| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Autor: | Parey | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 50 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Chilenische Eisenbahnwagen. Um die Jahreswende von
                              									1923 auf 1924 verließ der erste Sonderzug mit 3 Personenwagen I. Klasse das Werk
                              									Breslau der Linke-Hofmann-Lauchhammer A.-G., um von Hamburg zu Schiff nach
                              									Valparaiso (Chile) überführt zu werden. Im ganzen umfaßt der für das gesamte
                              									deutsche Wirtschaftsleben überaus wichtige Auftrag 47 gleichartige Wagen, die in
                              									wöchentlichen Teillieferungen von 3 bis 4 Wagen die Ausreise antreten sollen.
                           Die eisernen Wagen unterscheiden sich in mehrfacher Beziehung von den in Deutschland
                              									üblichen. Sie haben eine gesamte Länge von etwa 22,5 m bei einer Kastenbreite
                              									von 2948 mm und einer Spurweite von 1676 mm. Sie laufen auf 2 zweiachsigen
                              									Drehgestellen. Die Entfernung der Drehzapfen beträgt 15,8 m. Wegen der größeren
                              									Spurweite erfolgte die Ueberführung nach dem Ausgangshafen auf besonderen
                              									Transportachsen, während die eigenen auf einem angehängten Güterwagen mitgenommen
                              									wurden.
                           Die Wagen haben Mittelpufferung und sind mit durchgehender Luftdruck- und damit
                              									verbundener Notbremse, sowie Handbremse ausgerüstet.
                           Die Beleuchtung erfolgt durch 24 elektrische Glühlampen. Der erforderliche Strom wird
                              									während der Fahrt
                              									selbst erzeugt und über eine zwischengeschaltete Akkumulatorenbatterie den
                              									Beleuchtungskörpern zugeleitet.
                           Mit Rücksicht auf die klimatischen Verhältnisse sind die Wagenwände wegen der
                              									auftretenden großen Hitze besonders isoliert, durch Oeffnen der Fenster im
                              									Oberlichtaufbau wird für reichliche Entlüftung gesorgt.
                           Die Wagenräume sind seitlich durch Türen abgeschlossen und haben an den Stirnwänden
                              									Uebergangseinrichtungen für Mittelpufferung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 50
                              
