              									die Aktivitätswerte für Blei und Kalisulfat nicht ohne weiteres miteinander
                              									vergleichbar sind, da die vom Kalisulfat ausgehenden Strahlen weit durchdringender
                              									sind als die vom Blei ausgehenden. Ein Blatt Papier z.B. von einer
                              									Oberflächendichte, die einer 3,5 cm starken Luftschicht entspricht, wurde über das
                              									Kalisulfat gelegt und ließ keinerlei wahrnehmbaren Unterschied in der Jonisation
                              									erkennen. Dasselbe Blatt Papier schied aber mehr als die Hälfte der Jonisation aus,
                              									die den Strahlen von Blei oder irgend einem anderen radioaktiven Element entspringt.
                              									Wir wollen hier nicht weiter auf diese Versuche mit Kalisulfat eingehen, sondern uns
                              									zu den Untersuchungen über Rubidium und Cäsium wenden.
                           Rubidiumalaun ergab dieselben Effekte und von der gleichen Natur und in derselben
                              									Stärke wie auch die Kaliumsalze. Die Aktivität des Rubidiumalauns bemißt sich nach
                              									den Untersuchungen von Campbell und Wood auf 128, doch enthält das Rubidiumalaun
                              									knapp ⅙ seines Gewichts an Rubidiummetall. Darum ist die Aktivität des metallischen
                              									Rubidium zu 768 anzusetzen. Man fand, daß die Strahlen vom Rubidium weit weniger
                              									durchdringend sind, als jene des Kalisulfats. Die Absorption dieser Zinnfolie war
                              									schon so stark, daß man statt dessen Papier zu den Strahlungsversuchen benutzen
                              									mußte. Setzt man λ für den Absorptionskoeffizienten und ρ für die Dichte der
                              									Zinnfolie, so beträgt \frac{\lambda}{\rho} für das Papier und die
                              									Kalisulfatstrahlen von 10,4 bis zu 5,0. Der Wert für dieselbe Menge beträgt für die
                              									Strahlen vom Rubidium aber etwa 160. Die geringe Intensität der Ruhidiumstrahlen und
                              									ihre größere Absorption machen eine genaue Messung von λ vorläufig auf unseren
                              									Apparaten noch unmöglich. – Caesiumalaun wurde gleichfalls untersucht, doch konnte
                              									man keine meßbare Aktivität feststellen.
                           Die Beziehungen zwischen der Aktivität von Kali, Rubidium und Cäsium bedürfen wohl
                              									der Beachtung. Die Durchdringungskraft der Kalistrahlen läßt die Annahme zu, daß sie
                              									β-Strahlen sind und zwar wahrscheinlich negativ geladen. Nun weiß man, daß die
                              									Alkalimetalle kräftige Ströme negativer Elektrizität abgeben, wenn sie unter der
                              									Einwirkung von Licht gehalten werden; durch die Versuche von Prof. J. J. Thomson
                              									(Philos. Magaz. Novbr. 1905) wurde nun bewiesen, daß Rubidium in Verbindung mit Kali
                              									und Natron negative Elektrizität selbst im Dunkeln abgibt. Es liegt somit die
                              									Wahrscheinlichkeit vor, daß die negativ geladenen Strahlen, welche Thomson
                              									entdeckte, ionisierende Strahlen sind. Unter dem Einfluß von Licht ist nun aber
                              									Caesium weit aktiver als Rubidium, und Rubidium wieder mehr als Kalium, woraus
                              									folgt, daß die Intensität der emittierten ionisierenden Strahlen größer ist beim
                              									Kalium als beim Rubidium und bei diesem wieder größer als beim Caesium. Man hat
                              									mittels eingehender Versuche die Durchdringungskraft der Strahlen vom Rubidium zu
                              									nur 1/16 jener
                              									Stärke gemessen, welche die Strahlen vom Kalium zeigen. Läßt sich von diesem
                              									Unterschied in der Durchdringungskraft ein Schluß auf die Aktivität ziehen, so
                              									verhält sich die Aktivität des Rubidiums zu jener des Kaliums etwa wie 1 : 12. Die
                              									Aktivität der Rubidiumsalze ist also weit geringer wie jene der Kalisalze; jene von
                              									Caesium-, Natrium- und Lithiumsalzen ist zu gering, um überhaupt gemessen werden zu
                              									können. Die Durchdringungskraft der Rubidiumstrahlen ist ganz erheblich geringer als
                              									jene der Kalistrahlen. Caesium und Caesiumsalze mögen vielleicht negativ geladene
                              									Strahlen in weit stärkerem Maße emittieren als dies beim Rubidium der Fall ist, aber
                              									diese Caesiumstrahlen besitzen jedenfalls so wenig Energie, daß sie unfähig sind,
                              									ein Gas zu ionisieren. Solche Strahlen können vielleicht eine bedeutende
                              									photoelektrische Wirkung ergeben, aber jedenfalls keine Ionisiationswirkung. Die
                              									Aktivität des Kaliums, gemessen an seiner Jonisationskraft, ist 1/1000 von jener des
                              									Uraniums, gemessen an der Jonisation, die durch β-Uranium erzielt wird. Kalistrahlen
                              									sind geladen und ihrer Natur nach wohl β-Strahlen.
                           Später setzte N. Campbell die Versuche weiter fort besonders bezüglich der
                              									Radioaktivität des Rubidiums Proceedings of the Cambridge Philosophical Society Nr.
                              									15, S. 11/12. Diesmal benutzte er ein von Kahlbaum bezogenes, besonders rein
                              									hergestelltes Rubidiumsulfat. Die Reinheit wurde durch Fällung mit Chlorkalium
                              									geprüft, wobei sich ergab, daß das Gewicht des gefällten Sulfat innerhalb der
                              									Fehlergrenze von 1 % des Atomgewichts des Rubidiums = 85,2 sich hielt. Campbells
                              									Versuche mit diesem Rubidiumsalz ergeben betreffs dessen Radioaktivität folgende
                              									Resultate: Das feinpulverisierte Salz winde dabei zu den Versuchen über die
                              									Fläche eines Schiffchens verteilt.
                           
