| Titel: | Die Entwicklung der neuzeitlichen Vergaser. | 
| Autor: | Wimplinger | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 114 | 
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                        Die Entwicklung der neuzeitlichen
                           								Vergaser.
                        Von Dipl.-Ing. Wimplinger, Berlin-Südende.
                        (Fortsetzung des Berichts von Seite 82 ds.
                           								Bandes.)
                        WIMPLINGER, Die Entwicklung der neuzeitlichen Vergaser.
                        
                     
                        
                           Die Wirtschaftlichkeit des Motorenbetriebes ist in hohem Maße abhängig von der
                              									Ausbildung des Vergasers. Die auftretenden Forderungen, von deren Erfüllung ein
                              									gutes Arbeiten des Motors abhängig ist, sind sehr zahlreich. Der Vergaser soll die
                              									Gemischbildung derart regeln, daß die Maschine bei jeder Drehzahl ein, der
                              									jeweiligen Belastung des Motors angepaßtes Gasgemisch erhält. Der Vergaser muß
                              									deshalb für jeden Brennstoff geeignet sein und die Brennstoffdüsen sollen leicht
                              									zugänglich und ohne Brennstoffverluste auswechselbar sein. Bei dem in Abb. 1 u. 2
                              									dargestellten Sumvergaser ist der Düsenstock als Mehrlochschaltdüse ausgestaltet und
                              									kann selbst bei laufender Maschine aus dem Vergaserkörper herausgenommen werden.
                              									Jeweils ein Brennstoffkaliber ist eingestellt und der Düsenstock wird im Betriebe
                              									federnd auf seinen Sitz gedrückt. Der Sumvergaser ist ein mehrstufiger
                              									Spritzvergaser. Es wird der Brennstoff, bevor er mit der vom Motor angesaugten
                              									Verbrennungsluft vermischt wird, innerhalb des Vergasers bereits mit Luft vermischt.
                              									Dieses Brennstoff-Luftgemisch wird dann an der Mündung der Hauptspritzöffnung vom
                              									Hauptluftstrom zerstäubt, so daß dem Motor ein gut brennbares Brennstoff-Luftgemisch
                              									zuströmt, so daß bei möglichst geringem Brennstoffverbrauch auch schwere Brennstoffe
                              									gut verwendet werden können.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 113
                              Abb. 1.
                              
                           Abb. 1 stellt die Vertikalausführung des Sumvergasers
                              									dar, mit regulierbarer Korrekturluft während der Fahrt. Diese Vorrichtung wird
                              									dann betätigt, wenn man unter Verzicht auf Höchstleistung bei warmer Maschine,
                              									Brennstoff sparen will, denn in der warmen Maschine wird der Brennstoff besser
                              									ausgenutzt, als in der kalten. Abb. 2 stellt die
                              									horizontale Bauart des Vergasers dar. Nach Abb. 1 und
                              										2 tritt der Brennstoff bei B in den
                              									Schwimmerbehälter A ein und wird durch den Schwimmer C, die Reguliergewichte D und
                              									die Ventilnadel E auf konstanter Höhe gehalten. Durch den Austrittskanal F steht
                              									jeweils nur ein Brennstoffkaliber des Düsenstockes G mit dem Schwimmerraum in
                              									Verbindung. Dieser Düsenstock ist dabei als Vorvergaser ausgebildet. Mehrere
                              									verschieden große Brennstoffkaliber münden hierbei in eine Mischdüse H.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 113
                              Abb. 2.
                              