                           Der 20 m lange Innenraum ist mit naturfarbenem polierten Mahagoniholz und mit
                              									Gepäcknetzen sowie Beschlägen in Rotguß ausgestattet. Die mit verstellbaren
                              									Rückenlehnen ausgeführten Sitze haben roten Lederüberzug. An jedem Wagenende
                              									befindet sich eine Toilette mit Waschgelegenheit. Die beiden an die Toilette
                              									anschließenden Sitze können durch Stoffvorhänge für die Nacht als Damenraum
                              									abgeteilt werden. Zur Luftbewegung im Wageninnern ist an jeder Toilette ein
                              									Ventilator angebracht.
                           Auch äußerlich zeigen die Wagen durchaus geschmackvolle Formen und Ausstattung,
                              									obschon für ihre konstruktive Durchbildung die Vorschriften der Betriebssicherheit
                              									vor allem anderen maßgebend waren. waren.
                           Die vorzügliche Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie, die sich sowohl in dem
                              									verwendeten Material, als auch in der konstruktiven Durchbildung und der Ausführung,
                              									sowie in der pünktlichen Einhaltung der vorgeschriebenen Lieferfristen offenbart,
                              									ist ein neuer Beweis dafür, daß Kriegs- und Nachkriegszeit auf ihr Können keinen
                              									nachteiligen Einfluß ausüben konnten. Nach wie vor ist es oberster Grundsatz der
                              									deutschen Industrie nur Erstklassiges zu liefern.
                           Cr.
                           Die Lage des österreichischen Kohlenbergbaus wird in ihrer
                              									vollen Trostlosigkeit beleuchtet in einer sehr ausführlich gehaltenen Denkschrift,
                              									welche der Verein der Bergwerksbesitzer Oesterreichs in Wien veröffentlicht hat. Die
                              									Kohle wurde in Oesterreich bis Ende 1922 staatlich bewirtschaftet und die
                              									Verkaufspreise wurden seit 1915 amtlich vorgeschrieben, wobei man nach sehr
                              									engherzigen Grundsätzen verfuhr und, ohne Rücksicht auf die Zechen, lediglich
                              									bestrebt war, billige Kohle dem Verbraucher zu beschaffen. Trotz dieser und
                              									vielfacher sonstiger Hemmungen gelang es dennoch den Bergbauunternehmungen die
                              									Förderung der inländischen Kohlengruben seit dem staatlichen Zusammenbruch um mehr
                              									als 30 % zu erhöhen. – Oesterreich verbrauchte im Jahre 1922: 9 Mill. t Kohle
                              									oder rund 56 % seines Friedensbedarfs. Von diesem Verbrauch konnten aus den
                              									inländischen Gruben 3276000 t oder rund 36 % gedeckt werden, während 64 % des
                              									Verbrauchs aus dem Ausland eingeführt werden mußten, und zwar 4,01 Mill. t
                              									Steinkohle nebst 1,4 Mill. t Braunkohle. Die letztere wurde zur Hauptmenge aus der
                              										„ausländischen“ Tschechoslowakei bezogen, war also böhmische Braunkohle.
                              									Wie sehr diese Einfuhr von Kohle aus dem „Auslande“ die Handelsbilanz
                              									Oesterreichs belastet, ersieht man nach der Denkschrift daran, daß Oesterreich im
                              									Jahre 1922 nicht weniger als 3,6 Billionen Kronen für Kohle an das Ausland zu zahlen
                              									hatte. – Die Hebung des inländischen Bergbaus ist darum bei solcher mißlichen
                              									wirtschaftlichen Lage des Landes die größte Notwendigkeit und es muß alles daran
                              									gesetzt werden, um jeden vermeidbaren Passivposten in der Handelsbilanz
                              									auszuschalten. – Dabei hebt die Denkschrift hervor, daß die österreichischen
                              									Kohlenbergbaue noch sehr entwicklungsfähig sind und, daß es in Oesterreich noch
                              									große Gebiete gibt, die nachgewiesenermaßen Kohle führen und lediglich des
                              									Aufschlusses bedürfen. Es könnte dann in absehbarer Zeit die Förderung soweit
                              									gesteigert werden, daß der größere Teil des inländischen Kohlenbedarfs aus
                              									Eigenkohle gedeckt würde. – Die Denkschrift bringt einzelne vergleichende kurze
                              									Statistiken. So wird angeführt, daß Deutschland,
                              									einschließlich Polnisch-Oberschlesien, aber ohne Elsaß-Lothringen und ohne
                              									Saargebiet, gefördert hat:
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                           an Steinkohle
                                 173
                                 136
                                 130
                                 
                              
                                           an Braunkohle
                                   87
                                 123
                                 137
                                 
                              
                                 in Millionen Tonnen.
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Daraus kann man schnell ersehen, wie sehr stark und mit welchem Erfolge Deutschland
                              									es verstanden hat, seine inländische Braunkohlenförderung zu steigern. Deutschland
                              									vermochte es, infolge dieser erhöhten Braunkohlengewinnung seine Einfuhr an
                              									böhmischer Braunkohle auf weniger als ein Drittel der Vorkriegsmenge herabzudrücken.
                              									Die Einfuhr Deutschlands an böhmischer Braunkohle hat nämlich betragen in Millionen
                              									t: 1913 ~ 6,5, 1920 ~ 2,3, 1921 ~ 2,7 und 1922 ~ 2. Würde in Oesterreich ein
                              									gleiches Vorgehen eingehalten werden, so könnte nach der Denkschrift in kürzester
                              									Zeit die Verwendung österreichischer Braunkohle erheblich erweitert werden. Statt
                              									dessen haben z.B. die österreichischen Bundesbahnen im Jahre 1922 eingeführt an
                              									Steinkohlen 1,1 Mill. t, an Braunkohlen 800000 t, während sie aus dem Inland 200000 t Kohle
                              									bezogen. Heimische Braunkohle muß auf den Inlandbahnen darum in verstärktem Maße
                              									Verwendung finden. Jedenfalls verlangt die Tatsache, daß die österreichischen
                              									Bundesbahnen 1922 800000 t Braunkohlen aus dem Ausland einführten und nur 200000 t
                              									inländische Braunkohle verbrauchten, dringend eine planmäßige Untersuchung der hier
                              									vorliegenden Gründe. Vielfach liegen da Gewohnheit und Ueberlieferung vor, die ein
                              									Verbleiben bei den bisher benutzten Kohlensorten erklären sollen, heute aber,
                              									infolge der schlechten wirtschaftlichen Lage des Landes, abgestellt werden
                              									müssen.
                           Kohlen und Koks. Im Saargebiet
                              									belief sich die Kohlenförderung innerhalb des ersten Halbjahres
                           