                              
                                 Masse von Rubidium-sulfat in
                                    											SchiffchenGramm
                                 GemesseneAktivität
                                 
                              
                                   6,60
                                 47,3
                                 
                              
                                 10,69
                                 65,2
                                 
                              
                                 13,44
                                 67,4
                                 
                              
                                 16,56
                                 75,1
                                 
                              
                                 16,81
                                 73,7
                                 
                              
                                 22,58
                                 79,5
                                 
                              
                                 29,31
                                 87,3
                                 
                              
                                 41,66
                                 90,–
                                 
                              
                                 43,95
                                 90,5
                                 
                              
                                 52,76
                                 93,3
                                 
                              
                                 63,06
                                 94,7
                                 
                              
                           Stellt man diese Versuchsergebnisse zusammen, so findet man, daß sie weniger
                              									geschlossen auf einer theoretischen Exponentenkurve liegen als die entsprechenden
                              									Punkte für Kaliumsalze, woraus folgt, daß die Rubidiumstrahlen wahrscheinlich
                              									weniger homogen sind.
                           Setzt man Io für die Aktivität einer unendlich dünnen
                              									Schicht der Fläche (σ) des Versuchs, ferner λ für den Absorptionskoeffizienten des
                              									Materials für die Strahlen, welche es aussendet, und ρ für die Dichte des Materials;
                              									setzt man ferner α für die ionisierende Kraft der
                              									Totalradiation von 1 g des Materials, wenn all diese Strahlung in der Luft
                              									absorbiert wird, dann erhält Campbell folgende Gleichung:
                              										\alpha\,\frac{I_0}{\sigma}\ \frac{\lambda}{\rho}.
                           Für Rubidiummetall ergibt sich hieraus: α = 14,47 ±
                              									0,365; \frac{\lambda}{\rho}=53,2\,\pm\,2,1; Für Kalimetall lauten
                              									die entsprechenden Werte: α = 2,003 ± 0,376;
                              										\frac{\lambda}{\rho}=8,23\,\pm\,0,1.
                           Bei Schichten von unendlicher Stärke und einem Gehalt von der verhältnismäßig
                              									entsprechenden Menge aktivem Metall, ist die Aktivität beim Kali nur wenig größer
                              									als beim Rubidium; die innere Aktivität aber des Rubidiums ist wenigstens sieben Mal
                              									so groß als jene des Kaliums.
                           Die Durchdringungskraft der Rubidiumstrahlen ist ganz beträchtlich geringer als jene,
                              									wie sie bei Kaliumstrahlen konnte beobachtet werden. Dieser Unterschied ist so
                              									stark, daß er sehr leicht festgestellt werden kann, wenn man die Aktivsubstanzmengen
                              									mit einem dicken Papier überdeckt. Solch ein Papier absorbiert bereits die Hälfte
                              									aller Rubidiumstrahlen, aber nicht mehr als 5 % der Kalistrahlen. Hieraus geht
                              									hervor, daß die Aktivitäten dieser beiden Elemente nicht ein und demselben
                              									Konstituens zuerteilt werden dürfen.
                           B. Simmersbach, Wiesbaden.
                           Das „halbdirekte“ Verfahren zur Erzeugung von
                                 										schwefelsaurem Ammoniak. An Hand anschaulicher Sankey-Diagramme bespricht
                              									Dipl.-Ing. Ohnesorge die verschiedenen Verfahren zur
                              									Ueberführung des im Steinkohlengas enthaltenen Ammoniaks in Sulfat. Er schildert
                              									kurz den Arbeitsgang bei dem alten indirekten sowie bei dem zuerst von Brunck eingeführten direkten Verfahren, weist auf deren
                              									Mängel hin und erläutert sodann näher die Ausführung des zuerst von Koppers vorgeschlagenen halbdirekten Verfahrens. Bei
                              									diesem Verfahren wird das Gas in üblicher Weise gekühlt und von Teer befreit und
                              									hierauf durch einen mit Schwefelsäure gefüllten Sättiger geleitet, in dem das
                              									Ammoniak in Form von Sulfat gebunden wird. Das in dem Kühler zusammen mit dem
                              									Wasserdampf niedergeschlagene Ammoniak wird in einem Destillierapparat unter Zusatz von Kalkmilch
                              									abgetrieben und in freier Form dem Gasstrom vor dem Eintritt in den Sättiger wieder
                              									zugesetzt. Aus dieser Zweiteilung bei der Verarbeitung des gesamten, ursprünglich im
