| Titel: | Biegungsschwingungen umlaufender Wellen. | 
| Autor: | Ulrici | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 99 | 
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                        Biegungsschwingungen umlaufender
                           								Wellen.
                        Von Dipl.-Ing. Ulrici,
                           								Charlottenburg.
                        Schluß von Seite 92 dieses Bandes.
                        ULRICI, Biegungsschwingungen umlaufender Wellen.
                        
                     
                        
                           Die theoretische Berechnung der Schwingungszahl einer Welle mit wechselnder
                              									Massen- und Trägheitsmomentverteilung ist als mathematisches Problem einfach und
                              									ihre Lösung ist bekannt. Die numerische Auswertung aber führt auf ein System
                              									transzendenter Gleichungen, deren unmittelbare Auflösung unmöglich ist. Auch die
                              									Anwendung von Näherungsmethoden ist praktisch aussichtslos, weil die Berechnungen
                              									fortwährend auf Differenzen von an sich schon sehr kleinen Zahlen führen. Der
                              									einzige, auch theoretisch als richtig nachweisbare Annäherungsweg besteht in
                              									folgendem:
                           Man nimmt zunächst eine Form der Schwingungsdurchbiegung an. Wäre diese die richtige,
                              									so müßten die Kräfte, die sie bei der Schwingung erzeugt, überall proportional der
                              									Masse und der Durchbiegung sein. Man reduziert daher die wirklichen Massen an allen
                              									Stellen der Welle im Verhältnis der dort vorhandenen Durchbiegung, indem man sie mit
                              									dem Quotienten aus der jeweiligen Durchbiegung und der größten Durchbiegung
                              									multipliziert, nimmt eine beliebige überall gleich große Beschleunigung an, am
                              									zweckmäßigsten also die Erdbeschleunigung, so daß man an Stelle der Massen von
                              									vornherein mit den Gewichten arbeiten kann, und berechnet mit diesen Kräften die
                              									Durchbiegungslinie der Welle. Dann müßte sich als Resultat eine Linie ergeben, die
                              									von mathematisch ähnlicher Gestalt, wie die angenommene Biegungslinie ist. Da die
                              									erste Annahme wahrscheinlich nicht richtig war, wird die geforderte Aehnlichkeit
                              									nicht vorhanden sein. Dann nimmt man die neue Durchbiegungslinie als Schwingungsform
                              									der Welle an und verfährt genau so, wie eben beschrieben, um damit die zweite
                              									Annäherung zu erhalten. Dieses Verfahren muß so oft wiederholt werden, bis die
                              									gewünschte Genauigkeit erreicht ist. Glücklicherweise konvergieren die
                              									Annäherungswerte schnell, so daß im allgemeinen die Berechnung der zweiten
                              									Annäherung allen Ansprüchen genügen dürfte. In der Grundlage der Rechnung selbst
                              									sind mehrere Quellen der Ungenauigkeit vorhanden, auf die noch eingegangen werden
                              									soll. So ist der Einfluß einiger, nur durch den Versuch bestimmbarer Faktoren
                              									größer, als der Fehler der ersten Annäherung. Als erste
