| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 61 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszüge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Praktische Wärmewirtschaft bei der Dampfmaschine. Die
                              									zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten aus dem weiten Gebiet der Wärmewirtschaft
                              									haben in den letzten Jahren das allgemeine Interesse auf sich gezogen. Ihre
                              									Umsetzung in die Praxis ist jedoch erst wesentlich gefördert worden, und wird es
                              									noch, durch die dringende Notwendigkeit, die Selbstkosten der Betriebe
                              									herabzusetzen. Großbetriebe können an diese Aufgabe natürlich mit großen Mitteln
                              									herangehen, und sie sind es auch in erster Linie, die mittels gut ausgebildeter
                              									Betriebskontrollen ihren wärmewirtschaftlichen Wirkungsgrad aufs äußerste steigern
                              									werden. Im allgemeinen haben die größeren Betriebe schon immer recht gute
                              									Wirkungsgrade erzielt, da durch gut geschultes Personal eine gute, wissenschaftliche
                              									Betriebsführung ermöglicht war. Für sie kommen denn auch in erster Linie die
                              									neuesten Bestrebungen in Frage, wie die Einführung von Hochdruckdampf,
                              									Gegendruckbetrieb, Zwischenüberhitzung usw. Denn nur durch diese Mittel dürfte heute
                              									bei einem gut geleiteten Betrieb noch eine Verbesserung möglich sein.
                           Wesentlich anders liegen die Verhältnisse bei den zahlreichen kleineren Wärme
                              									verbrauchenden Betrieben, die in ihrer Gesamtheit doch einen beträchtlichen Anteil
                              									des Kohlenverbrauchs in der Industrie ausmachen. Hier kann man nicht mit den genauen
                              									und feinen Methoden der modernen Wärmetechnik einsetzen, denn dazu werden meist die
                              									Geldmittel sowie das geeignete Personal fehlen. Erst im Laufe der Zeit werden sich
                              									die in dem Kessel- und Maschinenfabriken ausgearbeiteten Verbesserungen auch im
                              									Kleinbetrieb bemerkbar machen.
                           Auf eine andere als die rein wissenschaftliche Art der Wärmewirtschaft in kleineren
                              									Betrieben verweist nun Dipl.-Ing. Schulze vom
                              									Dampfkessel-Ueberwachungsverein Aachen in der Zeitschrift „Die Wärme“ (47.
                              									Jahrg. 1924 Nr. 1). Es erscheint wertvoll, seine Gedankengänge hier
                              									wiederzugeben.
                           Eine oft am falschen Platz angewendete Sparsamkeit bringt es mit sich, daß für den
                              									Kessel- und Maschinenbetrieb in kleineren Anlagen sehr häufig Leute mit äußerst
                              									mangelhafter Ausbildung verwendet werden. Diese können zwar ihre Maschine bei
                              									normalen Verhältnissen einwandfrei bedienen, vermögen aber selten Störungen in der
                              									Maschine, namentlich solche wärmetechnischer Art, zu erkennen und in ihren Wirkungen
                              									zu übersehen. Im allgemeinen ist der wenig geschulte Maschinist in seinem oft
                              									ziemlich geringen Verantwortungsgefühl zufrieden, wenn seine Maschine überhaupt noch
                              									läuft. Der Dampfverbrauch je PS und Stunde interessiert ihn meist recht wenig. Das
                              									war schon in normalen Zeiten ein Zustand, den ein Ingenieur nicht billigen durfte;
                              									heute stellt es aber eine ganz unzulässige Verschwendung der wertvollen Kohlen dar.
                              									Bei deren hohen Preisen macht sich das natürlich auch bei den Selbstkosten sehr
                              									fühlbar, und erst der Zwang zu sparen läßt den Betriebsinhaber nach Fehlerquellen
                              									suchen, die dann oft ganz unglaubliche Betriebszustände entdecken lassen.
                           An Hand einer Anzahl Indikatordiagramme zeigt der oben genannte Verfasser, wo die
                              									praktische Wärmewirtschaft bei kleinen Betrieben erfolgreich einsetzen kann. Auf
                              									Wiedergabe der Diagramme kann hier verzichtet werden, da die Fehler der untersuchten
                              									Maschinen in ihrer Augenfälligkeit auch ohne sie verständlich sein werden.