                              
                                 
                                 1922
                                 1923
                                 1923 geg.1922 in %
                                 
                              
                                 Staatsgruben            tGrube Frankenholz  t
                                 5162242  143459
                                 2628581   60073
                                 – 49,08– 58,13
                                 
                              
                                 Zusamm. Förderung t
                                 5305701
                                 2688654
                                 – 49,33
                                 
                              
                                 Kokserzeugung t
                                   123014
                                    42610
                                 – 65,36
                                 
                              
                           In Polnisch-Oberschlesien
                              									brachte der Steinkohlenbergbau im ersten Halbjahr 1923 folgende Resultate,
                              									verglichen mit 1922, erstes Halbjahr:
                           
                              
                                 
                                 ½ 1922
                                 ½ 1923
                                 
                              
                                 Kohlenförderung insgesamt t
                                 12594120
                                 13181473
                                 
                              
                                 Arbeitstäglich                       t
                                       86261
                                       90285
                                 
                              
                                 Kokserzeugung                    t
                                     650070
                                     677175
                                 
                              
                                 Briketterzeugung                 t
                                     125947
                                     135799
                                 
                              
                                 Erzeugung an     
                                    											Rohteer                           t    
                                    											Teerpech                        t     Teerölen                        
                                    											t     Rohbenzol                      t     schwefels. Ammoniak   
                                    											 t
                                       19944        5693        1979        7005        8224
                                       25175        4089       
                                    											2414        7106        8306
                                 
                              
                                 Versand an Kohle               t
                                    8798460
                                 966050
                                 
                              
                                 Versand an Koks                 t
                                 –
                                       391708
                                 
                              
                           Glückauf Nr. 36, 8. Sept. 1923, S. 863.
                           Si.
                           Die bergbauliche Gewinnung in Tunis hat sich im Jahre 1922
                              									sehr vorteilhaft entwickelt und dementsprechend auch die Ausfuhr wie die folgende
                              									offizielle Zusammenstellung dies zeigt:
                           
                              
                                 
                                 Gewinnung t
                                 Ausfuhr t
                                 
                              
                                 1921
                                 1922
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 Kalkphosphate
                                 1828000
                                 1958000
                                 1455239
                                 2075132
                                 
                              
                                 Eisenerz
                                   273410
                                   500000
                                   204012
                                   601622
                                 
                              
                                 Bleierz
                                    19945
                                      3000
                                      5997
                                       4921
                                 
                              
                                 Bleimetall
                                 –
                                    13200
                                 –
                                     10811
                                 
                              
                                 Zinkerz
                                      4541
                                      8000
                                      4065
                                       6071
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                    22207
                                        270
                                 –
                                 –
                                 