                              									Form der Schwingungslinie wird meist eine gerade Linie angenommen; dann ergibt sich
                              									als Resultat die Durchbiegungslinie unter dem Einfluß des Wellengewichtes, die
                              									selbstverständlich von der wahren Schwingungsform abweicht. Trotzdem begnügt man
                              									sich allgemein mit dieser Annäherung.
                           Einen ungefähren Ueberblick über die Genauigkeit des Verfahrens erhält man durch
                              									die Berechnung der Schwingungszahlen einer glatten Welle, da in diesem Fall die
                              									theoretisch genaue Zahl bekannt ist.
                           Die Annahme der Gewichtsbiegungslinie als genügende Annäherung ergibt einen Fehler
                              									von ~ 12,5 % und zwar liegt die wirkliche Schwingungszahl höher, die Berechnung gibt
                              									also zu niedrige Werte. Die zweite Annäherung hat nur noch einen Fehler von 2,2 %,
                              									ebenfalls zu niedrig. Die Berechnung der dritten Annäherung ist bereits mit dem
                              									gewöhnlichen Rechenschieber zwecklos, weil die Differenzen zu klein werden.
                           Die Durchbiegungslinie kann graphisch nach dem Mohrschen Verfahren als Seileck
                              									aufgezeichnet werden. Dazu wird die Welle in einzelne Abschnitte geteilt, deren
                              									Gewichte im Schwerpunkt der Abschnitte als Einzelkräfte anzusehen sind. Auf der
                              									gleichen Grundlage kann die Durchbiegung auch rein rechnerisch ermittelt werden. Ein
                              									Vergleich zeigt, daß die Genauigkeit beider Methoden gleich groß ist, wenn die
                              									graphische Zeichnung im Längenmaßstab 1 : 5 und die Rechnung mit dem kleinen
                              									Rechenschieber ausgeführt wird.
                           Für beide Verfahren ist die Berechnung der Gewichte und Trägheitsmomente als
                              									Grundlage erforderlich, die einen wesentlichen Teil der Arbeitszeit erfordert. Die
                              									graphische Methode verlangt Sorgfalt und Uebung bei der Zeichnung der Parallelen und
                              									beim Absetzen der Kräfte, die Berechnung erfordert Sicherheit im Gebrauch des
                              									Rechenschiebers, besonders bei der Stellenbestimmung und Vermeidung von
                              									Rechenfehlern, obwohl nur gewöhnliche Additionen, Subtraktionen und Multiplikationen
                              									auszuführen sind. Welches Verfahren das Geeignetere ist, hängt von der Veranlagung
                              									und Uebung des Ausführenden ab. Die Rechnung läßt sich schematisch in Tabellenform
                              									durchführen, kann daher von jedem sicheren Rechner gemacht werden.
                           Die erwähnten Unklarheiten in den Grundlagen zu der Berechnung bestehen vor allem in
                              									dem Einfluß der anschließenden Wellen und Massen, der Wirkung der Lager, der Größe
                              									der Versteifung der Welle durch auf ihr mit verschiedener Sitzart aufgebrachte Teile
                              									und der Bedeutung von unsymmetrischer Gestaltung der Wellenquerschnitte, die dadurch
                              									in verschiedenen Ebenen von einander abweichende Trägheitsmomente ergeben.
                           