                           Eine Ventildampfmaschine mit Auspuff erreichte bei unregelmäßigem, klopfendem Lauf
                              									knapp die Hälfte ihrer normalen Leistung, obwohl der Dampfverbrauch größer war. Der
                              									Kurbelzapfen lief sich dauernd heiß. Nachdem sie mehrere Wochen in diesem Zustand
                              									betrieben war, wurde endlich doch eine Untersuchung vorgenommen. Dabei ergab sich
                              									für die Deckelseite ein normales Indikatordiagramm, die Kurbelseite zeigte jedoch
                              									eine negative Arbeitsfläche (Schleife). Als Ursache ergab sich ein stark abgenutzter
                              									Ventilbolzen. Infolgedessen öffnete das Auslaßventil der Kurbelseite nicht, der
                              									eingetretene Dampf wurde auf nahezu das Doppelte des Kesseldruckes komprimiert,
                              									wofür etwa 59 % der Nutzleistung aufgewendet wurde. Die Folgen waren die schon
                              									genannten: Abnahme der Leistung, schlechter Wirkungsgrad, Heißlaufen des
                              									Kurbelzapfens. Durch die gefährlich hohe Kompression hätten sich noch viel schwerer
                              									wiegende Folgen ergeben können.
                           Die zweite untersuchte Maschine, eine Lanz-Lokomobile mit Lentz-Steuerung, lieferte
                              									ebenfalls nur noch die halbe Leistung und konnte nur von der Kurbelseite aus
                              									angelassen werden. Das Diagramm der Kurbelseite ergab etwa 65 % Füllung,
                              									dementsprechend hohen Expansionsenddruck (3,4 at) und hohen Gegendruck (0,6 at
                              									Ueberdruck) infolge der großen Dampfmenge, Die Deckelseite arbeitete ohne Füllung
                              									lediglich als Luftpumpe und verzehrte dadurch etwa 12 ½ % der Nutzarbeit. Grund war die
                              									starke Abnutzung des Einlaßsteuernockens auf der Deckelseite, so daß das Ventil
                              									nicht angehoben wurde.
                           Aehnliche Verhältnisse zeigte eine sonst gute, moderne Heißdampflokomobile mit
                              									Ventilsteuerung. Infolge abgenutzter Einlaßsteuernocken auf beiden Seiten öffneten
                              									die Einlaßventile nicht mit Voreinströmung, sondern mit etwa 5 % Nacheinströmung,
                              									wodurch Schleifenbildung auftrat. Da der Ventilhub sehr klein war, wurde der
                              									Eintrittsdampf stark gedrosselt, was einen weiteren Verlust bedeutet. Schließlich
                              									bedingten die undichten Auslaßventile einen steilen Abfall der Expansionskurve,
                              									dadurch eine Schleife, also eine Fläche negativer Arbeit. Ungleiche Dampfverteilung
                              									vergrößerte diesen Verlust. Die Folge war stark gesunkene Leistung bei über 100 %
                              									Mehrverbrauch an Dampf je PS und Stünde.
                           Als weiteres Beispiel wird eine Schiebermaschine mit ganz falsch eingestellter
                              									Steuerung angeführt. Der Dampfeinlaß auf der Deckelseite erfolgte erst, nachdem
                              									bereits 35 % des Arbeitshuber zurückgelegt waren. Die Kurbelseite erhielt fast gar
                              									keinen Dampf, verbrauchte jedoch Kompressionsarbeit. Die Drehzahl der Maschine war
                              									nur dadurch regelbar, daß durch das Absperrventil der Frischdampf auf etwa 3,4 at
                              									gedrosselt wurde. Nach richtiger Einstellung der Schieber arbeitete die Maschine
                              									einwandfrei, wobei der spezifische Dampfverbrauch auf etwa l/3 sank.
                           Ein häufig anzutreffender Fehler sind undichte Einlaßorgane. Infolgedessen strömte
                              									bei einer der untersuchten Maschinen der Dampf dauernd zu, was hohen
                              									Expansionsenddruck und großen spezifischen Dampfverbrauch ergab. Mit der gleichen
                              									Dampfmenge hätte sich eine um etwa 35 % größere Leistung bei richtiger Einströmung
                              									erzielen lassen. Der ohne Vorausströmung erst im Totpunkt erfolgende Auslaß des
                              									Dampfes verschlechterte die Leistung um weitere 7 %. Die Schieber wurden
                              									nachgearbeitet, worauf die Mißstände beseitigt waren.
                           Nachströmen des Dampfes zeigte auch das Diagramm einer Ventilmaschine; nach etwa 60 %
