| Titel: | Polytechnische Schau. | 
| Fundstelle: | Band 339, Jahrgang 1924, S. 123 | 
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                        Polytechnische Schau.
                        (Nachdruck der Originalberichte – auch im Auszuge
                           								– nur mit Quellenangabe gestattet.)
                        Polytechnische Schau.
                        
                     
                        
                           Neues auf dem Gebiete der Eisenbahntechnik. Während
                              									und nach dem Weltkriege wurde an der Verbesserung der deutschen Eisenbahnen lebhaft
                              									gearbeitet, viel Neues vorgeschlagen und auch geschaffen. Nicht allgemein ist die
                              									Fülle dieser Neuheiten bekannt, aber man ist sich darüber im klaren, daß das
                              									Vorhandene allgemein bekanntgemacht werden muß. Um nur Einiges zu nennen, sei auf
                              									die Wichtigkeit der Großgüterwagen, auf den elektrischen Vollbahnbetrieb und auch
                              									auf die durchgehende Güterzugbremse hingewiesen.
                           Von diesen Erwägungen geleitet, hat der Verein Deutscher Ingenieure in engstem
                              									Einvernehmen mit den maßgebenden Stellen der deutschen Reichsbahn für die zweite
                              									Hälfte September 1924 eine große Eisenbahntechnische Tagung nach Berlin einberufen.
                              									Sie soll der wissenschaftlichen Erörterung der wichtigsten Probleme des
                              									neuzeitlichen Eisenbahnwesens, seines derzeitigen Standes und seiner
                              									Weiterentwicklung unter besonderer Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit dienen.
                              									Im Vordergrunde der Betrachtungen stehen alle Neuerungen auf dem Gebiete des
                              									Lokomotivbaues, der Triebwagen, der elektr. Zugförderung, des Großgüterverkehrs, des
                              									Rangierwesens und des Signalbaues. Namhafte Fachmänner des In- und Auslandes werden
                              									an 5 Tagen Hauptvorträge halten, über die daran anschließend Aussprache stattfinden
                              									soll. Mit dieser Tagung werden auch zwei Ausstellungen verbunden, und zwar eine im
                              									Ausstellungspark in Seddin (Strecke Berlin–Belzig), die andre von bemerkenswerten
                              									Plänen im Lichthofsaale der Technischen Hochschule Charlottenburg.
                           Im Ausstellungspark Seddin sollen vorgeführt werden: Außer den großen neuesten
                              									elektrischen Vollbahnlokomotiven auch die neuesten Turbolokomotiven,
                              									Diesellokomotiven und Dampflokomotiven mit Kondensation, ferner die Triebwagen mit
                              									den verschiedenen Antriebmotoren und Kraftübertragungen. Außerdem sollen gezeigt
                              									werden die neuzeitlichen Großraumgüterwagen, Schnellentlader, Kessel-, Wärmeschutz-
                              									und andere Wagen für Sonderzwecke, sowie diejenigen für besondere innere Dienste der
                              									deutschen Reichsbahn. Hierher gehören: Gießerei-, Versuchs-, Unterricht-,
                              									Lokomotivmeß-, Bremsversuchs- und Tunneluntersuchungswagen. In der zweiten
                              									Ausstellung im Lichthofe der T. H. Charlottenburg gelangen Pläne, Modelle und
                              									Entwürfe zur Ausstellung, die geeignet sind, eine beachtliche Steigerung der
                              									Wirtschaftlichkeit auf den verschiedensten Gebieten des Eisenbahnwesens
                              									herbeizuführen, auch wenn sie noch nicht zur Ausführung gelangt sind. Hierher
                              									gehören die verschiedenen Bauarten der Gleise, die Benutzung und Instandhaltung der
                              									Eisenbahnstrecken, sowie das Problem der kürzesten Wege immer wieder unter
                              									besonderer Betonung der Wirtschaftlichkeit. Ferner sollen die Neuheiten im
                              									Bahnhofbau, und besonders die mehrgeschossigen Bahnhöfe gezeigt werden.