                           Die Folge dieser Einflüsse ist eine Verschiebung der Schwingungszahl, das
                              									Auftreten mehrerer, dicht bei einander liegenden Schwingungszahlen, die für die
                              									Maschine den gefährlichen Bereich verbreitern. Ueber die Größe dieser Einflüsse kann
                              									im wesentlichen nur der Versuch aufklären. In einzelnen Fällen kann eine
                              									Nachrechnung wenigstens in der Richtung Auskunft geben, in welcher Größenordnung
                              									sich der Unterschied der Schwingungszahlen bewegt und ob es sich lohnt bzw.
                              									erforderlich ist, den betreffenden Einfluß näher zu untersuchen und zu beachten.
                           So zeigen die Formeln, daß eine Aenderung des Elastizitätsmoduls um einige Prozent
                              									eine Aenderung der kritischen Tourenzahlen um die Hälfte dieses Prozentsatzes in
                              									demselben Sinne zur Folge hat.
                           Für ein Maschinenaggregat, dessen Welle in zwei aufeinander senkrecht stehenden
                              									radialen Längsebenen verschieden große Trägheitsmomente besaß, lag die eine
                              									kritische Drehzahl über 20 % höher als die andere. Wenn auch der Fehler der ersten
                              									Annäherung bei wirklich ausgeführten Wellen meist kleiner ist, als bei glatten
                              									Wellen, und sich etwa in der Größe von 3–5 % hält, ist es möglich, daß eine
                              									kritische Drehzahl vorhanden ist, die über 25 % höher liegt, als die berechnete.
                           Allgemein kann man annehmen, daß die wirklichen kritischen Drehzahlen höher liegen,
                              									als die gerechneten. Liegt die Betriebstourenzahl erheblich niedriger, so wird immer
                              									genügend Sicherheit vorhanden sein. Umgekehrt ist jedoch Vorsicht geboten, dann kann
                              									aber der Durchgang durch die Krise beobachtet werden. Stellt man die bei den Proben
                              									und aus dem Betrieb gewonnenen Ergebnisse systematisch zusammen, so wird man leicht
                              									die erforderlichen Grundlagen für die richtige Beurteilung neuer Konstruktionen
                              									schaffen.
                           Schließlich ist noch zu beachten, daß jede Rechnung für die Lagerung der Wellen
                              									eindeutige Verhältnisse zugrunde legen muß. Das Lagerspiel wird die kleinen
                              									Neigungen der frei aufliegenden Welle anfänglich meist gestatten. Bei stärkerer
                              									Ausbildung der Schwingung tritt aber eine Begrenzung in den Lagern ein, die sich dem
                              									Zustand der Einspannung mehr oder weniger nähert. Da hierfür die
                              									Eigenschwingungszahlen wesentlich höher liegen, tritt die Welle außer Resonanz, es
                              									treten dann Stöße in den Lagern auf, die zwar unangenehm, aber vielleicht
                              									ungefährlicher sind, als die Folgen eines zunehmenden Schwingungsausschlages ohne
                              									die Stöße.
                           Bei der theoretischen Ableitung des Zustandes eines Maschinenaggregates ergeben sich
                              									außer der Krise bei Uebereinstimmung der Drehzahl mit der Biegungsschwingungszahl
                              									noch weitere gefährliche Drehzahlbereiche, wenn die Drehzahl gleich der Summe oder
                              									Differenz von Biegungs- und Torsionsschwingungszahl ist. Da Erfahrungen hierüber
                              									noch nicht bekannt geworden sind, scheinen diese Krisen bisher noch keine
                              									Schwierigkeiten bereitet zu haben.
                           Nachstehend ist die Theorie der Berechnung der Biegungseigenschwingung kurz
                              									dargestellt:
                           1. Gewichtslose Welle mit einer Masse.
                           Die Differentialgleichung der Schwingung lautet:
                           m\,\frac{\delta^2\,y}{\delta\,t^2}=-c\,y mit der
                              									Lösung y = a sin η t; \eta=\sqrt{\frac{c}{m}}
                           m ist die Masse, c die Federkraft der Welle pro
                              									Durchbiegungseinheit, die durch die elastischen Eigenschaften und die Art der
                              									Lagerung der Welle bestimmt wird. Eine Kraft P = m g (g = Erdbeschleunigung)
                              									verursacht eine größte Durchbiegung der Welle von
                              										f-\frac{P}{c}-\frac{mg}{c}. Setzt man hieraus
                              										m=\frac{c\,f}{g} in die Formel der kritischen Tourenzahl
                              										n_{\kappa}=\frac{31}{\pi}\,\eta ein, so ergibt sich die
                              									Föppelsche Formel: n_{\kappa}=\sim\,300\,\sqrt{\frac{g}{f}}.
                           2. Welle mit wechselndem Trägheitsmoment Ix und
                              									wechselnder Masse pro Längeneinheit qx. Der
                              									Elastizitätsmodul sei E. Dann lautet die Differentialgleichung:
                           