                              									des Arbeitshubes verlief die Expansionslinie jedoch normal, wie die an diesem Punkt
                              									in eine Horizontale übergehende Charakteristik (nach Prof. Deorfel) ergab. Das
                              									Einlaßventil war also nicht undicht, sondern schloß nur sehr schleichend infolge der
                              									zu wenig gespannten Ventilfeder.
                           Falsche Sparsamkeit verschlechterte die Leistung einer anderen Ventilmaschine um etwa
                              									10,7 % auf der Deckelseite und auf 4 % auf der Kurbelseite. Die Maschine war gut in
                              									Ordnung. Man hatte sie von Sattdampf auf Heißdampfbetrieb umgestellt, wobei die
                              									Drehzahl von 80 auf 107 heraufgesetzt worden war. Trotzdem hatte sich eine Ersparnis
                              									gegenüber dem Sattdampfbetrieb nicht gezeigt. Die abgenommenen Indikatordiagramme
                              									deckten als Verlustquelle die Drosselung des Dampfes in den Einlaßventilen auf. Man
                              									hatte, um zu sparen, die alten Sattdampfventile beibehalten. Diese waren aber für
                              									den Heißdampf mit seinem größeren spezifischen Volumen zu klein, wodurch Drosselung
                              									eintrat. Der Fehler wäre heute nur mit erheblichen Kosten zu beseitigen.
                           Bei einer Lokomobile war ein Schieberspiegel gebrochen, so daß dauernd Dampf in den
                              									Zylinder strömte und eine Verbindung zwischen Einlaß- und Auslaßleitung geschaffen
                              									war. Die Folge davon war ein Gegendruck von 0,7 at Ueberdruck sowie ein sehr großer
                              									Dampfverbrauch. Nach Reparatur des Schieberspiegels stieg die Leistung, während der
                              									Dampfverbrauch nur einen kleinen Teil des vorherigen betrug.
                           Einen ähnlichen Fehler zeigte eine Ventilmaschine, bei der der Einlaßventilsitz
                              									gerissen, das Auslaßventil undicht war. Der Gegendruck stieg dadurch auf 3 at.
                              									Leistung und Wirkungsgrad waren infolgedessen sehr schlecht. Der Fehler war leicht
                              									zu beseitigen.
                           In Betrieben, wo schon als Maschinisten ungenügend ausgebildete Leute verwendet
                              									werden, liegt die Bedienung des Kessels meist ganz im Argen. Das Kesselhaus war doch
                              									fast immer ein Stiefkind des Betriebes, und erst die moderne Wärmewirtschaft hat
                              									seine grundlegende Bedeutung für den gesamten Betriebswirkungsgrad festgestellt. So
                              									ist es kein Wunder, wenn man in schlecht geleiteten Kesselbetrieben eine
                              									Ueberschreitung des zulässigen höchsten Dampfdruckes um mehrere Atmosphären findet.
                              									Da der Dampfverbrauch einer Maschine mit sinkendem Eintrittsdruck erheblich steigt,
                              									ist ein solcher Betrieb natürlich denkbar unwirtschaftlich.
                           Aehnlich der Ueberschreitung des zulässigen Kesseldruckes findet man bei
                              									Heißdampfbetrieben oft eine erhebliche Unterschreitung der höchstzulässigen
                              									Dampftemperaturen vor der Maschine. Neben mangelhafter Isolation der Leitungen liegt
                              									der Grund häufig bei den zu groß gewählten Rohrdurchmessern, die eine große
                              									strahlende Oberfläche ergaben. Sogar bei neueren Anlagen findet man, daß die Rohre
                              									für 5 ÷ 15 m/sek Dampfgeschwindigkeit bei Höchstlast der Maschine bemessen sind,
                              									während man bei Heißdampf 45 m sek. einhalten sollte. Da man für 10 Grad
                              									Ueberhitzung etwa mit 1 % Dampfersparnis rechnen kann, läßt sich der Nachteil
                              									ungenügender Dampftemperatur ermessen. Es muß deshalb unbedingt auf gute
                              									Ueberhitzung, vorzügliche Wärmeisolation der Leitungen und kleinst-zulässigen
                              									Durchmesser derselben geachtet werden, wenn ein Dampfmaschinenbetrieb wirtschaftlich
                              									arbeiten soll.
                           Schließlich wird in der genannten Arbeit auf die großen Vorteile der
                              									Abdampfverwertung hingewiesen. Auch bei kleinen Betrieben ist sie möglich; die