                              									Arbeitsparende Maschinen für die Eisenbahnwerkstätten und Einrichtungen zum Be- und
                              									Entladen der Eisenbahnfahrzeuge, die Organisation des geschlossenen Transportes von
                              									Massengütern vom Aufkommen bis zum Verbrauche und Neuheiten auf dem Gebiete des
                              									Rangierwesens gehören ebenfalls zu den wichstigen Gebieten, die auf der Ausstellung
                              									eingehend zur Darstellung kommen sollen.
                           Den Technikern im allgemeinen und besonders denjenigen des Eisenbahnfaches wird die
                              									Septembertagung des V. d. I. viel Neues bringen, und wir behalten uns vor,
                              									später hierüber noch ausführlich zu berichten.
                           Winkler.
                           Die Graphitlagerstätten im Bayrischen Wald und die deutsche
                                 										Graphitgewinnung. In den Tagen vom 7. bis 10. August 1923 fand die
                              									Hauptversammlung der Deutschen Geologischen Gesellschaft statt, deren Teilnehmer
                              									dann auch die Graphitvorkammern in der Umgebung von Passau besuchten, die im
                              									Bayrischen Wald gelegen sind. Bekannt sind die Arbeiten von E. Weinschenk: „Zur
                                 										Kenntnis der Graphitlagerstätten“, deren Anschauungen über den Bau und die
                              									Gestaltung heute wohl allgemein Anklang gefunden haben. Ueber die Exkursion dorthin
                              									berichtet in einem kurzen Ueberblick Bergrat Dr. H. Arlt
                              									(Bonn) in der Zeitschrift „Glückauf“ Bd. 59, Nr. 45 vom 10. November 1923,
                              									woraus wir einige Ausführungen in folgendem hier wiedergeben. – Als Baustoffe des
                              									Bayrischen Waldes sind zu unterscheiden: Die mächtige und mannigfaltige
                              									Schichtenfolge der „injizierten Schiefer“ (die herzynische Gneisformation des
                              									Altforschers Gümbel) und die eruptiven jüngeren Gesteinsbildungen. Unmittelbar im
                              									Donautal bei Passau und dessen näherer Umgebung sind diese injizierten Schiefer gut
                              									erschlossen. Sie stellen sich als eine Folge von ursprünglich tonigen, kieseligen
                              									und kalkigen Schichtgesteinen vor, die ihr Gepräge erst durch die innige
                              									Durchdringung eines aplitischen Granitmagmas erworben haben. Dunklere Gesteinslagen
                              									der ursprünglichen Sedimente wechseln darum heute mit helleren Lagen der Aplite. Den
                              									Entstehungsort dieses bunten Gesteinsgemisches wird man in größere Tiefen zu
                              									verlegen haben, woselbst eine reichliche Durchdringung der Massen auch mit
                              									überhitzten Lösungen und Gasen möglich war. – Im Hangenden dieser injizierten
                              									Schiefer und der dann auftretenden kristallinen Kalke, die im Marmorbruch des
                              									Steinhages bei Obernzell gut aufgeschlossen gezeigt werden konnten, liegen nun als
                              									gleichgeschichtete Einlagerung mit nahezu Ost-West-Streifen und einem steilen
                              									Einfallen nach Norden zu die Graphitlagerstätten eingeschaltet. Die Schiefer mit
                              									eingelagerten kristallinen Kalken werden gegen Norden, Osten und Südosten im
                              									Hangenden von jüngeren Graniten begrenzt und gerade in der Nähe dieser
                              									Granitkontaktstellen treten die bedeutendsten und in ihrer technischen
                              									Verwendbarkeit besten Graphitlager auf. In weiterer Entfernung von diesen
                              									Kontaktzonen finden sich nur noch untergeordnete Graphitvorkommen.
                           In dem Hauptgebiet zwischen Pfaffenreuth und der Kropfmühle südlich von Hauzenberg
                              									sind drei Züge von linsenförmig ausgebildeten Graphitlagern erkennbar, von denen
                              									jeder Zug auf eine ziemlich große Erstreckung in der Landschaft durch die alten
                              										„Pingen“ oder die in Betrieb stehenden Haspelschächte hervortritt. Die
                              									größte Längserstreckung einer einzelnen Graphitlinse beträgt bis zu 100 m, ihre
                              									Dicke bis zu 10 m. Nach der Tiefe zu sind die Graphitlinsen zusammenhängend bis auf
                              									20 und 50 m Erstreckung bekannt.