                              									Gas enthaltenen Ammoniaks leitet sich die Bezeichnung „halbdirektes“
                              									Verfahren her, dessen Vorzüge vor allem darin liegen, daß das Gas in vollkommen
                              									teerfreiem Zustand dem Sättiger zugeführt wird und daß an Stelle von konzentrierter
                              									Schwefelsäure die übliche 60grädige Säure Verwendung finden kann. Während bei dem
                              									direkten Verfahren zwar auch das gesamte Ammoniak (freies und fixes) im Sättiger
                              									verarbeitet] wird, wird hier das fixe Ammoniak vorher durch Destillation mit
                              									Kalkmilch in freies Ammoniak übergeführt, wodurch die beim direkten Verfahren
                              									auftretenden störenden Begleiterscheinungen (Bildung freier Salzsäure im Sättiger}
                              									vermieden werden. Um trotz der Verwendung von 60grädiger Säure im Sättiger festes
                              									Sulfat zu erhalten, mußte Koppers das Gas vor dem
                              									Eintritt in den Sättiger durch einen mit Dampf beheizten Ueberhitzer leiten, damit
                              									das Gas, das aus dem Kühler und dem Teerscheider mit Wasserdampf gesättigt austritt,
                              									zusätzlichen Wasserdampf (aus der Säure) aufzunehmen vermag. Man hat in der Folge
                              									auch versucht, den Ueberhitzer durch in den Sättigungskasten eingebaute Dampfrohre
                              									zu ersetzen oder die Lauge des Sättigungsbades ständig umzupumpen und sie hierbei
                              									von außen zu beheizen oder aber nur einen Teil des Gasstroms vor dem Eintritt in den
                              									Sättiger auf höhere Temperatur zu erhitzen, weil unter Umständen die bei der
                              									Neutralisation der Säure durch das Ammoniak auftretende Wärme schon ausreicht, um
                              									das in der Säure enthaltene Wasser zu verdampfen. (Brennstoffchemie 1923, S.
                              									118–122.)
                           Sander.
                           Motorschiff „Christine Maersk“. Dieses von der
                              									Schiffswerft Odense gebaute Motorschiff hat eine Tragfähigkeit von 7980 t. Der
                              									Treibölvorrat beträgt 1040 t und die Reserve herzu 80 t. Die Maschinenanlage ist von
                              									Burmeister und Wain (Kopenhagen) geliefert und besteht aus zwei Motoren von je 1100
                              									PS. Sämtliche Hilfsmaschinen im Motorraum und auf Deck haben elektrischen Antrieb.
                              									Der Strom wird von zwei 33 KW und einem 66 KW Dieseldynamo geliefert. Jeder der
                              									kleinen Generatoren genügt zur Deckung des Strombedarfes unter normalen
                              									Verhältnissen auf See, während zum Manöverieren, Laden und Löschen alle drei
                              									Generatoren in Betrieb gesetzt werden. Es sind zehn elektrische Ladewinden mit 3 t
                              									Hubkraft vorhanden. Für Heizzwecke und zum Feuerlöschen mittels Dampf ist ein
                              									Dampfkessel mit 5,6 m2 Heizfläche vorhanden. Auf
                              									der Probefahrt betrug der Tiefgang 2,65 m, die Wasserverdrängung 3400 t. Die
                              									Maschinenleistung erreichte bei 160 Umdrehungen 2076 PS bei 10,6 Kn.
                              									Geschwindigkeit. Der Treibölverbrauch war 127,8 g für 1 PS und Stunde,
                              									einschließlich des Verbrauches der Hilfsmaschinen, Rudermaschinen und der
                              									elektrischen Beleuchtung. (Schiffbau 1924, Nr. 7, S. 167.)
                           W.
                           Motor-Tankschiff „Arnus“ mit 6400 t Tragfähigkeit
                              									ist erbaut von Swan, Hunter und Wigham, Newcastle. Das Schiff hat 14 Haupttanks. Die
                              									Steuereinrichtung hat hydraulisch-elektrischen Antrieb, die Ankerwinde und zwei
                              									Ladewinden werden mit Dampf betrieben. Die auf See benötigten Hilfsmaschinen haben
                              									elektrischen Antrieb. Als Hauptmaschinen sind zwei Zweitakt-Neptune-Oelmaschinen mit
                              									je 6 Zylindern von 430 mm Durchmesser und 890 mm Hub vorhanden. Die indizierte
                              									Leistung ist bei 125 Umdrehungen 1400 PS.
                           Bei 10 Kn. Fahrt ist ein täglicher Treibölvorrat von 7,5 t vorgesehen. Das
                              									Gewicht einer Hauptmaschine ist 130 t. Bei den Neptune-Oelmaschinen sind besondere
                              									Spülluftzylinder unter den Hauptzylindern angeordnet. Die Spülluftzylinder werden
                              									auch zum Anlassen der Maschinen verwendet, wodurch das Anlaßventil im Hauptzylinder
                              									in Wegfall kommt. Außerdem wird bei diesem Verfahren vermieden, daß kalte Luft in
                              									die Hauptzylinder eintritt.
                           W.
                           Seegehende Motorschiffe. Die Zahl derselben nimmt ständig
                              									zu. Nach einer Zusammenstellung des amerikanischen Departement of Commerce waren
                              									Mitte 1923 davon 193 vorhanden, von je 2000 B. R. T. und darüber.
                           