                              \frac{\delta^2}{\delta\,x^2}\,\left(E\,I_x\,\frac{\delta^2\,y}{\delta\,x^2}\right)=-q_x\,\frac{\delta^2\,y}{\delta\,t^2}.
                              
                           Die Lösung der Gleichung hat die Form y = f0(x) ∙ f(t) Da die Welle in allen Teilen mit der
                              									gleichen Periode und Phase schwingt, muß f(t) die Form haben sin ηt. Die f0(x) ist die Form der Welle bei größtem
                              									Schwingungsausschlag. Mit
                              										\frac{\delta^2\,y}{\delta\,t^2}=-f_0\,(x)\,\eta^2 ergibt
                              									sich:
                           
                              \frac{\delta^2}{\delta\,x^2}\,\left(E\,I_x\,\frac{\delta^2\,y}{\delta\,t^2}\right)\
                                 										\ \ \ \ \ q_x\,f_0\,(x)\,\eta^2\,sin\,\eta\,t.
                              
                           Damit lautet die Lösung:
                           
                              y=\eta^2\,sin\,\eta\,t\,\int\limits_0^1\,d\,x\,\int\limits_0^1\frac{d\,x}{E\,I_x}\,\int\limits_0^1\,d\,x\,\int\limits_0^1\,q_x\,f_0\,(x)\,d\,x.
                              
                           Da aber y = f0(x) sin η t, so
                              									folgt:
                           
                              \eta^2=\frac{f_0\,(x)}{\int\limits_0^1\,d\,x\,\int\limits_0^1\frac{d\,x}{E\,I_x}\,\int\limits_0^1\,d\,x\,\int\limits_0^1\,q_x\,f_0\,(x)\,d\,x}\
                                 										\ \frac{f_0\,(x)}{f_1\,(x)}
                              
                           f1(x) gibt ebenso wie f0(x) für jedes x einen bestimmten Wert es muß daher
                              										\frac{f_0\,(x)}{f_1\,(x)} an jeder Stelle der Welle denselben
                              									Wert η2 ergeben, da η2 für die ganze Welle gleich groß ist.
                           Nimmt man nun irgend eine der Welle angepaßte Durchbiegungsform f0(x) an, so läßt sich f1(x) berechnen. Zeigt sich f1(x) nicht
                              										f0(x) proportional, so war f0(x) nicht richtig geschätzt. Mann nimmt nun f1(x) als Durchbiegungsform an, berechnet das
                              									vierfache Integral damit zu f2(x) und prüft ob f1(x) und f2(x)
                              									genügend proportional verlaufen. Das Verfahren wird solange fortgesetzt, bis eine
                              									hinreichende Genauigkeit erzielt ist, dann wird
                           
                              \eta^2=\frac{f_{(n-1)}\,(x)}{f_n\,(x)}.
                              
                           Meistens wird als f0(x) eine gerade Linie mit der
                              									überall gleichen Durchbiegung 1 zu Grunde gelegt und außerderdem statt der Massen
                              										qx deren Gewichte px eingesetzt.
                           Natürlich verlaufen f0(x) = 1 und f1(x) niemals proportional und der Wert für η2 ist an allen Stellen der Welle verschieden.
                              									Setzt man jedoch den größten Wert von f1(x) = f0 ein, so zeigt sich, daß im allgemeinen bereits ein
                              									auf einige Prozent genauer Wert für η sich ergibt, der dann wie die Föppelsche
                              									Formel lautet:
                           
                              \eta^2=\frac{f_0\,(x)}{\frac{1}{g}\,f_1\,(x)}=\frac{g}{f_0};\
                                 										\eta=\sqrt{\frac{g}{f_0}};\ n_K\,\sim\,300\,\sqrt{\frac{g}{f_0}}
                              