                           Der Graphit findet sich in dem Gestein in schuppiger Ausbildung. Am grobblätterigsten
                              									sind diese Schuppen und damit für die Verwendung zur Tiegelfabrikation, am
                              									geeignetsten ist der Graphit gerade in der Nähe des oben schon genannten Granit;
                              									also in den Kontaktzonen. In den oberen Teufen findet sich dagegen meist ein
                              									weiches, bräunlich gefärbtes Mineral, welches nach der Tiefe zu mehr und mehr von dem
                              										„Flinz“, also dem harten, grobschuppigen, technisch wertvollsten Graphit,
                              									abgelöst wird. In den meisten Graphitbauten, die infolge des hier noch üblichen
                              									einfachen Gewinnungsverfahrens nur geringe Tiefen erreichen, zeigen die Gesteine
                              									eine weitgehende, meist chemische Veränderung. Man hatte auf Grund des Studiums
                              									dieser Zersetzungserscheinungen und des ganzen Aufbaus dieser Partie des Bayrischen
                              									Waldes die Ueberzeugung gewonnen, daß, vermutlich durch Zersetzung von
                              									Kohlenoxydverbindungen der Metalle (Carbonylen), gasförmige und dampfförmige Stoffe
                              									auf vorgebildeten Spalten der kristallinen Schiefer den Graphit unter starker
                              									Zersetzung des Nebengesteines ausschieden. Indessen hat der, besonders während des
                              									Krieges in größerem Umfange geführte Abbau bei dem Vordringen des Bergbaues in
                              									größere Tiefen uns doch gezeigt, daß diese ältere Anschauung wohl nicht mehr
                              									aufrechtzuerhalten ist. Man deutet darum neuerdings die Entstehungsweise des Graphits derart, daß man ihn ebenso wie die
                              									umgebenden kristallinen Schiefer und Kalke als das Ergebnis der gleichen
                              									Kontaktmetamorphose auffaßt, die in diesem Falle auf ursprünglich eingelagerte
                              									kohlige Bestandteile in den Schichtgesteinen eingewirkt hat, deren Inkohlung durch
                              									die starke Erhitzung über Anthrazit hinaus bis zur kristallinen Ausscheidung des
                              									reinen Kohlenstoffs als Graphit führte.
                           Die Befahrung des Graphitwerks Kropfmühl zeigte den Teilnehmern des geologischen
                              									Kongresses, daß die Graphitvorkommen als linsenartige Gebilde in die umgebenden
                              									Schiefer und Kalke eingelagert sind. Daß der Graphit in linsenförmiger Gestalt
                              									auftritt, erklärt sich zwanglos aus dem Umstände, daß er sich bei Gebirgsbewegungen
                              									– die hier im Bayrischen Wald späterhin zweifellos noch mehrfach stattfanden –
                              									wesentlich beweglicher verhält, als das doch sprödere Nebengestein: die Schiefer und
                              									Kalke. Der Graphit hat also auch in der Natur bereits die
                              									Verwendung gefunden, welche ihm die Natur als Schmiermittel gibt. Innerhalb der
                              									Graphitlinsen findet man oft genug die Graphitschuppen senkrecht aufgerichtet
                              									stehen; dabei zeigen diese Schuppen dieselben Erscheinungen der Auskristallisierung,
                              									wie der in metallurgischen Oefen durch Sublimation zur Ausscheidung gekommene
                              									Graphit. – Der Graphit besteht demnach sehr wahrscheinlich aus umgewandelten
                              									Kohlenschnitzchen, die unter hohen Gebirgsdruck und mancherlei starke Bewegungen
                              									eben dieses Gebirges geraten sind; er ist also organischer Herkunft und damit
                              									verliert diese Lagerstätte im Verband der sie umgebenden Gesteine das Auffällige.