                              
                           Besonders beachtenswert ist dabei die fast auf das doppelte gestiegene Förderung von
                              									Eisenerz, dessen Ausfuhr sogar in 1922 das Dreifache gegenüber 1921 erreichte.
                              									Glückauf 1923 Nr. 36 S. 864.
                           Si.
                           Chemisch-physikalische Untersuchung von Kohlen in England.
                              									Wie in anderen Industrieländern, besonders in Deutschland und in großem Maßstabe
                              									auch in den Vereinigten Staaten, so hat man neuerdings auch in England der
                              									Konstitution der Kohle eingehende Arbeiten gewidmet. Die Ergebnisse dieser neueren
                              									englischen Kohlenforschung faßt der Leiter des berggewerkschaftlichen Laboratoriums
                              									zu Bochum Dr. H. Winter in einer umfangreichen Abhandlung (Glückauf 1923 S. 873–880)
                              									zusammen. Das Kleingefüge verschiedener englischer Kohlensorten wird in guten
                              									Dünnschliffabbildungen vor Augen geführt und unter Beigabe reichlichen
                              									Analysenmaterials werden die vielfachen Arbeiten neuerer englischer Spezialforscher
                              									charakteristisch beleuchtet. Die Wintersche Abhandlung bietet dem Fachmann
                              									dankenswerte Hinweise auf die Konstitution englischer Kohlensorten verschiedenen
                              									geologischen Alters, besonders hinsichtlich bituminöser Streifenkohle. Ueberwiegend
                              									chemisch -physikalisches Interesse.
                           Si.
                           Die Beschaffenheit des Brikettpechs. Infolge der Kohlennot
                              									hat die Brikettierung von feinkörnigen Brennstoffabfällen der verschiedensten Art
                              									(Schlammkohle, Brikettabrieb, Koksgrus, Rauchkammerlösche, Flugstaub usw.) in den
                              									letzten Jahren eine große Verbreitung erlangt. In der Regel benutzt man hierbei als
                              									Bindemittel den Destillationsrückstand des Steinkohlenteers, das sog. Hartpech,
                              									dessen Beschaffung jedoch in letzter Zeit, namentlich seitdem die großen
                              									Teerdestillationen des Ruhrgebietes stilliegen, recht schwierig geworden ist.
                              									Infolge der großen Nachfrage nach Brikettpech kommen neuerdings Materialien der
                              									verschiedensten Beschaffenheit, bisweilen auch offensichtliche Verfälschungen, unter
                              									der Bezeichnung Brikettpech oder Hartpech auf den Markt, so daß es für die
                              									Verbraucher von großem Interesse ist, die Anforderungen zu kennen, die an gutes
                              									Brikettpech gestellt werden müssen.
                           Um die Tauglichkeit von Pech für die Brikettierung festzustellen, benutzt man in der
                              									Praxis häufig die Kauprobe, wobei das Pech zwischen den Zähnen nicht zerspringen und
                              									knirschen darf, sondern knetbar und plastisch werden soll. Zur eingehenderen
                              									chemischen Prüfung des Peches ist es nötig, seinen Schmelzpunkt, seinen Gehalt an
                              									flüchtigen Bestandteilen und an unlöslichem Kohlenstoff, evt. auch seinen
                              									Aschegehalt festzustellen, der indessen nur selten 0,5 v. H. übersteigen dürfte. Der
                              									Schmelzpunkt von gutem Brikettpech soll zwischen 65 und 75 Grad C. liegen, der
                              									Gehalt an flüchtigen Bestandteilen soll 40–50 v. H., nach Spilker jedoch mindestens 55 v. H. betragen. Ferner sollen in Anilin und
                              									Pyridin 70–75 v. H. des Peches löslich sein, woraus sich ein Gehalt an freiem
                              									Kohlenstoff von 30–25 v. H. ergibt. In der Regel enthält Pech, das aus Gasteer
                              									gewonnen ist, etwas mehr freien Kohlenstoff als Pech, das aus Kokereiteer stammt.
                              									Von dem Gehalt des Peches an freiem Kohlenstoff ist zweifellos in hohem Maße seine
                              									Bindefähigkeit und bis zu einem gewissen Grade auch sein Erweichungspunkt abhängig,
                              									doch verbietet sich in der Praxis vielfach die Verwendung eines niedrig schmelzenden
                              									Peches trotz seiner größeren Bindekraft, weil sich derartiges Pech, namentlich im
                              									Sommer, nicht zu Staub vermählen läßt und häufig die Mahlanlagen verschmiert,