                              									entstehenden Anlagekosten dürften sich schnell verzinsen. Jedenfalls spricht es dem
                              									hohen Stande der Technik geradezu Hohn, wenn man in Betrieben, die Wärme
                              									verbrauchen, z.B. Wäschereien, Brauereien usw., besondere Kessel für den Heizdampf
                              									findet, während die Dampfmaschine ihren Abdampf in den Kondensator schickt oder
                              									womöglich frei auspufft. Gerade in den kleineren Betrieben, deren Leiter den
                              									neuesten wissenschaftlichen Bestrebungen der Wärmewirtschaft nicht folgen können,
                              									ist deshalb eine Aufklärung mit Hilfe zahlenmäßig ausgerechneter Ersparniswerte
                              									nötig, um Mängel, wie die vorstehenden, zu unterbinden. Denn auch der kleinste
                              									Betrieb muß teilnehmen an der allgemeinen Ersparnis an Energie im Interesse unserer
                              									gesamten Volkswirtschaft.
                           Parey.
                           Desinfektion des Abwassers mit Chlor. Von Dr. Bach. Von der Emscher – Genossenschaft in Essen wurden im
                              									Anschluß an die bereits vor dem Kriege ausgeführten Abwasser – Desinfektionversuche
                              									mit Chlorkalk in den Jahren 1919 bis 1922 neue Versuche mit Chlorgas (verflüssigtes
                              									Chlor) in der Versuchkläranlage in Essen-Frohnhausen angestellt. Der hierzu benutzte
                              									Chlor-Apparat nach dem indirekten Verfahren (Patent Dr. Ornstein) hat sich gut
                              									bewährt, so daß in der Folge mehrere derartige Apparate in einer Reihe von
                              									Kläranlagen der Emscher-Genossenschaft und des Ruhrverbandes eingebaut worden sind.
                              									Neben der Desinfektion kann man städtisches oder häusliches Abwasser durch
                              									Behandlung mit Chlor auch fäulnisunfähig und geruchlos machen. Zur Erzielung eines
                              										ausreichenden
                              									Desinfektionserfolges (Verminderung der auf Nährgelatine bei 22 Grad Celsius
                              									wachsenden Keime um 99 %) sind bei frischem, noch nicht nennenswert in Fäulnis
                              									übergegangenem städtischen Abwasser folgende Chlormengen erforderlich: 1. bei rohem,
                              									ungeklärten Abwasser mit Fäkalien 25 bis 30 g/cbm, 2. bei kurz vorgeklärtem
                              									Abwasser, das noch feine Schwebestoffe enthält, 15–20 g/cbm, 3. bei gut geklärtem
                              									Abwasser 10–15 g/cbm. Stark fauliges Abwasser benötigt zur Desinfektion größere
                              									Chlormengen, weil ein Teil des zugesetzten Chlors vorweg zur Oxydation des
                              									Schwefelwasserstoffs bzw. der Alkalisulfide verbraucht wird. Zur Beseitigung der
                              									Fäulnisfähigkeit muß man dem Abwasser so viel Chlor zusetzen, daß nach Absitzen der
                              									Schlammstoffe und nach ausreichender Einwirkung des Chlors im geklärten Abwasser
                              									noch ein geringer Ueberschuß an freiem Chlor vorhanden ist. Die erwähnte
                              									Einwirkungsdauer ist für jede Abwasserart durch Versuche zu bestimmen, da sie je
                              									nach der Konzentration des Abwassers, dem Schwefelwasserstoffgehalt, der angewandten
                              									Chlormenge, der Temperatur und anderen Umständen schwankt. Die Geruchlosmachung von
                              									stinkendem Abwasser erfordert Chlormengen von 4 bis 8 g/cbm; auch hierbei ist rasche
                              									Beseitigung der Schlammstoffe nötig, doch ist bei guter Vermischung keine längere
                              									Einwirkungdauer erforderlich. Der abgeschiedene Klärschlamm wird hinsichtlich seines
                              									Ausfaulvermögens durch die Behandlung des Abwassers mit Chlor nicht merklich
                              									berührt, dagegen scheint diese Behandlung auf die Klärfähigkeit des Abwassers eine
                              									gewisse günstige Wirkung auszuüben. (Wasser und Gas 1923, S. 1109–1138.)
                           Sander.
                           Der Empfang Berlins an Ruhrkohle, sowohl auf dem
                              									Wasserwege, als auch mit der Eisenbahn entwickelte sich seit 1913 bis 1922 in
                              									folgendem Sinne:
                           Empfang Berlins an Ruhrkohle
                           