                              									–
                           Die bergbautechnische Entwicklung des Passauer Graphitgebietes, war bis vor kurzem
                              									noch wenig günstig, infolge des Einflusses der hier herrschenden bayrischen
                              									bergrechtlichen Verhältnisse. Graphit gehört nämlich in Bayern nicht unter die vom Verfügungsrecht der Grundbesitzer ausgeschlossenen
                              									Mineralien. Darum auch herrschte hier ein Grundeigentümerbergbau mit allen seinen
                              									Nachteilen, die eine solche Betriebsart zeitigt, indem jeder Grundbesitzer auf
                              									seinem Grunde mit Hilfe einfacher Vorrichtungen, der von Hand betriebenen
                              									Haspelschächte, nur den nahe an der Oberfläche oberhalb des Grundwasserspiegels
                              									auftretenden Graphit zu gewinnen sucht. Es war und ist, so schreibt Bergrat Dr. Arlt (Bonn) in „Glückauf“, vom 10. November 1923,
                              									zum Teil noch ein Raubbau an einer für die deutsche Volkswirtschaft wichtigen
                              									Lagerstätte. Erst die Zwangslage des Krieges, die Absperrung der Einfuhr von
                              									Ceylon-Graphit, führte zur Zusammenlegung größerer Felder und damit zur Gründung
                              									technisch vervollkommneter Bergwerksanlagen. Das größte dieser Werke ist das mit
                              									einer neuzeitlichen Tiefbauanlage versehene Graphitwerk Kropfmühl. – Das geförderte
                              									Rohmaterial wird hier in einer den Erzaufbereitungen ähnlichen umfangreichen Anlage
                              									mit Setzmaschinen und Schlammherden von den Verunreinigungen, als da sind Ton,
                              									Schwefelkies und Quarz, befreit. Das Fertigprodukt heißt „Flinz“, ist von
                              									verschiedener Reinheit und dient vor allem zur Herstellung der berühmt gewordenen
                              										„Passauer Tiegel“, die in den Metallhütten und in der
                              									Edelmetallschmelzerei verwendet werden. Neuerdings hat man auch Bleistifte
                              									hergestellt. – Man kann nur wünschen, daß hier im Passauer Graphitgebiet immer mehr
                              									der bergbautechnische Großbetrieb Platz greife, damit so ein wirtschaftlicher
                              									Bergwerksbetrieb ermöglicht werde. Dann wird vielleicht auch das ausländische
                              									Graphiterzeugnis bei uns vom Inlandmarkt verdrängt, und vielleicht können wir auch
                              									im Auslande mit dem Ceylon-Graphit den Wettbewerb aufnehmen. Zum Schluß geben wir
                              									hier noch auf Grund amtlicher Quellen eine Produktionsübersicht, in metrischen
                              									Tonnen (zu 1000 kg):
                           
                              
                                 
                                 1913
                                 1914
                                 1915
                                 1916
                                 1917
                                 1918
                                 1919
                                 1920
                                 1921
                                 1922
                                 
                              
                                 Deutsche  Graphitpro-  duktion
                                 12057
                                   13619
                                   17292
                                   30574
                                   42825
                                   64080
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                                   20639
                                  24565
                                   33000
                                 
                              
                                 Weltpro-  duktion
                                  136497½
                                 105325
                                 112831
                                 183509
                                 216591
                                 205104
                                 126701
                                 115089
                                 87167
                                 110000
                                 
                              
                           Si.
                           Ausnutzung der Wasserkräfte des Glommen in Norwegen.
                              									Hierzu werden die Wasserkräfte des Flusses auf einer Strecke von 5 km ausgenutzt.
                              									Durch die Aufstauung des Flusses ist ein Wasserfall verschwunden. Die Gesamtanlage
                              									wird als Solbergkraftwerk bezeichnet. Davon gehören 2/3 der Stadt Kristiania und 1/3
                              									dem norwegischen Staat. Bei den Wasserbauten hat man darauf Rücksicht nehmen müssen,
                              									daß im Glommen jährlich etwa 7 Mill. Holzstämme geflößt werden, für die eine
                              									besondere Rinne vorgesehen ist, die in der Stunde etwa 1200 Stämme durchlassen kann.