                              
                                 Großbritannien
                                 48
                                 311364
                                 B. R. T.
                                 
                              
                                 Schweden
                                 28
                                 136204
                                 „
                                 
                              
                                 Norwegen
                                 27
                                 129892
                                 „
                                 
                              
                                 Dänemark
                                 25
                                 128499
                                 „
                                 
                              
                                 Ver. Staaten
                                 29
                                 99151
                                 „
                                 
                              
                                 Deutschland
                                 13
                                 59931
                                 „
                                 
                              
                                 Italien
                                 9
                                 43433
                                 „
                                 
                              
                                 andere Länder
                                 14
                                 75797
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 193
                                 984271
                                 B. R. T.
                                 
                              
                           Außerdem sind insgesamt 127 Motorschiffe mit zusammen 460868
                              									B. R. T. im Bau, dies sind etwa 21 v. H. der im Bau befindlichen Dampferbautonnage.
                              									Deutschland hatte Ende dieses Jahres 21 Motorschiffe mit 77000 und England 49 mit
                              									254000 B. R. T. in Bau. Die Bautätigkeit in Motorschliffen war im Jahre 1923 in
                              									diesen beiden Ländern besonders rege.
                           W.
                           Maschinenhöchstleistungen. In der Nachkriegszeit machten
                              									sich im deutschen Maschinenbau zunächst gewisse Mängel geltend, die ihren
                              									ungünstigen Eindruck auf das Ausland nicht verfehlen konnten. Man hatte sich während
                              									des Krieges infolge Rohstoffmangels vielfach mit Ersatzstoffen schlimmster Art
                              									benügen müssen. Man glaubte damals, daß das, was bis dahin, also während des Krieges
                              									gegangen war, auch weiterhin gehen würde, und nachdem der Export unserer Maschinen
                              									und Apparate eingesetzt hatte, wurde mit einem gewissen Rechte das mangelhafte
                              									Material und in einzelnen Fällen auch die mangelhafte Ausführung gerügt.
                           Sehr bald jedoch stellte man sich in Deutschland auf eine vollkommene Fabrikation um,
                              									d.h. die Konstrukteure und die Betriebsingenieure schufen in gemeinsamer Arbeit
                              									exakt arbeitende Maschinen und gerade in der Nachkriegszeit zeichneten sich die
                              									deutschen Konstrukteure durch eine außerordentliche Gedankenfülle aus.
                           Leider hielt die Materialverbesserung mit der Konstruktionsverbesserung der Maschinen
                              									nicht gleichen Schritt und die Klagen über schlechtes Material gelieferter Maschinen
                              									blieben nach wie vor nicht aus.
                           Dennoch kaufte das Ausland, solange der Preis deutscher Waren und deutscher Maschinen
                              									wesentlich niedriger war als der Weltmarktpreis. Es konnte die Zeit nicht
                              									ausbleiben, die eine Erhöhung der Preise für deutsche Maschinen brachte, und mit der