                              									wodurch leicht Betriebsstörungen hervorgerufen werden. Man muß somit auch hierauf
                              									bei der Auswahl des Peches Rücksicht nehmen und wird zweckmäßig im Sommer ein Pech
                              									von etwas höherem Erweichungspunkt verwenden als im Winter.
                           In jüngster Zeit hat sich Grounas eingehend mit der
                              									Beschaffenheit des Brikettpechs und seiner Prüfung befaßt und hierbei eine Reihe von
                              									interessanten Beobachtungen gemacht, worüber Thau in
                              										„Glückauf“ 1923, S. 97, berichtet. Er führt als Kennzeichen eines guten
                              									Peches an, daß ein in warmem Wasser von 50 bis 55 Grad liegendes Pechstäbchen sich
                              									wie eine Schraubenspirale verdrehen läßt, ohne seine Form zu verlieren oder zu
                              									reißen. Auch er betont, daß ein Gehalt des Peches an freiem Kohlenstoff von mehr als
                              									30 v. H. die Bindekraft nachteilig beeinflußt. Zur Bestimmung des freien
                              									Kohlenstoffs, benutzt er Schwefelkohlenstoff, während bei uns für diese Prüfung meist Anilin und
                              									Pyridin Verwendung finden. Einen weiteren wertvollen Anhaltspunkt für die
                              									Beurteilung von Brikettpech bietet die Verkokungsprobe im Platintiegel. Gutes Pech
                              									liefert hierbei einen vollständig flachen Kokskuchen mit einer Oberfläche von
                              									gleichmäßig schwarzgrauem Aussehen, wogegen ein stark aufgetriebener Kokskuchen mit
                              									einer ausgesprochenen Kuppe und bräunlich gefärbter, schillernder Oberfläche ein
                              									Erkennungszeichen für schlechtes Brikettpech ist. Gutes Brikettpech wird bei der
                              									Destillation von Kokerei- und Gasteer sowie auch von Wassergasteer erhalten, dagegen
                              									besitzen die aus Hochofenteer und Generatorteer gewonnenen Peche nur sehr geringe
                              									Bindekraft. Diese Peche bestehen vorwiegend aus aliphatischen Verbindungen, denen
                              									anscheinend jede Bindefähigkeit fehlt; vermutlich gilt dies auch für das ähnlich
                              									zusammengesetzte Urteerpech! Das beste Brikettpech liefert der in stehenden
                              									Gasretorten erzeugte Teer sowie der bei der Herstellung von karburiertem Wassergas
                              									anfallende Teer, doch ist derartiges, bestimmten Teersorten entstammendes Pech nur
                              									schwer zu erhalten, da auf den Teerdestillationen die verschiedenen Teere gewöhnlich
                              									in gemeinsame Sammelbehälter abgefüllt werden. Beachtenswert ist schließlich noch,
                              									daß bei der Verarbeitung weicheren Peches in Brikettfabriken die sonst auftretenden
                              									Hautkrankheiten und Augenentzündungen bei den Arbeitern viel seltener vorkommen.
                           Sander.
                           Zerstörender Angriff von Beton durch Gaswasser. Ueber
                              									diesen, die in Betracht kommenden Fachleute aufs höchste interessierenden Gegenstand
                              									(vergl. die vielen einschlägigen Veröffentlichungen der letzten Zeit) veröffentlicht
                              									Dr. Mezger (Stuttgart) eine lesenswerte Arbeit, die in
                              									den komplizierten Chemismus dieser Zerstörungserscheinung Licht bringt und auf Grund
                              									von bemerkenswerten Eigenerfahrungen den Weg zur Abhilfe weist.
                           Er prüft zunächst die chemischen Komponenten des Betons auf den Grad ihrer chemischen
                              									Angreifbarkeit und kommt zum Schluß, daß der mögliche Angriff des Betons beim Zement
                              									und vor allem bei dem im jungen Beton noch reichlichen vorhandenen Aetzkalk dieses
                              									zu suchen ist. Dieser ist chemisch außerordentlich wandlungsfähig. Abgesehen davon,
                              									daß schon Wasser genügt, um Aetzkalk mehr oder weniger auszulaugen, ist es ja eine
                              									jedem Chemiker bekannte Tatsache, daß in allen Ammonverbindungen, und – das
                              									Gaswasser besteht ausschließlich aus solchen – bei Gegenwart von Aetzkalk das
                              									Calcium unter Freiwerden von Ammoniak an die Stelle dieses tritt. Unter den
                              									Ammonverbindungen des Gaswassers wirkt nur das Ammonkarbonat günstig und zwar unter
                              									sogenannter Carbonisation auf den Erhärtungsvorgang des Betons. Die andern bilden