                              									Im Kraftwerk sind 13 Turbinen vorgesehen, von denen jede bei 21 m Fallhöhe 11500 PS
                              									entwickeln soll. Zunächst werden hiervon für die Stadt Kristiania 4 Einheiten, für
                              									den Staat zwei und eine als Reserve montiert. Nach dem ersten Ausbau können bei 240
                              										m3/sek Wasserzuführung 42000 kW erzeugt
                              									werden. Die Anlagekosten werden sich nach dem Ausbau einschließlich der Bauzinsen
                              									auf 65 Mill. Kr. stellen. (Elektrotechnische Zeitschrift 1924, S. 411–412.)
                           W.
                           Quecksilber - Dampfkessel. Eine solche Dampfkesselanlage
                              									für Dampfturbinenbetrieb ist in Hartford, (Amerika), aufgestellt. Entsprechend der
                              									Theorie der Mehrstoffdampfmaschinen hat man zur Verbesserung des thermischen
                              									Wirkungsgrades in mehrjähriger Versuchsarbeit diese Anlage geschaffen. Die Kosten
                              									wurden von der „Hartford Electric Light Co.“ getragen.
                           Das Quecksilber wird bei dieser Anlage in einem Kessel verdampft, wobei der
                              									Quecksilberdampf bei einem Druck von 3 at eine Temperatur von 433 Gr. C. erreicht.
                              									Der Quecksilberdampf arbeitet in einer Dampfturbine und expandiert dabei auf 1 at.
                              									Von der Turbine strömt der Quecksilberdampf in einen Kondensator. Das Quecksilber
                              									kondensiert bei 212 Gr. C. wobei das Kühlwasser verdampft und ein Druck von 14 at
                              									entsteht, bei einer Temperatur von 198 Grad. Vom Kondensator fließt das Quecksilber
                              									wieder in den Kessel zurück und wird dort wieder verdampft.
                           
                           Der im Quecksilberkondensator erhaltene Wasserdampf wird zum Betriebe einer
                              									zweiten Dampfturbine verwendet. Die Abgase des Quecksilberdampfkessels werden durch
                              									einen Quecksilbervorwärmer, Dampfüberhitzer und einen Speisewasservorwärmer
                              									geleitet. Die Kesselrohre sind an einem Ende in einer Rohrplatte befestigt und
                              									können sich am andern Ende frei ausdehnen. Der Kessel enthält etwa 13000 kg
                              									Quecksilber und kann in einer Stunde bis zu 100000 kg verdampfen. Hiermit können in
                              									der Quecksilberdampfturbine 1900 kW erzeugt werden, und der Quecksilberabdampf
                              									ergibt noch 12600 kg Wasserdampf von 14 at.
                           Der Siedepunkt des Quecksilbers liegt bei atmosphärischer Spannung bei 380 Grad, sein
                              									Dampfgewicht ist 6,56 mal so groß, als das des Wassers. Die spezifische Wärme des
                              									flüssigen Quecksilbers ist 0,00373, des Quecksilberdampfes 0,0248. Da das spez.
                              									Dampfgewicht des Quecksilbers sehr hoch ist, so können in der Turbine niedrige
                              									Geschwindigkeiten zugelassen werden. Der theoretische Gewinn einer solchen Anlage
                              									soll 28,7 v. H. über einer guten Dampfturbine liegen, mit etwa 24 at Druck. Der
                              									Quecksilberdampf besitzt aber die unangenehme Eigenschaft Undichtigkeiten zu
                              									vergrößern, die der Giftgefahr wegen gefährlich werden kann. Eine allgemeine
                              									Verbreitung können solche Anlagen auch deshalb nicht finden, als die
                              									Quecksilbervorräte nur gering sind. Die Bergwerke von Almaden in Spanien werden auf
                              									etwa 40000 t geschätzt. In anderen Ländern wird nur sehr wenig Quecksilber gewonnen.
                              									Die Weltproduktion betrug 1921 nur 2432 t. (Mechanical Engineering 1924, S. 91.)
                           W.