                              
                                 
                                 Ueberhaupt in 1000 t
                                 In % desGesamtkohlenempfangs
                                 
                              
                                 1913
                                   551
                                 10,88
                                 
                              
                                 1914
                                   516
                                 14,73
                                 
                              
                                 1915
                                 1366
                                 29,05
                                 
                              
                                 1916
                                 1577
                                 32,10
                                 
                              
                                 1917
                                 1558
                                 33,30
                                 
                              
                                 1918
                                 1726
                                 32,91
                                 
                              
                                 1919
                                 1300
                                 38,10
                                 
                              
                                 1920
                                 1297
                                 33,77
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 
                                 1921
                                 1922
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 1. Vierteljahr
                                 347
                                 318
                                 32,16
                                 28,83
                                 
                              
                                 2. Vierteljahr
                                 487
                                 426
                                 63,83
                                 36,38
                                 
                              
                                 3. Vierteljahr
                                 457
                                 335
                                 41,85
                                 26,05
                                 
                              
                                 4. Vierteljahr
                                 319
                                 355
                                 29,11
                                 30,74
                                 
                              
                           Glückauf 1923 S. 589.
                           Si.
                           Die Erdgasbohrung Nr. 7 bei Bazna in Siebenbürgen. Nachdem
                              									im Jahre 1911 die erste Absperrung einer Erdgasquelle bei Kissarmas geglückt war und
                              									weitere Bohrungen das Vorhandensein großer Gasmengen ergeben hatten, wurde
                              									bekanntlich unter Mitwirkung des ungarischen Staates und der Deutschen Bank die
                              										„Ungarische Erdgas-A.-G.“ gegründet, die im Jahre 1916 ihre Arbeiten
                              									aufnahm. Im Verlaufe des Krieges wurden bei Magyarsaros 9 Gasbohrungen
                              									niedergebracht, zwei weitere bei Baznafürdö und ebenfalls zwei bei Mezösamsond. Von
                              									Magyarsaros wurde eine 12 km lange Gasleitung nach Diesöszentmarton verlegt, da die
                              									dort erbaute Karbid- und Kalkstickstoffabrik 200000 bis 300000 cbm Gas täglich
                              									brauchte. Ferner wurde eine Gasleitung von über 6,5 km Länge von Bazna nach Medgyes
                              									verlegt. Mit dem Ausgang des Krieges fiel das Erdgasgebiet an Rumänien und die
                              									Erdgasgesellschaft kam unter Sequester. Da infolge von Geldschwierigkeiten neue
                              									Arbeiten nicht in Angriff genommen werden konnten, war man vor allem bemüht, den
                              									bisherigen Gasabnehmern den Gasbezug zu sichern und den industriell viel
                              									versprechenden Ort Medgyes ausreichend mit Gas zu versorgen. Da aber die beiden
                              									Gasbrunnen Nr. 5 und 6 in Bazna täglich zusammen nur etwa 20000 cbm lieferten, so
                              									wurde im Sommer 1920 die Niederbringung eines weiteren Bohrloches in der Mitte
                              									zwischen! den Sonden 5 und 6 in Angriff genommen. Ueber die Ausführung der Bohrung
                              									macht C. J. Motas nähere Mitteilungen. Danach wurden bei
                              									69 und 76 m Tiefe die ersten schwachen Gasspuren angetroffen, die bei 115 m stärker
                              									wurden. Bei 123 m Tiefe betrug der Gaszufluß bereits 9500 cbm in 24 st, aus der
                              									gleichen Schicht kamen ferner etwa 10 l Wasser/min. Beim weiteren Bohren traf man