                           Bei der Berechnung des vierfachen Integrales wurden keine Konstanten eingeführt,
                              									trotzdem deren vier multipliziert mit Potenzen von x vorhanden sind, weil ihre
                              									Berücksichtigung durch Anpassung der Resultate an die Grenzbedingungen ohne
                              									Schwierigkeit unmittelbar erfolgen kann. So genügt das Ziehen der Schlußlinie beim
                              									Mohrschen Verfahren der Forderung, daß die Momente,
                              										\frac{\delta^2\,y}{\delta\,x^2} bzw. die Durchbiegung y an
                              									den Wellenenden gleich 0 sein müssen. Auch bei dem nachfolgend angegebenen rein
                              									rechnerischen Verfahren kann diese und außerdem auch die Forderung der Einspannung
                              									oder freier Wellenenden unmittelbar während der Rechnung berücksichtigt werden.
                           Zur Integration der einzelnen Kurvenabschnitte wird die Trapezberechnung mit Hilfe
                              									der Endordinaten ausgeführt. Sind Z(x–1) und
                              										\frakfamily{I}_x die Endordinaten des Abschnittes der Länge
                              										Ix so ist das Integral
                              										\frac{_{(x-1)}+\frakfamily{I}_x}{2} und die Summierung aller
                              									so berechneten Werte liefert das Integral über die ganze Welle. Dabei werden die
                              									immer wiederkehrenden Divisionen mit 2, und ebenso die sonst vorkommenden Divisionen
                              									und Multiplikationen mit Konstanten zum Schluß oder an einer sonst bequemen Stelle
                              									der Rechnung ausgeführt. Die beim dritten Integral erforderliche Division mit Ix erfolgt zweckmäßig gleichzeitig mit der
                              									Multiplikation mit Ix.
                           Das folgende Beispiel läßt den Gang der Rechnung für eine an den Enden gestützte
                              									Welle erkennen. Als Grundlagen müssen die Längen der einzelnen Wellenabschnitte, in
                              									cm die äquatorialen Trägheitsmomente der Querschnitte in cm4 und ihre Gewichte in kg vorliegen. Die Welle ist
                              									in soviel Abschnitte zu unterteilen, als erforderlich ist, daß für jeden Abschnitt
                              									das Trägheitsmoment und die laufende Gewichtsbelastung konstant ist. Auf die Welle
                              									aufgebrachte Lasten werden entsprechend ihrem Sitz auf die Abschnitte gleichmäßig
                              									verteilt. Ergeben sich einzelne besonders lange Abschnitte, so sind sie in kleinere
                              									zu unterteilen, so daß die Länge aller Abschnitte von möglichst gleicher
                              									Größenordnung ist. Besonders gilt dies für Abschnitte mit großem Gewicht oder
                              									kleinem Trägheitsmoment. Je gleichmäßiger die Unterteilung ist, um so genauer wird
                              									das Resultat. Doch ist dabei die Genauigkeit der Rechnung selbst zu berücksichtigen,
                              									die bei Benutzung des kleinen Rechenschiebers höchstens vier Ziffern ergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 101
                              
                           Kurze Konusstücke können mit ihrem mittleren Gewicht und Trägheitsmoment eingesetzt
                              									werden. Längere werden zweckmäßig unterteilt.
                           Das erste Integral stellt den Verlauf der Gewichtsbelastung der Welle dar, wenn, wie
                              									üblich, f0(x) = 1 gesetzt wird. Es kann daher
                              									unmittelbar durch Berechnung der Gewichte der einzelnen Abschnitte angegeben werden.
                              									Wird ein anderer Verlauf für f0(x) oder bei den
                              									folgenden Annäherungsrechnungen f1(x) angenommen, so
                              									werden die Gewichte der einzelnen Abschnitte mit den mittleren Ordinaten der
                              									angenommenen Funktion für den jeweiligen Abschnitt multipliziert und als neue
                              									Gewichte eingeführt.
                           Im einzelnen gestaltet sich die Rechnung dann folgendermaßen:
                           Man legt eine Tabelle (I) an und setzt in die erste vertikale Spalte die Nummer der
                              									Positionen, entsprechend der Anzahl der Wellenabschnitte, mit 0 beginnend, ein.
                              									Dabei bedeutet die Positionsnummer, daß der Abschnitt links von ihr gemeint ist.
                           Die erste Spalte enthält die Längen der Abschnitte. Die
                              									erste Position ist hier gemäß vorstehender Definition stets = 0.
                           Tabelle I.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 101
                              