                              									mit dem Aetzkalk zum Teil lösliche Verbindungen wie das Ammonchlorid oder wirken sie
                              									wie schwefelhaltige Verbindungen unter schließlicher Bildung der sehr
                              									verhängnisvollen Calciumsulfaluminate, deren sprengende Zerstörungswirkung auf den
                              									Beton allgemein bekannt ist. Bei der Besprechung der Schutzmaßnahmen weist der
                              									Verfasser darauf hin, daß Versuche durch Erhöhung des Kieselsäuregehaltes durch
                              									Mitverwendung von Hochofenzement oder gar Traß um den freien Aetzkalk möglichst
                              									rasch abzubinden, leider nicht zu dem gewünschten Ergebnis geführt haben. Denn die
                              									Versuche des Moorausschusses des Deutschen Betonvereins gaben in dieser Hinsicht
                              									keine Ueberlegenheit von in solcher Mischung hergestelltem Beton gegenüber
                              									normalem Beton. In diesem Zusammenhang zitiert der Verfasser die Arbeit von
                              									Haas (Referat Dinglers Polyt. Journ. 1924 S. 15), dem er insofern vollkommen
                              									zustimmt, als auch er die Wichtigkeit der von diesem gegebenen Anleitung zu einer
                              									sachgemäßen sorgfältigen Betonbereitung unterstreicht. Damit lasse sich viel, aber
                              									nicht alles erreichen. Den freien Aetzkalk im jungen Beton gegen die angreifenden
                              									Komponenten des Gaswassers zu schützen ist nur dadurch in wirksamer Weise denkbar,
                              									daß man zwischen Betonoberflächen und das angreifende Agens eine Schutzschicht legt.
                              									Dies kann aber durch einen geeigneten Schutzanstrich gelingen. Verfasser bespricht
                              									eine Reihe solcher bekanntgewordener Schutzanstriche und soweit etwas über deren
                              									Bewährung laut geworden ist, wird auch darauf eingegangen. Anschließend wird dann
                              									über sehr gute Erfahrungen des Verfassers mit Inertol-Anstrichen (Hersteller Paul Lechler, Stuttgart) an den betonierten
                              									Gaswasserbehältern des Stuttgarter Gaswerks berichtet und deren Herstellungsweise
                              									und Größe beschrieben. Diese Betongaswasserbehälter haben seit ihrer ersten
                              									Inbetriebnahme vor 14 Jahren keine undichten Stellen gezeigt, obwohl der
                              									Inertol-Anstrich niemals erneuert wurde. (Bauingenieur 1922 S. 408 ff.)
                           Preisausschreiben des Vereins Deutscher
                                 										Eisenbahnverwaltungen. Der Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen hat
                              									beschlossen, die im Preisausschreiben vom August 1922 bekanntgegebenen Geldpreise
                              									unter Berücksichtigung der Verschiebungen in den Währungsverhältnissen seit
                              									Veröffentlichung des Ausschreibens mit Wirkung vom Tage der Auszahlung der Preise in
                              									angemessener Höhe anderweit festzusetzen. Von den zwei Druckstücken
                              									schriftstellerischer Werke, die zur Bewerbung eingesandt werden, wird das eine Stück
                              									nach der Preisverteilung zurückgegeben.
                           Das Preisausschreiben ist seinerzeit in der Nr. 21/22 Jg. 1922 dieser Zeitschrift
                              									veröffentlicht worden. Berlin W. 9, Köthener Straße 28/29, im Februar 1924.
                              									Geschäftsführende Verwaltung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen.
                           Vom Bayerischen Arbeitermuseum in München (Staatl.
                              									Soziales Landesmuseum) geht uns nachstehender Aufruf mit der Bitte um
                              									Veröffentlichung zu:
                           In jedem Betriebe gibt es an Kraft- und Arbeitsmaschinen, Aufzügen, Transmissionen
                              									und Transportvorrichtungen, in Höfen, an Verkehrswegen usw. einzelne besonders gut
                              									gelungene Vorrichtungen, Vorkehrungen oder Anordnungen irgend welcher Art, welche
                              									Unfallgefahren oder Unfallmöglichkeiten erschweren, vor solchen warnen oder sie
                              									verhüten. Manchmal sind solche dankenswerte Einrichtungen der Stolz der
                              									betriebsleitenden Persönlichkeiten, manchmal aber auch werden sie, in einem
                              									glücklichen Augenblick geschaffen, als Selbstverständlichkeit nicht mehr weiter