                           Ueber ein neues Schwelverfahren berichtete Prof. Seidenschnur in Freiberg (Sachsen) gelegentlich der
                              									letzten Tagung der Braunkohlenstiftung und der Gesellschaft von Freunden der
                              									Bergakademie in Freiberg. Durch Verschwelung von Braunkohle mit Hilfe eines
                              									kreisenden Stromes inerter Gase von bestimmter Temperatur und bestimmter Menge
                              									gelang es ihm, einen Koks zu erzeugen, dessen Eigenschaften von denen des
                              									gewöhnlichen Grudekokses, wie er in Rolle-Oefen oder in Schwelgeneratoren mit
                              									Zwischenkoksentnahme gewonnen wird, recht erheblich abweichen. Der nach dem neuen
                              									Verfahren gewonnene Koks ist sehr leicht entzündlich und er verbrennt vollkommen
                              									geruchlos, jedoch unter Entwicklung einer Flamme, weshalb er den Namen
                              										„Flammkoks“ erhielt. Dieses Verhalten des Kokses ist bei seiner völligen
                              									Teerfreiheit und dem durch seine Erzeugung bedingten hohen Gehalt an gasförmigen
                              									flüchtigen Bestandteilen auch durchaus erklärlich. Bei dem neuen Schwelverfahren
                              									werden die sonst eintretenden Zersetzungen der Kohlesubstanz und namentlich des in
                              									der Kohle enthaltenen Bitumens fast gänzlich vermieden, so daß das in der Braunkohle
                              									enthaltene Bitumen restlos in nahezu unzersetzter Form gewonnen wird. Dies beweist
                              									auch die Tatsache, daß die Menge der bei dem Schwelprozeß entweichenden Gase sehr
                              									gering ist und daß diese Oase nur sehr wenig brennbare Bestandteile enthalten. Der
                              									von Prof. Seidenschnur gebaute Versuchsapparat vermag in 24 Stunden 3,21
                              									Braunkohlenbriketts durchzustezen; auf 1 qm Querschnitt ergibt sich eine Belastung
                              									von mehr als 400 kg stündlich, d. i. etwa das Dreifache der üblichen Belastung von
                              									Braunkohlenbrikett-Generatoren. Es ist zu erwarten, daß an Stelle von Briketts in
                              									dem gleichen Apparat auch getrocknete Siebkohle verschwelt werden kann. Der nach dem
                              									neuen Verfahren gewonnene Flammkoks findet, wie die „Montanistische
                                 										Rundschau“ berichtet, als Hausbrand bereits guten Absatz, infolge seines
                              									hohen Gasgehaltes wird er aber jedenfalls auch für die Industrie sowie für
                              									Staubfeuerungen recht gut verwendbar sein.
                           Sander.
                           Talsperre in Eisenbeton. Die Stadt Vöhrenbach hat zur
                              									Ausnutzung der Linach eine Talsperre gebaut, die nicht wie allgemein üblich massiv,
                              									sondern als gegliedertes Bauwerk ausgeführt ist. Der Wasserdruck wird dabei durch
                              									eine Reihe schief liegender Gewölbe aufgenommen. Für diese Bauweise eignet sich
                              									Eisenbeton in besonderem Maße. Für diese Talsperrenmauer von 145 m Länge sind bei
                              									Vollmauer-Ausführung 42000 m3 Beton notwendig,
                              									werden in Eisen, betonausführung nur 10500 m3
                              									gebraucht werden. Außerdem ist dabei die Bauzeit nur halb so groß. Die Staumauer
                              									besteht aus 13 senkrechten, nach oben verjüngenden Pfeilern, zwischen denen sich die
                              									eigentliche Talsperrenwand in Form von kreisförmigen, eisenbewehrten Gewölben
                              									gespannt ist. Die Rohrleitung zum Wasserschloß ist als eisenbetonummanteltes
                              									Holzrohr ausgebildet. Dadurch wird vermieden, daß das Rohr durch Risse undicht wird,
                              									außerdem ergibt ein solches Rohr auch kleinere Reibungsverluste.
                           Im Maschinenhaus befindet sich eine Freistrahlturbine von 60 PS, zwei Spiralturbinen
                              									von je 340 PS, die unmittelbar mit dem Generator gekuppelt und ein besonderes
                              									Aggregat, von 500 PS, das abwechselnd mit einem Generator und einer Pumpe verbunden
                              									werden kann. Auf diese Weise soll, wenn nachts der Strombedarf klein ist, ein Teil
                              									des Wassers wieder ins Staubecken zurückgepumpt werden. (Zentralbl. d. Bauverw.
                              									1924, S. 49.)