                           
                           Die zweite Spalte enthält die Einzelgewichte der
                              									Abschnitte, stellt also
                              										\int\limits_{l_{(x-1)}}^{l_x}\,p_x\,f_0\,(x) dar.
                           Die dritte Spalte wird durch Summierung der Werte der
                              									zweiten Spalte gebildet. Jede Position bedeutet daher das Gewicht der Welle bis zu
                              									dem betreffenden Querschnitt. Die letzte Position ist das Gesamtgewicht der
                              									Welle.
                           Die vierte Spalte enthält in jeder Position die Summe der
                              									gleichen und vorhergehenden Position der dritten Spalte (also die Summe der
                              									Endordinaten des betreffenden Trapezes).
                           Die fünfte Spalte enthält das Produkt der gleichen
                              									Positionen der ersten und vierten Spalte.
                           Die sechste Spalte wird durch Aufaddieren wie die dritte
                              									Spalte gebildet.
                           Die siebente Spalte enthält die Aufaddierung der Werte der
                              									ersten Spalte. Jede Position gibt also die Länge der Welle bis zu dem betreffenden
                              									Querschnitt.
                           Die achte Spalte ist das Produkt der siebenten Spalte mit
                              									dem Wert, der durch Division der letzten Position der sechsten Spalte durch die
                              									letzte Position der siebenten Spalte entsteht. (Schlußlinie des Seilecks!)
                           Die neunte Spalte enthält die Differenz der achten und
                              									sechsten Spalte. Die Werte geben den Verlauf der Momente.
                           Die zehnte Spalte entsteht aus den Werten der neunten
                              									Spalte, wie die der vierten Spalte aus denen der dritten.
                           Die elfte Spalte enthält die Werte
                              										\frac{l_x\,.\,10^6}{l_x\,.\,8}. Hier ist mit 106 multipliziert, um die kleinen Zahlen zu
                              									vermeiden und gleichzeitig durch 23 = 8 dividiert
                              									entsprechend der dreifachen Integration der ganzen Rechnung.
                           Die zwölfte Spalte besteht aus den Produkten der zehnten
                              									und elften Spalte, dividiert durch 106, dem Faktor
                              									aus Spalte elf.
                           Die dreizehnte Spalte entsteht wieder durch Aufaddieren,
                              									wie die sechste Spalte und ergibt die Neigungstangenten
                              										\frac{\delta\,y}{\delta\,x}.
                           Die vierzehnte Spalte entspricht in der Bildung der
                              									vierten bzw. zehnten.
                           Die fünfzehnte Spalte ist das Produkt der ersten und
                              									vierzehnten.
                           Die sechzehnte Spalte ist die Aufaddierung der
                              									fünfzehnten.
                           Die siebzehnte Spalte ist das Produkt der siebenten Spalte
                              									mit dem Wert, der sich aus der Division der letzten Position der sechzehnten Spalte
                              									mit der letzten Position der siebenten Spalte ergibt.
                           Die achtzehnte Spalte enthält die Differenz der
                              									sechzehnten und siebzehnten Spalte und gibt nach Division mit dem Elastizitätsmodul
                              									E die Werte der Durchbiegung in cm.
                           Beabsichtigt man eine weitere Annäherungsrechnung durchzuführen, so kann
                              									selbstverständlich die Division mit E, wie überhaupt jede Berücksichtigung von
                              									konstanten Zahlen, z.B. des Nenner 8 in Spalte 10, unterbleiben, da nur das
                              									Verhältnis zweier aufeinanderfolgenden Funktionen f(x), aber nicht ihr
                              									absoluter Wert in Betracht kommt. Nur, wenn man sich mit der ersten Annäherung der
                              									geraden Linie begnügt, muß mit allen Konstanten gerechnet und die kritische
                              									Tourenzahl aus der größten Durchbiegung berechnet
                              									werden.
                           Ist die Welle symmetrisch, so braucht nur eine I Hälfte gerechnet zu werden. Der
                              									dadurch etwas veränderten Forderung der Grenzbedingungen zur Bestimmung der
                              									Integrationskonstanten genügt man dadurch, daß Spalte 3 und 12 nicht durch Addition
                              									von oben nach unten, sondern umgekehrt, von unten nach oben gebildet wird, und daß
                              									die Spalten 7, 8, 9, 17 und 18 ganz fortfallen. Spalte 16 gibt nach Division mit E
                              									die Durchbiegungen.
                           Um für die folgenden Annäherungsrechnungen keine zu großen Zahlen für die reduzierten
                              									Gewichte zu erhalten, ist es zweckmäßig, das Verhältnis der einzelnen Durchbiegungen
                              									zur größten Durchbiegung zu berechnen und mit den so entstandenen Werten K die
                              									Gewichte der vorhergehenden Rechnung zu multiplizieren und diese dann als neue
                              									Gewichte in die Rechnung als Spalte 2 einzuführen. Für das Beispiel ist noch eine
                              									weitere hier nicht wiedergegebene Annäherung durchgerechnet. In der Tabelle II sind
                              									die Werte K0 der ersten Annahme, also überall 1, die
                              									Werte K1 der ersten Rechnung als zweite Annäherung
                              									und die Werte K2 der zweiten Rechnung als dritte
                              									Annäherung zusammengestellt. Die Verhältniswerte \frac{K_0}{K_1}
                              									und \frac{K_1}{K_2} zeigen die erzielte Annäherung des
                              									Verfahrens. Genau wäre die Berechnung erst dann, wenn sich das Verhältnis
                              										\frac{K_{n-1}}{K_n} überall = 1 ergeben würde.
                           Tabelle II.
                           