                              									bei 163 m auf das erste starke Gas, das von 175 m Tiefe ab mit solcher Gewalt
                              									ausströmte, daß die schweren Bohrwerkzeuge stark schwankten und daß die vom Meißel
                              									losgelösten Gesteinstücke bis zu 60 m hoch in die Luft geschleudert wurden. In 188 m
                              									Tiefe wurden die Arbeiten eingestellt und die Sonde durch Absperrventile
                              									verschlossen. Durch Messung mit der Pitotröhre wurde die Gasmenge zu 325000 cbm in
                              									24 st ermittelt. Der Gasdruck betrug im Augenblick der Absperrung 2,65 at, nach 10
                              									Min. bereits 19 at und nach 10 Stunden 24,7 at. In Anbetracht der geringen Tiefe von
                              									nur 188 m deutet dieser hohe Gasdruck auf gewaltige Gasmengen hin; die neue Sonde in
                              									Bazna ist denn auch nächst der Sonde Nr. 2 in Kissarmas die ergiebigste Gasquelle
                              									von ganz Siebenbürgen. (Braunkohlen- und Brikett-Industrie 1923, S. 365.)
                           Sander.
                           
                              Roheisen- und Stahlerzeugung Oesterreichs im Jahre 1922.
                              
                           
                              
                                 
                                 1. Halbjahrt
                                 2. Halbjahrt
                                 Insges. 1922t
                                 
                              
                                 Roheisen    
                                    											Stahlroheisen     Gießereiroheisen
                                 158416   1783
                                 159644   3329
                                 318060    5112
                                 
                              
                                 Roheisen insgesamt t
                                 160199
                                 162973
                                 323172
                                 
                              
                                 Stahl    
                                    											Bessemerstahl     Martinstahl     Puddeleisen    
                                    											Puddelstahl     Edelstahl
                                         60 221295      404        
                                    											6  19607
                                         58 220558      245        
                                    											6  18492
                                       118 441853     649      
                                    											12 38099
                                 
                              
                                 Stahl insgesamt t
                                 241372
                                 239359
                                 480731
                                 
                              
                           Glückauf Nr. 22/1923, S. 545.
                           Si.
                           Die Stahlerzeugung in einigen der wichtigeren
                              									Produktionsländer in Tonnen zu 1000 kg.
                           
                              
                                 
                                 Ver. Staaten
                                 England
                                 Frankreich
                                 Belgien
                                 
                              
                                 1913     Ganzes Jahr  Monatsdurchschnitt
                                 318032532650271
                                 7786881648906
                                 4686866390572
                                 2466630205553
                                 
                              
                                 1921     Ganzes Jahr  Monatsdurchschnitt
                                 201013271675111
                                 3762840313570
                                 3102170258514
                                 79194065995
                                 
                              
                                 1922     Ganzes Jahr  Monatsdurchschnitt
                                 340112582834371
                                 5925502493792
                                 4534492377874
                                 1483433123619
                                 
                              
                                 1923 Januar        Februar       
                                    											März
                                 384066934484704019291
                                 644277718449815380
                                 407731289787315807
                                 178960157200183970
                                 
                              
                                         April        Mai        Juni        Juli
                                 in1000 t
                                 3821406536323406
                                 761834780634
                                 355388427400
                                 170172189176
                                 
                              
                           Wirtschaft und Statistik III Nr. 17.
                           Si.
                           