                           W.
                           Spritzbetonarbeiten unter Tage. Da im Bergbau unter Tage
                              									Preßluft überall in ausreichendem Maße zur Verfügung steht, sind die Aussichten für
                              									das Betonspritzverfahre hier recht günstig. Die umfangreichste Verwendung hat dieses
                              									Verfahren bisher zum Berappen der Strecken gefunden, darunter versteht man die
                              									luftdichte Isolierung des Gesteins bzw. der freiliegenden Kohle gegen den
                              									verwitternden Einfluß der Atmosphäre. Das Berappen, das die Zimmerung der Strecken
                              									entbehrlich macht, erfolgte bisher durch Auftragen eines 4–6 mm dicken Zementputzes
                              									mit der Hand, und zwar mußten alle Vertiefungen und Unebenheiten des Gesteins
                              									sorgfältig verputzt werden, um das Abbröckeln des Gesteins zu vermeiden. Diese
                              									zeitraubende Arbeit gestaltet sich mit Hilfe der Betonspritzmaschine sehr einfach,
                              									da der gespritzte Beton sich allen Unebenheiten anpaßt und selbst in die kleinsten
                              									Vertiefungen eindringt. Hierzu kommt, daß der gespritzte Beton eine viel größere
                              									Festigkeit besitzt und daß hierbei erheblich an Zement gespart werden kann. Das
                              									Berappen mit Hilfe der Spritzmaschine ist, wie Berlowitz
                              									in „Kohle und Erz“, 19. Jahrg., S. 353, berichtet, auf der Maxgrube in
                              									Oberschlesien übrigens schon seit mehr als 15 Jahren in Anwendung. Es ist dort
                              									gelungen, nicht nur normale Strecken in festem Gebirge, sondern auch schwache
                              									Stellen einwandfrei auszukleiden, so daß die Strecken auf größeren Längen ohne jede
                              									Zimmerung stehen. Eine weitere wichtige Anwendung findet die Betonspritzmaschine
                              									unter Tage bei der Herstellung von Branddämmen; so wurde z.B. auf der Maxgrube in 25
                              									Minuten ein Branddamm, von 2 qm Querschnitt gespritzt, während dieselbe Arbeit mit
                              									der Hand ausgeführt etwa 4 Stunden in Anspruch genommen hätte. Schließlich wird die
                              									Spritzmaschine neuerdings auch zur Betonauskleidung von im Abteufen befindlichen
                              									Schächten benutzt. Die Vorteile des Verfahrens liegen in der größeren
                              									Feuersicherheit der Grubenbaue, in der Vergrößerung der Streckenquerschnitte
                              									infolge Fortfalls des Holzausbaues, in der Verbesserung der Wetter durch Wegfall des
                              									faulenden Holzes und schließlich in den weit geringeren Kosten für Ausbau und
                              									Unterhaltung.
                           Sander.
                           Zuschrift an die Schriftleitung. Zu dem Aufsatze „Ueber
                                 										Kugellager“ in Heft 6 erhalten wir weiter von den „Schweinfurter
                                 										Präzisions-Kugel-Lager-Werken Fichtel & Sachs A.-G. folgende
                              									Berichtigung:
                           Kugellager mit Einfüllöffnungen. Zu dem Aufsatz von Dr. P.
                              									Martell: „Ueber Kugellager“ sind noch einige Ergänzungen notwendig, um dem
                              									gegenwärtigen Stand der Kugellager-Technik ganz gerecht zu werden. Dies kommt
                              									besonders für Kugellager mit Einfüllöffnungen in Betracht.
                           Bekannt ist, daß die Tragfähigkeit des Kugellagers in direktem Verhältnis zu der
                              									darin verwendeten Kugelzahl steht. Je größer die Kugelzahl, desto höher ist also die
                              									Tragfähigkeit des Lagers. Den zwischen den Laufringen eines Kugellagers für die
                              									Kugeln bestimmten Raum möglichst vollkommen auszunutzen, ist der Zweck einer
                              									Einfüllöffnung bei Kugellagern.
                           Bei geeigneter Käfigkonstruktion (besonders bei dem Wellenkorb der Fichtel &
                              									Sachs - Kugellager) ist es möglich, diesen Raum bis zu 94 % auszunützen.