                              
                                 
                                 K0
                                 K1
                                 K2
                                 K0/K1
                                 K1/K2
                                 
                              
                                 0
                                 1
                                 0,0
                                 0,0
                                 ∞
                                 1,0
                                 
                              
                                 1
                                 1
                                 0,1275
                                 0,1259
                                 7,84
                                 1,01
                                 
                              
                                 2
                                 1
                                 0,242
                                 0,238
                                 4,13
                                 1,016
                                 
                              
                                 3
                                 1
                                 0,427
                                 0,421
                                 2,84
                                 1,015
                                 
                              
                                 4
                                 1
                                 0,747
                                 0,727
                                 1,34
                                 1,028
                                 
                              
                                 5
                                 1
                                 0,887
                                 0,86
                                 1,13
                                 1,03
                                 
                              
                                 6
                                 1
                                 0,959
                                 0,925
                                 0,045
                                 1,036
                                 
                              
                                 7
                                 1
                                 1,00
                                 0,963
                                 1,0
                                 1,038
                                 
                              
                                 8
                                 1
                                 0,929
                                 1,00
                                 1,075
                                 0,929
                                 
                              
                                 9
                                 1
                                 0,917
                                 0,986
                                 1,09
                                 0,93
                                 
                              
                                 10
                                 1
                                 0,9
                                 0,849
                                 1,111
                                 1,06
                                 
                              
                                 11
                                 1
                                 0,626
                                 0,518
                                 1,596
                                 1,21
                                 
                              
                                 12
                                 1
                                 0,325
                                 0,285
                                 3,07
                                 1,14
                                 
                              
                                 13
                                 1
                                 0,125
                                 0,158
                                 8,00
                                 0,79
                                 
                              
                                 14
                                 1
                                 0,0
                                 0,0
                                 ∞
                                 1,0
                                 
                              
                           Das Beispiel betrifft eine für die Berechnung besonders ungünstige Welle; daher ist
                              									die Annäherung noch nicht groß. Bei normalen Wellen, deren größte Massenbelastung
                              									sich mehr in der Mitte konzentriert, liegt die mit der zweiten Rechnung erzielte
                              									Genauigkeit, wie schon erwähnt, meist viel höher.
                           Die Multiplikationen und Divisionen des Beispiels sind mit dem kleinen Rechenschieber
                              									ausgeführt; die übertriebene Genauigkeit der Additionen und Subtraktionen, die bei
                              									der Weiterrechnung bedeutungsvoll bleibt, hat nur den Zweck, die Entstehung der
                              									Zahlen auseinander leichter erkennen zu lassen.