                           Ueber Abbau und Aufbereitung von Oelsanden macht G.
                              										Schneiders interessante Mitteilungen. Durch
                              									Tiefbohrungen lassen sich nur geringe Mengen des in einer Lagerstätte vorhandenen
                              									Oeles gewinnen, weshalb man in den letzten Jahren an vielen Orten zur bergmännischen
                              									Gewinnung des Erdöls übergegangen ist. Bei den Ausrichtungs- und
                              									Vorrichtungsarbeiten wird hierbei ein großzügiges Drainagesystem in der Lagerstätte
                              									hergestellt, in dem das vermöge seiner Schwere aus den freigelegten Gebirgsstößen
                              									ausfließende Oel sich sammelt. Auf diese Weise läßt sich aber auch nicht sämtliches
                              									in einer Lagerstätte vorhandene Oel gewinnen, so wurden z.B. bei den elsäßischen
                              									Gruben in Pechelbronn durch Tiefbohrung nur 10 v. H. und durch bergmännischen Abbau
                              									weitere 45 v. H. Oel gewonnen. Es blieben also auch hier noch 45 v. H. des
                              									Oelvorrats in der Lagerstätte infolge von Adhäsion und Kapillarwirkung zurück. In
                              									solchen Fällen, wo die Lagerstätte wenig durchlässig und das Oel zähflüssig ist,
                              									werden jedenfalls noch größere Oelmengen sich der Gewinnung entziehen, anderseits
                              									werden bei stark durchlässiger Lagerstätte und wenn es sich um dünnflüssiges Oel
                              									handelt, auch größere Oelmengen, als oben angegeben, zu gewinnen sein. Indessen
                              									scheint es kaum wahrscheinlich, daß ein Oellager durch Tiefbohrungen mehr als 50 v.
                              									H. seines ursprünglichen Oelgehaltes abgibt, da der Teil, der adhärierend und
                              									kapillar im Sand haften bleibt, auf die Tiefbohrlöcher überhaupt nicht reagieren
                              									kann.
                           Es ist schon lange bekannt, daß Oelsand bei Behandlung mit heißem Wasser sein Oel
                              									abgibt und mit dem Wasser zunächst eine Emulsion bildet, aus der es sich im Zustand
                              									der Ruhe wieder ausscheidet. Derartige Oelwäschen wurden denn auch in den
                              									elsäßischen und braunschweigischen Oelgebieten lange Jahre hindurch betrieben.
                              									Hierbei wird der ölhaltige Sand in Bottichen unter Umrühren mit heißem Wasser von
                              									mehr als 70 Grad so lange behandelt, bis er sein Oel an das Wasser abgegeben hat.
                              									Die Anwendung von Transportschnecken und mechanischen Rührvorrichtungen hat sich
                              									hierbei jedoch nicht bewährt, es muß dabei vielmehr jedem einzelnen Sandkorn
                              									Gelegenheit gegeben werden, allseitig mit Waschwasser in Berührung zu kommen, d.h.
                              									also möglichst frei, wenn auch nur einen Moment, in Suspension schwebend erhalten zu
                              									werden, so daß das aus dem Sand verdrängte Oeltröpfchen frei entweichen kann. Zu
                              									diesem Zweck müssen natürlich die Oelsandlager, die oft große Mächtigkeit haben,
                              									bergmännisch abgebaut werden, wobei der durch Waschen von Oel befreite Sand als
                              									Spülversatz verwendet wird. Eines der wirksamsten Mittel, die ölhaltigen Sande
                              									hereinzugewinnen, ist der hochgespannte hydraulische Wasserstrahl; wenn man hierbei
                              									das Spritzwasser auf 80 Gr. erwärmt, so läßt sich der Waschvorgang mit dem
                              									Hereingewinnen des Sandes unter Umständen verbinden, wodurch die Wirtschaftlichkeit
                              									wesentlich erhöht wird. (Montan. Rundschau 1923, S. 534–537.)
                           Sander.
                           Preßluftwirtschaft auf Steinkohlenzechen. Auf Grund