                              									beachtet. Die Museumsleitung stellt die herzliche und dringende Bitte, von
                              									bemerkenswerten Einrichtungen und Vorkehrungen, welchen Zweckes und welcher Art sie
                              									auf dem großen Gebiete der Unfallverhütungstechnik nur immer sein mögen, dem bayer.
                              									sozialen Landesmuseum (München 22, Postfach 82) Zeichnungen, Abbildungen,
                              									Photographien, Skizzen, Negative usw. mit kurzen Beschreibungen schenkungs- oder
                              									leihweise zu überlassen, sofern sie sich irgendwie zur Abnahme von Diapositiven für
                              									Vortrags- und Vorlesungszwecke eignen. Die Mühe nach solchen, leider meist wenig
                              									beachteten und doch so wichtigen Dingen im Betriebe wieder einmal Umschau halten und
                              									sie mit Stift oder Platte fixieren zu lassen, lohnt sich reichlich und die
                              									Museumsleitung spricht schon jetzt hierfür den herzlichsten Dank aus.
                           Großer Ausstellerandrang zur Kölner Messe. Die Bekanntgabe
                              									des Termins der ersten Kölner Messe (11.–17. Mai) hat zur Folge gehabt, daß eine
                              									große Zahl Firmen, sowohl des besetzten Gebietes als auch aus dem übrigen
                              									Deutschland, sich neu zur Kölner Messe angemeldet hat. In der vergangenen Woche
                              									gingen beim Messeamt täglich ungefähr 100 bis 200 Ausstelleranmeldungen ein. Die
                              									Zahl der bis jetzt angemeldeten Firmen beträgt über 10000. Die Raumverhältnisse der
                              									Messe gestatten aber einstweilen nur die Unterbringung von rund 2500 Ausstellern.
                              									Bei der Standverteilung werden zunächst diejenigen Firmen berücksichtigt, denen
                              									bereits im vorigen Jahr ein Platz auf der Messe zugesagt war und die auch schon
                              									einen Teil der Standmiete entrichtet haben.
                           Ueber Wirtschaftsprophetie ist in Nr. 44, 3. Jahrg 1923
                              									der V. d. J.-Nachrichten ein bemerkenswerter Aufsatz von Dr.-Ing. Brasch (Dresden) erschienen, der heute besondere
                              									Bedeutung hat. Denn die Rückkehr zur Goldwährung, die jetzt mit der Schaffung der
                              									Rentenmark begonnen hat, wird uns die Abhängigkeit unserer Volkswirtschaft von der
                              									gesamten Weltwirtschaftslage wieder vor Augen führen, nachdem das jahrelange Rechnen
                              									mit riesigen Papiermarksummen nebst den anderen Folgen der Inflation unser Gefühl
                              									für diese Abhängigkeit stark vermindert hatte. Es erscheint also an der Zeit, die
                              									Bestrebungen der ausländischen Wirtschaft zur Hebung der Konjunktur und Sicherung
                              									des Absatzes zu betrachten, um daraus die entsprechenden Lehren für die deutsche
                              									Wirtschaft zu ziehen.
                           Mit etwas ganz Neuem tritt da das „Committee on Economic Research“ der
                              									Harvard-Universität in Cambridge U.S.A. auf den Plan, indem es versucht, aus dem
                              									Verlauf der Wirtschaftskrisen von 1907, 1911 und 1919 Schlüsse auf den
                              									Konjunkturverlauf in der näheren Zukunft zu ziehen. Der Erfolg ist so verblüffend,
                              									daß es wertvoll erscheint, darüber zu berichten.
                           Wohl allen Wirtschaftlern ist aufgefallen, daß die Krisen stets plötzlich nach Zeiten
                              									größter Geschäftstätigkeit einsetzen und daß der Aufstieg und Niedergang des
                              									Wirtschaftslebens etwa mit dem Verlauf einer Welle verglichen werden kann. Infolge
                              									dieser Erkenntnis versuchte man, Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung zu ziehen,
                              									denn den hohen Wert dieser „Wirtschaftsprophetie“ für alle Unternehmer hatte
                              									man wohl erkannt. Dem oben genannten Institut ist es jedoch nun wohl erstmalig
                              									gelungen, die Analyse des Wirtschaftsverlaufes in einer allgemein verwendbaren und
                              									verständlichen Form auszuführen. Hierzu ist die an Uebersichtlichkeit unübertroffene
                              									graphische Darstellung gewählt worden, und zwar sind in Abhängigkeit von der Zeit
                              									folgende drei Kurven aufgetragen:
                           A. Der Umfang der Geschäftsdispositionen, spekulativ (Neuyorker Clearingverkehr, Höhe