                           Manchmal wurde gegen die Anwendung der Einfüllöffnungen bei Kugellagern das Bedenken
                              									geäußert, daß sich die Kugeln beim Lauf leicht an den Kanten stoßen, die durch den
                              									Schnitt der in den Schaltern der Ringe angeordneten Einfüllöffnung mit der
                              									Kugellaufbahn entstehen, besonders wenn aas Lager neben der radialen auch eine
                              									achsiale Belastung aufzunehmen hat.
                           Sowohl die praktischen Erfahrungen als die Betrachtung der Vorgänge im Kugellager
                              									haben diese Bedenken widerlegt.
                           Abb. 1 und 2 zeigen die
                              									Verhältnisse bei den Einfüllöffnungen. Daraus ist leicht ersichtlich, daß die Kugeln
                              									beim Lauf überhaupt nicht mit der Einfüllöffnung in Berührung kommen. Abb. 1 stellt einen Schnitt parallel zur Drehachse des
                              									Querlagers dar. Abb. 2 zeigt eine Draufsicht auf die
                              									Einfüllöffnung des Innenringes. Aus den Abbildungen ist ersichtlich, daß die
                              									Einfüllöffnung die Laufbahn der Kugeln nicht unterbricht, da sie nicht bis auf den
                              									Grund der Kugellaufbahn geführt wird. Die Einfüllöffnung läuft soweit oberhalb des
                              									Grundes der Kugellaufbahn aus, daß auch bei achsialer Belastung die Kugeln nicht
                              									über die Kanten der Einfüllöffnung laufen. Die Kugellager mit Einfüllöffnungen
                              									tragen aber auch in achsialer Richtung mehr als Lager ohne Einfüllöffnungen bzw. als
                              									Lager mit geringerer Ausnutzung des Raumes. Selbst bei stark abgenutzten Lagern
                              									haben sich in dieser Hinsicht keine Unzuträglichkeiten eingestellt. Die Konstruktion
                              									genießt Patentschutz.
                           Das Kugellager mit Einfüllöffnung hat neben der erhöhten Tragfähigkeit in radialer
                              									und achsialer Richtung noch den Vorteil, daß seine Kugeln beim Einfüllen in das
                              									Lager nicht verletzt werden, während in der Regel bei Kugellagern ohne
                              									Einfüllöffnung die letzte Kugel unter einem gewissen Zwang in das Lager
                              									eingeführt werden muß, um durch diese letzte Kugel die Tragfähigkeit des Lagers
                              									etwas zu erhöhen. Dabei verletzen sich die Kugeln oft gegenseitig oder werden durch
                              									die Schultern der Laufringe verletzt. Diese Verletzungen verursachen einen
                              									geräuschvollen Lauf des Lagers. Sie können den Ursprung von Beschäftigungen des
                              									Lagers bilden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 126
                              Abb. 1.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 339, S. 126
                              Abb. 2.
                              
                           Das Kugellager mit Einfüllöffnung erfüllt also besonders die Forderungen nach hoher
                              									radialer und achsialer Tragfähigkeit, geräuschlosen Lauf und langer Lebensdauer.
                           Weiterhin wäre zu berichtigen, daß die Kugeln aus Chromstahl hergestellt werden und
                              									nicht aus Chrom-Nickelstahl. Auch hat sich noch nie in der Praxis gezeigt, daß ein
                              									Laufring durch die Einfüllöffnungen eine gefährliche Schwächung erleidet. Dieses
                              									rührt davon her, daß im Kugellager die wesentliche Beanspruchung durch die
                              									Oberflächenpressung zwischen Kugel und Laufbahn erfolgt. Die Beanspruchung aber; die
                              									etwa durch Aufziehen eines Ringes entsteht, wenn das Uebermaß der Welle in den von
                              									den Kugellagerfabriken vorgeschlagenen Werten gehalten wird, bleibt in so geringen
                              									Grenzen, daß erst ein Vielfaches davon als beachtenswert in Rechnung gezogen werden
                              									müßte. Deshalb bleibt das Einbringen einer Einfüllöffnung für die Festigkeit der
                              									Laufringe belanglos.