                              									eingehender Untersuchungen, welche auf Zeche Rheinpreußen, Schacht 1–5, angestellt
                              									wurden, berichtet K. Sieben über daraus gewonnene
                              									Gesichtspunkte zur rationellen Gestaltung einer Betriebsführung hinsichtlich der
                              									Preßluftwirtschaft. Es wird die Preßlufterzeugung und deren sachgemäße Verteilung
                              									ausführlich erörtert, wobei gute Diagramme die zahlenmäßigen Betriebsergebnisse
                              									illustrieren helfen. Schließlich werden noch Ersparnismöglichkeiten besprochen.
                              									Glückauf 16. Juni 1923, Nr. 24 S. 577–582.
                           Si.
                           Heizölverbrauch der amerikanischen Schiffahrt. Nach
                              									Angaben des amerikanischen Petroleum-Instituts, die sich auf Feststellungen der
                              									wichtigsten Oelgesellschaften stützen, wurden dm Jahre 1922 in den Häfen der
                              									Vereinigten Staaten und der Kolonien der Union für Bunkerzwecke 51996000 Faß Oel
                              									verschifft gegenüber 43053000 Faß im vorhergehenden Jahre. Hierin ist das von der
                              									amerikanischen Kriegsmarine verbrauchte Oel in einer Gesamtmenge von 5,8 (6,7) Mill.
                              									Faß nicht mit einbegriffen. Von den Oelbunkerverschiffungen der Handelsmarine
                              									stammten 35,16 Mill. Faß aus Mexiko und nur 16,83 Mill. Faß waren einheimischen
                              									Ursprungs. (Glückauf 1923, S. 640.)
                           Sander.
                           Die Eisenerzausfuhr Algiers war in 1922 sehr hoch,
                              									größtenteils infolge Rückgreifens auf vorhandene Bestände der Gruben. Die Förderung
                              									in 1922 betrug nämlich nur 736000 t Eisenerz, die Ausfuhr aber war mit 1294907 t
                              									annähernd doppelt so hoch als im Jahre vorher, wo sie nur 684964 t betragen hatte;
                              									auch über die Ausfuhr des Jahres 1920 in Höhe von 1114418 t ging sie noch um 180000
                              									t hinaus. Der Verkaufspreis für das algerische Eisenerz bewegte sich in 1922
                              									zwischen 20 und 22 sh pro Tonne, franko an Bord in algerischen Häfen. Glückauf 1923
                              									Nr. 24 S. 592.
                           Ueber Großwasserraum – und Abhitzekessel in der neueren
                              									Wärmetechnik berichtet in fachlich sehr interessanter Darstellung Dipl.-Ing. F. Schulte. Der Flammrohrkessel ist nach Betriebssicherheit,
                              									Einfachheit und Wirtschaftlichkeit auch heute noch immer einer der besten Kessel.
                              									Die Abhandlung Schultes ist bestens zu empfehlen. Glückauf 1923 Nr. 34 und 35.
                           Si.
                           Erweiterung der Kölner Messe. Der über Erwarten starke
                              									Andrang zur Kölner Messe (11.-17. Mai 1924) hat den Aufsichtsrat der Kölner
                              									Messegesellschaft veranlaßt, sich mit der Frage einer sofortigen Erweiterung der Kölner Messeanlage zu befassen. In seiner unter
                              									dem Vorsitz des Oberbürgermeisters Dr. Adenauer am 5.
                              									März abgehaltenen Sitzung ist nun beschlossen worden, für die Frühjahrsmesse mit
                              									Bauzuschüssen der Aussteller provisorische Messehallen zu errichten, und zwar soll
                              									die Ausstellungsfläche um 11000 qm vergrößert werden. Die
                              									Hallen werden so in die Messeanlage eingefügt, daß das einheitliche und
                              									übersichtliche Bild der Messe nicht gestört wird. Sie sollen auch für die folgenden
                              									Messen stehen bleiben, bis der geplante mehrstöckige Erweiterungsbau der Messe
                              									fertiggestellt ist.
                           Der Aufsichtsrat hat ferner beschlossen, die Kölner Herbstmesse in der Zeit vom 14.–19. September abzuhalten.