                              									Annäherung der Preise an die Weltmarktpreise fiel auf der einen Seite der Anreiz zum
                              									Kauf fort, auf der anderen Seite blieb der Ruf erhalten, daß zum Bau deutscher
                              									Maschinen minderwertiges Material genommen würde.
                           Dieser Ruf hatte aber Berechtigung bis etwa Mitte des Jahres 1923. Von da an erkannte
                              									man in Deutschland, daß man verspielt haben würde auf dem Weltmarkt, wenn man nicht
                              									in bezug auf die Materialfrage mit größter Zuverlässigkeit ans Werk gehen würde. Nicht nur die
                              									führenden Firmen Deutschlands, sondern auch die mittleren und kleinen Betriebe
                              									machten sich zielbewußt daran, die verwendeten Materialien zu prüfen und Forderungen
                              									zu stellen an die Lieferanten, die nunmehr diese zwangen, ihren Betrieb auf die
                              									Erzeugung von Qualitätsmaterial umzustellen. Diese Umstellung ist tatsächlich mit
                              									einer ganz außerordentlichen Schnelligkeit erfolgt, denn die deutsche
                              									Hüttenindustrie und die chemische Wissenschaft sind so entwickelt, daß die
                              									Umstellung auf Qualitätsmaterial technische Schwierigkeiten nicht machte, sondern
                              									nur den energischen Willen erforderte. Dieser Wille war da und ist dadurch belohnt
                              									worden, daß man mit Fug und Recht behaupten kann, daß heute in Deutschland gerade
                              									auf dem Gebiete der Materialerzeugung geradezu erstaunliches geleistet wird, und daß
                              									man sich trotz vorübergehender Ueberschreitung der Weltmarktpreise entschloß, nur
                              									erstklassiges Material zur Weiterverarbeitung hereinzunehmen. Nunmehr gelang es den
                              									Konstrukteuren mit Hilfe dieses erstklassigen Materials Höchstleistungsmaschinen
                              									herauszubringen, die schon teils zur letzten Leipziger Messe käuflich waren,
                              									durchweg aber zur kommenden Messe vom 2. bis 8. März marktfähig dargeboten werden
                              									sollen. Es ist ganz erstaunlich, in welcher Weise die deutsche Maschinentechnik
                              									im letzten halben Jahre fruchtbar gearbeitet hat.
                           Die durch die Qualitätshöchstleistungen und durch erhöhte Arbeiterlöhne erzeugten
                              									Mehrkosten hat man zum größten Teil wieder eingebracht durch eine auf
                              									wertbeständiger Basis aufgebaute Kalkulation, die einen Risikoaufschlag für
                              									Geldentwertung überflüssig machte.
                           So steht Deutschland, sofern das Ausland keine neuen Schwierigkeiten macht, vor einer
                              									gesunden wirtschaftlichen Entwicklung, und das, was Deutschland in sorgenvoller und
                              									schwerer Arbeit geschaffen hat, wird nicht nur der deutschen Wirtschaft, sondern
                              									auch der Wirtschaft des Auslandes zugute kommen.
                           Veredelung der gewerblichen Arbeit. Veredelung der
                              									gewerblichen Arbeit ist das hohe Ziel, dem die Entwurfs- und Modellmesse im großen
                              									Festsaal des Leipziger Neuen Rathauses gelegentlich der Leipziger Mustermesse vom 2.
                              									bis 8. März dienen soll. Fabrikanten fast aller Geschäftszweige finden hier Entwürfe
                              									und Modelle erster Künstler aus allen Teilen des Reiches und Oesterreichs
                              									ausgestellt. Einen besonderen Anziehungspunkt wird voraussichtlich die Ausstellung
                              									von Entwürfen zu künstlerisch ausgestatteten Ausstellungs- und Meßständen
                              									bilden.