                           Die zum Vorvergasen notwendige Verbrennungsluft wird von oben
                              									zugeleitet. Im oberen Teil des Düsenstockes ist eine Mehrlochluftdüse I drehbar
                              									angeordnet. Durch den Luftkanal steht jeweils die eingestellte Luftdüse mit der
                              									Außenluft in Verbindung. Die Größenbezeichnungen der Düsenkaliber sind durch Zahlen
                              									auf dem Kopf der Düsenstöcke kenntlich gemacht. Es lassen sich mit einer solchen
                              									Anordnung 16 verschiedene Vergasereinstellungen vornehmen. Der Vergaser kann somit
                              									in kürzester Zeit entweder für eine andere Motorleistung oder für eine andere Brennstoffsorte
                              									sehr schnell eingestellt werden.
                           Das im Vorvergaser gebildete Brennstoff-Luftgemisch wird durch den Kanal M zur
                              									Hauptdüse N geleitet. Bei der horizontalen Vergasertype ist die Leerlaufdüse O
                              									zentral in der Hauptspritzdüse angeordnet (Abb. 2).
                              									Ueber beide Spritzöffnungen ragt eine verstellbare hohle Schraube P, die mit der
                              									Leerlaufdüse zusammen einen kleinen Vergaser für den Leerlauf bildet. Da hierbei der
                              									Brennstoffdurchfluß sowohl im Leerlauf als auch bei Vollast stets in einer Richtung
                              									erfolgt, wird der Uebergang vom Leerlauf auf Vollast überaus schmiegsam. Je näher
                              									die Schraube P gegen die Leerlauföffnung O gestellt wird, desto mehr wird Brennstoff
                              									aus derselben abgesaugt, gleichzeitig wird hierdurch auch der Brennstoffstand in der
                              									Hauptspritzdüse angehoben und ein kleiner Brennstoffvorrat an der Mündung der
                              									Spritzdüse ist vorhanden, welcher sich mit der vorbeiströmenden Luft beim Oeffnen
                              									der Drosselklappe sofort vermischen kann. Bei der Vertikaltype ist die Leerlaufdüse
                              									in einer besonderen Steigleitung angeordnet (Abb. 1).
                              									Die zur Gemischbildung notwendige Luft wird hierbei aus dem Vergaser abgeleitet. Die
                              									in die Luftdüse ragende Spritzdüse N ist mit einer Gemischspirale S versehen, durch
                              									welche das vorzerstäubte Brennstoffluftgemisch in rotierende Bewegung versetzt wird
                              									und beim Austritt aus der Düse durch die Zentrifugalkraft besser zerstäubt wird. Das
                              									Leerlaufgemisch wird durch eine hohle Schraube Q in einen Ausschnitt der
                              									Drosselklappe in den Vergaser geleitet. Wie bereits erwähnt, kann durch einen
                              									Brennstoffsparer T (Abb. 1) der
                              									Brennstoffverbrauch bei warmer Maschine wesentlich verringert werden. Sobald der
                              									Sparer T bei warmer Maschine geöffnet wird, strömt zusätzliche Luft in den zur
                              									Spritzdüse führenden Kanal R, dadurch wird die Brennstofflieferung des Vergasers
                              									geringer.
                           Bei den hohen Brennstoffpreisen werden an Stelle des Benzols bei Lastwagen,
                              									Motorpflügen, Omnibussen usw. Gemische aus Schwerölen zur Verwendung kommen. Die
                              									Erfahrung hat bereits gezeigt, daß bei sachgemäßer Einstellung des Vergasers und
                              									richtiger Ausbildung des Motors ein ordnungsmäßiger Dauerbetrieb mit Schwerölen
                              									möglich ist. Bei allen Schwerölgemischen ist die Vergasereinstellung möglichst
                              									sparsam auszuführen. Die Rücksicht auf ein leichtes Anspringen darf nicht verführen,
                              									den Vergaser zu reich einzustellen, denn der Ueberschuß an schweren Brennstoffen im
                              									Leerlauf führt zur Verölung der Kerzen. Der Vergaser ist deshalb bei warmer Maschine
                              									einzuregulieren und beim Anlassen Benzin oder Benzol in die Zylinder zu spritzen.
                              									Zweckmäßig ist es auch, die Saugleitung des Motors mit heißem Wasser oder heißen
                              									Auspuffgasen zu beheizen. Hohe Temperatur des Kühlwassers und gute Vorwärmung der
                              									Verbrennungsluft ist ebenfalls notwendig. Als günstige Gemischtemperaturen kommen
                              									für Benzin 30 Grad, für Benzol 35 Grad, für Benzin-Petroleum 60 Grad C. ungefähr in
                              									Betracht. Das Kühlwasser soll bei Benzinbetrieb etwa auf 70 Grad, bei Benzol auf 80
                              									Grad und bei Benzol-Petroleum auf 90 Grad erwärmt werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzungen folgen.)