                              									der lombardfähigen Lagerbestände der Industrie, bare Bankeinlagen in Neuyork),
                           B. Die Geschäftstätigkeit selbst (Warenhandelspreise, Clearingverkehr und bare
                              									Bankeinlagen außerhalb Neuyorks [140 Provinzbanken], Roheisengewinnung),
                           C. Der Geldmarkt (Wechseldiskont, gewährte Kredite und Höhe der Einlagen bei
                              									Neuyorker Banken).
                           Die Kurven sind auf Grund von Monatsdurchschnitten errechnet und auf einen
                              									gemeinsamen Index gebracht, da ihr absoluter Wert bei dieser Untersuchung ja nicht
                              									von Interesse ist.
                           Es zeigt sich nun, daß die drei Kurven in der Reihenfolge A-B-C verlaufen, und zwar
                              									in ganz bestimmten Abständen, und daß sie ferner nahezu gesetzmäßige Schwingungen
                              									ausführen. Die Kurve A verläuft beim Anstieg etwa 2 Monate vor der Kurve B; sie
                              									beginnt aber schon zu fallen, wenn B noch weiter ansteigt. Der Sturz letzterer
                              									beginnt etwa 6 bis 8 Monate nach dem von A, ist aber dann bedeutend steiler. In
                              									einem weiteren Abstand von etwa 2 bis 8 Monaten hinter B folgt die Kurve C; ihr
                              									Sinken erfolgt flacher, als der steile Abfall von B. Noch während C fällt, beginnt A
                              									wieder zu steigen.
                           Diese überraschende Gesetzmäßigkeit läßt sich nun recht einfach erklären. In den
                              									Zeiten steigender Konjunktur sucht jeder möglichst große Einkäufe zu machen, um die
                              									Lager zu füllen. Die Furcht, bei der nun einsetzenden Preissteigerung teurer
                              									einkaufen zu müssen, veranlaßt die Erteilung möglichst großer Aufträge, die
                              									ihrerseits die Aufnahme von Bankkrediten erforderlich machen. Noch während dieser
                              									Zeit der Hochkonjunktur beginnt infolge der einsetzenden Versteifung des Geldmarktes
                              									die Kurve A, also das spekulative Moment der Wirtschaft, langsam abzufallen; die
                              									Kurven B und C steigen jedoch noch weiter. Das ist ein untrügliches Vorzeichen des
                              									nach 6 bis 8 Monaten einsetzenden Niederganges. Teils aus Mangel an Geldmitteln,
                              									teils auch aus Mißtrauen beginnen nämlich etwa zu diesem Zeitpunkt die Banken, ihre
                              									Kreditgewährung einzuschränken. Nun müssen Teile der Vorräte billiger verkauft
                              									werden, um flüssige Mittel heranzuschaffen, und sofort stockt der Absatz, die Kunden
                              									stutzen, ziehen gegebene Aufträge zurück und der rapide Niedergang der
                              									Geschäftstätigkeit setzt ein. Der Geldmarkt versteift sich jedoch noch weiterhin,
                              									namentlich steigen die Zinssätze mit Rücksicht auf die sinkende Konjunktur. Erst
                              									nach einigen Monaten erfolgt eine allmähliche Abdeckung der Schulden, dadurch ein
                              									Sinken der Zinssätze, und der Geldmarkt verflüssigt sich. Damit kommen aber auch
                              									wieder neue Betätigungsmöglichkeiten für die Spekulation, Kurve A steigt und das
                              									Spiel beginnt von neuem.
                           Einen hervorragenden Erfolg hat die auf diesen Grundlagen aufgebaute
                              									Wirtschaftsprophetie schon aufzuweisen, indem im Herbst 1919 die tatsächlich nach
                              									etwa 6 Monaten einsetzende Krise der Jahre 1920/21 vorausgesagt wurde, während
                              									allgemein ein weiteres Anhalten der Hochkonjunktur erwartet wurde. Das sichere
                              									Eintreffen dieser Vorhersage gewährt die Aussicht, daß in Zukunft den
                              									Geschäftsdispositionen eine festere, nicht allein auf das persönliche Gefühl
                              									begründete Stütze gegeben werden kann, zumal die wöchentlich erscheinenden
                              									Harvard-Berichte die Kurven fortlaufend ergänzen. Vielleicht wäre es wünschenswert,
                              									auch in Deutschland eine ähnliche, auf die deutschen Anforderungen zugeschnittene
                              									Einrichtung ins Leben zu rufen, um damit unserer um ihre Zukunft schwer kämpfenden
                              									Wirtschaft ein wertvolles Hilfsmittel in die Hand zu geben.
                           Parey.